Tin Star

Tekst
Z serii: Texas Ranches #1
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Kapitel 4

»Ich kann nicht glauben, dass du mir das von Ethan nie erzählt hast«, flüsterte Jamie in sein Handy und achtete sorgsam darauf, dass die beiden anderen Rancharbeiter nicht mithörten.

»Ich hatte kein Recht, dieses Geheimnis auszuplaudern, Jamie, genauso wenig wie deins, wenn ich es gewusst hätte. Eigentlich bin ich überrascht, dass er es dir gesagt hat. Soweit ich weiß, sind Jules und ich die einzigen Menschen, die es wissen, und Jules weiß es nur, weil sie ihn auf einem Date gesehen hat, als wir alle noch auf dem College waren.« John seufzte. »Hör mal, du musst dir um wichtigere Dinge Gedanken machen. Ich hab gehört, was letzte Nacht passiert ist. Das war nur der Anfang, Jamie. Bist du sicher, dass du hierbleiben willst?«

»Und ob ich hierbleibe, verflucht. Das ist mein Zuhause! Ich habe nicht vor, wegen einem Haufen beschissener Fanatiker zu gehen. Warte mal kurz. Ich muss dem Kalb hinterher.«

»Was?«

Jamie ließ das Handy sinken, zog fester an Spots Zügeln und ignorierte seinen Bruder. Spot hingegen versuchte sein Bestes, um Jamies Anweisung zu ignorieren, dem Kalb zu folgen.

»Verdammt, Spot! Du wirst nicht gewinnen, also kannst du genauso gut auf mich hören, du sture Nervensäge!« Er stieß dem Pferd die Fersen in die Rippen, sodass es dem verirrten Kalb hinterherlief. Sobald Spot entschieden hatte, sich nicht mehr gegen ihn zu wehren, trieben sie das Kalb problemlos zurück zur Rinderherde. Als sie hinter den Tieren zurückfielen, hob Jamie das Handy wieder ans Ohr. »Bist du noch dran?«

»Ja, ich bin dran. Was machst du?«

»Ich helfe Hayden und Ed, die Rinder auf die Westweide zu bringen. Wann kannst du George herbringen? Gerade muss ich Spot reiten.«

»Was stimmt nicht mit Spot?«

»Abgesehen von der Tatsache, dass er ein Dieb ist und nur auf Ethan hört?«

John lachte leise. »Ein Dieb?«

»Ja! Er hat meinen Hut und meine Wasserflasche geklaut! Ich bin rausgegangen, um ihn reinzurufen, und er ist auf die Koppel geschlendert. Kam direkt auf mich zu und hat mir den Hut vom Kopf gezogen. Er hat zehn verdammte Minuten rumgetänzelt, bevor ich ihn endlich wiederbekommen habe. Und dann hat er sich doch tatsächlich die Wasserflasche geschnappt, die ich auf dem Zaunpfosten abgestellt habe, und ist noch mal zehn Minuten damit rumgerannt. Es hat praktisch eine Ewigkeit gedauert, bevor ich ihn in den Stall bringen und satteln konnte.«

Johns Lachen wurde so laut, dass Jamie das Handy vom Ohr nehmen musste.

Ed ritt neben ihn und grinste. »Warte nur, bis du mit ihm Zäune reparieren musst. Er wird dir auch dein Werkzeug klauen.«

Jamie sah zu dem blassen, sommersprossigen Cowboy hinüber und stöhnte. Ed war nur ein paar Jahre älter als er und hatte leuchtend rote Haare und einen drahtigen Körperbau. Er hatte den Ruf, ein verdammt guter Rancharbeiter und ein netter Kerl zu sein. Und wenn dieser Morgen irgendein Hinweis war, hatte er sich den Ruf wirklich verdient. Während die anderen die Pferde gesattelt hatten, hatte Ed großen Wert darauf gelegt, ihm zu sagen, dass er kein Problem mit Schwulen hatte, und ihm die Hand gereicht.

»Du machst Witze, oder?«

»Nope. Als Ethan und ich das letzte Mal neuen Stacheldraht gezogen haben, ist Spot mit der Drahtschere abgehauen. Ethan hat fünf Minuten lang geflucht und ist ihm fünfzehn Minuten lang hinterhergejagt, bis er sie wiederhatte. Der Halunke liebt es, Fangen zu spielen.« Ed grinste und ritt dann ein Stück weg, um Jamie etwas Privatsphäre für sein Telefonat zu geben.

Jamie schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen, ehe er das Handy wieder ans Ohr hielt. »Wann bringst du George zu mir?«

John seufzte erneut. »Ich bring sie dir heute Abend.«

»Gut. Bring mir auch noch mehr Klamotten und Freds Spielzeug.«

»Grr.«

»Knurr mich nicht an. Es ist ja nicht so, als könnte ich die Sachen selbst holen. Daddy erschießt mich wahrscheinlich, wenn er mich sieht.«

John schnaubte. »Ja, das würde er wahrscheinlich tun. Okay, ich sehe, was ich tun kann. Neben all den anderen Sachen, die ich heute noch erledigen muss, muss ich auch noch einen neuen Vorarbeiter einstellen.«

Jamie zuckte zusammen. Sie ersetzten ihn bereits? Das klang nicht gut… überhaupt nicht gut. »Daddy besteht darauf?«

»Himmel, ja! Du glaubst doch nicht, dass ich das will, oder?«

»Nee. Ich weiß es besser. Hab wohl nur laut gedacht.«

»Es tut mir leid, Jamie. Ich will niemand anderen einstellen, aber ich kann nicht deinen und meinen Job machen. Daddy hat sehr deutlich gemacht, dass wir einen neuen Vorarbeiter brauchen.«

»Hört sich nicht an, als würde er das hier akzeptieren, oder?«

John atmete abgehackt aus. »Ich glaube nicht, Kleiner.«

Jamie erschauderte und sah in den Himmel hinauf. Es war ein schöner Tag, beinahe heiß, aber trotzdem spürte er die Kälte in Johns Worten. Was, wenn ihm sein Dad niemals erlaubte, wieder nach Hause zu kommen?

Er sah sich auf der Weide um. Sie war wunderschön, also würde es sicher keine Qual werden, hierzubleiben, aber… es war nicht sein Zuhause. Nein, so durfte er nicht denken. Er durfte nicht daran denken, nicht wieder nach Hause zu gehen.

»Ich muss los, John. Wir sehen uns heute Abend. Danke.«

»Gern geschehen, Brüderchen. Bis dann.«

Jamie steckte das Handy an seinen Gürtel und ritt schweigend weiter.

Ed schloss wieder zu ihm auf. »Wir haben alle Handys. Du solltest dir auch so ein Freisprech-Ding besorgen wie der Rest von uns.« Er zeigte auf seinen Ohrhörer. »Kannst du mit deinem Fotos machen? Falls nicht, solltest du dir eins anschaffen, das es kann, sonst dreht Bill durch.« Er lachte leise. »Bill hat sich so eins besorgt und zwingt uns auch, sie zu benutzen, damit er uns Bilder schicken kann. Er schickt von allem Fotos, von Dingen, die repariert werden müssen, von Dingen, die wir schon repariert haben. Er und Ethan drehen auf Rinderauktionen vollkommen durch und schicken sich gegenseitig Fotos von den Tieren, die zum Verkauf stehen, hin und her.« Ed schüttelte grinsend den Kopf und ritt dann zu seiner Seite der Herde zurück.

Der Rest des Ritts verlief ziemlich ereignislos. Sie trieben die Rinder zusammen, ritten dann am Zaun zurück, um nach Löchern oder Stellen zu suchen, die bald geflickt werden mussten. Auf halber Strecke wurde Hayden von Bill angerufen, der ihnen sagte, dass das Mittagessen fertig war.

Als Jamie, Ed und Hayden am Haus ankamen, stand Ethan mit einem Sandwich in der einen und einem gelben Tennisball in der anderen Hand auf dem Hof und Fred beobachtete jede seiner Bewegungen.

Jamie spürte, wie sein Herz bei Ethans Anblick wie wild pochte. Wenn ihm die offensichtliche Freude, die der Mann offensichtlich beim Spielen mit Jamies kleinem Mädchen hatte, kein wohliges Gefühl bescherte, tat es der Mann selbst auf jeden Fall. Er trug eine Baseballkappe, eine kurze Hose, ein rotes T-Shirt und weiße Turnschuhe. Verdammt, der Mann hatte tolle Beine! Jemand sollte ihm sagen, dass er seine Jeans weiter oben als auf halber Höhe der Oberschenkel abschneiden sollte.

Ethan warf den Ball und Fred jagte ihm nach. Ethan lachte über den energiegeladenen Welpen und das Geräusch drang bis in Jamies Seele vor. Er wurde allmählich hart, nur weil er Ethan dabei beobachtete, wie er mit seinem Hund spielte.

Jamie blinzelte und schüttelte sich innerlich. Er schwärmte schon für Ethan, solange er denken konnte. Dann, als er älter geworden war und die meisten Jungs in seiner Klasse den Cheerleaderinnen hinterher gesabbert hatten, hatte er sich zu Fantasien von Ethan einen runtergeholt. Trotzdem hatte er sich in all der Zeit nie erträumt, dass Ethan schwul war. Dass er es jetzt wusste, half nicht gerade gegen seine Schwärmerei. Wenn überhaupt, machte es sie nur schlimmer.

Ein leises Lachen riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah zur Seite, als Hayden zu ihm kam. »Dein Hund ist schon was Besonderes. Du hast dir da einen guten Welpen angeschafft. Ich hab gehört, was sie letzte Nacht für dich getan hat. Ich wünschte, du hättest geschrien oder so was. Jedem Mann, der versucht, einen Hund zu verletzen, weil er sein Herrchen beschützt, sollte gehörig in den Arsch getreten werden. Hör zu, wenn du noch mal solche Schwierigkeiten hast wie letzte Nacht, sagst du Bescheid.« Er hielt inne und zuckte dann mit den Schultern. »Ich kann echt nicht verstehen, warum du keine Frauen magst… was gibt es da nicht zu mögen? Aber ich glaube auch nicht, dass das ein Grund sein sollte, um jemanden zu hassen. Ein Mann sollte nicht wegen solchem Schwachsinn aus dem Bett gezerrt werden. Das Leben ist echt zu kurz für so was.«

Bevor sich Jamie bedanken konnte, zwinkerte Hayden ihm zu und ritt voraus in den Stall. Tja, Scheiße! Wie gefällt dir das? Der Kerl hatte den ganzen Vormittag über keine zwei Worte mit ihm gewechselt, also war er davon ausgegangen, dass Hayden ein Problem mit ihm hatte, aber nun sah es aus, als würde er sich mit den verbliebenen Männern auf der Tin Star gut verstehen. Das war auf jeden Fall gut zu wissen und es nahm seiner Unterhaltung mit John von eben ein wenig Gewicht. Außerdem hatte es geholfen, seinen Ständer verschwinden zu lassen, weil es seine Gedanken von Ethans Beinen abgelenkt hatte. Was für ein Bonus!

Jamie brachte Spot in den Stall, sattelte ihn ab, striegelte und fütterte ihn. Dann machte er sich auf die Suche nach etwas zu essen für sich selbst.

Ethan und Fred spielten noch immer, während die anderen am Picknicktisch saßen, auf dem Bill die Zutaten für die Sandwichs ausgebreitet hatte.

Der Vorarbeiter sah ihn an und grinste. »Entschuldige die karge Verpflegung, Kleiner. Wir haben keine Haushälterin wie ihr bei eurem Daddy. Wir versorgen uns hier so ziemlich allein.«

 

»Das ist in Ordnung. An Sandwichs ist nichts verkehrt.« Jamie nahm sich einen Pappteller und stellte sich sein Essen zusammen.

»Gut! Denn wir essen viel davon. Kochst du?«, fragte Ethan hoffnungsvoll, als er sich an den Tisch setzte.

Jamie blickte in diese tiefbraunen Augen und sein Magen verkrampfte sich. »Ein wenig.«

Ethan nickte und nahm den Ball entgegen, den Fred ihm brachte. »Super. Wenn du wirklich nett zu mir bist, lasse ich dich heute Abend unser Essen kochen.«

Jamie blinzelte. Bill und Hayden lachten.

Ed protestierte und die Belustigung war ihm deutlich anzuhören. »Auf keinen Fall! Wenn er kochen kann, musst du ihn mit uns teilen. Wir werden alle zum Essen ins Haus kommen. Das ist nur fair!«

Ethan schmunzelte. »Oh nein! Ihr besorgt euch gefälligst euren eigenen Koch. Er lebt in meinem Haus, also muss ich auch was davon haben.« Er grinste Jamie an, dessen Magen sich daraufhin fester zusammenzog.

Er erwiderte Ethans Lächeln, schüttelte dann jedoch den Kopf und stellte sein Sandwich fertig zusammen. Er würde Ethan eine Menge mehr als nur seine Kochkünste als Bezahlung dafür anbieten, in dem großen Haus wohnen zu dürfen. Und das mit Freuden.

»Also, machst du auch sauber?«

»Auf keinen Fall! Ethan, ich bin schwul… keine verdammte Hausfrau!«

Alle lachten.

***

Nach einem herrlichen Abendessen aus Enchiladas, Reis und Bohnen machte Ethan den Abwasch. Er hatte vorhin nur Witze gemacht, als er Jamie gesagt hatte, er solle heute kochen, aber Jamie hatte ihn beim Wort genommen. Sobald alle Feierabend gemacht hatten, hatte sich Jamie in der Küche an die Arbeit gemacht. Ethan hatte ihm gesagt, dass er nicht wirklich kochen musste, doch Jamie hatte darauf bestanden.

Mann, und wie er kochen konnte! Als Jamie die hausgemachte Salsa rausgeholt hatte, hatte Ethan auf der Stelle entschieden, dass er so gut wie alles tun würde, damit der Kleine weiter für ihn kochte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so gut gegessen hatte. Vielleicht würde er das Jamies Aufgabenliste hinzufügen und ihm dafür einen kleinen Bonus auszahlen. Was für ein Gedanke und er schlug kalte Platten und Abendessen aus dem Tiefkühler um Längen.

Gerade als er den letzten Teller in den Geschirrspüler stellte, hüpfte Fred mit dem Ball herein, den er heute Vormittag gefunden hatte. Er lachte leise und nahm ihn ihr ab. »Okay, Mädchen, lass uns ins Wohnzimmer gehen. Da haben wir Platz zum Spielen, ohne das ganze Haus zu verwüsten.« Das Wohnzimmer war ein großer, offener Bereich. Sobald sie dort waren, warf Ethan den Ball in Richtung Haustür.

Jamie hatte sich halb sitzend, halb liegend auf der Couch ausgebreitet und sah fern. Als Fred an ihm vorbeirannte und ihre Krallen über den Boden klackerten, rief er: »Fred! Renn nicht im Haus!«

Ethan lachte leise. »Ist schon in Ordnung, sie hat nur Spaß.«

Jamie zuckte zusammen und warf dann einen Blick über die Schulter. Offensichtlich hatte er nicht gehört, wie Ethan den Ball geworfen hatte. »Oh. Ich wusste nicht, dass du mit ihr spielst. Es stört dich nicht, wenn sie durchs Haus rennt?«

»Ach was. Hier kann sie nicht viel kaputt machen. Sie wollte spielen, also hab ich gehorcht.«

Jamie grinste. »Du weißt, dass der Weg zum Herzen eines Mannes über seinen Hund führt, richtig?«

Lachend ging Ethan zur Couch. Bevor er sich setzen konnte, brachte Fred den Ball zurück. Er warf ihn erneut und machte es sich gemütlich. »Nein, ich glaube, der führt durch seinen Magen… und mein Herz gehört ganz dir. Das Abendessen war wunderbar. Vielen Dank.«

Jamie murmelte etwas, das sich wie Schön wär's anhörte, dann lief er rot an und zog leicht den Kopf ein. »Danke.«

Verdammt, er war süß, wenn er so schüchtern war. Offensichtlich konnte Jamie nicht gut mit Komplimenten umgehen und Ethan schwor sich, das zu ändern. Er hatte immer gewusst, dass John der Lieblingssohn war, aber verdammt! Killians Bevorzugung hatte immer schrecklich unfair gewirkt, doch erst jetzt fing es an, Ethan wirklich zu stören.

Jamie machte seiner Familie alle Ehre und verdiente genauso viel Lob. Die Erkenntnis, dass dieser junge Mann einfach etwas an sich hatte, das in ihm den Drang auslöste, ihn zu beschützen, wühlte ihn auf. »Gern geschehen.«

Jamie hob eine Hand und schob sich die Haare aus seinen wunderschönen blauen Augen. Er räusperte sich nervös, ehe er Ethan direkt ansah. »Es macht mir nichts aus zu kochen, wenn du den Abwasch übernimmst.«

Ethan lächelte und warf erneut den Ball. »Das ist ein verdammt guter Deal! Abgemacht.«

Jamie lachte leise und reichte ihm die Hand. Ethan starrte diese langen Finger und die schwielige Handfläche eine Sekunde lang an. Jamie hatte schöne, starke Hände. Die Hände eines arbeitenden Mannes. Wie würden sie sich auf…?

Sie schlugen auf die Abmachung ein, dann sah Jamie ernst zu, wie Fred ihrem Spielzeug hinterherjagte. »Du hast also wirklich nichts gegen Fred?«

»Nein. Sie ist ein guter Hund.«

Jamie nickte gedankenverloren und deutete auf Fred, ehe er den Ball für sie warf. »Daddy hat sich immer beschwert. Er meint, dass Hunde nicht ins Haus gehören.«

Ethan schnaubte. »Nichts für ungut, aber ich sag dir genau das, was ich John all die Jahre gesagt habe: Dein Daddy kann manchmal ein Arschloch sein. Hunde gehören zur Familie, natürlich dürfen sie ins Haus.«

Jamie sah blinzelnd zu ihm auf und kicherte, seine blauen Augen funkelten und seine Nase rümpfte sich kaum merklich. Es war das Süßeste, was Ethan je gesehen hatte. »Jepp. Himmel, ich würde sogar George ins Haus lassen, wenn sie reinpassen würde.«

Ethan lachte. »Okay, bei Pferden im Haus ziehe ich die Grenze.«

Jamie brach in Gelächter aus. »Alles klar, keine Pferde im Haus, versprochen. Hat sich John bei dir gemeldet?«

»Nein. Warum?«

»Er sollte mir noch ein paar Sachen und George bringen.«

Ethan schüttelte den Kopf. »Ich hab zuletzt heute früh von ihm gehört. Anscheinend sind die Gerüchte über deine Prügelei bis zur Quad J durchgedrungen.«

Jamie hob seine dunklen Brauen. »Ja, hab ich gehört. Wie ist das deiner Meinung nach überhaupt passiert? Es wirkt auf mich nicht so, als würden Bill, Ed oder Hayden es herumerzählen.«

Ethan zuckte mit den Schultern und streckte eine Hand aus, als Fred auf ihn zutrottete. »Unmöglich zu sagen, wie es die Runde gemacht hat. Ich schwöre, dass Rancharbeiter mehr tratschen als ein Haufen alter, weißhaariger Damen am Bingoabend.« Sie lachten erneut. »Carl und Jeff haben sich wahrscheinlich beschwert, dass sie rausgeflogen sind. Wie auch immer, einer der Rancharbeiter hat John gleich davon erzählt und er hat angerufen, als du los bist, um die Rinder zusammenzutreiben.«

Fred kam schlitternd zum Stehen, warf den Kopf zurück und ließ den Ball los… der in Jamies Schoß landete.

Jamie sog die Luft ein.

Ethans Blick senkte sich auf Jamies Schritt. Oh Mann! Die Flanellschlafanzughose, die Jamie nach seiner Dusche angezogen hatte, war ausgebeult. Verdammt! Wie lange ist das schon so? Jamie rutschte herum. Ethan spürte, wie sein Schwanz beim Anblick von Jamies Erektion hart wurde.

Ihm wurde klar, dass er glotzte, also hob er den Blick. Jamie räusperte sich, setzte sich gerade hin und zog an seinem weiten, weißen T-Shirt, um sich zu bedecken. Er biss sich auf seine volle Unterlippe und sah Ethan an. Verdammt, er war sexy!

Ethan wusste, dass es eine schlechte Idee war, aber er musste diesen sinnlichen Mund einfach kosten. Er beugte sich vor und strich mit den Lippen sanft über Jamies.

Jamie keuchte und bevor Ethan wusste, wie ihm geschah, hatte Jamie die Führung übernommen, drückte ihm fest seine Lippen auf und verlangte mit der Zunge nach Einlass. Mit beiden Händen umfasste er Ethans Gesicht und drängte sich an Ethans Körper, zumindest so weit, wie es möglich war, da sie beide noch saßen. Er war grob, aggressiv und machte sich praktisch über Ethan her, während er mit der Zunge jeden Zentimeter von Ethans Mund erkundete und streichelte. Schließlich beruhigte er sich ein wenig, der Kuss wurde sanfter und Ethan hatte endlich die Chance, ihn zu erwidern. Jamies Hände rutschten zu seinen Schultern. Ihre Zungen trafen und umtanzten sich. Es ähnelte einem trägen, fließenden Liebesspiel. Jamie stöhnte.

Es war eines der erotischsten Dinge, die Ethan je gehört hatte, und verstärkte seine bereits schmerzhafte Erektion. Mit einer Hand glitt er nach unten, um die Enge in seiner Jeans zu mildern. Jamie nahm die Hände von ihm und löste den Kuss, um an ihm hinab zu sehen. Auch Ethans Blick senkte sich, als er seine Hose zurechtschob.

Jamie stöhnte erneut, ehe er zögerlich nach unten griff, um Ethan durch seine Jeans zu berühren. Diese klaren, blauen Augen sahen ihn an, als würden sie um Erlaubnis bitten.

»Großer Gott!«, keuchte Ethan, als Jamie zudrückte, dann verlor er das bisschen Kontrolle, das er noch hatte. Er drückte Jamie nach hinten auf die Couch, wobei Jamie leider den Griff an seinem Schwanz löste. Es war egal, nichts war mehr wichtig, außer, dass er diesen Mund wieder auf sich spüren und Jamie wieder schmecken musste.

Er konnte sich nicht daran erinnern, jemanden so sehr gewollt zu haben wie Jamie in diesem Moment. Er wusste, dass es nicht klug war. Jamie war viel zu jung. Außerdem hatte er sich geoutet. Und zu allem Überfluss war er auch noch Johns Bruder. Trotzdem konnte er nicht anders, der Junge hatte ihn vollkommen durcheinandergebracht – allerdings auf gute Weise –, seit er gestern aus seinem Pick-up gestiegen war.

Ethan hatte Jamie immer gemocht, ihn immer attraktiv gefunden, ihn immer irgendwie beschützen wollen. Aber jetzt? Jetzt war alles so viel intensiver. Er hatte keine Ahnung, warum sich die Dinge geändert hatten. Vielleicht war es das Wissen, dass Jamie auch auf Männer stand. Was auch immer es war, Ethan wusste, dass Jamie jetzt ihm gehörte.

Mit den Lippen fand er Jamies Mund im selben Augenblick, als er mit einer Hand den Weg in die weiche Schlafanzughose fand. Er legte seine Finger um diesen unglaublich steifen Schwanz und sie beide stöhnten auf. Gott, Jamie war so hart! Ethan spürte, wie er in seiner Hand pulsierte.

Jamies Hüften zuckten.

Ethan musste ihn sehen. Er unterbrach den Kuss und lehnte sich zurück, wobei er Jamies Flanellhose mit der freien Hand hinunterzog. Jamie stöhnte und hob erneut den Unterleib an, sodass sein Schwanz durch Ethans Hand rutschte. Ethan lockerte seinen Griff und betrachtete seine Trophäe. Er war heiß, fühlte sich wie Samt an und war etwa zwei Zentimeter länger als sein eigener, aber nicht annähernd so dick. Die dunkelrote Farbe hob sich stark von Jamies viel blasseren Beinen ab, die in einem scharfen Kontrast zu den dunklen Locken in seinem Schritt standen. Während Ethan ihn fasziniert beobachtete, quoll ein Lusttropfen aus der Spitze und rann an der Eichel hinab, kurz darauf folgte ein zweiter. Er beugte sich vor, um erst den einen, dann den anderen Tropfen mit der Zunge aufzufangen. Mmh… Es war beinahe süß und nicht übermäßig salzig.

Jamies Schwanz zuckte in seiner Hand und er schrie auf.

Ethan öffnete den Mund, um mehr von ihm aufzunehmen und ihn vollständig zu schmecken.

Fred bellte.

Die beiden zuckten zusammen. Dann öffnete sich die Hintertür.

Ethan ließ Jamie los und setzte sich auf. Jamie zog sich hastig wieder an und richtete sich auf.

»Jamie! Ethan!«, hallte Johns Stimme durch das Haus.

Ethan fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und warf einen Blick auf Jamie, der feuerrot angelaufen war. Ethan runzelte die Stirn und flüsterte: »Hör auf, rot zu werden!«, ehe er rief: »Im Wohnzimmer!«

»Ich kann nicht anders!«, zischte Jamie und sah ihn finster an. Das war einfach zu viel. Ethan grinste. Gott, es hatte ihn wirklich schlimm erwischt.

John kam mit einem Haufen Zeug im Arm ins Wohnzimmer, während Fred erneut bellte.

Jamie wühlte zwischen den Sofakissen herum.

»Was machst du da?«, fragte Ethan.

Jamie stand auf und ließ den Blick über die Couch schweifen. »Sie will ihren Ball.«

John legte seinen Kram auf dem Couchtisch ab. »Ich hab mehr von Jamies Zeug mitgebracht.«

Endlich fand Jamie den Ball und warf ihn für Fred. Ethan und John drehten die Köpfe und sahen zu, wie der Hund über den Holzfußboden rutschte, ehe sie sich ansahen. Ethan nutzte die Zeit, um wieder zu Atem zu kommen. Es wäre nicht gut, wenn John es bemerkte.

 

»Ich wette, Fred liebt das«, sagte John mit einem Lächeln in der Stimme.

»Tut sie.« Jamie wühlte in den Kisten und Tüten auf dem Tisch herum. »Was hast du alles mitgebracht?«

»Ein paar Klamotten, Freds Spielzeug, ein paar deiner Bücher und eine Schachtel, die ich in deinem Nachttisch gefunden hab.« John ließ sich neben Ethan auf die Couch fallen.

Jamie sah auf und die Röte war aus seinem Gesicht verschwunden. Ethan kam es so vor, als würde er überrascht aussehen, aber John schien nichts Ungewöhnliches zu bemerken.

Jamie ging die Kisten durch, bis er eine schwarze, verschließbare Kassette herausnahm. Er zog am Deckel, doch als dieser sich nicht öffnete, schien er sich zu entspannen. Das ist seltsam. Ethan fragte sich, was Jamie darin aufbewahrte.

»Hast du den Schlüssel mitgebracht?«

»Welchen Schlüssel?«

»Der, der unter der Lampe auf dem Nachttisch versteckt ist.«

John schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wusste nicht, dass er da ist. Ich bringe ihn morgen mit. Was ist da drin?«

»Nichts Besonderes, nur dies und das. Hast du George mitgebracht?«

Ethan blinzelte. Na, wenn das mal keine ausweichende Antwort war. Jetzt war er noch neugieriger, was in der Kassette war. Er warf einen Blick zu John, dem Jamies unverbindliche Antwort entgangen zu sein schien.

John räusperte sich und Ethan wappnete sich. John räusperte sich immer, wenn er nervös war. Diese Angewohnheit hatte er schon, seit sie Kinder waren.

Jamie musste es auch bemerkt haben, denn er stellte die schwarze Box ab, straffte sich und stemmte die Hände in die Hüften. Zum Glück war sein Ständer verschwunden. »Was?«

»Also, na ja, da gab es ein kleines Problem.«

»Du weichst aus«, warf Ethan ein.

Johns Kopf ruckte zu ihm herum. »Halt die Klappe, Ethan!«

»Also?«, fragte Jamie.

John erhob sich seufzend und ging dann im Zimmer auf und ab. Jamie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Ethan schüttelte den Kopf. »Er hat's gleich.«

Jamie stöhnte und ging in die andere Richtung. Er stieg über Fred, die sich eines der Kauspielzeuge aus der Kiste geschnappt hatte.

Ethan grinste. Dieses Herumtigern musste eine weitere Killian-Angewohnheit sein. Sie alle gingen auf dieselbe Art und Weise, mit denselben Schritten und derselben Haltung. Schließlich blieb John stehen und sah ihn an. Ethan kannte diesen Blick, es war Johns Ich-will-dir-die-schlechten-Nachrichten-wirklich-nicht-sagen-Blick. Ach, Scheiße! Ethan musterte ihn mit einer hochgezogenen Braue. John seufzte und wandte sich an seinen Bruder.

»Dad erlaubt mir nicht sie mitzunehmen. Er sagt, wenn du das Pferd haben willst, musst du sie kaufen.«

Jamies Gesicht lief tiefrot an und er runzelte die Stirn. Wut strahlte in beinahe sichtbaren Wellen von ihm aus. »Dieser Mistkerl! George gehört mir! Ein Geschenk ist ein Geschenk! Er hat sie mir zum 17. Geburtstag geschenkt! Man kann jemandem verdammt noch mal kein Geld für ein verficktes Geschenk abknöpfen!«

Ethan war sprachlos. Er hatte gewusst, dass Jacob Killian ein gemeiner alter Bastard sein konnte, aber es war ziemlich mies, das Pferd eines Mannes als Geisel zu halten.

»Das kann er nicht machen!« Jamie lief schneller auf und ab. Fred kam zu ihm, sodass er anhalten musste. Sie winselte, weil sie scheinbar auf seine Stimmung reagierte. Gedankenverloren tätschelte er ihren Kopf und drehte sich wieder zu John und Ethan um. »Kann er das machen? Ich meine, er kommt doch nicht wirklich damit durch.«

John zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich schon. Er ist derjenige, der George gekauft hat, und du weißt ja, dass das Recht auf der Seite der Besitzenden ist.«

Verdammt, das war echt beschissen. Ethan stand auf und ging in sein Büro, um die Brüder einen Moment allein zu lassen. Mein armer Kleiner. All das nur, weil er versucht hatte, ehrlich zu seiner Familie zu sein…

Whoa! Ethan hielt inne. Woher zum Teufel kam denn dieser Gedanke? Mein armer Kleiner? Oh nein, nein! Jamie war noch nicht sein Liebhaber und ganz sicher auch nicht arm oder klein…

Ethan schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären, und ging zum Brandydekanter. Er schenkte sich einen Schluck ein und ging dann zurück ins Wohnzimmer. Die Brüder saßen an je einem Ende der Couch. Fred lag mit ihrem Kauspielzeug zu Jamies Füßen und nagte fröhlich darauf herum. Ethan ging zu Jamie und drückte ihm das Glas in die Hand. »Trink.«

Jamie stürzte den Inhalt hinunter und hustete dann, ehe er sich über die Stirn wischte und das Glas zurückgab. »Danke.«

»Gern geschehen.« Ethan stellte das Glas auf den Couchtisch.

»Wie viel will er für sie?«, murmelte Jamie.

»Zehntausend.«

Jamie sprang auf die Füße. »So viel Geld hab ich nicht, verdammt!«

John sah zu seinem Bruder auf. »Ich weiß. Das ist nicht das eigentliche Problem. Ich hatte schon vor, sie für dich zu kaufen, aber ich musste dir sagen, wie Daddy sich verhält.«

Ethan ging hinter die Couch, legte die Hände auf Jamies Schultern und drückte ihn wieder nach unten. »Mach dir keine Sorgen darüber, John. Ich schreibe dir einen Scheck, bevor du nach Hause fährst, dann kannst du sie morgen herbringen oder ich hole sie.«

Jamie sah zu ihm auf. »Ethan, darum kann ich dich nicht bitten.«

»Du hast nicht darum gebeten. Ich tue es freiwillig. Du arbeitest für mich und brauchst ein Pferd, Ende der Geschichte. Außerdem verhindert das, dass John und dein Dad sich streiten. Ich wage zu behaupten, dass er es John ziemlich übel nehmen würde, wenn er George trotzdem für dich kauft.«

Jamie nickte und seine Augen glänzten. »Danke.« Er stand auf. »Komm, Fred.« Mit hängenden Schultern ging er zur Treppe. »Ich gehe ins Bett.«

Ethan und John sahen ihm nach.

Verdammter Jacob Killian! Etwas sagte Ethan, dass Jamie dauerhaft auf der Tin Star bleiben würde. Und seltsamerweise war alles, was er spürte, ein Gefühl von Erleichterung.