Jesus und die Kirchen

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Prüfet alles

Bist du ein Theologe? Bin ich ein Theologe?

Ich habe nicht studiert, mich nie um einen akademischen Grad bemüht. Also wird man sagen, ich sei kein Theologe. Die meisten bezahlten Amtsträger in den etablierten Kirchen, also Pastoren, Pfarrer, Priester, Diakone usw. haben eine Universität, Bibelschule oder Ähnliches besucht. So gesehen bin ich Laie. Das sind aber menschliche Zuordnungen, die bei JHWH keine Rolle spielen. Du bist auch kein Theologe? Macht nichts. Dennoch bist du berufen, dich mit der ´Wahrheit` auseinanderzusetzen, dich mit SEINER Weisheit beschenken zu lassen und in der ´Erkenntnis` zu wachsen.

Was, so werden einige fragen, berechtigt mich also, dieses Buch zu schreiben? Ein Buch, das auch als Lehrbuch verstanden werden kann. Meine Absicht ist, Zeugnis darüber abzulegen, was der Stand meines Wissens und meiner Erkenntnis ist und was ich lernen durfte. Dabei ist mir schmerzlich bewusst, dass alle Erkenntnis von Menschen, all dein und mein Wissen Stückwerk ist. JHWH bezieht uns oft nur in kleinen Schritten in SEINE Sicht der Dinge ein. Die vollkommene ´Offenbarung` seiner Wahrheit bleibt uns hier auf der Erde vorenthalten. Das gilt für mich und für dich, völlig unabhängig davon, ob wir studiert haben oder nicht. Theologen können sachdienliche Helfer sein, die Bibel besser zu verstehen. Sie sind aber leider allzu häufig selbst in die Irre Geleitete, die ihren Verstand und ihre Denkgebäude nicht unter die Herrschaft JHWHs stellen. Kurz: Studieren schützt vor Irrtum nicht.

Auch ich kann irren, habe falsche Auffassungen und baue gerne Gedankengebäude. Dieses Buch wird manche Dinge enthalten, die im Lichte JHWHs keinen Bestand haben und die in SEINEM heiligen Feuer verbrennen müssen. Ich kann dich also nur bitten, der Aufforderung aus 1. Thessalonicher 5:21 zu folgen und auch in diesem Buch alles zu prüfen. Prüfe betend, ob und wo JHWH hier zu dir spricht und wo ich mit meinem Buch einen bescheidenen Beitrag dazu leisten darf, dass du in deiner Erkenntnis der Wahrheit wächst.

Darf man überhaupt ein Buch schreiben? Es birgt immer die Gefahr, dass man Falsches verbreitet. Ich möchte nicht zu einem der Irrlehrer werden, die einen Mühlstein um den Hals bekommen und im tiefsten Meer versenkt werden. Möge JHWH mich bewahren und mir vergeben, wo ich Dinge schreibe, die IHM nicht gefallen. Möge ER dich schützen und geleiten, wenn du dieses Buch liest.

Was will JESUS von uns? Worauf gründen wir unser Leben?

Ich habe die Hoffnung, dass viele dieses Buch lesen und wieder dazu ermuntert werden, eine ganz unmittelbare Beziehung zu JESUS zu suchen und sich der Tatsache bewusst werden, dass wir einen lebenswichtigen Auftrag haben.


Wir sind ganz sicher nicht dazu berufen, singend und betend in Kirchen und Gemeindehäusern herumzusitzen.

Wenn uns das Singen und Beten fähig macht, den uns von JHWH auferlegten Job zu tun, dann ist das gut. Wenn das Singen und Hören zum Selbstzweck wird, kann daran nur einer ein Interesse haben, nämlich JHWHs Widersacher, der Satan. Dazu später mehr.

Der Prüfstein für alle Lehre ist die Bibel. Die Bibel legt sich selbst aus. Das bedeutet, dass wir die Bibel besser verstehen können, wenn wir sie selbst fleißig studieren. Was an der einen Stelle unverständlich ist, wird oft an anderer Stelle erklärt. Bibelkommentare und Auslegungen sind manchmal vorteilhaft. Oft beschneiden sie aber auch das Wort JHWHs in SEINER Fülle. Ich nutze sie lieber, nachdem ich betend selbst über das Gelesene nachgedacht habe: »Lieber Vater in den Himmeln: Was möchtest DU mir hier und heute durch dieses, durch DEIN Wort sagen?« JHWHs Ansprache durch den Heiligen Geist offenbart uns häufig mehr als jeder gute Kommentar eines Gelehrten. JHWHs Wort, die Bibel, lebt und redet zu uns. Und das kann jeder erfahren, der betend und auf JHWH hörend dieses Buch der Bücher liest. Möge mein Buch eine Einladung sein, dass du selber wieder in der Bibel forschst. So kann JHWH sowohl das Gute als auch meine hier aufgeschriebenen Irrtümer nutzen, dich zu segnen …

Ich bin überzeugt, dass die ursprüngliche Bibel JHWHs Wort ist. ER hat Menschen eingeflüstert, eingegeben, inspiriert, was sie aufschreiben sollen. Diese Urschriften stehen uns heute leider nicht mehr zur Verfügung. Sie würden auch den meisten wenig nützen, weil wir Schrift und Sprache dieser ersten Aufzeichnungen nicht lesen und verstehen können. Wir sind auf Überlieferungen und Übersetzungen angewiesen. Oft und immer wieder wird behauptet, dass die uns heute zur Verfügung stehende Bibel nicht mehr authentisch ist, nicht mehr dem entspricht, was JHWH vor langer Zeit diktiert hat. Gemeint ist wohl, dass selbst wenn es einmal Schriften gab, die von JHWH eingegeben, inspiriert waren, bezweifelt werden müsse, dass die uns heute vorliegenden Ausgaben diesem Anspruch noch gerecht werden. Das Problem: Nimmt man alle – scheinbar wissenschaftlich fundierten – Kritiken der letzten Jahrzehnte zusammen, dann bleiben von der Bibel nur zwei Buchdeckel ohne eine einzige Seite darin übrig. Und selbst der Titel Bibel und erst recht der Titel JHWHs Wort kann in den Augen einiger Kritiker nicht bestehen. Wenn sich die Kritiker wenigstens einig wären, doch sie widersprechen sich gegenseitig auf das Heftigste. Oder sie widerrufen, was sie noch gestern als unumstößliche Tatsache verkauft haben.


Die Qumran-Funde geben ein eindrucksvolles Zeugnis, dass die überlieferte und übersetzte Bibel der Wahrheit viel, viel näher ist als alle Kritik an ihr.

Ich halte JHWHs Wort, so wie wir es heute vorfinden, für wahr. Daran halte ich fest. Ich bin mein ganzes Leben gut damit gefahren. Ich vertraue darauf, dass JHWH nicht nur bei der Eingebung, bei der Inspiration SEINES Wortes, gegenwärtig war. Ich glaube, dass ER auch bei der Zusammenstellung der Bücher, der Kapitel, aller Bestandteile SEINE Hand im Spiel hatte. Ich glaube, dass ER bei jeder Übersetzung darüber wacht, dass SEINE Wahrheit erhalten bleibt, dass SEINE Wahrheit dem ernsthaft Suchenden nicht verborgen bleibt.

Wie finden wir die Wahrheit?

Einzelne Bibelstellen, aus dem Zusammenhang gerissen, geben keinen Hinweis auf die Wahrheit. Ohne den Heiligen Geist, durch den JHWH die Bibel inspiriert hat, konnte sie nicht geschrieben werden. Ohne diese göttliche Inspiration, ohne SEINEN Heiligen Geist kann sie auch nicht verstanden werden. Wenn du also meinst, in meinem Buch falsche Aussagen zu finden, dann prüfe diese Aussagen betend und in der Schrift forschend. Du möchtest mir schreiben? Unter ‘Dank, Lizenzen, Copyright’, Seite 1, am Anfang dieses Buches findest du eine Möglichkeit. Ich lerne gerne dazu.

Ich bevorzuge ein direktes Herangehen an das Wort JHWHs, um es zu verstehen. Dabei stelle ich lieber das Verstehen-wollen hintan, als krampfhaft eine Bedeutung herauszulesen, die dann vielleicht mehr mit meinen Vorstellungen und meiner Denkweise zu tun hat als mit dem Willen JHWHs. Es ist immer besser, eine Textstelle unverstanden stehen zu lassen, als sie unbedingt deuten zu wollen.

Unser Verstand ist nicht geeignet, die ganze Wahrheit JHWHs zu erfassen. Man sollte sich vor Leuten hüten, die behaupten, die Bibel in ihrer ganzen Fülle zu verstehen. Unser Verstand mag reichen zu erkennen, dass wir JHWH brauchen, um zu leben. Und dass wir uns JHWH niemals nähern könnten, wenn JESUS nicht für uns gestorben wäre. Für so viel mehr reicht unser Verstand aber nicht …

Ist es nicht schmerzlich, zu erkennen, wie herzlich wenig wir von der Bibel erfassen können? Mich beunruhigt das inzwischen nicht mehr so sehr. Klar, gerne würde ich viel mehr verstehen. Mich beunruhigt heute mehr das, was ich verstehe. Denn dort sehe ich, wie wenig JHWHs Wort in meinem Leben gelebt ist; wie wenig ich von dem, was ich verstehe, in die Tat umsetze; wie oft ich mit meinem Hintern umschubse, was JESUS kurz vorher mit meinen Händen aufgebaut hat. Ich muss erkennen, dass ich letztlich nur ein untauglicher Knecht bin. Dennoch müssen wir uns Gedanken machen, wie wir uns dem Wort JHWHs nähern können. ´Erkenntnis` ist zwar kein Selbstzweck, doch ohne sie gibt es keine positive Veränderung.

Jeder von uns ist aufgerufen, sich selbst mit dem Wort JHWHs zu beschäftigen. Wir sind aufgefordert, die Lehren, die uns angeboten werden, zu prüfen. Es ist nicht die Aufgabe der Theologen, uns diese Verantwortung abzunehmen. Wenn Theologen uns an die Schrift heranführen und uns zu mündigen Kindern JHWHs erziehen, so seien sie gesegnet. Wenn sie sich aber zwischen uns und JESUS, zwischen uns und die Schrift stellen, so spricht die Bibel ein hartes Urteil über sie. Wie willst du dich vor falschen Lehrern und Irrlehren schützen, wenn du Menschen, und dazu gehören auch die Theologen, blind vertraust? Nur mündige Kinder JHWHs sind in der Lage, Lügen zu entlarven und der Wahrheit zu folgen; nur solche, die sich selbst betend mit der Schrift auseinandersetzen. Edmund H. Broadbent schreibt in seinem Buch ‘2000 Jahre Gemeinde Jesu: …’ (TPC):

»Die Schrift ist in sich nicht nur geschichtliche Wahrheit, sondern Gnadenmittel. Inhalt und Bedeutung der Schrift zu begreifen, erfordert nicht ein Fachstudium, sondern Glauben.« Und: »…, dass nicht einige, sondern alle Heiligen zu völliger Heiligung berufen sind.«

 

Wenn Broadbent hier von Heiligen spricht, so sind damit nicht sagenumwobene Sonderlinge im katholischen Sinne gemeint. Nach der Bibel sind alle heilig, das heißt zu JHWH gehörend, die an JESUS glauben und deshalb das Ewige Leben haben (Johannes 3:16). In diesem Buch verwende ich für Heilige in diesem Sinne den Begriff ´Errettete`. Heiligung geschieht nicht durch ´Sakramente`, sondern durch gelebte Kindschaft und durch die Erziehung durch unseren Vater in den Himmeln. Bezahlte Diener der Kirche können wertvolle Begleiter sein. Manches Mal sind sie aber auch ein Hindernis. Wir sind Kinder und nicht Enkel JHWHs (Billy Graham, Evangelist). Kurz gesagt, du bist aufgefordert, in der Schrift nach der Wahrheit zu suchen. Wenn ich dir mit diesem Buch Wegweiser sein darf, Hallelujah! Wenn dich mein Buch zum Widerspruch reizt und du anfängst, meine Meinung in der Schrift zu prüfen: Hallelujah! Wenn du dabei, geleitet vom Geist JHWHs, zu einer besseren als meiner hier dargelegten Erkenntnis kommst: Hallelujah! Möge uns unser Gott die Gelegenheit schenken, darüber zu reden. IHM allein sei alle Ehre!

Was kann uns helfen, die Bibel richtig zu verstehen?

Eine Meinung, insbesondere eine Lehrmeinung, darf nicht auf eine einzelne, isolierte Bibelstelle gegründet werden. Bemühe dich stets, einen Vers im Zusammenhang mit den Versen davor und danach, mit dem ganzen Kapitel, ja mit dem ganzen Buch, z. B. dem Johannes-Evangelium, zu sehen. Suche auch nach dem Zusammenhang mit Parallelstellen, also anderen Textstellen mit ähnlicher oder ergänzender Aussage. Eine gute Hilfe sind hier Bibeln, in denen solche Parallelstellen genannt werden. Zum themenbezogenen Studium der Bibel sind auch Themen- und Kettenangaben hilfreich, wie sie z. B. in der Scofield- oder Thomson-Bibel zu finden sind. Weiterhin empfiehlt es sich, verschiedene Übersetzungen zu vergleichen.

Dann ist es wichtig, zu beachten wer der Autor ist, der Urheber der Aussage ist. So weist Paulus einige Male darauf hin, wo er eine persönliche Meinung wiedergibt oder wo er im Auftrag JHWHs redet. Insbesondere Aussagen von JESUS haben einen hohen Stellenwert. In einigen englischen Übersetzungen sind die Aussagen JESU rot hervorgehoben. So sind die Worte JESU sicher und schnell vom Rest des Geschriebenen zu unterscheiden. (Die einzige mir bekannte deutsche Fassung mit dieser Hervorhebung ist leider vergriffen.)


Auch in diesem Buch werden Zitate aus der Bibel, die wörtliche Rede JESU wiedergeben, hervorgehoben. Wie das genau erfolgt, kannst du unter ‘Sonderzeichen, Schriftmerkmale und Abkürzungen’ ab Seite 3 dieses Buches nachlesen.

Ich werde Bibelzitate hier im Buch mit einem Drei-Buchstaben-Kürzel in spitzen Klammern kennzeichnen. An der ersten Stelle hinter der öffnenden spitzen Klammer findet sich die Bezeichnung für den Sprecher, den Autor:


G Gott, JHWH (s. ‘Der Name des Höchsten’, S. 20)
J JESUS CHRISTUS, Jahuschuah (s. S. 22)
I Inspiration; geschrieben von z. B. Paulus, durch den Geist Gottes eingegeben
M Mensch, der z. B. eine Frage stellt, JHWH lobt, oder die persönliche Meinung des Autors, z. B. Paulus
P Prophet, Botschaft im Auftrag JHWHs
Z Zitat, der Autor des biblischen Buches zitiert aus anderen Teilen der Bibel

Auch ist es nicht gleichgültig, zu wem gesprochen wird. Sind alle Menschen angesprochen? Oder nur das Volk JHWHs? Judenchristen oder Christen? Errettete oder auch die Suchenden? Die Schriftgelehrten? Nimmt man beispielsweise die Geschichte von dem Reichen und Lazarus (siehe das Kapitel ‘Gibt es eine ewige Hölle?’, Seite 67), so gerät man in unauflösliche Widersprüche, wenn man die Zielgruppe nicht berücksichtigt und/oder die Intention aus dem Blick verliert. Viele Aussagen der Bibel machen nur Sinn für die angesprochenen Menschen. Deshalb steht an zweiter Stelle des Kürzels in spitzen Klammern die Zielgruppe:


G JHWH, Gebet an JHWH gerichtet
H Herr = Kýrios, JESUS, Bitte an JESUS gerichtet
A alle Menschen 29
J Jünger/´gehorsame Diener`
K Kinder JHWHs/´Errettete` (Johannes 3:16)
M ´messianische Juden`, Judenchristen
S Schriftgelehrte, Theologen, Lehrer
V Volk Gottes, die Juden, Israel, der ´Ölbaum`

Außerdem ist die Intention der Aussage wichtig. Stellt JESUS in einer Debatte mit den Schriftgelehrten eine provozierende Frage oder schildert ER eine herausfordernde Geschichte? Schreibt der Autor eine Ermutigung oder eine Lehraussage? Ist es eine auf eine konkrete Situation bezogene Zurechtweisung oder eine Aussage zu einem größeren Ganzen? Eine Prophetie oder eine Warnung? An dritter Stelle des Kürzels in spitzen Klammern findet sich die Intention, die Absicht der Aussage:


A Allegorie, Gleichnis
B Gebet, Bitte
D Debatte, Hinterfragen der Meinung anderer
F Frage, z. B. an JESUS
G Gebot, Aufforderung, Ermahnung
H Aussage über JHWH, sein Wesen, seine Heiligkeit
K Kernaussage/Lehraussage, Antwort auf eine Frage
L Lob und Ehre, z. B. an JHWH gerichtet
M Prophetie (bezogen auf den Messias)
P Prophetie (für unsere Zukunft)
T Tatsachenbericht (tatsächliche Geschehnisse/Verhältnisse)
V Verheißung, Zuspruch, Segen
W Wunder, Krankenheilung

Gelegentlich hat ein Textabschnitt mehr als eine Intention, er beinhaltet z. B. eine Kernaussage und eine Verheißung. Ich hebe mit meiner Kennzeichnung dann die Absicht bzw. Intention hervor, auf die ich mich gerade beziehe.


Dieser Zitatschlüssel findet sich auch am Ende des Buches zum Herausnehmen, Seite 439. Verwendet man ihn als Lesezeichen, hat man ihn bei Bedarf zur Hand.

Mit <JSD> kennzeichne ich beispielsweise ein Zitat aus der Bibel so: JESUS führt mit den Schriftgelehrten eine Debatte, ER kritisiert ihre Lehre durch provokante Gedanken und Fragen. Eine solche Aussage eignet sich nicht, aus der Frage oder Hypothese eine Lehrmeinung abzuleiten. In den Synagogen ist es bis heute eine gute Tradition, das Wort JHWHs zu diskutieren, zu debattieren. Das geschieht auch kontrovers, d. h. streitend, sich auseinandersetzend, und dabei wird die Unannehmlichkeit des Streitens gerne in Kauf genommen. Denn als Lohn winkt die süße Frucht der ´Erkenntnis`. Diese Streit-Kultur ist uns leider im christlichen Brauchtum fast völlig abhanden gekommen. Diese gute Tradition ist auch deshalb verloren gegangen, weil uns von den Amtsträgern der Kirchen und Gemeinden vorgehalten wird, dass wir aufgrund mangelnder Bildung und Kenntnisse gar nicht in der Lage wären, uns gewinnbringend an solchen Debatten zu beteiligen. Mehr noch, über Jahrhunderte untersagten die Kirchen den Laien, die Bibel zu lesen oder gar zu besitzen. Ganz anders Paulus im 1. Thessalonicherbrief 5:21, <IJG>: Er fordert die Brüder (und Schwestern) in der Gemeinde auf, sich selbst mit dem Wort JHWHs auseinanderzusetzen.


Jede und jeder ist also aufgerufen, in der Schrift zu forschen und die Lehre und Verkündigung in der Gemeinde auf Übereinstimmung mit der Bibel zu überprüfen.

In dieser jüdischen Kultur, der Debatte in den Synagogen, ist es durchaus üblich, auch falsche Meinungen provozierend in den Raum zu stellen, um in der Diskussion darüber gemeinsam der Wahrheit der Heiligen Schrift und ihrem Autor, JHWH, näherzukommen.


Will man Gewinn daraus ziehen, muss man nach den Früchten dieser Debatte suchen. Das sind einerseits die Schärfung des Verstandes und das Wachsen der Erkenntnis bei den Teilnehmern. Andererseits ist es das – in der Debatte geläuterte – Verständnis eines Aspekts, einer Facette der göttlichen Wahrheit.

Die geäußerten Meinungen haben dabei kaum einen eigenen Wert, sie sind Mittel zum Zweck. Solche Äußerungen aus dem Zusammenhang zu reißen und ihnen eine von der Debatte unabhängige Aussage zuzuschreiben, wäre zerstörerisch. Aussagen JESU aus solchen Debatten mit den Schriftgelehrten zu isolieren und daraus Lehren ableiten zu wollen, führt in die Irre. Bei einer mit <JSD> gekennzeichneten Bibelstelle gilt es also, nach der falschen Haltung oder Lehre zu suchen, die JESUS bei den Schriftgelehrten anprangert. Der Gewinn liegt im Lernen und darin, sich nicht selbst dieser von JESUS kritisierten Verhaltensweise schuldig zu machen.


Dieses Buch soll dich motivieren, selbst in der Bibel zu forschen. Und es soll dich anleiten, nach neuen (oder den ganz alten, ursprünglichen?) Perspektiven für das Geschriebene zu suchen.

Ich betone: Beachtet man nicht, wer · zu wem · was und mit welcher Absicht gesagt hat, so wird man an den sich daraus ergebenden, scheinbaren Widersprüchen verzweifeln.

Und es ist keine (Über-)Interpretation, den Zusammenhang der Schriftstellen sowohl innerhalb der biblischen Beziehungen untereinander als auch mit dem kulturell-gesellschaftlichen Umfeld zu beachten. Uns bleibt z. B. die Welt der Gleichnisse weitgehend verschlossen, wenn wir uns nicht um ein Verstehen der orientalisch-jüdischen Kultur bemühen. Das Volk Israel ist im Orient beheimatet und JESUS ist in seiner irdischen Umgebung ein Jude. Nicht umsonst weist uns Matthäus genau das am Anfang seines Evangeliums durch den Stammbaum JESU ausführlich nach. JESUS konnte als Zwölfjähriger die Schriftgelehrten durch seine Weisheit und Gelehrsamkeit nur deshalb beeindrucken, weil ER sich – auch sprachlich – in der Welt der im Orient beheimateten Juden bewegte. Dazu gehört auch der bis heute anhaltende Brauch, in den Synagogen die Wahrheit des Wortes JHWHs in Debatten zu ergründen. Das belegen eindrucksvoll die zahlreichen Auseinandersetzungen JESU mit den Schriftgelehrten. Das Beispiel von Nikodemus zeigt, dass JESU Einladung an die Schriftgelehrten nicht vergeblich war.

 

Bibellesen spricht nicht nur unseren Verstand an, sondern es berührt auch unseren Geist, unsere Seele, unser Gefühl, unsere Erfahrung, unsere Wahrnehmung und unser ganzes Sein.

Ich mag diese Art, sich der Wahrheit der Heiligen Schrift zu nähern. Es ist erstrebenswert, dass das wieder viel mehr Raum in unseren Zusammenkünften einnimmt. Es ist eine unheilvolle Entwicklung, dass wir uns über weite Strecken damit zufriedengeben, es dem Pastor zu überlassen, uns die Schrift am Sonntag vorzukauen, statt uns selbst damit, auch konstruktiv streitend, auseinanderzusetzen.

Warum gibt es so viele verschiedene Übersetzungen?

In der Regel verfolgt der Übersetzer eine bestimmte Absicht. Leichte Lesbarkeit, Worttreue, Anpassung an die heutige Zeit … Bevor man eine Übersetzung in die Hände nimmt, sollte man sich damit beschäftigen, für welche Prägung sich der Übersetzer entschieden hat. Manche Übersetzung ist frei, auf Verständlichkeit und zeitgemäße Sprache ausgelegt. Eine solche Übersetzung erleichtert das flüssige Lesen langer Passagen oder der ganzen Bibel. Manche Übersetzungen geben den hebräischen oder griechischen Grundtext wortgetreu wieder, sind aber nur mühsam lesbar. Wenn man, wie ich, des Griechischen oder Hebräischen nicht mächtig ist, kann es lohnend sein, zum Studium mehrere verschiedene Übersetzungen zu vergleichen. Es gibt sogenannte interlineare Übersetzungen. Dort wird parallel zum Grundtext Wort für Wort die deutsche Übersetzung aufgeführt. Absolut nicht zum flüssigen Lesen geeignet, aber sie helfen Laien, sich dem Grundtext zu nähern.


Im Urtext sind wir den ersten Christen am nächsten, denn das ist das, was die Apostel aufgeschrieben haben. (Urtext: allererste Niederschrift; liegt weder für AT noch NT vor, Grundtexte kommen dem am nächsten: Hebräisch für das AT, Griechisch für das NT)

Zum einfachen Lesen eignen sich Übersetzungen wie die Gute Nachricht, Hoffnung für Alle oder die Volx-Bibel. Zum Studium sind aber eher wortgetreuere Übersetzungen wie z. B. die Elberfelder Bibel geeignet. Hier in diesem Buch werde ich vorwiegend aus ‘Eine leicht erweiterte Übersetzung des Neuen Testamentes’ (NTR) zitieren. Sie ist weitgehend konkordant, d. h. griechische Wörter (im gleichen Kontext) werden immer mit demselben deutschen Wort übersetzt, verschiedene griechische Begriffe werden auch in verschiedenen deutschen Wörtern wiedergegeben. Damit ist sie für nicht des Griechischen Kundige wie mich eine gute Hilfe, nahe am Grundtext zu sein. Diese Übersetzung ist dennoch gut lesbar.

Besonders bei leicht lesbaren Übertragungen, aber auch bei Übersetzungen bestimmter Glaubensgemeinschaften spricht man von tendenziösen Übersetzungen. Das bedeutet, dass der Übersetzer seine eigene Meinung (oder die seiner Glaubensgemeinschaft) hat einfließen lassen. Dessen sollte man sich gerade als Nichtstudierter immer bewusst sein. Besonders bei schwierigen Fragen sollte man deshalb immer mehrere Übersetzungen vergleichen, bevor man sich seine Meinung bildet. Besonders hilfreich ist es, wenn man auch eine andere Sprache versteht, z. B. Englisch, und somit eine solche Übersetzung hinzuziehen kann.

Wahrheit gibt es nur eine. Ansichten darüber viele.


Friedensreich Hundertwasser ist ein bekannter Künstler, der rechte Winkel und gleichförmige Fassaden verabscheute. Lässt man ein von ihm geschaffenes Haus von vier Betrachtern aus jeweils einer der Himmelsrichtungen beschreiben, so wird man den Berichten kaum entnehmen können, dass sie alle ein und dasselbe Haus beschreiben.

Manchmal ist es auch mit JHWHs Wahrheiten so. Wir können gerade mal eine Facette erfassen, jemand anderes sieht eine andere. Unsere Ansichten mögen sich unterscheiden, obwohl wir alle dieselbe göttliche Wahrheit betrachten.

Hält man einen Brillanten in seiner Hand und betrachtet ihn, so beginnt man ganz unwillkürlich, ihn zu drehen und aus verschiedenen Richtungen und Winkeln zu bewundern. Man lässt das Licht aus verschiedenen Winkeln auf ihn fallen und freut sich an dem Funkeln und dem Farbspiel. Es ist unmöglich, die ganze Pracht eines solchen Brillanten aus einem einzigen Blickwinkel, von einer einzigen festen Position aus zu erfassen.

Ähnlich ist es auch mit dem Zusammenspiel zwischen Auge und Gehirn: Das Auge hat nur ein relativ kleines Sehzentrum, das scharfes Sehen mit dem Erkennen vieler Farben ermöglicht. Der größere Bereich darum herum sieht nur wenig Farbe und Details. Hier nehmen wir im wesentlichen Bewegungen wahr, die unseren Blick unwillkürlich wandern lassen. Dass wir dennoch den Eindruck eines hochaufgelösten, scharfen und großen Gesamtbildes haben, liegt daran, dass unser Gehirn aus den unzähligen kleinen Teilbildern, die das Auge liefert, ein großes Ganzes zusammensetzt. Genau genommen hat also das, was wir als ganzes Bild wahrnehmen, mit dem, was unser Auge sieht, nicht viel zu tun. So wundert es nicht, dass Hirnforscher mehr und mehr nachweisen, wie wenig unsere Wahrnehmung und Erinnerung mit der Wirklichkeit zu tun haben.


Wir sind gut beraten, wenn wir uns bei der Wahrheitsfindung nicht nur auf uns selbst verlassen, sondern nach objektiven Maßstäben Ausschau halten und uns mit anderen austauschen.

Genauso sollten wir auch an die Bibel herangehen. So einfach das Evangelium, die Gute Nachricht vom Messias, selbst ist, so detailreich und vielfältig ist der Einblick, den uns die Heilige Schrift in die Weisheit JHWHs gewährt. Es ist nicht gut, hier eine Facette herauszugreifen, sie zur vollständigen und alleinigen Wahrheit zu erklären und gegen eine andere Facette desselben Brillanten zu stellen. Damit würden wir eine wichtige Eigenschaft der für uns nicht fassbaren Weisheit JHWHs, der göttlichen Wahrheit, verkennen: Wir können uns dieser Wahrheit eher durch ein Sowohl-als-auch als durch ein Entweder-oder nähern. Die meisten Streitereien unter Christen würden gar nicht erst entstehen, wenn wir nur begreifen würden, dass die Meinung des anderen eine Bereicherung und nicht ein Ärgernis ist. Die Wahrheit JHWHs ist klar und eindeutig, unsere Ansichten darüber sind es oft nicht.

Menschen sind verschieden, haben aber einen gemeinsamen Nenner.

Die vier Evangelien sind ein gutes Beispiel für den Reichtum an Facetten der biblischen Berichterstattung. Jeder der Autoren schreibt als Zeuge, was ihm in den Jahren mit JESUS besonders wichtig wurde, jeder setzt seinen Schwerpunkt. Vieles kann besser verstanden werden, wenn uns der jeweilige Schwerpunkt des Autors gegenwärtig ist. Da können einleitende Worte zu den Büchern in den sog. Studienbibeln helfen. Vieles, was vordergründig widersprüchlich scheint, lässt sich mit dieser Sicht als ergänzend verstehen. JHWH ist so vielschichtig, so unfassbar, dass ein einzelner Mensch immer nur einen kleinen Bruchteil der göttlichen Wahrheit erfassen kann. Wer behauptet, die ganze Wahrheit JHWHs begriffen zu haben, kann nur irren. Hüte dich davor!

Die Bibel, also die Niederschrift des Heiligen Wortes JHWHs, ist im orientalischen Kulturraum entstanden. Zu dieser orientalischen Kultur gehören einige Dinge, die uns eher fremd sind. Mehr Kenntnis darüber kann uns helfen, die Bibel besser zu verstehen. Mach dich auf die Suche nach dieser orientalischen Tradition. Ein guter Anfang kann die Beschäftigung mit den jüdischen Festen sein.

Werte wandeln sich – die Bedeutung der Worte auch!

Zweitausend Jahre Kirchengeschichte haben unser Verständnis der biblischen Begriffe geprägt. Das stetig wiederkehrende Aufsagen von Formeln, Dogmen und Bekenntnissen suggeriert, dass diese Wahrheit seien, selbst wenn sie im Widerspruch zur Bibel stehen. Wie viele nehmen gar nicht mehr wahr, dass die Kindertaufe ein Betrug ist? Wenn wir JESUS verstehen wollen, dann müssen wir unser Verständnis jedes einzelnen Begriffes auf den Prüfstand stellen. Sprache verändert sich fortwährend, sie passt sich den Lebensgewohnheiten und auch unserem Wissensstand an, das ist ganz normal. Das macht es aber manchmal schwer, Inhalt und Bedeutung der frühchristlichen Überlieferungen zu erfassen und zutreffend zu deuten.

Nur ein Beispiel: Der Begriff ´Sünde` wird heute in allen möglichen Deutungen verwendet: »So mit diesem wertvollen Stoff umzugehen, ist eine Sünde.« Oder: »Ich habe gestern gesündigt (zu viel Torte gegessen)!« Und: »Die kleinen Sünden bestraft der liebe Gott sofort, die großen später …«

Es ist ein eigentlich nicht zu bewältigender Berg an Arbeit, uns zu der ursprünglichen Bedeutung der Begriffe zurückzukämpfen. Doch wie sollen wir die Bibel, wie sollen wir JESUS verstehen, wenn wir die Begriffe völlig anders verwenden, als ER sie vor zweitausend Jahren gebraucht hat?

Glaube, Bekehrung, Taufe, Nachfolge, Gehorsam, Sünde, Erlösung, Buße, Beichte, Gottesdienst, Abendmahl, Priester, Bekenntnis usw. Das Verständnis all dieser und vieler weiterer Begriffe aus der Bibel ist oft bis zur Unkenntlichkeit verändert.