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Moreau

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Wohin fahre ich?

Moreau vergräbt sich in die Polster einer zärtlichen Vergangenheit. Noch schwärmt der Duft süßester Demoisellen verstaubt in den Nähten der Kissen, in den Ritzen der Fenster. Noch schwingt ein Hauch galanter Worte in den wehenden Gardinen.

Die süßesten Demoisellen wurden wilde Panther, die mit den Zähnen ihre Opfer zerrissen.

Die lispelnde Galanterie verklang im Gebrüll der Carmagnole.

Der König, – wenn er ein wenig vernünftiger gewesen wäre?

Aber Könige sind nie vernünftig.

Es hat ihn gereizt, das Schicksal, das er über sich aus den Lüften hereinbrechen sah, herauszufordern.

Was tat er, Moreau, anderes?

Der Bonaparte ist ein böser Hund, den man zertreten sollte. Er wird noch einmal die Tollwut kriegen. Die Inkarnation des Pöbels. Vom Pöbelwahn geboren. Im Meer des Volkes an den Strand getrieben. Eine ganz gewöhnliche Muschel, die vortäuscht, eine Perle zwischen ihren Schalen zu verbergen.

Ein Italiener Ein Korse

Das Volk braucht zur Anbetung immer ein Fremdes, Unbegreifliches, eines, das aus der Ferne kommt, die niemand kennt, von den Felsen Korsikas, aus der Bläue eines heißeren Himmels, im Blut die Rache seiner Väter fühlend.

Mein Vater war nur ein harmloser Advokat.

Advokaten liebt das Volk nicht. Es will betrogen, aber nicht verteidigt sein. Angeklagt will es werden. Ausgepeitscht. Gemartert und bespien. Dann leckt es verzückt seinem Quälgeist die Schuhe und frißt aus der Hand.

– Es dunkelt.

Der Wagen hält. Ein einsames Gasthaus liegt, wie aus dem Himmel gefallen, gleich einem Klotz im unfreundlichen Nebel. Der Kutscher steigt vom Bock und öffnet den Schlag.

»Mein Herr, wir müssen übernachten …«

Moreau wird mißtrauisch: »Was ist das für eine zweifelhafte Bude? Ihr seid bestochen. Wohin fahrt Ihr mich?«

Der Kutscher zuckt nachsichtig die Achseln.

»Eine schlimme Zeit. Aber ich bin nicht befähigt, sie zu verschlimmern.«

Moreau ragt im Nebel vor dem Wagen wie ein Meilenstein. Eine schmierige Funzel hängt wie ein Lampion trübe über ihm. Rechts stehen lange Reihen steifer Gespenster, welche die hölzernen Giraffenhälse nach Moreau recken.

Ich könnte jetzt in den Wald entlaufen, überlegt Moreau. Man würde mich nicht finden bei einem solchen Nebel.

Laut sagt er: »Ihr kennt Bonaparte?«

»Ja – und ich kenne Euch – und Sie kennen mich … Treten Sie nur unter das Haustor dort. Der Regen durchnäßt einen bis auf die Haut. Wir bleiben die Nacht hier.« -

Moreau sah die schlanken, eleganten Hände des Kutschers:

Wo habe ich nur mit diesen Händen schon zu tun gehabt?

Streichelten sie nicht einst einen Fiebernden und lagen kühl und fest auf seiner Stirn? Und dieser gute Glanz der Augen

»Warum kommt Ihr immer wieder zu mir? Glaubt Ihr, daß ich krank bin?«

Der Kutscher sagte:

»Sie sind krank, General. Ich will Sie heilen, wie ich Sie schon einmal geheilt habe.«

»Ich habe den Maler neulich zur Tür hinausgeworfen.«

Der Kutscher lachte höflich.

»Oh, das hat nichts zu besagen. Sie werden ihn übrigens ebenfalls hier im Hause vorfinden. Dazu jemand, den Sie schwerlich hier vermuten werden. Treten Sie, bitte, ein.«

Er stieß die Tür auf (mit einem seiner schweren Stiefel: es machte ihm ersichtlich Vergnügen, Kutscher zu sein) und ließ Moreau eintreten. In einem gekalkten und verräucherten Gastzimmer saßen etwa zwanzig Männer ernst und schweigend beim Schein einiger Kerzen um einen langen, ungedeckten Tisch. Jeder hatte eine Kanne mit rotem Wein vor sich stehen.

Beim Eintritt Moreaus erhoben sich alle von den Bänken.

Einer sagte:

»Es lebe Moreau«

Die ändern stimmten leise ein.

Ein Platz am Tisch war freigelassen. Moreau ging auf ihn zu und nahm Platz.

Er sah sich flüchtig, aber aufmerksam um. Der erste, dessen Augen er begegnete, war Pichegrue, sein ehemaliger Oberfeldherr im Nordfcldzug gegen Holland. Er sah den Maler Boubourouche. Er sah viele andere, deren Namen er nicht wußte und deren Gesichter seine Erinnerung zu kennen vermeinte.

Aber oben an der Tafel saß an der Schmalseite, allein für sich, jemand, der sein Blut zu Kristall erstarren und erfunkeln machte, ein Jüngling von etwa neunzehn Jahren, schlank, verträumt, mit Händen, die wie Elfenbein unter Spitzenmanschetten lagen.

Es war der Bourbone.

Er erhob sich und ging auf Moreau zu. Sein Gang war Musik, in deren Rhythmus sich der zarte Leib wiegte. Über seine Stirne fielen dunkelbraune Locken. Seine Ohren waren klein wie die einer Maus. Seine Augen blinkten ruhig und unverwirrt wie zwei Gestirne.

Er reichte Moreau beide Hände und sagte:

»Willkommen, General.«

Moreau hielt diese Hände eine Sekunde fiebernd in den seinen.

Das war das Volk nicht mehr, das er gelernt hatte zu verachten. Das war nicht der Schweiß des marschierenden Soldaten, nicht der hungrige Blick des Plünderers, grün schillernd, nicht der zitternde Sprung des Schänders, die schwelende Hand des Brandstifters.

Das war ein Engel, von Wolken sanft herniedergestiegen, durch den Nebel des Herbstes. Unerkenntlich dem großen Haufen der brüllenden Plebejer.

Das war ein Sohn der Madonna.

Wenn selbst das Volk ihn sähe – es würde ihn nicht erkennen.

Er, Moreau, war ein Auserwählter. Ein Soldat Gottes. Ein Soldat der Madonna. Ein Diener ihres Sohnes.

O selig, Diener eines solchen Herrn zu sein.

Moreau schlug den Plutarch auf und las: »So sind denn die sonderbarsten Ereignisse auch dieser Männer dargetan worden. -

Vergleicht man nun das Leben des einen mit dem Leben des anderen überhaupt und im besonderen, so fällt der Unterschied nicht so leicht in die Augen, da er unter einer Menge bedeutender Ähnlichkeiten beinahe vergeht. Wenn man aber jeden wie ein Gedicht oder Gemälde nach den einzelnen Linien und Teilen einer besonderen Prüfung unterzieht, so ist es zwar beiden gemein, daß sie ohne alle vorhandenen Hilfsmittel allein durch ihre großen Eigenschaften und Talente zu den höchsten Ämtern und dem höchsten Ansehen gelangt sind. Aber man findet auch, daß Aristeides zu einer Zeit, wo Athen noch nicht so stark und mächtig war, wo die Führer und Häupter des Volkes noch in ziemlich gleichem und ebenem Verhältnis zueinander standen, sich emporgeschwungen hat. Cato hingegen wagte es, aus dem Bauernstand heraus sich in das ungeheure Meer der Staatsverwaltung zu stürzen, die keinem mehr gestatten wollte, den Pflug mit dem Stab des Feldherrn und die Schippe mit dem Talar des Richters zu vertauschen. Eine Gesellschaft, die in ihrer Machtvollkommenheit jedem, der außerhalb ihrer stand, mit frechem Stolz begegnete.

Im Krieg waren beide unbesiegbar, aber in der Verwaltung des Staates mußte Aristeides unterliegen, da er durch Kabalen verdrängt und aus der Stadt verbannt wurde …«

Moreau hielt inne mit Lesen. War das Vergangenheit? Zukunft? Was wußte dieser alte Grieche? Ach, daß es immer dieselben Menschen gibt, und daß auch die außergewöhnlichen noch sich gleichet wie ein Ei dem ändern. Mit dem Unterschiede, daß der eine ein Kiebitzei und der andere ein Kuckucksei ist …

Ich bin, wie es scheint, ein Kuckucksei. Mich hat der Vogel Zeit in ein falsches Nest gelegt – Moreau las weiter:

»Daß der Mensch keine vollkommenere Tugend besitzt als die politische, darüber ist sich jedermann klar …«

Eben diese Tugend habe ich nicht. Ich glaubte einmal, sie zu besitzen, als ich in Reimes die Studenten organisierte. Als ich vom Balkon die Prozession des Volkes schreiten sah. Es war der Rhythmus der Masse, das Soldatische, das mich begeisterte. Die Buntheit des Tuches. Der Wunsch, den Farben, Klängen, Bildern zu befehlen.

Ich habe nur eine Tugend: die soldatische.

Und alle Fehler: die soldatischen.

Der gesetzgebende Rat gab den Generälen Moreau und Bonaparte am 4. November ein Fest im Siegestempel.

Der 4. November war zufällig Moreaus Geburtstag.

Moreau sprang wie ein kleiner Junge durch das Fest.

Er tanzte mit Christophe und stellte ihn allen Leuten als seinen Sohn vor. %

Eine Dame schwebte von der Estrade herab.

Ihre Augen treffen sich. Verbrennen ineinander.

Glück einer Sekunde. Glück einer Ewigkeit.

Die Kronleuchter läuten.

Viktoria Viktoria Sieg

Man hatte ein Hoch auf Moreau ausgebracht. Aber Moreau hat es überhört. Er sieht nur die Dame. Die schwebt näher. Ihr Engelsantlitz schrumpft zusammen. Ihre funkelnden Hände werden matt. Ihr heller Hals schimmert ölig und speckig. Ein törichtes Vergnügen umspielt ihren schiefen Mund.

Es ist Jeannette.

Gleichzeitig mit ihr tritt ein weicher, wohlbeleibter Herr an ihn heran.

Er stellt sich ergebenst vor. Es ist der schweizerische Gesandte. Jener Wclschschweizer vom Fest in Rennes.

Und Jeannette ist seine Frau.

»Wir standen uns einmal mit den Waffen in der Hand gegenüber, mein General. Als wir jung waren.«

Moreau denkt: Als wir jung waren -

Jeannette ist beglückt.

Moreau stützt sich auf Christophe.

»Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mich damals zum Kampf zwangen. Ich habe mir meine Frau erkämpft, im Kampf gegen Sie.«

Jeannette lächelt.

»Sie haben mich gelehrt, ihren Wert zu erkennen.«

Moreau sieht den Wald von Rennes:

»Ich glaubte damals an Gerechtigkeit. Und zog nur für eine Dame dieses Namens den Degen.«

Der Schweizer stimmte verbindlich zu:

»Sie haben immer für Gerechtigkeit gekämpft. Moreau und Recht sind Synonyme.«

Moreau betrachtet Jeannette.

Christophe lächelt vergebens seitwärts.

Sie ist wieder ein wenig von mir weggetreten. Distance, Madame, Distance – und Sie sind mir wieder nah. Distance, Madame, ein wenig mehr – und ich bin bereit, meinen Degen zu ziehen, nicht für die Gerechtigkeit, nicht für Sie, Madame, für mich … für mich ganz allein.

 

Jeannette versinkt in Erinnerung und Tränen.

Moreau blickt in die Höhe.

»Madame ist nicht wohl.«

Der Schweizer ist um Jeannette besorgt.

»Mein Liebling – du fühlst dich schlecht?«

Jeannette erwacht.

»Bring' mich nach Hause, Adolphe. Ich habe Kopfschmerzen.«

»Tausend Verzeihung, mein General. Auf Wiedersehen.«

Moreau steht hinter einem Vorhang und beobachtet die Straße.

Es regnet. Zwischen den Tropfen glitzern da und dort einige Schneeflocken. -

Jetzt treten sie aus dem Portal.

Sie steigen in einen Wagen.

Der Pöbel brüllt.

Das Pflaster klappert an den Hufen.

Eine Hand legt sich leicht auf seine Schulter.

Er wendet sich um.

Es ist Christophe.

Er steht wie ein Erzengel in seidener Rüstung vor ihm.

Seine Augen leuchten.

»Du hast Wein getrunken?«

Christophe nickt.

»Ich bin froh und traurig zugleich.«

»Hast du mit einem kleinen Fräulein getanzt?«

»Sie wollten alle mit mir tanzen. Aber ich wollte nicht. Ich war bei dem großen Mann und habe ihn sprechen hören. Er hat mir Wein eingeschenkt, und ich habe auf sein Wohl trinken müssen.«

Moreau krampft sich mit den Fäusten in den schwarzen Samtvorhang.

»Du warst bei Bonaparte?«

»Ja. Ich hörte seine Stimme von weitem und ging auf sie zu. Ich wollte ihn nur sprechen hören, sonst nichts. Er sagte zu mir, daß ich ein gentiler Junge sei. Und wem ich gehöre. Ich sagte … Ihnen.«

Moreaus Spannung löst sich. * »Hast du das gesagt? Ist das wahr?«

Der Knabe nickt.

»Es ist wahr.«

»Gesteh's, daß er dich mir rauben will.«

»Er will es vielleicht, aber er wird es nicht können. Denn ich werde nicht mehr sein. Ich liebe Sie. Aber Sie lieben mich nicht mehr. Oh, widersprechen Sie mir nicht. Sie versuchen nur noch, mich ±u lieben.«

Moreau traten Tränen in die Augen.

»Christophe, begreife meinen Schmerz. Du entschwindest mir.«

»Ich würde vielleicht wünschen, bei Bonaparte zu bleiben. Aber er ist vom Volk. Und das Volk liebt mich nicht. Ich bin zu krank für seine Liebe. Er würde mich nicht mit Händen, er würde mich mit Pranken anfassen. Jeder Handdruck würde mir Blut entpressen.«

Moreau verbarg sein Gesicht.

Christophe zog seine Flöte.

»Denken Sie manchmal an mich, wenn Sie nicht schlafen können.«

Wie der Erzengel Raffael drehte er sich silbern vor dem schwarzen Himmel des Vorhangs, in den voreilig sich die Nacht verwandelt hatte, und blies und sang:

 
»Ich bin von Menschen so verlassen, daß
Zwei milde Mäuse nun mein Spielzeug sind,
Aus grauem Stoff ersonnen, und von Glas
Die schwarzen Augen, funkelnd, aber blind.
Auf sich beschränkt, ist rings die Welt so tot,
Wie diese Mäuse sind: des Unseins Raub.
Aus grauem Stoff verfertigt, blind und taub,
Erkennet eines nicht des ändern Not.
Verstehet eines nicht des andern Wort,
Fühlt eines nicht des andern Herzens Schlag.
Und also ist ein jegliches verdorrt;
Und alles ist nur eines: Nacht und Tag.
Im Gewühl des Festes treffen sich zwei Bürger.
 

Stutzen.

Treiben aneinander vorbei.

Wenden.

Sie suchen sich mit den Augen zu fassen. Funkeln eitel und ehrgeizig wie zwei Pfauen.

Der eine packt den ändern vorsichtig bei der Hand und führt ihn in eine Nische.

«Gevatter Spiegelfechter?«

»Gevatter Wolkenkämpfer?«

»Wie steht das werte Befinden?«

»Das Ihre, mein Herr?«

»Sehen Sie noch immer in allen Spiegeln sich selbst und schlagen Sie sich mit Ihren eigenen Grimassen herum?«

»Rufen Sie noch immer Wolken vom Himmel, um Frankreich zu verdüstern?«

»Ich lasse regnen auf Frankreich. Frankreich ist fruchtbare Erde. Frankreich soll Frucht tragen. Meine Frucht.«

»In meinem Spiegel soll Frankreich sich erkennen – und es wird sich entsetzen vor seinem Bildnis.«'

»Wir kennen uns …?«

»Ewig…«

»Als Brüder?«

»Als Brüder«

»Als Feinde?«

»Als Feinde«

Gelächter plätschert wie ein Springbrunnen.

Tanz der Eulen und Schmetterlinge. Ein Menuett von Rosendüften.

Moreau und Bonaparte schütteln sich die Hand.

Moreau löst am 18. Brumaire mit einem Kommando Musketiere das Direktorium auf.

Bonaparte tritt seine Diktatur an.

Er fährt am Nachmittag in einer mit vier Schimmeln bespannten Karosse bei Moreau vor.

Moreau liegt müde auf einem persischen Diwan.

Die Kerzen sind halb heruntergebrannt. Schwere Schatten fallen über die aufgeschlagene Bibel.

Bonaparte ist von einem flackernden Gefolge von Offizieren und hohen Beamten umgeben.

Moreau erhebt sich fragend aus den Kissen.

Ein Offizier im Dreispitz nähert sich mit einem goldbestickten seidenen Polster, auf dem zwei mit Diamanten besetzte Pistolen ruhen.

Bonaparte spricht mit seiner rauhen, blechernen Stimme:

»Einige Ihrer Siege, Bürgergeneral, sind darauf eingraviert, aber nicht alle, sonst hätten keine Diamanten mehr Platz gefunden. Erlauben Sie mir, mit dem Dank des Vaterlandes Ihnen zugleich meine Bewunderung für Ihre Feldherrntugenden auszusprechen. Mein Feldzug in Italien war der eines jungen Mannes. Der Ihre war der eines vollendeten Feldherrn – des Soldaten an sich.« -

Die Wachskerzen flattern.

Sie duften wie ferne Jugend.

Bonaparte hat recht.

Ich bin ein Feldherr. Kein Weltherr. Er ist ein junger Mensch. Und jungen Menschen gehört die Welt.

Moreau verneigt sich.

»Verbindlichen Dank, Konsul, für die Ehrenpistolen. Ich darf den Aufwand dieser Feierlichkeit, den Sie mir zu widmen geruhen, vielleicht mit einer Zeremonie verbinden, die ich schon seit langem plane. So habe ich es nicht nötig, zu meiner Szene mir erst das Publikum zu suchen, dessen ich bedarf. Einen Augenblick, meine Herren.«

Moreau schellt.

Christophe erscheint.

»Ruf mir den Koch – und bring' mir das goldene Kasseroll, das heute morgen erst der Goldschmied sandte.«

Der Knabe enteilt. Bonaparte wartet verbissen.

Das Gefolge steht stumm und betroffen.

Der Koch schwankt durch die Tür. Behäbig und lebhaft. Ein Südfranzose. Wie eine weiße Wolke kriechend. Er tanzt seine Reverenzen.

Christophe trägt auf einem dunkelgrünen Samtpolster ein goldenes Kasseroll.

»Meine Herren. Der Konsul war so gütig, mir soeben in seinem und des Vaterlandes Namen ein paar Ehrenpistolen zu verleihen für Verdienste, die ich vor mir selber nur als Pflicht und Notwendigkeit anerkennen kann. Ich bin ein Mensch der Tat. Ein Mann des scharfen Schwertes. Ein Soldat. Die Gabe der Phantasie, des Traumes am Tage, wurde mir nur spärlich zugemessen. Dieser Mann allein (und Moreau deutete auf den Koch, der sich schwänzelnd verbog und verbeugte) vermochte zuweilen sie aus meinem Herzen hervorzulocken: durch eine Sarabande von Poularde, durch ein Scherzo von Salat, durch ein Omelett, leicht und wehend, als esse man eine süße Wolke. Er ist ein wahrer Künstler – an Erfindung und Kraft. Ich gestatte mir, mein lieber Guy, dir vor den Augen dieser erlauchten Versammlung dieses goldene Ehrenkasseroll zu überreichen. Möchtest du dich seiner würdig erzeigen.« -

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