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Die Harfenjule

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Im Spiegel

 
Ich sehe in den Spiegel. Was für ein unverschämter Blick mustert mich? Jetzt zieht er sich schon in sich selbst zurück – Pardon: ich habe mich fixiert. Ich will mir nicht zu nahe treten.
Meine Freunde kann ich mir an den Fingern einer Hand abzählen. Für meine Feinde brauche ich schon eine Rechenmaschine. Was bedeuten diese tiefen Furchen auf meiner Stirn? Ich werde Kresse und Vergißmeinnicht drein säen.
Im Berliner botanischen Garten, sah ich einen Negerschädel, aus dem eine Orchidee sproß. So vornehm wollen wir's gar nicht machen. Bei uns genügt auch ein schlichtes deutsches Feldgewächs.
Wir wollen durch die Blume zu den Ueberlebenden sprechen, wie wir so oft zu den nunmehr verwesten sprachen. Also, meine liebe Leibfüchsin: du kommst mir deine Blume – Prost! Blume!
Ich stehe nicht mehr ganz fest auf den Füßen. Der Spiegel zittert. Seine Oberfläche kräusele sich, weil ich lache. Da ist der Mond – er tritt aus dem Spiegel in feuriger Rüstung und legt seine weiße kühle Hand auf meine fieberheiße Stirn.
 

An einen Freund, der wegen einer ungetreuen, eitlen, verschwenderischen Frau Klage führte

 
Du kannst dem Frühling nicht Halt gebieten und nicht der ungetreuen Frau. Der Nordwind saust um deine Stirn. Geh, geh von dannen.
Hast du Geld, so stiehlt es deine Frau. Sie braucht zu ihrem Maulwurfmantel noch ein Biberjackett. Zu ihrem Biberjackett noch ein Hermelin-Cape. Hast du kein Geld, so hast du auch nicht weniger.
Hast du kein Geld, so hungerst du zuweilen; hast du Geld, so hungerst du immer – nach Liebe. Deine Frau liebt dein Scheckbuch. Wirf es ihr vor die Füße – doch nicht dich selbst.
Es schneit – es schneit – einst in der Laube schneite es Birnblüten über euch. Jetzt. Jetzt schneit es unbezahlte Rechnungen.
 

Das Ende

 
Du hast die zarten Liebeskräfte im Trugkampf trotzig überspannt. Nun sind zerklirrt die stolzen Schäfte, zerfetzt das rote Fahnenband.
Einst fand'st du Rosen, süße Spiele der Lust, an jedem muntren Ort. Der Blumen blühten dir zu viele, du warfst die kaum gepflückten fort.
Nun wanderst du die Pfade heute – zerflattert Rosenblatt und Kuß. Wo einst die Blumen leichte Beute, klafft ekeltief der Tartarus.
 

Es ist genug

 
Es ist genug. Mein trübes Licht bereit' sich zu erlöschen. Ich hab' vertan mein Recht und Pflicht und meiner Seel' vergessen.
Es ist genug. Es weht ein Wind, weht nicht von Ost noch Norden. Auf der Milchstraße wandert ein weißes Kind, ist nicht geboren worden.
Du über den Häusern heller Schein, wovon bist du so helle? Stehst du um die Stirn einer Jungfrau rein oder brennt ein Sünder zur Hölle?
 

Heimkehr

 
Ich bin geboren in einem Wäschekorb, aufgewachsen in einem kleinen grünen Garten. Fünf Meter lang, fünf Meter breit – mein Sarg wird wohl noch enger sein.
Kohlrabi, Apfelreis, Radieschen, waren meine Lieblingsspeisen. Das Mädchen, das mich wartete, hieß Berta Jaensch. In den Johannisbeersträuchern am Gartenrand lebten gute Gnomen und böse Echsen.
Fünfzehn Jahre war ich, da ich von Hause wegging. Hochtrabend trabte ich zu Roß aus dem Glog'schen Tor. Dreiunddreißig Jahre bin ich, da ich nach Hause zurückkehre auf einem knatternden Motorrad.
Die alte hölzerne Zugbrücke ist niedergerissen. Jetzt bezwingen die Oder Eisen und Beton. Nur der Fluß darunter, er fließt wie vor tausend Jahren so auch heute.
Ich gehe durch die Gassen und niemand kennt mich. Ich trage Knickerbocker und man hält mich für einen reisenden Engländer. An der Schmiede, wo ich als Kind ins lohende Feuer sah, bleibe ich stehn und starre in Asche und Ruß.
Oben auf dem Bergfriedhof bin ich nicht allein. Hier liegen viele, die ich einst gekannt habe. Der alte Professor, bei dem ich lateinischen Nachhilfeunterricht hatte, und mein kleiner Bruder.
Jetzt stehe ich am Grabmal eines Generals, der unter Friedrich dem Großen focht. Seinen Namen verwitterte das Gestein. Was wollte er, was konnte er? Niemand weiß es.
Er führte in der Schlacht von Kunersdorf ein Grenadierregiment – und? – Schritt mit dem Degen in der Faust voran. – Seine Pflicht. – Er hatte außer dem preußischen Exerzierreglement nie ein Buch gelesen, und war stolz darauf. –
Wir haben alle Bücher gelesen und keine Schlacht geschlagen. Es ist eines so wenig wert als das andere. Einmal werden vor meinem Grab die Leute stehn. Was wollte er, was konnte er? Niemand weiß es.
Hoppla, Bruder, steh auf, du hast schon lange genug geschlafen. Jetzt bin ich an der Reihe. Da hast du meinen Stock, Esche, Natur, ungeheizt, Hornspitze. Geh an meiner Stelle hinunter in die Stadt.
Es dämmert. Ehe die erste Gaslaterne aufflammt, wirst du am Marktplatz sein. Dort steht die Königl. Preußische Adlerapotheke. Bringe Vater und Mutter einen Gruß von mir.
Sag ihnen, ich hätte mich zur ewigen Ruh begeben und mich lebendig begraben. Drei Hände Erde auf mein Grab, drei Seufzer, drei Tränen und damit basta. Bitte, Vater, laß dich in der sachgemäßen Herstellung von Dr. A. Henschkes Restitutionsfluid nicht stören.
 

Ahasver

 
Ewig bist du Meer und rinnst ins Meer, Quelle, Wolke, Regen – Ahasver … Tor, wer um vertane Stunden träumt, Weiser, wer die Jahre weit versäumt. Trage so die ewige Last der Erde und den Dornenkranz mit Frohgebärde. Schlägst du deine Welt und dich zusammen, aus den Trümmern brechen neue Flammen … Tod ist nur ein Wort, damit man sich vergißt … Weh, Sterblicher, daß du unsterblich bist!
 

Die Glocke

 
Die Glocke dröhnt und stöhnt die Stunden in die Welt. O, wer sie dieses Zwangs entbände! Sie ist bis an ihr Ende bestellt, daß klingend sie ihr Herz ins Nichts verschwende.