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Briefe Schillers und Goethes an A. W. Schlegel

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Warum können Sie nicht hier in Jena bey uns leben? Dieß sollte mir große Freude seyn. Das Gespräch würde so manches rege machen, was eine schriftliche Communication nicht berüht.

Erfreuen Sie mich sobald Sie können wieder mit einem Produkte Ihres Geistes. Ganz der Ihrige

Schiller
***
Jena 9. Jenn. 96

Gestern endlich, mein vortreflicher Freund bekam ich Ihre Recension zu Gesichte, und ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß Sie mich, insofern entweder ich selbst oder mein Journal dabey interessiert sind, mehr als befriedigt hat. Aber auch ohne alle diese Privatrücksichten erfreute mich die schöne Verbindung poetischer Wärme mit kritischer Kälte, welche darinn herrscht, und ohne welche ich keinen Kunstrichter anerkennen kann. Es ist zu umständlich und ich bin heute auch zu sehr überhäuft, um in ein ordentliches Detail davon einzugehen; selbst die zwey Fragen, welche Sie in Beziehung auf mich anregten

1. Ob eine poetische Unternehmung wie das Reich der Schatten überhaupt zu vertheidigen sey?

und

2. Ob der dichterische Geist den ganzen Weg strenger Wißenschaft gehen müsse und dürfe?

muss ich für heute dahingestellt seyn lassen. Vielleicht antwortet Ihnen die hier folgende Abhandlung über sentimentalische Dichter auf die zweyte dieser Fragen. Was meine eigne Erfahrung anbetrifft, so fehlt zwar sehr viel daran, daß ich den Weg der Wißenschaft völlig zurückgelegt hätte; aber was ich davon zurücklegte, hat mich auf dem poetischen Wege eher gefördert als von demselben entfernt: wenigstens muss ich dasjenige, was ich nach dieser Epoche der Speculation und während derselben gedichtet habe, auch in poetischer Rücksicht für beßer halten, als was ich vor derselben ausgeführt habe. Alle poetischen Stücke aber, die Sie in dem Almanach und in den Horen von mir lesen, sind spätere Produkte und alle erst vom Junius des vorigen Jahrs biß zum September entstanden.

Ihre Erinnerungen, die Metrik in meinem und Göthens Gedichten betreffend finde ich, in den mehresten Punkten, sehr richtig; nur in wenigen Kleinigkeiten sind wir verschiedener Meinung. So ist der halbe Pentameter:

Die zwischen mir und dir

freilich kein guter Vers, aber Die als relativum muß offenbar lang seyn. Das Zeitwort in dem halben Pentameter:

Dir gilt es nicht

wird dadurch entschieden kurz, daß auf Dir ein doppelter Accent liegt. Es wäre ganz unmöglich, jenes gilt, bey gehöriger Declamation nicht merklich zu verkürzen. Ich bin darinn völlig von Moritz Meinung, daß in unserer Sprache der Verstandes Gehalt die Länge und Kürze bestimmt.

Sonst bin ich übrigens weit davon entfernt, mich meines Hexameters gegen Ihre Critik sehr anzunehmen; denn ich selbst habe es von jeher mit der Rigoristischen Parthey gehalten, und wenn ich dagegen excipiere, so ist es nicht, weil ich dem Dichter das Spiel leichter sondern weil ich es dem Critiker schwerer machen will; denn offenbar ist noch zuviel willkührliches in unsern prosodischen Gesetzen. Leider habe ich noch keine Musse gehabt, durch eigene Praxis zu zeigen, wie ich den deutschen Hexameter behandelt wünsche, denn alles was Sie in dieser Versart von mir gelesen ist bloß der erste Wurf, an dem ich, der Kürze der Zeit wegen, die Feile gar nicht versuchen konnte. Seitdem z. B. die Elegie gedruckt ist, habe ich schon über 40 corrigenda darinn entdeckt, den bloßen Versbau betreffend. Zu meiner Entschuldigung muss ich jedoch anführen, daß dieses die ersten Hexameter sind, die ich in meinem Leben gemacht, einige jugendliche Versuche in meinem sechzehnten Jahre abgerechnet.

Göthe, der eben hier ist, war mir Ihrer Recension so wie überhaupt mit Ihrer Art zu urtheilen, sehr zufrieden, nur daß auch Er sowohl gegen Ihre, als gegen die Voßische Prosodie noch manches einzuwenden hat. Er glaubt, und muß seiner Natur nach diese Meinung haben, daß in Rücksicht auf den Versbau den Foderungen des Moments und der Convenienz des individuellen Falles weit mehr als einem allgemeinen Gesetz müsse nachgegeben werden.

Die Hofnung, welche Sie mir machen, Sie diesen Sommer nicht nur zu sehen, sondern hier zu behalten war mir der willkommenste Theil Ihres Briefes. Ich freue mich höchlich darauf, und da ich für eine ziemlich lange Zeit der Speculation entsagt habe um wieder ganz in der Poesie zu leben, so werden auch unsre Beschäftigungen einander näher berühren.

Mit gewöhnlichen Docenten macht die philosophische Facultät seit einiger Zeit Schwierigkeiten, aber bey Ihnen ist von Remonstrationen nichts zu besorgen. Ich hoffe auch, es wird sich machen lassen, Sie auf eine noch honorablere Art hier zu fixieren, besonders da man auf Schützens Gesundheit gar nicht mehr zählen kann. Wenn Sie nur erst hier sind, so wird sich alles geben.

Darf ich mir bald wieder einen Beytrag von Ihnen versprechen? Wenn Sie ihn noch in das 2te Stück zu bringen wünschten, so müßte ich ihn in spätestens 14 Tagen erhalten. In dem Ersten Stück war kein Platz mehr übrig, darum schrieb ich Ihnen auf Ihre Anfrage nichts zurück. Leben Sie recht wohl. Ihr aufrichtiger

Freund
Schiller

Von Michaelis habe ich dato noch keinen Almanach erhalten.

***
Jena 31. Jenn. 96.

Es ist von mir vergessen worden, Ihnen zu schreiben lieber Freund, daß die Zahlungen unsers Horen-Verlegers von einer Jubilate Messe zur andern festgesetzt sind. Ich sende Ihnen also hier einstweilen 20 Ldors auf Abschlag, welche mir gerade da liegen. Auf Ostern wird sich Cotta genauer mit Ihnen berechnen. Es versteht sich, daß Ihnen auch jetzt das Ganze, so bald Sie es wünschen, zu Diensten steht.

Heute nichts mehr. Die Post geht sogleich. In 6 Tagen erhalten Sie das 1 Stück der Horen nebst Ihrem Aufsatz

Ihr
Sch.
Jena den 29 Febr 96

Ich habe Ihnen, mein theurer Freund, vom 1 Februar einen Brief, mit 20 Ldors, gesendet, von dessen Empfang Sie mir noch keine Nachricht gegeben. Haben Sie die Güte, dieses mit umgehender Post zu thun, auch mir zu melden, ob ich Ihnen noch mehr senden soll, oder ob Sie, welches mir freilich das liebste wäre, es in derselben Zeit persönlich bey mir in Empfang nehmen wollen. Biß zu diesem Zeitpunkt, der hoffentlich sehr nahe ist, verspare ich alles übrige. Lassen Sie mich in Ihrem nächsten Briefe hören, daß Sie Selbst ihm auf dem Fuße folgen werden. Sie werden in diesem Sommer auch Voss hier finden, der mir verspricht, mit Anfang Sommer hieher zu kommen. Auch Körner aus Dresden, ein guter Freund Ihres HE Bruders wird Ende Aprils hier seyn und einige Wochen bleiben.

Ihrem HE. Bruder sagen Sie von mir recht viel freundschaftliches, und dass ich mit nächstem selbst an ihn schreiben würde. Viele Geschäfte und noch mehr meine Krämpfe und Schlaflosigkeiten haben mich, so wie von so vielem andern, auch von diesem Geschäft abgehalten.

Erhalte ich bald etwas neues von Ihnen für die Horen? Ich warte begierig darauf. Ganz der Ihrige

Schiller
***

Sehr angenehm haben Sie mich mit Ihrem Aufsatz über Shakespear und Ihrer schönen Uebersetzung dieses Dichters überrascht. Mehr will ich Ihnen heute nicht davon sagen, weil der Versendungstag der Horen und eine starke Brief Expedition mir den Kopf zu sehr zerstreuen. Ich habe meine Rechte an der Uebersetzung ein wenig überschritten, und die mittlere Scene (ja auch die beyden andern, wenn Platz dafür ist) zum Druck in die Horen abgesandt. Da ich aus Ihrem Briefe schloß, dass bloß der frühere Gebrauch, den Sie von dieser Uebersetzung für den Druck zu machen willens wären, gegen den Abdruck in den Horen sey, so trug ich um so weniger Bedenken, das dritte Stück der Horen mit diesem interessanten Beytrag zu bereichern. Sie können, da es nur ein sehr kleiner Theil des Ganzen ist, das ganze Schauspiel abdrucken lassen, sobald Sie wollen. Eine vorausgeschickte Probe der neuen beßeren Uebersetzung Shakesp. in den Horen wird selbst für Ihren Aufsatz gut seyn, denn immer ist es gut, wenn die That dem Raisonnement vorhergeht, und der Leser, dem jene Proben noch in frischem Gedächtniß sind, ergreift die Abhandlung mit um so größerer Begierde.

Ueber die ganze Unternehmung, den Shakespear zu übersetzen werden wir wohl mündlich am beßten sprechen können. Der Gedanke ist sehr glücklich, und der Himmel lohne es Ihnen, dass Sie uns von dem traurigen Eschenburg befreyen wollen. Mit diesem sind Sie glimpflicher umgegangen als ers verdient, bey seiner lächerlichen Anmassung als Critiker und Aesthetiker verdient. Man sollte diese Erzphilister, die doch Menschen zu seyn sich einbilden, nicht so gut traktieren. Käme es auf sie und ihre Hohlköpfe an, sie würden alles genialische in Grundsboden zertreten und zerstören.

Auch Bürgers Makbeth und die übersetzten Hexengesänge haben Sie mir zu raisonnabel behandelt. Ich halte die letztern für eine recht Bürgerische Pfuscherey, so arg als irgend eine von ihm, und das ist nicht bloß meine Privat-Meinung. Göthe z. B. mit dem ich erst kurz noch davon sprach, findet sie greulich, und er hat, da er den Macbeth gern einmal in Weimar spielen lassen wollte, schon darauf gedacht, wie er sie anders übersetzt bekommen könnte. Ich will, wenn Sie es nicht contremandieren, wozu es binnen 14 Tagen noch Zeit ist, jene Stelle in Ihrer Abhandlung, welche die Bürgerischen Hexengesänge betrifft, herauslassen. Es ist mir bloß deßwegen, weil man nicht weiss, ob man einander nicht über kurz oder lang in Rücksicht auf diesen Punkt in demselben Journal widersprechen könnte, welches das Publicum irre machen würde.

 

Herzlich freue ich mich Sie binnen 8 Wochen hier zu sehen, wo wir dann recht viel in die Länge und Breite miteinander durchsprechen wollen. Leben Sie recht wohl.

Ganz der Ihrige

Schiller.
***

Ich sehe nicht warum ich Sie mit dem Honorar warten lassen soll, biß Cotta es schickt oder anweißt: daher sende ichs Ihnen lieber gleich und bitte mir bloß die 8 Ldors für Horenbeyträge, der Cottaischen Rechnung wegen, zu quittieren. Die Kleinigkeit darüber ist für den Almanach, wovon ich aber gegen niemand weiter zu sprechen bitte, weil die lyrische Muse in Almanachen der Regel nach nicht bezahlt wird, und außer Ihnen auch nur G. und H. ihre Gedichte im Almanach bezahlt bekommen. Dieß gilt für die künftigen Jahre auch – Machen Sie daß ich Ihnen, für den Almanach sowohl als für die Horen, künftig größere Summen zu bezahlen habe.

1. Dec. 96

Sch.

Da Sie, wie mir HE. Gries sagte, früher von hier reisen, als Cotta hieherkommt und die Horenrechnung für 1797. abschließt, so sende ich Ihnen den Betrag dessen, was wir Ihnen für Ihre Gedichte zum Almanach und den Aufsatz in den Horen zu bezahlen haben. Ich bitte um ein paar Zeilen zur Quittung.

Meine Einladung zum künftigen Almanach wiederhohle ich Ihnen nicht, denn die alte gilt für Immer.

Jena 7. May.

1797.

Sch.
***

Sie erhalten hier, was ich Ihnen nach Abzug des kleinen Rests von der Böhmischen Assignation noch zu bezahlen habe, und so wäre unsre Rechnung geschloßen.

Es hat mir Vergnügen gemacht, Ihnen durch Einrückung Ihrer Uebersetzungen aus Dante und Shakespear in die Horen zu einer Einnahme Gelegenheit zu geben, wie man sie nicht immer haben kann, da ich aber vernehmen muß, dass mich HE. Frid. Schlegel zu der nehmlichen Zeit, wo ich Ihnen diesen Vortheil verschaffe, öffentlich deßwegen schilt, und der Uebersetzungen zuviele in den Horen findet, so werden Sie mich für die Zukunft entschuldigen.

Und um Sie, einmal für allemal, von einem Verhältniß frey zu machen, das für eine offene Denkungsart und eine zarte Gesinnung nothwendig lästig seyn muß, so lassen Sie mich überhaupt eine Verbindung abbrechen, die unter so bewandten Umständen gar zu sonderbar ist, und mein Vertrauen zu oft schon compromittierte.

Jena 31. May. 97

Sch.
[A. W. Schlegel]
An Schiller

Im höchsten Grade betroffen über Ihre unerwartete Erklärung, die einem Verhältnisse ein Ende machen soll, welches ich zu den glücklichsten Umständen meines hiesigen Lebens rechnete, eile ich nur wenigstens einige Zeilen zu meiner Rechtfertigung hinzuwerfen, in der Hoffnung daß Sie mir Gelegenheit geben werden, Ihnen jeden Zweifel über die Geradheit meines Betragens, der Ihnen beygebracht seyn könnte, zu benehmen.

Da ich durchaus keine Art von Autorität über meinen Bruder besitze, keine Macht ihn von etwas abzuhalten, was ich auch noch so sehr misbilligen möchte, so würde ich in der That sehr unglücklich seyn, wenn ich für alle seine Schritte (die ich überdieß erst hinterdrein erfahre wenn Sie schon öffentlich geworden sind) verantwortlich gemacht werden sollte. Wenn mein Rath und meine dringenden Vorstellungen etwas gefruchtet hätten, so hätte er seinen Brief über den Almanach von 96 gar nicht drucken lassen. Daß diese Manier zu urtheilen mit einigen spottenden Einfällen erwiedert ward, fand ich sehr natürlich und billig, und hätte von Herzen gewünscht, daß er es dabei hätte bewenden lassen. Er kannte den Grad meiner Anhänglichkeit an Sie, und es war also eine ausgemachte Sache unter uns, daß er sich nie gegen mich über irgend etwas äußerte, was mein Verhältniß zu Ihnen auf das entfernteste betraf. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu betheuern, daß er mir eine Beurtheilung der Horen, die auch gegen mich mit gerichtet war, weil ich es mir zur Ehre schätze, daran bis jetzt Theil genommen zu haben, nicht vor dem Drucke wird gezeigt haben. Noch bis jetzt habe ich sie nicht gelesen. Die Art, wie ich letzthin über die Streitigkeit mit Woltmann mit Ihnen sprach, muß Sie davon überzeugen. Ich weiß auch nicht wie viel Antheil er an jener Rezension hat, vermuthe aber aus Aeußerungen von ihm über die Woltmannsche Sache, daß er sie nicht ganz gemacht.