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Tierfreunde aus Blumenstadt : Schwein gehabt

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„Hurra!“, freute sich Basti. Er fragte sich, ob seine Oma wohl etwas mit Magie am Hut haben könnte. Vielleicht war sie ja eine gute Fee, die seine Mama verzaubert hatte?


Aber der wahre Grund war viel einfacher. Bastis Eltern hatten in den letzten Wochen so hart arbeiten müssen, dass sie für die versprochene Wandertour in den Bergen viel zu erschöpft waren. Und mit dem Schweinchen würde Basti ja eine Beschäftigung haben, die ihn von diesen ungesunden Computerspielen ablenken würde.

So blieb Dolly in der Stadt und in ihrer kleinen Hütte wohnen, in die sie schon jetzt kaum noch hineinpasste. Schüchtern war sie auch längst nicht mehr. Sie verhielt sich wie ein ganz normales Familienmitglied, kam auch ins Haus und tat alles, was sie wollte: Sie warf ordentlich zusammengelegte Klamotten durcheinander, wühlte in der Erde und steckte überall ihren schmutzigen Rüssel hinein, und wenn sie in einer Pfütze gebadet hatte, ruhte sie sich auf dem Sofa aus – wie es sich nach einem Bad gehörte.

Ihr könnt euch denken, wie das Wohnzimmer nach einer Weile aussah. Besonders schlimm erging es dem weißen Ledersessel. Er überlebte das Zusammentreffen mit dem frechen Ferkel nicht lange und segnete bald das Zeitliche. Kurzum, Dolly benahm sich wie ein richtiges Schwein. Trotzdem konnte niemand dem Ferkel mit dem Muttermal auf der Wange böse sein. Wenn sie wieder irgendeinen Unfug angestellt hatte, setzte Dolly sich mit Unschuldsmiene ins

Wohnzimmer und sah die Familie mit ihren klugen Augen an, als wolle sie sagen: „Ich bin euch wirklich treu ergeben, und ich verstehe alles, aber passiert ist passiert …“

Eines Abends kam Bastis Mama sehr spät von der Arbeit nach Hause und legte sich gleich ins Bett. Bastis Papa hatte offenbar nicht auf sie gewartet, sondern schnarchte schon vor sich hin, fest in seine Bettdecke gewickelt. Bastis Mama wollte gerade über ihrem Buch eindösen, als plötzlich … ihr Ehemann hereinkam! Offenbar hatte er ebenfalls Überstunden machen müssen.

Mit einem Schlag war sie hellwach. Sie setzte sich kerzengerade im Bett auf. Und ratet mal, wer da so friedlich neben ihr auf der Bettseite ihres Mannes vor sich hin schnarchte?

„Dieses Wochenende kommt Dolly zurück ins Dorf. Sie hat sich hier nicht angepasst, das Experiment Hausschwein ist leider gescheitert!“, entschieden Bastis Eltern einstimmig.

„Aber die Ferien sind doch noch gar nicht vorbei! Gebt ihr doch noch eine Chance, bitte!“, bettelte Basti, aber ohne Erfolg.


Schließlich unternahm er einen letzten Versuch: „Wir könnten ihr doch bessere Manieren beibringen, sie ist schließlich ein kluges Schweinchen.“

„Und wie willst du das anstellen?“

„Es gibt hier doch eine Hundeschule. Warum schicken wir Dolly nicht dort hin?“

„Hm, gar keine schlechte Idee. Einen Versuch ist es jedenfalls wert“, bekam Basti unerwartet Unterstützung von seinem Papa. Der hatte nämlich ein ganz schlechtes Gewissen, weil die angekündigte Wandertour ausgefallen war.

„Dann müsst ihr zwei euch aber allein darum kümmern, ich habe keine Zeit für so was“, entschied Bastis Mama. „Und wenn es nicht klappt, hätte ich schon eine Idee. Es wäre eine Schande, das Ferkel ins Dorf zurückzuschicken – wir können doch nicht zulassen, dass ein Familienmitglied zu Schinken verarbeitet wird. Aber am Stadtrand gibt es doch dieses Völkerkundemuseum mit dem kleinen Bauernhof. Dort wohnen Ziegen und ein Esel, und ich bin sicher, auch für Dolly findet sich da ein Plätzchen. Ein Ferkel haben sie nämlich noch nicht. Dann könnten wir sie auch immer besuchen.“

Dennoch wollten Basti und sein Papa ihr Glück erst einmal in der Hundeschule versuchen. Gleich am nächsten Tag gingen sie zum Hundetrainer, einem äußerst bodenständigen Mann.

„Wir möchten gerne unser Haustier zum Kurs anmelden“, begann der Papa.

„Gut. Welcher Rasse gehört denn Ihr Welpe an?“

„Sehen Sie, es ist eigentlich kein Welpe –“

„Sondern?“, fragte der Trainer verblüfft.

„Es ist sehr klug. Genauer gesagt, sie“, rief Basti begeistert.

„Wer, sie?“

„Na, Dolly. Unser Ferkel.“

Bei diesen Worten fiel der Hundetrainer fast vom Stuhl. Doch zum Glück hatte er Sinn für Humor, und so ließ er sich schließlich überreden, es einmal mit Dolly zu versuchen. „Warum eigentlich nicht? Schließlich sind Schweine sogar klüger als Hunde. Aber“, warnte er vor, „es ist bloß ein Versuch, und wenn es nicht klappt, dann muss Ihre Dolly die Schule leider verlassen. Ist nicht böse gemeint, das verstehen Sie sicher.“

Basti und sein Papa waren einverstanden und kauften sogleich ein Geschirr und eine Leine, wie es sich für einen echten Hund gehörte. Damit führten sie Dolly erst mal spazieren. Als die Leute so einen ungewöhnlichen „Hund“ sahen, kamen sie alle herbeigelaufen.

Dolly war darüber gar nicht erstaunt, sondern ließ sich problemlos streicheln und hinter den Ohren kraulen. Auch gegen die Leine schien sie nichts zu haben. Sie verstand wohl, dass ihre wilde Rabaukenzeit vorbei war und sie sich nun wie ein wohlerzogenes Schweinefräulein benehmen musste.

Dann kam der erste Tag in der Hundeschule. Dollys Mitschüler waren junge Welpen, zwar unterschiedlicher Rassen, aber allesamt recht tollpatschig und drollig, mit ständig verhedderten sich Pfoten und Ohren.

„Was ist das denn für ein Hund? Anscheinend haben wir eine Miss Piggy in der Schule!“, spottete jemand.

Dolly gefiel das gar nicht, doch sie ließ sich nichts anmerken. Wahrscheinlich dachte sie im Stillen an das Sprichwort: Wer zuletzt quiekt, quiekt am besten.

Die Hunde nahmen ihre seltsame Mitschülerin unterschiedlich auf. Manche bellten sie wütend an, andere beschnupperten sie interessiert, und ein Labrador wollte sich offensichtlich gerne mit ihr anfreunden. Aber Dolly hatte keine Ahnung, wie man mit Labrador-Freunden spielte. Stattdessen konzentrierte sie sich voll und ganz auf den Unterricht und befolgte die Befehle bald besser als die Hunde.

Herumgetobt hatte sie schon genug. Jetzt wollte sie etwas Neues lernen, wo sie auch ihre Klugheit unter Beweis stellen konnte. Dolly wurde sogar eine richtige Einserschülerin! Es gab natürlich auch Schlusslichter, zum Beispiel den Rottweiler Blacky, dessen Herrchen Dolly am Anfang so höhnisch „Miss Piggy“ genannt hatte.

Selbstverständlich war keine Rede mehr davon, Dolly vom Unterricht auszuschließen. Gerüchte über die kluge Schweinedame machten in der ganzen Stadt die Runde, und es kamen nicht nur Blumenstädter, sondern auch Journalisten zur Hundeschule, um sie zu sehen.