Arztgeschichten der Bibel

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Wenn das Amt krank macht
Gott erhört Hiskijas Gebet

Wahrscheinlich gibt es so etwas wie Amtskrankheiten: Menschen müssen Krisen, die sie im öffentlichen Amt durchleben, manchmal auch als persönliche Erkrankung erleiden. Die schwere Erkrankung von König Hiskija ist jedenfalls verbunden mit der Krise nach der Belagerung Jerusalems durch den assyrischen König Sanherib. Der Schrecken einer bevorstehenden Katastrophe war so nahe gekommen, dass er den König in Amt und Person völlig aus der Fassung brachte. Der Abzug Sanheribs kostete Hiskija einen hohen Preis. Königs- und Tempelschatz mussten dafür komplett geplündert werden. Für Hiskija war das eine große Niederlage. Was sein Königtum, sein Volk und den Tempel belastete, erleidet er nun auch ganz persönlich. Der Bezug zum Gott Israels, der durch die Herausgabe des Tempelschatzes dem Gespött der Feinde preisgegeben wurde, muss ihm als schwer beschädigt erscheinen. Wahrscheinlich sind es auch Versagens- und Schuldgefühle, die Hiskija nun bis ins Körperliche hinein zusetzen. Aber Gott wendet sich seinem Volk, seinem König und dem Tempel wieder zu. Hiskija erfährt dies als unerwartete Genesung von einer zunächst tödlich scheinenden Erkrankung.

Um zum Vertrauen zu Gott und damit zum Leben zurückzufinden, benötigt er nach dieser schweren öffentlichen und privaten Krise allerdings einen besonders kräftigen Anstoß. Vermittelt duch den Propheten Jesaja bietet Gott seinem prominenten Patienten ein außerordentliches Zeichen an: Durch ein kurzzeitiges Rücklaufen der Sonne zeigt er, dass er Herr der Schöpfung ist, der allen Geschöpfen gebietet und darum auch tödliche Krankheiten durch einen Akt der Neuschöpfung überwinden kann. (2Könige 20,1-11)

Damals wurde Hiskija todkrank. Der Prophet Jesaja, der Sohn von Amoz, kam zu ihm und sagte: »So spricht der HERR: ›Bereite dich auf dein Ende vor! Du wirst von diesem Krankenlager nicht wieder aufstehen.‹«

Hiskija drehte sich zur Wand hin und betete: »Ach, HERR, denk doch daran, dass ich dir immer treu war! Ich habe dir mit ganzem Herzen gehorcht und stets getan, was dir gefällt.«

Hiskija brach in Tränen aus und weinte laut.

Jesaja war erst bis zum mittleren Hof des Palastes gekommen, da erging an ihn das Wort des HERRN; er erhielt den Befehl: »Kehr um und sag zu Hiskija, dem Anführer meines Volkes: ›So spricht der HERR, der Gott deines Ahnherrn David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Ich werde dich gesund machen. Am dritten Tag von heute an wirst du wieder in meinen Tempel gehen können. Ich gebe dir noch fünfzehn Jahre dazu und werde dich und diese Stadt vor dem König von Assyrien retten. Um meiner Ehre willen und meinem Diener David zuliebe werde ich Jerusalem beschützen.‹«

Jesaja richtete die Botschaft aus. Dann sagte er zu den Dienern: »Legt einen Verband aus gepressten Feigen auf die entzündete Stelle, dann wird der König gesund werden.«

Hiskija fragte Jesaja: »Woran kann ich erkennen, dass der HERR mich wirklich gesund machen wird und ich schon übermorgen in seinen Tempel gehen werde?«

Jesaja antwortete: »Der HERR wird dir ein Zeichen geben, an dem du erkennen kannst, dass er seine Zusage wahr macht. Du hast die Wahl: Soll der Schatten auf der Treppe zehn Stufen vorrücken oder zehn Stufen zurückgehen?«

Hiskija sagte: »Es ist nichts Besonderes, wenn er ein wenig schneller vorrückt; ich möchte, dass er um zehn Stufen zurückgeht!«

Da rief Jesaja zum HERRN, und der HERR ließ den Schatten auf der Treppe, die König Ahas gebaut hatte, um zehn Stufen zurückgehen.

Familientherapie in führenden Kreisen
Mirjams Erkrankung und Heilung

Aaron war der – vermutlich ältere – Bruder des Mose, Mirjam die Schwester der beiden. Die drei Geschwister waren nicht nur familiär verbunden, sondern profilierten sich auch in ihren beruflichen Karrieren in ähnlicher Weise. Aaron avancierte zum Sprecher des Brüderpaares, obgleich Mose die deutlichere Berufung und visionäre Kraft zukommt. Die – kleine? – Schwester beansprucht für den weiblichen Teil des Volkes Israel analog zu den Brüdern eine prophetische Führungsrolle und haut gelegentlich ordentlich auf die Pauke (2Mose/Exodus 15,20-21). Es verwundert nicht, dass die beiden etwas im Schatten ihres Bruders Mose stehenden Geschwister gelegentlich mit dieser Rangordnung hadern und gegen Mose aufbegehren. In der folgenden Geschichte machen sie Mose wegen seiner angeblich minderwertigen Heirat mit einer Ausländerin Vorwürfe. Wer sich mit einer solchen Frau einlasse, könne auch in der beruflichen Qualifikation und in der Gesamtbilanz einer Familienhierarchie keine besondere Rolle beanspruchen. Als der Konflikt sich zuspitzt, erkrankt Mirjam plötzlich an einem schweren Hautausschlag. Ist es eine psychosomatische Reaktion? Ist die charismatische Kraft des Mose so stark, dass die Schwester in ihrer Gesundheit erschüttert wird?

Jedenfalls wird die Antwort in diesem Geschwisterkonflikt auf der charismatischen Ebene gegeben. Gott selbst beordert die drei zum Stiftszelt, um bei einer gemeinsamen Sitzung klarzustellen: »Normale« Propheten wie Aaron und Mirjam haben Visionen und Träume. Aber Mose ist Generalbevollmächtigter Gottes. Mit ihm spricht Gott von Angesicht zu Angesicht. Mirjams Unbotmäßigkeit trifft nicht nur den Bevollmächtigten, sondern ebenso den Vollmachtgeber. Gottes Zorn bewirkt also die Hautkrankheit, an dem die freche Mirjam nun zu leiden hat. Doch wie die Erkrankung so ist auch die rasche Heilung Zeichen der charismatischen Vollmacht des Mose. Auf die Bitte Aarons hin findet er das Ohr Gottes und kann die Strafe auf ein Mindestmaß verkürzen. (4Mose/Numeri 12,1-16)

Mirjam und Aaron machten Mose Vorwürfe wegen der kuschitischen Frau, die er geheiratet hatte. Zu den Israeliten sagten sie: »Darf Mose behaupten, dass nur er den Willen des HERRN kennt? Hat der HERR nicht auch zu uns gesprochen?«

Mose unternahm nichts dagegen; denn er war der bescheidenste Mensch, der je auf der Erde gelebt hat. Aber der HERR hörte, was sie sagten. Er forderte Mose und Aaron und Mirjam auf: »Geht hinüber zum Heiligen Zelt, ihr drei!«

Als sie dort waren, kam der HERR in der Wolkensäule herab und stellte sich an den Eingang des Zeltes. Er rief Aaron und Mirjam, und die beiden traten vor.

Dann sagte er zu ihnen: »Hört her! Wenn ich Propheten zu euch sende, offenbare ich mich ihnen in Visionen und spreche zu ihnen in Träumen. Mit meinem Bevollmächtigten Mose aber halte ich es anders. Ihm habe ich mein ganzes Haus anvertraut. Deshalb rede ich zu ihm wie ein Mensch zu einem andern, in klaren, eindeutigen Worten. Er darf sogar mich selbst sehen. Wie könnt ihr es wagen, ihm etwas vorzuwerfen?«

Voll Zorn ging der HERR weg.

Als die Wolke verschwunden war, war Mirjam von Aussatz befallen und ihre Haut war weiß wie Schnee geworden. Aaron sah es und sagte zu Mose: »Verzeih, wir haben im Unverstand gehandelt und Unrecht getan. Lass uns nicht dafür büßen! Soll Mirjam wie eine Totgeburt aussehen, deren Fleisch schon halb verwest ist, wenn sie aus dem Mutterschoß kommt?«

Mose schrie zum HERRN: »O Gott, lass sie doch wieder gesund werden!«

Der HERR antwortete: »Sie muss sieben Tage lang aus dem Lager ausgesperrt werden, dann könnt ihr sie wieder in eure Gemeinschaft aufnehmen. Wenn ihr Vater ihr ins Gesicht gespuckt hätte, müsste sie sich ja auch sieben Tage lang schämen.«

So wurde Mirjam für sieben Tage aus dem Lager ausgesperrt. Das Volk aber zog nicht weiter, bis Mirjam wieder aufgenommen werden durfte. Dann verließen sie Hazerot und schlugen ihr Lager in der Wüste Paran auf.

Im Kampf gegen den Tod

Herzstillstand! Der absolute Notfall ist eingetreten. Die Ärzte in der Notaufnahme verlieren keine Sekunde. Künstliche Beatmung, Herzmassage, eine Adrenalinspritze mitten ins Herz. Der Patient zeigt keine Reaktion. Die Spannung steigt. Dann der Stromschlag durch den Defi- brillator, der Körper des Patienten bäumt sich auf. Ein regelmäßiges Piepsen des Überwachungsmonitors zeigt den wieder einsetzenden Herzschlag an. »Wir haben ihn!« Die Erleichterung steht allen ins Gesicht geschrieben.

So oder so ähnlich kennen wir es aus den einschlägigen Arztserien im Fernsehen (und nicht so viel anders spielt es sich auch jeden Tag unzählige Male in den realen Krankenhäusern ab). Den aussetzenden Herzschlag, die blockierte Atmung wieder in Gang zu bringen, bildet den dramatischen Höhepunkt vieler Arztgeschichten. Die Kunst der Ärzte scheint auch vor dem Tod nicht Halt zu machen.

Auch die Bibel kennt solche Geschichten. Und in mancher Hinsicht ähneln die dort beschriebenen Maßnahmen erstaunlich den Abläufen einer heutigen Reanimation. Doch den biblischen Erzählungen geht es um viel mehr.

Da Gott der Spender allen Lebens ist, wurde der Tod – übrigens nicht nur der tatsächliche, körperliche, sondern auch der »innerliche« Tod, der Mangel an echter Lebensqualität – als Zeichen für eine gestörte Gottesbeziehung gesehen, ja als ein völliges Abgeschnittensein von Gott. Das galt vor allem für den vorzeitigen Tod; der Fromme stirbt »alt und lebenssatt«.

Es ist eine bedeutende Entdeckung der Bibel, dass Sünde, Krankheit und Tod von Gott bekämpft werden. Jede Totenerweckung ist ein Zeichen dafür, dass Gott den Abgrund überwindet und die zerrissene Beziehung wiederherstellt.

Im Alten Testament sind es die Propheten mit ihrer besonderen Nähe zu Gott, die die Vollmacht haben, Tote wieder ins Leben zurückzubringen. In Jesus Christus schließlich ist das Leben selbst gekommen. Die Totenerweckungen sind deutlicher als andere Heilungsgeschichten Zeichen dafür, dass die Neue Welt Gottes, das von Jesus verkündete Himmelreich, bereits begonnen hat.

 

Intensivstation Dachkammer
Elija und der Sohn der Witwe

Ärzte machen krank, so lautet ein verbreitetes Vorurteil. Und gewiss: Wenn einer sich gesund fühlte und dann mit einer schlimmen Diagnose das Sprechstundenzimmer verlässt, so kann er leicht auf den Gedanken verfallen, dass der Arzt, der die Krankheit entdeckt, sie geradezu erst hervorgerufen hat.

Wenn Ärzte »krank machen«, indem sie Krankheiten aufdecken, bringen Propheten dann den Tod, indem sie die Krankheiten der Seele, die Sünden der Menschen, aufdecken? Dies glaubt zumindest die Witwe, bei der der Prophet Elija eine Unterkunft gefunden hat. Aufgebracht gibt sie Elija die Schuld am Tod ihres Sohnes. Doch der Fortgang der Handlung gibt ihr Unrecht. Der Prophet bringt im Gegenteil das Leben zurück.

Die geschilderte »Intensivbehandlung« ist geradezu das Urbild aller biblischen Totenerweckungen. Als Behandlungsraum dient ein gesondertes Zimmer. Angehörige müssen draußen warten. Der Junge wird in ein Bett gelegt. Nach einem Gebet wirft sich Elija dreimal über den Körper des Kindes und ruft dabei weiter zu Gott. Das Wunder geschieht: Der Junge kehrt ins Leben zurück und kann seiner Mutter zurückgegeben werden. Gott, den die Witwe als strafenden Gott angesehen hatte, erweist sich in Wahrheit als der liebende, Leben schenkende Gott. (1Könige 17,17-24)

Nach einiger Zeit wurde der Sohn der Witwe, die den Propheten in ihr Haus aufgenommen hatte, krank. Sein Zustand verschlimmerte sich immer mehr und zuletzt starb er.

Da sagte die Mutter zu Elija: »Was habe ich mit dir zu tun, du Mann Gottes? Du bist nur in mein Haus gekommen, um Gott an meine Sünden zu erinnern. Darum musste mein Sohn jetzt sterben!«

»Gib ihn mir!«, erwiderte Elija. Er nahm ihr das tote Kind vom Schoß, trug es in die Dachkammer, in der er wohnte, und legte es auf sein Bett.

Dann rief er: »HERR, mein Gott! Willst du wirklich diese Frau ins Unglück stürzen und ihr den einzigen Sohn nehmen? Sie hat mich doch so freundlich in ihr Haus aufgenommen!« Er legte sich dreimal auf den Leichnam des Kindes und rief dabei: »HERR, mein Gott, lass doch sein Leben wiederkommen!«

Der HERR erhörte sein Gebet und gab dem Kind das Leben zurück. Elija nahm den Jungen bei der Hand, brachte ihn hinunter zu seiner Mutter und sagte zu ihr: »Sieh her, er lebt!«

Die Frau sagte: »Jetzt weiß ich, dass du ein Mann Gottes bist. Auf das Wort, das du im Namen des HERRN sprichst, ist Verlass!«

Lebenshauch – von Mund zu Mund
Elischa und die Frau von Schunem

Den folgenden Fall könnte man als Erfindung der Mund-zu-Mund-Beatmung durch den Propheten Elischa ansehen. Die spektakuläre Wiederbelebung hat allerdings eine längere Vorgeschichte.

Eine wohlhabende Frau in Schunem gewinnt Elischa – er ist der Nachfolger Elijas – als zeitweiligen Hausgenossen. Sie denkt praktisch: Geben wir ihm ein bequemes Zimmer, er wird uns dafür Segen ins Haus bringen. Sie ist verheiratet, aber kinderlos. Insgesamt hat sie deutlich die Hosen an. Ihr wird das zum Hausstand gehörende Vermögen zugerechnet, sie dominiert ihren Mann mit Vorschlägen und ihrer Tatkraft. Als Elija der Frau einen Wunsch erfüllen möchte und sein Diener den Hinweis gibt: »Sie hat keinen Sohn, und ihr Mann ist schon alt«, sieht es fast so aus, als würde sich eine erotische Konstellation ergeben, wie sie in vielen klassischen Arztgeschichten vorkommt. Aber hier grenzt sich unsere Arztgeschichte vom im Genre Üblichen scharf ab. Die Frau wird zwar ins Zimmer gerufen, sie bleibt aber in der Tür stehen. Elischa verheißt ihr einen Sohn, der dann auch zum angekündigten Zeitpunkt zur Welt kommt.

Dieser Sohn ist es, der einige Jahre später Elischas ganze Heilkunst braucht. Als er den Vater bei Erntearbeiten besucht, erleidet er offenbar einen schweren Sonnenstich und ist nach kurzer Zeit leblos. Die Mutter wird sofort aktiv, der Prophet soll als Arzt fungieren. Doch Elischa muss erst in einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit herbeigeholt werden. Die Wiederbelebung des Jungen verläuft dann im Wesentlichen nach dem Muster, das wir von seinem Vorgänger Elija bereits kennen. Allerdings muss Elischa den Körper des Jungen zunächst aufwärmen, dann bringt er seine Atmung wieder in Gang. Tatsächlich hat sein Vorgehen eine erstaunliche Nähe zu einer Mund-zu-Mund-Beatmung. Wie Gott bei der Schöpfung dem ersten Menschen Lebensatem gegeben hat, so bläst auch der von Gott beauftragte Prophet dem Jungen wieder Leben ein. (2Könige 4,8-37)

Eines Tages kam Elischa durch das Dorf Schunem. Dort wohnte eine wohlhabende Frau, die ihn zum Essen einlud. Jedes Mal wenn er später dort vorbeikam, kehrte er bei ihr zum Essen ein.

Einmal sagte die Frau zu ihrem Mann: »Du erinnerst dich doch an den Gast, der immer bei uns einkehrt, wenn er vorbeikommt. Ich weiß, er ist ein heiliger Mann, der Gott dient und ihm ganz nahe steht. Wir sollten auf dem flachen Dach ein kleines Zimmer für ihn bauen und es gut ausstatten, mit Bett und Tisch, Stuhl und Leuchter. Wenn er uns besucht, kann er sich dorthin zurückziehen.« So machten sie es.

Als Elischa wieder einmal nach Schunem kam, ging er in sein Zimmer hinauf, um sich auszuruhen. Danach befahl er seinem Diener Gehasi, die Frau heraufzubitten. Sie kam und blieb draußen vor der Tür des Zimmers stehen.

Elischa ließ ihr durch seinen Diener sagen: »Du hast dir so viel Mühe um uns gemacht. Kann ich etwas für dich tun? Soll ich mich beim König oder bei seinem Heerführer für dich verwenden?«

Aber sie ließ ihm sagen: »Ich wohne doch hier mitten unter meiner Sippe; ich brauche keine Hilfe.«

Elischa fragte Gehasi: »Was könnten wir denn sonst für sie tun?«, und der antwortete: »Es gäbe schon etwas: Sie hat keinen Sohn und ihr Mann ist schon alt.«

»Ruf sie herein«, sagte Elischa. Sie kam und blieb in der Tür stehen und Elischa sagte zu ihr: »Im nächsten Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn auf deinen Armen wiegen!«

»Ach Herr, du Mann Gottes«, erwiderte sie, »mach mir doch keine falschen Hoffnungen!«

Die Frau wurde tatsächlich schwanger und ein Jahr später gebar sie einen Sohn, genau um die Zeit, die Elischa genannt hatte.

Als der Junge größer geworden war, besuchte er eines Tages seinen Vater draußen auf dem Feld bei den Schnittern. Plötzlich schrie er auf: »Mein Kopf! Mein Kopf tut mir so weh!«

Der Vater befahl einem Knecht: »Trag ihn heim zu seiner Mutter!«

Sie hielt das Kind noch bis zum Mittag auf ihren Knien, dann starb es. Die Mutter brachte den Leichnam in das obere Zimmer, legte ihn auf das Bett des Propheten und schloss die Tür zu. Dann ging sie hinaus aufs Feld und sagte zu ihrem Mann: »Gib mir einen Knecht mit einer Eselin! Ich will schnell zu dem Mann Gottes reiten; ich bin bald wieder zurück.«

»Warum gehst du ausgerechnet heute?«, fragte er. »Es ist doch weder Sabbat noch Neumondstag!«

»Lass es gut sein«, sagte sie, sattelte die Eselin und befahl dem Knecht: »Treib mir das Tier tüchtig an und hör nicht damit auf, bis ich es dir sage!«

So kam sie zu Elischa an den Berg Karmel. Der Prophet sah sie schon von weitem und sagte zu Gehasi: »Da kommt ja die Frau aus Schunem! Lauf ihr entgegen und frag sie: ›Geht es dir gut? Geht es deinem Mann gut? Geht es dem Kind gut?‹«

Die Frau antwortete Gehasi: »Ja, es geht gut!« Aber als sie auf dem Berg bei dem Mann Gottes angelangt war, fiel sie vor ihm nieder und umklammerte seine Füße. Gehasi wollte sie zurückstoßen, aber Elischa sagte: »Lass sie! Sie ist ja ganz verzweifelt. Und der HERR hat mir nicht gesagt, was geschehen ist!«

»Ach, mein Herr«, sagte sie, »habe ich dich vielleicht um einen Sohn gebeten! Habe ich nicht gesagt, du sollst mir keine falschen Hoffnungen machen?«

Da sagte Elischa zu Gehasi: »Geh so schnell du kannst nach Schunem! Bleib nicht stehen, um irgendjemand zu begrüßen! Und wenn dich jemand begrüßen will, antworte ihm nicht! Nimm meinen Prophetenstab mit und leg ihn auf das Gesicht des Jungen.«

Aber seine Mutter sagte: »So gewiss der HERR lebt und du selbst lebst, ich gehe nicht ohne dich von hier weg!«

Da ging Elischa mit ihr.

Gehasi war vorausgeeilt und hatte den Stock auf das Gesicht des Jungen gelegt; aber der gab kein Lebenszeichen und rührte sich nicht. Gehasi ging zurück, Elischa entgegen, und sagte zu ihm: »Er ist nicht aufgewacht.«

Als Elischa selbst in das Haus kam, ging er in sein Zimmer und fand den Jungen tot auf seinem Bett liegen. Er schloss die Tür hinter sich ab und betete zum HERRN. Dann legte er sich auf den Jungen, sodass sein Mund dessen Mund berührte und seine Augen und Hände die Augen und Hände des Jungen.

Nachdem er eine Zeit lang so gelegen hatte, wurde der Körper des Jungen wieder warm. Elischa stand auf und ging einmal im Zimmer auf und ab. Dann legte er sich wieder wie vorher auf den Körper des Jungen. Da nieste das Kind siebenmal und schlug die Augen auf.

Elischa rief Gehasi und befahl ihm, die Mutter zu holen. Als sie kam, sagte er zu ihr: »Hier hast du deinen Sohn!« Sie trat auf Elischa zu und warf sich vor ihm nieder. Dann nahm sie ihren Sohn und verließ das Zimmer.

Ein ganzes Volk in der Notaufnahme
Vision von der Wiedererweckung Israels

Ein Arzt kann immer nur einen Patienten behandeln. Wenn nach einem größeren Unglück gleich Dutzende von Schwerverletzten in die Notaufnahme eingeliefert werden, kann es für den Einzelnen kritisch werden. Doch was, wenn gleich ein ganzes Volk behandlungsbedürftig, ja vom Tod zu retten ist? Als der Prophet Ezechiël mit einer solchen Situation konfrontiert wird, ist es glücklicherweise »nur« eine Vision und die Behandlungsmöglichkeiten folgen – Gott sei Dank! – etwas anderen Gesetzen.

Ezechiël sieht in seiner Vision eine Landschaft, die übersät ist mit dürren Gerippen. Gott gibt ihm den Befehl, den Knochengerippen neues Leben zu verleihen. Auf das dem Propheten anvertraute göttliche Machtwort hin entstehen aus den Knochen wieder Menschen aus Fleisch und Blut. Gott muss ihnen nur noch den Lebensodem einhauchen. Eine riesige Menschenmenge steht nun dort, wo vorher bleiche Knochen lagen. Der Prophet sieht in der Vision eine Realität, die noch ganz bei Gott verborgen ist. Aber sie hat jetzt schon eine reale Bedeutung, weil sie den Zielpunkt nennt für eine Verheißung Gottes, die in der Gegenwart bereits zu wirken beginnt: Wenn das Leben wie erstorben, ohne Hoffnung und Zukunft erscheint, dann gilt doch Gottes Versprechen. Wenn Gott uns tröstet, wendet er uns das Leben neu zu. Der letzte Grund, der die Realität dieser Verheißung trägt, ist Gott selbst. Er hat seine Ehre daran gebunden, dass sein Leben mächtiger ist als der Tod. (Ezechiël 37,1-14)

Ich spürte, wie der HERR seine Hand auf mich legte. Er führte mich im Geist durch die Luft und setzte mich mitten in der Ebene nieder. Der ganze Boden war mit Totengebeinen bedeckt. Der HERR führte mich überall herum und zeigte mir die Gebeine. Es waren unzählige und sie waren völlig ausgetrocknet.

Dann fragte er mich: »Du Mensch, können diese Knochen wieder zu lebenden Menschen werden?«

Ich antwortete: »HERR, das weißt nur du!«

Und er fuhr fort: »Rede als Prophet zu diesen Gebeinen! Ruf ihnen zu: ›Ihr vertrockneten Knochen, hört das Wort des HERRN! So spricht der HERR, der mächtige Gott, zu euch: Gebt Acht, ich bringe Lebensgeist in euch und ihr werdet wieder lebendig! Ich lasse Sehnen und Fleisch auf euch wachsen und überziehe euch mit Haut. Und dann hauche ich euch meinen Lebensgeist ein, damit wieder Leben in euch kommt. Ihr sollt erkennen, dass ich der HERR bin!‹«

Ich tat, was der HERR mir befohlen hatte. Während ich noch redete, hörte ich es rauschen. Die Knochen rückten zueinander, so wie sie zusammengehörten. Ich sah, wie Sehnen und Fleisch darauf wuchsen und sich eine Haut bildete. Aber es war noch kein Lebensgeist in ihnen.

Da sagte der HERR zu mir: »Du Mensch, sprich als Prophet zum Lebensgeist, sag zu ihm: ›So spricht der HERR, der mächtige Gott: Komm aus allen vier Himmelsrichtungen und hauche diese Toten an, damit wieder Leben in sie kommt!‹«

Ich tat, was der HERR mir befohlen hatte. Da kam der Lebensgeist in sie und sie wurden lebendig und standen auf. Es war eine riesige Menschenmenge.

Dann sagte der HERR zu mir: »Du Mensch, diese Totengebeine sind das Volk Israel. Du hörst doch, wie sie sagen: ›Unsere Gebeine sind vertrocknet, unsere Hoffnung ist dahin; wir haben keine Zukunft mehr!‹ Darum rede als Prophet zu ihnen und sage: ›So spricht der HERR, der mächtige Gott: Gebt Acht, ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, heraus; ich führe euch heim ins Land Israel. Ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich das tue – wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus ihnen heraushole. Ich gebe meinen Geist in euch, damit wieder Leben in euch kommt, und bringe euch in euer Land zurück. Ihr sollt erkennen, dass ich das angekündigt habe und dass ich tue, was ich sage, ich, der HERR.‹«

 
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