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Leben lebt

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Die sanduhr rinnt. das licht verbrennt

 
Die sanduhr rinnt. das licht verbrennt.
Man färbt sich den Bart mit Listen.
So richt ich denn mein Testament
Wie alle guten Christen.
 
 
Wo ist mein fester Blick? Ich bin
Ein Säufer und taumle und stiere.
Ich vermache mein Doppel- und Stoppelkinn
Meinem Hofbarbiere.
 
 
Hier dieses Herz: es zuckte und hing
An allem Erlauchten und Edeln.
Es mag ein fünfzehnjähriges Ding
Die Fliegen sich damit wedeln.
 
 
Hier diese Hand: einst Hieb und Stich
Beim Becher und beim Degen –
Sie mag versteint und verknöchert sich
An eines Bischofs Wange legen.
 
 
Mein Liebeswerkzeug sei vermacht
Der lieben süßen Margot.
Sie betet es an um Mitternacht
Im fürchterlichsten Argot.
 
 
Und meinen Haß: ich schenke ihn
An jedermann und alle.
Sie sollen ihn sich auf Flaschen ziehn
Als Gift und grüne Galle.
 
 
Mein Wappen und mein Rittertum
Einem unehlichen Kinde:
Es schrei meine Ehre und meinen Ruhm
In alle Budiken und Winde.
 
 
Gegeben Gefängnis Meung sur Loire,
Verlaust, wie ein Tier hinter Stäben,
Von einem, der einst ein Dichter war
In diesem und jenem Leben.
 

Aus der blassen dämmerung

 
Aus der blassen dämmerung
Fuhren deine Silberblicke
Wie zwei Speere. Im Genicke
Fühlt ich ihren Eisensprung.
 
 
Und es warf mich auf das Fließ.
Wie ein Sterbender die Hände
Hob ich in die roten Brände
Deiner Seele, welche mich verstieß.
 

Einmal aber wird es sein:

 
Einmal aber wird es sein:
Gott Apollo löscht die Sterne,
Ferner wurde jede Ferne,
Und im Sand verrann der Wein.
 
 
Einmal wird der Wald verwesen,
Einmal wird das Licht vergehn,
Und die Frauen, die so schön,
Sind gewesen … sind gewesen …
 
 
Küsse finden keinen Gatten.
Sinnlos taumeln die Gebärden;
Leise gute Ziegenherden
Weiden tot auf Schattenmatten.
 
 
Das Geläut der Uhr verstummte,
Mondes Antlitz ist verweint.
Und ein leeres Fenster scheint,
Wo die große Fliege brummte.
 
 
Im verwaisten Tannenhain
Steht der Engel der Vernichtung,
Tränen blühen auf der Lichtung,
Und ich werde nicht mehr sein.
 

Ohne heimat in der fremde

 
Ohne heimat in der fremde
Bin ich ganz auf mich gestellt,
Und mein Herze und mein Hemde
Sind mein alles auf der Welt.
 
 
Um ein Lächeln leichten Mundes
Geh ich schwärmend in den Tod.
Mit den Brüdern meines Bundes
Sauf ich bis zum Morgenrot.
 
 
Schwäre hat den Leib zerfressen.
Sonne selbst hab ich verspielt –
Über allem unvergessen
Schwebt die Seele, welche fühlt.
 

Nahte ich als held und beter

 
Nahte ich als held und beter
Unter Stürmen und Zypressen,
Ach, vergossen! ach, vergessen!
Regen-schnitter! Leise-treter!
 
 
Mir versagts, dich zu begatten,
Da ich kindlich an dir hänge.
Wirf den Bastard der Gesänge
Zu den Molchen und den Ratten.
 
 
Welt schien Schein und Ampel weiland,
Deine Brüste goldne Glocken,
Nacht und Blut und weiße Flocken
Sinken elend auf mein Eiland.
 
 
Und du lächelst meiner Tränen,
Rufst zum süßesten Alarme.
Laß mich an die Steinwand lehnen,
Daß den Stein ich doch umarme.
 

Wo ist flora, gebt bescheid,

 
Wo ist flora, gebt bescheid,
Deren Brüste Rom entbrannten…?
Archipiada weilt so weit
Mit der holdesten Verwandten …
Echo, Wogenruferin –
Scham und Schönheit schritt zur Bahre –
Alle, alle sind dahin
Wie der Schnee vom vorigen Jahre…
 
 
Heloise, Amors Sklavin,
Deren Liebster ein Eunuch …
Mönch- und Menschenelend traf ihn,
Und der Seufzer schwoll zum Fluch.
Und die Buridan geliebt –
Fische hüpften Totentänze –
Alle, alle sind zerstiebt
Wie der Schnee vom letzten Lenze …
 
 
Blanche! Sirene! Die den leisen
Leib wie Liliensichel schwang!
Berthe, die wir als männlich preisen
Und Jeanne d'Arc von Orleans,
Die zum feurigen Gebet
England schleift am heiligen Haare –
Alle, alle sind verweht
Wie der Schnee vom vorigen Jahre …
 
 
Frage nimmer: Schmerz zuviel hing
Traubenschwer im Herzen inn…
Alle, alle sind dahin
Wie der Schnee vom letzten Frühling …
 

Wenn zigeuner glitzernd geigen,

 
Wenn zigeuner glitzernd geigen,
Müssen arme Herzen tanzen,
Aus dein Fasse springt der Banzen,
Wenn wir heilig saufend schweigen.
 
 
Mit den Teufeln, mit den Engeln
Fahren wir auf gleichen Bahnen.
Hängen an den Brunnenschwengeln,
Rauschen in den freien Fahnen.
 
 
Mit der Päpstin Jutta schlafen
Wir im nonnenwarmen Bette,
Wandeln mit den guten Schafen,
Rasseln in der Sträflingskette.
 
 
Rom erzittert in den Sümpfen,
Wo die Kardinäle lallen,
Während kopflos steile Stümpfe
Wir in blauen Äther fallen.
 

Was du immer hältst in händen,

 
Was du immer hältst in händen,
Mädchen oder Buch.
Ach, wie bald wird es sich wenden
Und die weißen Frauenlenden
Deckt ein schwarzes Tuch.
 
 
Asche wird die süße Zofe,
Lippe ist versteint.
Stoß das Fenster auf: im Hofe
Schnattern Gänse um die Kofe,
Und ein Bettler weint.
 
 
Deine Verse sind Gesaber
Eines hohlen Herrn.
Nichts als wennschon oder aber –
Häng dich an den Kandelaber
Unter Sturm und Stern.
 
 
Deine Beine mögen baumeln,
Und dein Haupt benickt
Welche weinwärts singend taumeln,
Plötzlich von dem grellen traumhelln
Eulenschrei zerdrückt.
 

Die sich meinethalb entblössten,

 
Die sich meinethalb entblössten,
Wegen mir wie Gänse rösten
In der allertiefsten Hölle,
Denen ich Geläut und Schelle
Um die Narrenhälse hing.
Alle Jungfraun, die ich fing,
(Frug nicht erst um Eh und Freiung)
Villon bittet um Verzeihung.
 
 
Jene braven Polizisten,
Die mit plumpen Schergen-Listen
Hinter mir und meiner Bande
 
 
Jagten kreuz und quer im Lande,
Meine Mörder, meine Räuber,
Meine Ruh- und Zeitvertreiber,
Die ich brauchte zur Belebung –
Villon bittet um Vergebung.
 
 
Meine Wünsche sind wie Algen:
Baut eintausend feste Galgen
Alle meine guten Freunde,
Meine herzliche Gemeinde,
Hängt sie auf in langer Reihe –
Daß ich ihnen gern verzeihe –
Von Paris bis Roussillon,
Villon bittet um Pardon…
 

Herbst entbrennt im letzten flore,

 
Herbst entbrennt im letzten flore,
Und du hast mich heut verlassen.
Frierend erst im Kirchenchore,
Strolch ich einsam durch die Gassen.
 
 
Durch die Hosen pfeifen Winde;
Meine hohlen Zähne klappern.
Mit scharmantem Hökerkinde
Hör ich Polizisten plappern.
 
 
Klamm sind meine roten Hände,
Sie vermögen kaum zu schreiben:
Daß der Sommer nun zu Ende …
Daß selbst Dirnen mir nicht bleiben…
 
 
In verräucherter Taverne
Sitz ich weinend nun beim Weine.
Fange Fliegen. Träume Sterne.
Und ich bin so ganz alleine…
 

Man liest zu hause meine bücher,

 
Man liest zu hause meine bücher,
Und mancher freut sich meiner Schrift.
Mich decken schon die schwarzen Tücher,
Und meine Lippen speien Gift.
 
 
Der Maulwurf nagt an meiner Wange,
Der Wurm betritt des Leibes Pflicht.
Schon zerrt des ewigen Arztes Zange
Den Leidenden in neues Licht.
 

Lass mich einmal eine nacht

 
Lass mich einmal eine nacht
Ohne böse Träume schlafen,
Der du mich aufs Meer gebracht:
Führ mich in den lichten Hafen!
 
 
Wo die großen Schiffe ruhn,
Wo die Lauten silbern klingen,
Wo auf weißen, seidnen Schuhn
Heilige Kellnerinnen springen.
 
 
Wo es keine Ausfahrt gibt,
Wo wir alle jene trafen,
Die wir himmlisch einst geliebt –
Laß mich schlafen… laß mich schlafen…
 

Des dichters mutter liegt vor dir im staube,

 
Des dichters mutter liegt vor dir im staube,
Maria, hohe Himmelskönigin,
Du bist mein Schild, mein Baldachin, mein Glaube,
Die ich um meinen Sohn voll Schmerzen bin.
Als einst die Welt versank, sandt Noah eine Taube
Mit einem Ölzweig übers Wasser hin.
Ich sende dies Gebet: für meinen Knaben,
Den alle Furien zerrissen haben.
 
 
Nichts will ich für mich selbst als seinen Frieden.
Ich lebe nur, weil mich sein Anblick hält.
Wär ihm ein sanftes Eheweib beschieden
In einer kleinen, aber guten Welt!
Doch seine Sehnsucht seh ich zischend sieden.
Er hustet Blut – und seine Stimme gellt.
Er wünscht voll glücklicher Gerechtigkeiten,
Die Menschen zur Vollkommenheit zu leiten.
Doch er ist herrisch. Und im Trotz entweiht er
Altar und Dom mit roher Rede Fluß.
Er steigt in Nächten auf die Himmelsleiter,
Weil er mit seinem Gotte ringen muß.
Er ist kein gegen Sünd und Zorn gefeiter,
Gefeit nicht gegen Würfelspiel und Kuß.
Doch hört ich, daß selbst Theophil gerettet,
Ob er sich gleich dem Teufel angekettet.
 
 
Ich bin ein armes Weib und ohne Wissen,
Ich weiß nur, daß auch du einst Mutter warst,
Als du von Krämpfen und von Wehn zerrissen
Herrn Jesum, unsern Heiland, uns gebarst.
Laß deine Füße, Mütterchen, mich küssen,
Und dich erflehn, daß meinen Sohn du scharst
In jenen Reigen englischer Gestalten,
Die deines Kleides goldne Schleppe halten.
 

Wenn dies das ende wär von allen dingen,

 
Wenn dies das ende wär von allen dingen,
Ich sänge hell die Süße aller Zonen.
Ich würde gern bei alten Frauen wohnen
Und mich im Tanz der Feuerländer schwingen.
 
 
So aber bleibt ein Letztes ungesagt.
Aus allen Totenmündern schreit es: gestern.
Und: morgen! weinen Kinder, unbeklagt.
O meine armen Brüder, meine Schwestern!
 

Notabene

Nachtgesicht
An Johann Christian Günther

 
Ich bin mit dir gegangen
Durch Nebel, Nacht und Wind.
Die Tannenwälder sangen,
Die Wolken krochen wie Schlangen
Über den Himmel hin.
 
 
Plötzlich aus goldenem Rohre –
Eine Wolke wurde leck –
In mondgewebtem Flore
Entschwebte Leonore
Zu uns hernieder auf den Weg.
 
 
Wir gaben uns die Hände
Und tanzten und tanzten zu drein.
In unsrer Seelen Brände,
Daß er die Lust uns schände,
Zischte der Tod hinein.
 
 
Wir schwankten zu viert in die Schänke
Und soffen uns voll, daß es kracht.
Wir lagen über die Bänke,
Der Tod erzählte Schwänke,
Wir haben uns krumm gelacht.
 
 
Er klapperte frech mit den Knochen,
Wir schmissen den Saufsack hinaus.
Er hat sich die Rippen zerbrochen…
Leonore kam in die Wochen,
Wir beide ins Irrenhaus.
 
 
Da sitzen wir nun und staunen
Durch die Stäbe uns blind.
Wir haben Herrscherlaunen.
Wir fressen unsre Kaldaunen,
Weil wir hungrig sind.
 

Das Notabene
Nach Bellman

 
Holt mir Wein in vollen Krügen!
(Notabene: Wein vom Sundgau)
Und ein Weib soll bei mir liegen!
(Notabene: eine Jungfrau)
Ewig hängt sie mir am Munde.
(Notabene: eine Stunde …)
 
 
Ach, das Leben lebt sich lyrisch
(Notabene: wenn man jung ist),
Und es duftet so verführisch
(Notabene: wenns kein Dung ist),
Ach, wie leicht wird hier erreicht doch
(Notabene: ein Vielleicht noch …).
 
 
Laß die Erde heiß sich drehen!
(Notabene: bis sie kalt ist)
Deine Liebste sollst du sehen
(Notabene: wenn sie alt ist …)
Lache, saufe, hure, trabe –
(Notabene: bis zum Grabe).
 

Ewig einsam – Einsam ewig

Was ist einsamer

 
Was ist einsamer
Denn der Mensch!
Dem Herzen schlägt
Kein Echo.
Ungerufen
Ruft er die Götter –
Unerbeten
Steigt das Gebet
Stolzester Springbrunn
Zum Himmel,
Leuchtet und fällt.
Dein Mädchen,
Ehedem
So schön an dich geschmiegt,
Sinnt süß Verrat.
Die Arme
Wirfst du blutend in die Luft,
Umarmest
Lauter Leere.
Und der Wind
Trägt dein Geschrei
dem Hohn der Götter zu.
 

Ahasver

 
Ewig bist du Meer und rinnst ins Meer,
Quelle, Wolke, Regen – Ahasver…
Tor, wer um vertane Stunden träumt,
Weiser, wer die Jahre weit versäumt.
Trage so die ewige Last der Erde
Und den Dornenkranz mit Frohgebärde.
Schlägst du deine Welt und dich zusammen,
Aus den Trümmern brechen neue Flammen…
Tod ist nur ein Wort, damit man sich vergißt…
Weh, Sterblicher, daß du unsterblich bist!
 

Ewige Ostern

 
Als sie warfen Gott in Banden,
Als sie ihn ans Kreuz geschlagen,
Ist der Herr nach dreien Tagen
Auferstanden.
 
 
Felder dorren. Nebel feuchten.
Wie auch hart der Winter wüte:
Einst wird wieder Blüt' bei Blüte
Leuchten.
 
 
Ganz Europa brach in Trümmer,
Und an Deutschland frißt der Geier, –
Doch der Frigga heiliger Schleier
Weht noch immer.
 
 
Leben, Liebe, Lenz und Lieder:
Mit der Erde mag's vergehen.
Auf dem nächsten Sterne sehen
Wir uns wieder.
 

Dir auch dir – wird Heimat wieder sein

Ich kehre in meine heimat zurück

 
Ich kehre in meine heimat zurück.
Ich suche das Dorf, den traulichen Teich,
Die watenden Gänse, den deutenden Baum,
Das Wasser im Brunnen, das holdeste Haus.
 
 
Ich gehe des Weges und frage das Feld:
Wo blühen Lupinen? Wo zittert das Korn?
Der schlanke Wald? Er wanderte aus
In welche Gegend? In welches Herz?
 
 
Wo kreisen Störche, strebend im Rauch,
Der den Kaminen friedlich entstieg?
Wo klingen Birnen? Wo blüht ein Strauch
Rosen um liebes Fenster?
 
 
Wo find ich die Mutter im Reigen der Kühe?
Mein liebliches Mädchen? Ihr seidenes Tuch?
Ich suche die Heimat: zerrissen, zertreten,
Ich suche mich selber und finde mich nicht.
 

Ode an Crossen

 
Oft
Gedenk ich deiner
Kleine Stadt am blauen
Rauhen Oderstrom,
Nebelhaft in Tau und Au gebettet
An der Grenze Schlesiens und der Mark,
Wo der Bober in die Oder,
Wo die Zeit
Mündet in die Ewigkeit –
Denk ich deiner, wenn ein Mond am Himmel
Mir wie dir erglänzt
Und mir am Lid die
Goldne Träne eines Sternes hängt.
Ach
Da ich jung war
Wie voll Träumens
Falterübertaumelt
Engerlingdurchwühlt
War die Erde!
Wie erschien
So Sonnentag wie Regentag
Gesegnet
Und von zweien Göttern
Vater Mutter
Ward die wilde Welt so mild regiert.
Stand am Weg vorm Warenhaus ein hölzern Hündchen
Bellt es freudig, wenn ich kam, und maulte,
Daß es mir nicht folgen durft.
Große Männer auch in schweren Tressen,
Hehre Helden, die von Haus zu Haus
Das Geheimnis ihrer Sendung trugen,
Neigten freundlich oft den mähnigen Kopf,
Schenkten dem Erschauernden
Bunte Marken fremder Palmenländer
Und mich grüßte hold Liberia,
Senkte selbst Korea die Standarten.
Grell
Gewaltig
Führt Phöbus stets von Urbeginn die Zeiten,
Führte mir die schnobenden, die wütig stolzen
Sonnenrösser übern Haidehibbel hell hinauf.
An den Oderhügeln reifte Wein mit kleinen
Roten zottigen Trauben.
Aus den Dörfern
Scholl Gebell Gebell der Hunde
Und es meldete ein Dorf dem andern
So den Wanderer weiter,
Der durch Sand und Kiefern
Immerdar ins ewige Zion zog.
Hör ich nicht an meines Bodenzimmers Fenster
Fern den Regen klopfen, wie ein guter
Freund um Einlaß bittet? Ja ich biete,
Regensturm, dir stürmisch meine offne
Heiße Brust, daß du die wilde
Lust des Lebens
Süß mir kühlst!
Immer waren Blitz und Donner schon dem Kinde
Seine liebsten Freunde.
Auf dem sorglich durch ein gläsern Dach vor Unbill
Regens oder Sonnenstich geschützten
Weinumsponnenen Balkon
Sitzt in seinem weißen Leinenkittel
Seinem weißen Haar
Gütiger weiser Mann
Mein Vater
Hat die goldne Brille abgelegt, damit er
Besser so das Crossner Tagblatt lese,
Neben ihm die zarte zärtliche, die lächelnde
Mutter hegt im Schoße einen Korb
Und emsig
Steint sie Zwetschgen oder Kirschen aus.
Hoch im Himmel
Schwirrt ein Häher,
Der den Regenbogen dort im Westen
Wie ein grauer Blitz durchzuckt.
Vom Marienkirchturm
Fällt ein Schwarm von Nachtigallen
Mit den Abendglocken
In die Dämmerung.
Dir auch dir
Wanderer zwischen tausend Städten Herzen
Seen
War auch einmal Heimat
Wird
Heimat wieder sein, wenn
Dumpf die Schollen kollern auf den Sarg, der deinen
Kleinen kindlich kümmerlichen
Leib der Erde wiedergibt, die ihn gebar
An der Grenze Schlesiens und der Mark,
Wo der Bober in die Oder,
Wo die Zeit
Mündet in die Ewigkeit –
 

Der verlorene Sohn

 
Mutter, aus der Fremde kehre
Elend ich zu dir zurück.
Hab verloren Herz und Ehre
Und verloren Gold und Glück.
 
 
Ach, als ich an deinen Händen
Noch durch Blust und Sommer lief!
Rosen blühten allerenden,
Und der braune Kuckuck rief.
 
 
Himmel wehte als ein Schleier
Um dein liebes Angesicht,
Schwäne glänzten auf dem Weiher,
Und die Nacht selbst war voll Licht.
 
 
Deine Güte Sterne säte,
Und beruhigt schlief ich ein.
Mutter, Mutter, bete, bete!
Laß dein Kind mich wieder sein!