Schmerzfrei ohne Medikamente

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Folglich beziehen sich somatische Anwendungen auf das interne Wahrnehmen der im „Organismus Mensch“ ablaufenden Vorgänge und, was am allerwichtigsten ist, auf Differenzierung und intern gefühlte Veränderungen. Weil die Entwicklung und das Ausnutzen von Bewusstheit bereits zum Grundsatz des Vorgehens gehören, sind die Effekte der Anwendungen gehirnfreundlich und achtsamkeitszentriert.

Darüber hinaus gehen Somatiker grundsätzlich davon aus, dass eingebüßte Körperfunktionen dank unseres adaptionswilligen Gehirns selbst nach jahrelangen Defiziten wieder herstellbar sind und ins große System Mensch „re-integriert“ werden können. Weil das in dieselbe Kerbe wie das Vorgehen in der bewusstheitsorientierten Schmerzintervention schlägt, sind somatische Methoden nicht nur für Schmerzbetroffene, sondern besonders für Meditierende erste Wahl.

Fitness und Muskeltraining

Ein weiterer Knackpunkt, den Sie bei der Planung des Schmerzprogramms bedenken sollten, betrifft den Fitnessbereich. Ich weiß von einigen Schmerzerfahrenen, dass sie regelmäßig zum Kieser- oder Fitnesstraining, zum Hot- oder Poweryoga oder zu intensiven Work-out-Sessions gehen. Wichtig ist ihnen, die Muskeln zu stärken, das Herz-Kreislauf-System zu trainieren oder Stress abzubauen. Während ich diese Intentionen durchaus nachvollziehen kann, rate ich Ihnen hier im Zuge des Schmerzprogramms zu Sensibilität. Extreme oder repetitive Beanspruchungen mit Maximalkrafteinsatz fordern Ihr Gehirn im Sinne von „Schmalspurreaktionen“ heraus und bewegen es keinesfalls dazu, dass es sich sensomotorischen Feinheiten im Zuge des Bewusstwerdens widmet. Wenn es Grenzbelastungen neuromuskulär organisieren muss, wird es sich garantiert nicht zu differenzierten Aktionen wie zu einer neuronalen Umgestaltung einladen lassen.

Falls Ihnen Ihre Krafttrainings- und Fitnessroutine so sehr am Herzen liegt, dass Sie diese kaum lockern möchten, planen Sie so, dass die Beanspruchung vor und auf keinen Fall nach Ihrer Tagesaufgabe liegt. Fahren Sie deren Intensität auf das sanfteste oder moderateste Level herunter! Absolvieren Sie Ihre Sequenzen so bewusst wie möglich und nutzen Sie diese Gelegenheit außerdem zum Reflektieren darüber, warum Ihnen Grenzerfahrungen vor dem Hintergrund von Schmerz so wichtig sind.

Auf den Punkt gebracht

Nachdem feststeht, wie Sie Ihr Programm örtlich und zeitlich organisieren und Sie etwaige Störfaktoren herausgefiltert haben, ist der große Rahmen für Ihr Selbsthilfeprogramm abgesteckt. Wunderbar!

Falls Sie das Gefühl haben sollten, dass noch ein weiter Weg vor Ihnen liegt, bis die Praxis greifen wird, möchte ich Ihnen hier Mut zusprechen, weil ein Riesenschritt bereits hinter Ihnen liegt. Tatsache! Genau in diesem Moment haben Sie mit der Absolvierung des Programms bereits begonnen. Gewissermaßen stecken Sie sogar schon mittendrin.

Das hat nichts mit Effekthascherei zu tun, sondern hängt damit zusammen, dass Sie sich gedanklich bereits ins Geschehen hineinbegeben und herausgearbeitet haben, wie Sie die Tage organisieren und wie das konkrete Tun für Sie am flüssigsten geschehen kann. Selbst wenn Sie mit meinen Einführungen nicht ganz konform gehen sollten, diese zum Teil sogar anzweifeln, trifft das ebenso auf Sie zu. Gerade im Widerstand setzen Sie sich mit den Themen sehr detailliert auseinander. Sie „reiben“ sich an ihnen, sodass Vorwärtsbewegung und Lösungsspielraum entstehen.

Ihre To-do-Liste

Meditativer Komfort

Je näher Sie dem Programm kommen, desto wichtiger wird das praktische Vorgehen im Detail. Die folgende To-do-Liste entspricht dem „Mitzubringen-Blatt“, das Sie vor einem Retreat, einer Kur oder Wellnessreise zugesandt bekommen.

Sie benötigen:

• eine bequeme Sitzgelegenheit (Sessel, Stuhl, Hocker)

• eine Matte (Yoga-, Iso- oder Gymnastikmatte) oder eine feste Decke

• ein Meditationskissen oder Meditationssitz mit oder ohne Lehne, je nachdem, wie Sie am liebsten sitzen mögen. Wenn Sie auf dem Boden ohnehin nicht sitzen können, erübrigt sich das. Dann erfüllt ein Sessel, Hocker oder Stuhl mit einer festen Sitzfläche den Zweck.

• ein Kissen (einsetzbar als Unterlagerung oder Abpolsterung des Nackens oder des unteren Rückens)

• eine Knierolle, falls Sie nicht flach auf dem Rücken liegen können

• eine leichte Decke oder ein Laken zum Zudecken

• eine Augenbinde oder Schlafmaske

• eine Stola, ein Tuch oder einen Schal zum Umlegen

• ein Musikabspielgerät mit Lautsprechern (wichtig: Ohrstöpsel passen bei manchen Übungen, reichen aber nicht immer aus!)

• Musikstücke, die Sie mögen: Stellen Sie sich, unabhängig von Ihrem Musikgeschmack, eine Liste mit Ihren Lieblingssongs zusammen. Auf diese werden wir im dritten Kapitel zurückkommen.

• ein Tagebuch (das bereden wir später) und einen Stift; alternativ Ihren Laptop oder Ihr Tablet

• zwei Marker zum Highlighten in unterschiedlichen (Neon-) Farben

• einen Timer oder Küchenwecker (wichtig: Bitte nicht den im Handy, weil es ablenken kann!)

• Taschentücher (besonders für die Atemübungen)

• eine Flasche Wasser (die Sie dann je nach Bedarf immer wieder auffüllen oder erneuern, weil Ihr Gehirn viel Flüssigkeit braucht)

• Wohlfühlkleidung zum Praktizieren

Übungsbekleidung

Der letzte Punkt auf der To-do-Liste, die Wohlfühlkleidung nämlich, ist sehr wichtig! Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie während des Übens leichte und komfortable Kleidung tragen. Beengende Hosen, unelastische Jeans, schmale Röcke, einschnürende Gürtel, enge Hemden, Blusen, Mieder und BHs und alles, was Ihre Atembewegung und ein freies Bewegen behindert, sollten Sie ablegen. Je leichter und unbelasteter Sie sich fühlen, desto besser können Sie Ihren Körper wahrnehmen und desto größer ist Ihre Aussicht auf das Erfassen empfindungsbezogener Details. Und so ist es auch andersherum: Falls Sie in enger Bekleidung stecken, gelangen sensomotorische Impulse gar nicht oder nur vermindert in den Kegel Ihrer Aufmerksamkeit. Beispielsweise entgeht Ihnen, wie Sie atmen, wie Sie Ihr Becken oder Ihr Brustbein einsetzen, Ihre Herzgegend öffnen, Energie an Ihrer Wirbelsäule entlangrieselt oder eine andere „Sensation“ sogar bis zu Ihren Zehen hinunterfließt.

Im Englischen steht das Wort „Sensation“ nicht nur für eine besonders herausragende Sache oder Neuigkeit, sondern es ist auch dasselbe, welches man für eine sensorische Empfindung benutzt. Ja, genau, um diese vielen kleinen, aber flüchtigen „Sensations“, um die feinen Rückmeldungen Ihres Nervensystems, geht es mir und diese verpassen Sie, wenn Sie sich in enge Kleidung zwängen.

Da Sie während des Programms auch Beobachtungsaufgaben erhalten, die Sie inmitten Ihres Alltags vornehmen, lege ich Ihnen diese während der Programmtage auch tagsüber ans Herz. Dabei kommt noch ein weiterer Faktor ins Spiel: Je enger Ihre Kleidung ist und je mehr Ihr Körper durch diese eingepfercht ist, desto weniger verspüren Sie Lust, sich auch während Ihrer täglichen Aktivitäten differenziert zu bewegen. Sie tendieren mehr zu „En-Bloc-Bewegungen“ oder genauer gesagt zu „En-bloc-Starre“. Und damit verschenken Sie unzählige Möglichkeiten, Ihr Gehirn sensomotorisch zu stimulieren. Stattdessen bekommt es genauso sture Informationen zugespielt und Einheitskost serviert. Statt sich zu mausern, wird es lethargisch. Statt seine „sensorischen“ Antennen auszufahren, pennt es ein. Tragen Sie deshalb sowohl für die Übungsphasen als auch im Alltag des Programms leichte, gewichtslose Kleidung, die Ihren Körper locker umspielt.

Zudem sollten Sie beachten, dass es Ihnen bei einigen Übungen durchaus warm und hitzig, aber auch kühl und fröstelig werden kann. Ich empfehle Ihnen, dem Zwiebelschalenprinzip zu folgen. Beispielsweise könnten Sie ein leichtes Baumwoll-T-Shirt und eine leichte Hose als Basiskleidung wählen, während Sie aufkommende Temperaturunterschiede mit einer Stola ausgleichen können. Diese können Sie am besten direkt neben den Übungsplatz deponieren. Dann haben Sie diese griffbereit und müssen während der Praxis nicht die Augen öffnen, um sie zu finden.

Halten Sie außerdem ein Paar wärmende Socken bereit. Vielen Meditierenden ist es sehr angenehm, barfuß zu meditieren. Auch ich bevorzuge das. Aber eine Stillephase kann absolut danebengehen, wenn Sie kalte Füße haben.

Legen Sie während des Übens außerdem Ihren Schmuck und Ihre Uhr beiseite, nehmen Sie die Brille ab und die Kontaktlinsen heraus. Machen Sie sich so frei wie möglich von jeglichem Ballast.

Zwei „Gelenktage“

Nachdem ich die wichtigsten Eckpunkte des Programms umrissen habe, möchte ich Ihnen erklären, warum ich zwei sogenannte „Gelenktage“ eingebaut habe und wie diese funktionieren. Vielleicht ist Ihnen beim Blick in den Kalender schon aufgefallen, dass das 30-Tage-Programm insgesamt vier Wochen plus zwei Tage umfasst. Tatsächlich bleiben zwei Tage übrig, die ich als „Gelenktage“ bezeichne. Ich habe diese beiden Tage eingebaut, um Ihnen die Einstimmung auf die Kur und ebenso deren Nachbereitung zu vertiefen.

Der erste „Gelenktag”:

Das ist der Tag vor dem Startschuss. Hier treffen Sie Ihre Vorbereitungen und nehmen letzte Besorgungen vor. Sie richten Ihr Meditations-Home-Spa ein, das ein Zimmer, ein Übungsplatz oder ein separater Rückzugsort sein kann. Jedenfalls ist es derjenige Ort, an dem Sie täglich Ihre Übungen praktizieren. Checken Sie anhand Ihrer To-do-Liste, ob Sie auch wirklich alle Hilfsmittel bereitgelegt haben.

Falls Sie eigens für das Absolvieren des Programms verreisen, ist der „Gelenktag” derjenige, an dem Sie am Zielort Ihre Koffer ausgepackt und letzte Vorbereitungen getroffen haben. Idealerweise lassen Sie sich etwas mehr Zeit, um den Klima- und Ortswechsel zu bewältigen, je nachdem, wo Sie sind.

 

Ob zu Hause oder in der Ferne: An Ihrem „Gelenktag” stimmen Sie sich auf den morgigen Programmbeginn ein.

Der zweite „Gelenktag“:

Dieser wird im direkten Anschluss an den letzten Programmtag liegen. Dann fädeln Sie sich in Ihr „normales” Leben ohne vorgegebene Übungsinhalte wieder ein. Dabei im Auge behaltend, wie Sie weiter mit Ihrer Bewusstheitspraxis verfahren möchten, können Sie an diesem Tag Ihre Erfahrungen Revue passieren lassen, Ihr Meditations-Home-Spa schließen oder, weil Sie es behalten möchten, aufräumen oder anpassen. Das wird ganz in Ihren Händen liegen.

Diese Momente, sowohl das Einrichten Ihrer Übungsoase als auch deren Aufräumen danach, sind ganz besonderer Art. Es sind tatsächlich „Gelenk-Tage“, weil sie einen Richtungswechsel markieren, genauso, wie es ein Gelenk im Körper tut. Weil Sie Prozesse vorbereiten, einschleichen, abschließen oder komplettieren, leiten sie jeweils eine neue Ära ein. Deshalb darf ihnen durchaus eine gewisse Feierlichkeit innewohnen. Geben Sie sich für das Gestalten dieser beiden Tage unbedingt Muße und Zeit!

KAPITEL 2

Medikamente, Mittel

und Meditation

„Medi-kamente” und „Medi-tation”

Die Chemie verstehen

Ja, wir sind immer noch mit der Vorbereitung des Programms beschäftigt. Vielleicht staunen Sie, wie viele Aspekte es zu berücksichtigen gibt. Nicht der Teufel, sondern der Erfolg liegt hier tatsächlich im Detail.

Kommen wir jetzt zu einem Thema, das für Ihr konkretes Vorgehen essenziell ist: Es geht um den Einsatz schmerzhemmender Medikamente und um die Frage, wie Sie mit diesen während des Schmerzprogramms am klügsten verfahren.

Über die konkrete Schmerzmedikation könnte ich durch meine langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Körper-Mind-Integration dicke Wälzer schreiben. Auf diesem Sektor geht so viel schief, dass man aus Pro-und-Kontra-Diskussionen gar nicht mehr herauskäme. Machen wir es kurz: Es ist unumstritten, dass die klassische medikamentöse Schmerztherapie alles andere als zufriedenstellend und heilsam ist. Diese Sichtweise entspringt nicht nur meinen Erfahrungen, sondern geht auch konform mit den Beobachtungen vieler Mediziner und Fachkräfte, die auf dem Sektor des Schmerzmanagements tätig sind. Wann immer ich zu Schmerzkongressen gereist bin, um mich über die aktuellen Trends auf dem Gebiet zu informieren, kam in fast jedem Vortrag zum Ausdruck, dass die Schmerzmedikation mehr oder weniger auf der Versuch-und-Irrtum-Didaktik basiert und sich daran über die Jahre nicht viel verändert hat. Schließlich mehren sich auch wissenschaftliche Untersuchungen über die Risiken der geläufigen Schmerzmedikation. Immer dringlicher schlagen Fachleute Alarm und rufen dem Konsumenten ins Bewusstsein, dass eine Dauermedikation mit starken Schmerzmitteln keine wirkliche Lösung ist.

Auch wenn es auf dem Sektor der Schmerzmedikation enorme „Baustellen“ gibt, möchte ich hier dennoch keine der üblichen Diskussionen anheizen. Mir geht es vielmehr darum, die Verwendung von Schmerzmitteln in Beziehung zur Entwicklung von Körperbewusstsein und meditativer Wachheit zu setzen. Diese Vorgehensweise ist dem „Geist“ des Schmerzprogramms geschuldet, durch den ja das Grundthema des Buches, „Schmerzfrei ohne Medikamente“, erst zum Tragen kommt.

Ja, wie sieht es da konkret aus? Ist es möglich, dass Sie Ihre Schmerzen durch Meditations- und Bewusstheitspraxis ohne Analgetika lindern? Ist es realistisch, dass Sie sich im Zuge dessen auf Dauer von Ihren Schmerzmitteln lösen? Und wenn ja, wie geht das? Wie lange dauert es? Und: Was passiert, wenn sich Ihr Körper nicht darauf einlässt und die Regeneration alles andere als glatt verläuft?

Auf diese Fragen möchte ich Ihnen Antworten geben und ich hoffe, dass Sie mit mir hier konformgehen können. Falls Sie zu denjenigen Schmerzerfahrenen zählen, die bisher ohne Schmerzmittel ausgekommen sind und sich anderweitig zu helfen versucht haben, dürfen Sie sich jetzt noch gelassener zurücklehnen. Falls Sie jedoch Analgetika einnehmen, Sie an diese seit langem gewöhnt sind und sich ein Leben ohne Schmerzmittel kaum vorstellen können, ist das nächste Kapitel Pflichtlektüre für Sie.

„Medi-tation“: Der Weg zur Mitte

Sobald wir uns das Thema Schmerzmittel aus der Perspektive der Meditation ansehen, mag zunächst auffallen, dass beide Gebiete, die Medikamente und die Meditation, denselben Wortstamm haben. Etymologisch weisen beide auf etwas Mittiges, die „Medi-“, hin, was beispielsweise Begriffe wie „medial“ oder „median“ ausgedrücken. Doch man könnte es auch anders sehen: Der Wortstamm „Medi“ kann sich ebenso auf das Vermitteln zwischen zwei Polen beziehen, was durch Begriffe wie „Medium“, „Mediator“ oder „Medien“ zum Ausdruck kommt. In unserem Kontext lese ich zwei Gleichnisse heraus:

Erstens: Wenn sich die Begriffe „Meditation” und „Medikamente“ auf die Medi-, die Mitte, beziehen, verfolgen beide „Anwendungen“ ein und dasselbe Ziel, nämlich den Menschen gesundend in seine Mitte zurückzuführen. Diese Mitte beschreibt nichts anderes als den Zustand innerer Ausgewogenheit und Balance, der von inneren Schieflagen wie Stress, Erkrankung oder Schmerz differiert. Merken wir uns hier also einen ersten Aspekt: Beide Anwendungen, die Meditation und die Medikamente, führen den Menschen zu seiner inneren Balance zurück. Ja, Sie lesen richtig. Auch die Medikamente reihen sich hier ein. Gerade im Kontext des Schmerzprogramms sollten diese Ihren Körper unterstützen und ihm auf seinem Rückweg zur „Mitte“ behilflich sein.

Und zweitens: Unter dem Aspekt der „Mittlerfunktion“ verhält es sich ähnlich. Meditationstechniken vermitteln zwischen der „Außenwelt“ und der „Innenwelt“, zwischen Aktivität und Passivität, zwischen Schieflage und Gleichgewicht. Und so können es auch die Medikamente tun: Wenn diese ihrer Vermittlerrolle gerechtwerden, holen sie die von Schmerz Betroffenen mit ihren Beschwerden ab, helfen ihnen beim Regenerieren und führen sie zu Wohlbefinden zurück. Wenn das geschieht, geht es mit dem Vorgang der Meditation Hand in Hand.

Die Essenz

Deshalb können Sie sowohl in Bezug auf die Meditation als auch hinsichtlich Ihrer Medikation dieselben zwei Schlüsselfragen stellen: Helfen Ihnen Ihre Medikamente dabei, sich einem Zustand der „Mitte“ und der inneren Balance mehr und mehr anzunähern? Und: Werden Ihre Medikamente ihrer Vermittlerrolle gerecht?

Mit diesen beiden Fragen erkennen Sie den Stellenwert Ihrer Medikamente im Rahmen der Meditationspraxis sehr schnell. Denn als Antwort gibt es nur ein „Ja“ oder ein „Nein“. Ganz konkret: Bemerken Sie, dass Sie sich, unterstützt durch Ihre Medikamente, auf Ihre „Mitte“ zubewegen? Ja oder nein? Spüren Sie, dass Ihnen Ihre Medikamente unter die Arme greifen und einen aktiven Part bei Ihrer Regeneration spielen? Ja? Oder nein?

Ich denke, vor dem Hintergrund solcher Fragestellungen werden Ihnen gleich mehrere Aspekte Ihrer Schmerzmedikation klar. Und das ist keine theoretische Abhandlung, weder Populismus noch Effekthascherei. Ohne den Wirkungsradius des Schmerzprogramms vorwegnehmen zu wollen, schauen wir uns jetzt einmal an, wie dieser Sachverhalt dann „live“ in der konkreten Praxis greift.

Wahrnehmungsfreiheit

Mit körperfremden Stoffe meditieren?

Sobald sich Menschen nach innen wenden, verfeinert sich nicht nur ihr Gespür für sich selbst, es kommt auch ein starkes Bedürfnis auf, mit dem Körper noch sorgfältiger und achtsamer umzugehen. Ihnen wird immer bewusster, wie sie ihren Körper behandeln, welche Effekte das hat und wie sie diese optimieren könnten. Während sie auch immer aufmerksamer darüber reflektieren, was sie ihrem Körper zuführen, anbieten oder zukommen lassen, wirft dies häufig auch Fragen zu den Medikamenten auf. Bereits nach wenigen Meditationserfahrungen geraten Schmerzerfahrene an den Punkt, an dem sie verabreichte Mittel in Zweifel ziehen. Viele von ihnen wünschen sich, sehr bald weniger belastet durch körperfremde Stoffe zu sein.

Schmerzlösung live

Marie

sagte bereits nach dem Praktizieren der ersten Bewusstheitstechnik, sie habe ein „pampiges“ Gefühl, welches ihr die volle Spannbreite ihrer Empfindungen versage, und dieses sei eindeutig ihren starken Schmerzhemmern zuzuordnen.

Oliver

wollte seine Mittel sofort in den Mülleimer in der Praxis werfen, als er sah, wie sie seinen Körper ausbremsten und in seinem natürlichen Antrieb zu Aktivitäten drosselten.

Cornelia

hatte seit Jahren sensible Hautschmerzen und nahm einen starken Cocktail aus Schmerzmedikamenten und Cortison. Als sie zu meditieren begann, wurde sie das ungute Gefühl nicht los, die Mittel könnten etwas damit zu tun haben, dass sie ihren Körper seit langem wie mit „zugestopften Poren“ empfand. Sie atmete regelrecht auf, als sie die Medikation zurückfuhr und ihren „Tag der offenen Poren“ beging.

Uta

zweifelte die Art und Weise ihrer Medikation als Ganzes an. Sie wurde das Gefühl nicht los, vollkommen falsch medikamentiert worden zu sein. Als sie ihren Arzt wechselte, stellte sich das nicht nur als Tatsache heraus. Es war höchste Zeit, die Analgetika auszuschleichen, bevor sich die durch die Schmerzmittel ausgelösten Nierenprobleme manifestieren würden.

Mit körperfremden Stoffen meditieren? Wenn Sie sich diese Frage erstmals stellen, werden Sie möglicherweise staunen, auf welche Antworten Sie stoßen. Es ist eine Tatsache: Ein verfeinertes Körperbewusstsein bringt die Chemie auf den Punkt. Mittels wachsender Bewusstheit spüren Meditierende zunehmend, ob eine Maßnahme dem Körper beim Regenerieren hilft und ein wahres Hilfsmittel ist. Genauso schnell wird ihnen klar, ob eine Anwendung den Körper irritiert, stört oder sogar schädigen kann.

Innere „Stimmigkeit“

Doch das ist noch nicht alles! Mit einem wachen Selbstempfinden geht es mit dem wirklichen Reflektieren innerer Vorgänge erst richtig los. Meditierende kommen durch das Hineinspüren in ihren Körper so sehr mit ihm in Kontakt, dass sie auf einer „tieferen“ Ebene verstehen, ob ihr Körper eine funktionelle Störung oder Herausforderung allein lösen kann oder ob er Hilfe von außen braucht. Wenn das Letztere der Fall ist, können sie sogar mitunter spüren, ob dies die Einnahme von schmerzbekämpfenden Mitteln involviert.

Sicherlich staunen Sie jetzt nicht, wenn ich Ihnen sage, dass sehr viele Meditierer ihren Schmerz in diesem Zuge mit sehr anderen Augen zu sehen beginnen. Immer wieder habe ich gehört, dass Betroffene ihren Schmerz sogar als innere Hilfe, als Wegweiser oder Warnsignal anerkennen und ihm deshalb, anstatt ihn mit aller Macht medikamentös in die Knie zu zwingen, lieber das richtige innere Klima zum Rückzug ebnen wollen.

Während ich das aufschreibe, bin ich mir bewusst, dass es für Menschen ohne Meditationserfahrung zunächst komisch klingen muss, wenn ich über solche inneren, auf bloße Wahrnehmung basierende Zusammenhänge schreibe. Besonders die Mediziner unter Ihnen mögen jetzt vielleicht die Augen verdrehen. Aber es ist nun einmal so: Mit dem Blick nach innen wächst Ihr Körperbewusstsein und damit entwickeln Sie ein brandneues Verständnis für Ihren Organismus und für sich selbst. Sie differenzieren auf der Empfindungsebene, was Sie brauchen und worin Ihre tatsächliche, mit Ihrem Eigenempfinden synchron gehende Hilfe besteht. Tatsächlich kann sich Ihr Verhältnis zu Chemie und zu externen Hilfsmitteln im Zuge von Meditation durchaus massiv drehen.

„Ade“ den Wahrnehmungshemmern

Im Zuge der steigenden Selbstreflexion passiert außerdem noch etwas anderes: Meditierende, die starke Analgetika einnehmen, können im Laufe zunehmender Meditationserfahrung mit ihrer Empfindungsfähigkeit in Konflikt geraten. Häufig äußern sie den Wunsch, die Meditationseffekte eins zu eins spüren zu wollen, anstatt sich erst durch den künstlichen „Empfindungsfilter“ hindurchzuarbeiten, den starke Schmerzmittel oftmals aufbauen. Ich habe im Laufe der Jahre zahlreiche Aussagen darüber gehört, dass sich Klienten mit hohen Dosierungen sensorisch unempfindlich gemacht oder wie betäubt fühlen.

Das rührt zum Teil auch daher, dass gar nicht wenigen Menschen mit Schmerzen Antidepressiva als Schmerzmittel verordnet werden. Ganz klar, auch diese fahren die Perzeption einschließlich der Wahrnehmung von Schmerz herunter. Doch auf diesen Spezialfall komme ich später noch zurück.

Fakt ist eines: Welche Mittel auch immer bewirken, dass sich Meditierende von ihrer eigenen Empfindungswelt abgeschottet fühlen, viele von ihnen wünschen sich, von ihrem Empfindungsreichtum wieder mehr zu profitieren und keineswegs von ihm abgeschirmt zu sein.

 

Wirkunsglose Mittel

Darüber hinaus passiert es im Zuge von Meditationspraxis immer wieder, dass Meditierende mitunter sogar fühlen können, ob ihr Analgetikum überhaupt greift und eine schmerzstillende Wirkung zeigt. Ich habe einige Meditierende erlebt, die regelmäßig Schmerzmittel zu sich nahmen, aber irgendwann ahnten, dass ihnen ihr verordnetes Analgetikum gar nicht hilft. Augenblicklich erinnere ich mich an Sonja, die durch einen Zufall zu einer überraschenden Einsicht gelangte.

Schmerzlösung live

Sonja

Ich traf Sonja in Spanien, als sie inmitten ihrer vier „Experimentiertage“ war. Sie litt seit Jahren an unklaren Schmerzen im ganzen Körper, und was sie mir erzählte, hakt sich genau in dieses Thema ein. Aber einmal der Reihe nach: Sonja war in den Urlaub gefahren und hatte ihre Schmerzmittel nicht dabei, weil sie kurz vor der Abreise doch noch ihre Handtasche gewechselt hatte (ja, Frauen tun so etwas).

Als sie die Öffnungszeiten der geschlossenen Apotheke studierte, bemerkte sie, dass nicht nur Siesta, sondern auch Sonntag war. Die Notapotheke war zehn Kilometer entfernt. Sie entschied sich dafür, die Nacht zu überstehen. Weil sich während dieser Nacht an ihrem unterschwellig anwesendem Schmerz nichts veränderte, blieb sie ruhig. Am nächsten Morgen fragte sie in der Apotheke nach ihrem Medikament. Ja klar, wie sie befürchtet hatte, brauchte sie eine Verordnung und für diese benötigte sie einen Arzt. Sie suchte die empfohlene Praxis auf und bekam einen Termin in vier Tagen. Vier Tage! Nein, es gehe nicht schneller, denn bei dieser medikamentösen Routine müsse sie der Arzt selbstverständlich gesehen haben. Sonja stellte sich auf schlimme vier Tage ein. Seit acht Jahren schluckte sie täglich ihr Pillenduett. Wenn es jetzt wegfiele, würde Ihr Schmerz, der sowieso immer lauerte, mit „Rambazamba“ antworten, so Sonja. Sie würde sich nicht mehr rühren können. Der Urlaub wäre passé.

Wir sprachen darüber, wie sie sich am besten entspannen und ihrem Körper die beste Zeit seines Lebens bereiten konnte. Und das tat Sonja: Sie ließ die Seele baumeln und hatte einen triftigen Grund dafür, dass ihr Mann und ihr Sohn allein zum Schnorcheln, Segeln und Surfen gingen. Ihre Exklusivzeit genießend erinnerte sie sich an eine Entspannungsübung, die sie während einer Kur gelernt hatte. Außerdem kramte sie eine geführte Meditation heraus, die ihre Tochter ihr einmal aufs iPhone gespielt hatte. Die Übungen machte sie morgens und abends und immer dann, wenn sie auf der Sonnenliege lag. Sie hoffte, auf diese Weise das Schlimmste abwenden zu können.

Und wissen Sie, was geschah? Obwohl Sonja keine Mittel einnahm, blieb der schwelende Schmerz nicht nur derselbe. Nein. Er zog sich mit jedem Tag ein kleines Stückchen weiter zurück. Als der Arzttermin gekommen war, ging sie nicht einmal hin. Sie verbrachte ihre Urlaubstage ohne Medikamente. Ihr Schmerzpegel war dabei auf geringstem Niveau. Darüber hinaus bekam sie beim „In-sich-hinein-Gucken“, wie sie es nannte, ein sicheres Gefühl dafür, dass ihr Körper ein total toller „Kumpel“ und am glücklichsten ohne zusätzliche Mittel war.

Sonja ist kein Einzelbeispiel dafür, dass Menschen, die ihre Schmerzmittel einzunehmen vergessen, sie verlieren oder sie aus anderen Gründen, durch eine getauschte Handtasche, ein in die Reinigung gegebenes Jackett oder das Zurücklassen der Medikamente im Badezimmerschrank des Hotels, oder, oder, oder … nicht griffbereit haben, zufällig mit deren Wirkung oder eben Nichtwirkung in Kontakt kommen.

Ein anderer Weg ist die Meditation. Durch Innenschau kann es ebenso spürbar werden, ob Mittel greifen oder am Körper vorbeigehen und gewissermaßen nur „leere Dosen“ sind. Ja, Sie lesen richtig. Durch Innenschau können sich Menschen mitunter bewusstwerden, ob ihr Mittel wirkt. Bei Sonja war beides der Fall, sowohl der Zufall als auch die Bewusstheitsarbeit. Glücklicherweise hatte sie entsprechende Techniken zur Hand.

Gehaltlose Pillen

Wenn Sie jetzt die Stirn runzeln, weil Sie solche Beobachtungen zu polemisch finden und Ihnen jegliche Nachweisbarkeit und Wissenschaftlichkeit fehlen, möchte ich Sie mit einer brandneuen Studie vertraut machen, die von einem Forscherteam des George Institute for Global Health initiiert wurde. Nachdem man dort in vorangegangenen Untersuchungen bereits die stark eingeschränkte Wirksamkeit von Paracetamol, einem der bekanntesten Schmerzmittel, nachgewiesen hatte, war man nun einen Schritt weitergegangen: Die Forscher untersuchten die Gruppe der mit Abstand am häufigsten verordneten und am meisten verkauften Analgetika auf ihre Wirkung auf Rückenschmerzen hin. Zu diesen sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSARs oder NSAIDs) gehören beispielsweise Ibuprofen, Voltaren und Aspirin. Die NSARs werden hauptsächlich bei entzündlichen Gelenkbeschwerden, Arthritis, Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis oder Fibromyalgie verordnet, aber eben auch sehr häufig bei Rückenschmerzen vom Apotheker empfohlen oder vom Mediziner verschrieben. Und viele Patienten kaufen sich diese selbst. Aspirin ist so etwas wie ein allgemein akzeptiertes „Erste-Hilfe-Mittel“, das man „für den Fall, dass …“ griffbereit hat. Bei Frauen steckt zumeist eine Packung im Kosmetiktäschchen, bei Männern im Handschuhfach des Wagens, junge Leute haben es in der Schultasche und Reisende im Handgepäck.

Das Ergebnis der Studie schockiert: In den meisten Fällen erreichen diese Medikamente nur eine minimale oder zeitweise Abschwächung des Rückenschmerzes. Wie die Autoren der Studie zusammenfassten, meldete nur eine von sechs Versuchspersonen, noch einmal: eine von sechs!, eine Linderung der Beschwerden zurück. Die Schmerzlinderung sei nicht „signifikant“, so die Forscher.

Die Sache ist die, dass die geläufige Schmerzpraxis in vielen Aspekten dieser Studie widerspricht: Wenn jemand Schmerzmittel nimmt, der Schmerz jedoch ein und derselbe bleibt, leitet man daraus so gut wie nie ab, dass das Mittel gar nicht hilft. Man schlussfolgert zunächst, dass die Dosis zu schwach und eine Höherdosierung die logische Folge ist. Mediziner ziehen kaum in Zweifel, dass der Organismus überhaupt auf das Schmerzmittel reagiert, und wenn, dann erst zu einem Zeitpunkt, wenn es mit gutem Gewissen kaum noch höher dosiert werden kann. Und sehr viele Schmerzerfahrene, die sich ihre Schmerzmittel selbst besorgen, gehen zumeist genauso vor. Eben weil die Analgetika nicht wie erwartet greifen, steigern sie selbstbestimmt deren Dosierung und kommen ebenso zügig bei hohen Dosen an.

Doch zurück zur Meditation und ihren Effekten: Es ist also keine Spinnerei, dass manche Meditierende spüren, ob ihre Medikamente wirken oder nicht. Es hat eine innere Grundlage und wird nicht nur durch Studien wie der beschriebenen belegt, sondern von Betroffenen real reflektiert.

Das Dilemma mit den Nebenwirkungen

Während wir uns bisher vorrangig mit den sensorischen Rückmeldungen in Bezug auf die Schmerzmedikation befasst haben, kommen wir schließlich zu dem am meisten diskutierten Aspekt, zu den Nebenwirkungen der Analgetika auf den Organismus. Obwohl Schmerzerfahrene natürlich auch den Beipackzettel ihrer Medikamente hernehmen können, um mögliche Nebenwirkungen auf den Körper abzuwägen, nimmt dies im Zuge der Meditationspraxis oftmals einen anderen Weg: Sie kommen den Nebeneffekten ihrer Medikamente durch Innenschau auf die Spur.

Schmerzlösung live

Jenny

spürte gleich in ihrer ersten aktiven Meditation, dass die Dosis Ihrer Schmerzmittel für ihre Müdigkeit verantwortlich war. Während sie ihre Lethargie und die damit verbundene Gewichtszunahme immer ihrer eigenen unverzeihlichen Trägheit zugeschrieben hatte, sah sie nun klar vor sich, dass ihre hochdosierten Schmerzmittel die Ursache waren.

To koniec darmowego fragmentu. Czy chcesz czytać dalej?