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Die Harfenjule

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Gut Holz

Zum 37. Stiftungsfest des Verbandes deutscher Kegelsportvereine
 
Wer hat dich so hoch da droben – das Kegelspiel ist schon seit ewigen Zeiten eine kulturelle Macht. Ursprünglich haben die Götter mit dem Mond nach den Sternen geschoben und erst später haben sie die Erfindung der Holzkugel gemacht.
Nämlich das kam so: Mit dem Holzkopf der Gott – wie hieß er doch gleich? jedenfalls wars kein christlicher – der heilige Geist trieb wieder einmal mit den heiligsten Dingen seinen unwürdigen Spott, bezweifelte sich selbst, die unbefleckte Empfängnis – kurz und gut, der betreffende Gott war sprachlos und verlor seinen Kopf. Aus Versehen schob Zeus mit ihm, und der Holzkopf erwies sich als unverwüstlicher denn (bzw. als) der Mond. Vom Holz zum Eisen, von der Holzkugel zur Kanonenkugel ist nur ein Schritt. Und dann kam man auch von den Sternen ab und fand es netter, von nun an auf lebende Menschen zu schieben (da, wie bekannt, die Götter den Menschen über alles lieben) – und so war der ganze Weltkrieg nur ein Preiskegeln der Götter.
 

Der rumänische Räuberhauptmann Terente

 
Ich bin Seine Majestät der Räuberhauptmann Terente und geruhe, im Donaudelta das Zepter eines knorrigen Eichenknüttels zu schwingen. Ich bin der Herr der hundert Teiche und der Sklave der tausend Mädchen.
Eines Tages in Braila auf dem Markt sah ich zwei schöne Schwestern vom Erker auf mich herniederlächeln. Eines Nachts in Braila auf dem Markt raubte ich sie zu ihren Geschwistern, den Wildenten, in den Donausumpf.
Ich liebe die armen Teufel, die armen Engel. Ich habe zehn kriegsinvaliden Bettlern Leierkästen gekauft. Sie spielen auf den Höfen in Bukarest und Konstanza das Lied vom Räuberhauptmann Terente.
Cojoccar und Cervusa sind Laffen gegen mich. Man wird sie mit Recht oder Unrecht hängen. Aber nicht hängen wird man mich, der ich hänge wild am Leben.
Aeroplane, kleine Kanonenboote, Maschinengewehre. Polizisten, Matrosen, Gendarmen, Soldaten sind gegen mich aufgeboten. Ein ganzes Heer gegen einen. Ich bin die Summe eurer Rechenkünste: Ich bin euer Gesetz, das sich gegen euch wendet. Ihr habt mich im Kriege rauben und morden gelehrt. Ich bin euer gelehrigster Schüler, ich, Seine Majestät der Räuberhauptmann Terente.
 

Leiferde

 
Wir leben ganz im Dunkeln, uns blühen nicht Ranunkeln und Mädchen glühn uns nicht. Wir sind von Gott verworfen und unter Schmutz und Schorfen ist unsre Brust mit Schwefel ausgepicht.
Der Rucksack, der ist leer, das Hirn von Plänen schwer, mit uns will's niemand wagen. Wir finden Stell' und Arbeit nicht, der Hunger wie mit Messern sticht den Magen.
Wir sind dahingezogen durch Not und Kot und Dreck. Der Wind hat uns verbogen, das Leben uns belogen, die Menschheit warf uns weg.
Wir wateten im Schlamm, wir kamen an den Damm, ein Zug flog hell vorüber, ach, niemand rief: Hol über! Hol über!
Es tranken Kavaliere im Speisewagen Mumm. Wir sind nicht einmal Tiere, uns wandern Herz und Niere ziellos im Leib herum.
Den Klotz nun auf die Schienen, der Qualen ists genug, bald kommt der nächste Zug, wir wollen was verdienen – und sei's auch nur das Hochgericht. Wenn wir im Aether baumeln und zu den Sternen taumeln, sehn wir zum erstenmal das Licht – das Licht.
 

Abschiedsworte an einen Nordpolarfahrer

 
Lebe wohl, die Träne hängt am Blicke, welcher dich von dannen gleiten sieht. Dir erfüllt der Horizont sich zum Geschicke, und der Möwenruf zum Lied.
Ewige Ewigkeiten bist du, Skage, die entmenschte Menschheit los. Unser Rattennest scheint dir nur eine Sage, und die Zeitung dient als Brennstoff bloß.
Ach, der Nordpol ist die einzige Gegend, wo die Parze Friedensstoffe webt, wo man sich von hier nach dort bewegend seiner Seele schönster Regung lebt.
Weder daß man morgens zum Ersatztee den Ersatzgeist aufgetischt bekommt – Nein, der Eiskaffee ist hier am Platze, und die kalte Schnauze ist's, die frommt.
Denn der Eisbär ist ein edler Räuber, und ein stummer Bruder der Pinguin. Möwen sind die leichten Zeitvertreiber. und ein biedrer Freund der Schneekamin.
Kehrst nach manchen Jahren dann zurück du – liegt Europa brach von Menschen leer. Bleib in deinem weißen Nordpolglück – du findest eine goldne Welt nicht mehr.
 

Sonette des Spielers

Das erste Spiel

 
Wir liegen in der Welt. Das erste Spiel treibt wohl die Mutter mit den Brüsten leis. Dann tritt die Amme in den krausen Kreis, sie weiß sehr wenig und sie lehrt uns viel.
Der Bleisoldat schießt nun nach seinem Ziel. Beim Murmelschieben winkt manch schöner Preis. Mit Reifen rennen freut den Buben. Sei's für sich, sei's mit dem zärtlichen Gespiel.
Dem Mädchen, dem die erste Andacht gilt. Bald spielt sie mit dem Knaben ganz allein. Sie streichelt ihn. Sie schmollt. Sie lacht. Sie schilt.
Er flieht zu Würfel, Dirnenscherz und Wein. Sie wendet schaudernd sich von seinem Bild und stößt unwissend ihn in Nacht hinein.
 

Die Caro-Dame

 
Ich bin kein Mensch, aus dem man Staaten macht, und keiner machte jemals Staat mit mir. Ich bin von jedem Hökerweib verlacht, und man rangiert mich unter Stein und Tier.
Ich bin mit keinem Elternpaar bedacht. Ich saufe als Assessor nicht mein Bier; ich ruf' der Soldateska nicht: Habt Acht! Und schlafe klein im dunkelsten Revier.
Oft aber schieß' ich strahlend wie die Blüte der Sonnenblume über Nacht ins Blau, und Sonne steht mir himmlisch im Gemüte.
Ich schlag die Volte wie sein Rad der Pfau und schwebe übersinnlich in die Mythe am Arm der engelgleichen Carofrau.
 

Poker (Damenvierling)

 
Wem je die Muse sich vervierfacht bot, der wandelt trunken über diese Auen. Was dünken ihn die Haus- und Straßenfrauen, und was Narzissenwind im Abendrot.
Er schlägt drei Könige bedeutsam tot. Selbst eine volle Hand darf er beschauen. Er schüttet in den Abgrund jenen lauen Kübel voll Jammertum und Menschennot.
Melpomene, du mit der Maske Pik, Thalia, Sterngelächter hell im Herzen, du Klio, trefflich, mit dem Zeichen Sieg –
Oft stand ich sumpfversunken tief in Schmerzen, da winkte, daß die Seele mondwärts stieg, Kalliope mit goldnen Hochzeitskerzen.
 

Bakkarat

 
Mir träumte einst von einer zarten Neun. Ich hielt sie sicher gegen fünf und sieben. Millionen waren in der Bank geblieben, nun durft' ich sie in alle Winde streu'n.
Ich schenkte einem Mädchen sie beim Heu'n. Ich ließ das Gold in goldnen Sieben sieben. Ich wagte tausend Frau'n zugleich zu lieben, und brauchte keinen schlimmen Schutzmann scheu'n.
Ich kaufte mir die blanken Feldherrntressen, die Horizonte, die mein Auge sah, ließ meine Verse nur in Silber pressen.
Ich badete mich in Lawendel – ah – und kaufte für den Rest mir das Vergessen – doch dich vergaß ich nimmer, Bakkarat!
 

Das Glück im Spiel

 
Wenn Gold wie reifes Korn das Schicksal mäht: O selig durch die späte Nacht zu streichen und einen Hunderter der ersten reichen, die mir verhärmt und grau entgegenweht.
Ihr Dankesseufzer gilt mehr als Gebet. Vor meinem Glücke muß ein jeder weichen. Vor meinem Angesicht sind Menschen Leichen um die, noch lebend, Hauch des Aases steht.
Ich stolpre funkelnd weiter auf der Wacht zum liebsten Mädchen, das am Fenster lauscht. Ich hör' sie huschen. Eine Lippe lacht.
Ich seh' sie hinterm Vorhang, der sich bauscht, ich steig' durchs Fenster, schüttle ihr die Pracht des Reichtums in den Schoß, der golden rauscht.
 

Skat

 
Sie hocken, ihre Socken schweißgetränkt, den Leib bedeckt mit braven Jägerhemden. Sie dulden keinen zugereisten Fremden, und jeder Groschen wird verschämt gesenkt.
Der Blick am Blatt steil wie am Galgen hängt. Man teilt. Ein scheuer Jude flüstert: »Wemm denn?« Ein Turnvereinler preist den Kreuzer Emden, indem er feurig seine Röllchen schwenkt.
Zwei Herrn erbleichen, weil sie stark verlieren (So zwei Mark achtzig, wenn ich richtig sah. Mir geht das Spiel beträchtlich an die Nieren, beziehungsweise die es spielen …) »Tja«, strahlt der Herr Apotheker »Grand mit Vieren« und fühlt als Sohn sich der Germania.
 

Der Tod im Bridge

 
Es spielen dreie mit verdeckten Karten. Ein dummer Vierter findet sich zumeist, der ihre Heuchelei als Tugend preist und den sie mit erhab'nen Reden narrten.
Diewiel er sinnend in den Höhen reist, und seine Sinne der Erfüllung harrten, lächeln die andern höhnisch, und sie karrten Schutt auf sein Veilchenbeet. das Wehmut heißt.
Er nennt die Wahrheit Spiegel, Spiel und Pflicht. Und offen will er seine Pfeile senden. Sein Gegenspieler ist auf Mord erpicht.
Umsonst: er kann das Schicksal nicht mehr wenden. Den andren demaskiert das Morgenlicht und dreizehn Trümpfe hält er schwarz in Händen.
 

Die Farben

 
Ich habe, Jahr, dein Sinnbild bald erbeutet: Du Coeur bist Frühlingsblut – und Blütenfarbe. Du Caro bindest Sonnenschein zur Garbe, du Pik bist Glocke, die zum Herbste läutet.
Wenn Hund und Mensch sich dann im Winter häutet, und man begreift, daß man um alles darbe: Fühlt man in seiner Brust die alte Narbe und sieht das schwarze Kreuz, das Treff bedeutet.
Ein kurzer Weg vom Herz voll Lenz und Blut zum schwarzen Kreuze, das man ächzend schleppt. Einst war man Kind und spielte Kindheit gut.
Nun steht auf leichter Bühne man und stept in gelbem Frack und violettem Hut. Man glaubt zu neppen – und man wird geneppt.
 

Der Kiebitz

 
Es geht wohl immer einer neben dir, er sieht dir in das aufgeschlagne Blatt, er läuft am Wagen als das fünfte Rad, und trinkt mit dir aus einem Glase Bier.
Er ist dein Schatten, und du bist sein Tier. Was du auch schlingst, er sagt sich niemals satt. Dein ganzes Da sein scheint ihm schal und matt und er verlangt sein Leben, ach, von dir.
Wohin du auch die müden Schritte lenkst, wie eine Bremse schwirrt er stets um dich. Und was du tust und was du auch bedenkst:
Er zehrt von deinem Ansehn brüderlich. Wenn du dich in des Todes Masse mengst: er bleibt am Leben: geil und lüderlich.
 

Das tanzende Terrarium

Grotesque sentimentale

 
Ich widme diese Verse dem großen und erhabenen Salamander. Das heißt: Der zwanglosen Vereinigung jüngerer Terrarien- und Aquarienfreunde, deren Mitglied ich bin als Nummer 124.
Es soll mir niemand nachsagen, daß ich undankbar oder vergeßlich bin. Ich bin imstande, für meine Freunde (und Freundinnen) alles zu tun.
 
 
Libellula Immaculata, über den Teichen schwebend im Juniglanze. Ich liebe dich unsäglich. Komm in mein Netz! Behutsam will ich dich fassen, du Goldgeflügelte, verweile einen Augenblick auf meiner Hand!
 
 
Blutrote Posthornschnecke, nimm diesen Brief und bring' ihn meinem Mädchen! Lauf, so schnell du kannst! Nächsten Freitag (Karfreitag) veranstaltet (Druckfehler: verunstaltet) die zwanglose Vereinigung »Groß-Berliner Aquarienfreunde« eine Tümpeltour nach Finkenkrug. Man bewaffne sich (nicht mit Handgranaten, sondern): Netzen, Gläsern: das Plankton der Zeit in seine Butte zu füllen.
 
 
Mein Barsch ist immer so barsch zu mir. Mein Schlei hat sich gesteigert und wurde zum Schleier. im Kompara tiv silbrig hängend um eine schöne Stirn. Der Karpfen vertauschte seinen zweiten und dritten Buchstaben und man speiste ihn zur Fastnachtsbowle. Wohl bekomm's! (Den neunstachligen Stichling wird man sich besser nicht in den Mund stecken.)
 
 
Der Chlysodaurus ist ein lustiger Kerl. Den ganzen Tag tanzt er hin und her. Er hat meiner Putzfrau schon den Chlysodaurustrott beigebracht. Wenn Sie wollen, unterrichtet er Sie gegen mäßiges Honorar (tausend Fliegen pro Stunde) im indischen Dschungeltanz (neueste Figuren).
 
 
Dorippa (was für ein süßer Mädchenname) Lanata trägt Sommer und Winter denselben großen Muschelhut. Es läßt sie so kalt wie Eispolarwasser, wenn Frau Assessor ihr begegnet, sich über die Unmodernität ihres Kopfschmuckes chockiert, moquiert: Dorippchen, wie können Sie bloß!.– Dorippchen ist das ganz egal. Bei den Krebsen wechselt die Mode bloß alle tausend Jahr.
 
 
Heute Nacht brannte es im Dorf. Die Feuerwehr wurde alarmiert. Ein Feuersalamander hatte sieben Scheunen angezündet.
 
 
Ein Tigerfisch sprang aus dem Teich und riß ein Kalb von einer Herde, die vorüberweidete. O, wie erbleichte schier Nymphae alba, meine zarte Hirtin!
 
 
Zwei Basilisken tanzten im Abendrot. Eine Erdkröte spielte Harmonium. Ein paar Tritonenbengels lachten sich einen Ast, auf welchem eine Nachtigall saß und (eine Trommel) schlug.
 
 
Gordius, der gordische Knoten, zerhieb sich selbst. Zu seiner (nicht geringen) Verwunderung bemerkte er: Daß er ganz geheimnislos, unkompliziert, daß (gleichsam) er sich sinnlos, zwecklos, selbst zerspalten.
 
 
Von nun ab verschmähten die Gordii die rationelle Aufklärungsmethode. Sie sagten jeglicher Wissenschaft ab und zerbrachen sich nicht den Kopf darüber, was vorn und hinten bei ihnen, und After und Maul, Kopf und Schwanz, solches war ihnen alles eins.
 
 
Der Strudelwurm hat's gut. Wenn er heiraten will, heiratet er einfach: Sich. Er verliebt sich in sich, er verlobt sich mit sich. Er geht mit sich schlafen. Wie kringelt er sich (heissa!) in der Brautnacht, der längst erwünschten! Nach neun Monaten teilt er sich einfach mittendurch und ist: Zwei. Mutter und Kind, Vater und Kind.
 
 
Wer liefert mir kleine Regen- und Sonnenwürmer? Meine Molche hungern. Ich bin ein armer terrarischer Prolet. Einen Regenwurm, meine schöne Dame, im Vorüberwandeln! Einen Sonnenwurm, mein feiner Herr, für meine armen hungernden Molche.
 
 
Falls Sie eine Lanze haben, so bitte ich Sie, dieselbe für die Kreuzotter zu brechen! Selbige wird noch immer sehr mißverstanden. Sie ist ein gutartiges, sanftes, zutrauliches Haustier. Frißt aus der Hand und ihre possierlichen Bocksprünge erheitern jedermann. Sie beansprucht nichts als freundliche Behandlung, sieht mehr auf Anschluß ans Familienleben als gute Bezahlung. Und ist mit Butter zum Frühstück und einem Eierkognak nach dem Nachtmahl durchaus zufrieden.