Die Reise in die Rocky Mountains

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Am anderen Morgen machte ich einen Ausflug nach der malerischen Schlucht. Der Fluss hat dort eine Breite von 200 bis 300 Fuß und eilt schnellen Laufes, zuweilen durch Stromschnellen unterbrochen, klar und durchsichtig dahin. Auf beiden Seiten erhoben sich rote, senkrechte und manchmal überhängende Felsen von 200 und 400 Fuß Höhe, deren grüne Gipfel hier und da eine Fichte trugen. Auch zwischen dem Geröll an ihrem Fuß zeigten sich Nadelholz und die Virginische Kirsche. Von der Morgensonne beleuchtet bildete das Ganze in der malerischen Zusammenstellung seiner Teile und dem lebendigen Wechsel der Farben eine höchst anziehende Landschaft. Der Fels besteht oben aus Lagern von festem Ton mit eingesprengten Kieseln und unten aus festem rotem Sandstein. Dicht vor der Schlucht, am linken Ufer des Flusses befindet sich eine kleine, aber anmutige Prärie, und diese Stelle würde sich trefflich zu einem militärischen Posten eignen. Er würde den Weg nach dem Oregon-Gebiet durch das Tal des Süßwasserflusses und den Südpass des Felsengebirges fortwährend offen erhalten und solche feindseligen Verbindungen verhindern, wie sie jetzt die Dickbäuche, die Sioux- und Cheyenne-Indianer wider uns geschlossen haben.

Nachdem ich der entschiedenen Forderung des Indianers, ihm ein Pferd zu geben, notgedrungen entsprochen hatte, verließen wir das Lager. Wir hatten den ganzen Tag im Süden die jäh abfallende Hauptkette der Schwarzen Berge zu unserer Seite. Große Wolkenmassen hatten sich auf ihren Höhen gelagert und bedeckten auch die Spitze des Laramie-Berges, der nach meiner Schätzung sich etwa 2000 Fuß über das Fort und 6500 über das Meer erhebt. – Seit wir das Fort verlassen hatten, hatte die Gegend ein völlig verändertes Aussehen gewonnen. Östlich von demselben fast keine Waldungen, nur die endlos sich ausdehnende Prärie, bedeckt mit dem Grün reicher Gräser und höchst geeignet für die Viehzucht, und, wo die Nähe von Menschen sie nicht vertrieb, große Büffelherden, die das Land belebten. Westlich vom Laramie-Fluss dagegen eine sandige und unfruchtbare Gegend. Eine ihrer hervortretendsten Eigentümlichkeiten ist der ungeheure Überfluss an Wermut (Artemisia tridentata). Er wächst überall, an den Hügeln und in den Gründen, und bildet ein zähes, verworrenes Flechtwerk, das selbst die Bewegung der Karren erschwert, wenn sie den gewöhnlichen Weg verlassen. Je höher das Land nach Westen hin aufsteigt, desto höher ist auch der Wuchs dieser Pflanze, und die ganze Luft ist davon mit einem Kampfer- und Terpentingeruch erfüllt. Man hat gefunden, dass diese Gegend besonders für Brustkranke sehr heilsam sei, und es ist wohl möglich, dass das Einatmen der vom Duft aromatischer Pflanzen so durchdrungenen Luft hierzu mitwirkt. – Abends schlugen wir unser Lager an dem Hufeisenfluss auf, der in den Platte mündet. Seine Ufer waren gut bewachsen und boten einen Überfluss an Gras- und Schachtelhalm dar. Unser getrocknetes Fleisch war zu Ende, und eine Antilope, die unsere Jäger am Abend schossen, reichte nur notdürftig für so viele hungrige Menschen aus. Es war, wie schon früher gesagt, ein sehr dürres Jahr. Während, wie ich hörte, auch in dieser Gegend die umherschweifenden Indianer und die Reisenden sonst hinreichend Gras für ihre Pferde gehabt hatten, so fanden wir jetzt erst nach langem Suchen ein kleines Fleckchen, kaum genügend, die Tiere auf den Füßen zu halten. Es war dies ein großer Übelstand, da die Fortsetzung unserer Reise durchaus vom Zustand unserer Pferde abhing.

Als wir am Nachmittag des 23. im Tal des Platte aufwärtszogen, kam unser Vortrupp mit dem Ruf: »Indianer!« zurückgesprengt. Wir wandten uns sogleich nach dem Fluss, der hier ein steiles und hohes Ufer hatte, und bildeten aus unseren Karren eine Schutzwehr, in deren Mitte wir unsere Pferde und Maultiere festbanden. Die Gewehre wurden geladen, und unser Dolmetscher ging mit dem Indianer den Angekündigten entgegen. Bald kamen sie mit zwei Sioux zurück. Diese hatten ein mürrisches Aussehen, und wir erfuhren von ihnen, dass sie zu der Schar gehörten, welche den Auswanderern nachgesetzt und sie am Süßwasserfluss eingeholt hatte. Hier hätten sie sich, wie sie erzählten, zerstritten und seien beinahe miteinander selbst in Kampf geraten. Der eine Teil habe verlangt, die Weißen anzugreifen, während der andere sich dem widersetzt habe, und endlich seien sie in kleinen Banden aufgebrochen und hätten sich über das Land zerstreut. Die Mehrzahl sei in das Gebiet der Krähenindianer gegangen, die anderen kämen in kleinen Abteilungen längs dem Platte hernieder. Diese beiden hatten mit für die Niedermetzelung der Auswanderer gestimmt, und einige meiner Leute schlugen vor, sie auf der Stelle zu erschießen, doch ich widersetzte mich entschieden einer solchen Maßregel. Sie teilten uns ferner mit, dass sich nur selten Büffel zeigten und, da es gänzlich an Regen mangelte, sich nur wenig oder gar kein Gras finde. Unzählige Scharen Heuschrecken hätten auch das wenige aufgezehrt. Schon seit wir das Fort verlassen hatten, waren diese Insekten so zahlreich geworden, dass von ihnen der ganze Boden zu leben schien. Das waren böse Nachrichten. Kein Gras, keine Büffel – Nahrung weder für Ross noch Mann! Ich gab den beiden Sioux etwas Tabak, und sie gingen davon, anscheinend sehr zufrieden, so von uns gekommen zu sein, denn meine Leute warfen ihnen eben keine zärtlichen Blicke zu, und sie schielten misstrauisch auf unsere kriegerischen Zurüstungen und den engen Kreis von Flinten, der sie umgab. – Ich fand an den Hügeln die von den Indianern so genannte »Brotwurzel« (Psoralea esculenta), welche die Sioux viel genießen und bei denen ich sie häufig in Stücke geschnitten und getrocknet antraf.

Auch diesen und die folgenden Tage gingen wir immer im Tal des Platte aufwärts und waren gewöhnlich so glücklich, abends einen Grasplatz zu finden, wo wir lagern konnten. Es zeigten sich wieder Büffel. Am 24. schossen die Jäger deren drei und am 25. sechs. Wir beschlossen, uns einen Fleischvorrat auf etwa 14 Tage herzurichten. Niedrige Gerüste wurden errichtet, das Fleisch in dünnen Stücken daraufgelegt und darunter ein schwaches Feuer unterhalten. Unsere Leute gewannen ihre Fröhlichkeit wieder, und die geschäftigen Figuren um die lodernden Flammen gaben unserem Lager ein malerisches Aussehen. Am Morgen des 26. beluden wir unsere Wagen mit einem reichlichen Vorrat an getrocknetem Fleisch, der nur, wenn unsere Flinten uns den Unterhalt nicht schaffen könnten, angegriffen werden sollte. Abends lagerten wir am Wildbretfluss, Deer River, dem ansehnlichsten Zufluss des oberen Platte. Das Tal war durch Bäume beschattet und hatte reichen Überfluss an Gras.

Am 27. lief die Hauptkette der Schwarzen Berge nur 7 Meilen südlich von uns hin und erhob sich zu einer jähen Höhe von 800 und 1200 Fuß. Am 28. erreichten wir die Stelle, wo der gewöhnliche Weg über den Platte führt. Die Breite des Flussbettes wechselte zwischen 800 und 1500 Fuß, dasselbe war aber hier nur in einer Breite von 200 Fuß mit Wasser bedeckt. Obwohl eckige Felsstücke auf dem Grund den Übergang etwas erschweren, so ist es doch die beste Furt des Platte, der wenigstens in nasseren Jahren nur an wenigen Stellen überschritten werden kann.

Das ganze Land, durch das wir seit dem Fort Laramie zogen, kann nicht eigentlich bergig genannt werden. Es ist eine Aufeinanderfolge lang gedehnter, niedriger Hügel, welche durch die zahlreichen Flüsse, die von der benachbarten Bergkette herabkommen, gebildet werden. Sie geben dem Land ein wellenförmiges Aussehen, ähnlich dem des Meeres bei mäßigem Wind. Der Weg ist sehr gut zu nennen und hat keine schwierigen Höhen zu übersteigen. Man muss bedenken, dass nur ein oder zwei Mal des Jahres Wagen denselben befahren und dass das nicht hinreicht, die festen Wurzeln der unzähligen Wermutbüsche zu zerstören. Das geringere Vorkommen derselben zeigt oft allein die Richtung des Weges an. Dieser Teil gilt als der beschwerlichste des ganzen Weges östlich vom Gebirge und doch kann er mit wenig Mühe um vieles verbessert werden. Von der Mündung des Kansas bis zum Tal des Grünen Flusses, westlich vom Felsengebirge, ist auf der ganzen Verbindungslinie keine Strecke, die einem Gebirgsweg gleicht. Vier Meilen jenseits der Furt trafen wir wieder auf Indianer, die zu demselben großen, auf der Rückkehr begriffenen Dorf gehörten. Sie gaben uns eine sehr entmutigende Schilderung von dem Land. Die große Dürre und die Heuschrecken hätten es in eine Wüste verwandelt, in der kaum ein Grashalm und kein Büffel zu sehen seien. Ihre Leute seien fast verhungert, und wir würden auf ihrem Weg Hütten, die sie, um schneller fortzukommen, zurückgelassen hätten, und Gerippe von aufgezehrten oder verhungerten Pferden finden. Das war die Aussicht, die wir vor uns hatten! – Bissonette, der nur bis hierher uns zu begleiten sich verbindlich gemacht hatte, riet dringend zur Rückkehr. Ich teilte der Mannschaft unsere missliche Lage mit und stellte einem jeden frei umzukehren, sprach zugleich aber auch meinen festen Entschluss aus vorzudringen. Wir hatten noch Vorräte auf zehn Tage und konnten dann im schlimmsten Fall unsere Pferde und Maultiere schlachten. »Wir wollen die Maultiere essen!«, rief Basil Lajeunesse, ein mir besonders werter Bursche, und von allen verließ mich nicht einer. Nachdem wir von dem Dolmetscher und dem Indianer Abschied genommen hatten, wandten wir uns zum Fluss und schlugen neben einem Weidendickicht unser Lager auf. Ich ließ die Karren abladen und auseinandernehmen und dann sorgfältig im Gebüsch verbergen. Darauf wurde in dem Ufersand eine Grube von 10 Fuß im Geviert und 6 Fuß Tiefe gegraben und darin alles, was wir nicht unumgänglich brauchten, verborgen. Alle Spuren wurden verwischt und es bedurfte nur noch eines Regens, um unser Versteck vor jeder Entdeckung zu schützen. Nun waren alle beschäftigt, die Packsättel instand zu setzen und, was wir an Bedürfnissen noch mit uns führen wollten, auszuladen.

In dieser Gegend verlässt die gewöhnliche Straße den Platte und führt schräg hinüber zu dem Sweetwater, den sie in der Nähe des Rock Independence (Fels der Unabhängigkeit) erreicht. Ich beschloss dagegen in dem Tal des Platte bis zur Mündung des Sweetwater zu bleiben, in der Hoffnung, da mehr Gras zu finden. Kit Carson versah jetzt das Amt eines Führers, da er mit diesem Teil des Landes wohlvertraut war. Nach wenigen Meilen erreichten wir die Roten Kuppen (Red Buttes), eine weit und breit in der Gegend bekannte Landmarke. Der Fluss bahnt sich hier seinen Weg durch einen Höhenzug, an dessen östlicher Seite sich ein roter, tonhaltiger Sandsteinfelsen jäh herabsenkt, der jenen Namen trägt. Hier entdeckten wir eine Büffelherde; doch ehe wir in Schussweite kamen, kletterte sie die steile Höhe hinauf. Es ist bewunderungswürdig, wie diese anscheinend plumpen Tiere die rauesten Abgründe hinauf- und herabklimmen. Weiterhin fanden wir Gras in Fülle, im Widerspruch mit den Nachrichten der Indianer. Nach 7 Meilen erweiterte sich das Tal, und nach Osten stieg das rote Gestein zum Teil in hohen Wänden auf. Auch unser heutiger Lagerplatz bot einen Überfluss an Futter. Der Wermut hat hier sein strauchartiges Aussehen verloren und bildet kleine Bäume von 6 bis 8 Fuß Höhe mit einem Stamm von oft 8 Zoll Durchmesser.

 

Am 30. Juli erreichten wir nach einem Weg von 12 Meilen eine Stelle, wo das gesamte Indianerdorf den Fluss überquert hatte. Stangen von zurückgelassenen Hütten und Pferdegerippe lagen umher. Am linken Ufer bestanden die Höhen aus Konglomerat3 mit zahlreichen Stiefeln, die, von oben nach unten an Größe zunehmend, am Fuße die eines Mannskopfes erreichten. Lager dieser Steinart konnte ich auf der langen Strecke, einige Meilen östlich von Fort Laramie bis 109° westlicher Länge, nahe dem Südpass, verfolgen. Sie verwittert leicht, und ich vermute, dass von ihr das große Sand- und Kieslager stammt, welches das oberste Gestein des Prärielandes westlich vom Mississippi bildet. Wir lagerten uns auf einer grünen Insel. Von ihr aus machten wir einen Ausflug nach einer Stelle, die wir Hot Spring Gate (Heißbrunnentor) genannt haben. Hier geht der Fluss ruhig zwischen zwei senkrechten, weißen Sandsteinfelsen hindurch, die bis zu einer Höhe von 400 Fuß aufsteigen. An ihnen erblickten wir zahlreiche Herden von Gebirgsschafen und hörten häufig das Poltern der Steine, das ihren schnellen Lauf die steilen Höhen hernieder begleitete. Wir erlegten zum ersten Mal einige dieser Tiere, die ebenso häufig auch Ziegen genannt werden, und gaben daher unserem Lagerplatz den Namen: Goat Island (Ziegeninsel). Ich habe Hörner dieser Tiere gesehen, die 3 Fuß Länge, unten 17 Zoll im Umfang und ein Gewicht von 11 Pfund hatten. Dieser Hörnerschmuck scheint vor allem die Bestimmung zu haben, den Kopf des Tieres zu schützen, wenn es, von Wölfen verfolgt, sich einen Abhang hinunterstürzt – das einzige Mittel, sich vor diesen seinen Feinden zu retten. Die Knochen sind äußerst stark und fest, und das Mark nimmt darin nur einen sehr kleinen Raum ein. Das Haar ist kurz und gleicht an Farbe dem Winterpelz des Rehs, dem es auch an Größe und Aussehen ähnlich ist. Die Hörner ausgenommen, hat es gar keine Ähnlichkeit mit der Ziege.

Am Morgen des 31. Juli verließen wir den Lauf des Platte und überschritten die etwa 800 Fuß über ihn sich erhebenden, nackten und felsigen Höhen, welche sich zwischen ihm und dem Sweetwater ausdehnen. Wir erreichten denselben nach einem Weg von 15 Meilen. Er ist hier etwa 60 Fuß breit und 1 bis 1½ Fuß tief. Der eigentliche Talgrund hat guten Boden und viel Gras. Wir schlugen hier schon zeitig unser Lager auf, um so mehr, als sich einige Büffelherden zeigten. Nachts fiel ein Regen und da wir unsere Zeltstangen bei dem Versteck zurückgelassen hatten und sich kein Baum vorfand, deren Stelle zu vertreten, so mussten wir unter den Wermutbüschen einen notdürftigen Schutz suchen.

Morgens, am 1. August, zogen die Jäger voran, um uns womöglich wieder einen Vorrat von Büffelfleisch zu verschaffen, und wir lagerten nach einigen Stunden 1 Meile unterhalb des Rock Independence. Es ist dies ein einzeln stehender Granitfels, etwa 650 Ellen lang und 40 Ellen hoch. Nur eine vereinzelte Zwergfichte wächst auf seiner Höhe, sonst ist er völlig kahl. Der ganze untere Teil desselben ist mit Namen von Reisenden bedeckt, und darunter liest man manchen, der in der Geschichte des Landes oder in der Wissenschaft wohlbekannt ist. Er liegt in 89° 44' westlicher Länge und 42° 29' nördlicher Breite.

Fünf Meilen weiter hinauf kamen wir am 2. August durch das sogenannte Teufelstor, wo der Fluss eine Strecke von etwa 300 Schritten in einer nur 35 Ellen breiten Schlucht zwischen 400 Fuß hohen Granitfelsen über die sein Bett bedeckenden Trümmer ungestüm dahinrauscht. Wir schlugen 5 Meilen weiter aufwärts unser Lager auf. Es gab keine Bäume, doch konnten wir von Treib- und Kuhholz einige Feuer unterhalten. Wir hatten keinen Schutz, als es gegen Sonnenuntergang unter heftigen Windstößen zu regnen begann. – Die Gegend ist hier außerordentlich malerisch. Auf beiden Seiten des 4 bis 5 Meilen breiten Tals steigen die Berge zu einer Höhe von 1200 und 1500 bis 2000 Fuß. Südlich scheint die Kette bewaldet zu sein und sie war nachts durch Waldbrände erleuchtet – wahrscheinlich das Werk der Indianer, die eben durch dieses Tal gekommen waren. Nach Norden steigen Granitmassen jäh von der grünen Talfläche auf und endigen in einer Reihe von Berggipfeln, die außer einigen Fichten in den Schluchten ganz kahl und unbewachsen sind. Zwischen diesen Felsenmassen öffnen sich grüne Täler nach dem Fluss hin, der den Fuß dieses Gebirges 36 Meilen bespült. Das tiefe Grün und der Reichtum an schönen Blumen bildeten einen angenehmen Gegensatz zu der großartigen, rauen Gebirgsnatur, die sie umgab, und zu der sandigen Fläche des rechten Ufers, die zu der südlichen Bergkette aufsteigt. Die schnelle Verdunstung der Feuchtigkeit auf dem sandigen Boden dieser Hochebene und der ihn streckenweise bedeckende, im Sonnenlicht wie Landseen schimmernde salzige Überzug machen ihn durchaus ungeeignet zur Bebauung.

Am 3. August erblickten wir einige Büffel- und Antilopenherden und erblickten später zum ersten Mal das Wind-River-Gebirge (Windflussgebirge), das in einer Entfernung von etwa 70 Meilen als ein niedriger dunkler Gebirgszug erschien. Es wird von derjenigen Kette des Felsengebirges gebildet, welche gegen Norden den Südpass begrenzt. – Am 5. nötigte uns Regenwetter in dem dichten Weidengebüsch einer Insel Zuflucht zu suchen. Auch am folgenden Tag dauerte diese Witterung fort, doch verließen wir am Nachmittag des 6. unseren Lagerplatz. Niedrigere Höhen von Sandstein und Konglomerat umgaben den Fluss. Bald aber traten wir in ein enges, mehrere Meilen langes Tal. Hier begann das Urgestein. Der Fluss war von den letzten Regengüssen angeschwollen und rauschte, gegen 20 Ellen breit, mit Ungestüm hernieder. Er nahm zuweilen die ganze Breite des Tals ein, das an anderen Stellen kleinen Wiesen Raum gestattete. Die Ufer waren überall mit Espen, Buchen und Weiden beschattet, und schlanke Fichten wuchsen auf den Klippen. Auf beiden Seiten erhoben sich die Granitfelsen zu einer Höhe von 300 und 500 Fuß und endeten in Zacken und zerklüfteten Spitzen, während an ihrem Fuß herabgestürzte Trümmer wild durcheinanderlagen. Sie bestanden aus Gneis, Glimmer, Schiefer und weißem Granit. Weiterhin steigt das Tal zu einer mit Gras bewachsenen Hochebene auf und erhebt sich nur noch ganz allmählich. Granitblöcke und Klumpen von Glimmerschiefer und Milchquarz lagen zerstreut umher. Hier und da schimmerten kleine weiße Salzseen, deren Wasser verdunstet war und deren Becken ein salziger Niederschlag bedeckte. Wir stiegen in der Dämmerung zu einem Bach hinab, an dem wir etwa zwei Meilen seitwärts vom Sweetwater übernachteten. An derselben Stelle hatte jüngst ein großes Lager der Schlangen- und Krähenindianer gestanden, und einige umherliegende Stangen setzten uns in den Stand, ein Zelt aufzuschlagen. Unsere Nachtfeuer unterhielten wir größtenteils mit dürren Wermutzweigen.

Als wir mit Sonnenaufgang am 7. August weiterzogen, dehnte sich großartig vor uns die Schneelinie des Gebirges aus, dessen weiße Gipfel im Sonnenlichte schimmerten. Die trübe Witterung der letzten Tage hatte sie verhüllt, und es war auf ihnen, während es in den Ebenen regnete, Schnee gefallen. Wir gelangten über eine Höhe wieder zum Sweetwater, der hier anmutig und schnell in einem offenen, bewaldeten Tal dahinfließt. Der Fluss begann sich jetzt in verschiedene kleine Arme zu teilen, die seine Quellen bilden. Wir folgten dem beträchtlichsten derselben, und als wir uns am Abend lagerten, befanden wir uns schon einige Meilen innerhalb des Südpasses (South Pass). Glimmerschiefer und Granit herrschten unter den Gesteinen vor und unter den Pflanzen eine Asternart und Wermut. Kaktus wurde schon seltener und begann den Moosen zu weichen. Unser Lager befand sich nach unseren Beobachtungen 91° 40' westlicher Länge und 42° 27' nördlicher Breite. – Am anderen Morgen setzten wir unseren Weg in westlicher Richtung fort, da ich beschlossen hatte, die Gebirgsscheide auf einem nur zum Reiten sich eignenden Pfad näher dem Fuß des Gebirges und 2½ Meilen nördlich von der gewöhnlichen Fahrstraße zu überschreiten. Nach etwa 6 Meilen gelangten wir zur Höhe des Passes. Die Steigung war so allmählich, dass ungeachtet der genauen Ortskenntnis, die sich Carson durch einen 17-jährigen Aufenthalt in diesem Land erworben hatte, wir sehr sorgfältig achtgeben mussten, um die Stelle ausfindig zu machen, an der wir den Höhepunkt erreicht hatten. Dieser war zwischen zwei niedrigen Hügeln, die sich rechts und links 50 bis 60 Fuß erhoben. Als ich am westlichen Abhang von der sich hier ausbreitenden Ebene nach ihnen zurückblickte, lagen ihre Gipfel etwa 120 Fuß über mir. Es ist schwer, die Breite dieses Passes genau zu bestimmen. Von dem hügeligen Boden am Fuße der Wind-River-Kette, wo er beginnt, blickt man nach Südosten über ein offenes und ebenes Land, das erst in einer Entfernung von 19 Meilen durch den Tafelfelsen unterbrochen wird, der mit anderen einzeln stehenden Bergen in seiner Nachbarschaft anscheinend aus einer Ebene emporsteigt. Diesen betrachte ich als das südliche Ende des Passes und nehme demnach seine Breite auf 19 Meilen an, da die Kette des Felsengebirges mit dem Tafelfelsen ihren Gebirgscharakter zurückgewinnt. Man wird daraus ersehen, dass dieser Pass keineswegs dem entspricht, was man sich sonst unter einem solchen zu denken pflegt. Da sieht man keine enge Schlucht, keinen zwischen Felsen sich hinaufwindenden Weg wie bei den Allegheny-Pässen in den Vereinigten Staaten, nichts, was an die Übergänge über den großen St. Bernhard und den Simplon in der Schweiz erinnert. Wenn man sich ihm von der Mündung des Sweetwater nähert, führt eine sandige Ebene, 120 Meilen lang, in allmählicher und regelmäßiger Steigung zu seiner Höhe, gegen 7000 Fuß über dem Meer, und der Reisende befindet sich ohne mühsames Steigen plötzlich an den Gewässern, welche sich in den Stillen Ozean ergießen. Auf dem Weg, den wir genommen hatten, beträgt die Entfernung von Fort Laramie 320 und von der Mündung des Kansas 950 Meilen (207 deutsche).

3 Eine Steinart, welche aus Stücken verschiedenen Gesteins besteht, die durch einen mehr oder minder festen Kitt von Kalk-, Ton-, Sand- oder anderem Stein zusammengehalten werden.

To koniec darmowego fragmentu. Czy chcesz czytać dalej?