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Wien-Köln
14.
Am nächsten Morgen stand ich wie fast immer kurz vor sechs Uhr auf und machte mir einen ersten Kaffee. Dann sah ich ihre Nachricht und schrieb an Leni.


Guten Morgen, liebste Leni, du bist also gut nach Hause gekommen! Wie hast du geschlafen? Und hast du wie ich von uns geträumt?
Liebster Max, ich bin ziemlich lange und langsam nach Hause gefahren. War zu traurig und konnte nicht aufhören zu weinen. Was hast du nur mit mir gemacht? Ich hab schlecht geschlafen. War mehrfach wach und hab dich gesucht. Im Traum war ich mit dir wieder in Linz.
Ich war auch dauernd wach und hab Angst gehabt, dass ich im Schlaf deinen Namen sage. Im Traum warst du in meinem Bett und es war fast so wie im Hotel am Schillerpark. Ich möchte dich jetzt küssen, aber das wird einige Zeit nicht gehen. Also müssen wir uns mit virtuellen Küssen begnügen. Die sind aber nicht so schön wie die wirklichen. Wollen wir einen Kaffee zusammen trinken?
Ja gern, ich steh auf und mach mir einen.
Ich hab schon einen. Prost, liebste Leni.
Ich jetzt auch. Prost, liebster Max.

Das war die Forstsetzung unserer Dialoge per WhatsApp, wie wir sie schon vor dem Treffen in Linz hatten. Ich musste immer auf der Hut sein, dass Nina nicht plötzlich im Zimmer stand. Das war schon nervig. Nach einigen Minuten schrieb ich Leni, dass wir jetzt besser aufhören sollten, bevor wir noch erwischt würden. Sie: „Passt schon. Ich muss mich jetzt eh langsam fertig machen, sonst komme ich zu spät in die Schule. Bis später, liebster Max.“
Da saß ich nun also mit meinem inzwischen kalten Kaffee und überlegte, was ich Nina erzählen sollte. Ich musste so normal wie möglich wirken, vielleicht etwas müde, weil ich ja erst nach eins im Bett war.
Dann hörte ich sie im Bad und kurz darauf kam sie herein. Fröhlich sagte ich: „Guten Morgen, Nina. Hast du gut geschlafen oder hab ich dich in der Nacht geweckt?“ „Alles gut, war nur kurz wach, bin aber gleich wieder eingeschlafen. Wie war deine Reise? Was haben die Kinder gesagt?“ „Anna und Alexander geht’s gut. Anna hat ihr Referendariat in Würzburg beendet und fängt am ersten Juli bei einer Anwaltskanzlei in Leipzig an. Alexander ist im dritten Semester und will ein Auslandssemester irgendwo machen. Sucht gerade nach möglichen Standorten.“ „Wie kommt Anna denn auf Leipzig?“ „Sie hat dort mal eine Freundin besucht und fand es ganz cool. Scheint viele junge Leute zu geben. Sie hat schon eine WG gefunden, wo sie wohnen wird, und meinte, ich sollte sie dort demnächst mal besuchen.“ „Hast du bei Brigitte und den Kindern gewohnt?“ „Ja, hab auf dem Sofa geschlafen.“
Ach ja, das muss ich erklären. Anna und Alexander sind zwei meiner Kinder aus meiner ersten Ehe mit Brigitte. Sie leben noch in Würzburg, d. h., Alexander studiert in München, ist aber am Wochenende oft bei Biggi. Wir treffen uns alle paar Monate meist zu dritt. Klärchen, unsere älteste Tochter, lebt mit ihrer Tochter Sarah und ihrem Mann Achim in Düsseldorf. Die beiden hatten sich mal im Urlaub kennengelernt und Klärchen ist Hals über Kopf zu Achim nach Düsseldorf gezogen.
„Und dann bist du noch von Würzburg nach Linz gefahren?“ „Ja, da war ich noch nie. Dachte, ich schau mir die Stadt mal ein wenig an. Schau, ich hab Fotos dort gemacht. Leider hat es viel geregnet, daher gibt es nur ein paar Bilder.“ Ich gab Nina mein Handy und sie scrollte durch die Fotos, die ich in den Straßen von Linz und in den Kirchen gemacht hatte. „Die Kirchen sehen ja ganz nett aus, aber die Stadt nicht so“, sagte Nina. „Na ja, im Regen wirkt vieles nicht so schön und ich habe ja auch nur mit dem Handy fotografiert. Hatte meine Kamera nicht mit. Werde vielleicht zu einer schöneren Jahreszeit noch mal hinfahren. Vielleicht willst du mitkommen.“ „Ach, du weißt doch, deine Fototouren in diverse Städte sind nichts für mich. Da sitze ich dann nur in Cafés und Restaurants und nachher hängt mir das wieder auf den Hüften. Und du läufst herum, machst tolle Bilder und nimmst auch noch dabei ab.“
„Wann fährst du heute zur Arbeit oder arbeitest du von zu Hause.“ „Ach, ich denke, ich werde heute von hier arbeiten. Kochst du uns dann was heute Mittag?“ „Ja gern, was möchtest du essen?“...
Puh, das ging noch mal gut, aber Vorsicht, sie könnte noch mal auf Linz zurückkommen.
15.


Ich hoffe, du hattest es nicht allzu schwer beim Erzählen von Linz! Die Fotos waren ja auch nicht besonders berauschend. Ich als Frau hätte dich wahrscheinlich gefragt, was dich in dem verregneten Kaff gehalten hat …
Nein, bis jetzt habe ich das Gefühl, dass Nina mir glaubt. Sie hat auch nicht viel gefragt. Aber ich habe kein gutes Gefühl beim Lügen. Ich versuche irgendwie, nicht richtig zu lügen, sondern einfach gewisse Dinge gar nicht zu sagen.
Ja, deshalb ist es ja gut, dass wir auch wirklich dort sind, wo du sagst, und dass auch deine Aktivitäten übereinstimmen. Dann musst du nur immer brav in der Ich-Form bleiben.
Genau. Aber wenn man damit so gar nicht in Übung ist, ist das schon eine Aufgabe! Wie war denn dein erster Arbeitstag DANACH?
Ach, frag mich nicht!!! Ich hatte Konzentrations- probleme wie ein Teenager! Dass so etwas in meinem Alter noch möglich ist, hab ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt! Dazu kamen die üblichen Diskussionen zwischen den Kolleginnen. Man sollte wirklich meinen, Lehrer und Lehrerinnen seien doch sozial reife Persönlichkeiten. Immerhin lehren sie doch die Kinder auch soziales Verhalten! Das passt doch nicht!
Also war dein Tag nicht so toll … Das tut mir leid! Lass dich ein bisserl von mir in den Arm nehmen und küssen! Und dann träumen wir zusammen von Prag. Das wird bestimmt wunderschön für uns!!!

Am Abend haben wir doch öfters Gelegenheit, wenigstens kurz zu schreiben, wenn Nina mit dem Hund die Abendrunde geht oder mit einer Freundin unterwegs ist. Schnell haben wir uns auch angewöhnt, früh morgens zu schreiben, während sie noch schläft. Sie hält nämlich nichts vom Frühaufstehen. Ich eigentlich auch nicht, aber was tut man nicht aus Liebe und wenn man vor Sehnsucht fast verrückt wird … Auch am Abend bleibe ich für unsere regelmäßige Kommunikation oft sehr lang wach, manchmal bis nach Mitternacht. Max geht fast immer viel später zu Bett als Nina, er kommt mit viel weniger Schlaf aus.
Was mir besonders gut gefällt und was mir immer wieder ein großes Interesse von seiner Seite zeigt, ist, dass er immer, wenn wir abrupt unterbrochen werden, sei es durch Telefonate oder durch plötzliches Erscheinen seiner Frau, sich nachher noch mal meldet – oder nur zum kurzen Verabschieden. Da ist richtig Verlass drauf. Auch wenn wir uns bewusst verabreden, hält er das immer ein oder schreibt, wenn etwas dazwischenkommt. Das bin ich nicht gewöhnt. In meinen beiden Ehen hatte ich da andere Erfahrungen gemacht. Mein erster Mann, Karl, war ein lieber Kerl, ein guter Kumpel und Freund, aber in seiner Eigenschaft als Ehemann fühlte er sich zu keinen fixen Vereinbarungen verpflichtet. Bei allem, was wir – eigentlich fest – ausgemacht hatten, musste ich bis zur letzten Sekunde damit rechnen, dass es noch einmal ganz anders kommt. Und wenn er sagte, er ruft um eine bestimmte Zeit an, damals gab es noch kein Handy, konnte man getrost selber drauf vergessen. Dann ärgerte man sich nachher weniger … Das war ziemlich mühsam, aber, wie gesagt, was nimmt man nicht für die Liebe alles in Kauf! Bei Günther, meinem zweiten Mann, war es ein bisschen besser. Was wir uns gemeinsam vornahmen, geschah tatsächlich fast immer. Aber die Sache mit dem Telefonieren war auch nicht so seins. Wir hatten schon Handys, aber Günther war in seinem Denken in manchen Bereichen so alt, wie er wirklich war, nämlich 20 Jahre älter als ich. „Ich bin nicht der Sklave von meinem Telefon“, war seine Standardrede. Und so war es. Oft erreichte ich ihn einen ganzen Tag nicht, obwohl er gesagt hatte, dass er nur bis zum Mittag auf dem Sportplatz sein würde. Er war immer noch Funktionär im Sportclub und Schiedsrichter der Handballjugend. Man wollte ja schließlich jung bleiben … Er bestand hartnäckig auf seinen Zeiten, die er für sich haben wollte, und da war es ihm auch nicht wichtig, sich zwischendurch einmal zu melden, auch nicht dann, wenn es so abgemacht war …
Also musste mir ja sehr schnell auffallen, wie verlässlich Max ist. Denn das war etwas, das mir immer sehr gefehlt hat. Das gibt mir jetzt eine Sicherheit, die dieses Gefühl von Zusammengehörigkeit noch verstärkt. Ach nee, schon wieder so ein gefährlicher Punkt, den ich gar nicht so sehr genießen dürfte!
16.
Wir verfielen in einen täglichen Schreib-Modus, bei dem wir beide, wann immer es ging, dem anderen kleine Botschaften zusandten. Dabei hatte ich es natürlich schwerer als Leni, denn ich musste immer aufpassen, beim Schreiben und Lesen nicht erwischt zu werden. Manchmal, wenn es gar nicht anders ging, schrieb ich meine Nachrichten auf der Toilette. Aber sie konnte natürlich in der Schule auch nicht immer antworten, denn da gab es andere Probleme zu lösen. Nach einigen Tagen kamen wir auf die Idee, uns kleine Gedichte zu schicken:


Ich möchte dir heute Abend einen Vers schenken, auch wenn du ihn erst morgen lesen wirst: Gedanken fliegen hin und her, das alles ist wie eine Mähr, du törnst mich an und bist mir nah, ich dacht an dich, eh ich mich versah, du und ich, das schmeckt nach mehr.
Oh, das klingt schön. Da muss ich mal nachdenken, ob mir auch was einfällt.
Ja mach doch, bitte.
Ich meine, dein Gedicht lässt sich ganz schön verlängern: Im Traum und in der Wirklichkeit verschwindet jede Einsamkeit! Wenn du, wenn’s auch nicht wirklich ist, immer in meiner Nähe bist. Ach ende nie, du schöne Zeit!
Unsere Verse könnten auch der Beginn eines längeren Gedichts sein. Mal sehen, ob wir das fortsetzen können.

Dazwischen versuchte ich immer mal wieder, irgendwo ein kleines Telefonat unterzubringen. Oft diente dazu die morgendliche oder abendliche Runde mit unserem Schäferhund Lady, wenn ich die denn allein machte. Dazu steckte ich mir dann die Kopfhörer ins Ohr. ‚Was die anderen Menschen, denen ich begegnete, wohl von mir dachten?‘
Ich fing an, die nächste Reise vorzubereiten, bei der wir uns sehen würden. Ich telefonierte und schrieb Mails an VW in Dresden, wo ich im März hinsollte, um an einer Projektbesprechung zur nächsten Softwareversion für einige Bauteile teilzunehmen. Es klärte sich, dass der Termin am 14. März stattfinden sollte. Um ein Wochenende herauszuschinden, schwindelte ich Nina vor, dass ich schon am 10. März fahren müsse, denn es gäbe zwei Besprechungen am 11. und am 14. März. Dann buchte ich übers Wochenende ein Hotel in Prag und am Freitag und Montag eine Zugverbindung von Dresden nach Prag und zurück. Ich schrieb Leni die Daten und sie suchte sich einen Zug heraus, um von Wien nach Prag und zurück zu kommen.
‚Oh, wie lang das noch dauert, ganze zwei Wochen bis ich losfahre. Hoffentlich gehen die schnell vorbei.‘ Dazu fiel mir wieder ein Vers ein:


Jetzt sitz ich hier und schau dich an,weil ich grad nicht telefonieren kann. Deine Nase, Mund und Augen, alles möchte ich in mich aufsaugen. In 14 Tagen kann ich’s dann.
Oh, schön. Danke. Heute Morgen fällt mir dazu folgende Fortsetzung ein:Ich wünsch mir, wenn derTag beginnt,dass wir bald wiederzusammen sind.Und meine Hand liegt dann in deiner,das Gefühl, das nimmt uns keiner.Ich hoff, die Zeit vergeht geschwind.

Der Tag war vorübergezogen, ohne dass wir viel schreiben und auch nicht telefonieren konnten, aber abends schrieb Leni mir dann folgenden Vers:


Ich wünsch mir in der dunklen Nacht,wenn die Einsamkeit erwacht,dass ich im Traum zu dir bald findund dass wir eng umschlungen sind!Du, ich küss dich jetzt ganzsacht.

Dazu schickte sie mir ein Foto von sich mit, nachdem sie beim Friseur gewesen war.


Sehr schön danke. du siehst sehr viel jünger und entspannter aus, als auf dem früheren Bild. Was die Liebe so alles schafft.
Dankschön. Ich glaub, du bist schuld.
Übernehme gern die volle Verantwortung.
Das ist gut. Gute Nacht.
Ich bin aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen. Bin aufgestanden und habe nach einem neuen Vers gesucht. Hier das Ergebnis:Immer wieder auch im Traum, da frag ich mich:Warum denk ich bei Tag und Nacht an dich?Ich komme zu keinem anderen Schluss,dass es ganz einfache Liebe sein muss.Daher sage ich dir jetzt: Ich liebe dich!!!

Jetzt war es raus. Ich hatte schon lange darüber gegrübelt, aber ich musste es jetzt schreiben. Ich wollte es ihr lieber sagen, aber das ging grad nicht. Das musste jetzt bis Prag warten.
17.
„Ich liebe dich“, hat er geschrieben! Mein Herz macht einen Satz, als ich das lese. Wie elektrisiert bin ich und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Ich war immer vorsichtig mit diesen heiklen Worten umgegangen und auch genauso vorsichtig, wenn jemand sie vorschnell aussprach. Aber auch wenn wir uns erst einmal gesehen hatten und es für andere sicher voreilig gewirkt hätte – für mich passt es so sehr. Ich hatte es gespürt, bevor er es geschrieben hatte. Die Art, wie Max mit mir sprach, mit wie viel Gefühl er die schönen Verse schrieb, wie er jede freie Minute nützte, sich bei mir zu melden (Ich bin sicher, im äußersten Fall schrieb er sogar am WC) … all das lässt mich spüren, dass wir keine zwei Fremden auf der Durchreise sind, sondern ein Paar auf dem Weg zueinander. Auch wenn das so gar nicht sein darf …


Wer hätte das zu Beginn gedacht?Ich hätte jeden ausgelacht, der sagte: du wirst dich verlieben …,nur weil wir in Wordoxschrieben.Und jetzt, jetzt bin ich aufgewacht!Es klopft mein Herz in schnellem Takt,wenn mich die großeSehnsucht packtnach deinen starken Armen! Nein, da kennt es kein Erbarmen!Höre, was es mir sagt!Es flüstert erst und wird dann laut.Die Stimme ist mir so vertraut.Sie spricht von Gefühlen und von Triebenund davon, dass wir zwei uns lieben!Es hat mich ganz durchschaut!Diese Zeilen sind mir jetzt total leichtgefallen. Ich spüre immer mehr, dass es nicht einfach blinde Verliebtheit ist!

Das ist an diesem Abend meine Antwort auf seine wunderbaren Zeilen. Und dann schlafe ich zufrieden ein und träume mich an den Rhein, wo ich noch nie im Leben gewesen bin. Am nächsten Morgen kommt prompt ein Vers zurück:


…Beim Joggen warst du mit bei mir, meine Gedanken sind immer bei dir! Ob ich träume, ob ich wache, ob ich weine, ob ich lache, es gibt kein ICH, ʹs gibt nur noch WIR!
Hmmm, das ist ja nur mehr zum Dahinschmelzen
Kann denn Liebe Sünde sein?Wem fiele das denn wohl ein? Unsere Liebe ist wunderschön, vor allem, weil wir uns bald sehn! Dann schläfst in meinem Arm du ein!
Wie schön dieser Gedanke ist,dass du in meiner Nähe bist! Dass wir kuscheln und uns küssenund uns 2 Tage nicht trennen müssen!Ich hab dich schon so lang vermisst!

So tragen wir einander mit zärtlichen Worten durch die endlosen Tage, bis die lang ersehnte Zeit gekommen ist. Max war einen Abend vorher da und schickte schon Fotos von dem gemütlichen Hotelzimmer zum Einstimmen.


Hallo, liebste Leni, bin grad im Hotel angekommen. Geh jetzt was essen und melde mich noch mal … Aus dem kleinen Bettchen …
Das ist aber schön und ich denke, wir werden genug Platz haben …
Glaub ich auch …
Oh, Dachgeschoss! Mit dir direkt unter dem Himmel …
Ja genau, traumhaft!

Prag
18.
Am 10. März ging ich erst mal wie alle zwei Tage am Rhein joggen. Heute lief ich allein, denn meine Jogging Partnerin Bärbel war auf einer Dienstreise. Ich hatte also Zeit und Muße zum Träumen und schickte anschließend einen kurzen Vers an Leni. Danach fuhr ich mit dem Auto nach Leipzig, um meine Tochter Anna zum Geburtstag zu besuchen. Sie war inzwischen hierhergezogen und hatte sich in einer WG einquartiert. Das war nicht so meins, also suchte ich mir ein Hotelzimmer in der Nähe und wir verbrachten einen netten Abend miteinander. Anna erzählte von ihren ersten juristischen Versuchen in einer Anwaltskanzlei, schien mir aber nicht so ganz glücklich damit. Ich fragte sie nach ihren Wünschen und sie meinte, sie werde sich wohl irgendwann selbstständig machen. Am nächsten Vormittag ging es in meinem Mazda weiter nach Dresden. Dort sprang ich kurz bei den Kollegen von VW ins Büro und setzte mich dann in den Zug. Nach etwa zweieinhalb Stunden kam ich in Prag an. Das Hotel dort war ein Altbau, aber sehr gemütlich. Unser Zimmer unter dem Dach hatte große Fenster, sodass man den Himmel sehen konnte. Das übergroße Bett versprach heiße Nächte. Das musste ich Leni gleich mitteilen, denn sie würde erst am nächsten Morgen kommen.
Abends ging ich in ein nahe gelegenes Restaurant und aß Wildschwein mit „böhmischen“ Knödeln. Dazu ein paar Pilsener Urquell und der Abend wurde immer schöner. Ich konnte mich zu Leni nach Wien träumen, mir vorstellen, was sie grad machte und dass sie morgen Abend bei mir sein würde. Ob die Nacht so werden würde wie in Linz, heiß und wild? Ich traute mich nicht so richtig, ihr davon zu schreiben, und beließ es bei ein paar virtuellen Gute-Nacht-Küssen.
Am nächsten Morgen schickte ich Leni ein paar Fotos aus dem Frühstücksraum, damit sie sah, was sie außer mir hier erwartete. Eier mit Speck war jetzt genau das Richtige, um mich auf ihren Besuch vorzubereiten. Danach machte ich einen Spaziergang zum Bahnhof, schaute nach dem Gleis, wo ihr Zug ankommen sollte, und erwartete sie am Bahnsteig. Diesmal war es also umgekehrt wie in Linz und ich freute mich riesig, als sie aus dem Zug stieg und auf mich zu gerannt kam. Wir küssten uns stürmisch neben dem Zug und den vorbeilaufenden Passagieren und ich sah in ihren Augen, dass sie auch am liebsten schnell ins Hotel wollte. Also nahmen wir ein Taxi und zehn Minuten später fingen wir im Zimmer an, uns gegenseitig zu entkleiden. Das ging diesmal ziemlich schnell und schon lagen wir uns auf dem Bett in den Armen. Leni küsste mich wie wild und ich genoss ihre Zunge, umkreiste sie mit meiner und spürte ihre Hände auf meinem Körper. Ich begann, sie zu streicheln, überall wo meine Hände ihren Körper fanden. Das waren offensichtlich interessante Stellen und viele von ihnen riefen ein leises Aah, Ooh oder lautes Stöhnen bei ihr hervor. Plötzlich fragte sie: „Weißt du eigentlich, wie oft ich davon geträumt und mir vorgestellt habe, dass wir uns treffen und lieben?“ „Ich kann es mir denken, denn ich kann dir sagen, ich habe mir das mehrfach täglich vorgestellt und meine Hände und mein Fritzchen gaben dabei keine Ruhe.“ „Wieso heißt der kleine, große Kerl eigentlich Fritzchen? Besser zu dir würde doch Mäxchen passen. Komm mal her, Mäxchen, ich muss dich mal näher kennenlernen.“
Eine Stunde später waren wir dann nach einer Dusche bereit, uns Prag anzuschauen. Leni zog mich aus dem Zimmer: „Komm schon, du Fraueneroberer, jetzt entdecken wir die Stadt.“
19.
Es ist unglaublich, wie harmonisch diese Zeit in Prag ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir uns erst zum zweiten Mal treffen. Schon als ich ihm am Bahnhof entgegenlaufe, spüre ich wieder diese Verbundenheit, die man sonst nur spürt, wenn man sich schon länger kennt. Wir fallen einander in die Arme und bei diesem Begrüßungskuss vergesse ich alles um uns herum. Wir sehen uns an und es ist, als ob seine Augen sagten: „Komm, lass uns sehen, dass wir schnell ins Hotel kommen!“
Ich erkenne mich selbst nicht mehr. Ich bin einfach verrückt nach Max. Es ist ganz und gar unerklärlich, aber es zieht mich zu ihm hin und ich will ihn nur mehr spüren, an jeder Stelle meines Körpers, ohne Tabus. Ich will in ihm versinken. Hatte ich vorhin noch überlegt, ob sich so eine schöne Nacht wie in Linz wiederholen lässt, so weiß ich es jetzt ganz sicher. Dabei ist es noch gar nicht Nacht, sondern gerade mal früher Vormittag. Ob wir jetzt wohl nur unsere Koffer aufs Zimmer bringen und dann spazieren gehen werden? Also wenn es nach mir ginge, könnten wir uns ruhig Zeit lassen …
Als wir im Zimmer ankommen, sehe ich zuerst, dass das Bett noch größer wirkt als auf dem Foto und dann nimmt Max auch schon meine Hand und zieht mich ganz nah zu sich heran. Er hält mich fest und fragt leise: „Was willst du jetzt?“ Ich muss gar nicht antworten. Schon liegen wir auf dem riesigen Bett und alle aufgestaute Lust entlädt sich in einem innigen, zärtlichen und doch wilden Liebesspiel. Zwischendurch ein bisschen Liebesgeflüster und zärtliches Geplänkel machen die Situation noch vertrauter. Er wirkt etwas überrascht, aber auch erfreut, als ich ihm zeige, dass ich für einiges offen bin, was guttut. Ab und zu eine kleine Überraschung hat doch was …
Als wir etwa eine Stunde später durch Prag marschieren, können wir kaum unsere Hände voneinander lassen. Irgendwie spüre ich die Kälte gar nicht so sehr. Mit dem Wetter haben wir scheinbar wenig Glück. Bewölkt, kalt, für März eigentlich recht unfreundlich. Aber das macht uns nichts aus. Wir genießen es, miteinander durch die Straßen zu schlendern, die Sehenswürdigkeiten zu erkunden und wenn wir müde sind, das eine oder andere Lokal zu besuchen.
Auf dem Weg zum Veitsdom entsteht unser erstes Selfie. Wir strahlen beide wie verliebte Teenager. Wer uns ansieht, muss sofort Bescheid wissen. Im Dom sitzen wir wiederum gemeinsam in einer Bank und lassen andächtig das mächtige Gebäude auf uns wirken. Und das eine oder andere Gebet, dass wir diese schöne Zeit noch lange genießen dürfen, ist auch dabei.
Unterwegs kommen wir an vielen Souvenirshops vorbei. Irgendwann meine ich, ich müsste für meine Tochter Sonja und ihren Mann Michael eine Kleinigkeit einkaufen. Da fällt mir ein, dass ich Max noch gar nicht erzählt habe, was passiert ist. „Vorige Woche waren die beiden sehr traurig, und ich auch“, berichte ich. „Die beiden haben sich so sehr auf ihr erstes Baby gefreut, aber Sonja hat es leider verloren. Ziemlich früh, in der 9. Woche. Ich wünsche den beiden, dass es bald klappt. Sie wünschen es sich so sehr!“ Max sagt: „Oh, das ist aber wirklich traurig! Aber du wirst sehen, das wird schon werden. Die beiden haben ja noch genug Zeit!“ Und wir plaudern auf dem Weg noch eine Weile über unsere Kinder und er erzählt mir von seinem erfüllten Leben zwischen Arbeit und Familie. Und auch, wie er durch seinen zeitaufwendigen Job sein Familienleben aufs Spiel gesetzt hatte.
Inzwischen habe ich für Sonja ein hübsches Prag-T- Shirt gekauft und bin sehr zufrieden mit meiner Wahl. Beim Altstädter Ring, dem historisch wichtigsten Platz in Prag, angekommen, sind wir erstaunt, wie viele Menschen bei diesem Wetter unterwegs sind. Auf dem Platz ist ein Markt aufgebaut und es tummeln sich nicht nur Touristen dort, sondern auch jede Menge Einheimische. Die meisten warten bereits vor der Aposteluhr, das ist die große Astronomische Uhr auf der Südseite des Rathauses, auf das stündliche Ereignis. Zu jeder vollen Stunde marschieren die Figuren der 12 Apostel an zwei großen Fenstern vorbei. Sehr eindrucksvoll, auch von ganz weit weg, wie wir feststellen.
Unser Weg führt uns über die Mitte des Platzes, wo eine große überdachte Holzbrücke aufgebaut ist. Dort ist an einer Tafel zu lesen, dass es Glück bringt und dass Wünsche in Erfüllung gehen, wenn man über diese Brücke geht. Da hat Max eine sehr romantische Idee, wie ich finde. Er sagt: „Was hältst du davon, wenn wir Sonjas neues T-Shirt nehmen und damit über die Brücke gehen? Dann bleiben wir oben stehen und wünschen uns, dass es bald mit einem Baby klappen sollte.“ Ich bin begeistert und so machen wir es. Es ist fast ein mystischer Moment, als wir da oben stehen, mit dem Souvenir in der Hand und unseren Gedanken bei dem geheimen Wunsch. Dass es nur wenige Monate dauern würde, bis mein erstes Enkelkind tatsächlich unterwegs sein würde, ahnen wir noch nicht …
Zwischendurch stärken wir uns im Restaurant Svejk mit einem tschechischen Gulasch mit Semmelknödeln und Budweiser. Einfach köstlich! Und so schweben wir glücklich und zufrieden von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Am meisten genieße ich die Fahrt mit dem Ausflugsboot auf der Moldau. Die Fotos wirken eher traurig, weil der Fluss ohne jeden Sonnenstrahl recht trostlos wirkt. Aber im Herzen spüre ich die Sonne, die ganze Zeit, auch wenn Max mit der Bootskapitänin Veronika um einiges freundlicher scherzt, als es andere Touristen tun. Das ist eben seine offene Art, die alle Leute ebenso freundlich reagieren und zurücklächeln lässt ...
Und so sind unsere zwei Tage vergangen wie im Flug und ehe wir uns versehen, finde ich mich auf der Heimreise wieder. Max bleibt noch eine Nacht im Hotel.


Ich liebe dich
Ich liebe dich und bin traurig, dass du wieder weg bist!
Ich auch! Ein paar Tränen waren dann doch nicht zu vermeiden, auch wenn ich mich am Bahnsteig bemüht habe …
Das verstehe ich gut, mir ist auch zum Heulen zumute. Hab mir im Hotel noch einen Kaffee gemacht und träum mit der Tasse in der Hand von dir … Willst du mir heute Abend noch mal einen telefonischen Gute- Nacht-Kuss geben, wenn du zu Hause bist?
Sehr gern! Ich rufe dich dann an!

To koniec darmowego fragmentu. Czy chcesz czytać dalej?

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