Za darmo

Moreau

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Hau-Ri sah ihm über die Schulter.

»Was hast du da?«

»Ein Buch.«

»Was ist das? Was tust du damit?«

»Den großen Geist befragen.«

»Aber hast du nicht ein Herz?«

»Ich habe kein Herz, kleine Hau-Ri. Ich habe nur Umarmungen, die dich streicheln, Augen, die dich lieben, und Hände, die zum Töten geboren sind.«

»Warum bist du so wild und so mild, so gut und so böse zugleich? Und welchen großen Mann meintest du vorhin, über den du den großen Geist befragen willst?«

»Der große Mann, das ist mein Feind.«

»So willst du wieder auf den Kriegspfad ziehen?« fragte Hau-Ri erschrocken.

»Vielleicht,« seufzte er, »denn ich muß den Kreis, den mir der große Geist vorgezeichnet hat, vollenden.«

Hau-Ri schüttelte den Kopf.

Sie blickte in den Wald und horchte auf seine Geräusche. Dann ging sie an den Wasserfall, um den Strom reden zu hören, denn Moreau redete Unbegreifliches und sang zu ihr wie ein fremder Vogel.

Eines Nachmittags stieg ein Mann im schwarzen Mantel über die Mauer, die Moreaus Landhaus umfriedete.

Hau-Ri sah ihn schon, wie er den Hügel herabkam, und schrie.

Er verdunkelte die Sonne, und sein Mantel warf einen wehenden Schatten.

Moreau trat aus dem Haus.

»Kreuzt Ihr wieder meinen Weg? Wie habt Ihr bis hierher gefunden? Ich war vor Euch geflohen.«

»Ich finde immer zu Euch«, sagte der Mann im Mantel. »Hört, was ich Euch zu berichten habe. Napoleon ist in Rußland aufs Haupt geschlagen. Sein Heer vernichtet, wie Mürbeteig zerrieben. Frankreich harrt Euer. Eine Revolution ist am Werke. Man wird Euch zum Präsidenten der provisorischen Regierung erwählen. Eilt. Laßt Euer Vaterland und Euer Schicksal nicht warten.«

Der Mann schlug den Mantel enger um sich, und die Dämmerung entzog ihm seine Konturen.

»So hat der Polarstern dem Bonaparte ein böses Licht aufgesteckt. – Was ist mit meinem Stern, der Wage? Wohin schwankt sie? Auf welche Seite neigt sie sich?«

»Bleibe hier«, sagte Hau-Ri leise.

»Kind,« sagte er, »ich würde dich töten, wenn ich dich wahrhaft liebte.«

»Liebe mich«, flüsterte Hau-Ri.

Der Mann im Mantel sprach weiter. Es wurde dunkel, und die Nacht sprach zu Moreau:

»Rußland, Preußen, Schweden, Österreich verbinden sich gegen Bonaparte. Ich habe eine Botschaft des russischen Kaisers Alexander an Euch. Er hat die Gewogenheit, Euch in das Hauptquartier der Alliierten zu laden. Er bittet Euch, den Verbündeten Euer Genie nicht vorzuenthalten. Eine hohe, überragende Stelle an der Spitze der verbündeten Heere ist Euch gewiß.«

Moreau lauschte verzaubert.

Das braune Mädchen, der hohe Mond, der Mann im Mantel bewegten sich wie Schatten seiner Phantasie.

Endlich eine Möglichkeit, dem Haß die wirkliche Tat zu leihen. Das Gefäß, das danach dürstete, bis an den Rand mit Blut zu füllen.

Oh, wie er lechzte nach Blut und Tod.

Oh, wie er dieses Frankreich haßte.

Wie er gedachte es auszurotten von seinem peinlichen Pöbel wie das Geschlecht der Schwarzfußindianer.

Er wollte es vernichten, dieses Frankreich, und seinen Inbegriff: Bonaparte.

Ich werde an der Spitze eines fremden Heeres in mein Vaterland einziehen und werde es demütigen und knechten, wie nie ein Volk erniedrigt wurde.

Moreau schiffte sich auf der »Blanchette« nach Europa ein.

Sie war ganz weiß gestrichen und am Bug mit zierlichen roten und grünen Arabesken geschmückt.

»Sieh, Hau-Ri, welch ein hübscher Vogel Er wird uns bald auf seine Fittiche nehmen und in unsere Heimat tragen.«

Moreau traf am 7. August über Schweden in Stralsund ein. Er reiste sofort nach Berlin weiter. Seine Reise glich einem Triumphzug.

Ein Augenzeuge berichtet:

»In einfacher, bürgerlicher Kleidung erschien Moreau so anspruchslos, wie sein ganzes Wesen wirkte. Auf seinem freundlichen, geistvollen Antlitz lag jene Ruhe des Gemütes ausgebreitet, die den Hauptzug seines überaus liebenswürdigen Charakters bildet. Doch konnte man auch die Spuren nicht verkennen, welche die Pflüge des Schicksals darauf zurückgelassen hatten.

In seine Stirn, die sich in scharfe Falten legte, war das Kreuz des Dulders eingedrückt. Unwiderstehlich fühlte man sich durch seine Offenheit angezogen, aus der eine schöne Seele wie aus einem reinen Spiegel strahlte.« -

Tags darauf reiste Moreau ins russischpreußische Hauptquartier ab.

Er traf mit Alexander von Rußland, Franz I. von Österreich und Friedrich Wilhelm III. von Preußen zusammen.

Franz schüttelte ihm die Hand und dankte ihm für die Milde, mit der er einst in seinem siegreichen Feldzuge seine österreichischen Staaten behandelt habe.

»Verläßt man«, sagte Moreau, »nach Jahren einsamer Betrachtung ein Land wie Amerika, so kann dies nur geschehen, um der Welt den Frieden zu geben oder in ihr umzukommen.«

Alexander umarmte ihn und hatte eine zweistündige Unterredung mit ihm.

Moreau schlug vor, Bonaparte bei Dresden anzugreifen.

Die Marschrichtung sowie das Kommando der einzelnen Armeen wurde im Kriegsrat genau festgesetzt.

Dresden war bis auf die Ausgänge der Friedrichstadt eingeschlossen.

Es war dem linken Flügel der Verbündeten noch nicht gelungen, auf dieser Seite weit genug vorzustoßen.

Um 3 Uhr nachmittags setzte der allgemeine Angriff ein.

Ein feiner Regen rieselte wie Nebel nieder.

Moreau und Kaiser Alexander hielten hinter einer preußischen Batterie auf den Recknitzer Höhen, gegen welche zwei französische Batterien von der alten Garde aufgefahren waren.

Moreau zügelte gerade sein Pferd, um die Stellung zu verlassen, als eine dritte seitwärts in einem Hohlweg verschanzte französische Batterie den ersten Schuß abfeuerte.

»On l'aura«, wandte sich Moreau auf dem schmalen Pfad halb rückwärts zum Kaiser.

Da brachen Pferd und Reiter zusammen.

Moreau schlug mit der Hand in die Luft.

Die Bretagne blendete.

Mütterliche Güte strich über seine Stirn.

Seine Wimpern zitterten. Er wollte weinen.

Aber er schlief ein.

Seine beiden Füße waren ihm vom Leibe gerissen.

Über seine Leiche hingebückt gab die kleine Indianerin einem Kinde das Leben und starb.

Bauern aus Recknitz nahmen sich des Kindes an.

Was aus ihm geworden ist, ob es ein Knabe, ob es ein Mädchen war, niemand weiß es.

Bonaparte ließ sofort durch Armeebefehl das Heer vom Tode des Landesverräters Moreau in Kenntnis setzen:

»Die erste Kugel, die die französische Gardeartillerie bei der Verteidigung Dresdens abschoß, fällte den Deserteur Moreau, ehemals General in meinen Diensten. Er verlor beide Füße, damit er nicht mehr nach Frankreich gehen und die Luft seines Vaterlandes mit seinem Atem verpesten könne. Gefoltert von den Schmerzen seines Leibes, der Reue über sein verfemtes Sein, verreckte er in den Armen des asiatischen Zaren als ein Verräter der französischen Kultur, gehaßt von seinen früheren, verachtet von seinen jetzigen Freunden, geliebt von niemand.

Soldaten Der Himmel gab uns ein gutes Zeichen Unser ist die Gerechtigkeit Wir werden den vielfach überlegenen Feind niederringen.

Wir wollen, sollen, müssen und werden siegen

Vorwärts

Es lebe Frankreich«

So oft Bonaparte schlecht schlief und sich von unheilvollen Träumen, wie Schwärmen schwarzer Raben, bedrängt und geängstigt sah, sagte er leise zu seinem Kammerdiener:

»Moreau se remue dans son tombeau.«

»Majestät,« erwiderte der devote Mulatte, »die Soldaten behaupten, das Skelett von Moreau führe, ein blutendes Mal in der Gestalt eines Kreuzes auf der Stirn, auf einem weißen Schimmel reitend, die Reihe der Verbündeten an.«

»Rüstern,« meinte Bonaparte und blickte trübe in den grauenden Morgen, »wenn die Soldaten das verfluchte Gespenst gesehen haben, so wird es wahr sein.«

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