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Die Harfenjule

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Das Meer

 
Ich schwelle in meiner Flut über die Erde. Es wirft meine wilde Welle Tang an den Strand, Muscheln, violette Quallen und kleine Seepferde.
Aber der Ekel zischt, daß ich mich gezeigt. Ich krieche in mich zurück, und der Nordwind schweigt.
Ebbe ist … Kinder gehen, sammeln, suchen und sehen Krabben, nasse Sterne, erstaunlichstes Getier.
Ich aber bin längst in der Ferne wieder bei mir.
Und was ich an den Strand warf, stirbt in der Luft oder in des Menschen Hand. – Nur die Taschenkrebse graben sich mit ihren Scheren in den Sand. Sechs Stunden warten sie bis zur nächsten Flut. – Die Taschenkrebse kennen mich gut.
 

Die Mondsüchtige

 
Wandelnd auf des Daches First, auf der Mauer schmalem Rande, schreitet sie, die Hohe, Milde, in des Mondes sanftem Licht.
Wie Musik ertönt ihr Schweben, ihre Füße gleiten gläsern. Ihre Hände klingen leise, ihre Augen sind geschlossen.
Hinter ihr der treue Diener achtet ihrer Schritte, daß sie über einen Strahl nicht strauchle, sorglich hütet sie: ihr Schatten.
Gottgeheimnis, Götzenzauber, weiße Statue der Sehnsucht schreitet sie: ich streck' vergeblich meine Hände nach ihr aus.
O wie halt ich die Entschreitende, o wie bann ich die Entgleitende, aber ruf' ich: stürzt sie nieder. Aber schrei ich: ists ihr Tod.
Und so schreitet sie vorüber, ist auf ewig mir verloren. Eine Wolke löscht den Mond aus. Einsam stehe ich im Dunkeln.
 

Eifersucht

 
Vorzustellen: Michael Jaroschin – untertänigst – ist mein Name. Wohlgeboren, Hochgeboren auf dem Berge Gaurisankar. Sah von oben stets nach unten, von den Gletschern in die Täler, von den Wolken auf die Wipfel, von der Sonne auf die Erde.
Und so sah ich eines Tages – vorzustellen: Michael Jaroschin, Sonnengott von Profession – sah ich eines Tages nachts (Jaroschin scheint auch des Nachts), sah ich durch ein unverhangnes Fenster . : . die geliebte Frau.
Sah die liebliche, die liebe, sah die Liebste, die Geliebte – – – in den Armen eines andern – eines höheren Beamten, eines niederen Charakters.
Da erbleichte selbst die Sonne, vorzustellen: Michael Jaroschin, hob den goldnen Sonnendolch und stieß ihn strahlend durch das Fenster, stieß dem Mann ihn in den Nacken, fuhr der Dolch da durch den Nacken und dem Weibe in die Brust noch: Also lagen auf dem Diwan beide hingestreckt, durchbohrt von dem Dolch des Sonnengottes, vorzustellen: Michael Jaroschin.
Hütet euch, ihr ungetreuen Weiber vor dem Sonnengotte! Ihn betrog die Sonnenfrau, und sie mußte darum sterben. Vorzustellen: Michael Jaroschin hält die Wacht im Irrenhause als ein Rächer seiner Ehre, Rächer jeder Mannesehre. In ihm glüht die edle Flamme, heilige Flamme: Eifersucht.
 

Weihnacht

 
Ich bin der Tischler Josef, meine Frau, die heißet Marie. Wir finden keine Arbeit und Herberg im kalten Winter allhie.
Habens der Herr Wirt vom goldnen Stern nicht ein Unterkunft für mein Weib? Einen halbeten Kreuzer zahlert ich gern, zu betten den schwangren Leib. –
Ich hab kein Bett für Bettelleut; doch scherts euch nur in den Stall. Gevatter Ochs und Base Kuh werden empfangen euch wohl. –
Wir danken dem Herrn Wirt für seine Gnad und für die warme Stub. Der Himmel lohns euch und unser Kind, seis Madel oder Bub.
Marie, Marie, was schreist du so sehr? – Ach Josef, es sein die Wehn. Bald wirst du den elfenbeinernen Turm, das süßeste Wunder sehn. –
Der Josef Hebamme und Bader war und hob den lieben Sohn aus seiner Mutter dunklem Reich auf seinen strohernen Thron.
Da lag er im Stroh. Die Mutter so froh sagt Vater Unserm den Dank. Und Ochs und Esel und Pferd und Hund standen fromm dabei.
Aber die Katze sprang auf die Streu und wärmte zur Nacht das Kind. – Davon die Katzen noch heutigen Tags Maria die liebsten Tiere sind.
 

Ewige Ostern

 
Als sie warfen Gott in Banden, als sie ihn ans Kreuz geschlagen, ist der Herr nach dreien Tagen / auferstanden.
Felder dorren. Nebel feuchten. Wie auch hart der Winter wüte: Einst wird wieder Blüt' bei Blüte / leuchten.
Ganz Europa brach in Trümmer, und an Deutschland frißt der Geier, – doch der Frigga heiliger Schleier / weht noch immer.
Leben, Liebe, Lenz und Lieder: Mit der Erde mag's vergehen. Auf dem nächsten Sterne sehen / wir uns wieder.
 

Mond und Mädchen

 
Es kriecht der kahle Mond durch Zweiggeäder, ob wo im Haus ein Mädchen wohnt, ein warmes Bett. ein daunenweicher Leib, es wärmt zur Winternacht sich gern ein jeder … O Mädel, bleib, du schlanke Zeder!
Der Mond tastet am Fensterglase und zittert vor Begier und Frost … das Mädel schlägt ihm vor der Nase die Läden zu und höhnt. Gib Ruh! Alten Gliedern ziemt nicht junger Most!
Er aber hat den Finger in der Fensterspalte, ob ihrer Kissen eine Falte er nicht erspähe, er ihre Blicke, braune Rehe, über der Brüste Sommerhügel zärtlich schreiten sehe.
 

Nacht im Coupé

 
Sternschnuppen in der Nebelnacht? Die Funken der Lokomotive, sie haben der Seele Reisig entfacht, der Liebe verstaubte Briefe.
Briefe, die ich lange trug, sie flammten im Funkenregen. Da war ich frei – mein Herz, es schlug dem Morgenrot entgegen.
 

Kukuli

(Für Carola Neher.)
 
Kleiner Vogel Kukuli, flieh den grauen Norden, flieh, flieg nach Indien, nach Aegypten über Gräber, über Krypten, über Länder, über Meere, kleiner Vogel, laß die schwere Erde unter dir und wiege dich im Himmelsäther – fliege zwischen Monden, zwischen Sternen bis zum Sonnenthron, dem fernen, flieg zum Flammengott der Schmerzen und verbrenn' in seinem Herzen!
 

Als sie meine Stimme im Radio hörte

 
Du hörtest meine Stimme wie von fern. Sprach ich von einem andern Stern? Du griffst mit deinen Händen in das Leere, ob dort ein Leib nicht und ein Lächeln wäre. Kein Leib. Nur Stimme. Lippe nicht. Nur Wort. Und leise legtest du den Hörer fort.
 

Als sie zur Mittagszeit noch schlief

 
Zwar es ist schon Mittagszeit, Sonne steht schon hell am Himmel – in den Straßen: welch Gewimmel, in den Herzen: welches Leid – manches Segel bauscht der Wind, mancher Kutter bleibt im Hafen – du sollst schlafen, du sollst schlafen, du sollst schlafen, liebes Kind.
Siebzigmal littst du Haitang, fünfzigmal starbst du Johanna – schmecktest Süßigkeit und Manna, wenn der Quell der Qualen sprang. Süßes, junges Blut – es rinnt – Küsse, Dolche flammten, trafen – du sollst schlafen, du sollst schlafen, du sollst schlafen, liebes Kind.
Einmal endet sich das Spiel, einmal endet sich das Grausen, und die Ewigkeit wird kühl dir um Brust und Schläfen sausen. Sand deckt dich wie Wolle lind, und der Hirte bläst den Schafen – du sollst schlafen, du sollst schlafen, du sollst schlafen, liebes Kind.
 

Als sie die ihr geschenkte Kristallflasche in der Hand hielt

 
Brechen sich im Glas die Strahlen, bricht das Glas sich in den Strahlen? Glänzt dein Auge in der Sonne, glänzt die Sonn' in deinem Auge? Liebt dein Herz mich? Herzt mich deine Liebe? Seliges Verdämmern: denn wir sterben unser Leben und wir leben unsren Tod.
 

Liebeslied

 
Dein Mund, der schön geschweifte, dein Lächeln, das mich streifte, dein Blick, der mich umarmte, dein Schoß, der mich erwarmte, dein Arm, der mich umschlungen, dein Wort, das mich umsungen, dein Haar, darein ich tauchte, dein Atem, der mich hauchte, dein Herz, das wilde Fohlen, die Seele unverhohlen, die Füße, welche liefen, als meine Lippen riefen –: Gehört wohl mir, ist alles meins, wüßt' nicht, was mir das liebste wär', und gäb' nicht Höll' noch Himmel her: eines und alles, all und eins.
 

Nachts

 
Ich bin erwacht in weißer Nacht, der weiße Mond, der weiße Schnee, und habe sacht an dich gedacht, du Höllenkind, du Himmelsfee.
In welchem Traum, in welchem Raum, schwebst du wohl jetzt, du Herzliche, und führst im Zaum am Erdensaum die Seele, ach, die schmerzliche –?
 

Du warst doch eben noch bei mir

 
Du warst doch eben noch bei mir, ich war doch eben noch bei dir – ging denn die Tür? Sprang auf das Haus? Und gingst du ohne Gruß hinaus?
Es ist so dunkel. Dämmert es? Hier klopft ja was. Was hämmert es? Klopft denn die Wand? Tropft denn die Kerz'? Es klopft und tropft und klopft mein Herz.
 

Zwiegespräch

 
Wie kommt es, Mädchen, daß du deine zarten, weißen Schuhe beim Tanzen nie beschmutzest? – Weil ich auf zarten, roten Herzen tanze.
 

Sommerelegie

 
Sommer. Ich bin so müde. Alles noch braun und leer. Förster mit Büchse und Rüde. Jagd über Moore und Meer.
Möven in silbernen Binsen. Alpen gezahnt und gezackt. Sterbende Hasen linsen in den Mondkatarakt.
Schöner Falter im Himmel, sieh, mir versagt der Blick, deiner Flüge Gewimmel fällt in sich selber zurück.
Kühe, die niemand melkte, mit dem Euter so fahl, und das verwölkte, verwelkte, göttliche Bacchanal –
Deutschland ist untergegangen in einem Bad von Stahl. Heraldische Drachen und Schlangen beten zum biblischen Baal.
Ein blühender Weidenstengel erschlägt diese ganze Welt. Schlafe, mein Stahlbadeengel, schlaf, Nie-gelungen-Held.
 

Regen

1

 
Der Regen rinnt schon tausend Jahr, die Häuser sind voll Wasserspinnen, Seekrebse nisten mir im Haar und Austern auf des Domes Zinnen.
Der Pfaff hier wurde eine Qualle, Seepferdchen meine Nachbarin. Der blonde Seestern streckt mir alle fünfhundert Fühler zärtlich hin.
Es ist so dunkel, kalt und feucht. Das Wasser hat uns schon begraben. Gib deinen warmen Mund – mich deucht, nichts bleibt uns als uns lieb zu haben.
 

2

 
Der Regen läuft an den Häusern entlang wie tausend silberne Käfer. Fahles Licht fällt kupfern in mein Zimmer. Ein Mann mit Holzbein singt auf dem Hinterhof: Lang, lang ist's her –
Wie währte kurz des Sommers heißes Glück. So kurz wie zwischen Kuß und Kuß ein Hauch. Wenn ich morgens meine Haare strähle, entdecke ich immer mehr weiße zwischen den schwarzen und grauen. Leiser schlägt das Herz von Tag zu Tag: die Abendglocke hinter den Wäldern.
Wie war vergebens alles, was ich tat: im Traum der Nacht, im Anbeginn des Tags. Ich traute, vertraute Gott, dem Bruder, der mir mein Gut stahl, mein Gutes und meine Güte.
Die Tenne dröhnt. Sie dreschen volles Stroh und leere Worte. Es riecht beim Bauern nach eingekochten Zwetschgen. Abends nach des Tages Arbeit liest er in der Bibel: Alles ist Liebe! Und prügelt sein schwangeres Weib.
Der Briefbote bringt nur Verzweiflung ins Haus. Meine alte Tante verkauft ihr letztes, ein rostiges Klavier. Sie spielt noch einmal mit knöchrigen Fingern das Lied ihrer Jugend: Lang, lang ist's her –
 

Die letzte Kornblume

 
Sie ging, den Weg zu kürzen, übers Feld. Es war gemäht. Die Aehren eingefahren. Die braunen Stoppeln stachen in die Luft, als hätte sich der Erdgott schlecht rasiert. Sie ging und ging. Und plötzlich traf sie auf die letzte blaue Blume dieses Sommers. Sie sah die Blume an. Die Blume sie. Und beide dachten (sofern die Menschen denken können, dachte die Blume …) dachten ganz das gleiche: Du bist die letzte Blüte dieses Sommers, du blühst, von lauter totem Gras umgeben. Dich hat der Sensenmann verschont, damit ein letzter lauer Blütenduft über die abgestorbene Erde wehe – Sie bückte sich. Und brach die blaue Blume. Sie rupfte alle Blütenblätter einzeln: Er liebt mich – liebt mich nicht – er liebt mich … nicht. – Die blauen Blütenfetzen flatterten wie Himmelsfetzen über braune Stoppeln. Ihr Auge glänzte feucht – vom Abendtau, der kühl und silbern auf die Felder fiel wie aus des Mondes Silberhorn geschüttet.