Werde übernatürlich

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Abbildung 2.3

Wird Energie dorthin gelenkt, wo auch die Aufmerksamkeit hingeht, bedeutet das: Sobald wir uns auf vertraute Gefühle und Erinnerungen fokussieren, ziehen wir unsere Energie in die Vergangenheit und aus dem gegenwärtigen Moment ab. Ebenso gilt: Solange unsere Aufmerksamkeit ständig auf all den Leuten liegt, die wir treffen, den Orten, die wir aufsuchen, den Dingen, die wir zu bestimmten Zeiten in der vertrauten Realität erledigen müssen …, ziehen wir unsere Energie aus dem gegenwärtigen Moment ab und hinein in die vorhersehbare Zukunft.

Und umgekehrt ist es ebenso: Denken Sie ständig an all die Leute, denen Sie begegnen, an die zu erledigenden Dinge und an die Orte, an denen Sie zu einer bestimmten Zeit im Lauf Ihres Alltags sein müssen, ziehen Sie Ihre Aufmerksamkeit in eine bereits bekannte, vorhersehbare Zukunft. Das wird in Abbildung 2.3 veranschaulicht.

Ihre gesamte Energie ist jetzt mit diesen bekannten Erfahrungen dieser bestimmten Zeitachse vermischt und erzeugt noch mehr von den gleichen Erfahrungen; Ihr Körper folgt dem Geist zu denselben Geschehnissen in Ihrer immer gleichen Realität. Ihre Energie wird aus dem gegenwärtigen Moment heraus und hinein in die Vergangenheit und in die Zukunft gelenkt. Für das Kreieren einer unbekannten Erfahrung auf einer neuen Zeitachse bleibt so nur sehr wenig Energie übrig.

In Abbildung 2.3 ist auch zu sehen, wie die Schwingung der von Ihnen abgestrahlten elektromagnetischen Energie zu all dem passt, was Sie bereits kennen. Sie beginnen also den Tag, denken daran, zur Toilette zu gehen, und schon sind Sie auf dem Weg dorthin. Dann denken Sie ans Duschen, und schon stehen Sie in der Dusche und stellen die Wassertemperatur ein. Dann kommt Ihnen die Kaffeemaschine in den Sinn, und Sie projizieren Ihre Aufmerksamkeit und Energie auf das Gerät: Sie gehen automatisch in die Küche, um sich Ihre morgendliche Tasse Kaffee zuzubereiten; wieder folgt Ihr Körper also Ihrem Geist. Haben Sie das erst einmal 22 Jahre lang gemacht, gleitet Ihr Körper ganz mühelos dahin, folgt immer dem Geist – in diesem Fall allerdings folgt er dem Geist in das Bekannte, denn dorthin ist Ihre Aufmerksamkeit – und damit Ihre Energie – gerichtet.

Jetzt möchte ich Sie etwas fragen: Könnte es jemals möglich sein, dass Ihr Körper Ihrem Geist in das Reich des Unbekannten folgt? Falls ja, müssten Sie Ihre Aufmerksamkeit woandershin lenken, nicht wahr? Und dadurch würde sich auch Ihre Energie verändern, und Sie müssten Ihr Denken und Fühlen lange genug transformieren, damit etwas Neues passieren kann. Das mag unglaublich klingen, ist aber tatsächlich möglich. Und es ist ja auch durchaus logisch: So wie der Körper dem Geist zu jeder bekannten Erfahrung im Leben (beispielsweise der Kaffeemaschine jeden Morgen) folgt, würde er dem Geist in das Unbekannte – eine neue Erfahrung in der Zukunft – folgen können, sofern die Aufmerksamkeit und Energie auf das Unbekannte gelenkt wird.

Geist und Körper auf eine neue Zukunft vorbereiten

Sind Sie mit meiner Arbeit vertraut? Dann wissen Sie ja, wie sehr mir das Konzept des mentalen Probelaufs, also des »Übens im Kopf«, gefällt. Es fasziniert mich, wie wir allein durch die Kraft der Gedanken das Gehirn und auch den Körper verwandeln können. Überlegen Sie einmal: Während Sie sich auf ein bestimmtes Bild im Kopf fokussieren und sehr präsent bei einer Abfolge von wiederholten Gedanken und Gefühlen sind, können Gehirn und Körper nicht zwischen Geschehnissen in der Außen- und in der Innenwelt unterscheiden. Lassen Sie sich voll und ganz und mit Ihrer gesamten Aufmerksamkeit ein, erscheint die innere Welt Ihrer Vorstellungskraft wie eine äußere Erfahrung – und Ihre Biologie wird sich entsprechend verändern. Das heißt: Ohne die Erfahrung tatsächlich gemacht zu haben, können Sie Ihr Gehirn und Ihren Körper so aussehen lassen, als wäre eine physische Erfahrung bereits eingetreten. Sie werden nicht nur biologisch zu dem, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit richten und was Sie wiederholt im Kopf proben und einüben, sondern legen dadurch auch Ihre Zukunft fest.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Harvard-Studie mit Freiwilligen, die nie zuvor Klavier gespielt hatten. Sie wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe übte fünf Tage lang zwei Stunden täglich eine einfache Fünf-Finger-Übung. Auch die andere Gruppe machte diese Fingerübungen, aber nur im Kopf: Die Probanden stellten sich vor, sie säßen vor einem Klavier und übten, rührten dabei aber keinen Finger. Wie Gehirnscans vor und nach dem Experiment zeigten, hatten beide Gruppen sehr viele neue neuronale Schaltkreise und neue neurologische Programmierungen in dem Gehirnareal ausgebildet, das für die Fingerbewegungen zuständig ist – doch eine Gruppe hatte das nur durch Gedankenkraft geschafft.3

Überlegen Sie einmal: Die Gehirne der Probanden, die im Kopf geübt hatten, schauten aus, als ob sie diese Erfahrung bereits hinter sich hätten! Dabei hatten sie nie auch nur einen Finger gerührt. Würde man sie nach diesem fünftägigen mentalen Probelauf vor ein Klavier setzen, könnten viele von ihnen die im Kopf absolvierte Fingerübung ziemlich gut spielen, obwohl sie nie zuvor auf den Tasten geklimpert hatten. Sie stellten sich diese Tätigkeit täglich im Kopf vor und richteten dadurch die neurologische Hardware ein, mit der sie sich auf die Erfahrung vorbereiteten. Immer wieder aktivierten und vernetzten sie diese Verschaltungen im Gehirn durch Aufmerksamkeit und Intention, und mit der Zeit wurde die Hardware zu einem automatisch ablaufenden Softwareprogramm im Gehirn, und das nächste Mal ging es einfacher. Nach fünftägigem mentalem Üben würden sie ihr Verhalten mühelos auf ihre bewusste Intention ausrichten, wenn sie tatsächlich spielten, denn sie hatten ihr Gehirn im Voraus auf die Erfahrung vorbereitet. So mächtig kann der trainierte Geist sein.

Ähnliche Studien über Muskeltraining führten zu vergleichbaren Ergebnissen. In einer bahnbrechenden Studie der Cleveland Clinic stellten sich zehn Probanden zwischen 20 und 35 Jahren zwölf Wochen lang bei fünf Trainingseinheiten pro Woche vor, sie würden einen ihrer Bizepse beugen. Alle zwei Wochen wurden die elektrische Gehirnaktivität der Probanden während des Trainings sowie ihre Muskelkraft gemessen. Nach Abschluss der Studie hatten die Probanden die Kraft ihres Bizeps um 13,5 Prozent erhöht, obwohl sie die Muskeln in Wirklichkeit gar nicht genutzt hatten. Dieser Muskelzugewinn blieb bis drei Monate nach Abschluss des Trainings erhalten.4

In jüngerer Zeit wurden im Rahmen einer Studie von Forschern der Universität von Texas in San Antonio, der Cleveland Clinic und des Kessler Foundation Research Centers in West Orange, New Jersey, Probanden gebeten, sich zwölf Wochen lang an fünf Tagen die Woche für 15 Minuten lebhaft vorzustellen, wie sie die Beugemuskeln am Ellbogen kontrahierten und dabei die Muskeln dazu drängten, sich so kraftvoll und hart wie nur möglich anzuspannen – also ihre starke mentale Energie mit einer festen Absicht zu verbinden. Eine Gruppe sollte dabei im Kopf in einer Szene visualisieren, wie sie selbst die Übung praktizierten, und zwar in Bildern von sich als dritter Person (als würden sie sich in einem Film sehen). Eine zweite Gruppe sollte in der ersten Person imaginieren und sich vorstellen, ihre Körper, wie sie in Echtzeit waren, würden trainieren; dadurch wurde das Ganze unmittelbarer und realistischer. Eine dritte Gruppe, die Kontrollgruppe, übte gar nicht. Während bei der Gruppe, die mit Bildern in der dritten Person praktizierte, sowie der Kontrollgruppe keine signifikanten Veränderungen zu erkennen waren, konnte die Gruppe, die in der ersten Person imaginierte, ihre Muskelkraft um 10,8 Prozent steigern.5

Ein weiteres Forscherteam der Ohio University ging noch weiter: Die Handgelenke von 29 Freiwilligen wurden einen Monat lang eingegipst, sodass sie nicht bewegt werden konnten, auch nicht unabsichtlich. Die Hälfte der Gruppe praktizierte an fünf Tagen die Woche 11 Minuten lang mit mentalen Bildern und stellte sich vor, sie würde die völlig unbeweglichen Handgelenkmuskeln beugen. Die zweite Hälfte, die Kontrollgruppe, machte gar nichts. Nach Ablauf des Monats wurde der Gips abgenommen; die Muskeln der Gruppenmitglieder, die imaginiert hatten, waren doppelt so stark wie die der Kontrollgruppe.6

Alle drei Muskelstudien zeigen, wie durch das mentale Üben nicht nur das Gehirn, sondern auch der Körper allein durch Gedankenkraft verändert werden kann. Anders ausgedrückt: Durch mentales Praktizieren sowie bewusstes und regelmäßiges Überprüfen der betreffenden Aktivität schauten die Körper der Probanden aus, als wären sie tatsächlich physisch aktiv gewesen – obwohl das nie der Fall war. Noch realer wurde die Erfahrung, sobald die emotionale Komponente dazukam, die Probanden sich also nicht nur ein mentales Bild vorstellten, sondern dabei die Übung im Kopf auch so hart wie möglich »trainierten«; damit wurden noch deutlichere Ergebnisse erzielt.

Bei der Studie mit den Klavierspielern sahen die Gehirne der Probanden aus, als ob die im Kopf vorgestellte Erfahrung bereits eingetreten wäre, weil sie ihr Gehirn auf diese Zukunft vorbereitet hatten. Auch bei den Muskeltraining-Studien veränderte sich der Körper der Studienteilnehmer, als hätten sie diese Realität bereits erfahren – einfach durch das mentale Training, nur mit Gedankenkraft.

 

Sie sehen also: Indem Sie morgens aufwachen und an die Leute denken, die Sie treffen, die Orte, zu denen Sie gehen, und die Dinge, die Sie laut Ihrem vollen Terminkalender erledigen müssen (also einen mentalen Probelauf praktizieren), und darüber hinaus eine intensive Emotion wie Leiden oder Unglücklichsein oder Frust verspüren – ähnlich wie die Probanden, die ihre Ellbogenmuskeln geistig dazu drängten, sich zu beugen, ohne sie wirklich zu bewegen –, konditionieren Sie Ihr Gehirn und Ihren Körper darauf, so auszuschauen, als wäre diese Zukunft bereits eingetreten.

Erfahrung bereichert das Gehirn und erzeugt eine Emotion, die dem Körper Signale schickt. Wenn man beständig eine innere Erfahrung kreiert, die genauso real wie eine äußere Erfahrung ist, verändern sich Gehirn und Körper allmählich – wie das auch bei jeder realen Erfahrung der Fall wäre.

Denken Sie beim Aufwachen an den vor Ihnen liegenden Tag, sieht das auf neurologischer, biologischer, chemischer und sogar genetischer Ebene (darauf gehe ich im nächsten Abschnitt ein) aus, als ob dieser Tag bereits geschehen wäre. Und genau das ist auch der Fall. Sobald Sie den Tag mit all seinen Aktivitäten tatsächlich angehen, wie in den beschriebenen Experimenten, verhält sich Ihr Körper von Natur aus automatisch so, wie es Ihren bewussten oder auch unbewussten Absichten entspricht. Machen Sie seit Jahren ständig das Gleiche, lassen sich die betreffenden Verschaltungen – ebenso wie alle anderen biologischen Abläufe – immer müheloser aktivieren, weil Sie nicht nur Ihre Biologie mental tagtäglich darauf vorbereiten, sondern auch regelmäßig die gleichen physischen Verhaltensweisen an den Tag legen, um diese Erfahrungen noch mehr in Gehirn und Körper zu verstärken. Dadurch fällt es immer leichter, ins Unbewusstsein zu verfallen, weil Sie auf der geistigen und körperlichen Ebene dauernd dieselben Gewohnheiten bestärken … und sich daran gewöhnen, sich gewohnheitsmäßig zu verhalten.

Die Gene verändern

Früher war man der Meinung, die Gene erzeugten Krankheiten und wir seien auf Gedeih und Verderb unserer DNA ausgeliefert. Starben viele Mitglieder einer Familie an Herzversagen, dann, so vermutete man, würden auch die Angehörigen höchstwahrscheinlich Herzprobleme bekommen. Doch inzwischen hat die Wissenschaft der Epigenetik aufgezeigt, dass es keineswegs die Gene sind, die Krankheit erzeugen, sondern die Umwelt, die unsere Gene darauf programmiert, Krankheiten auszulösen – und zwar nicht nur die Umwelt außerhalb des Körpers (beispielsweise Zigarettenrauch oder Pestizide), sondern auch die Umwelt im Körper: das äußere Zellmilieu.

Was meine ich mit der Umwelt im Körper? Wie bereits gesagt, sind Emotionen chemisches Feedback, die Endprodukte von im Außen gemachten Erfahrungen. Reagieren wir auf eine äußere Situation, die eine Emotion erzeugt, kann die daraus entstehende Chemie im Körper den Genen signalisieren, sich entweder einzuschalten (hochzuregulieren bzw. die Genexpression zu verstärken) oder abzuschalten (herunterzuregulieren bzw. die Genexpression abzuschwächen). Das Gen selbst verändert sich physisch nicht – die Genexpression bzw. der Genausdruck verändert sich, und das ist das Entscheidende, weil sich das auf unsere Gesundheit und unser Leben auswirkt. Obwohl also jemand eine genetische Veranlagung für eine bestimmte Krankheit hat, wird die Person diese Krankheit nicht unbedingt entwickeln und bleibt gesund, solange ihre Gene weiterhin Gesundheit und nicht die Krankheit »ausdrücken«.

Wir können uns den Körper als fein gestimmtes, Protein-produzierendes Instrument vorstellen. Jede einzelne Zelle (außer den roten Blutkörperchen) erzeugt Proteine, die für die physische Struktur und die physiologischen Funktionen des Körpers zuständig sind. Muskelzellen produzieren beispielsweise bestimmte Proteine, Aktin und Myosin, und Hautzellen produzieren die Proteine Kollagen und Elastin. Immunzellen stellen Antikörper her, Schilddrüsenzellen Thyroxin und Knochenmarkszellen Hämoglobin, manche Augenzellen Keratin und die Bauchspeicheldrüsenzellen Enzyme wie Protease, Lipase und Amylase. Es gibt nicht ein Organ bzw. System im Körper, das nicht von Proteinen abhängig ist bzw. Proteine produziert. Sie sind lebenswichtiger Bestandteil unseres Immunsystems, der Verdauung, der Zellreparatur und der Knochen- und Muskelstruktur. Worum auch immer es geht – Proteine sind daran beteiligt. Die Proteinexpression bzw. der Proteinausdruck ist demnach auf sehr reale Weise Ausdruck des Lebens und steht für körperliche Gesundheit.

Damit eine Zelle Protein herstellen kann, muss eine Genexpression stattfinden. Das ist die Aufgabe der Gene: die Proteinproduktion zu ermöglichen. Erreicht das Signal aus dem äußeren Zellmilieu die Zellmembran, wird die chemische Substanz von einem äußeren Rezeptor angenommen und gelangt zur DNA in der Zelle. Dann produziert ein Gen ein neues Protein, das dem Signal entspricht. Verändern sich die aus dem äußeren Zellmilieu kommenden Informationen nicht, stellt das Gen immer wieder das gleiche Protein her, und der Körper bleibt gleich. Mit der Zeit findet eine Herunterregulierung des Gens statt; entweder wird die gesunde Proteinexpression eingestellt oder es verschleißt, ähnlich wie wenn man eine Kopie von einer Kopie von einer Kopie macht, und es werden andere Proteine exprimiert.

Unterschiedliche Reize regulieren die Gene hoch oder herunter. Wir aktivieren erfahrungsabhängige Gene, beispielsweise wenn wir etwas Neues machen oder neue Informationen aufnehmen und lernen. Diese Gene sind dafür verantwortlich, Stammzellen zur Differenzierung anzuweisen, sodass sie sich in die gerade vom Körper benötigten Zelltypen verwandeln, um beschädigte Zellen zu ersetzen. Bei großem Stress bzw. großer Erregung oder veränderten Bewusstseinszuständen wie Träumen aktivieren wir verhaltensabhängige Gene; sie sind sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der Körper-Geist-Verbindung, denn sie verknüpfen Gedanken und Körper, sodass wir unsere körperliche Gesundheit durch bestimmte Verhaltensweisen (beispielsweise Meditation, Gebet oder soziale Rituale) beeinflussen können. Verändern sich Gene auf diese Weise – was manchmal in Minutenschnelle vor sich geht –, können diese veränderten Gene an die nächste Generation weitergegeben werden.

Durch andere Emotionen kann man also die Genexpression verändern (die einen ein-, andere abschalten), da der DNA neue chemische Signale geschickt werden, woraufhin die Gene angewiesen werden, andere Proteine zu produzieren – hoch- oder herunterzuregulieren –, um alle möglichen Bausteine zu erzeugen, welche die Struktur und Funktion des Körpers verändern können. War das Immunsystem beispielsweise zu lange den Stressemotionen ausgesetzt, sodass Gene aktiviert waren, die Entzündungen und Krankheiten hervorrufen, ist es möglich, neue Gene einzuschalten, die für Wachstum und Reparatur zuständig sind, und die alten, für die Krankheit verantwortlichen Gene abzuschalten. Gleichzeitig befolgen diese epigenetisch veränderten Gene neue Anweisungen, erzeugen neue Proteine und programmieren den Körper auf Wachstum, Reparatur und Heilung. So können Sie Ihren Körper erfolgreich auf einen neuen Geist konditionieren.

Wie zu Beginn des Kapitels gesagt, bedeutet das: Leben Sie tagaus, tagein mit denselben Emotionen, glaubt Ihr Körper, er sei denselben Umweltbedingungen ausgesetzt; diese Gefühle beeinflussen Sie und bringen Sie dazu, immer wieder dieselben Entscheidungen zu treffen, dieselben Gewohnheiten an den Tag zu legen, die wiederum zu den gleichen Erfahrungen führen, wodurch dieselben Emotionen immer wieder produziert werden. Infolge dieser automatisch ablaufenden, einprogrammierten Gewohnheiten sind Ihre Zellen ständig derselben chemischen Umgebung ausgesetzt (der Umwelt außerhalb des Körpers sowie dem äußeren Zellmilieu im Körper). Diese chemischen Stoffe senden immer wieder denselben Genen die gleichen Signale – und Sie sind festgefahren, denn wenn Sie gleichbleiben, bleibt auch Ihre Genexpression gleich. Jetzt steuern Sie auf Ihr genetisches Schicksal zu, denn aus der Umwelt werden keine neuen Informationen empfangen.

Doch was passiert, wenn sich Ihre Lebensumstände zum Besseren verändern? Sollte das nicht auch das chemische äußere Milieu Ihrer Zellen verändern?

Ja genau, das passiert, aber nicht immer. Weil Sie Ihren Körper jahrelang auf diesen Kreislauf aus Denken und Fühlen, Fühlen und Denken konditioniert haben, haben Sie auch, ohne es zu realisieren, Ihren Körper darauf konditioniert, nach diesen Emotionen süchtig zu sein. Einfach das äußere Umfeld zu verändern, beispielsweise durch einen neuen Job, überwindet die Sucht nicht unbedingt, so wie ein Drogensüchtiger seine Sucht ja auch nicht einfach dadurch loswird, dass er in der Lotterie gewinnt oder nach Hawaii zieht. Hat die Erfahrung erst einmal ihre Neuartigkeit verloren, kehren die meisten Menschen früher oder später aufgrund der Gedanken- und Gefühlsschleife wieder zu ihrer emotionalen Ausgangsverfassung zurück und der Körper meint, es sei dieselbe alte Erfahrung, die dieselben alten Emotionen erzeugt hat.

Waren Sie also mit Ihrer alten Arbeit unglücklich und haben eine neue Stelle gefunden, dann sind Sie vielleicht ein paar Wochen, womöglich sogar ein paar Monate lang glücklich. Doch indem Sie Ihren Körper jahrelang so konditioniert haben, dass er danach süchtig ist, sich unglücklich zu fühlen, werden Sie irgendwann zu dieser alten Emotion zurückkehren, weil Ihr Körper nach seiner chemisch-emotionalen »Droge« giert. Ihr äußeres Umfeld mag sich verändert haben, doch Ihr Körper wird immer eher seiner inneren Chemie als seinen äußeren Bedingungen glauben, und so bleibt er emotional in seinem alten Seinszustand eingesperrt, ist nach wie vor nach den alten Emotionen süchtig. Und das heißt nichts anderes, als dass Sie immer noch in der Vergangenheit leben. Weil sich die innere Chemie nicht verändert hat, können Sie auch keine veränderte Genexpression bewirken, um neue Proteine zu produzieren und die Struktur und Funktion Ihres Körpers zu verbessern; deshalb ändert sich auch weder Ihre Gesundheit noch Ihr Leben. Daher sage ich immer, Sie müssen über Ihre Gefühle hinausdenken, um wirkliche, dauerhafte Veränderungen zu bewirken.

Im Winter 2016 untersuchten mein Team und ich auf dem Advanced Workshop in Tacoma, Washington, die Auswirkungen höherer Emotionen auf die Immunfunktion. Am Beginn des Workshops und zum Abschluss vier Tage später nahmen wir Speichelproben von 117 Probanden und maßen den Gehalt an Immunglobin-A (IgA), einem Proteinmarker, der Hinweise auf die Stärke des Immunsystems gibt.

IgA ist eine unglaublich wirkungsvolle chemische Substanz und eines der wichtigsten Proteine für eine gesunde Immunfunktion und die Immunabwehr; es kämpft ständig gegen eine ganze Flut von Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Organismen, die ins innere Milieu des Körpers eindringen oder sich bereits eingenistet haben. IgA ist effektiver als jede Grippespritze oder sämtliche Booster für das Immunsystem. Ist es aktiviert, dient es als wichtigstes inneres Abwehrsystem des menschlichen Körpers. Steigt der Stresspegel (und damit der Spiegel der Stresshormone wie Cortisol), sinkt der IgA-Spiegel, und das schwächt die Genexpression des Immunsystems für die Produktion dieses Proteins.

Während unseres viertägigen Workshops baten wir die Studien-teilnehmer, dreimal täglich für 9–10 Minuten in einen Zustand höherer Emotionen wie Liebe, Freude, Inspiration oder Dankbarkeit zu wechseln. Wir fragten uns: Ist es durch höhere Emotionen möglich, das Immunsystem zu stärken? Oder anders gesagt: Können unsere Studierenden die Gene für IgA einfach durch das Wechseln in andere emotionale Verfassungen hochregulieren?

Die Ergebnisse waren verblüffend. Die durchschnittlichen IgA-Werte schossen um 49,5 Prozent in die Höhe. Der normale IgA-Wert liegt bei 37–87 Milligramm pro Deziliter (mg/dl); am Ende des Workshops wurden bei manchen Probanden 100 mg/dl gemessen.7 Unsere Probanden wiesen bedeutende, messbare epigenetische Veränderungen auf, und das ohne signifikante äußere Erfahrungen. Durch das Erlangen höherer emotionaler Zustände, nur für ein paar Tage, glaubte ihr Körper, er befände sich in einer neuen Umgebung, und so konnten sie neuen Genen neue Signale senden und ihre Genexpression verändern (in diesem Fall die Proteinexpression des Immunsystems, siehe Abbildung 2.4).


Abbildung 2.4

 

Mit dem Verweilen in höheren emotionalen Zuständen und dem Ändern der Energie können wir tatsächlich neue Gene hochregulieren, die neue gesunde Proteine produzieren, um die innere Immunabwehr zu stärken. Reduzieren wir die Überlebensemotionen, brauchen wir unser äußeres Abwehrsystem nicht mehr so sehr, und dadurch regulieren wir die Gene herunter, die für die Produktion von Stresshormonen zuständig sind (SIgA in der obigen Abbildung steht für Immunglobulin A im Speichel; Cortisol steht für Stresshormone. Beides wurde im Speichel gemessen).

Das heißt: Sie brauchen vielleicht weder eine Apotheke noch eine exogene Substanz, um sich selbst zu heilen; Sie verfügen über die innere Macht, innerhalb von wenigen Tagen die IgA-produzierenden Gene hochzuregulieren. Etwas so Einfaches wie das Wechseln in eine höhere emotionale Befindlichkeit wie Freude, Liebe, Inspiration oder Dankbarkeit für 5–10 Minuten am Tag kann signifikante epigenetische Veränderungen auf gesundheitlicher und körperlicher Ebene bewirken.