Werde übernatürlich

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Jetzt wird’s mystisch

Das Heilen aller möglichen physischen Beschwerden und Krankheiten ist vielleicht ein sehr beeindruckender, aber nicht der einzige Nutzen dieser Arbeit. In diesem Buch geht es auch um das Mystische, und deshalb möchte ich Ihnen einen Bereich der Realität erschließen, der genauso transformativ ist wie Heilen, aber auf einer tieferen, ganz anderen Ebene wirkt. Übernatürlich zu werden, kann auch mit einem höheren Selbstgewahrsein einhergehen: der Erkenntnis, wer Sie in dieser Welt sind – und in anderen Welten. Ich möchte dazu gerne ein paar Geschichten aus meinem eigenen Leben erzählen und damit veranschaulichen, was ich genau meine und was auch für Sie möglich ist.

An einem regnerischen Winterabend an der amerikanischen Nordwestküste des Pazifiks saß ich nach einem sehr langen Tag auf meiner Couch und lauschte den Windböen, die durch das Geäst der hohen Tannen draußen vor dem Fenstern strichen. Meine Kinder waren schon im Bett und schliefen tief; endlich hatte ich einen Augenblick für mich. Ich machte es mir bequem und überlegte, was ich am nächsten Tag alles zu erledigen hatte. Als ich mit dieser Liste im Kopf fertig war, war ich so erschöpft, dass ich nicht mehr denken konnte, und saß einfach still ein paar Minuten lang mit leerem Geist da. Während ich auf die tanzenden Schatten des Kaminfeuers an den Wänden schaute, wurde ich in einen Trancezustand versetzt. Mein Körper war müde, aber mein Geist war klar. Ich hatte aufgehört, zu denken und zu analysieren, starrte einfach in den Raum, war im gegenwärtigen Moment.

Mein Körper entspannte sich immer mehr; langsam und ganz bewusst ließ ich ihn einschlafen, hielt jedoch gleichzeitig meinen Geist bei wachem Bewusstsein. Ich fokussierte meine Aufmerksamkeit nicht auf irgendein Objekt im Zimmer, sondern behielt einen offenen Fokus bei. Dieses Spiel spielte ich oft mit mir selbst. Es gefiel mir, denn ab und zu, wenn alles zusammenkam, machte ich dabei tiefe transzendente Erfahrungen. Es ging sozusagen eine Art Tür zwischen Wachzustand, Schlaf und normalem Träumen auf, durch die ich schlüpfte und einen sehr luziden, mystischen Moment erlebte. Ich rief mir in Erinnerung, nichts zu erwarten, sondern einfach offen zu bleiben.

Nichts zu übereilen, nicht frustriert zu werden und nicht zu versuchen, etwas herbeizuführen oder zu bewirken, erfordert viel Geduld; es geht darum, langsam in diese andere Welt hinüberzugleiten.

An diesem Tag hatte ich einen Artikel über die Zirbeldrüse vollendet. Monatelang hatte ich die magischen Melatonin-Derivate erforscht, die dieses kleine alchemistische Zentrum in petto hat, und war überglücklich, die Welt der Wissenschaft mit der spirituellen Welt verknüpfen zu können. Seit Wochen dachte ich nur noch über die Aufgabe der Stoffwechselprodukte der Zirbeldrüse und ihre Rolle als mögliche Verbindung zu den mystischen Erfahrungen nach, die Eingeweihte in den meisten alten Kulturen auslösen konnten, beispielsweise die Visionen der indianischen Schamanen, die Samadhi-Erfahrung der Hindus und weitere ähnliche Rituale, die auf geänderten Bewusstseinszuständen beruhen. Manche Vorstellungen und Konzepte, die mir seit Jahren Kopfzerbrechen bereiteten, ergaben auf einmal einen Sinn, und ich fühlte mich dank dieser meiner Entdeckungen vollständiger. Ich dachte, ich wäre dem Verständnis der Brücke zu höheren Dimensionen von Raum und Zeit einen Schritt näher gekommen.

Alles, was ich gelernt hatte, verstärkte mein Gewahrsein der Möglichkeiten, die den Menschen offenstehen. Aber meine Neugierde war noch nicht befriedigt, ich wollte mehr lernen und war neugierig genug, mein Gewahrsein an die Stelle in meinem Kopf zu verlagern, wo sich die Zirbeldrüse befindet. Ganz nebenbei sagte ich in Gedanken zu der Drüse: »Wo bist du denn eigentlich?«

Ich verweilte mit meiner Aufmerksamkeit in dem Raum, den die Zirbeldrüse in meinem Kopf einnimmt, und ließ mich in die Schwärze treiben; plötzlich tauchte aus dem Nichts ein lebendiges Bild der Zirbeldrüse in meinem Kopf auf: ein dreidimensionaler runder Knubbel mit einer Öffnung, die wie in einem Krampf aufgerissen war und eine milchig-weiße Substanz absonderte. Dieses holografische Abbild war so intensiv, dass ich ganz geschockt war, aber ich war zu entspannt, um davon aufgeweckt zu werden oder darauf zu reagieren, also gab ich mich einfach hin und beobachtete. Es war so real, und ich wusste einfach: Was ich da vor mir sah, war meine eigene, winzige Zirbeldrüse.

Im nächsten Augenblick erschien direkt vor mir eine riesige Uhr; es war eine dieser altmodischen Taschenuhren mit Kette, und die Vision war unglaublich lebendig. Sobald ich meine Aufmerksamkeit auf die Uhr richtete, empfing ich sehr klare Informationen. Plötzlich wusste ich: Die Welt funktioniert nicht in der linearen Zeit, die, wie ich glaubte, aus einer festgelegten, klar umrissenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bestand; vielmehr passiert alles in einem ewigen gegenwärtigen Moment. Und in dieser unendlichen Zeit existieren unendliche Räume, Dimensionen bzw. mögliche Realitäten, die erfahren werden können.

Gehen wir davon aus, dass es nur einen einzigen ewigen Moment des Geschehens gibt, dann ist auch die Annahme sinnvoll, dass wir in dieser jetzigen Inkarnation keine Vergangenheit und schon gar keine vergangenen Leben haben. Und doch konnte ich jede Vergangenheit und jede Zukunft sehen. Es war wie beim Anschauen eines altmodischen Films mit unendlich vielen Einzelbildsequenzen: Sie stellten nicht einzelne Augenblicke dar, sondern Fenster zu unbegrenzten Möglichkeiten, die als Gerüst existierten und auf immer und ewig in alle Richtungen weiterliefen – ganz ähnlich, wie wenn man in zwei sich gegenüberstehende Spiegel blickt und sich darin unendliche Räume bzw. Dimensionen in beide Richtungen spiegeln.

Zum besseren Verständnis können Sie sich vorstellen, dass sich diese unendlichen Dimensionen vor und hinter Ihnen, ober- und unterhalb, rechts und links von Ihnen erstrecken. Und jede einzelne dieser unendlichen Möglichkeiten existierte bereits. Ich wusste: Würde ich meine Aufmerksamkeit auf eine beliebige dieser Möglichkeiten richten, würde ich diese Realität wirklich erleben.

Und ich erkannte auch: Ich war von nichts getrennt. Ich war eins mit allem und jedem, mit jedem Ort und jeder Zeit. Ich kann das nur als das allervertrauteste unvertraute Gefühl beschreiben, das ich jemals im Leben empfand.

Bald verstand ich, was mir da gezeigt wurde: Die Zirbeldrüse dient als »Dimensions-Uhr«, die wir auf jede Zeit einstellen können, sobald sie erst einmal aktiviert ist. Als ich sah, wie sich die Zeiger der Uhr vor- oder rückwärts bewegten, verstand ich, dass in einem bestimmten Raum eine Realität bzw. Dimension erfahren werden kann, wie wenn man eine Zeitmaschine auf die Reise in eine bestimmte Zeit schickt. Diese unglaubliche Vision zeigte mir, dass die Zirbeldrüse wie eine kosmische Antenne die Fähigkeit besitzt, sich auf Informationen jenseits unserer physischen Sinne einzustellen und uns mit anderen Realitäten zu verbinden, die bereits im ewigen Moment existieren. Die Informationen, die ich empfing, schienen unendlich zu sein; die Größe und das Ausmaß dieser Erfahrung kann mit Worten nicht beschrieben werden.

Wie ich gleichzeitig mein vergangenes und mein zukünftiges Ich erlebte

Die Zeiger der Uhr bewegten sich rückwärts in eine vergangene Zeit und erweckten eine Dimension in Raum und Zeit zum Leben. Plötzlich befand ich mich in einer für mich relevanten Realität – doch erstaunlicherweise passierte dieser vergangene Moment im gegenwärtigen Moment, als ich auf dem Sofa im Wohnzimmer saß. Als Nächstes wurde mir bewusst, dass ich mich in jener spezifischen Zeit in einem physischen Raum befand. Ich beobachtete mich als kleines Kind – während ich gleichzeitig als Erwachsener auf der Couch saß. Diese kindliche Version meiner selbst war ungefähr sieben Jahre alt und hatte hohes Fieber. Ich erinnerte mich, wie gerne ich in diesem Alter Fieber hatte, denn dann konnte ich ganz tief in mich hineingehen und hatte diese abstrakten Träume und Visionen, die oft mit dem durch erhöhte Körpertemperaturen ausgelösten Delirium einhergehen. Ich lag also in meinem Zimmer im Bett, die Bettdecke bis zur Nase hochgezogen, und meine Mutter hatte gerade das Zimmer verlassen. Ich war froh, allein zu sein.

Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, tat ich aus einem inneren, automatischen Impuls heraus genau das, was ich als Erwachsener in meinem Wohnzimmer gemacht hatte: Ich entspannte mich körperlich immer mehr, verharrte irgendwo zwischen Schlafen und Wachsein und verweilte präsent in Erwartung dessen, was in mir emporsteigen würde. Bis zu diesem Moment hatte ich in meinem gegenwärtigen Leben diese Kindheitserfahrung komplett vergessen, doch als ich sie nun erneut durchlebte, sah ich mich mitten in einem luziden, bewussten Traum und verstand potenzielle Realitäten als so etwas wie Felder auf einem Schachbrett.

Ich beobachtete mich als kleinen Jungen und war tief bewegt von seinem Versuch, das zu verstehen. Ich fragte mich, wie er in diesem Alter solche komplizierten Konzepte begreifen konnte. Während ich ihn beobachtete, verliebte ich mich in diesen kleinen Kerl – und sobald ich mich auf diese Emotion einließ, fühlte ich mich gleichzeitig mit diesem Zeitpunkt und dem Moment in meiner gegenwärtigen Zeit im Bundesstaat Washington verbunden. Ich wusste in meinem Innersten, dass das, was ich damals machte, und das, was ich jetzt gerade tat, gleichzeitig passierte und dass beide Augenblicke stark miteinander in Verbindung standen. In diesem Bruchteil einer Sekunde zog die Liebe, die ich – als mein derzeitiges Ich – für diesen kleinen Jungen empfand, ihn in die Zukunft, die ich jetzt lebte.

 

Dann wurde alles noch seltsamer. Die Szene verblasste, und die Uhr tauchte wieder auf. Ich wurde mir bewusst, dass die Uhrzeiger auch nach vorne wandern konnten. Staunend und furchtlos sah ich zu, wie sich die Uhrzeiger in Richtung Zukunft bewegten.

Im nächsten Moment stand ich in der kalten Nacht barfuß in meinem Hinterhof in Washington. Die genaue Uhrzeit festzulegen ist schwierig; es war dieselbe Nacht, die ich in meinem Wohnzimmer verbrachte, aber dieses Ich da draußen war das Ich aus der Zukunft jenes Jetzt. Wieder fehlen mir die Worte; ich kann diese Erfahrung nur so erklären: Die zukünftige Persönlichkeit namens Joe Dispenza hatte sich enorm verändert. Ich hatte mich enorm weiterentwickelt, und ich fühlte mich unglaublich – ja, euphorisch.

Ich hatte ein so starkes Gewahrsein – oder sollte ich sagen: als diese Person bin ich so bewusst; damit meine ich überbewusst, als wären alle meine Sinne um 100 Prozent geschärft. Ich sah, berührte und fühlte, roch, schmeckte und hörte alles verstärkt. Meine Sinne waren so geschärft, dass ich alles um mich herum sehr bewusst und aufmerksam wahrnahm, um diesen Augenblick voll und ganz zu erfahren. Durch dieses so dramatisch gesteigerte Gewahrsein erhöhten sich sowohl mein Bewusstsein als auch meine Energie gleichermaßen. Ich war voll von dieser intensiven Energie und war mir all dessen, was ich mit den Sinnen aufnahm, viel bewusster.

Ich kann dieses Gefühl nur als beständige, unerschütterliche, hoch organisierte Energie beschreiben; es hatte nichts mit den chemisch ausgelösten Emotionen zu tun, die wir als Menschen normalerweise fühlen. In diesem Moment konnte ich diese normalen menschlichen Emotionen gar nicht spüren; ich hatte mich über sie hinausentwickelt. Doch ich verspürte Liebe, allerdings eine höhere Form von Liebe, keine chemisch-emotionale, sondern eine elektrische Liebe. Ich hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen, leidenschaftlich in das Leben verliebt zu sein. Es war eine unglaublich reine Freude.

Mitten im Winter lief ich barfuß und ohne Jacke in meinem Hinterhof herum, doch ich nahm dieses Gefühl der Kälte so bewusst wahr, dass es mir intensive Freude bereitete. Ich wertete die Eiseskälte des Erdbodens unter meinen Füßen nicht; ich liebte es, mit den Füßen das gefrorene Gras auf dem Boden zu berühren, und fühlte mich sehr stark mit dem Gefühl und dem Gras verbunden. Mir war klar: Durch die typischen Gedanken und Urteile über Kälte und Frieren würde ich Polarität erzeugen und empfinden und die Energie, die ich erlebte, aufspalten. Durch das Bewerten würde ich das Gefühl der Ganzheit verlieren. Das unglaubliche Gefühl der Energie in meinem Körper war so viel größer als die äußeren Umweltbedingungen (die Kälte). Dadurch konnte ich die Kälte ganz mühelos mit großer Begeisterung annehmen. Das war einfach das Leben! Und es war ein solches Vergnügen und eine solche Freude, dass ich mir wünschte, dieser Augenblick würde nie enden und ewig währen.

Diese höhere Version meiner selbst ging mit Stärke und innerem Wissen umher. Ich fühlte mich sehr stark und ruhig, gleichzeitig voll überströmender Lebensfreude und Liebe zum Leben. Ich lief durch meinen Garten und spazierte absichtlich auf den herumliegenden, riesigen Basaltsäulen, die übereinandergestapelt waren wie riesige Treppenstufen, auf denen man um die Feuerstelle herumsitzen konnte. Ich liebte es, barfuß auf diesen Riesensteinen zu gehen, und hatte wahre Ehrfurcht vor ihrer großartigen Pracht. Auf meinem Weg kam ich an einen Brunnen, den ich gebaut hatte, und lächelte in Erinnerung daran, wie mein Bruder und ich dieses Wunderwerk erschaffen hatten.

Plötzlich sah ich eine winzige Frau in einem strahlend weißen Gewand; sie war höchstens 60 Zentimeter groß und stand etwas hinter dem Brunnen, zusammen mit einer anderen, normal großen Frau, die ähnlich gekleidet war und ebenso viel Licht ausstrahlte. Diese zweite Frau beobachtete das Ganze aus dem Hintergrund; sie schien die Beschützerin der winzigen Frau zu sein.

Als ich die kleine Frau anschaute, wandte sie sich zu mir und schaute mir in die Augen. Ich verspürte noch mehr Liebe, sie schien mir diese Liebesenergie zuzusenden. Selbst als diese hoch entwickelte Version meiner selbst hatte ich niemals zuvor so etwas empfunden. Die Gefühle der Ganzheit und Liebe verstärkten sich exponentiell, und ich dachte: »Wow, kann Liebe sogar noch stärker sein als die, die ich gerade erst empfunden habe?« Es hatte überhaupt nichts mit romantischer Liebe zu tun; es war eher so eine beschwingte, elektrisierende Energie, die in mir zum Leben erwachte. Die Frau bestätigte mir, dass in mir tatsächlich noch mehr Liebe vorhanden war. Ich wusste auch, dass sie höher entwickelt war als ich. Als ich dieses elektrisierende Gefühl verspürte, schickte es mir die Botschaft, zum Küchenfenster zu schauen, und sofort erinnerte ich mich, warum ich dort war.

Ich drehte mich um und schaute zur Küche, wo mein derzeitiges Ich ein paar Stunden, bevor ich mich auf die Couch setzte und mich entspannte, mit dem Geschirrspülen beschäftigt war. Ich, der ich im Hinterhof stand, lächelte. Ich liebte ihn so sehr. Ich sah seine Aufrichtigkeit, seine Kämpfe, seine Leidenschaft. Ich sah seine Liebe; ich sah, dass er wie immer ständig im Kopf versuchte, Konzepte sinnvoll zusammenzuführen. Und ich warf unter anderem auch einen Blick in seine Zukunft. Wie ein guter Vater oder eine gute Mutter war ich stolz auf ihn und voller Bewunderung für die Person, die er in diesem Moment war. Während ich ihn beobachtete und spürte, wie diese intensive Energie in mir anwuchs, hörte er plötzlich mit dem Geschirrspülen auf, schaute aus dem Fenster und ließ den Blick in den Hinterhof wandern.

Ich, als mein zukünftiges Ich, konnte mich an diesen Moment als mein gegenwärtiges Ich erinnern und wusste auch noch, dass ich tatsächlich innegehalten und nach draußen geschaut hatte, weil in mir spontan ein Gefühl der Liebe aufstieg und ich spürte, dass ich von draußen beobachtet wurde bzw. dass da jemand war. Wie ich auch erinnerte, hatte ich mich vorgelehnt, damit mich die Küchenlampe von oben nicht so im Fenster blendete, und spähte minutenlang in die Dunkelheit, bevor ich mich erneut dem Geschirr im Spülbecken zuwandte. Mein zukünftiges Ich machte mit meinem gegenwärtigen Ich das Gleiche, was die schöne, strahlende Frau nur wenige Augenblicke vorher für mich getan hatte. Jetzt verstand ich, warum sie hier war.

Und wie beim Betrachten des Kindes in der vorherigen Szene verband mich die Liebe meines zukünftigen Ichs zu meinem gegenwärtigen Ich erneut mit meinem zukünftigen Ich. Da war mein zukünftiges Ich und rief mein gegenwärtiges Ich in diese Zukunft, und dieses Band wurde durch die Liebe ermöglicht. Die höher entwickelte Version meiner selbst wusste so viel. Das Paradoxe daran ist: Das alles bin ich, der gleichzeitig lebt. Es gibt in Wirklichkeit unendlich viele meiner Ichs – nicht nur dieses eine in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Im Reich des Unendlichen gibt es noch viel mehr potenzielle Ichs, und es gibt nicht nur eine Unendlichkeit, sondern viele Unendlichkeiten. Und all das geschieht im ewigen Jetzt.

Als ich in die uns vertraute physische Realität auf der Couch zurückkehrte, die – verglichen mit der Welt der anderen Dimensionen, in der ich mich gerade aufgehalten hatte – ziemlich blass wirkte, war mein erster Gedanke: »Wow, wie begrenzt doch meine Sicht der Realität ist!« Die reiche innere Erfahrung verlieh mir große Klarheit und ließ mich erkennen, dass meine Überzeugungen – also was ich über das Leben, Gott, mich selbst, Zeit und Raum und die möglichen Erfahrungen in diesem Reich des Unendlichen zu wissen meinte – sehr beschränkt waren, und bis zu diesem Moment war mir das nicht einmal klar gewesen. Ich war wie ein kleines Kind, welches das Ausmaß dessen, was wir Realität nennen, kaum begreifen kann. Und zum ersten Mal in meinem Leben verstand ich, was der Ausdruck »das Unbekannte« bedeutet, und es jagte mir weder Angst noch Furcht ein. Und ich wusste, ich würde nie wieder derselbe sein.

Sie können sicherlich nachvollziehen, dass einem die Familie und die Freunde eine durcheinandergeratene Gehirnchemie unterstellen könnten, wenn man ihnen ein solches Ereignis erklären will. Ich zögerte, mit irgendjemandem darüber zu sprechen, denn mir fehlten die passenden beschreibenden Worte, und ich wollte dadurch auch nicht womöglich wie durch einen Fluch eine erneute Erfahrung verhindern. Monatelang war ich damit beschäftigt, den Prozess, der eventuell zu dieser Erfahrung geführt hatte, immer wieder durchzugehen. Auch das Konzept der Zeit faszinierte mich; ich konnte gar nicht aufhören, darüber nachzudenken. Abgesehen von dem Paradigmenwechsel im Hinblick auf den ewigen Moment in der Zeit fand ich noch etwas anderes heraus: Wie ich nach diesem transzendentalen Erlebnis jener Nacht feststellte, waren gerade einmal zehn Minuten vergangen, bis ich in die dreidimensionale Welt zurückkehrte. Ich hatte gerade zwei ausgedehnte Ereignisse durchlebt – was eigentlich viel länger hätte dauern sollen. Diese Zeitdilatation schürte mein Interesse zusätzlich, und so wollte ich noch mehr Energie darauf verwenden, herauszufinden, was mir da passiert war. Ich hoffte auf eine Wiederholung des Erlebten, sobald ich das Ganze besser verstehen würde.

Noch Tage nach dieser wichtigen Nacht war das Zentrum in meiner Brust elektrisch so aufgeladen wie in dem Moment, als die schöne winzige Frau etwas in mir aktivierte. Immer wieder dachte ich: »Wie kann dieses Gefühl nach wie vor in mir vorhanden sein, wenn nicht tatsächlich etwas Reales passiert ist?« Indem ich meine Aufmerksamkeit auf dieses Zentrum richtete, dehnte sich das Gefühl aus. Verständlicherweise war ich in dieser Zeit nicht besonders an sozialen Kontakten interessiert, denn die Menschen und Umstände der Außenwelt lenkten mich von diesem besonderen Gefühl im Innern ab, sodass es weniger wurde. Mit der Zeit verschwand es ganz, aber ich dachte ständig darüber nach, dass es immer noch mehr Liebe zu erleben gibt und dass die Energie, die ich in diesen Dimensionen an- und aufgenommen hatte, nach wie vor in mir lebendig war. Ich wollte sie erneut aktivieren, wusste aber nicht wie.

Lange Zeit versuchte ich immer wieder, diese Erfahrung zu wiederholen, doch nichts geschah. Wie ich inzwischen erkannt habe, ist die Erwartung des gleichen Ergebnisses, zusammen mit dem frustrierenden Versuch, es herbeizuzwingen, die schlimmste Kombination überhaupt, wenn man eine weitere mystische Erfahrung (oder sonst etwas) kreieren möchte. Ich verlor mich in meiner persönlichen Analyse, versuchte herauszufinden, wie das passiert war und wie ich es erneut erleben könnte. Ich beschloss, es mit ein paar neuen Ansätzen zu probieren, und entschied mich, den Versuch nicht abends zu unternehmen, sondern frühmorgens aufzuwachen und zu meditieren. Zwischen ein und vier Uhr morgens ist der Melatoninspiegel am höchsten, und die mystischen chemischen Stoffwechselprodukte des Melatonins sind genau die Substanzen, die eine luzide Erfahrung erzeugen. Deshalb wollte ich die innere Arbeit nun jeden Morgen um vier Uhr praktizieren.

Bevor ich erzähle, was als Nächstes passierte, möchte ich vorausschicken, dass das eine ungewöhnlich schwierige Zeit in meinem Leben war. Ich fragte mich, ob es für mich die Mühe wert war, weiterhin zu lehren, und musste eine Entscheidung treffen. Nachdem im Jahr 2004 der Dokumentarfilm »What the Bleep Do We Know!?« herausgekommen war, war mein Leben ziemlich chaotisch geworden, und ich überlegte, ob es nicht besser für mich wäre, mich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und ein einfacheres Leben zu führen. Einfach zu verschwinden, schien so viel leichter zu sein.