Der Kessel der Götter

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Ähnliche Probleme gibt es bei keltischen Ausgrabungen. In den meisten Gräbern können Horn, Leder, Holz und Textilien nur nachgewiesen werden, wenn sie so nah bei Bronzegegenständen lagen, dass die Toxine die organischen Materialien konserviert haben. In manchen Fällen kann das zu interessanten Fehlern führen. Ein keltisches Gräberfeld bei Mühlacker wies zwei Gräberarten auf, eine von ihnen mit einigem Reichtum ausgestattet, die andere eher ärmlich. Als Konsequenz nahmen die ersten Archäologen an, es habe sich hier um eine Zwei-Klassen-Gesellschaft mit unterschiedlichen Begräbnisriten gehandelt. Heute weiß man, dass es sich bei den beiden „Klassen” auf dem Mühlacker-Friedhof ganz einfach um Männer und Frauen gehandelt hat, wobei die Frauen, die mehr Schätze bei sich hatten, die „Oberschicht” bildeten. In den „Fürstengräbern” von Ha D ist es umgekehrt. Die Mehrzahl der Bestatteten ist männlich, und das gilt nicht nur für zentrale Gräber, sondern auch für zahllose Menschen, die später begraben wurden. Ein „Fürstengrab” war in der Regel eine größere Angelegenheit. Es gibt nicht allzuviele von ihnen, und die meisten wurden zum einen oder anderen Zeitpunkt geplündert. In den meisten Fällen handelt es sich um riesige Hügel mit einer Zentralkammer aus Eichenholz, umgeben von Steinwänden. Gelegentlich waren diese Grabkammern üppig mit Textilien ausgekleidet. Die Grabbeigaben sind eindrucksvoll und gehen weit über den Bedarf der verstorbenen Person hinaus.

Hier bekommen wir einen Einblick in die Vorstellungen des Ha-D-Adels vom Leben nach dem Tod. Für gewöhnlich wurde der Verstorbene reich gekleidet und mit allen möglichen Statussymbolen versehen. Gold rangiert hier an erster Stelle. Da die meisten Kelten keinen direkten Zugang zu Gold hatten, mussten sie es importieren. Goldene Schüsseln waren ein besonders populärer Erwerbsartikel, da man sie in Streifen schneiden und diese jeweils zu goldenen Halsreifen (Torques) verarbeiten konnte. Viele Adlige trugen im Grab Torques; ob sie sie auch im täglichen Leben trugen, ist eine andere Frage, da viele dieser Goldgegenstände zu fragil waren, um einen täglichen Gebrauch zu überstehen.


Anthropomorphe Figuren (Götter?) der westlichen Hallstattkultur

Oben links: Stele von Ebrach, Bayern, Höhe 1,03 m. Trägt die Figur eine Kapuze oder eine Totenmaske?

Oben rechts: Stele von Breuberg, Hessen, Höhe des Fragments 0,45 m. Eine weitere Totenmaske?

Mitte: Quarzfelsplatte, auf der eine Gestalt und eine Axt zu sehen sind, Sietschen, Graubünden, Höhe 1,8 m.

Unten links: Statue von Hirschlanden, Baden-Württemberg, Höhe 1,5 m. Der Krieger trägt ein Schwert und etwas, was möglicherweise ein Hut aus Birkenrinde ist. Der grobe Penis könnte später hinzugefügt worden sein.

Unten Mitte: Stele von Tübingen-Kilchberg, Fragment, Baden-Württemberg, oben auf einem Grabhügel stehend gefunden.

Unten rechts: Statue von Holzgerlingen, Baden-Württemberg, Höhe inklusive „Hörner“ 2,3 m, hier mit Hörnern abgebildet. Die Statue ist janusköpfig, d. h. ein Gesicht und ein Arm zeigen jeweils nach vorne bzw. nach hinten.

Der Fürst von Hochdorf beispielsweise trug nicht nur einen goldenen Torque, sondern auch Schuhe mit goldenen Auflagen und Ornamenten. So ein Schuh wäre nach zwei Schritten auseinandergefallen, und die goldenen Fibeln (Sicherheitsnadeln) hätten seinen Mantel nicht zusammenhalten können. Es handelte sich um einen Triumph der Goldschmiedekunst: Goldene Zierfolie, die nur einen Zehntelmillimeter dick war! In Hochdorf errichteten die Goldschmiede ihre Werkstätten in unmittelbarer Nähe der Grabhügel und stellten Objekte speziell für die Toten her. Selbst solche Gegenstände wie ein Ritualdolch wurden in papierdünne Goldfolie gewickelt, und nachdem die Arbeit getan war, wurde die Werkstatt niedergebrannt.

Dank solcher Bräuche wissen wir, dass man davon ausging, dass die Toten ein Nachleben hatten, in dem sie repräsentieren mussten. Der Tote sollte noch goldener, glorreicher und strahlender als zu Lebzeiten erscheinen. Ein weiterer Gegenstand im Hochdorfgrab ist ein massiver Kessel griechischen Ursprungs, der etwa 300 Liter Honigmet enthielt, neun Trinkhörner (eins aus Eisen, acht von Aurochsen) und neun Bronzeplatten. Trinkgefässe gehören zur regulären Ausstattung von Fürstengräbern; ebenso große Mengen an Nahrung. Schweine oder Teile davon waren so beliebt als Grabbeigaben, dass später in der inselkeltischen Literatur (s. „Das Mabinogion”, vierter Zweig) Schweine mit der Anderswelt in Verbindung gebracht wurden. Der Umfang an Geschirr für ein Festmahl geht weit über den persönlichen Bedarf hinaus und lässt vermuten, dass im Reich der Toten wichtige gesellschaftliche Anlässe und hemmungslose Besäufnisse an der Tagesordnung waren. Auch fischen und jagen konnte man in der Anderswelt, der Fürst von Hochdorf hatte Utensilien für beides bei sich.

Das Hochdorfgrab ist insofern eine Ausnahme, als dass es nie geplündert wurde. In den meisten anderen großen keltischen Grabhügeln waren die Zentralkammern schwer versehrt. Was bleibt, sind die zahllosen Gräber in den Seitenteilen der Hügel. Es ist möglich, dass ganze Dynastien in diese Hügel wanderten. Ein Hügel, der, sagen wir mal, hundert Leichname aufnehmen soll, muss notwendigerweise eine große Angelegenheit sein. Die Aufschüttung des Magdalenenbergs kann dank der Dendrochronologie datiert werden. Der Magdalenenberg besteht aus etwa 45.000 Kubikmetern Erde, die über 18 Jahre hinweg zusammengetragen wurde. Wenn man von diesen Schätzungen ausgeht, kann man extrapolieren, dass die Errichtung des Hohmichele-Hügels mit seinen 30.000 Kubikmetern rund 12 Jahre gedauert hat, und so weiter. Natürlich sind solche Schätzungen spekulativ. Am Rand des Schwarzwalds (am Magdalenenberg) erlaubt es das Klima nur sieben Monate im Jahr mit Aufschüttungsarbeiten zu verbringen. Näher an der Donau sind die Temperaturen freundlicher, und die armen Kerle konnten das ganze Jahr durch schuften. Kleinere Hügel wurden wahrscheinlich in ein bis zwei Jahren fertiggestellt.

Oben auf den Fürstengräbern wurde gelegentlich ein Steinpfeiler aufgestellt. Diese haben nur in einigen Fällen überlebt – wie beispielsweise die Figur von Hirschlanden, die Stele von Breuberg und die Statuen vom Glauberg, aber es gibt auch noch ältere Berichte, die von der Existenz anthropomorpher Steinpfeiler sprechen. Die Figuren und Stelen zeigten oft eine Art Totenmaske und seltsam geformte Hände. Üblicherweise sind die Arme über der Brust gekreuzt, und manchmal haben die Figuren starke, übergroße Beine, die den Torso stützen. Dass eine sehr ähnliche Statue der Picener-Kultur in Norditalien ausgegraben wurde, mag etwas über die Handelsrouten und Kontakte zu verschiedenen norditalienischen Kulturen aussagen.

Frauengräber findet man ebenfalls in den großen Hügeln. In der Regel wirken sie weniger gut ausgestattet, aber es kann gut sein, dass viele darin enthaltene Reichtümer im Laufe der Jahre verrottet sind. Gold ist ziemlich selten, ebenso Importgüter aus dem Mittelmeerraum, abgesehen von Glasperlen und Korallenhalsbändern. Vier besonders reich ausgestattete Frauengräber wurden entdeckt, zwei von ihnen enthielten Streitwägen, ein drittes die Überreste eines Pferdegeschirrs, also gab es dort vielleicht auch einmal einen Streitwagen. Über hundert Streitwagen (bzw. Überreste von ihnen) wurden in Gräbern der Hallstattzeit gefunden, einige von ihnen komplett ohne Metallteile gebaut. Es mag noch mehr davon gegeben haben. Da diese Streitwagen offensichtlich zum Gebrauch bestimmt waren und häufig eine Art Thronsitz gehabt zu haben scheinen, stellt sich uns die interessante Frage, ob solche Streitwägen vielleicht bei zeremoniellen Anlässen benutzt wurden und ob die Toten vielleicht zeremoniell herumgefahren wurden, bevor man sie begrub.

Ein Zeichen von hohem Status scheinen auch breite Tonnenarmreifen gewesen zu sein. Sie wurden aus einem Stück hergestellt: Die Frau, die sie trug, legte sie im späten Kindesalter an und nahm sie dann nicht mehr ab (das gleiche scheint für einige Halsreifen der Hallstattzeit gegolten zu haben). Da sie von eindrucksvoller Größe waren, wäre alltägliche Arbeit damit nur schwer zu verrichten gewesen, daher wird davon ausgegangen, dass Damen, die solche Gegenstände trugen, sich vermutlich nicht die Hände schmutzig machen mussten.

Zwei dieser Damen waren so dick, dass ihre Knochen nicht in der geraden Stellung liegenblieben, wie man sie in normalen Gräbern vorfindet – eine hatte einen Taillenumfang von 1,20 m, wie man an ihrem Gürtel sehen konnte (ein edler, 9 cm breiter Gegenstand, geschmückt mit ungefähr 7.000 winzigen Bronzeornamenten). Dieses Grab ist ohnehin interessant, da es sich um eins der seltenen Doppelbegräbnisse handelt: Oberhalb der Kammer der Dame wurde die sehr viel dünnere Leiche einer Frau gefunden, die nur einige Stücke billigen Schmuck trug. Könnte es sich dabei um die Zofe oder Sklavin der wohlhabenden Dame gehandelt haben, die weiter unten begraben war?

In der Hallstattzeit waren die eindrucksvollsten und am reichsten ausgestatteten Gräber die von Männern. Allerdings nur in Bezug auf Reichtümer, die dem Zahn der Zeit widerstehen.

Wir wissen nicht, ob Frauengräber nicht vielleicht vergänglichere Reichtümer enthalten haben, wie beispielsweise teure Kleidung, Holzschnitzereien und dergleichen. Manche Reichtümer haben auch eher spirituellen als materiellen Wert, und wenn ein sakrales Objekt nun zufällig aus Holz besteht, ist es unwahrscheinlich, dass es die Jahrhunderte überdauert. Man darf nicht vergessen, dass es sehr schwer ist, auf das tägliche Leben der Leute zu schliessen, wenn einem nur Grabbeigaben zu Verfügung stehen. Es ist beispielsweise keineswegs sicher, dass der Reichtum im Inneren eines Grabes tatsächlich auch zu Lebzeiten der betreffenden Person gehörte oder von ihr im Alltag getragen wurde.

 

Die wenigen Kindergräber der Hallstattzeit enthalten Schmuck, der zu groß für sie ist und den sie erst hätten tragen können, wenn sie erwachsen geworden wären. Das regt zu einer weiteren interessanten Idee an: Kinder können in der Anderswelt erwachsen werden. Bitte denk einen Moment lang darüber nach. Kinder, die ein reguläres Begräbnis erhielten, hatten oft Talismane bei sich. Vielleicht glaubte man, dass sie einen besonderen Schutz auf dem Weg benötigen.

Das gleiche gilt für junge Frauen, die gelegentlich auf der Seite liegen oder auf dem Bauch – manchen von ihnen fehlten Knochen, oder sie waren seltsam arrangiert. Das sieht so aus wie bei den Fällen, in denen man gefährliche Personen auf bizarre Weise bestattet, um sie daran zu hindern, zurückzukommen. Kandidaten für solche Begräbnisriten waren auch Verbrecher und Selbstmörder, vor allem aber Personen, die zur Unzeit oder auf unschöne Weise gestorben waren.

Vielleicht waren diese Frauen bei der Geburt eines Kindes oder bei irgendeiner gefährlichen oder Unglück verheißenden Gelegenheit verstorben, so zu einer Bedrohung für die Lebenden geworden und erhielten daher ein ungewöhnliches Begräbnis. Allerdings findet man nur selten junge Frauen in Gräbern, aber noch seltener sind Jugendliche oder Heranwachsende. Waren sie unwichtig, oder wurden sie nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft betrachtet? Noch schwieriger wird es, wenn es um Kinder geht. Manche Kinder wurden in den Siedlungen begraben, und einige ausgewählte fand man sogar in den großen Grabhügeln. Oft tragen sie viele Amulette bei sich. Zu welchem Zweck? Warteten Gefahren auf sie auf dem Weg in die Unter- oder Anderswelt? Andererseits könnte man fragen, ob auch die Erwachsenen Amulette oder magische Objekte bei sich trugen?

Die Antwort ist nicht einfach. Amulette als solche sind selten in Gräbern, aber es ist durchaus möglich, dass manche ornamentale Gegenstände ähnliche Funktionen hatten. Viele Fibeln haben ein besonderes Aussehen, bei dem man sich die Frage stellt, ob sie vielleicht eine sakrale oder symbolische Bedeutung hatten. Das gleiche gilt für Bernstein, der gelegentlich direkt an dem Ort, wo das Begräbnis stattfand, zu Schmuck verarbeitet wurde. Wurde Bernstein auch von den Lebenden getragen, oder war er exklusiv Begräbnisriten vorbehalten? Mehr über Talismane und ungewöhnliche Begräbnisarten findet sich im nächsten Kapitel.


Große Gräber mit Mehrfachbegräbnissen aus der Hallstattzeit

1. Magdalenenberg, Villingen-Schwennigen, Baden-Württemberg, Deutschland, Durchmesser 102 m, Zentralkammer in einem polygonalen Steintumulus plus 126 Nachbegräbnisse, nach Spindler

2. Dautmergen, Baden-Württemberg; die Zentralkammer enthielt einen Mann und eine Frau, sieben Nachbegräbnisse in der Peripherie, 6. Jh. vor unserer Zeit Der Hügel war umgeben von einem Kreis aus Pfosten und einem Graben, nach Reim.

3. Breisach-Oberrimsingen, Baden-Württemberg, Zentralkammer plus 21 Nachbegräbnisse, von Ha D bis LA 1. Schwarze Punkte zeigen Töpferwaren, die nagelförmigen Symbole sind die Leichen und verdeutlichen die Lage der Köpfe. Der Hügel war ursprünglich gekrönt von einer Stein-Stele oder Figur, die 1930 gewaltsam entfernt und zerstört wurde. Nach Wamser und Bittel.

4. Glauberg, Hessen, Deutschland, späte Hallstattzeit oder früher La Tène-Hügel mit zwei Gräbern und einer quadratischen Grube im Zentrum, angeordnet in einem System aus komplizierten Gräben. Eine „Prozessionsstraße“ 350 m lang, die vom Tal aus zwischen den Gräben hindurch zum Hügel führt. In der Nähe des Hügels befand sich ein kleines, quadratisches Gebäude (ein Schrein?). Punkte symbolisieren große Pfosten, x den Ort, wo die Statue in einer Grube gefunden wurde, die 1 im linken Graben den Ort, an dem eine alte Frau und ein Kind begraben waren. Teilweise ausgegraben, nach Schmid.

Die edle Dame, die oben erwähnt wurde, und die dünnere Frau, die sie auf dem Weg in die Anderswelt begleitete, wirft die Frage nach Doppelbegräbnissen auf. Eine Anzahl von ihnen tritt in der Hallstattzeit auf, was die Frage aufwirft, warum eine Person eine andere in die hohlen Hügel hinein begleiten sollte. Es wäre trügerisch einfach, indische Traditionen als Erklärungshilfe zu verwenden und zu behaupten, es habe vielleicht etwas wie die Sati, das Witwenopfer, gegeben, oder das abscheuliche Ritual, das Ibn Rustah um das 10. Jahrhundert herum bei den Wikingern erlebt haben will. Cäsar, der über die späte La Tène-Zeit in Gallien schrieb, behauptet, dass die Toten oft zusammen mit ihren Verwandten und Dienern verbrannt wurden. Bei den Kelten der Hallstattzeit war das aber definitiv nicht die Regel.

Es gibt einige wenige Gräber, die für Paare gemacht worden waren. In diesen Zusammenhang ist es vielleicht interessant, sich mit dem Magdalenenberg-Grab 100 zu beschäftigen. Es beherbergte zwei Erwachsene, einen Mann und eine Frau, in einem von Steinwällen umgebenen Grab. Anders als bei den meisten anderen Gräbern lagen die Toten nicht nebeneinander auf dem Rücken, sondern Rücken an Rücken auf der Seite. Vielleicht handelte es sich um ungewöhnliche Menschen – die Frau trug den einzigen Zehenring der gesamten Hallstattperiode. Die Positionierung Rücken an Rücken mag magische Gründe gehabt haben. Es ruft einem das Grab einer jungen Frau in Esslingen-Sirnau ins Gedächtnis. Ihre Grabbeigaben umfassen achtzehn goldene Ohrringe, Armreifen, Korallenperlen, neun Bronzereifen, die an der Hüfte getragen wurden, einen Ring mit einem mondförmigen Anhänger und ein einzigartiges Bronzeamulett, dass ein nacktes Paar zeigt, welches Rücken an Rücken liegt. Die Begeisterung für die Zahl neun ist bemerkenswert; mehr als ein Toter der Hallstattzeit wurde mit Gegenständen begraben, deren Anzahl drei, neun oder achtzehn betrug. Diese Tradition setzte sich über lange Zeit hinweg fort, man findet sie noch in der La Tène-Zeit und sogar noch später in den Schriften der mittelalterlichen Barden. Es ist umstritten, ob eine der Personen im Magdalenenberg der anderen ins Grab folgte; vielleicht war es auch keine ganz freiwillige Angelegenheit. Es ist auch möglich, dass beide zur gleichen Zeit starben, vielleicht an einer Seuche oder durch die Hand von Feinden.

Es gibt etwa vierzig Paargräber in der westlichen Hallstattregion, was etwa ein bis zwei Prozent aller bekannten Gräber ausmacht. Bei manchen scheint es sich um Ehepaare zu handeln, so zum Beispiel im Seitengrab 6 im Hohmichele (zwei Leichen, die Seite an Seite auf einem Kuhfell liegen), andere deuten möglicherweise auf eine Herr-und-Diener-Beziehung hin (im Hügel Croix Du Gros Murger, zwei Leichen und ein Pferdeskelett. Eine der Leichen trägt Schmuck, die andere nicht), und noch andere geben uns Rätsel auf, wie zum Beispiel Grab 93 im Magdalenenberg, dass einen erwachsenen Krieger mit einem Kind im Arm enthält.

In mehreren Fällen ist es sogar wahrscheinlich, dass die Toten, die ein Grab miteinander teilen, nicht zur gleichen Zeit gestorben sind. Das bedeutet, dass die Leichen aufbewahrt wurden, vielleicht für Jahre, und deutet auf ein Zwei-Phasen-Begräbnis hin.

Bevor wir uns von den Hügeln abwenden, möchte ich einige andere interessante Themen ansprechen. Eins davon ist die Möglichkeit, dass Leichen gelegentlich einbalsamiert worden sind. Einige Haare, die im Zentralgrab des Magdalenenberghügels gefunden wurden, sind extrem reich an Arsen. Dem Adligen von Hochdorf war sein goldener Torque gewaltsam nach dem Tod entfernt und vor dem Begräbnis repariert und wieder angelegt worden; möglicherweise wurde die Leiche in der Zwischenzeit irgendwie präpariert. Eine einbalsamierte Leiche würde uns etwas über die Glaubensvorstellungen der Zeit verraten. Haben wir es hier mit Personenkult zu tun oder mit einem Glauben an eine körperliche Wiederauferstehung?

Ein weiteres faszinierendes Thema ist die Art, wie die Hallstattleute über ihr zukünftiges Leben nach dem Tod dachten. In der frühen Hallstattzeit trugen die meisten Männer, im Osten wie im Westen, schwere Waffen. Bei vielen Leichen liegen Schwerter, Äxte, Speere, ein Helm, Brustpanzer, Beinschienen, Schilde und so weiter. Als diese Menschen ins Jenseits gingen, rechneten sie mit Kämpfen und waren dementsprechend bewaffnet.

Dann ergaben sich massive Veränderungen in der westlichen Hallstattzeit. Die immens reich ausgestatteten „Fürstengräber” und riesigen Grabhügel waren der Beginn eines neuen religiösen Trends. Körperbestattungen kamen in Mode; es fing bei den Adligen an und wurde später von fast allen Bevölkerungsschichten nachgeahmt. Noch verblüffender ist die neue Ideologie.

Die Adligen von Ha D hatten nur wenige Waffen in ihren Gräbern. Nur 10–20 % der Männer sind für einen Kampf gerüstet. Die anderen tendierten dazu, kurze Zeremonialdolche bei sich zu tragen, deren Griffe für einen echten Gebrauch zu kurz waren, und es sind nur einige wenige, leichte Jagdspiesse oder eine Ausrüstung an Jagdpfeilen vorhanden. Anstelle von Rüstungen findet man teure, bestickte Stoffe und anstelle von schweren Helmen leichte, aus Birkenrinde genähte Hüte.

Das Leben in Ha D war genauso gewalttätig wie in den Jahrhunderten davor und danach. Trotzdem deuten die Begräbnisriten dieser Zeit darauf hin, dass die Adligen an ein friedliches Nachleben glaubten, wo keine echten Kämpfe nötig waren. Diese Einstellung änderte sich gegen Ende der Periode, als die meisten der alten Dynastien verschwanden. In La Tène A wurden plötzlich Feuerbestattungen beliebt, und die Asche wanderte in Flachgräber, zusammen mit Unmengen an Waffen.

Nun haben wir einige Bräuche und Traditionen in Bezug auf Begräbnisse betrachtet. Es gibt wenig feste Regeln in dieser Sache, die Grabbeigaben und die Art der Bestattung variieren sehr stark. Ein gemeinsames Merkmal der reicheren Begräbnisse ist einfach, dass eine Art Hügel errichtet wurde. Was bedeutet ein Hügel? Soll er einen schwangeren Bauch darstellen, ist er ein Gefäss des Übergangs von einer Welt in die andere? Eine kleine Meditation könnte jetzt nutzen. Willkommen in der weiten Welt der subjektiven Träume! Wenn Du etwas Originelles lernen möchtest, dann führe jetzt diese Übung durch.