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Koste Es Was Es Wolle

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Koste Es Was Es Wolle
Koste Es Was Es Wolle
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Kapitel 23

10.50 Uhr

Unter dem Weißen Haus

Sie fuhren mit dem Fahrstuhl tief unter die Erde. Zehn Leute: darunter der Präsident, die Vize-Präsidentin, der junge Stabschef des Präsidenten, Ed und Luke sowie fünf Sicherheitsbeamte. Einer der Agenten trug ein mit einer Metallschnalle befestigtes schwarzes Ledertäschchen um sein Handgelenk. Irgendwo über ihnen ging der Alarm los.

„Wie sicher sind sie sich?“, fragte der Präsident.

Lukes Gesicht war feuerrot. Sein Nacken und die Seiten seines Halses waren wund. Er fühlte einen Striemen auf seinem Kiefer brennen. Sein Mund blutete.

„Ich kann nichts mit Sicherheit sagen, Sir.“

„Sollten Sie falsch liegen, werden sie in Schwierigkeiten stecken.“

„Sir, ich glaube Sie wissen nichts von dem Ausmaß dieser Schwierigkeiten.“

Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich. Sie betraten einen beleuchteten höhlenartigen Raum, der im Nichts zu verschwinden schien. Zwei schwarze Limousinen standen vor dem Fahrstuhl bereit. Luke fuhr zusammen mit Ed, der Vize-Präsidentin und zwei Geheimdienstmitarbeitern im zweiten Wagen.

Eds Gesicht glich einem Schlachtfeld. Sein rechtes Auge war halb zugeschwollen. Das Lid war verletzt und blutete.

Der Wagen raste durch den im gelben Licht erleuchteten Tunnel.

„Ich kann nur hoffen, dass Sie falsch liegen“, sagte Susan Hopkins.

„Das hoffe ich auch“, sagte Luke. „Mehr als alles andere.“

Am Ende des Tunnels angelangt nahmen sie einen zweiten Fahrstuhl, um wieder an die Erdoberfläche zu gelangen. Vor ihnen befand sich ein Hubschrauberlandeplatz. Ein großer grauer Sikorsky stand auf der Fläche, seine Rotoren drehten sich bereits. Sie kletterten an Bord und der Helikopter hob ab.

Im Abflug sah Luke, dass sie von einem bewaldeten Gebiet ungefähr einen Kilometer vom Weißen Haus entfernt gestartet waren. Sie hatten bereits einen beträchtlichen Abstand zum Weißen Haus hergestellt. Der Präsident starrte durch das Fenster zum Weißen Haus. Luke ebenso.

„Wenn etwas passieren sollte, dann doch genau jetzt,“ sagte der Präsident. „Oder?“

Luke blickte auf seine Uhr. „Es ist 10.53 Uhr.“

„Eine radioaktive Bombe ist meistens recht klein“, sagte Ed. „Vielleicht werden wir aus dieser Entfernung gar nicht viel sehen können.“

„Es handelt sich eventuell um einen Drohnenangriff“, sagte Luke. „Falls das so sein sollte, könnten wir…“

Seine Worte wurden jäh unterbrochen in dem Moment als das Oval Office explodierte.

Eine Brunst aus roten und gelben Feuerballen leuchtete hinter den hohen Fenstern auf. Glas zersplitterte. Die Wände schienen sich nach außen zu biegen und zerbarsten schließlich in alle Richtungen.

Eine zweite noch größere Explosion zerfetzte den Westflügel.

Das Dach stürzte ein.

Mehrere Explosionen ereigneten sich der Reihe nach, angefangen beim Säulengang aufwärts in Richtung des Hauptwohngebäudes in der Mitte. Alle wurden sie Zeuge wie das Flammenmeer eines der wohl beständigsten Symbole der Vereinigten Staaten verzehrte. Eine noch gewaltigere Explosion erschütterte die Residenz. Ein riesiges sich um sich selbst drehendes Stück Mauerwerk flog durch die Luft. Luke sah wie einer der Zierbögen zurück zur Erde flog als die Mauer in viele Teile zerbrach.

Plötzlich begann der Helikopter zu beben. Er begann einen üblen Sinkflug bevor die Piloten ihn wieder unter ihre Kontrolle brachten und er wieder stieg.

„Das ist die Druckwelle“, sagte Luke. „Kein Problem.“

Der Helikopter drehte und flog Richtung Westen. Niemand sprach ein Wort, verwirrte Blicke wurden ausgetauscht. Luke blickte in Eds zertrümmertes Gesicht. Er sah aus wie ein Boxer, der gerade einen Kampf verloren hatte. Es blieb nichts zu sagen.

Hinter ihnen stand das Weiße Haus in Flammen.

TEIL ZWEI

Kapitel 24

11.15 Uhr

Mount Weather Notfalleinsatzzentrum – Bluemont, Virginia

„Irgendwelche Waffen?“, fragte ein Mann Luke.

Zwanzig Geheimdienstbeamte standen am Landeplatz bereit, als der Helikopter landete. Alles lief reibungslos und zügig über die Bühne. Luke und Ed wurden von der Hauptgruppe getrennt, während Präsident und Vize-Präsidentin in den klaffenden Schlund eines Tunnels geschoben wurden. Der Eingang war zweistöckig und war von Wellblech eingerahmt. Über ihnen füllte sich der Himmel mit Helikopter-Kanonenbooten, die aussahen wie ein Schwarm Libellen. Der Helikopter, mit dem der Präsidenten gekommen war, hatte bereits abgehoben, eskortiert von zehn weiteren Helikoptern.

Luke und Ed standen auf dem Asphalt etwa fünf Meter voneinander entfernt. Sie waren von Stacheldraht eingezäunt. Der Geheimdienst durchsuchte sie mit ruppigen Griffen. Zwei Männer hielten Lukes Arme fest, während einige andere seine Kleidung durchsuchten. Seine Kleidung blähte sich im Wind der Helikopterrotoren auf.

„Waffen?“, fragte der Mann erneut.

Luke war wie benommen. Das Weiße Haus war in die Luft gesprengt worden. Das Oval Office, der gesamte Westflügel, der Säulengang bis hinauf zur Residenz des Präsidenten. Er hatte etwas geahnt… irgendetwas. Aber nicht das, was er gerade hatte mit ansehen müssen. Er war jetzt zu müde, um dem Ganzen irgendeinen Sinn zu geben.

Ihm fiel ein, dass er Becca immer noch nicht erreicht hatte. Sie würde sich um ihn Sorgen machen. Er hoffte, dass sie im Landhaus war. Es war in der Nähe der Küste Marylands. Es war ruhig dort und sicher. Washington, DC und seine Vororte würden wohl eine Weile im Chaos versinken.

„Ich muss meine Frau anrufen“, sagte er.

Der Geheimdienstbeamte verpasste Luke einen scharfen Schlag in die Magengrube. Dieser brachte Luke in die Gegenwart zurück. Er schaute in die kalten Augen des Mannes.

„Halten Sie noch irgendwelche Waffen versteckt?“, fragte der Mann wieder.

„Ich weiß es nicht. Sie haben mir glaube ich alle im Oval Office abgenommen.“

„Wer sind Sie?“

Das war einfach. „Agent Luke Stone, FBI Spezialeinsatzkommando.“

„Wo ist Ihre Identifikation?“

„Ich weiß es nicht. Fragen Sie Ihre Kumpels. Sie haben mir alles abgenommen. Hören Sie, ich muss wirklich dringend telefonieren und ich habe kein Telefon.“

„Sie können telefonieren, nachdem Sie unsere Fragen beantwortet haben.“

Luke blickte sich um. Es war hell und sonnig, allerdings tünchten die Geschehnisse des heutigen Tages und seine Erschöpfung den Himmel in ein tristes Grau. Über ihren Köpfen zeichneten Helikopter Schatten auf den Boden so wie die kreisender Geier. In Nähe des Eingangs der Einrichtung hatte der Präsident gerade kehrt gemacht und lief nun in ihre Richtung. Weil er so groß war, war es einfach, ihn in der Masse auszumachen.

Der Geheimdienstbeamte schnippte mit den Fingern vor Lukes Gesicht. „Hören Sie mir zu?“

Luke schüttelte seinen Kopf. „Tut mir leid, Jungs. Ich hatte einen verdammt langen Tag. Ich will einfach nur meine Frau anrufen, und dann sage ich Ihnen alles, was Sie hören wollen.“

Der Mann schlug ihm ins Gesicht. Es war ein scharfer, brennender Schlag, der seine Aufmerksamkeit wecken sollte. Das tat er mehr, als er sollte. Luke versuchte sich frei zu winden. Eine Sekunde später fand er sich auf dem Boden wieder, das Gesicht gegen die raue Oberfläche des schwarzen Asphalts gedrückt. Zwei Männer hielten ihn fest. Zu seiner Linken drückten sie auch Ed zu Boden.

Aus seiner Froschperspektive sah Luke wie der Präsident sich mit schnellen Schritten näherte. Er wurde von allen Seiten von Geheimdienstpersonal umgeben. Er blieb drei Meter von ihm entfernt stehen.

„Meine Herren!“, sagte er im Befehlston. „Lassen Sie diese Männer los. Sie gehören zu mir.“

Luke stand im Eingang der Mount Weather Einrichtung. Eine Menschenmenge von der viele, die für das Militär typische blaue Uniform trugen, wirbelte um ihn herum. Der Eingang war eigentlich nichts anderes als ein riesiger Tunnel, der in den Granit des Berges gebohrt worden war. Die steinerne Decke wölbte sich drei Stockwerke in die Höhe. Der Präsident war verschwunden.

Luke holte sein Handy heraus.

„Hallo, hier ist Becca. Ich kann gerade nicht rangehen. Bitte hinterlass eine Nachricht nach dem Ton und ich rufe so schnell wie möglich zurück.“

Luke wollte das Handy am liebsten auf den Zementboden schmeißen.

„Verdammt! Warum geht sie nicht ran?“

Er wusste natürlich genau warum. Ihr Handy klingelte nicht einmal – es ging direkt die Mailbox ran. Die Funkmasten mussten völlig überlastet sein. Überall in der Region mussten Menschen zur selben Zeit versuchen zu telefonieren.

Ed stand in seiner Nähe, auch er versuchte zu telefonieren.

„Klappt’s?“, fragte Luke.

Ed schüttelte den Kopf.

Luke wurde ernst. „Hör mal, die werden mich in ein paar Minuten mit nach unten nehmen. Ich will, dass du irgendwie mit Trudy und Swann Kontakt aufnimmst. Wir müssen Ali Nassar kriegen. Wenn die New Yorker Polizei ihn nicht festnimmt, müssen wir unsere eigenen Leute auf ihn ansetzen. Sie sollen ihn festhalten, ihn verschwinden lassen und in ein Safe House bringen. Wir dürfen ihn unter keinen Umständen entkommen lassen. Und sie sollen dabei vergessen, auf die Hilfe von Ron Begley zählen zu können.“

Ed nickte. „Alles klar. Soll ich Don kontaktieren?“

Luke zuckte die Schultern. „Ja, wenn du irgendwie an ihn rankommst.“

„Was soll ich ihm sagen?“

Luke wusste nicht, wie er diese Frage beantworten sollte. Don war einer seiner Wegweiser gewesen, er war eigentlich sogar mehr als das gewesen. Don war für ihn wie ein Vater. Allerdings war es heute Don gewesen, der ihn suspendiert und ihm vorgeschlagen hatte, sich in stationärer Behandlung psychiatrisch behandeln zu lassen. In beiderlei Hinsicht hatte er sich geirrt.

In der Wand öffneten sich in etwa sechs Metern Entfernung vor ihm zwei große Türen. Die Gruppe bewegte sich auf die sich öffnenden Türen zu, und Luke folgte dieser Bewegung.

 

„Sag ihm, dass wir leben und dass der Präsident lebt.“

„Und dann?“, fragte Ed.

Luke zuckte die Schultern. „Such dir was zu essen.“ Er deutete auf den Fahrstuhl. „Das sollte nicht allzu lange dauern.“

Der Lastenaufzug war riesig und zwei Geschosse hoch. Zwanzig Leute kletterten hinein. Der Fahrstuhl bewegte sich langsam immer weiter nach unten, während der gemeißelte Stein vor den Metalltüren leise an ihnen nach oben vorbeifloss. In schwarzen Buchstaben prangte auf einem gelben Schild an der Tür: ACHTUNG – HÄNDE NICHT HINAUSSTRECKEN. Der Fahrstuhl fuhr hinab, verschwand immer tiefer unter der Erdoberfläche.

Luke blickte zu den Leuten um ihn. Männer in Anzügen. Männer in Uniformen. Alle waren sie gestriegelt, angemessen gekleidet, alle waren sie wie elektrisiert von Furcht und Entschlossenheit. Im Gegenzug fühlte sich Luke schmutzig und ausgezehrt.

Der Fahrstuhl spuckte sie in einem engen Gang aus. Sie folgten ihm wie eine Herde. Er mündete in einem grell erleuchteten Raum. Zwei Wände waren dort von Flachbildschirme bedeckt. Jeder Bildschirm konnte ein Dutzend oder mehr Fenster anzeigen, jedes davon mit seinen eigenen Bildern und Informationen. Die Bildschirme waren angeschaltet und ein kleines Team aus Technikern scharte sich um ein Bedienungsfeld mit Touchpad, um Videos und Bilder auf die Monitore zu laden. Eines der Videos zeigte das brennende Weiße Haus, umgeben von Feuerwehrwagen. Andere zeigten brennende Moscheen. Wieder andere zeigten Szenen von singenden und bärtigen Männern, die mit AK-47ern in die Luft schossen und dabei Teil einer feiernden Masse von Straßentumulten waren.

Eines der rasanten Bilder erregte Lukes Aufmerksamkeit. Es zeigte für wenige Sekunden den vorderen Eingang des Westflügels. Ein dunkles sich schnell bewegendes verschwommenes Etwas tauchte in der oberen rechten Ecke des Bildschirms auf und drang durch die Tür der Lobby. Einen Moment später sprengte eine Explosion den vorderen Teil der Lobby, die Überbleibsel ergossen sich auf Rasen und Einfahrt. Das Video wiederholte sich in Slow Motion immer und immer wieder. Doch selbst so sehr verlangsamt war es unmöglich festzustellen, worum es sich bei dem verschwommen Objekt handelte.

Ein junger Mann in hellbraunem Anzug nahm Luke beim Ellenbogen und führte ihn weiter in den Raum hinein. Vor ihm saßen zwölf Leute auf Stühlen mit hohen Lehnen an einem langen Tisch. Weitere dreißig Leute, unter ihnen Assistenten, Personal, Strategen und wer weiß nicht wer, standen an der Wand. Der Präsident stand am Kopf des Tisches. Die Vize-Präsidentin, einen Kopf kleiner als er, stand neben ihm.

„Da haben wir ihn“, sagte Präsident Thomas Hayes und deutete dabei mit ausgestreckter Hand auf Luke. Seine Zähne waren strahlend weiß und tadellos. Er erinnerte Luke eine Sekunde lang an einen Spielshow-Moderator, der sein Studiopublikum dazu einlädt, einen Blick hinter Tür Nummer drei zu werfen.

„Wie heißen Sie gleich noch einmal?“, fragte der Präsident.

Fünfzig Gesichter richteten sich auf Luke. Mit der Gesamtheit der Blicke auf ihn gerichtet kam er sich sogar noch schäbiger vor. „Stone“, sagte er. „Ich bin Luke Stone, FBI Spezialeinsatzkommando.“

Der Präsident nickte. „Das ist der Mann, der unsere Leben gerettet hat.“

Luke setzte sich an den Konferenztisch. Er sank in das weiche Leder des Stuhls zurück.

Ein Assistent platzierte eine in Plastik verpackte Apfeltasche vor ihm. Ein anderer brachte ihm Kaffee in einem Styropor-Becher. Luke versenkte ein Päckchen Kaffeeweißer in seinem Kaffee. Die Leuchtstoffröhren der Deckenbeleuchtung verliehen dem Kaffee einen grünen Schimmer.

Die Einrichtung war dazu gebaut, einen Atomkrieg zu überstehen. Auch das Essen sah dementsprechend aus.

Ein Oberstleutnant in Militärkleidung stand vor dem mittleren Bildschirm. Er zeigte mit einem roten Laserpointer auf die Bilder auf einer der Monitore. „Um ungefähr 10.54 Uhr Eastern Time wurde das Weiße Haus Opfer einer Reihe explosiver Anschläge. Bei mindestens einer der Bomben handelt es sich um einen mit einer radioaktiven Sprengladung ausgestatteten Körper, dessen genaue Zusammensetzung bisher unbekannt ist. Der Westflügel, das Oval Office miteingeschlossen, wurde fast komplett zerstört. Der Säulengang und die Residenz des Präsidenten wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Ostflügel war zwar kein direktes Ziel, hat aber in Folge der Explosion auch Schäden davongetragen, nicht zuletzt aufgrund des Rauchs und der Löscharbeiten.“

„Personenschäden?“, fragte der Präsident.

Der Oberstleutnant nickte. „Siebzehn bestätigte Todesfälle soweit. Dreiundvierzig Verletzte, einige davon in kritischem Zustand. Acht Leute gelten als vermisst. Mindestens zwölf Feuerwehrmänner und anderes Notfallpersonal sind aller Wahrscheinlichkeit mit Strahlung in Kontakt gekommen. Das Ausmaß werden wir erst in ein paar Tagen kennen. Seit ungefähr 11.24 Uhr ist es erforderlich, dass alles Feuerwehr- und Notfallpersonal  in der Nähe des Weißen Hauses Schutzanzüge der Stufe eins trägt. Wie Sie sich vorstellen können, hat das die Bemühungen, das Feuer zu löschen und mögliche Überlebende zu bergen, erheblich verlangsamt.“

Niemand machte einen Mucks im Raum. Der Mann hustete leise und fuhr fort.

„Der Anschlag hat für weitverbreitete Panik gesorgt. Wir haben im Radius von einem Kilometer um das Weiße Haus herum eine Sicherheitszone errichtet. Nur autorisiertes Personal hat Zugang zu der Zone. Auch wenn derzeit keine messbare Strahlung an der Grenzen dieser Zone nachzuweisen ist, wird gleichzeitig versucht die gesamte Stadt zu evakuieren. Das gesamte U-Bahnnetz in Washington, DC und Umgebung ist unterdessen stillgelegt worden. Die wichtigsten Straßen und Hauptverkehrsadern sind nur dem Notfallverkehr zugänglich, was zu massivem Stau auf allen anderen Straßen führt.“

„Diese Ereignisse sind auch über die Region hinaus geschwappt. Der Zugverkehr zwischen Washington und Boston wurde ausgesetzt und alle größeren Flughäfen der Region wurden geschlossen und sollen so schnell wie möglich durchkämmt werden. Darüberhinaus wurden zahlreiche Moscheen in mehr als einem halben Duzend Städte angegriffen, jede Minute kommen neue hinzu. Viele Amerikaner scheinen zu glauben, dass die Anschläge von Muslimen verübt wurden, weshalb es Leute gibt, die als Antwort darauf angefangen haben, Moscheen niederzubrennen und Muslime anzugreifen.“

„Es waren Muslime“, sagte Luke.

Der Mann machte eine Pause. „Wie bitte?“

Luke zuckte die Schultern. „Es waren Muslime. Die Leute, die den Anschlag verübt haben.“

Der Redner blickte zum Präsidenten, dieser nickte.

„Können Sie das noch etwas weiter ausführen, Agent Stone?“

„Mir erscheint alles ganz klar“, sagte Luke. „Meine Einheit wurde gestern Nacht einberufen, um den Diebstahl von radioaktivem Material in einem Krankenhaus in New York City zu untersuchen. Ich bin mir sicher, Sie haben von dem Diebstahl in den Nachrichten heute Morgen gehört. Uns ist es gelungen, den Diebstahl bis zu einer Terrorzelle, die bestehend aus mindestens zwei Amerikanern und einem Libyer unter der Leitung eines iranischen Diplomaten und ständigen Vertreter des Iran bei den Vereinten Nationen steht, nachzuverfolgen. Schauen Sie sich das kurze Video auf Bildschirm C an, das mit dem verschwommenen Objekt, das den Westflügel trifft. Dabei handelt es sich entweder um eine schnell fliegende Drohne oder ein Geschoss, das von einer Drohne abgefeuert wurde. Der besagte Mann hat ein anonymes Konto auf der Grand Cayman Insel benutzt, um für Millionen von Dollar militärische Drohnenausrüstung aus China zu kaufen.“

Susan Hopkins saß Luke gegenüber. Sie starrte ihn an. Luke verstand, was Leute an ihr fanden. Sie sah nach genau dem aus, was sie war – ein Fashion Model, das Vize-Präsidentin der Vereinigten Staaten spielte. In natura war sie sogar noch schöner als im Fernsehen.

„Ist das eine Mutmaßung?“, fragte sie.

„Alles, was ich gesagt habe, beruht auf Tatsachen“, sagte Luke. „Mein Partner und ich haben heute Morgen mit dem Diplomaten gesprochen, aber der Geheimdienst hat ihn aus mir unbekannten Gründen geschützt. Unsere Arbeit wurde jäh unterbrochen, noch bevor wir viel aus ihm herausbekommen konnten.“

Sie lächelte und schüttelte den Kopf. „Hat es sich dabei nicht um Folter gehandelt? Ich wurde heute Morgen auf meinem Flug von Los Angeles hierher darüber unterrichtet. Wenn nicht alles Nachfolgende so eingetreten wäre, wie es eingetreten ist, würden Sie und Ihr Partner wohl das Gesprächsthema Nummer eins in den amerikanischen Medien sein.“

Es war entweder die Feindseligkeit in ihrem Tonfall oder der Kaffee der seine Wirkung entfaltete, was auch immer es war, Luke begann langsam wach zu werden. Noch vor einer Stunde hatte er das Leben dieser Frau gerettet. Das war die eine Sache, aber…

„Wir haben ihn befragt“, sagte er. „Er war nicht bereit, uns Auskunft zu geben und viele Leben standen auf dem Spiel. Eingeschlossen, wie es sich herausgestellt hat, das Ihre, das des Präsidenten und die Leben aller im Weißen Haus befindlichen Personen. Glauben Sie mir, dass wir angesichts der Umstände immer noch vergleichsweise sacht mit ihm umgegangen sind. Wenn ich in die Zukunft hätte blicken können, wäre ich weniger zimperlich gewesen.“

Sie nickte. „Das ist sehr mutig von Ihnen, das einzugestehen vor allem im Lichte der Diskussionen die heutzutage um das Thema Folter geführt werden. Es ist auch sehr wagemutig von Ihnen zu behaupten, dass es sich hier um einen von Muslimen motivierten Angriff handelt, schließlich wissen wir bisher recht wenig. Angesichts der internationalen Lage ist es in der Tat mehr als mutig Iran den Angriff in die Schuhe zu schieben. Es ist vielmehr gefährlich, voreilig solche Schlüsse zu ziehen.“

„Ich habe lediglich gesagt, dass ein Iraner der Kopf hinter dem Anschlag ist. Er hat die Leute, die den Anschlag ausgeführt haben, bezahlt. Dabei bleibe ich.“

„Sind Sie der Tatsache gewahr, dass wir uns kurz vor einem Krieg mit Iran befinden und dass es Kongressmitglieder gibt, die den Präsidenten seines Amtes entheben wollen, wenn er nicht in den Krieg zieht? Sind Sie sich bewusst, dass ein Krieg mit Iran wahrscheinlich einen Krieg mit Russland nach sich zieht?“

Luke schüttelte den Kopf. „Das ist nicht meine Angelegenheit. Ich sage bloß, was ich weiß.“

Im Raum ging ein Raunen um.

Der Präsident hob seine Hand. „Okay, okay.“ Er blickte zu Luke. „Sagen Sie es uns frei heraus. Was wir daraus machen, ist dann eine andere Sache. Glauben Sie, dass die iranische Regierung hinter dem Anschlag steckt?“

„Ich ziehe keine voreiligen Schlüsse“, sagte Luke. „Alles, was ich weiß, ist, dass ein Iraner hinter dem Anschlag steckt. Ich weiß, dass er als Diplomat für die Vereinten Nationen tätig ist. Das letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er lebt und dass er sich noch auf amerikanischem Boden befindet.“

Der Präsident blickte sich um Raum um. „Ich wiederhole, dass wir den Informationen von Agent Stone nicht glauben schenken müssen. Aber ich persönlich würde gerne, dass er nach weiteren Informationen sucht und die Ergebnisse seiner Suche dieser Gruppe hier präsentiert, auch wenn das zu einigen Meinungsverschiedenheiten führen kann.“

„Das könnte etwas schwierig für mich werden“, sagte Luke.

„Warum?“

Jetzt zuckte Luke mit den Schultern. „Ich wurde heute Morgen von meinen Pflichten entbunden. Ich stehe unter Tatverdacht für etwas, das ich während der Untersuchungen in Kauf nehmen musste.“

Der Oberstleutnant fixierte Luke. „Ist das alles?“

Luke schüttelte den Kopf. „Es liegt in Baltimore auch ein Haftbefehl gegen mich vor.“

„Weswegen?“

„Mord.“

Der gesamte Raum wurde still. Alle Augen richteten sich erneut auf Luke.

„Ich hatte heute viel zu tun“, sagte er.