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Leben lebt

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… hätt ich nicht das Wort

Prolog

 
Ich sitze hier am Schreibetisch
Und schreibe ein Gedichte,
Indem ich in die Tinte wisch
Und mein Gebet verrichte.
 
 
So giebt sich spiegelnd Vers an Vers
In ölgemuter Glätte.
Nur selten fragt man sich: Wie wärs,
Wenn es mehr Seele hätte?
 
 
Die Seele tut mir gar nicht weh,
Sie ist ganz unbeteiligt.
Nackt liegt sie auf dem Kanapee
Und durch sich selbst geheiligt.
 
 
Des Abends geh ich mit ihr aus,
Im Knopfloch eine Dahlie.
Ich selber heiße Stanislaus,
Sie aber heißt Amalie.
 

Der Dichter im Winter

 
Die Stadt in Schnee und kühlem Mondlicht liegt.
Die Schlitten schweben und der Nordwind schweift.
Soldaten gehen glitzernd und bereift,
Und Frauen sind in Pelze eingeschmiegt.
 
 
Wo winkt ein Fasching, daß du dich entlarvst?
Bewahr dein heißes Herz zu eigener Tat
Und hoffe, daß ein holder Frühling naht,
Wo du es wieder allen zeigen darfst …
 

Winterschlaf

 
Indem man sich nunmehr zum Winter wendet,
Hat es der Dichter schwer,
Der Sommer ist geendet,
Und eine Blume wächst nicht mehr.
 
 
Was soll man da besingen?
Die meisten Requisiten sind vereist.
Man muß schon in die eigene Seele dringen –
Jedoch, da haperts meist.
 
 
Man sitzt besorgt auf seinen Hintern,
Man sinnt und sitzt sich seine Hose durch, –
Da hilft das eben nichts, da muß man eben überwintern
Wie Frosch und Lurch.
 

Der Leierkastenmann

 
Ich bin der Leierkastenmann
Und drehe meine Kurbel,
Tags steh ich in den Höfen rum
Mit meiner alten Urschel.
 
 
Ich spiel ein wunderschönes Lied,
Die Köchin schaut herunter.
Die alte Urschel ist bemüht
Und hält den Teller unter.
 
 
Da fällt ein Pfennig und ein Herz
Wohl in Papier gewickelt,
Jedoch der alte Rechnungsrat
Schenkt manchmal einen Nickel.
 
 
Ich bin der Leierkastenmann
Und dreh an meiner Kurbel.
Ich weiß noch, wie ich achtzehn war
Und siebzehn meine Urschel …
 

Ballade vom Wort

 
Was wollen die großen Worte?
Sie rollen wie ein Kiesel klein
Am Weg, an der Straßenborte
In den Morgen ein.
 
 
Sie hängen an manchem Baume
Wie Früchte halbgereift.
Sie haben von manchem Traume
Den zarten Puder gestreift.
 
 
Sie schmecken wie Galle so bitter.
So spei sie aus dem Spiel!
Sie sitzen im Fleisch wie Splitter.
Ein Wort ist schon zuviel.
 
 
Ein Wort schon ist Mord schon am Himmel.
So schweige und neig dich zum Herd.
Stumm lenkt durch das Sternengewimmel
Der Herr sein ewiges Gefährt.
 

Ich würde sterben, hätt ich nicht das wort,

 
Ich würde sterben, hätt ich nicht das wort,
Das meine flüchtigen Gedanken hält,
Das sie bewahrt für die und jene Welt;
Es schützt mich, daß mein Lebensbaum verdorrt,
Es reißt den Schreitenden zum Schweben fort.
Ich würde sterben, hätt ich nicht das Wort.
 

Wenn ich gehe zu gott,

 
Wenn ich gehe zu gott,
Trag ich in Händen das Wort.
Nimm es zurück! Ich tat,
Was du erwähltest, mit ihm:
Tötete mit dem Wort,
Zeugete mit dem Wort.
Nimm es zurück! Und schaff
Leicht mir die Hände und leer.
Müde ward ich der Macht.
Kränze klingen zur Stirn.
Um meine Schläfen der Schlaf
Rührt die Flügel bereits.
War am Anfang das Wort,
Ist es am Ende nun:
Logos lebt. Er erhellt
Wunder, Wesen und Welt.
 

Der himmlische Vagant

Der himmlische Vagant
Ein lyrisches Porträt des Francois Villon

 
Francois Montcorbier, genannt Villon,
Geboren Vierzehnhunderteinunddreißig,
Als Schüler faul, als Buhler strebsam fleißig,
Aus dunkelstem Paris, und darob lichtscheu.
Mit Faltern schwebend, Blüten blühend, pflichtscheu,
Bekannt von Meung sur Loire bis Roussillon,
Der Leibpoet des Herzogs von Bourbon
Und Leibpoet des letzten Straßenweibs,
Bedacht auf sondre Art des Zeitvertreibs,
Landstreicher, Gauner, Dieb, Zechpreller – und
Hündischer oft traktiert als der geringste Hund,
Um eines Haares Breite Mörder gar,
Mitglied der Bruderschaft der coquillards –
Liegt hier begraben: was er lebt und litt,
Teilt er euch in des Meisters Werken mit.
Lag seine Stirn im Kot, sein armer Leib im Kofen,
Aus seinem Munde klang ein goldner Chor von Strophen.
Die Hand, mit Blut befleckt, schrieb heiligstes Gedicht.
Das erdendunkle Herz entzündet Sternenlicht.
Als er am Himmelstore angelangt,
Hat die Madonna selbst gebetet und gebangt.
 
 
Gottvater ließ ihn gnädig in den Himmel ein:
Weil du mich stets gesucht, sollst du willkommen sein.
Gefunden hast du mich. Du bist Poet nicht mehr.
Tritt als ein Engel in das selige Engelheer.
 
 
Da lächelt Villon ernst – und schluchzt mit einemmal:
Ich komme aus der allertiefsten Hölle Qual.
Läßt du die Mörder, Diebe, Fälscher, Ehebrecher,
Die Dirnen, Räuber, Säufer, Gauner, Degenstecher,
Die meine Brüder sind, nicht in den Himmel ein,
So soll die Seligkeit mir nicht vorhanden sein.
Nicht eine Stunde blieb ich selig, wenn ich wüßt,
Daß in der Höll ein armer Bruder leiden müßt.
Gottvater, lebe wohl! Ich will kein Heuchlerglück!
Zu meinen Brüdern kehr ich in die Höll zurück.
Und bin erst wieder hier, wenn die Posaune lehrt,
Daß Gott dem Ärmsten auch das himmlisch Reich
gewährt.
Daß Gott dem Letzten auch ob seiner Tat nicht grollt,
Die ohne Gott nicht wär – denn Gott hat ihn gewollt.
Schenk allen Erdenwandrern die ersehnte Ruh! –
Und hob die Hand zu Gott. Und sank der Tiefe zu.
 

Ach, verloren ist verloren –

 
Ach, verloren ist verloren –
Unaufhaltsam ziehn die Fluten.
Wer dahier zu spät geboren,
Kommt zu spät zu allem Guten.
Ja, ihn sollt der Teufel holen,
Selbst sein Weib: hat schon ein anderer.
Als ein kümmerlicher Wanderer
Tippelt er auf blanken Sohlen.
 
 
Ach, verloren ist verloren –
Laß die schwarzen Würfel fallen.
Einmal bist du doch erkoren,
Wenn die schrillen Flöten schallen.
Setz dein Sein auf eine Karte:
Weib und Kind und Gott daneben –
Nur im Tode darfst du leben,
Mors, entfalte die Standarte!
 

Der Mutter

 
Öfter hast du mich gescholten,
Glaubtest meinen Pfad verwunden,
Hast das Ende nicht gefunden,
Dem mein wilder Lauf gegolten.
 
 
Aber hoben deine Hände
Sich in meine, quollen Tränen.
Heiß aus mutterheißem Sehnen
Blühten Rosen ohne Ende.
 

Was dich immer heiss umfasse:

 
Was dich immer heiss umfasse:
Mannesleib und Lust:
Sei der Sehnsucht süßer Sasse
Über Gram und Gruft.
 
 
Beichter mag sich leichter geben,
Schwerer schwärmt das Muß.
Lache, Seufzer! Klettre, Rebe!
Kühle, kühle … Kuß!
 
 
Dunkel liegt schon die Terrasse,
Und der Mond geigt grau.
Was dich immer heiß umfasse:
Fühle, fühle … Frau!
 

Rausche, laub, am braunen hang,

 
Rausche, laub, am braunen hang,
Rausche deine bunten Blätter
Mir hernieder in den Gang.
 
 
Erst fiel eines wie ein Tropfen
Ferner Wetter.
Nun sinds viele, die wie Schmetterlinge
tot den Boden klopfen.
 
 
Und vom Baum sah ich ein Blatt sich falten.
Ist es eine Blüte? Farbentrunken
Ist sie schon auf mich herabgesunken,
Und die Hände
Halten
Eines Jahres Sonnenbrände.
 
 
Rot und glühend zuckte es im Teller
Meiner Hand, auf der die Blicke brannten,
Während meine wehen Sohlen schneller
Durch das tote Laub am Boden rannten.
 

Ich lieb ein mädchen, welches margot heisst,

 
Ich lieb ein mädchen, welches margot heisst,
Sie hat zwei Brüste wie zwei Mandarinen.
Wenn wir der holden Göttin Venus dienen,
Wie gern mein Mund in diese Früchte beißt.
 
 
Ich lieb ein Mädchen, welches Margot heißt.
Doch wer sie liebt, muß sie zuweilen prügeln.
Es läßt sich leicht nicht ihre Wildheit zügeln,
Wenn man sie tändelnd nur als Eva preist.
 
 
Ich lieb ein Mädchen, welches Margot heißt,
Bewandert in den Liebesdialekten,
Die schon die alten Phrygier entdeckten.
(Gebenedeit sei ihr antiker Geist!)
 
 
Ich lieb ein Mädchen, welches Margot heißt.
Sie wohnt in einem schmutzigen Bordelle,
Man zieht an einer rostigen Klingelschelle,
Worauf Madam den Gast willkommen heißt.
 
 
Ich lieb ein Mädchen, welches Margot heißt.
Ich liebe diese ganz allein, nur diese.
Der Louis fand die passende Louise –
Bis man die Scherben auf den Müllplatz schmeißt…
 

Nun steigt der morgen übern zaun

 
Nun steigt der morgen übern zaun
Graugrün wie ein Askete.
In heller Sonn, wenn Veilchen blaun,
Gilt Rausch nicht und Rakete.
 
 
Und was dir heut am Halse hing:
Dies Heut ward schon zum Gestern.
Was ich mir fing: es ging das Ding
Zu seinen toten Schwestern.
 
 
Traum stürzt und Träne feuerheiß
Aus meinem blinden Blicke.
Mir winken, was ich will und weiß:
Dolch, Fallbeil, Gift und Stricke.
 

Sommerabende, ihr lauen,

 
Sommerabende, ihr lauen,
Bettet mich auf eure Kissen,
Laßt in Fernen, dunkelblauen,
Meiner Träume Wimpel hissen.
 
 
Stunden, die am Tag sich placken,
Feiern nächtlich froh verwegen,
Und ich fühl um meinen Nacken
Zärtlich sich zwei Arme legen.
 
 
Ist die Seele liebeswund?
Heißren Atem haucht der Flieder,
Und der rote Himmelsmund
Neigt sich üppig zu mir nieder.
 

Ich bin von feuerringen

 
Ich bin von feuerringen
Umkreist zu meiner Not.
Ich hör die Vögel singen
Im hellen Abendrot.
Sie schweben und sie schwärmen
Und singen sich zur Ruh.
Sie leben und sie lärmen.
Wozu?
 
 
Wir halten uns umfangen
In Nacht und Paradies.
Die Abendglocken klangen
Aus dumpfestem Verließ.
Wir wissen unsrer Hände
Und Herzen einen Pfad.
Wer weiß, wie bald das Ende
Uns naht.
 

Ich bin so weit von dir entfernt!

 
O dieses Elend, das die Brust durchlärmt.
Bin ich es denn, der dunkel im Gesicht
So Stern auf Stern in blaue Zelte flicht?
Wie habe ich den Tag so trüb verbracht
Mit Würfelspiel und künstlicherer Nacht.
Nichts will ich, als dich lieben; nimm mich hin,
Weil ich in deinem Netz gefangen bin.
So schwer schon sinkt aufs Blatt mir Haupt und Kinn,
O aller Strahlen schöne Spinnerin!
 

Ich schlage schamlos in die tasten

 
Ich schlage schamlos in die tasten.
Die Ampel tönt. Es zwitschert das Bordell.
Die schlanken Knaben bleich vom langen Fasten
Erheben kühl sich vom kastalschen Quell.
 
 
Sie werfen ab die wolligen Gewänder,
Die Hemden kurz, die Mutter einst genäht.
Sie schweben engverschlungne Negerländer,
In denen palmengleich die Liebe steht.
 
 
Es neigen sich mit ihren schmalen Mündern
Die Huren in den unerfahrenen Schoß,
Und sie empfangen von den blassen Kindern
Lächelnd ihr gutes oder schlimmes Los.
 

Es wuchs ein schatten aus der nacht,

 
Es wuchs ein schatten aus der nacht,
Hat wie ein Sarg mich überdacht,
Der mich mit dem Tod versöhnte.
Wie lag ich ewig! lag ich tief!
Über mir Scholle an Scholle schlief,
Und sanft des Lebens Hufschlag dröhnte.
 
 
Die Zeit verscholl. Es schwoll der Berg,
Aus meiner Brust sproß Wurzelwerk
Und brach die braune Hülle.
Da schwang der Himmel sein Panier
Zum ersten Male über mir
In meiner Augen Fülle.
 
 
Die Welt war neu, die Welt war bunt,
Aus meiner Augenhöhlen Grund
Kornblume sprang mit blauen Blicken.
Und aller Schmerz, den ich geweint,
Er hat in Wolken sich vereint
Und rinnt, die Felder zu erquicken.
 

Weil du von mir ein kind erhältst,

 
Weil du von mir ein kind erhältst,
So willst du dich erhenken
Und mir mit einem Gott vergelts
Dein junges Leben schenken?
 
 
Weißt du wohl, was ich damit tu,
Ob ichs zu Staub zerreibe?
Ich spiele es den Sternen zu,
Ich spiele es den Fernen zu,
Damit es leuchten bleibe!
 
 
Da nun die Lust in dir verwest:
Laß mir den Sohn am Leben!
Wenn Wolke du in Winden wehst
Und bei den ewigen Träumen stehst,
Wird er mir Erde geben…
 
 
Weil du das Kind in mir erlöst,
So willst du dich erhenken?
Du sollst noch einmal, eh du gehst,
Mir deine Jungfraunschaft schenken.
 

Soll man denn den dichtern trauen?

 
Soll man denn den dichtern trauen?
Ihr Geschäft heißt: Lob der Frauen.
Selbst der blinde Dichtervater
Schnurrt gleich einem Frühlingskater,
Harft er von der Helena,
Die sein Auge niemals sah.
 
 
Trumpf ist beides: blond und braun.
Doch die Krone aller Fraun,
Wild und mild und bittersüß
Sind die Mädchen von Paris.
 

Dunkle Italienerinnen

 
Mögen Liebesfäden spinnen.
Eine Deutsche, eine Türkin
Mag auf manchen Jüngling wirken.
Mit der schlanken Angelsachsin
Fühlt man seelisch sich verwachsen.
Trumpf ist beides: blond und braun.
Doch die Krone aller Fraun,
Wild und mild und bittersüß
Sind die Mädchen von Paris.
 
 
Welche Szene: an der Seine:
Eine Nymphe! Eine Schöne!
Gleicht ihr Leib nicht der Alhambra
Hoch gebaut? Es atmen Ambra
Ihre tulpenroten Lippen,
(Die am liebsten Portwein nippen …)
Schopf und Schoß: ein goldnes Braun
Bei der Krone aller Fraun,
Wild und mild und bittersüß
Sind die Mädchen von Paris …
 

Ich bin von dir so müde,

 
Ich bin von dir so müde,
Die Nacht ist ohne Ruh.
Ich seh mit hellen Augen
Dem Spiel des Dunkels zu.
 
 
Du stießest in mein Blut
Brennende Füchse – auf der Philister Fährde,
Und nun verbrennts.
Mein Schrei fällt auf die Erde
Wie Samenkorn im Lenz:
Simson! Simson!
 

Die herzogin antoinette,

 
Die herzogin antoinette,
Weiß wie Schnee,
Reißt rauh der Henker vom Bette.
Sie lächelt: Bonjour, monsieur …
 
 
Sie trippelt die Treppe
Empor zum Schafott – o weh,
Sie tritt auf die Mantelschleppe
Dem Henker: Pardon, monsieur …
 
 
Ein Seufzer. Ein Hauch. Ein Röcheln.
Rot sprießt der weiße Klee.
Der Herzogin letztes Lächeln
Sagt: Revoir, monsieur …
 

Ich bin gemartert von gewissensbissen,

 
Ich bin gemartert von gewissensbissen,
Daß ich noch nichts auf dieser Welt getan.
Mit ein paar Flüchen, ein paar Mädchenküssen,
Da hört es auf, da fängt es an.
Ich aber fühle Strom mich unter Flüssen,
Doch flösse ich bergauf und himmelan –
Das Aug, das ich zum guten Werk erhoben,
Es darf nur einer Dirne Brüste loben.
 
 
Wie oft, wenn ich mit den Kumpanen zechte,
Klang eine Trommel dumpf, die Buße bot.
Ich warf mich hin, auf daß mich einer brächte
Und stelle einsam mich ins Abendrot.
Der aber klapperte mit Würfeln, und die schlechte
Gesellschaft fürcht ich, wenn Gelächter droht.
Ich bin so müde meiner Spielerein
Und möchte Mensch mal unter Menschen sein.
 
 
Doch niemand ist, der meinen Worten traute,
Es wird mein Leichnam erst auf Lorbeer ruhn.
Ich reiße von der Wand die dunkle Laute,
Um doch in Tönen eine Tat zu tun.
Das Lied ist aus. Der grüne Morgen graute.
Im Hofe bellt der Hund, es kräht das Huhn;
Und während alle rings zum Tag erwachen,
Entschlaf ich trunken unter Wein – und Lachen.
 

Dies ist das lied, das villon sang,

 
Dies ist das lied, das villon sang,
Als man ihn hängen wollte.
Er fühlte um den Hals den Strang,
Er sang das Lied den Weg entlang,
Der Schinderkarren rollte.
 
 
Hängt mich den Schurken zum Alarm
Nur hoch in alle Winde!
Wegweiser schlenkere mein Arm,
Er weist den Weg dem schlimmen Schwarm
Und manchem braunen Kinde.
 
 
Einst hat der Teufel mich gekirrt,
Nun hör ich Bäume singen.
Ich fühle Gott. Mein Auge schwirrt.
Mein Leib, mein armer Leib er wird
Als Aveglocke schwingen.
 

Ich bin gefüllt mit giftigen getränken,

 
Ich bin gefüllt mit giftigen getränken,
Ich speie Eiter, wenn ich wen besah;
Ich fluche jedem heiligen Hallelujah
Und will ein Pestgewand als frohe Fahne schwenken.
Ich stehle Geld wie Sand –
Ich werfe Brand ins Land,
Und dennoch, Wolke, wagst du dich zu schenken?
 
 
Ich bin verbittert und mit Gram verschlossen,
Und nur ein Messer öffnete mein Herz.
Faul stinkt mein Atem, meine Faust ist Erz,
Ich schlafe selig in verdreckten Gossen,
Ich reite nackt auf ungezähmten Rossen,
Ich bin bei Spiel und Wein Allein und ganz allein
Und von den Tränen fremder Fraun umflossen.
 
 
O möcht ich einmal nicht als Licht mehr scheinen!
Und nicht mehr Stunde sein und Zeit der Nacht!
Ich habe meinen Sohn zu Tod gebracht;
Ich hüllte seine Gliederchen in Hemdenleinen,
Ich grub ein Grab ihm unter Pflastersteinen –
O Wolke, wer du seist,
Ich grüße deinen Geist,
So wolle, Wolke, wolle für mich weinen!