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Die Harfenjule

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In Lichterfelde Ost

 
Ich hab' einmal ein Mädel gehabt in Lichterfelde Ost. Das war wie Frau Venus selber begabt. Sie hat mich mit Lust und Liebe gelabt in Lichterfelde Ost.
Sie hatte das schönste schlankeste Bein in Lichterfelde Ost. Und wollt' ich besonders zärtlich sein, so schlug ich ihr eins in die Fresse hinein in Lichterfelde Ost.
Da kam ein feiner Kavalier in Lichterfelde Ost. Sie wurde sein Glück, sein Stück, sein Tier, sie sank mit ihm und er mit ihr in Lichterfelde Ost.
Man brachte sie in das Krankenhaus in Lichterfelde Ost. Und als sie nach Monaten kam heraus: Sie sah wie der Tod von Basel aus in Lichterfelde Ost.
Jetzt bietet Papierblumen sie feil – noch knapp in Lichterfelde Ost. Zuweilen kauf' ich ihr welche ab. Die leg' ich ihr übers Jahr aufs Grab in Lichterfelde Ost.
 

Im Obdachlosenasyl

 
Ich war'n junges Ding, man immer frisch und flink, da kam von Borsig einer, der hatte Zaster und Grips. So hübsch wie er war keiner mit seinem roten Schlips. Er kaufte mir 'nen neuen Hut, wer weiß, wie Liebe tut. Berlin, o wie süß, ist dein Paradies. Unsere Vaterstadt schneidige Mädchen hat. Schwamm drüber. Tralala.
Ich immer mit'n mit. Da ging der Kerl verschütt. Als ich im achten schwanger, des Nachts bei Wind und Sturm, schleppt ich mich auf'n Anger, vergrub das arme Wurm. Es schrie mein Herz, es brannte mein Blut, wer weiß, wie Liebe tut. Berlin, o wie süß ist dein Paradies, unsere Vaterstadt schneidige Mädchen hat, Schwamm drüber. Tralala.
Jetzt schieb ich auf'n Strich. Ich hab'nen Ludewich. In einem grünen Wagen des Nachts um halber zwee, da ha'm sie mich gefahren in die Charité. Verwest mein Herz, verfault mein Blut, wer weiß, wie Liebe tut. Berlin, o wie süß ist dein Paradies. Unsere Vaterstadt schneidige Mädchen hat, Schwamm drüber. Tralala.
Krank bin ich allemal. Es ist mir allens ejal. Der Weinstock, der trägt Reben, und kommt 'n junger Mann, ich schenk' ihm was für's Leben, daß er an mich denken kann. Quecksilber und Absud, wer weiß, wie Liebe tut. Berlin, o wie süß ist dein Paradies. Unsere Vaterstadt schneidige Mädchen hat. Schwamm drüber. Tralala.
 

Er hat als Jöhre

 
Er hat als Jöhr von fuffzehn Jahren mir einst am Wedding uffjetan. Wir sind nach Köpenick jefahren und sahen die Natur uns an. Ick zog mir aus die rote Jacke. Er hat für mich det Bier berappt, doch nach neun Monaten, au Backe, es hat jeschnappt, es hat jeschnappt.
Mein Emil is ne kesse Nummer, er hat schon manchen abgekehlt, doch fürcht' er sich vor jedem Brummer, so jut is er, so zart beseelt. Mir is weiß Gott schon allens piepe, ick lag bei ihm im Bett – da trappt es uff der Treppe … der Polype … es hat jeschnappt, es hat geschnappt …
Im Hof der ollen Zuchthausschenke steht blutbespritzt ein Podium, der dove Pastor macht Menkenke, man sieht sich noch im Kreise um. Im Mauereck blüht blauer Flieder, die Zunge klebt wie angepappt, da saust des Henkers Beil hernieder, es hat jeschnappt, es hat geschnappt …
 

Ich baumle mit de Beene

 
Meine Mutter liegt im Bette, denn sie kriegt das dritte Kind; meine Schwester geht zur Mette, weil wir so katholisch sind. Manchmal troppt mir eine Träne und im Herzen puppert's schwer; und ich baumle mit de Beene, mit de Beene vor mich her.
Neulich kommt ein Herr gegangen mit 'nem violetten Shawl, und er hat sich eingehangen, und es ging nach Jeschkenthal! Sonntag war's. Er grinste: »Kleene, wa, dein Port'menée is leer?« und ich baumle mit de Beene, mit de Beene vor mich her.
Vater sitzt zum 'zigsten Male, wegen »Hm« in Plötzensee, und sein Schatz, der schimpft sich Male, und der Mutter tut's so weh! Ja so gut wie der hat's Keener. Fressen kriegt er und noch mehr, und er baumelt mit de Beene, mit de Beene vor sich her.
Manchmal in den Vollmondnächten is mir gar so wunderlich: ob sie meinen Emil brächten, weil er auf dem Striche strich! Früh um dreie krähten Hähne, und ein Galgen ragt, und er …, und er baumelt mit de Beene, mit de Beene vor sich her.
 

Meier

 
Ein junger Mann mit Namen Meier lief täglich vor ihr auf und ab. Er gab ihr fünfundzwanzig Dreier, daß sie ihm ihre Liebe gab.
Sie zählte sehr besorgt die Pfennige und legte sie in einen Schrank. Allein es schienen ihr zu wenige, sie wünschte etwas Silber mang.
Er dachte an die Ladenkasse. Und eines Tages ward bekannt, daß Rosa sich betreffs befasse, doch Meier sich in Haft befand.
So geht es in der Welt zuweilen: Der erste muß die Klinke zieh'n – der zweite soll sich nur beeilen, das Fräulein wartet schon auf ihn.
 

Berliner Ballade

 
Sie hing wie eine Latte vom Schranke steif und stumm. Am Morgen sah's ihr Gatte, lief nach dem Polizeipräsidium.
»Meine Frau«, so schrie er, »ist verschieden …« Doch der Polizeiwachtmeister Schmidt, rollte blutig seine Augen: »Wie denn, ha'm Sie den Jeburtsschein mit?«
Dieses hatte er mit nichten, und er setzte sich in Trab, spät entsann er sich der ehelichen Pflichten, – schnitt sie ab.
Und er legt den Strick an seine Kehle, vor dem Spiegel, peinlich und honett. Nimmt noch einen Schluck, befiehlt Gott seine Seele.– schwapp, schon baumelt er am Ehebett.
 

Liebeslied

 
Hui über drei Oktaven Glissando unsre Lust. Laß mich noch einmal schlafen an deiner Brust.
Fern schleicht der Morgen sachte, kein Hahn, kein Köter kläfft. Du brauchst doch erst um achte ins Geschäft.
Laß die Matratze knarren! Nach hinten schläft der Wirt. Wie deine Augen starren! Dein Atem girrt!
Um deine Stirn der Morgen flicht einen bleichen Kranz. Du ruhst in ihm geborgen als eine Heilige und Jungfrau ganz.
 

Trinklied

 
Ich sitze mit steifer Geste wie ein Assessor beim Feste. Mein Herz schlägt hinter der Weste, was weiß ich. Hielte der Kragen nicht meinen Schädel, er rollte in deinen Schoß, Mädel, und tränke Tokayer dort edel, was weiß ich.
In mir wogt Näh und Ferne. Prost, goldne Brüder, ihr Sterne! Die Schenkin aus der Taverne, was weiß ich, bringt einen vollen Humpen. Nun sauft, ihr gottvollen Lumpen, und qualmt mit euren Stumpen, was weiß ich.
Ich streichle mit weinfeuchter Tatze dein zartes Fellchen, Katze, schon springt ein Knopf am Latze, was weiß ich. Wir wollen das Fest verlassen und im Mondschein der alten Gassen uns pressen und Liebe prassen, was weiß ich.
Es sind so viele gegangen, die einst an mir gehangen, sie soffen mit mir und sangen, was weiß ich. Und komm ich einst zu sterben, soll eins mir nicht verderben, du sollst das eine mir erben, das weiß ich.
 

Bürgerliches Weihnachtsidyll

 
Was bringt der Weihnachtsmann Emilien? Ein Strauß von Rosmarin und Lilien. Sie geht so fleißig auf den Strich. O Tochter Zions, freue dich!
Doch sieh, was wird sie bleich wie Flieder? Vom Himmel hoch, da komm ich nieder. Die Mutter wandelt wie im Traum. O Tannebaum! O Tannebaum!
O Kind, was hast du da gemacht? Stille Nacht, heilige Nacht. Leis hat sie ihr ins Ohr gesungen: Mama, es ist ein Reis entsprungen! Papa haut ihr die Fresse breit. O du selige Weihnachtszeit!
 

Die heiligen drei Könige

(Bettelsingen)
 
Wir sind die drei Weisen aus dem Morgenland, die Sonne, die hat uns so schwarz gebrannt. Unsere Haut ist schwarz, unsere Seel ist klar, doch unser Hemd ist besch … ganz und gar. Kyrieeleis.
Der erste, der trägt eine lederne Hos', der zweite ist gar am A … bloß, der dritte hat einen spitzigen Hut. auf dem ein Stern sich drehen tut. Kyrieeleis.
Der erste, der hat den Kopf voll Grind, der zweite ist ein unehlich' Kind. Der dritte nicht Vater, nicht Mutter preist, ihn zeugte höchstselbst der heilige Geist. Kyrieeleis.
Der erste hat einen Pfennig gespart, der zweite hat Läuse in seinem Bart, der dritte hat noch weniger als nichts, er steht im Strahl des göttlichen Lichts. Kyrieeleis.
Wir sind die heiligen drei Könige, wir haben Wünsche nicht wenige. Den ersten hungert, den zweiten dürst', der dritte wünscht sich gebratene Würst. Kyrieeleis.
Ach, schenkt den armen drei Königen was. Ein Schöpflöffel aus dem Heringsfaß – verschimmelt Brot, verfaulter Fisch, da setzen sie sich noch fröhlich zu Tisch. Kyrieeleis.
Wir singen einen süßen Gesang den Weibern auf der Ofenbank. Wir lassen an einem jeglichen Ort einen kleinen heiligen König zum Andenken dort. Kyrieeleis.
Wir geben euch unseren Segen drein, gemischt aus Kuhdreck und Rosmarein. Wir danken für Schnaps, wir danken für Bier. Anders Jahr um die Zeit sind wir wieder hier. Kyrieeleis.
 

Bauz

 
Bauz schwingt zierlich den Zylinder, Bauz entstellt sich hiermit vor. Bauz hat 45 Kinder und nen Bruch im Wasserrohr.
Bauz ist ohne alle Frage. Bauz ist geradezu direkt, Bauz macht jede Nacht zum Tage, Bauz hat einen Schlauchdefekt.
Bauz ist jeder Krone Gipfel, Bauz ist jedes Aermels Loch, Bauz ist auf dem I das Tipfel, Bauz kroch, wo noch keiner kroch.
Bauz ist wiederum hingegen, Bauz ist zwecks zu dem behuf, Bauz ist andernteils deswegen, Bauz ist ohne Widerruf!
 

Schwindsüchtige

 
Sie müssen ruh'n und ruh'n und wieder ruh'n, teils auf den patentierten Liegestühlen sieht man in Wolle sie und Wut sich wühlen, teils haben sie im Bette Kur zu tun.
Nur mittags hocken krötig sie bei Tisch und schlingen Speisen: fett und süß und zahlreich. Auf einmal klingt ein Frauenlachen, qualreich, wie eine Aeolsharfe zauberisch.
Vielleicht, daß einer dann zum Gehn sich wendet, – er ist am nächsten Tage nicht mehr da – und seine Stumpfheit mit dem Browning endet …
Ein andrer macht sich dick und rund und rot. Die Aerzte wiehern stolz: Halleluja! Er ward gesund! (und ward ein Halbidiot …)
 

Der Seiltänzer

 
Er geht. Die schräge Stange trägt ihn linde. Der Himmel schlägt um ihn ein Feuerrad. Ein Lächeln fällt von einem mageren Kinde, und an dem Lächeln wird die Mutter satt.
Ein jeder fühlt sich über sich erhaben und tänzelt glücklich auf gespanntem Seil. Die Menschen wimmeln braun wie Küchenschaben, und sind dem Blick der Höhe wehrlos feil.
Dort unten hockt in schmutzigen Galoschen das Niedere und Gemeine, und es hebt die Stirn zur Höhe für zwei povre Groschen, an denen feucht der Schweiß des Werktags klebt.
 

Mystik

 
Ich gehe langsam durch die Stadt zum Ein- bis Zweifamilienbad. Schon hebt sich aus der weißen Flut ein brauner Bauch, der trübe tut. Der Bauch tut nichts. Je nun: ich weiß: die andre Seite ist der Steiß. Ein jedes erntet hier sein Heil vom Gegen-Teil. Im Gegen-Teil.
 

Philosophie

 
Ein Philosoph schlug einen Kreis. Wer weiß, was er damit bedachte.
Und siehe da – wie hingeschnellt hat sich ein zweiter zugesellt. Da war es eine Achte.
So gehts den Philosophen meist, daß sie zwei nackte Nullen dreist zu einer Acht erheben.
Doch sehn sie das Exempel ein? Nein! Wo bliebe sonst ihr Leben?
 

Spaziergang

 
Ueber uns will es sich in den Zweigen regen, und ein hübscher Vogel macht sich plüsternd breit. Wird er jetzt wohl Eier legen oder was ist seine Tätigkeit?
Plötzlich hat's auf der erhobenen Stirne irgendwie und irgendwo geklext, und von einem Stoff, der – hm – in keines Menschen Hirne, sondern (vorher) auf den Feldern wächst.
Was das eines Geistes mahnend ernste Stimme? Oder war's ein leises Scherzo nur? Zwiegeteilt in bodenlosem Grimme flieht man die ungastliche Natur.
Und man fragt sich, während man so wandelt: Ist denn das gerecht, daß die Kreatur derartig unanständig handelt, wenn verehren man und preisen möcht'?