Za darmo

Moreau

Tekst
Autor:
0
Recenzje
iOSAndroidWindows Phone
Gdzie wysłać link do aplikacji?
Nie zamykaj tego okna, dopóki nie wprowadzisz kodu na urządzeniu mobilnym
Ponów próbęLink został wysłany

Na prośbę właściciela praw autorskich ta książka nie jest dostępna do pobrania jako plik.

Można ją jednak przeczytać w naszych aplikacjach mobilnych (nawet bez połączenia z internetem) oraz online w witrynie LitRes.

Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Der Schweizer erblaßte und klappte in die Knie.

Moreau holte einen Arzt und Träger.

Als er zurückkam, fand er Jeannette bei dem Welschschweizer.

Mit ihrem Brusttuch stillte sie die Wunde und schluchzte jubelnd.

Angeekelt und voller Zweifel über das Weib und das Recht des Weibes kehrte er in das Fest zurück.

Er hatte sich gerade einen Becher Roten geben lassen, als Geschrei von der Stadt her die Menschen aufmerken und sich zusammenrotten ließ.

Ein Reiter galoppierte auf einem Maultier gegen den Wald an.

»Es ist Krieg,« schrie er von weitem, »Krieg. Österreich hat uns den Krieg erklärt …«

Das Volk fiel zusammen und auseinander.

Krieg … Krieg … Krieg rollte das Wort wie ein Kugelblitz durch das Fest, Donner des Volkes hinter sich verbreitend.

Moreau lehnte an einem Baum.

Er gedachte des Zeichens an seiner Stirn.

Er hatte heute seinen ersten Feind besiegt – oh: nein, den zweiten, der König war sein erster Feind gewesen – und war doch unterlegen, weil eine Frau ihn verraten hatte.

»Alle Frauen sind Spione des Feindes«, sagte er.

Der Rausch der Zukunft stieg ihm wie Wein zu Kopf. Es lebe der Krieg Es lebe die Revolution Das künftige Jahrhundert ist im Anmarsch. Schon klingen seine ehernen Posaunen aus den gesprengten Toren des Himmels. Die Pauken rasseln und Engel schreiten über den Horizont mit silbernen Fahnen aus Mond und Sonne.

Die Musik spielte die Marseillaise.

Unter den dämmernden Zweigen tanzten die Studenten und Mädchen nach der Marseillaise.

Moreau stürzt nach Hause, um ein Manifest an die Bürger von Rennes aufzusetzen.

Kein Sou für den König Kein Krieg für den König Man wird die Republik erklären Sanken umsonst die Mauern der Bastille? Nieder mit dem König Kampf des Volkes Krieg um des Krieges willen Reinigung der Kloake Frankreich

Reinheit und Güte einer neuen Welt.

Die Stadt Renncs stellte eine Fahne Freiwilliger auf.

Man erwählte Moreau zu ihrem Kommandanten.

»Brüder,« rief er, »wir wollen »deshalb mit ganzer Seele Soldaten sein, weil wir mit ganzer Seele Bürger sind.«

Moreau vertiefte sich in den Brunnen^ der Strategie.

Sein größtes Erlebnis wurde Cäsars Bellum Gallicum.

Er hatte ihn in der Schule gelesen, unlustig und nachlässig und seiner längst vergessen.

Nun las er ihn mit den Augen des Soldaten.

»Cäsar, mein Kamerad«, jauchzte er.

Besonders beschäftigte ihn bei Cäsar die Anlage des Rheinübergangs. Er konstruierte sich eine kleine Brücke aus Holz und Pappe, ganz nach den Angaben des Feldherrn, und stellte sie auf seinen Tisch.

Jeden Morgen, wenn er aufwachte, und jeden Abend, wenn er schlafen ging, sah er zuerst die Brücke.

Diese Brücke ist nur ein Nachbild der Brücke Cäsars, aber ich werde über sie in die Unsterblichkeit schreiten.

Wir müssen über den Rhein, lachte er glücklich, über den Rhein. Wenn Cäsar über den Rhein ritt, wird auch Moreau über den Rhein reiten und die grünen Fluten werden sich vor ihm teilen, wie einst die Wogen des Roten Meeres vor Mose.

Moreau übte seine Schar, hingegeben und inbrünstig, zum Waffendienste ein.

Er erhielt bei der Musterung das Lob, daß wenig alte Truppen die Waffen besser führten als die Freiwilligen von Rennes, Kommandant Victor Moreau.

Die erste Schlacht Er ergreift die Fahne der Freiwilligen von Rennes und stürmt ihnen voran. Er ist wie ein Wind vor ihnen. Heiß und singend weht er gegen die Feinde.

Wallendes Rot, schreitendes Blau, rauschendes Gold.

Volk, mein Volk.

Er glaubt, er renne in einer Prozession.

Die Madonna erscheint segnend auf Pulverwolken.

Der Äther dröhnt in Verkündigung.

Er rennt. Stolpert. Rennt.

Als er stehen bleibt und sich umsieht, ist niemand hinter ihm.

Das Feld ist mit Leichen besprenkelt.

Wie ein Heuschreckenschwarm nach der Vernichtung ist das Feld mit den Freiwilligen von Rennes bedeckt.

Die gelben Lupinen leuchten plötzlich in blutroten Blüten.

Korn schießt blutgesättigt in die Höhe.

Die Schreie der Verwundeten und Sterbenden schwirren wie heisere Trompetentöne durch die Luft. Es regnet Blut.

Die Pferde bellen.

Einer … ganz in der Ferne, ruft: »Mutter.«

Da faltet Moreau die blaue Fahne von Rennes zusammen und schreitet langsam, den Degen gesenkt, zurück.

Er weiß, die Schlacht ist verloren.

General Dumouriez geschlagen.

Er schreitet langsam über das Feld. Der Letzte der Freiwilligen von Rennes.

Seine Knie zittern. Er stützt sich auf den Degen wie auf einen Stock. Die Fahne schleift den Boden. Die Madonna entschwand.

Der Feind schießt nicht mehr.

Freier Abzug. Moreau knirscht mit den Zähnen. Pfui Teufel.

Er hat zu früh Viktoria geschrien.

Schon damals, als er Jeannette einen unschuldigen Kuß raubte.

Heute wollte er die Welt für Frankreich erobern. Mit einem Haufen Freiwilliger von Rennes. Lächerlich.

Er kniet vor Dumouriez nieder.

Dumouriez hat Tränen in den Augen.

»Stehen Sie auf, Kommandant. Wer vermag etwas gegen Gott.«

Gequält dachte Moreau: aber ich wollte doch für Gott kämpfen. Habe ich gegen ihn gekämpft?

Moreau lernt plötzlich das Volk auf sonderbare Art kennen.

Sind diese Soldaten noch Bürger? Sind das noch Studenten, Kavaliere, kleine Beamte, ehrsame Arbeiter?

Sind das nicht Strolche? Diebe? Räuber, Schänder und Mörder?

Ist das noch Volk?

Wenn man sie nicht in einer Zange hielte, würden sie ausbrechen und sich gegenseitig die Schädel einschlagen.

Moreau hat sich einen Wintermantel schicken lassen.

Seine Mutter legt dem Mantel ein paar selbstgestrickte Hausschuhe bei.

Moreau erfreut sich des treuen Souvenirs.

Am nächsten Morgen schon sind sie gestohlen.

Niemand weiß, wer sie hat.

Vielleicht jemand von der nächsten Brigade.

Der Dieb hat sie längst verschachert.

Vielleicht hat er sie auch aus Bosheit gestohlen und im Bach unter den Erlen ersäuft. Da mögen sie nun, sich selber genug, ins Meer schwimmen.

Oder die Stichlinge nisten darin.

Nun hat Moreau keinen Mantel und keine Schuh.

Er friert. Ihn friert noch schlimmer als seine Soldaten.

Er ist ein Mensch des Nordens.

Einer, der von Sonne leben kann.

Wie duftete Jeannette einst? Wie ein leiser Südwind.

Nur Frauen, die Wärme verbreiten, sind erträglich.

Kalt ist man selber.

Eines Tages reitet er durch ein zerschossenes und verqualmtes Dorf.

Ein Kind hockt zitternd in der Ruine eines Backofens und weint, weil man seine Eltern erschlagen hat.

»Weine nicht,« sagt Moreau, »so blieb es dir erspart, sie zu töten, wenn du erwachsen bist.«

Neben der aufgedunsenen Leiche eines Schweines liegt ein nackter Frauenkadaver.

Moreau steigt vom Pferde.

Es ist eine Frau von etwa fünfzig Jahren. Dürre, runzlige Brüste. Ein kahler Kopf. Braune, leprazerfressene Wangen.

An der Frau ist keine Wunde zu finden.

Nur ihre Beine sind gespreizt und gekrümmt.

Sie wird von einem Stück abgebrochenen Lanzenschaftes begattet.

Moreau reitet durch den abendlichen Himmel. Der schwält rot wie eine ewige Feuersbrunst.

Ich bekomme auf einmal Nerven, denkt Moreau. Ich kann das Pack von Pöbel nicht mehr sehen. Meine Augen zittern vor dem Zwang und dem Ekel ihres Anblickes.

Ich will einen geistigen Krieg führen.

Ich will Geister bewaffnen und mit Geistern kämpfen.

Gespenster sollen meine Vorhut sein. Feurige Engel der Vernichtung.

Ich bin ein Soldat Gottes.

Himmel: warum brauch' ich dieses Viehzeug zum Kriegführen.

Ich will einen Staat der Freiheit errichten. Frankreich soll die Mutter der Freiheit sein. Ich will die Freiheit mit ihr zeugen.

Moreau ließ sich in Souhams Generalstab versetzen.

Er ist jahrelang verschollen. Er selber weiß nichts von sich.

Er lebt in einem Stapel von Geschichte, Geometrie, Geographie, Büchern, Karten und Globen.

Sein Teint leidet. Er sieht aus, als trüge er eine gelbe Maske.

Ein Pierrot, begabt mit fürchterlichem Instinkt und fürchterlichem Humor.

Er verkehrt nur mit Rapatel, den er hin und wieder zu einem Glase Kaffee zu sich bittet.

Moreau liebt den Kaffee sehr.

Zuweilen besucht er das Bordell der Madame Richepin.

Läßt sich den Tanz der Ornamente von sechs Mädchen vortanzen und unterhält sich mit einer rothaarigen Russin, deren Liebkosungen er bis zu einem gewissen Grade duldet.

Oberst Moreau ist ein charmanter Liebhaber, sagt Madame Richepin. Er strapaziert meine Kinderchen nicht. Es tut ihnen wohl, mit Oberst Moreau zusammen zu sein. Oberst Moreau, sagt die kleine Russin immer, ist ein Heiliger in Uniform. Und das mag stimmen. Er zahlt immer weit über den regulären Preis.

Moreau wird auf Vorschlag Souhams zum Brigadegeneral und bald darauf auf des Oberbefehlshabers Fürwort zum Divisionsgeneral ernannt.

Souham charakterisiert ihn: fanatisch fleißig, ungewöhnlich scharfer Blick, erstaunliche Geistesgegenwart. Kalt und heißblütig und voll innerer Leidenschaft zur Vernunft und zur Mathematik.

Moreau ist zweiunddreißig Jahre alt, als er General wird.

Er sendet seinem Vater einen Eilboten mit einem Brief, der unterzeichnet ist: Moreau, General der Nordarmee.

Der Bote trifft den Advokaten in seinem Caf6 unter den Arkaden. Der Alte hält es nicht einmal für der Mühe wert, nach Hause zu gehen und seine Gattin zu benachrichtigen.

»Schlechte Scherze«, brummt er und nimmt einen Kirsch.

Aber schließlich muß er es glauben.

Seine Gattin begibt sich sofort an das Backen eines bretonischen Kuchens.

»Wenn nur das Mehl jetzt nicht so teuer wäre«, seufzte sie.

»Und außerdem wird er verwöhnt sein. Einem General kann's kein Mensch recht machen.«

 

Moreau stand vor seinem Spiegel und betrachtete sein vermaledeites Knabengesicht. Zweiunddreißig Jahre alt und General. Aber ich bin zweiunddreißig Jahre alt. So alt. Ich weiß nicht einmal mehr, wie meine Mutter aussieht.

Und meinen Vater hab' ich ganz vergessen.

Hab' ich überhaupt einen gehabt?

Ich möchte so gern an die unbefleckte Empfängnis meiner Mutter glauben.

Wenn ich für Gott streiten will, muß ich ein Gottessohn sein. Aber nicht der Sohn eines Advokaten. Eines advocatus diaboli.

Rapatel beglückwünschte ihn zu seiner Ernennung.

Rapatel erbleichte und errötete, als er ihm die Hand drückte.

»Rapatel,« sagte Moreau und ließ sein Herz sprechen, »darf ich Sie als meinen Adjutanten einfordern? Wollen wir nicht zusammenbleiben? Wir haben doch beide keinen Menschen. Nicht wahr, wir sind einsam?«

Christophe ist auf einmal da. Niemand weiß woher.

Man hängt ihm die große Trommel um.

Abends spielt er Flöte.

Moreau läßt ihn in sein Zelt kommen.

Der Knabe tritt mit einer Verbeugung ein wie ein Edelmann.

Moreau schenkt ihm Nüsse und Früchte.

»Kannst du mir ein Lied spielen,« sagt Moreau, »wie man es sang, als noch Friede war?«

Der Knabe bläst auf seiner Flöte ein Menuett von Rameau.

Der Wachtposten lauscht.

Eine Marketenderin äugt durch das Loch des Zeltes.

Eine süße Melodie.

Und ein süßer Knabe.

Moreau betrachtet den Knaben. Er ähnelt Jeannette.

Moreau hat Jeannette noch nicht vergessen.

Das ist lächerlich, denkt Moreau, daß ich ein dummes Frauenzimmer wie Jeannette nicht vergessen kann.

Er lauscht dem Menuett.

Er wird schwach und schwächer.

Schon hebt er die Stirn. Die Füße. Und umschwebt graziös die kleine Jeannette, die sich ihm als Partnerin bietet.

Die Töne des Menuetts flattern wie goldene Nachtigallen und Lerchen.

Das ganze Zelt zwitschert.

Moreau erhebt sich vom Kartentisch.

Er tritt auf Christophe zu und küßt ihm die Stirn.

Die Marketenderin hat gesehen, daß Moreau den Knaben auf die Stirn küßte.

Das ganze Lager weiß, daß Moreau ein Verhältnis mit dem Knaben Christophe hat.

Christophe spielt jeden Abend auf seiner Flöte vor dem General.

Nach dem Konzert erwartet ihn die Marketenderin, eine böse, schwarzhaarige Person, mit grellen Augen und geilen Brüsten.

Christophe ist entsetzt von ihr. Aber er wagt nicht, sich ihr zu entziehen.

Sie lehrt ihn Dinge, die ihn zugleich betrüben und entzücken.

Und sie erzählt ihm von der großen Welt, von den vielen Städten der bunten Länder.

Christophe ist fünfzehn Jahre alt.

Er wird noch viel lernen und noch mehr vergessen lernen müssen.

Moreau verliert die einzelnen Menschen aus den Augen.

Er sieht nur Masse, Materie für seinen Geist, Wachs für seine Hand.

Phidias, denkt er, muß ein solches Gefühl gehabt haben, als er die Statue des Zeus schuf, wie ich, wenn ich meine fünfundzwanzigtausend Mann in Form bringe.

Manchmal, wenn ich mir ihre Stellung auf Papier male, sieht es aus wie eine mysteriöse Blüte, in einem fremden Garten gepflückt. Oder wie ein Seestern. Und im Grunde ist der Aufbau eines Ahornblattes und eines Heeres dasselbe.

Auch das Ahornblatt wird angegriffen: vom Herbst, der es umflügelt und zu Boden wirft.

Und aufgelöst wird es zu Staub wie die Leiber meiner toten Soldaten.

Moreau sah dem Tod jetzt ohne Bewegung ins Antlitz. Er sah ihn täglich, stündlich, und schließlich wußte er nicht mehr, daß er neben ihm stand.

Tote Infanteristen beunruhigen ihn wenig.

Tote Kavalleristen, weil sie seltener waren, machten ihn bisweilen nachdenklich.

Eines Tages aber sah er einen toten Igel in einem Graben.

Das Ereignis erschütterte ihn. Das war selten und seltsam: ein toter Igel. Was gehen mich die toten Menschen an: ich habe ihrer zuviel.

Ein toter Igel aber verwundert mich.

Er mußte lange nachdenken, um zu begreifen: ein toter Igel …

Er hatte immer nur lebende Igel gesehen. Er wußte nicht, daß Igel auch sterben können.

Er ließ den Igel bestatten in einer kleinen Kiste.

Christophe mußte mit seiner Flöte einen Trauermarsch blasen, und Rapatel zimmerte und schnitzte ein kleines Kreuz, darauf ritzte er diese Worte:

Ci gît un hérisson.

R. I. P.

Zehn Festungen in Belgien und Holland hatte Moreau zu erobern.

Wenn er die Karte betrachtete, auf der sie mit allen Forts und Werken und Schanzen eingezeichnet waren, wie ein Himmel großer und kleiner Sterne, glaubte er das Firmament zu betrachten.

Nachts ließ er sich von Christophe einen Feldstuhl vors Zelt rücken und blickte einsam in den wolkenlosen Himmel.

Niemand durfte ihn stören. Nicht Rapatel. Nicht Christophe.

Ich muß den Großen Bären erobern. Den Orion. Den Fisch. Die Wage. Den Wassermann.

Unendlich viele Sterne muß ich erobern, ehe ich Ruhe habe. Und zuletzt bleibt immer noch die Venus und der Polarstern.

Ein Feldherr sollte nur Astronomie studieren.

Nicht jeder weiß, wann seine Sonne aufgeht, wann sie im Zenith steht, wann sie sinkt.

Kein Aberglaube: aber Glaube ist vonnöten.

In sechs Monaten eroberte Moreau zehn Festungen.

Es wurde Winter.

Reif lag über jedem Morgen.

Pichegrue erkrankte. Moreau übernahm den Befehl über die gesamte Nordarmee.

Er setzte der Flotte des Erbstatthalters nach. Sie versuchte zu entfliehen. Er holte sie ein: galoppierte mit einer Kavalleriedivision über den gefrorenen Zuidersee und attackierte die eines Abends in den Schollen festgefrorenen Fregatten mit seinen Dragonern und Kürassieren.

Die größenwahnsinnigen Glaser- und Metzgermeister des Nationalkonvents, die fern vom Schuß in Paris mit elenden Beschlüssen tagten und mit üblen Weibern nächtigten, dekretierten: alle gefangenen Soldaten des Königs von Hannover sind zu erschießen oder zu erhängen.

Moreau spie dem Stafettenreiter, der ihm diesen Befehl überbrachte, ins Gesicht.

»Ich bin ein Soldat«, sagte er. »Sagt den Herren in Paris, meinen Kopf können sie bekommen, wenn das Vaterland sich mit ihnen identifizieren sollte, aber nicht den Kopf eines gefangenen Hannoveraners.«

Der Kurier, welcher gehofft hatte, mit dem Haupt eines hohen hannoverschen Offiziers als Pfand des ausgeführten Befehls nach Paris zurückzukehren, erscheint mit leerer Tasche.

Die Herren vom Konvent beißen sich auf die Lippen.

Kein Patriot, dieser Moreau.

Es geht das Gerücht, Moreau habe, als die Flut bei Cadsand einen Kahn umwarf, einem kriegsgefangenen feindlichen Soldaten schwimmend das Leben gerettet.

Einer im Konvent, ein Herr mit Koteletten und einem freundlichen, arglosen Blick (wie es hieß, ein Arzt), erinnerte daran, daß Moreau in Morlaix in der Bretagne einen alten Vater wohnen habe.

Er besitze Beweise, daß dieser alte Advokat sich royalistischer Umtriebe und Konspirationen gegen die Republik schuldig gemacht habe.

Und er zog zum Erstaunen der Abgeordneten ein Paket Akten unter seinem Sitz hervor, welche die Schuld des alten Advokaten darzutun geeignet waren.

Einen siegreichen, von seinen Truppen vergötterten Feldherrn des Ungehorsams zu bezeihen, dies sei, sagte der freundliche und arglose Herr, ein gewagtes und lieber nicht versuchtes Unternehmen.

Inne książki tego autora