Jack London – Gesammelte Werke

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Eine Stun­de spä­ter wa­ren Sam Stu­be­ner die Au­gen ge­öff­net. Frü­her selbst Bo­xer, und zwar Schwer­ge­wicht­ler, war sei­ne Stär­ke doch die Be­ur­tei­lung von Bo­xern, und noch nie hat­te er einen Mann ge­se­hen, der sol­che Vor­zü­ge auf­zu­wei­sen hat­te.

»Se­hen Sie sei­ne Ge­schmei­dig­keit«, sang der alte Pat sein Lob­lied. »Er ist aus dem rich­ti­gen Stoff ge­macht. Se­hen Sie die Schrä­ge sei­ner Schul­tern und sei­ne Brust! Sau­ber, al­les ist sau­ber, und nicht ein schlech­ter Bluts­trop­fen ist in ihm. So einen Mann wie den da ha­ben Sie noch nie ge­se­hen, Sam. Nicht eine Mus­kel in ihm ist steif. Und da­bei macht er kein Ge­wicht­stem­men oder San­dow­sche Übun­gen. Sei­ne Mus­keln sind wie wei­che Schlan­gen, die sich trä­ge un­ter der Haut win­den. Er steht sei­ne vier­zig Run­den und, wenn es sein muss, auch hun­dert. Also los! Time!«

Sie box­ten in Drei-Mi­nu­ten-Run­den mit je ei­ner Mi­nu­te Pau­se, und Sam Stu­be­ner wur­de dies­mal nicht ent­täuscht.

Jetzt gab es kein Fett, kei­ne In­ter­es­se­lo­sig­keit mehr, nur ein fast zö­gern­des, gut­mü­ti­ges Spiel mit den Hand­schu­hen, und da­bei eine Ge­wandt­heit, Schnel­lig­keit, Si­cher­heit und Här­te, wie es nur – das wuss­te Sam – der ge­üb­te Bo­xer mit dem rich­ti­gen In­stinkt zei­gen konn­te.

»Leicht, im­mer leicht«, warn­te der alte Pat. »Sam ist nicht mehr wie frü­her.«

Das reiz­te Sam nur, was auch be­ab­sich­tigt ge­we­sen war, und er ver­such­te es jetzt mit sei­nen be­rühm­ten Tricks und sei­nem Lieb­lings­schlag – eine Fin­te, als wol­le er in Clinch ge­hen, und dann ein ge­ra­der Rech­ter in die Ma­gen­gru­be.

Aber so schnell er auch war, der jun­ge Pat sah es doch und ging zu­rück, als sein Geg­ner den Schlag lan­de­te. Das nächs­te Mal aber ging er nicht zu­rück. In dem Au­gen­blick, als Sam zu dem Schla­ge an­setz­te, mach­te er eine Be­we­gung sei­nem Geg­ner ent­ge­gen und kehr­te ihm die Hüf­te zu.

Er dreh­te sich nur um we­ni­ge Zoll, aber er block­te da­durch den Schlag. Und jetzt konn­te Stu­be­ner es, so oft er woll­te, ver­su­chen, sein Hand­schuh traf im­mer nur die Hüf­te.

Stu­be­ner hat­te sei­ner­zeit ge­gen man­chen großen Bo­xer ge­stan­den, und in Schau­kämp­fen hat­te er im­mer sei­nen Mann ge­stellt. Hier aber sah er sich ver­ra­ten und ver­kauft. Der jun­ge Pat spiel­te mit ihm und ließ ihn sich beim Clinch kraft­los wie ein klei­nes Kind füh­len. Sein Geg­ner lan­de­te sei­ne Schlä­ge an­schei­nend ganz nach Be­lie­ben; fass­te und block­te ihn mit meis­ter­haf­ter Ge­nau­ig­keit und da­bei fast, als näh­me er gar kei­ne No­tiz von sei­ner Exis­tenz. Wäh­rend der Hälf­te der Zeit schi­en der jun­ge Pat träu­me­risch die Land­schaft um sich her zu be­trach­ten.

Und ge­ra­de da be­ging Stu­be­ner wie­der einen Feh­ler. Er hielt das für einen Trick, den der alte Pat sei­nem Sohn beim Trai­ning bei­ge­bracht hat­te, und ver­such­te un­er­war­tet einen kur­z­en Stoß mit ge­beug­tem Arm zu lan­den. Aber im sel­ben Au­gen­blick saß sein Arm fest, und er be­kam zum Dank für sei­ne Mühe ein paar Ohr­fei­gen mit dem fla­chen Hand­schuh.

»Er weiß in­stink­tiv, wenn ein Schlag kommt«, grunz­te der alte Pat. »Das hab’ ich ihm nicht bei­ge­bracht, will ich Ih­nen sa­gen. Er ist der rei­ne He­xen­meis­ter. Er weiß, ohne hin­zu­gu­cken, wann der Schlag kommt, wie schnell er ist und wie weit er reicht. Es ist die rei­ne In­spi­ra­ti­on. Es ist an­ge­bo­ren.«

Bei ei­nem über­ra­schen­den Clinch stemm­te der Ma­na­ger sei­nen Hand­schuh dem jun­gen Pat ge­gen den Mund, und die Art und Wei­se, wie er das mach­te, war nicht ganz ohne eine ge­wis­se Tücke. Aber einen Au­gen­blick spä­ter, beim nächs­ten Clinch, wur­de Sam der Hand­schuh des an­de­ren selbst ge­gen den Mund ge­presst. Das ge­sch­ah durch­aus nicht ge­walt­sam, aber durch den lang­sa­men, gleich­mä­ßi­gen Druck wur­de der Kopf ihm zu­rück­ge­presst, bis ihm die Hals­wir­bel knack­ten und er glaub­te, das Ge­nick ge­bro­chen zu ha­ben. Er ließ sei­nen Kör­per schlaff wer­den und die Arme sin­ken, zum Zei­chen, dass der Kampf be­en­det war. Im sel­ben Au­gen­blick fühl­te er sich frei und tau­mel­te zu­rück.

»Er ist – er ist rich­tig«, ächz­te er, und sein Blick zeig­te die Be­wun­de­rung, die in Wor­ten aus­zu­drücken ihm der Atem fehl­te.

Die Au­gen des al­ten Pat schim­mer­ten feucht vor Stolz und Freu­de.

»Und was, mei­nen Sie, ge­schieht, wenn ir­gend so ein ver­fluch­ter Kerl den ge­mei­nen Kniff im Ernst an ihm ver­sucht?« frag­te er.

»Er bringt ihn um, be­stimmt«, mein­te Stu­be­ner.

»Nein, dazu ist er zu kalt­blü­tig; er gibt ihm nur sei­ne Stra­fe für die Dre­ckig­keit.«

»Also las­sen Sie uns den Kon­trakt auf­set­zen«, sag­te der Ma­na­ger.

»War­ten Sie, bis Sie ganz über ihn Be­scheid wis­sen!« ant­wor­te­te der alte Pat. »Es sind schwe­re Be­din­gun­gen, die ich stel­len wer­de. Ge­hen Sie jetzt erst mal mit dem Jun­gen auf die Hir­sch­jagd in den Ber­gen und ler­nen Sie sei­ne Lun­ge und sei­ne Bei­ne ken­nen. Nach­her wapp­nen Sie sich und un­ter­schrei­ben den Kon­trakt.«

Stu­be­ner war zwei Tage lang auf die­ser Jagd und er­fuhr noch mehr, als der alte Pat ihm ver­spro­chen hat­te.

Voll­kom­men er­schöpft und sehr klein kam er zu­rück. Die Un­wis­sen­heit des jun­gen Man­nes in Be­zug auf die Welt hat­te den ab­ge­brüh­ten Sam in Er­stau­nen ge­setzt, aber er hat­te doch ge­merkt, dass er sich von nie­mand an der Nase neh­men ließ.

Sein Geist war jung­fräu­lich, un­be­rührt von al­lem, au­ßer den Er­fah­run­gen, die die na­hen Ber­ge ihm schen­ken konn­ten, und doch er­wies er sich im Be­sitz von Scharf­sinn und Ver­schla­gen­heit über den Durch­schnitt hin­aus.

Auf sei­ne Wei­se war er ein Rät­sel für Sam, der den un­er­schüt­ter­li­chen Gleich­mut des jun­gen Man­nes nicht ver­ste­hen konn­te. Nichts war ihm un­an­ge­nehm, über nichts konn­te er sich är­gern, und sei­ne Ge­duld war von ei­ner nie ver­sa­gen­den Ein­falt. Nie fluch­te er, nie ge­brauch­te er die üb­li­chen nichts­sa­gen­den Kraft­wor­te, die jun­ge Leu­te sei­nes Al­ters stets im Mun­de führ­ten.

Der alte Pat schloss den Ver­trag und ver­ab­schie­de­te sich vor dem Hau­se von ih­nen.

»Es wird nicht lan­ge dau­ern, bis ich in den Zei­tun­gen über dich lese, Pat, mein Jun­ge. Ich wür­de dich am liebs­ten be­glei­ten, aber ich glau­be doch, es ist am bes­ten für dich, wenn ich bis ans Ende mei­ner Tage hier in den Ber­gen blei­be.«

Und dann zog der Alte den Ma­na­ger bei­sei­te und wand­te sich in fast dro­hen­dem Ton an ihn:

»Ver­ges­sen Sie nicht, was ich Ih­nen im­mer wie­der ge­sagt habe. Der Jun­ge hat ein rei­nes und ehr­li­ches Herz. Er weiß nichts von den Schie­bun­gen beim Sport. Da­von hab’ ich ihm nie was er­zählt, will ich Ih­nen sa­gen. Er kennt den Schwin­del nicht. Er kennt nur die Tap­fer­keit, die Ro­man­tik und den Ruhm des Kämp­fers, denn ich habe ihm tau­send Ge­schich­ten von den al­ten Hel­den des Rings er­zählt, ob­gleich das we­nig ge­nug ge­hol­fen hat, ihn zu be­geis­tern.

Mann, Mann, ich sage Ih­nen, ich habe die Sport­be­rich­te aus den Zei­tun­gen aus­ge­schnit­ten, un­ter dem Vor­wand, dass ich sie für mein Sam­mel­buch brauch­te, nur da­mit er sie nicht le­sen soll­te. Da­her hat er nie et­was von Bo­xern ge­hört, die auf­ga­ben oder sich ab­sicht­lich be­sie­gen lie­ßen. Brin­gen Sie dem Jun­gen nichts Schlech­tes bei.

Das ist der Grund, dass ich den Un­gül­tig­keit­spa­ra­gra­fen in den Kon­trakt ein­ge­fügt habe. Die ers­te Schie­bung stößt den Kon­trakt um. Kei­ne ver­ab­re­de­te Kas­sen­tei­lung. Kei­ne ge­hei­men Ver­ein­ba­run­gen mit Film­leu­ten, die eine ge­wis­se Dau­er der Kämp­fe für ihre Auf­nah­men ga­ran­tiert ha­ben wol­len.

Es bleibt noch ge­nug Geld zu ver­die­nen für euch bei­de. Aber ehr­li­ches Spiel, oder es ist aus. Ha­ben Sie mich ver­stan­den?«

Und als eine letz­te Er­mah­nung an den jun­gen Pat, der schon zu Pfer­de saß und das Tier pflicht­schul­dig zü­gel­te, um zu hö­ren, sag­te der alte Pat:

»Und was auch im­mer ge­schieht, nimm dich vor den Wei­bern in acht. Wei­ber be­deu­ten Tod und Ver­dam­mung, ver­giss das nicht. Wenn du aber die eine, die ein­zi­ge fin­dest, dann las­se sie nicht. Sie wird mehr für dich sein als Geld und Ruhm.

Aber zu­erst musst du dei­ner Sa­che si­cher sein, ganz si­cher, und wenn du das bist, dann las­se sie nicht wie­der aus den Fin­gern. Hal­te sie fest mit bei­den Hän­den und lass nicht lo­cker. Halt sie fest, und wenn die Welt zu­sam­men­stürzt.

Pat, mein Jun­ge, eine gute Frau ist … nun eben eine gute Frau. Das ist mein ers­tes Wort und mein letz­tes.«

III

Kaum wa­ren sie in San Fran­zis­ko, so be­gan­nen auch schon die Schwie­rig­kei­ten für Sam Stu­be­ner. Nicht, dass der jun­ge Pat un­freund­lich oder trä­ge ge­we­sen wäre, wie sein Va­ter ge­fürch­tet hat­te. Im Ge­gen­teil, er war un­sag­bar mil­de und sanft. Aber er hat­te Heim­weh nach sei­nen ge­lieb­ten Ber­gen, und dann stieß die Stadt ihn im ge­hei­men ab, wenn er auch ihre lär­men­den Stra­ßen mit der Uner­müd­lich­keit ei­nes In­dia­ners durch­streif­te.

»Ich bin hier­her­ge­kom­men, um zu bo­xen«, ver­kün­de­te er nach Ablauf der ers­ten Wo­che. »Wo ist Jim Han­ford?«

Stu­be­ner stieß einen lei­sen Pfiff aus.

»Ein großer Cham­pi­on wie der sieht Sie gar nicht an«, lau­te­te die Ant­wort. »›Geh erst, und schaff dir einen Na­men‹, wür­de er sa­gen.«

»Ich kann ihn be­sie­gen.«

»Aber das weiß das Pub­li­kum nicht. Wenn Sie ihn be­sieg­ten, wür­den Sie Welt­meis­ter sein, und das ist noch kei­ner bei sei­nem ers­ten Kampf ge­wor­den.«

»Ich kann es.«

 

»Aber das weiß das Pub­li­kum nicht. Es wür­de nie­mand kom­men, um sich den Kampf an­zu­se­hen. Und die Zuschau­er sind es doch, die das Geld und die großen Bör­sen brin­gen. Das ist auch der Grund, dass Jim Han­ford nicht eine Se­kun­de dar­an den­ken wür­de, mit Ih­nen zu kämp­fen. Bei ei­nem sol­chen Kampf könn­te er nichts ver­die­nen.

Au­ßer­dem ver­dient er jetzt ge­ra­de drei­tau­send wö­chent­lich an ei­nem Va­rieté. Glau­ben Sie, dar­auf wür­de er ver­zich­ten, um mit ei­nem Mann zu kämp­fen, den kein Mensch kennt?

Zu­erst müs­sen Sie mal was ge­leis­tet ha­ben, eine Re­kord­lis­te auf­wei­sen. Sie müs­sen mit den klei­nen lo­ka­len Grö­ßen an­fan­gen, die die wei­te­re Öf­fent­lich­keit nicht kennt, Vo­gel­scheu­chen wie Klemp­ner-Col­lins, Kitt­chen-Kel­ly und dem Flie­gen­den Hol­län­der.

Wenn Sie die er­le­digt ha­ben, dann ste­hen Sie erst auf der un­ters­ten Spros­se der Lei­ter. Aber dann wer­den Sie auch stei­gen wie ein Luft­bal­lon.«

»Ich will mit den drei­en hin­ter­ein­an­der im sel­ben Ring an­tre­ten«, sag­te Pat. »Ar­ran­gie­ren Sie die Sa­che nur.«

Stu­be­ner lach­te.

»Wa­rum la­chen Sie? Glau­ben Sie nicht, dass ich mit de­nen fer­tig wer­de?«

»Das weiß ich, dass Sie das kön­nen«, ver­si­cher­te Stu­be­ner ihm. »Aber so lässt sich das nicht ma­chen. Sie müs­sen sich im­mer einen zur Zeit vor­neh­men. Ver­ges­sen Sie nicht, dass ich das Ge­schäft ver­ste­he. Es muss al­les ge­nau zu­recht­ge­legt wer­den, und ich weiß, wie. Wenn al­les klappt, kön­nen Sie in ei­nem Jahr oben sein, Welt­meis­ter wer­den und Geld schef­feln.«

Pat seufz­te über die­se Aus­sicht, dann aber klär­te sich sein Ge­sicht auf. »Und dann kann ich mich zu­rück­zie­hen und wie­der nach Hau­se zu dem Al­ten ge­hen.«

Stu­be­ner woll­te ant­wor­ten, be­sann sich aber. War die­ser An­wär­ter auf die Meis­ter­schaft auch recht son­der­bar, so war er doch da­von über­zeugt, dass der jun­ge Mann, wenn er das Ziel erst er­reicht hat­te, ge­nau so wer­den wür­de wie die an­de­ren, die es so weit ge­bracht hat­ten, wie sie konn­ten. Au­ßer­dem wa­ren zwei Jah­re eine lan­ge Zeit, und un­ter­des­sen konn­te viel ge­sche­hen.

Als Pat sich in der Ge­gend her­um­zu­trei­ben be­gann und un­auf­hör­lich Ge­dicht­bü­cher und Ro­ma­ne las, die er sich aus ei­ner öf­fent­li­chen Biblio­thek hol­te, schick­te Stu­be­ner ihn auf eine Ranch auf der an­de­ren Sei­te der Bucht, wo er un­ter der Auf­sicht von Spi­der Walsh le­ben soll­te.

Aber nach ei­ner Wo­che kam Spi­der und er­klär­te, der Auf­ga­be nicht ge­wach­sen zu sein. Sein Zög­ling war von mor­gens bis abends ver­schwun­den, war über alle Ber­ge, an­gel­te Fo­rel­len in den Ge­birgs­bä­chen, schoss Wach­teln und Ka­nin­chen und schoss den ein­sa­men Reh­bock, der Dut­zen­den von Jä­gern, die es auf ihn ab­ge­se­hen hat­ten, ent­gan­gen war.

Spi­der saß faul her­um und wur­de dick, wäh­rend sein Zög­ling gut in Form blieb.

Es ging, wie Stu­be­ner er­war­tet hat­te. Die Ma­na­ger der Box­klubs lach­ten, wenn er mit sei­nem neu­en Mann kam. Wa­ren die Wäl­der nicht voll von Un­be­kann­ten, die sich plötz­lich für die Meis­ter­schafts­kämp­fe mel­de­ten? Ei­nen Kampf auf vier Run­den, um das Pro­gramm zu fül­len ja, dar­über ließ sich re­den. Aber als Haupt­num­mer – nie.

Stu­be­ner hat­te sich in­des­sen in den Kopf ge­setzt, dass der jun­ge Pat ge­ra­de als Haupt­num­mer an­fan­gen soll­te, und durch das Ge­wicht sei­nes ei­ge­nen Na­mens setz­te er es schließ­lich durch. Nach vie­lem Hin und Her wil­lig­te der Mis­si­ons­klub ein, Pat Glen­don auf fünf­zehn Run­den ge­gen Zucht­haus-Kel­ly zu stel­len, und zwar um eine Bör­se von hun­dert Dol­lar.

Es war et­was ganz Üb­li­ches, dass jun­ge Bo­xer die Na­men der al­ten Hel­den des Rings an­nah­men, und des­halb kam kei­ner auf den Ge­dan­ken, dass der jun­ge Pat ein Sohn des großen Pat Glen­don sein könn­te. Stu­be­ner sag­te auch nichts da­von. Es konn­te spä­ter gut als Sen­sa­ti­on für die Pres­se ge­braucht wer­den.

Ei­nen Mo­nat muss­ten sie war­ten, dann kam end­lich der Abend, an dem der Kampf statt­fin­den soll­te. Stu­be­ner war sehr ner­vös. Er hat­te sei­nen Na­men da­für ein­ge­setzt, dass sein Schütz­ling eine Se­hens­wür­dig­keit wäre, und zu sei­nem Ent­set­zen sah er jetzt, dass Pat, als er kaum fünf Mi­nu­ten in sei­ner Ecke des Rin­ges ge­ses­sen hat­te, die Far­be ver­lor und ganz fahl wur­de.

»Kopf hoch, mein Jun­ge«, sag­te Stu­be­ner und klopf­te ihm auf die Schul­ter. »Es ist im­mer ein ko­mi­sches Ge­fühl, wenn man das ers­te Mal im Ring steht, und Kel­ly hat den Trick, dass er sei­nen Geg­ner war­ten lässt, in der Hoff­nung, dass er Lam­pen­fie­ber kriegt.«

»Das ist es nicht«, ant­wor­te­te Pat. »Es ist der Ta­ba­krauch. Ich bin ihn nicht ge­wohnt, und er macht mich ganz krank.«

Der Ma­na­ger at­me­te er­leich­tert auf. Wenn es nur der Ta­ba­krauch war – an den wür­de sich der Jun­ge schon ge­wöh­nen.

Der Ein­tritt des jun­gen Pat in den Ring er­folg­te un­ter all­ge­mei­nem Schwei­gen, wäh­rend Zucht­haus-Kel­ly mit oh­ren­be­täu­ben­dem Bei­fall be­grüßt wur­de, als er un­ter den Sei­len hin­durch­klet­ter­te.

Er war ein Mann von wirk­lich furcht­ein­flö­ßen­dem Aus­se­hen, dun­kel­häu­tig, stark be­haart und mit ge­wal­ti­gen Mus­keln, der gut hun­dert­acht­zig Pfund wog. Pat be­trach­te­te ihn neu­gie­rig und muss­te da­für einen bö­sen Blick ein­ste­cken.

Als sie bei­de dem Pub­li­kum vor­ge­stellt wa­ren, muss­ten sie sich die Hän­de rei­chen. Und so­gar, als ihre Hand­schu­he sich be­rühr­ten, knirsch­te Kel­ly mit den Zäh­nen, sein Ge­sicht ver­zerr­te sich vor Wut, und er knurr­te:

»Du hast doch wohl kei­ne Angst?«

Roh schlug er Pats Hand bei­sei­te und zisch­te:

»Ich will dich bei le­ben­di­gem Lei­be fres­sen, du klei­ner Kö­ter.«

Das Pub­li­kum lach­te; es hat­te er­ra­ten, was Kel­ly ge­sagt ha­ben muss­te, und freu­te sich dar­über.

Als Pat wie­der in sei­ne Ecke kam, um dort auf den Schlag des Gongs zu war­ten, wand­te er sich zu Stu­be­ner und frag­te:

»Wa­rum ist er böse auf mich?«

»Das ist er gar nicht«, ant­wor­te­te Stu­be­ner. »Das ist sei­ne Art, er will ver­su­chen, Sie ein­zu­schüch­tern. Das ist nur Groß­mäu­lig­keit.«

»Aber das ist doch kein Bo­xen«, mein­te Pat, und Stu­be­ner, der einen schnel­len Blick auf ihn warf, be­merk­te, dass sei­ne blau­en Au­gen so mild wie im­mer wa­ren.

»Aber pas­sen Sie auf!« warn­te er Pat, als der Gong zur ers­ten Run­de er­tön­te. »Er wird wie ein Men­schen­fres­ser auf Sie los­ge­hen.«

Und wie ein Men­schen­fres­ser ging Kel­ly auf ihn los, schoss in wil­der Wut durch den Ring.

Pat, der in sei­ner leich­ten Art nur zwei Schrit­te vor­wärts ge­macht hat­te, be­rech­ne­te die Schnel­lig­keit des an­de­ren, tanz­te seit­wärts und lan­de­te einen rech­ten Kinn­ha­ken. Dann blieb er ste­hen und war­te­te neu­gie­rig, was da kom­men wür­de.

Der Kampf war aus. Kel­ly war wie ein vor die Stirn ge­schla­ge­ner Och­se auf den Bo­den ge­gan­gen und lag da, ohne sich zu rüh­ren. Der Schieds­rich­ter beug­te sich über ihn und zähl­te mit lau­ter Stim­me die zehn Se­kun­den aus.

Als Kel­lys Se­kun­dan­ten nach Ablauf der zehn Se­kun­den in den Ring spran­gen, um ihn fort­zu­tra­gen, kam Pat ih­nen zu­vor. Er las das große, schlaf­fe mensch­li­che Bün­del auf und trug es in die Ecke des Rin­ges, wo er es auf den Stuhl setz­te und den Se­kun­dan­ten zu wei­te­rer Be­hand­lung über­ließ.

Nach ei­ner hal­b­en Mi­nu­te hob Kel­ly den Kopf und öff­ne­te die Au­gen. Er sah sich ver­wirrt im Saal um, dann wand­te er sich zu dem einen sei­ner Se­kun­dan­ten.

»Was ist ge­sche­hen?« frag­te er hei­ser. »Ist das Dach über mir ein­ge­stürzt?«

IV

Im All­ge­mei­nen herrsch­te die An­sicht, Pat habe le­dig­lich durch einen Zu­fall ge­siegt, aber trotz­dem ver­schaff­te der Sieg über Kel­ly ihm doch einen Kampf mit Rufe Ma­son.

Die­ser Kampf wur­de drei Wo­chen spä­ter vom Sier­ra-Klub in Dre­am­land Rink ar­ran­giert, aber das Pub­li­kum be­kam nicht zu se­hen, was ge­sch­ah.

Rufe Ma­son war ein Schwer­ge­wicht­ler, der in ge­wis­sen Krei­sen sei­ner Tüch­tig­keit we­gen einen gu­ten Ruf ge­noss. Als der Gong das Zei­chen zum Be­ginn der ers­ten Run­de ge­ge­ben hat­te, tra­fen sich die bei­den in der Mit­te des Rin­ges. Kei­ner von ih­nen griff an, kei­ner schlug zu, sie um­schli­chen sich mit ge­beug­ten Ar­men ein­an­der so nahe, dass ihre Hand­schu­he sich fast be­rühr­ten.

Dann ge­sch­ah es und so schnell, dass kaum ei­ner von hun­dert Zuschau­ern es sah. Rufe Ma­son mach­te mit der Rech­ten eine Fin­te. Es war au­gen­schein­lich nicht ein­mal eine rich­ti­ge Fin­te, nur ein Ver­such, einen Aus­fall vor­zutäu­schen.

In die­sem Au­gen­blick lan­de­te Pat sei­nen Schlag. Sie wa­ren so dicht an­ein­an­der, dass ein frei­er Raum von kaum zwan­zig Zen­ti­me­tern vor­han­den war, und es war ein Ha­ken mit dem lin­ken Vor­der­arm, von ei­ner Schul­ter­dre­hung be­glei­tet.

Der Schlag traf Rufe Ma­sons Kinn, und das er­staun­te Pub­li­kum sah, wie die Bei­ne des Man­nes nach­ga­ben und er auf der Stel­le, wo er stand, zu­sam­men­brach. Der Schieds­rich­ter hat­te ge­nug ge­se­hen und be­gann gleich zu zäh­len, und wie­der trug Pat den Geg­ner an sei­nen Platz. Als Rufe Ma­son zehn Mi­nu­ten spä­ter im­stan­de war, den Ring zu ver­las­sen, muss­ten sei­ne Se­kun­dan­ten ihn stüt­zen, sei­ne Knie wa­ren noch schlaff und sei­ne Au­gen matt.

»Kein Wun­der«, sag­te er spä­ter zu sei­nen Se­kun­dan­ten, »dass Zucht­haus-Kel­ly glaub­te, das Dach wäre über ihm ein­ge­stürzt.«

Nach­dem Pat auch Klemp­ner-Col­lins in der zwölf­ten Se­kun­de der ers­ten Run­de ei­nes Mat­ches von fünf­zehn Run­den k. o. ge­schla­gen hat­te, sah Stu­be­ner sich ge­nö­tigt, mit Pat Glen­don zu re­den.

»Wis­sen Sie, wie die Leu­te Sie nen­nen?« frag­te er. Pat schüt­tel­te den Kopf.

»Den Ein­schlag-Glen­don.«

Pat lä­chel­te höf­lich. Es in­ter­es­sier­te ihn durch­aus nicht, wie die Leu­te ihn nann­ten. Er wuss­te, dass er eine ge­wis­se Ar­beit zu leis­ten hat­te, ehe er in sei­ne Ber­ge zu­rück­keh­ren konn­te, und er tat die­se Ar­beit, ohne sich wei­ter auf­zu­re­gen, das war al­les.

»Das geht nicht«, fuhr der Ma­na­ger fort und schüt­tel­te be­deu­tungs­voll den Kopf. »Sie kön­nen die Leu­te nicht im­mer gleich k. o. schla­gen. Sie müs­sen ih­nen mehr Zeit las­sen.«

»Bin ich denn nicht hier, um zu kämp­fen?« frag­te Pat über­rascht.

Wie­der schüt­tel­te Stu­be­ner den Kopf.

»Die Sa­che ist so, Pat, Sie wol­len doch als gu­ter und groß­mü­ti­ger Bo­xer gel­ten. Brin­gen Sie nicht alle an­de­ren Bo­xer ge­gen sich auf. Und es ist auch nicht an­stän­dig ge­gen das Pub­li­kum. Das will was se­hen für sein Geld. Und es en­det noch da­mit, dass Sie kei­nen fin­den, der ge­gen Sie an­tre­ten will. Sie krie­gen es ja alle mit der Angst. Und Zehn-Se­kun­den-Kämp­fe zie­hen nicht. Bit­te, sa­gen Sie selbst: Wür­den Sie einen Dol­lar oder gar fünf be­zah­len, um einen Kampf zu se­hen, der nicht mehr als zehn Se­kun­den dau­ert?«

Pat sah es ein und ver­sprach, dem Pub­li­kum et­was für sein Geld zu ge­ben, wenn er es auch nicht be­griff; er per­sön­lich ging lie­ber fi­schen, als dass er sich einen Box­kampf von hun­dert Run­den an­sah.

Aber bei al­le­dem kam Pat in Wirk­lich­keit nicht wei­ter. Die an­säs­si­gen Sports­leu­te lach­ten, wenn sein Name ge­nannt wur­de. Dann fie­len ih­nen ko­mi­sche Kämp­fe ein, wie der mit Zucht­haus-Kel­ly, der ge­glaubt hat­te, dass das Dach über ihm zu­sam­men­stürz­te. Nie­mand ahn­te et­was von Pats Kön­nen, denn nie hat­te man ihn wirk­lich kämp­fen se­hen. Wie stand es mit sei­ner Atem­tech­nik, sei­ner Aus­dau­er, sei­nem Stand­ver­mö­gen ge­gen schar­fe An­grif­fe von län­ge­rer Dau­er? Bis­her hat­te er nur ge­zeigt, dass er Zu­fallschan­cen aus­zu­nut­zen ver­stand und ein un­glaub­li­ches Glück hat­te.

So stan­den die Din­ge, als der vier­te Match ar­ran­giert wur­de, und zwar ge­gen Pete Sos­so, einen Por­tu­gie­sen aus But­cher­town, der na­ment­lich durch die er­staun­li­chen Tricks be­kannt ge­wor­den war, die er im Ring an­wand­te.

Pat trai­nier­te nicht für die­sen Kampf, viel­mehr mach­te er in al­ler Eile eine trau­ri­ge Rei­se in die Ber­ge, um sei­nen Va­ter zu be­gra­ben. Der alte Pat war sich längst dar­über klar, wie es mit sei­nem Her­zen stand, und jetzt hat­te es plötz­lich auf­ge­hört zu schla­gen.

 

Der jun­ge Pat kam im letz­ten Au­gen­blick nach San Fran­zis­ko zu­rück. Er ver­tausch­te nur schnell die Rei­se­klei­dung mit der Box­ho­se, und trotz­dem muss­ten die Zuschau­er zehn Mi­nu­ten war­ten.

»Den­ken Sie dar­an, ihm eine Chan­ce zu ge­ben«, er­mahn­te ihn Stu­be­ner, als Pat durch die Sei­le in den Ring klet­ter­te. »Spie­len Sie mit ihm, aber so, dass er es für Ernst hält. Hal­ten Sie ihn zehn bis zwölf Run­den hin, ehe Sie ihn k. o. schla­gen.«

Pat rich­te­te sich nach die­ser Be­leh­rung, und ob­gleich Sos­so so tückisch kämpf­te, dass Pat sich nur mit Mühe zu­rück­hal­ten konn­te, schlug er ihn nicht nie­der, was eine Klei­nig­keit für ihn ge­we­sen wäre.

Es wur­de eine schö­ne Dar­bie­tung, und das Pub­li­kum war be­geis­tert. Sos­sos wir­beln­de An­grif­fe, sei­ne wil­den Fin­ten, sei­ne plötz­li­chen Rück­zü­ge und Aus­fäl­le er­for­der­ten Pats vol­le Auf­merk­sam­keit, um sich zu de­cken, und doch konn­te er nicht ver­hin­dern, dass er ab und zu ge­trof­fen wur­de.

Stu­be­ner lob­te ihn in den Pau­sen, und al­les wäre wohl nach Wunsch ge­gan­gen, hät­te Sos­so nicht in der vier­ten Run­de einen sei­ner ge­meins­ten Tricks an­ge­wandt.

Pat hat­te, als sie dicht an­ein­an­der wa­ren, einen Ha­ken ge­gen Sos­sos Kinn ge­lan­det, als zu sei­nem Er­stau­nen sein Geg­ner die Arme sin­ken ließ, mit rol­len­den Au­gen und wan­ken­den Bei­nen rück­wärts tau­mel­te und of­fen­bar halb be­täubt war. Pat ließ die Arme sin­ken und be­trach­te­te ver­wun­dert Sos­so, der fal­len zu wol­len schi­en, sich dann auf­rich­te­te und mit Au­gen, die schein­bar nichts sa­hen, wie­der ein paar Schrit­te vor­wärts wank­te.

Und da ge­sch­ah es zum ers­ten und letz­ten Mal in Pats Bo­xer­lauf­bahn, dass er nicht auf dem Pos­ten war. Er war einen Schritt bei­sei­te ge­tre­ten, um den tau­meln­den Mann vor­bei­zu­las­sen, als Sos­so plötz­lich mit der Rech­ten zu­stieß.

Pat be­kam den Schlag ge­ra­de ge­gen das Kinn und mit sol­cher Kraft, dass ihm die Zäh­ne im Mun­de knirsch­ten. Das Pub­li­kum johl­te vor Be­geis­te­rung.

Aber Pat hör­te es nicht. Er sah nur Sos­so, der grin­send vor ihm her­um­tanz­te, voll­kom­men kampf­fä­hig und nicht im ge­rings­ten mehr tau­melnd.

Der Schlag schmerz­te, aber weit mehr er­bost war Pat über die Tücke sei­nes Geg­ners. Der Zorn, den sein Va­ter stets ver­geb­lich in ihm an­zu­fa­chen ver­sucht hat­te, stieg in ihm auf. Er schüt­tel­te den Kopf, wie um den Schlag ab­zu­schüt­teln, und trat dem Mann ent­ge­gen.

Und was jetzt ge­sch­ah, war das Werk ei­ner Se­kun­de. Nach ei­ner Fin­te, die sei­nen Geg­ner ab­lenk­te, lan­de­te sei­ne Lin­ke auf dem So­lar­ple­xus, und fast im sel­ben Au­gen­blick rich­te­te er einen Schlag sei­ner Rech­ten ge­gen das Kinn Sos­sos. Er traf den Mund, ehe noch der fal­len­de Kör­per den Bo­den er­reicht hat­te.

Die Klu­bärz­te muss­ten eine hal­be Stun­de ar­bei­ten, bis es ih­nen glück­te, Sos­so wie­der zum Be­wusst­sein zu brin­gen.

Dann ver­näh­ten sie ihm die Lip­pen mit elf Na­deln und ver­pack­ten ihn in einen Kran­ken­wa­gen.

»Es tut mir wirk­lich leid«, sag­te Pat zu sei­nem Ma­na­ger, »ich glau­be, ich ver­lor mei­ne Ruhe. Das will ich nie wie­der tun im Ring. Va­ter hat mich im­mer da­vor ge­warnt. Er sag­te, es hät­te ihn mehr als eine ver­lo­re­ne Schlacht ge­kos­tet. Ich wuss­te nicht, dass es mir pas­sie­ren könn­te, die Ruhe zu ver­lie­ren. Aber jetzt, da ich es weiß, wer­de ich mich vor­se­hen.«

Und Stu­be­ner glaub­te ihm. Er war jetzt so weit, dass er sei­nem Pfleg­ling al­les zu­trau­te.

»Sie ha­ben gar nicht nö­tig, zor­nig zu wer­den«, sag­te er. »Wenn Sie im Ring ste­hen, kön­nen Sie ja mit Ihrem Geg­ner um­sprin­gen, wie es Ih­nen be­liebt.«

»Ja, in je­der Se­kun­de des Kamp­fes«, be­stä­tig­te Pat.

»Sie kön­nen ihn er­le­di­gen, so­bald es Ih­nen be­liebt.«

»Ge­wiss. Ich will nicht prah­len. Aber ich glau­be, ich habe die Fä­hig­keit dazu. Mei­ne Au­gen er­spä­hen jede Chan­ce, die sich mir bie­tet, und das Ge­fühl für Zeit und Ent­fer­nung ist mir an­ge­bo­ren. Va­ter hat mir schon im­mer ge­sagt, dass es eine be­son­de­re Be­ga­bung wäre, aber ich glaub­te, er wol­le mich nur da­durch an­spor­nen. Jetzt, nach die­sen Kämp­fen, glau­be ich, dass er recht hat­te. Er nann­te es eine Wech­sel­be­zie­hung zwi­schen Geist und Mus­keln.«

»Und das in je­der Se­kun­de des Kamp­fes«, wie­der­hol­te Stu­be­ner nach­denk­lich.

Pat nick­te. Und Stu­be­ner hat­te die Über­zeu­gung von ei­ner gol­de­nen Zu­kunft.

»Na also, dann ver­ges­sen Sie nur nicht, dass wir den Leu­ten et­was für ihr Geld bie­ten müs­sen«, sag­te er. »Wir wer­den uns im­mer im vor­aus ei­ni­gen, wie vie­le Run­den ein Kampf dau­ern soll. Zu­nächst tre­ten Sie jetzt ge­gen den Flie­gen­den Hol­län­der an. Ich schla­ge vor, dass Sie es die gan­zen fünf­zehn Run­den dau­ern las­sen und ihn erst in der letz­ten er­le­di­gen. Das gibt Ih­nen Ge­le­gen­heit zu zei­gen, was Sie kön­nen.«

»Ge­macht, Sam«, lau­te­te die Ant­wort.

»Es ist eine Pro­be für Sie«, warn­te Stu­be­ner ihn. »Wenn es Ih­nen nun miss­lingt, ihn in der letz­ten Run­de auf die Bret­ter zu schi­cken?«

»Hö­ren Sie«, Pat mach­te eine Pau­se, um sei­nem Ver­spre­chen grö­ße­ren Nach­druck zu ver­lei­hen, und nahm dann einen Band Long­fel­low aus der Ta­sche. »Wenn ich ihn nicht in der fünf­zehn­ten Run­de er­le­di­ge, will ich nie mehr im Le­ben ein ein­zi­ges Ge­dicht le­sen.«

»Das ist ja al­ler­hand«, er­klär­te Sam, »wenn es auch über mei­nen Ho­ri­zont geht, dass Sie sich aus dem Zeug et­was ma­chen.«

Pat seufz­te, ant­wor­te­te aber nicht. In sei­nem gan­zen Le­ben hat­te er erst einen ein­zi­gen Men­schen ge­trof­fen, der sich et­was aus Ge­dich­ten mach­te: die rot­haa­ri­ge Leh­re­rin, vor der er in die Wäl­der ge­flüch­tet war.