Za darmo

Mohammed

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Mohammed sah in seinen acht Gläubigen eine besondere Bedeutung: ein wohlgeordnetes Sternbild. Den Glauben errang zuerst und am leichtesten: das Kind, der freieste Mensch. Sodann der Sklave, der seine Ketten kannte, als Freigelassener ihrer ledig wurde. Sodann der Strebende, Forschende, ernsthaft Gelehrte. Sodann der Mildtätige, der seines Reichtums freiwillig sich begab. Sodann der Richter, der nicht Recht, sondern Gerechtigkeit sprach. Sodann der Gütige, der durch Leiden zur Güte kam. Sodann der Tapfere, der, nachdem er tausend Feinde zu Boden geworfen, endlich sich selbst besiegte. Zuletzt der Schöne, der, Gottes Antlitz wie eine Fahne vor sich schwingend: durch Stolz und Überhebung dennoch am schwersten zu Gott gelangt. Oft erst muß ihn der Aussatz oder die Blattern zerfressen, daß er erkenne das Vergängliche des gemalten Gleichnisses.

»Das erste und das letzte Glied an meinem Ringe«, sprach Mohammed, »sind mir die liebsten. Sie binden den Ring und führen vom Anfang zum Ende: Ah', der Knabe, und Talha, der Schöne: sie sollen neben mir schreiten. Umschlungen mit ihnen will ich das Paradies suchen. Durch alle Himmel wollen wir rennen: ein seliges Dreigestirn, bis Gott im siebenten die letzte Binde von unsern Augen nimmt, und wir, nur leicht geblendet, das unverlöschliche Licht, die ewige Ampel enthüllen.«

Die Kureischiten spotteten, daß Mohammed im Tempel der Kaaba mit den Geringen und Geringsten zusammensaß.

»Seht nur,« riefen sie, »Gott hat durch Mohammed den alten Lumpen Fukeiha Jasar begnadet und begnadigt. Wenn Gottes Wort zu trinken wäre, er möchte ein sehr beredter Mann und der Heiligste der Heiligen werden.«

Mohammed aber fuhr sie an wie ein fauchender Löwe:

»Fukeiha wollte nie mehr sein, als er ist: ein armer Lump mit einem Herzen zum Hellen. Aber ihr, edle Herren und reiche Händler, was seid denn ihr? Seidene Gewänder, hinter denen Standbilder aus Kot starren.«

Die Sklavin, welche Mohammed einst die Briefe der Hind überreicht hatte, lauerte ihm auf, als er morgens, ehe die Sonne aufging, das Heiligtum der Kaaba betrat.

»Was willst du, Mädchen?« fragte er leise, das erblühende Licht nicht zu stören.

Sie neigte den ägyptischen Kopf:

»Ich bin von allen Sklavinnen erlost, mich dir darzubringen, Mohammed. Du streitest für unser aller Freiheit. So sind wir übereingekommen, daß eine von uns als schwachen Dank der Gemeinschaft die Freiheit ihres jungfräulichen Leibes dir opfere. Mich traf das Los.

Nimm mich an heiliger Stätte hin, damit ich geheiligt werde.«

Mohammed trug sie in den Tempel. Er warf sich über sie.

Ihr Name war Aischa.

Sie wurde seine dritte Frau und die Ahnin der Kalifen.

Als er sie von ihrer Jungfraunschaft erlöste, floß Blut über die Altarsteine.

Die Wächter fanden, nach Sonnenaufgang die Halle betretend, ein Büschel roter Mohnblumen auf den Fliesen des Altars.

Otba, Iblis, in der Gestalt eines vornehmen Kureischiten, und viele andere Erlauchte des Stammes trafen sich in einem Knabenbordell der alten Stadt.

Sie hatten je einen Knaben neben sich auf dem Polster. Gelächter ertönte. Gedämpftes Saitenspiel und matter Klang von Küssen. Ampeln glänzten wie erleuchtete Pomeranzen.

Ein Knabe begattete im Schauakt eine dressierte Ziege.

Otba sprach:

»Mohammed wächst uns über den Kopf. Ich habe sein irres Treiben mit Rücksicht auf Abu Talib, seinen Oheim und meinen Freund, bisher mit Nachsicht verfolgt. Seine Anhänger aber mehren sich. Schon sprießen finstere Gesichter aus dunkeln Gassen wie wilder Efeu. Sklavinnen und Sklaven wollen ihre Ketten nicht mehr tragen und murren, es gibt keine von den Göttern gewollte Abhängigkeit. Und es sei nur ein Gott: der Gott der Liebe.«

Die Ziege meckerte.

Iblis, der Einäugige, echote meckernd:

»Huldigen wir nicht auch hier einem Gotte: dem Gotte der Liebe?«

Man lachte und lächelte.

Malik, der fette Wirt, der seinen weichen Wanst wie einen herabhängenden Altweiberbusen vor sich herschob, wieherte.

Otba fuhr fort:

»Neulich traf ich zwei Knaben beim Ballspiel. Sie warfen sich den Ball wechselseitig zu und riefen: Dies ist Lats Kopf. Er ist gehangen. Oder: Dies ist Uzzas Kopf. Er ist enthauptet. – Das ist Mohammeds Werk: er vergiftet die Jugend.«

Abu Sehern streichelte seinem Knaben über die braunen Locken:

»Ich begreife Mohammed nicht: ist er ein Zauberer?«

Abu Sofjam beschied:

»Er ist kein Zauberer. Er macht keine Zeichen und spricht keine Sprüche wie die Zauberer…«

»So ist er ein Besessener?«

»Ich sah Besessene: sie schlugen mit fiebrigen Armen in Feuer und Flamme. Bohrten sich Nadeln durch die Wangen. Stampften durch siedendes Pech. Mohammed tut nichts dergleichen.«

»So ist er ein Dichter?«

»Ich las die Dichter der alten und neuen Zeit.

Mohammed spricht nicht wie sie. Er redet ganz ohne Reime.«

Da erhob Iblis die blecherne Stimme: »Er ist kein Narr, kein Dichter, kein Zauberer und kein Besessener. Er weiß recht gut, was er will. Er will, o Otba, die Macht im Staate. Er will den Königsmantel um seine Lenden schlagen, damit ganz Arabien ihn zum Fürsten ausrufe und er geehrt und begütert sei vor allen ändern. Dies, o ihr Freunde, ist Mohammeds wahres Gesicht und die trübe Quelle seiner Pläne.«

Otba seufzte:

»Was sollen wir tun? Er ist mit vielen von uns verwandt. Ich schätze seinen Oheim. Sein Schwiegervater ist ein trefflicher Mann.«

»Wählt aus allen vier Stämmen der Kureischiten je einen mutigen Jüngling«, riet Iblis. »Gebt ihnen Schwerter in die Faust, daß sie ihn beim Morgengebet, das er in der Kaaba zu verrichten pflegt, erschlagen. Es wird kein Stamm der Schuldige sein, da die Schuld sich auf alle vier Stämme verteilt und sein Blut sich über sämtliche Familien verstreut…«

Man applaudierte lebhaft den Worten des Iblis.

Äffisch ahmten die Knaben die Handbewegungen ihrer Herren nach und klatschten mit kleinen Händen dem Morde Beifall.

Die klatschenden Äußerungen der Hände gingen in einen von zwölf Knaben getanzten Reigen über.

Mohammed ward beim Morgengebet von vier mit Schwertern bewaffneten Jünglingen überfallen.

Ein Nebel verwirrte ihre Augen, so daß sie einander gegenseitig hinschlachteten.

Iblis, der Einäugige mit der roten Binde, fand ihre Leichen, als er den Leichnam Mohammeds suchte.

Er reckte den runzligen Arm gleich einem verdorrten Ast zum Himmel.

Von nun an hatten die Moslems, die Gläubigen Mohammeds, viel zu dulden. Man warf die Niederen, die keinen vornehmen Familienanhang hatten, tagelang in feuchte, naßkalte Keller, um sie darauf, auf Steinen festgebunden, der sengenden Wüstensonne preiszugeben. Schlangen und Kröten waren ihre Genossen und die Flöhe der Wüste, welche sich zwischen die Zehen krallten und die Füße zerfraßen. Sie wurden in Käfige gesteckt, in denen sie weder sitzen noch stehen konnten, und, halb liegend, zu unförmigen Geschöpfen gemästet, um plötzlich durch Hunger zu vogelähnlichen Gerippen abzumagern.

Chadidjeh und Abu Talib, die mit ihrem Ansehen Mohammed gestützt, starben in einem Monat.

Chadidjeh bekannte auf der Bahre, in letzten Fiebern brennend, sich zu Mohammeds Lehre.

Mohammed bekränzte sie mit rotem Mohn, der Blume des Propheten, und hielt mit Maria, der Koptin, und Aischa, der Ahnin der Kalifen, die Totenwache.

Gabriel, der Engel, stand zu ihren Häupten und entzündete Sterne an den Totenkerzen.

Mohammed kehrte von seinem Abendgange heim, mit Kot beworfen. Die Kureischiten höhnten: »Wenn du Gottes Gesandter bist und Wunder vermagst, so verwandle den Dreck in eine goldene Krone, die dein Haupt ziere und dich zum Herzog erhebe« Der Kamelmist hing ihm in die Stirne. Winselnd wusch ihm Maria den Kopf.

Ein Rhododendron blühte Mohammed zum Firmament.

»Weine nicht Mädchen, ich muß den heiligen Stein und die ungastliche Heimat für einige Zeit verlassen. Ich werde aber zurückkehren, ihn als letzten Stein in mein Gebäude einzufügen. Geh zu Abu Bekr, zu Talha und den übrigen und bescheide sie heimlich in die Höhle des Berges Thaur unterhalb der Stadt.«

Iblis, der Böse, der von Mohammeds Plänen erfuhr, sandte einen Meuchelmörder, ihn in der letzten Nacht im Schlafe zu überfallen. Da dieser an Mohammeds Bett schlich und den grünen Mantel aus Hadhramaut von ihm zog, den Dolch gezückt, bereit, ihn Mohammed in die Kehle zu stoßen, sah er einen unirdisch schönen Jüngling im sanftesten Schlaf.

Klirrend fiel dem Mörder der Dolch zu Boden, und stöhnend stürzte er auf seine Stirn.

In der Höhle des Berges Thaur trafen sich nächtlich die Gläubigen, zur Auswanderung gerüstet.

Mohammed ritt mit Aischa, die ein Kind von ihm unterm Mieder trug, auf einer mageren Kamelin, dem ärmlichsten Tiere der Karawane.

Am Abend aber, als es sie hungerte, und Ali die Kamelin molk, molk er viele Eimer voll. Als sie sich zum Schlaf niederlegten, standen Dattel- und Feigenbäume um ihr Lager, und sie aßen und tranken sich satt. Maria sagte:

»Wir wandeln in einem Garten der Wunder. Das Leid liegt hinter einem Rosenbusch. Palmen fächeln uns: freiwillige Diener unserer Einsamkeit. Ich bin so jung und schön. Küsse mich, Geliebter…«

Schon winkten die Dattel- und Lotoshaine des eine Stunde von Medina gelegenen Berges Koba. Von Granatäpfeln, Zitronen, Pfirsichen und Orangen wehte ein Duft in die erregten Nüstern der Menschen und Tiere.

»Siehe,« sprach Aischa und deutete mit entflammter Hand nach dem gesegneten Hügel, »das Paradies«

Mütterlichen Entzückens voll gedachte sie der Zukunft des Kindes, das unter ihren Brüsten leise hämmerte: wie ein verschütteter Bergmann, der zum Lichte will.

Klare Bäche sprangen vom Berge bis an ihre Füße.

Al Kaswa, Mohammeds Kamel, kniete nieder und trank.

Noch heute wird die Stelle, wo es in die Knie sank, dem Pilger von frommen Gläubigen gezeigt, welche dort, zum Andenken an Mohammeds Kamel, eine Moschee namens Al Takwa errichtet haben.

 

Mohammed ließ am Bache rasten.

Kaum war er aus dem Sattel gestiegen und hatte Aischa und Maria von ihren Kamelen gehoben, als eine Schar Aussätziger, schmutzig und schreiend, aus den Wein- und Aprikosengärten vom Berge Koba herniederbrach: wie Schlangen oft aus Blütenbüschen züngeln.

Die Leute von Medina pflegten ihre Kranken auf den Berg Koba zu schaffen, wo eine reine heilsame Luft wehte und die Natur sie selbst ernährte.

»He, mein Freund,« krächzte der Anführer der Aussätzigen, der sich an zwei Ästen als Krücken, wie ein Marabu hüpfend, fortbewegte: sein linkes Bein war nur mehr ein grüner Stumpf und von weißen Maden zerfressen – und »wenn du ein Prophet bist, so beweise es dadurch, daß du ein Wunder tust: an uns, den elendesten und erbärmlichsten der Geschöpfe. Wir sind an Felsen geschmiedet gleich dem griechischen Gott, und Adler und Raben, Würmer und Ratten fressen uns bei lebendigem Leibe … Hilf uns, Mohammed, und wir wollen dir glauben«

Der Alte schwenkte flehend seine Krücke.

Und wie im eingeübten Chorgesang wiederholte blökend die Herde der Unreinen und Aussätzigen:

»Hilf uns, Mohammed, und wir wollen dir glauben«

Ein leeres Auge glotzte wie ein Kiesel zum Himmel. Beinstümpfe bebten.

Eitrige Leiber krampften sich im blöden Gelächter. Auf blutenden Stirnen sammelten sich graue Wolken von Fliegen. Verfaulter Atem verpestete die Luft: unruhig scharrten Kamele und Pferde den Boden.

Aus Beulen tropfte bräunliche Flüssigkeit ins Gras, das alsobald verdorrte. Wangen klafften auseinander, und in die offene Mundhöhle kroch, eine silberne Schlange, die Sonne.

Entsetzt wichen die Moslems zurück, feindselig eine Wand von Blicken zwischen sich und den Aussätzigen aufrichtend. J*

Mohammed trat in den Kreis der Aussätzigen, der sich trillernd und quakend hinter ihm schloß.

Er warf das Haupt in den Himmel: »Herr, schenk mir ein Wunder Ich möchte fürder nicht gehen, wenn diese humpeln, ich möchte nicht rein atmen, wenn diese verfaulten Lungen ächzen, nicht blicken, wenn sie mit erblindeten Gesten in die Räume tasten. Vergib mir, Herr, wie ich dir vergebe, und glaube mir, so will ich wieder an dich glauben Es ist so viel des Elends, daß ich fast verzage…«

Da die Aussätzigen das Licht auf Mohammeds Stirn sahen, fielen sie anbetend zur Erde.

Mohammed berührte jeden mit seinem Stabe und sagte selig:

»Sei geheilt«

Da entsprang der erste und war ein langohriger brauner Hase. Der zweite schrumpfte zur winzigen Maus zusammen und suchte sich piepsend ein Loch. Der dritte schwang sich als gläserne Libelle in die Lüfte. Der vierte wieherte und war ein Pferd, das den Genossen sich gesellte. Der fünfte war ein Feuersalamander, der zwischen den Steinen schillernd dahinschoß. Der sechste fand sich brav als Esel wieder, der siebente lockte als Tauber gurrend sein Weibchen. Und jeder war ein Tier, war gut und glücklich…

Als Mohammed zu den Gefährten zurückkehrte, da schien es ihnen allen, als hätten sie geträumt.

Die Wand der Blicke war gefallen.

Sie ritten schon im Schatten des Berges Koba. Von Granatäpfeln, Zitronen, Pfirsichen, Orangen wehte ein süßester Duft in ihre erregten Nüstern.

Und leise, im Halbschlaf, sprach Aischa, an Mohammed geschmiegt:

»Das Paradies«

Mohammed erreichte Medina, als das Gestirn sich nach Westen wandte und zwölf Nächte vom Monat Rabia-l-awwal verflossen waren.

Die von Medina lebten in vererbter Feindschaft mit denen von Mekka.

Sie nahmen den Propheten mit Jubel auf und zogen ihm mit Zimbeln und Gesang entgegen.

»Das Glück hat die von Mekka verlassen,« sangen sie, »und sucht seine Zuflucht im ragenden Medina. Der neue Gott flieht vor den alten Göttern, aber er wird sich wenden mit Schild und Axt und Speer und wird zerschmettern ihr tönernes Haupt und ihre hohlen Bäuche. Die aber um die Götter glucksen, wie gackernde Hennen: ihnen wird man die Augen aus dem Kopfe reißen, mit denen sie die Sonne befleckten, und man wird ihre Leiber in die Zisternen werfen, daß der Regen sie ersäufe und die Schakale sie fressen.«

Mohammed predigte von der Mauer herab, gestützt auf Ali, denn die lange Reise war ihm beschwerlich gewesen:

»Leute von Medina Der Prophet segnet euch und schwingt seine Fahne über euch Ich gebe mich in eure Hand, gebt euch denn in meinen Geist, und traut mir, wie ich euch vertraue. Medina sei die Burg des lautren Gottes Es wird niemand in seinem Dienst dem Tode anheimfallen, der nicht in das Paradies eingeht. Er wird schön gekleidet und edelsteingeschmückt bei schlanken Engeln verweilen, im Kreise erlauchter Freunde. Hundert Knaben werden einen jeden Frommen bedienen: mit goldenen Schüsseln werden sie aufwarten und kristallenen Pokalen. Ewig wird Wein auf seinem Tische stehen und weißes Fleisch von jungen Tauben. Er wird essen, ohne satt, und trinken, ohne trunken zu werden, der letzte Bissen wird ihm munden wie der erste. Muntere Mädchen werden tanzend ihn berauschen, und ihre Hautfarbe wird sein wie der Glanz des Vollmondes. Hundert Frauen, die ihre Jungfräulichkeit stetig neu gewinnen, werden ihn liebend beglücken. Dattelbäume beschatten ihn unsterblich. Glocken klingen aus jedem Gesträuch, wie Äolsharfen, in den Wind gehängt. Fontänen sprühen Weisheit. Kühlung weht aus silbernen Seen, und er wird sanft entschlafen im Schöße des schönsten Engels.«

Da schrien die Leute von Medina: