Geballte Ladung Liebe - Katharina Wolf Sammelband

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Ich hatte genug gehört. Ich hatte genug gesehen. Ich war zu schwach für diese Scheiße hier. Ich spürte die Tränen auf meinen Wangen und den Zorn, der sich langsam in mir hocharbeitete. Ich würde gerne schreien, ganz laut, und dieser arroganten, selbstverliebten Pute mitten ins Gesicht schlagen, um sie für all das, was sie Jan und mir angetan hat, büßen zu lassen. Ja, ich würde ihr so gerne eine verpassen und an ihren perfekt frisierten Haaren ziehen. Aber bevor ich mich selbst vergaß und mich noch lächerlicher machte als eh schon, ging ich.

Humpelnd verließ ich den Raum und ging in Richtung Tür. Ich wollte nur noch raus.

Dort würde ich mir ein Taxi nehmen und nach Hause fahren. Was heißt nach Hause? Ich musste auch von Sebastian weg. Ich wollte das nicht mehr. Ich würde meine Sachen packen und gehen. Ich hatte ja eh bald einen Job. Ich brauchte einen Neuanfang.

Weg und neu. Wie vor vier Jahren.

Da war ich auch abgehauen. Weg von dem Ärger, dem Stress, der Wohnung und den Menschen, die mich allesamt an Jan erinnerten.

Und genau wie früher spürte ich den unbändigen Drang, mich zuzudröhnen. Egal womit. Ich wollte diese Gedanken nicht mehr. Sie zerfraßen mein Hirn. Sie machten mich schwach und zu einer Person, die ich nicht sein wollte. Ich wollte nie so werden. Lieber nichts spüren, nichts denken.

Gar nichts!

Als ich den Ausgang erreichte, wurde es im Raum hinter mir schlagartig ruhig. Die Band hatte aufgehört zu spielen und ein Raunen ging durch den Saal. Den Gästen war das Drama wohl auch nicht entgangen. Das war alles so verdammt peinlich! Ich wischte mir eine Träne mit dem Handrücken von der Wange. Dann hörte ich ein Pfeifen. Die Rückkopplung eines Mikrofons.

»Nora? Nora, hörst du mich?« Wieder ein Knacken und Rauschen. »Bitte, warte und hör mir zu! Ich liebe dich!« Ich blieb stehen, eine Hand am Türknauf, die andere auf meinem wild klopfenden Herzen, und lauschte. War das gerade mein Name gewesen? War das Jan?

»Ich liebe dich so sehr, dass ich manchmal nicht weiß, wohin mit den ganzen Gefühlen. Das war schon immer so. Von Anfang an. Damals, als ich dich das erste Mal sah, habe ich mich gefragt, wie ein Mensch gleichzeitig so anziehend und zerbrechlich sein kann. Du hast mich fasziniert und so unglaublich neugierig gemacht. Einfach, weil du anders warst. Und als ich mich dann mit dir unterhalten habe, du dich sogar mit mir treffen wolltest, da habe ich sofort gespürt, dass da was zwischen uns ist. Ein Band. Irgendetwas, das uns verbindet. Und genau dieses Band hat uns zusammengehalten. Über all die Zeit. Was waren die letzten vier Jahre denn ohne dich? Nichts weiter als eine trostlose Leere. Weißt du, wie das war ohne dich? Es war die Hölle! Ich war nicht mehr ich. Wie auch, denn du warst nicht mehr bei mir. Alles, was ich ohne dich hatte, war nichts als ein kläglicher Ersatz. Du warst nicht da. Ich möchte dich nicht noch einmal verlieren. Bitte, geh nicht wieder. Bitte bleib bei mir. Für immer!«

Ich zitterte am ganzen Leib und wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Zu allem Übel tropfte ich das schöne Kleid mit einer dunklen Mischung aus Tränen und Mascara voll. Auch das Schluchzen konnte ich nicht mehr zurückhalten.

War das wahr? War das wirklich die Wahrheit? Sollte ich das glauben? Ich wollte weg. Aber ich wollte auch zu Jan. Ich wollte, dass Fernanda verschwand. Ich wollte glücklich sein. Einfach nur endlich wieder glücklich sein. Aber dafür brauchte ich Jan. Ohne ihn war ich nichts. Nur ein Abbild meiner selbst. Ich durfte ihn nicht aufgeben. Nicht schon wieder. Ich musste um ihn kämpfen. Für uns!

Der Erste, der hinter mir stand und mich an sich zog, war Sebastian. Er strich mir tröstend über den Rücken und versuchte verzweifelt, mich zu beruhigen. So wie ich versuchte, seinen Anzug nicht vollzusauen. Es gelang uns beiden nicht so recht. Nach einigen Minuten schob ich ihn ein wenig von mir und fuhr mir mit zitternden Fingern unter den Augen entlang.

»Entschuldigung«, sagte ich mit bebender, leiser Stimme und schob gleich noch zwei atemlose Schluchzer hinterher. Ich war schon ziemlich erbärmlich. Sebastian lächelte und versuchte, mit seinem Daumen irgendwie mein Make-Up zu retten. Ich sah bestimmt schrecklich aus. Wie ein Pandabär.

»So schlimm ist es nicht, das ist wasserfester Mascara. Sollte man auf Hochzeiten immer verwenden. Nur der Kajal ist ein wenig verlaufen.« Er zwinkerte mir zu und ich lächelte zurück. Zwar nur ein wenig und mit bebendem Kinn, aber immerhin. Dann hörte ich langsame, ganz zaghafte Schritte und entdeckte Jan hinter Sebastian. Sebastian drehte sich um und winkte seinen Bruder heran.

»Jetzt bist du dran. Kümmere dich mal um deine Freundin.«

Ohne dass einer von uns auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte, schob mich Sebastian rigoros zu Jan und ging wieder zurück zu seinen Gästen. Ich kam fast etwas ins Stolpern und krallte mich an Jans Mantel fest.

»Ich hoffe, ich habe ihm nicht die Hochzeit versaut.« Meine Stimme war noch immer unsicher und ich spürte, dass ich nur ein paar Worte von einem neuerlichen Heulkrampf entfernt war. Meine Wangen waren noch immer tränennass.

Jan nahm mein Gesicht in seine großen Hände und zwang mich dazu, ihn anzusehen.

»Hast du mich gehört?«

»Ja«, hauchte ich mehr, als dass ich es sagte. Er nickte und fixierte mich weiter.

»Und?« Auch seine Stimme war leise. Seine Augen allerdings schrien. Sie schrien mich an. Die Intensität seines Blickes fesselte mich und gab mir ein wenig Zuversicht.

»War das dein Ernst? Ist das wirklich wahr?«

»Aber ja doch. Bitte glaube mir. Ich will mit dir zusammen sein. Nur mit dir!«

»Okay.«

Ein »okay« war alles, was es brauchte. Er lächelte und ich meinte, sogar eine kleine Träne in seinen Augen glänzen zu sehen. Ich war mir aber nicht sicher, denn dann schlossen sich seine Lider und er küsste mich.

Und wie er mich küsste ... Der beste Kuss aller Zeiten.

Der Tag danach

Als ich erwachte, spürte ich zuerst ein Kitzeln in der Nase. Ich kräuselte sie und schnaubte, aber das störende Gefühl wollte nicht verschwinden. Ich war zu müde, um mich zu rühren oder gar die Augen zu öffnen. Schließlich wurde das Gefühl aber so unangenehm, dass ich nicht mehr drum herum kam. Ich musste meine Hand bewegen und das, obwohl ich so müde und so angenehm warm in meine Decke eingewickelt war. Ich kratzte mich mit vom Schlaf noch tauben Fingern im Gesicht und spürte Haare.

Ich öffnete ein Auge und entdeckte Jans Haarschopf direkt vor mir. Ich hatte wohl eine seiner Haarsträhnen eingeatmet. Wie ekelhaft war das bitteschön?

Ich stützte meinen Kopf mit der Hand ab, den Ellenbogen auf dem Kopfkissen und er wandte unbewusst mir sein Gesicht zu. Er sah so schön aus. Er hatte ewig lange Wimpern, seine Haare standen ihm wirr und sexy vom Kopf ab und ich konnte einen leichten Bartschatten an Wangen und Kinn erkennen. Ich würde ihn ja gerne noch ewig so beobachten und anschmachten. Einfach den unbeobachteten Moment ausnutzen. Aber es war zu verlockend. Ich musste ihn berühren. Sacht fuhren meine Finger über seine Schläfen, die Linie seines Kinns entlang. Langsam streichelte ich über die sinnliche Rundung seiner Oberlippe und erschrak, als ich seine offenen Augen bemerkte.

»Hey du«, hauchte er.

»Hey du«, gab ich leise zurück.

Dann lächelte er mich an und zeigte eine Reihe weißer Zähne. Automatisch bewegten sich meine Mundwinkel nach oben. Ich konnte nichts dagegen tun. Er hatte diese Wirkung auf mich.

Jan streckte sich neben mir genüsslich, gähnte laut, packte mich und zog mich ganz eng an sich heran. Er presste seinen Schritt verführerisch an meinen Hintern.

»Du Schuft.« Er brummte und rieb sich aufreizend an mir. »Du scheinst ja erstaunlich fit zu sein, wenn man bedenkt, was du gestern noch so alles getrunken hast.«

»Sprich bitte nicht davon, ich bin total fertig.«

»Nur untenrum fit?«

»Genau«, hauchte er mir warm in den Nacken und verschaffte mir damit eine Gänsehaut am ganzen Körper. Er knabberte an meinem Ohrläppchen und mir entfuhr ein Stöhnen. Das Geräusch alleine genügte ihm. Er drehte mich auf den Rücken, legte sich zwischen meine Beine und stützte sich mit den Armen links und rechts von mir ab. Er küsste mich stürmisch und rieb sich verführerisch an mir. Ich war kein Morgenmensch und nach dem Aufstehen eigentlich zu nichts zu gebrauchen, aber zu Sex mit Jan würde ich niemals nein sagen.

»Wie hat dir die Hochzeitsfeier gefallen?« Ich lag mit dem Kopf auf seiner nackten Brust und er streichelte mir verträumt über meinen Oberarm.

»Eine geniale Feier. Den Zwischenfall blende ich einfach mal aus.«

Fernanda ... sie soll in der Hölle schmoren.

»Können wir bitte nicht über sie sprechen? Dafür ist es gerade zu gemütlich«, gab Jan seufzend zurück.

»Nichts lieber als das.«

Nach dem Drama und Jans Liebeserklärung war Fernanda gegangen. Sie war zornig und wutschnaubend aus dem Raum gestürmt und laut Hiro kam sogar Rauch aus ihren Ohren, wobei mir das etwas übertrieben vorkam.

Als Jan und ich Hand in Hand den Festsaal wieder betraten, wurden wir von stürmischem Applaus begrüßt. Allen voran natürlich Sebastian und Christian, der sich mit einem Taschentuch schnäuzte und theatralisch einige Tränchen wegtupfte. Wir hatten wohl für die romantischste aller Showeinlagen gesorgt. Na ja, dann war das Drama wenigstens für etwas gut gewesen. Auch wenn ich persönlich gerne darauf verzichtet hätte.

Einige Minuten lagen wir schweigend und eng aneinander gekuschelt einfach nur so da und dachten an den gestrigen Abend. Ich küsste ab und an seine Brust und genoss ansonsten seine zärtlichen Berührungen. Aber eines wollte ich dann doch noch loswerden.

 

»Sag mal ...« Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihm direkt in die Augen. »Du empfindest nichts mehr für sie?«

»Bitte Nora, rede dir nicht schon wieder etwas ein.«

»Ich meine ja nur ... Du warst mit ihr auch fast zwei Jahre zusammen, oder? Das ist, na ja, das geht doch nicht spurlos an einem vorbei.«

Jan legte sich auf den Rücken, kreuzte die Arme hinter dem Kopf und blickte an die Decke.

»Es waren ja nicht mal komplette zwei Jahre. Das war eine On-Off-Sache. Und mit der Lüge ... Ich werde ihr niemals verzeihen, dass sie uns auseinandergebracht hat. Damit hat sie alles zerstört.« Ja, das war wirklich ein starkes Stück. So eine linke Tour konnte man weder vergessen noch verzeihen.

Ich war zufrieden mit seiner Antwort. Vorerst.

»Wie spät ist es eigentlich?«, Jan lag mit seinem Gesicht an meinen Bauch gepresst, atmete gegen meinen Bauchnabel und hatte die Arme um mich geschlungen. »Meinst du, die beiden Frischvermählten sind schon wach?«, fragte er und drehte seinen Kopf in meine Richtung.

»Bei denen ging‘s bestimmt noch heiß her, immerhin war das ihre Hochzeitsnacht.« Ich zog meine Augenbrauen ein paarmal anzüglich in die Höhe.

»Uuuuuäää, too much information«, stöhnte Jan und vergrub sein Gesicht zwischen meinen Brüsten.

»Du bist doof.« Ich kicherte und schlang meine Arme um ihn.

Sebastian und Hiro hatten die Nacht, im Gegensatz zu uns, in einem Hotel verbracht. Natürlich in einer Hochzeitssuite mit kühlem, prickelndem Champagner, auf dem Bett verstreuten Rosenblättern und was man eben noch so für eine romantische Nacht brauchte. Ich kannte mich da nun wirklich nicht allzu gut aus. Auf jeden Fall wollten sie, dass ihre gemeinsame Nacht besonders war und nicht mit Jan und mir im Nebenzimmer. Verständlich.

»Bestimmt bekommen sie gerade Frühstück aufs Zimmer.«

»Oooh, jetzt bin ich neidisch. Ich will auch im Bett frühstücken«, nörgelte ich und spürte in dem Moment erst, wie hungrig ich war.

»Weißt du was?« Jan richtete sich abrupt auf und schaute mich mit großen Augen an. »Ich mache Frühstück, okay? Du solltest eh ein wenig mehr essen.« Er pikste mir in die Rippen und ich zog daraufhin einen Schmollmund. Er küsste mich auf eben diesen und streichelte mir über meinen nackten Rücken. »Versteh mich nicht falsch, du bist echt heiß.«

»Jaja, ist schon klar«, winkte ich ab und verdrehte die Augen.

»Also wie wär‘s? Ich brate uns ein paar Eier, ein bisschen Toast und Wurst dazu und bin dann gleich mit allem wieder hier. Kaffee oder Tee?«

»Kaffee, bitte.«

»Okay.« Er beugte sich zu mir hinunter, um mir erneut einen liebevollen Kuss auf die Lippen zu hauchen. »Warte hier auf mich.« Dann sprang er nackt aus dem Bett, schlüpfte in seine Boxershorts und lief beschwingt in Richtung Küche.

Natürlich würde ich auf ihn warten. Ich hatte viel zu lang auf ihn verzichten müssen.

Vier Jahre waren eine verdammt lange Zeit. Es war heftig und nicht selten war ich der festen Überzeugung gewesen, daran zu zerbrechen. Unterzugehen. Keine Kraft mehr zu haben weiterzumachen. Ich konnte immer noch nicht so recht glauben, dass diese Zeit einfach vorbei sein sollte. War das mein Happy End?

»Den Kaffee immer noch mit Milch und ohne Zucker?«, rief mir Jan aus der Küche zu und ich konnte ein Grinsen nicht verbergen.

»Jap, hat sich nicht geändert.«

Genau wie meine Gefühle.

Ich liebte diesen Mann so sehr. Und er? Er schien mich auch zu lieben. Die Vergangenheit war scheiße gewesen. Einiges war schief gelaufen. Wir hatten beide Fehler gemacht und ich bereute nichts so sehr wie meinen.

Aber uns wurde eine zweite Chance geschenkt. Ob wir sie nutzen würden?

Würde es halten?

Wer wusste schon so genau, was die Zukunft so bringen würde.

Ich wusste nur eins: Ich war bereit!

Epilog

Ich wachte plötzlich auf. Schlagartig. Kein langsames Erwachen, bei dem man sich noch minutenlang wehrt, und versucht, sich krampfhaft an die wohltuende Bewusstlosigkeit oder den angenehmen Traum zu klammern. Nein. Völlig wach. Ohne Umwege. Ich schlug die Augen auf und lauschte in die Nacht hinein. Alles war ruhig. Ich wollte mich wieder umdrehen und mich erneut der Müdigkeit hingeben, als ich bemerkte, dass mein Rücken schmerzte. Und wie er schmerzte! Ein Stöhnen entwich meinen Lippen und ich griff unter mich. Ich zog zwischen mir und der Matratze zwei Bauklötze und einen Schnuller hervor. Kein Wunder, dass mich mein Rücken umbrachte! Mit müden Augen blickte ich nach links und sah rote Vorhänge. Da die Schlafzimmertür nicht ganz geschlossen war und im Flur noch das Licht brannte, konnte ich auch den hübschen Mann neben mir sehen.

Nicht irgendein Mann. Mein Mann. Plötzlich rieb er sich die Augen, grunzte einmal kurz und drehte mir dann den Rücken zu. Danke auch. Liebreizend.

Ich überlegte gerade noch, ihm aus Rache oder vielleicht einfach auch nur aus Spaß die Nase zuzuhalten oder ihm in den Hintern zu zwicken, als es auf einmal neben mir anfing zu knacken und sich das Baby-Fon bemerkbar machte. Das war es bestimmt auch, was mich geweckt hatte.

Ich rieb mir resignierend über meine Augen und riss mir die Decke von den Beinen. Auf dem Boden fand ich meinen Morgenmantel, den ich erst vor drei Stunden arglos dort hatte fallenlassen.

Ich verließ das Schlafzimmer auf Zehenspitzen und wäre beinahe über einen riesigen Teddybär gestolpert, der dort in mörderischer Absicht lag. In dem Zimmer direkt neben unserem lag die kleine Anna in ihrem Bettchen.

Sie wimmerte und schlug mit ihren kleinen Ärmchen um sich. Sachte nahm ich sie aus ihrem Schlafsack und flüsterte ihr liebe Worte zu. Ich wechselte die mehr als volle Windel und hob sie wieder hoch. Eine Melodie summend lief ich immer wieder in dem kleinen Zimmer auf und ab. Dabei vergrub ich meine Nase in dem kurzen braunen Flaum, der ihr auf dem Hinterkopf wuchs. Mmmh, Baby. Der beste Geruch auf Erden.

Nachdem ihre Schluchzer weniger wurden und sie sich langsam beruhigt hatte, setzte ich mich auf das kleine Sofa, das wir in weiser Voraussicht in ihrem Kinderzimmer platziert hatten.

Wie konnte man nur so müde sein? So unglaublich müde. Wann hatte ich überhaupt das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen?

Es war nicht immer so gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Schlaf das Normalste auf der Welt gewesen war ... Aber das war lange her. Eigentlich wusste ich schon nicht mehr, wie das war. Das Leben davor.

Weniger anstrengend?

Wahrscheinlich.

Einfacher?

Ja!

Schöner?

Ich hörte ein Schlurfen im Flur und schaute auf. In der Tür stand Jan. Er rieb sich die Augen und setzte dann seine Brille auf. Aber auch das machte seine Augen nicht größer. Er war mindestens genau so müde wie ich.

»Hey, ihr zwei Süßen.«

Ich lächelte ihn an und machte ein wenig Platz neben mir. Ich räumte ein Handtuch, ein Sabberlätzchen und zwei weitere Kuscheltiere auf die Seite. Er schlenderte mit müden, schlurfenden Schritten auf uns zu und ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder. Mit zwei Fingern streichelte er über die kleinen Füße unserer Anna.

»Bleib doch im Bett, es reicht doch, wenn einer morgen mit Augenringen herumläuft.«

»Wenn ihr hier eine Privatparty veranstaltet, bleib ich doch nicht alleine im Bett liegen.« Er legte den Arm um mich und lehnte seinen Kopf an meine Schulter. Ich küsste erst Anna auf die Stirn und dann ihn. Er schaute auf und seine Augen leuchteten. Er sah glücklich aus. Unglaublich erschöpft, aber glücklich. Er streckte seine rechte Hand nach mir aus und streichelte meine Wange. Ich schmiegte mich mit geschlossenen Augen seufzend in seine warme, große Hand.

»Ich liebe dich«, hörte ich ihn leise sagen und mein Herz schlug bei seinen Worten automatisch schneller. Immer noch. Würde es je weniger werden? Das Herzklopfen? Die Verlegenheit? Die Liebe? Unsere traute Zweisamkeit wurde von einem kleinen Rülpser und anschließendem Gebrüll jäh unterbrochen. Wir seufzten beide laut auf.

Okay, früher mag es vielleicht einfacher gewesen sein, aber schöner?

Nie und nimmer!

ENDE

Danke ...

... an alle, die an mich und diese Geschichte geglaubt haben, selbst dann, als ich daran gezweifelt habe und am liebsten alles gegen die Wand gehauen hätte. Und das war mehr als einmal der Fall!

Ich zähle auch in Zukunft auf jeden einzelnen von euch!


Katharina Wolf

STRIKE

© 2016 Amrûn Verlag

Jürgen Eglseer, Traunstein

Covergestaltung: Claudia Toman, Traumstoff

Korrektorat: Jasmin Krieger

Alle Rechte vorbehalten

ISBN – 978-3-95869-197-1

Besuchen Sie unsere Webseite:

amrun-verlag.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

v2/20

Inhalt

Shoppingtour

Gleich neben Gleis 3

Diese plötzlichen Sommergewitter

Auf Männersuche im Fitnessstudio

Zitroneneis und Drogendeal

Gymnasium, war doch klar!

Endstation Babystrich

Alles scheiße

Vollkommen clean

Bücher, die auf Reisen gehen

Party mit Schrecken

Gummibärchen

In der Theorie ist vieles möglich

Ehrlich zu mir selbst

Es gibt so viel mehr!

Alibi

Gewissensbisse

Dir zuliebe

Roadtrip

Du hast es verdient

Ich weiß, was du willst

Geheimnisse an versteckter Stelle

Zimmer 311

Alles unter Kontrolle

Jazz

Ich brauche dich

Ein Tag mit Höhen und Tiefen

Ein Schritt näher

Du bist nicht alleine

Familienzuwachs

Herzschmerz

 

Rückweg

Daheim, aber nicht zu Hause

Ein Jahr später

Ich wurde nie vom Blitz getroffen, habe aber gleich zweimal die große Liebe gefunden.

Für Patrick und Emil

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