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Der moderne Knigge

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Man hüte sich auch, durch diesen Genuß übermütig zu werden, wozu man leicht verführt wird, wenn man in die Lage kommt, Briefe dieser Bekannten, die vielleicht an der Schreibsucht leiden, zu beantworten und bei dieser Gelegenheit die Annehmlichkeiten des Aufenthalts in der Stadt schildert, in der man zurückgeblieben. Die Gefahr ist nicht groß, aber doch vorhanden, daß diese Schilderung die Abwesenheit des Bekannten abkürzt, indem sie ihn veranlaßt, früher als beabsichtigt die Freuden der Heimat mitzugenießen.

Aber eines Tages beginnt doch, immer früh genug, die Rückkehr allgemein zu werden, und mit dem Zauber des Sommers und Herbstes erreichen die hier und da vorhandenen und so angenehm auffallenden und wirkenden Lücken der städtischen Bevölkerung ihr Ende.

Das ist bedauerlich, aber die Kinder müssen wieder in die Schule. O gewiß, die Kinder sind zu sehr angestrengt, die Schule ruht nicht lange in ihrem Überbürden, die Ferien sind zu kurz. In diese humane, den übertreibenden Bildungsdrang unserer Zeit berührende Betrachtung kann man das Bedauern kleiden, daß mit der Wiedereröffnung der Schulen die meisten Erwachsenen wieder in die Heimat zurückeilen müssen.

Hat man Dienerschaft in der Wohnung zurückgelassen, d. h. mehr als ein Mädchen, so herrscht daselbst schon seit einigen Tagen die übelste Stimmung. Nun kommt die Herrschaft wieder, deren Abwesenheit so vielen Beifall fand, nun geht das Klingeln wieder los, nun fängt die Arbeit wieder an, nun fällt jedes zerbrochene Lampenglas, jeder zerschellte Teller, jeder ruinierte Glühstrumpf wieder auf. Und der arme Grenadier wird nicht wissen, wohin er abends das Seitengewehr legt und auch sonst abrüstet. Wie kontrastieren mit den Trümmern des kurzen Idylls die Guirlanden, mit denen unter solchen Äußerungen die Eingangsthür der Wohnung umrahmt wird, während oben ein Plakat »Herzlich Willkommen!« hervorleuchtet. Eine weiße Lüge auf rotem Grund.

Ist der Gatte in der Wohnung zurückgeblieben und erwartet er die Rückkehr der Gattin, so wird die Thür ebenso mit Guirlanden und Plakat geschmückt. Aber das »Herzlich Willkommen!« ist wirklich aufrichtig herzlich gemeint. Man frage nur den Gatten.

Das Gleiche gilt von der Heimkehr des Gatten. Man frage nur die Gattin.

Die vorangehenden Scenen auf dem Bahnhof nach der Ankunft der Lieben gestalten sich zu einem Vollbild des Familienglücks. Wenn man die Ehe in ihrer höchsten Vollkommenheit und in ihrem sonnigsten Glanz kennen lernen will, so scheue man die Mühe nicht, am Schluß der Ferien die Ankunftshallen der Bahnhöfe zu besuchen. Hier wird der widerspenstigste Junggeselle gezähmt.

Ist man zufällig nicht hervorragend glücklich verheiratet, so kann man, der Rückkehr wegen, nicht oft genug getrennt sein. Ist man zufällig hervorragend glücklich verheiratet, so bedarf man nicht so oft der Trennung, aber zuweilen wird eine Rückkehr nicht überflüssig sein.

Man vermeide als Gatte einen zu zärtlichen Empfang. Es giebt zartbesaitete Frauen, die darin ein Geständnis des Gatten erblicken, er habe kein reines Gewissen.

Dies sei auch der Gattin empfohlen, auch wenn sie überzeugt sein sollte, daß der Gatte zum Verdacht zu eingebildet ist.

Beiden sei es empfohlen, die jüngste Vergangenheit nicht zu rosig zu schildern, auch wenn sie es redlich oder unredlich verdient hat, denn es macht keinen guten Eindruck auf den Hörer oder die Hörerin, wenn die Trennung als eine sehr angenehme Unterbrechung dargestellt wird.

Die Guirlanden lasse man noch einige Zeit hängen, auch entferne man das Plakat »Herzlich Willkommen!« nicht. Es geht doch mancher an der Thür vorüber, mancher Besucher wird ferngehalten, weil er meint, die Rückkehr habe eben erst stattgefunden, und die Herrlichkeit nimmt ja ohnedies, wie alles, ein

Ende.