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Die Harfenjule

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Zeesener Dreizeiler

 
Der See wirft Wellen / aber nicht aus sich / ihn peitscht – der Wind.
Die liebliche Libelle! / Sie liebt und wird geliebt / im Fluge.
Immergrün / steht die Tanne. Der Ahorn steht schon / nimmer grün.
 

Ode an Zeesen

(Für Dr. Ernst Goldschmidt)
 
Aus Jupiters Hand geschleudert / Donnerkeil / Im Juligewitter / Mein steinernes Herz / Du glühst nicht mehr –
Aus den Sternen gestürzt / Aus den Wolken geschüttet / Bruch / Wolkenbruch / Blitz / Donner / Aufschlagend am Feldstein / Regenbogen / Verwirrt im Dorngesträuch / Du siebenfarbener Schleier / Zerfetzt / Ihr kleinen Heckenrosen / Ihr willigen Trösterinnen / Ihr haltet das flatternde Band der Tristitia.
Verwundet / Verwundert / Erblickt / Zwischen zwei ragenden Föhren / Das graue Auge / Den goldenen Tag / Blauer See / Blauer lauer See / Mückensingsong / Linde Ufer / Und der Winde Rufer / Springen durch das Korn / Unter ihren kühlen Sohlen / Beugen die heißen Halme sich zärtlich / Richten sich zärtlich auf / Und winken / Dem so herrlich taumelnden Mittagswinde nach.
Drüben vom Jenseits / Drüben vom Jenseits des Sees / Ruft der Kuckuck / Allen Lebenden ruft der Kuckuck / Tausend lebendige Jahre zu.
Hinein mit einem Hechtsprung / Zu den Hechten und Barschen / Hinaus aus den Binsen / In die schaumige Weite / Aufscheuchend die Frösche / Welche geblähter Kehle / Die Liebe locken die Liebste locken / Voll geiler Gier / Fische selbst und faulendes Holz bespringen / Denn es rast die Liebe in den Geschöpfen / Kitty die Hündin ist läufig / Und Bodo der Hund / Jault die Tage und Nächte nach ihr / Nimmt das Fressen nicht und magert bis auf die Rippen / Auf dem Dachfirst schnäbeln die Tauben / Im Wasser / Tanzt der Gründlinge silberner Reigen / Im Schilf / Jagen und jachtern blauschillernde Libellen / Und auf den Wogen des Sees / Sieh die Taucher schlank weißlichen Halses mit gelbem Kropf / Immer zu zweit / Segeln die Liebenden / Und auf dem Rücken trägt sorglich die Mutter / Die flaumige Zukunft das krächzende Kind.
Auch wir / Mädchen / Geliebte / Frau / Mensch / Immer zu zweit zu zweit seit zweien Jahren / Schwimmen wir auf den Wassern des Lebens / Auf den Zeesener Gewässern / Dahme Middelwede und großer Peetz.
Aus dem Luch / Erhebt sich ein Wind der wie Fuchs auf der Lauer lag / Zwischen Heidelbeerkraut und Moosen / Er springt dem See in den silbernen Nacken / Daß die Gischt aufspritzt wie weißes Blut / Es wogen die Wellen / Es wogen die Binsen / Es wogen die Felder / Es wogen die Wipfel der Bäume / Wir selber treiben auf den Wellen / Wie Wasser Gras und Buchenkrone / Auf und nieder / Auf und nieder / Auf und nieder.
Zurück an den Strand / Jetzt Sonne recke den feurigen Schild / Ueber unsre dampfenden Leiber / Zu heiß du flammender Ritter trifft uns dein roter Speer / Ihr schattenden Bäume / Vom Borkenkäfer durchwandert / Vom Specht beklopft / Ihr schattet mein müdes / Im Zittergras versinkendes Haupt / Ihr fächelt mit euren grünen Armen / Mit euren blättrigen Händen / Mir Trost und Vergessen zu / Sei bedankt / Geliebtes Geschwister / Akazie / Wie gerne starb ich den Schlaf / In deinen kühlen Armen / Wie gerne will ich den Tod / Einst in deinen Armen verschlafen / Will ich in deinem feuchten Schatten / Ach noch viele Ewigkeiten verschlafen / Wenn die grelle Mittagssommersonne / Die gemähte Stoppelwiese dörrt / Und zu meinen Füßen / Dämmert verdämmert Bodo der Hund.
He Bodo / Hierher Bodo / Wolfssohn / Willst du wohl die Gänse nicht scheuchen / Die heiligen Träger des Daunenschlafes / Die gütigen Behälter des Gänsefettes / Wackelnd mit den feisten dermaleinst gebratenen Gänsekeulen.
Ganz von fern wie ferner Krieg / Rollen / Auf der Königswusterhausener Bahn die Güterzüge.
Und ich sitze nackt auf der Veranda / Wie des Sommers Gott / Sitz ich nackt und faul auf der Veranda / Violett umblühen mich Bethulien / Mich umtanzen / Dicke Fliegen Filigran von Mücken / Pfauenauge und Zitronenfalter / Und ich hock und freß wie ein Kaninchen / Frischen mildesten Salat / Kohlrabi / Auch gezuckerte Johannisbeeren / Und danach ein Glas / Erdbeerbowle / Wie ein Mensch / Wie ein Gott / Und ich sitz und schwitz und freß und sauf / Und ich denk und träume / Nichts / Träum und denk das Nichts vom Nichts des Nichtses / Bin am Ende meiner Kräfte / Und am Anfang aller Seeligkeit.
Hochbeladen mit dem gelben Korn / Schwankt der Wagen in die Scheune / Und das brave Pferd umspringen bellend / Sieben schwarz und weiße Wolleknäuel / Sieben Terrier Bosko Fatty Step / Tipsy Kitty Bill und Fap / Aus dem offenen Stall fegt eine Schwalbe / Drin im Stalle säugt die Kuh das Kälbchen.
Zwischen Bäumen / Wachsen schlanke steile dünne Eisensäulen / In den Horizont / Die Funktürme von Königswusterhausen / Hier Königswusterhausen auf Welle 1300 / Achtung Achtung Achtung / Der Dichter Klabund spricht eigene Verse.
Er spricht mit abgehackter blecherner Stimme / Dieweil er im Grase liegt – Das rechte Ohr an die Erde gepreßt / Horcht er auf den Herzschlag der Erde / Und auf den Wanderschritt des Maulwurfs / Er wirft die Worte in die Luft / Wie nicht entzündete Raketen / Sie brennen nicht / Sie leuchten nicht / Sie fallen zischend ins feuchte Gras / Achtung Achtung Achtung / Hochachtung Hochachtung Hochachtung / Ganz besondre Hochachtung / Ihm lauscht kein Mensch kein Wesen kein Tier / Die Luft spielt mit den Worten wie mit Brennesselsamen / Sie weht sie da und dorthin / Einige Participia bleiben in einer Koniphere hängen / Ein strahlendes Adjektiv treibt Bauch nach oben wie ein toter Fisch im See.
Aber ein liebliches Präpositum / Fiel in einen Baumritz / Einer Dryade in die Augenbrauen / Und kitzelte sie aus dem Schlaf / Zierlich trat sie aus dem dunklen Baumstamm ins grelle Licht / Und stand geblendet – / Da begannen die Grillen zu zirpen / Die Heuschrecken musikalisch ihre Hinterbeine zu reiben / Und der Jazz des Sommers rauschte auf / Meckernd fielen die Ziegen ein / Die Kuh blökte die Hunde bellten die Gänse schnatterten / In der Ferne Gewittergrollen / Die dumpfe Pauke des Donners / Gott sitzt am Schlagzeug / Yes Sir that's my baby / Da stampfte die entfesselte Dryade den Charleston / Die braunen rötlich überkupferten Haare fielen ihr mähnig über die Stirn / Wie einem Pony.
Tanz stampf tritt den Boden / Tritt die Erde daß sie dir untertan sei / Die Erde dem Weibe / Wie seit Urbeginn / So heute / Zertritt die Butterblumen im Tanz / Was tuts / Zermalme die kleinen roten Käfer im tollsten Takt / Töte die dir aufspielen zum Tanz mit deinen tanzenden Sohlen / Töte Grille und Heupferd / Tanze tanze / Töte töte / Schon springst du mir in den Nacken / Puma / Und tanzest auf meinen Knabenschultern / Yes Sir yes Sir / Den Jazz des Sommers.
Genug genug wilde Nymphe / Zieh dir den schwarzrotgestreiften Bademantel an / Und komm auf den Tennisplatz / Henry der Trainer wartet schon auf die gnädige Frau / Du schlägst die Bälle / Zwei Dutzend Bälle / Zwei Dutzend Menschenköpfe / Haarscharf übers Netz / Keinen Liebesblick / Keinen Ball / Läßt du aus.
Abends nach dem Essen / Yes Sir yes Sir / Steppst du im blauen Pyjama / Blauer Pyjama blauer Himmel blauer See – Wie ein japanischer Ringer / Mit dem dicken gebräunten Sharakugesicht / Boxt der gewaltige Herr des Gutes / Rittergutes / Raubrittergutes / Zeesen / (Nach der Volkszählung von 1905 besaß der 352 Hektar umfassende Gutsbezirk Zeesen 25 Einwohner) / Boxt die erhabene märkische Majestät / Den Raum / Boxt mit Träumen mathematischen Reihen Börsenkursen und wilden Ziffern / Oberbedarf / Unterbedarf / Mannesmann / Weibesweib / Die Firmen Frisch Frank Fröhlich Frei haben Geschäftsaufsicht angemeldet / Yes Sir that's my baby / Noch ein Glas Bowle / Elektrisches Licht überm Garten / Sommernachtstraum / Ein Gang noch mit den englischen Terriern / Kitty Bill Tipsy Bosko Fatty Step Fap / Licht aus / Happy-end / Week-end.
Nachts / Schlafe ich schlecht / Durch geöffnete Fenster / Wandert die ganze Unterwelt / Weiße Spinner kommen geflattert mit riesigen roten Augen / Spanische Fliegen mit fetten grünen Bäuchen / Braune Motten und kleine Perlmutterfalter / Summende Mücken sirrende Gnitzen / Ihnen nach die Königin des Dunkels / Ihre Herrin und Vertilgerin / Die gefräßige / Die Fledermaus / Und am Boden raschelts: schwarze Schwaben / Aus der Mauer kriechen Tausendfüßler / Alles lärmt und knackt und surrt und raschelt / Plötzlich trappt und trippelt's auf den Bohlen / Wie ein Pony trappelt und ein weißes / Tier steht wie gebäumt im Rabenschwarzen / Wie ein Schimmel auf den Hinterbeinen / Hebt die Vorderhufe drohend / Schnaubt gar grimmig durch die Nüstern / Schreien will ich mir verschlägts die Sprache / Da / ein Sprung / das Tier hockt auf dem Bettrand / Und umschlingt mich mit den weißen Armen / Drückt die heißen Lippen auf die meinen / Yes Sir that's my baby.
Mein steinernes Herz – – – / Du glühst noch –
 

Auf dem Friedhof von Zeesen

 
Ich steig vom Rad. Ein Grab im märkischen Sande. Hier ruht ein Wesen: Mädchen, Kind und Weib. Sie wurde vierzehn Jahre alt – und tanzte im Takt des Pulsschlags in den Fiebertod.
Sie hatte Augen, um das Licht zu halten. Das Auge brach. Das Licht glänzt ungebrochen. Sie hatte zarte Füße, auf der Erde zu schreiten – und die Erde rollt noch immer.
Sie hatte Hände, einen Zweig zu biegen. Der Zweig weht immer noch im Sommerwinde. Sie hatte Lippen, einen Mann zu küssen. Sie ging hinab, eh' sie ein Jüngling küßte.
Wir werfen Netze, um den Wind zu fangen. Wir stellen Schlingen für die Wolkenvögel. Wir schreien, um an Gottes Ohr zu rühren. – Gott hört am Sirius den Aether singen.
Wir steigen Berge, himmelstürmende, um jäh in einem feuchten Loch zu enden. Libellen schaukelten um unsern Morgen, und unsere Nacht umschwirren Fledermäuse.
 

Mond überm Schwarzwald

 
Goldne Sichel des Monds! Dich schwingt der ewige Schnitter und mäht Halme und Herzen.
Siehe, ich wandre auf steinichter Höhe über dem wolkigen Wald und neige willig den Nacken deinem erlösenden Streich.
 

Davoser Elegie

 
Wieder bricht ein Tag mit himbeerrotem Glanz über die verschneiten Berge. Ich wache auf und erschrecke sanft. Da bin ich wieder: zurückgekehrt aus dem warmen Sarge des Schlafs und muß schwer atmen, leicht lächeln, seufzen, erkennen, sein.
Die Kuckucksuhr schlägt neun. Der Teller mit Früchten auf dem Nachtisch hat eine Musikmechanik in sich; hebt man ihn auf, spielt er Morgenrot, Morgenrot – es wird also Zeit, das Frühstück herbeizuklingeln. Das rothaarige, morgenrothaarige, haarige Dienstmädchen erscheint, anzusehn wie Sankta Barbara, die Schutzheilige der Kanoniere. Weil sie der erste frühe Bote der Menschheit, ist sie mir höchlich verhaßt.
Es ist eine schöne Frau auf der Welt, die mich (vielleicht) liebt. Weil ich nicht sprechen kann, verschweige ich mein Herz. Man soll nicht zu große Worte und zu große Tiraden machen. Sie werden leicht überheblich. Kennen den Vater nicht mehr, nicht die Mutter. Zum Beispiel Alexander der Große. Lassen wir das humanistische Gymnasium.
Ein Vogel zwitschert. Es wird ein Spatz sein, der auf dem Balkon in den steinharten, gefrorenen Kuchen pickt, den ich gestern stehen ließ. Oder sollte es eine Geier sein, der seinen Prometheus sucht? Wenn ich nach Zürich fahre, werden sich alle Leute in der Pension aufregen: Kaum von den Toten auferstanden und schon wieder hehe.
Man modelliert mich, man zeichnet mich, man schneidet mich in Holz: Engel mit der Lyra. Ich werde zurzeit von zwei Aerzten und drei Künstlern behandelt. Der Bildhauer M. seziert mich ausgezeichnet. Der Doktor R. hat mich (mit seinem glühenden Stahl) fabelhaft getroffen.
Sind Sie schwach auf der Lunge: kommen Sie, besuchen Sie mich hier oben im Tal des Friedens (den Prospekt sendet Ihnen der Kurverein auf Wunsch.)! Sie werden zwar auch hier keine Ruhe finden. – aber Sie werden Liegekur machen, sich vollfressen, den Kehlkopf ausgebrannt bekommen, liebeln und pokern. Sie werden einige Jahre länger leben. Und wir hängen doch alle am Leben wie die Schächer am Kreuz.