Aus den Akten der Inquisition

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Aus den Akten der Inquisition

Paola, die Hure von Malta

IMPRESSUM

Isabel de Agony

Barbaraweg 1

93128 Regenstauf

Germany

deli16052000@web.de

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1. Vorspiel

Mir ist hundeelend….. Jeder Knochen tut mir weh. Es ist dunkel hier drin. Und kalt. Sie haben mich lange gequält. Wieder und wieder. Sie nennen es eine Unterbrechung der peinlichen Befragung. Denn sie dürfen mich eigentlich nur einmal foltern, um ein Geständnis aus mir heraus zu pressen. Doch die Inquisition ist schlau. Sie unterbrechen die Folter ja nur. Um mich am nächsten Tag…. Oder in der nächsten Woche weiter zu befragen. Und irgendwann wird ein jeder schwach. Irgendwann hält man die Schmerzen einfach nicht mehr aus. Und dann sagt man ihnen alles was sie hören wollen. Einfach nur um Ruhe zu haben. Jetzt haben sie was sie wollen. Mein Geständnis. Ja. Jetzt bin ich eine Hexe. Eine Zauberin. So steht es jetzt geschrieben. In den Gerichtsakten. Und jetzt kann ich nur warten. Warten auf das Urteil. Werden sie mich umbringen? Gut möglich. Ich habe jetzt Angst, vor dem, was vor mir liegt. Aber in dem Augenblick, wo man gesteht, da denkt man nicht daran. Da will man nur dem Schmerz entkommen. Man denkt nicht an das Morgen. Nur das es aufhört. Schnell. Sie sollen meinen armen Körper nicht weiter quälen. Dabei hab ich doch gar nichts gemacht. Zumindest bin ich keine Hexe. Keine Zauberin. Ich weiß nicht was ich tun soll. Mühsam richte ich mich auf. Ich fühle mich so allein in diesem Verließ des Inquisitionspalastes in Birgu. Manchmal hört man dann die Schreie. Laut. Schrill. Jetzt werden andere Frauen der peinlichen Befragung unterzogen. Vor ein paar Tagen waren es meine Schreie, die durch diese Gemäuer gellten. Ich lasse mich zu Boden sinken. Ich würde mich umbringen, wenn ich es könnte. Doch in dieser kahlen Zelle ist nichts. In einer Ecke etwas Stroh. In einer anderen ein Eimer für meine körperlichen Bedürfnisse. Sonst nichts. Kein Fenster. Kein Sonnenstrahl dringt zu mir herein. Die einzige Lichtquelle ist die Fackel, die vor meinem Kerker brennt. Der Boden ist kalt. Mich friert. Sie haben mir nichts gelassen, um meine Blöße zu bedecken. Mein Gewand ist zerfetzt. Sie haben es mir während des Prozesses weggenommen. Ich setze mich auf das Stroh und ziehe die Beine zu mir heran, um mich zu wärmen. Ich bin eine Hexe. Ich habe es ihnen gestanden. Ich bin die Zauberin Paola Magri. In einem früheren Leben war ich mal die Tochter des Gastwirts Magri in Rabat. Und in einem weiteren anderen Leben war ich die Hure Paola, die sich in den Tavernen von Senglea herumtrieb, um die Seeleute auszunehmen. Und jetzt? Wer bin ich jetzt? Wollt Ihr meine Geschichte hören? Soll ich sie Euch erzählen? Das ist kein Problem. Denn ich habe ja ohnehin nichts Besseres zu tun. Das einzige, was ich hier tun kann ist warten. Warten auf das Urteil und auf meinen Tod. Ich habe mit meinem Leben abgeschlossen. Ich hoffe nur, dass es schnell geht. Ich habe die letzten Monate genug leiden müssen….

Doch ich muss Euch warnen. Es ist keine schöne Geschichte. Und sie endet tragisch. Nämlich hier in diesem Kerker. Wollt Ihr sie trotzdem hören? Vielleicht fällt Ihr ja kein so hartes Urteil über mich, wenn Ihr alles kennt. Nun denn…. Meine Geschichte beginnt in Rabat. Meinen genauen Geburtstag kenne ich nicht. Ich kam irgendwann in der Mitte des 17. Jahrhunderts als älteste Tochter des Gastwirts Zacharias Magri auf die Welt. Wir waren elf Kinder und zu dem Leidwesen meines Vaters waren wir acht Mädchen und nur drei jungen. Doch immerhin hoffte er, dass er uns Mädchen gewinnbringend in die Gesellschaft verheiraten konnte. Insbesondere in mich setzte er große Hoffnungen. Denn ich war hoch gewachsen, hatte lange wilde schwarze Haare und mein Körper war bereits mit sechzehn Jahren voll zu einer Frau erblüht, nach der sich alle Männer im Ort umsahen. Es gab da einen jungen Mann. Der Sohn eines reichen Kaufmanns, der in meinem Alter war und der mir ständig lüstern hinterher gierte, wenn ich die Straße hinunter lief. Sein Vater und mein Vater waren sich schon bald handelseinig, was eine mögliche Heirat betraf. Wenn der Kerl nur nicht so dumm gewesen wäre. Aber weder er noch ich wurde hierbei gefragt. Obwohl es ihm schon ganz recht gewesen wäre, das mit Abstand schönste Mädchen im Dorf zur Frau zu bekommen. Doch soweit sollte es nicht kommen. Das Unheil begann an einem schönen Sommertag. Mein Vater hatte mich mit meinem jüngeren Bruder zum Brunnen geschickt, um Wasser zu holen. Wir waren gerade beim Schöpfen, als wir die Hufe eines Pferdes hörten. Pferde hatten seinerzeit nur die Adligen, die gegenüber von Rabat in der alten Hauptstadt Mdina wohnten. Neugierig blickte ich mich um. Und da sah ich ihn. Er war jung und extrem gutaussehend. Ich lächelte ihn an. Er sprang von seinem Pferd und kam auf mich zu. Er kam tatsächlich auf mich zu. Auf Paola, die Tochter des Gastwirts. Sein Pferd führte er hinter sich am Zügel.

„Hallo schönes Kind. Hast du einen Schluck Wasser für mich und mein Pferd?“

Ich stand wie erstarrt. Normalerweise ist es Sitte, vor den adligen Herren den Kopf zu neigen, doch ich konnte es nicht. Ich konnte den Blick nicht von ihm wenden. So schneidig. So kraftvoll. Ich war ihm sofort verfallen. Wenn er gesagt hätte, ich solle von den Klippen springen, ich hätte es getan. Ohne zu zögern. Er räusperte sich und da kam ich zu mir.

„Sofort Herr.“

Ich schickte meinen Bruder mit dem Wasser nach Hause. Ich musste alleine sein mit ihm. Dann ließ ich den Schöpfeimer noch einmal hinunter. Reichte ihn weiter. Er tränkte erst sein Pferd und befahl mir, noch einmal frisches Wasser zu schöpfen. Er ließ sich auf der Bank neben dem Brunnen nieder.

„Setz Dich doch zu mir und sag mir dann, wie du heißt.“

Ich stotterte….. Brachte keinen klaren Ton heraus. Und dann legte er mir seine Hand auf meinen Arm. Wir blickten uns an. Ich versank in seinen dunklen Augen. Und dann streichelte er sachte meine nackten Arme.

„Du bist schön. Außergewöhnlich schön. Sag mir doch. wie Du heißt.“

Ich hätte an dieser Stelle wegrennen sollen. Einfach losreißen und wegrennen. Mir wäre so vieles erspart geblieben. Doch ich bleib. Ich war wie verhext. Und ich antwortete:

„Ich….. ich…. Ich heiße Paola. Ich bin die Tochter des Gastwirts Zacharias Magri.

„Paola…. Was für ein schöner Name.“

Dann trank er und ich starrte ihn an. Er stand auf und ich blickte zu ihm hoch.

„Kennst Du die Klippen von Dun Nazju?“

Ich nickte….. Dort in der Nähe des Weilers Dingli ließen wir die Ziegen unseres Vaters immer weiden.

„Komm heute Nacht nach Sonnenuntergang dort hin. Ich werde auf dich warten.“

Er wandte sich um und stieg auf sein Pferd. Ich schluckte. Mein Traumprinz bat mich, zu ihm zu kommen. Nichts auf der Welt würde mich davon abhalten können. Er blickte zu mir herunter und lächelte.

„Bis heute Abend, meine schöne Paola.“

Und dann ritt er davon. Hätte ich es nur nicht getan. Hätte ich nur nicht auf ihn gehört. Wie in Trance ging ich zurück zur Wirtschaft und konnte es kaum erwarten, bis die Sonne endlich unterging. Als die Sterne zu funkeln begannen, da schlich ich mich leichtfüßig und beschwingt aus dem Haus. Mein Vater hatte einen tiefen Schlaf und meine Mutter war vor drei Jahren im Kindbett gestorben. Wie ein Dieb tastete ich mich in der Dunkelheit entlang und hatte gerade die Pjazza san Pawl erreicht, als die Kirchenglocke zu schlagen begann. Ich erschrak fürchterlich und war schon nahe daran, mein Vorhaben wieder aufzugeben. War das nicht ein Zeichen Gottes, mich nicht zu versündigen? Unsinn, Du bist eine abergläubische dumme Kuh, schalt ich mich selber. Aber so ganz wohl war mir doch nicht dabei. Ich kämpfte meine Angst nieder. Ich glaubte, das sei meine Chance. Die Chance aus dem Mief des kleinen Ortes zu entkommen. Ich fasste mir ein Herz und lief wie von Furien gehetzt die Hal-Bajjada entlang, die aus Rabat hinaus auf die Klippen führt.

„Hallo Paola….. Da bist Du ja. Ich hatte schon befürchtet, dass Du es dir anders überlegt hast.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein Herr….. Ich……“

„Pssst….. Sag nichts, meine schöne Paola…..“

Mit diesen Worten trat er aus dem Schatten heraus und auf mich zu. Er nahm mich in den Arm und küsste mich vorsichtig auf die Lippen. Doch ich war wild und gierig. Und so erwiderte ich den Kuss und meine Zunge drang tief in seinen Mund ein. Er drückte mich und schob mich dann sachte von sich. Mein Herz schlug wie wild. Was würde geschehen?

„Du bist schön. Paola….. Meine Paola. Komm, lass mich Deine ganze Schönheit sehen. Versteck dich nicht länger vor mir.“

Ich war verwirrt. Was wollte er denn von mir? Ich war naiv. So was von naiv. Eben doch noch keine Frau, sondern nur ein Mädchen. Er berührte meine Schulter und ich begann zu zittern. Vorsichtig schob er den Stoff meiner Bluse von der rechten Schulter. Eigentlich hätte ich es spätestens jetzt wissen müssen. Eigentlich. Doch ich stand wie versteinert. Zitternd vor Aufregung und Erwartung ließ ich es geschehen. Ich wehrte mich auch nicht, als er auch die linke Schulter freilegte und mir der Stoff auf die Hüften rutschte. Seine Hand wanderte nach unten.

„Ich habe mich nicht getäuscht. Du bist wunderschön.“

Sanft begann er meinen Busen zu streicheln. Meine Nippel wurden plötzlich ganz hart und ich spürte eine seltsame Nässe in meinem Unterleib. Und dann spürte ich seine Hände wieder auf meiner Haut. Mein Rock, meine Bluse….. Alles lag zu meinen Füßen. Ich stand nackt vor ihm. Und ich verstand nichts. Und ich verstand alles. Ich wollte es. Ich hatte in diesem Augenblick alles vergessen, was man uns jungen Mädchen immer versucht hatte beizubringen. Man müsse sich seine Unschuld bewahren. Doch warum denn? Für diesen Idioten von Kaufmannssohn? Nein. Ich verdiente doch etwas Besseres. Vor mir stand dieser Prinz. Und er begehrte mich. Er wollte mich. Ich würde mich ihm hingeben. Ja. Ich trat auf ihn zu und legte meine Arme um ihn. Drückte meinen nackten vom Mondlicht beschienen Körper gegen ihn. Ich spürte die Beule in seiner Hose. Oh ja. Und wie er mich wollte. Das war doch ein eindeutiges Zeichen. Wieder streichelte er mich. Seine Hände tasteten meine vollen Brüste auf und ab. Er zwickte mich in die Warzen und ich konnte es mir gerade noch verbeißen, einen Schrei auszustoßen. Dann ließ er von mir ab und trat ein wenig zurück. Mit einem schnellen Griff zog er sich das Hemd über den Kopf und streifte sich die Hose nach unten. Wir standen uns nackt gegenüber. Ich hatte noch nie in meinem Leben einen erigierten Schwanz gesehen. Er war groß und seine Eichel glänzte matt im Mondlicht. Sachte wippte das gewaltige Liebesorgan auf und ab. Und plötzlich bekam ich Angst. Angst vor meiner eigenen Courage. Ich wollte nicht mehr. Das ging mir plötzlich doch alles viel zu schnell und meine Blicke suchten nach der Kleidung. Doch sie lag hinter ihm. Ich konnte sie nicht erreichen. Mit den Armen bedeckte ich meine Blöße. Als ob er nicht schon alles gesehen hätte. Er bemerkte meine Unsicherheit.

 

„Komm……. Komm Paola….. Hab keine Angst. Ich werde ganz vorsichtig sein.“

Ich trat einen Schritt zurück. Doch hätte ich jetzt noch zurück gekonnt? Hätte ich es überhaupt gewollt. Er streckte die Hand aus. Streichelte meine Wange. Ganz zärtlich. Ich spürte es kaum und doch elektrisierte es mich.

„Es ist Dein erstes Mal? Stimmt´s?“

Ich nickte. Irgendwie begann die Angst zu verfliegen. Ich fühlte mich bei ihm geborgen.

„Es wird am Anfang etwas weh tun, wenn ich in dich eindringe. Doch dann wird es dir gefallen. Ich werde Dich zur Frau machen. Das wolltest Du doch? Darum bist Du doch hier? Komm wieder näher. Ich weiß was ich tue.“

Ich war wie unter Hypnose. Erst einen kleinen Schritt. Dann noch einen. Und dann fiel ich ihm in die Arme. Ich spürte seine kraftvollen Muskeln auf meiner nackten Haut. Ich spürte sein Glied, das sich gegen meinen Bauch drückte. Und ich spürte seine forschenden Finger, die meine Brüste kneteten. Und dann packte er mich ganz plötzlich und hob mich hoch. Er trug mich ein paar Schritte, wo er ein Lager aus Gras und Stroh vorbereitet hatte. Ein kühler Wind strich vom Meer über uns hinweg.

„Entspann Dich Paola.“

Vorsichtig legte er mich ins duftende Gras. Dann legte er sich neben mich und begann, die Innenseiten meiner Schenkel zu streicheln. Ganz sachte wanderten seine neugierigen Hände immer höher und die Nässe in meinem Schritt nahm immer mehr zu. Er richtete sich auf. Sein Schwanz stand wie ein dicker Speer drohend über mir. Doch dann beugte er sich zu mir herunter und bedeckte meinen Leib mit Küssen. Unterdessen pochte sein Pfahl immer wieder an die Tore meiner Lusthöhle. Noch war die Festung nicht gestürmt, doch seine Angriffe wurden immer ungestümer.

Und dann geschah es. Ich schrie auf, als er mit einem heftigen Stoß in mich eindrang. Sofort erstickte er meinen Schmerz mit einem heftigen Kuss. Ich krallte mich an ihn und meine Fingernägel müssen tiefe Kratzer in seinem Rücken hinterlassen haben. Und dann begann er mich zu stoßen. Ich spürte, wie mich der Schmerz verließ und in Lust überging. Ich hob ihm bereitwillig mein Becken entgegen und meine Enge war total von dem immer heftiger stoßenden Liebesdolch ausgefüllt. Ich wand mich unter ihm. Streckte die Arme aus und überließ mich ganz seinem Treiben. Wir küssten uns und immer geschmeidiger wurde unser Stoßen und Drängen. Ich schrie nun laut meine Lust hinaus und mein Stöhnen hallte laut von den Klippen wieder. Schweiß stand auf meiner Stirn und mein Körper genoss immer wieder aufs Neue diese ungeheure Erfahrung. Ich vergaß alles um mich herum. Ich war gepfählt und mein Unterleib schien in Flammen zu stehen. Und dann kam er langsam. Ich hatte so ein Gefühl noch nie gehabt. Wie ein Wildwasser rauschte mein Blut durch meine Adern und ich fühlte, wie etwas sich in mir aufbaute. Wie eine Sturmwolke, die sich dunkel und düster am Himmel in immer größere Höhen wölbt. Blitze zuckten vor meinen Augen und mein Körper schien zu fliegen. Er wurde hochgewirbelt und in einen wilden Strudel der Lust geworfen. Dann brach sich das lange Aufgestaute plötzlich Bahn. In mir zuckte etwas. Sein Schwanz wurde fester. Er stieß noch einmal zu. Heftiger. Tiefer. Und dann spritzte er seinen Liebessaft in mich hinein. Mein Körper wurde in eine völlig neue Dimension geschleudert. Ich war nass. Am ganzen Körper nass. Schweiß. Und Sperma. Meine eigenen Säfte der Lust. Ich war ganz heiser. Ich konnte nicht mehr schreien und ich war völlig ausgelaugt, als mich der Wirbel ausspuckte und ich auf dem Lager zusammensackte.

2. Die Hure

Wie betäubt wankte ich nach Hause. Ich erinnere mich nur noch verschwommen daran. Nach dem Liebesakt hatten wir uns immer wieder geküsst und schließlich war ich vor Erschöpfung eingeschlafen. Als ich erwachte, da war es schon tief in der Nacht. Er war weg. Mich fröstelte, denn der Nachtwind blies nun kalt und böig von der Steilküste auf meinen nackten Körper. Ich säuberte mich notdürftig, bevor ich im Mondschein meine Kleidung zusammensuchte. Der Morgen graute schon, als ich endlich zu Hause ankam. Ich kletterte durchs offene Fenster und legte mich zitternd auf mein Lager. Dann tastete meine Hand nach unten. Zu meiner Lustpforte. Sie fühlte sich an wie immer, etwas mehr empfindlich vielleicht als früher. Und doch war es anders. Völlig anders. Ich war keine Jungfrau mehr. Ich war eine erwachsene Frau, die die Freuden der Liebe kennen gelernt hatte. In diesen Minuten bereute ich nichts. Ein erfahrener Mann hatte mir die Unschuld geraubt. Doch nein…. Ich hatte sie ihm geschenkt. Und ich war nach dem Erlebten froh darüber, es mit ihm getan zu haben. Dabei kannte ich nicht einmal seinen Namen. Er würde auf mich warten. Wie beim letzten Mal. Am Brunnen. Und ich würde ihm wieder Wasser reichen. Und wenn er es wollte, noch viel mehr. Doch er kam nicht. Nicht am nächsten Tag. Auch nicht am übernächsten. Ich wurde ungeduldig. Er musste doch einfach wieder kommen zu mir. Es war doch so schön gewesen. Doch eine Woche verging und dann eine weitere. Und schließlich musste ich mir eingestehen, dass ich für ihn nur ein Abenteuer gewesen war. Flüchtig. Mit einer Schönheit vom Lande. Doch für mich war es mehr gewesen. Solange ich lebte, würde ich mich an diese Nacht an der Steilküste erinnern. Ich begann wieder meinen Alltag zu leben. Und irgendwie spürte ich nach einigen Wochen, dass sich mein Körper veränderte. Meine ohnehin schon großen Brüste wurden noch etwas voller und schwerer. Meine Nippel wurden größer und immer wieder überfiel mich eine seltsame Übelkeit, die ich mir nicht erklären konnte. Es war seltsam. Und da war noch etwas. Meine letzte Monatsblutung? Wie lange lag sie zurück? Ein Monat? Nein. Länger. Ich war zwar naiv, doch so naiv war ich auch wieder nicht. Diese verschiedenen Anzeichen zusammengefasst konnten nur eines bedeuten. Ich war schwanger. Die Nacht von Dun Nazju war nicht ohne Folgen geblieben. Es dauerte eine Weile, bis ich mir der Folgen bewusst wurde. Mein Bräutigam würde mich so nicht mehr nehmen. Was sollte ich nur tun. Meine einzige Möglichkeit war, den richtigen Vater meines Kindes zu finden. Verzweifelt machte ich mich auf den Weg nach Mdina. Mein Liebhaber musste sich einfach zu mir und dem Kind bekennen. Das war die einzige Möglichkeit. Nur wenn ich meinem Vater einen besseren Kindsvater als den Kaufmannssohn präsentieren konnte, war ich gerettet. Doch meine Hoffnungen wurden bereits am Tor rüde zerstört. Die Wachen weigerten sich, mich einzulassen. Sie lachten mich aus und trieben ihren Spott mit mir. Schließlich jagten sie mich mit Tritten davon. Verzweifelt kehrte ich nach Hause zurück. Ich musste es Vater sagen. Denn bald würde die Zeit kommen und ich würde meinen Zustand nicht mehr verbergen können. Ich musste es ihm sagen. Ich musste…..

Einen um den anderen Tag schob ich es auf, bis langsam auch meine Umgebung auf meine Stimmung und Launen aufmerksam wurde. Es war eines Mittags, als Vater selbst das Wort an mich richtete:

„So geht das nicht weiter Paola. Irgendwas stimmt mit Dir nicht. Du schleichst herum wie zehn Tage Regenwetter. Sag es jetzt endlich, was Dich bedrückt.“

Es half nichts. Es musste raus. Ich straffte mich und schaute ihn an. Wie würde er reagieren? Er konnte durchaus jähzornig sein, wenn es nicht nach seinem Kopf ging. Diese Erfahrung hatten wir alle schon des Öfteren gemacht.

„Ihr habt Recht, Papa. Es ist etwas, was mich schon seit einigen Wochen bedrückt.“

Er setzte sich hin und befahl meinem Bruder, ihm einen Krug Bier zu bringen. Er setzte an und trank.

„Erzähl Tochter.“

„Papa….. ich weiß nicht, wie ich es Euch sagen soll.“

„Am besten immer grad heraus. Spann mich nicht so lange auf die Folter.“

„Papa. Ich…. Ich bin schwanger…..“

Er war gerade am trinken und er spuckte das Bier wieder aus.

„Du bist waaaas?“

„Ja Papa….. Ich bekomme ein Kind…..“

„Aber? Wie? Ich bring ihn um, diesen Hurensohn!!!!“

Es war mir klar, wen er meinte. Meinen Bräutigam. Er hatte ihn in Verdacht, mich schon vor der Heirat verführt zu haben.

„Papa…… Das Kind ist nicht von ihm.“

Er stand auf.

„Wie bitte???? Nicht von ihm? Von weeem denn daannn?“

„Ich….. Ich…. Ich weiß es nicht.“

Ich duckte mich förmlich vor seinem Zorn. Sein Gesicht wurde rot und seine Augen funkelten vor Wut.

„Du weißt es nicht? Meine Tochter fickt also mit irgendeinem dahergelaufenen Hallodri und weiß nicht mal, wer ihr das Balg angedreht hat?“

Er brüllte nun in einer Lautstärke, die man vermutlich durch die offenen Fenster bis weit ins Dorf hören konnte.

„Sag´s mir Du Fotze!!!! Wer war das????“

„Ein Edelmann…. Ein Ritter von Mdina. Ein wirklich feiner Herr. Bitte Herr Papa. Ich bring das in Ordnung. Ich geh nochmal nach Mdina. Er wird mich heiraten. Er lässt mich nicht im Stich.“

„Sag mal Tochter…. Bist Du jetzt so blöd oder tust Du nur so? Du lässt Dich von so einem Burschen schwängern, der sicherlich nur auf ein Abenteuer aus war. Du weißt ja nicht mal seinen Namen. Und Du glaubst wirklich, dass ein Ritter so eine wie Dich wirklich heiraten will? Ich glaub es nicht. Er wollte Dich ficken. Und Du dumme Pute hast bereitwillig die Beine breit gemacht.“

Und dann geschah es. Er hatte sich einfach nicht mehr im Griff. Er gab mir eine Ohrfeige. Noch eine. Noch eine. Ich ließ mich zusammenfallen und krümmte mich zu seinen Füßen zusammen. Jetzt begann er mich zu treten und zu schlagen. Und plötzlich hatte er einen Stock in der Hand. Die Schläge regneten nur so auf mich herunter. Und dann öffnete er plötzlich die Tür.

„Hinaus, Du Schlampe.“

Ich starrte ihn an.

„Hast du nicht gehört? Hinaus hab ich gesagt. Hinaus mit Dir.“

Ich kroch nach draußen. Dort hatten sich schon einige Nachbarn versammelt, die von dem Geschrei meines Vaters angelockt wurden.

„Weißt Du was Du bist? Du bist eine dreckige Hure. Ein nichtsnutziges elendes Weib. Du bist nicht mehr meine Tochter. Verschwinde. Ich kenne Dich nicht mehr!!!“

„Aber Papa…. Bitte……“

„Was willst Du noch? Ich hab Dir gesagt, Du sollst verschwinden. Ich will Dich nicht mehr sehen.“

Die Tür knallte ins Schloss. Meine Kleider waren von der Prügelorgie zerfetzt und alles tat mir weh. Ich lag am Boden vor unserer Tür im Dreck und alle gafften mich an. Und keiner….. Keiner wagte es, mir zu helfen. Alle kannten den Jähzorn meines Vaters. Und insgeheim dachten sie wohl alle, es geschiehe mir recht. Warum hatte ich mich auch mit einem solchen Menschen eingelassen. Mühsam stand ich auf und klopfte mir den Staub von den Kleidern. Wo sollte ich hin? Ich wusste es nicht. Da stand auf einmal mein jüngster Bruder Manolo neben mir.

„Heute Abend…. Der Wald von Iguanez. Heute Abend bei Sonnenuntergang.“

Er hatte nur geflüstert.

„Manolo…….“

Und schon war er wieder weg….

„Manolo….. Bitte bleib…..“

Doch ich war allein. Die Menge hatte sich verlaufen. So als ob ich den Aussatz hätte. Ich wankte durch die engen Gassen durch den Ort. Immer wieder musste ich stehen bleiben. Schließlich erreichte ich den Marktplatz. Der Brunnen. Warum wartete da nicht mein Ritter auf mich. Doch da waren nur die Frauen. Und urplötzlich war es totenstill. Nur ein Getuschel war zu hören.

 

„Da…. Das ist die Paola….. Die soll schwanger sein….“

„Ja…. Hat wohl nicht aufgepasst die hochnäsige Pute…“

„Geschieht ihr Recht.“

Langsam kam ich näher. Sie taten gar nicht verlegen. Als ob ich das Getratsche nicht gehört hätte. Da standen sie jetzt alle. Ich kannte jede einzelne von ihnen. Manche waren nur Bekannte, andere sogar meine Freundinnen. Sie starrten mich an, als ob ich aus einer anderen Welt käme. Vielleicht machte ich auch wirklich den Eindruck. Meine Kleidung war zerrissen. Die Haare zerzaust und die Spuren der Prügel waren deutlich zu sehen. Ich wankte auf sie zu. Das Getuschel erstarb. Wie schnell doch die Nachricht von meinem Fehltritt und die Folgen in meinem Elternhaus die Runde gemacht hatte. Ich ging auf den Brunnen zu. Sie machten mir Platz. Wichen mir aus.

"Clara.... Hilf mir...."

Sie war eine meiner besten Freundinnen. Sie senkte nur den Kopf. Ging weg.

"Marja.... Bitte..."

Ein kaum merkliches Kopfschütteln.

"Eli....."

"Martha.....?"

Doch niemand wollte mehr etwas mit mir zu tun haben. Alle gingen sie weg. Schließlich war ich allein. Ich drehte mich um. Vater stand am Ende der Gasse. Seine Augen waren hart. Unerbittlich. Dann drehte auch er sich um. Keiner wollte mehr etwas mit mir zu tun haben. Nicht nur meine eigene Familie jagte mich fort, nein.... Auch die Dorfgemeinschaft verstieß mich. Ich holte mir Wasser und trank. Säuberte mich. Dann verließ ich meinen Heimatort, um mich ein letztes Mal mit meiner Familie zu treffen. Es dämmerte bereits, als ich mich wie vereinbart am Wald von Iguanez einfand. Ich fühlte mich nicht gut. Mein Bauch tat weh. Vater hatte mich da getreten. Mehrmals. Ich krümmte mich am Boden zusammen. Oh nein….. Ich schrie laut auf. Mein Kind. Meeeein Kind…………. Wimmernd lag ich da. Ich verstand nicht, was mit mir passierte. Plötzlich ein sanfter Stoß in die Seite. Ich war nicht allein. Ich blickte hoch. Im Halbdunkel erkannte ich meinen Bruder Jacob.

„Was ist mit Dir? Steh auf.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Gut…. Meinetwegen. Dann bleib liegen. Hier….. Deine Sachen.“

Ein Beutel landete neben mir.

„Was…. Waaas?“

„Dein Sonntagskleid. Ein wenig zu essen. Und hier ein paar Scudi. Dein Erspartes.“

Ich konnte mich wegen der stechenden Schmerzen in meinem Bauch nur langsam aufrichten. Ich zog mich an einem Ast hoch. Schwer atmend stand ich vor meinem Bruder. Sein Blick verriet nichts. Nichts außer Verachtung.

„Was soll ich denn jetzt machen?“

„Mir egal. Du hast Vater doch gehört. Du gehörst nicht mehr zur Familie. Du hast Schande über uns gebracht.“

„Aber….. Wovon soll ich denn leben?“

Plötzlich schrie er los…… Ich erschrak.

„Nochmal. Es ist mir egal. Es ist uns egal. Hörst Du? Wegen meiner verreckst Du hier. Aber komm ja nicht wieder zurück. Vater erschlägt Dich….“

„Bitte Jacob…..“

Er hielt kurz inne. Dann deutete er nach Osten. Zum Meer.

„Geh doch nach Valetta. Dort kannst Du dann nach Belieben herum huren. Verkauf Dich. Nachdem Du es ja schon mal umsonst gemacht hast, da kannst Du schließlich auch für Geld Deine Beine breit machen. Das scheinst Du ja zu können.“

Ich schnappte nach Luft. Um mich drehte sich alles. Ich konnte mich gerade noch festhalten. Ich klappte zusammen. Sterne tanzten vor meinen Augen.

Ich konnte nicht glauben, was ich gerade von meinem eigenen Bruder gehört hatte. Als ich die Augen wieder aufmachte, da war ich allein. Allein in meinem Elend. In dieser Nacht habe ich mein Kind verloren. Und ich habe mich aufgemacht nach Senglea. Da wo der Johanniterorden seine Schiffe liegen hat. Da wo viele raue Männer darauf warten, ihr Geld für ein wenig Liebe loszuwerden. Jacob hatte recht. Ich hatte keine andere Wahl.

Um mich herum tobte das pralle Leben. Im goldenen Anker war wieder mächtig was los. Die Spelunke war Kneipe, Gasthaus und Bordell in einem. Und ich, ich bin die Paola gelida. Die Eisfrau Paola. Ich bin eine Hure, eine Nutte, eine Puttana. Schon seit zwei Jahren bin ich jetzt hier. So lange war das jetzt schon her. Meine Vertreibung aus dem Paradies. Als mich mein Vater und meine Familie verstoßen hatten. Mach die Beine breit. Das hatte mir mein eigener Bruder geraten. Und bei Gott. Ich hab´s getan. Anfangs kostete es Überwindung. Doch ich lernte schnell. Von irgendwas muss man ja leben, wenn man nur auf sich selbst gestellt ist. Hier in diesem Bordello war ich der Star. Die Sailors waren ganz geil auf mich. Ich hatte mir nämlich angewöhnt, fast nackt herum zu laufen. Nur um meine Hüften hatte ich mir ein Tuch gebunden. Ansonsten war ich vollkommen unbekleidet. Ich hatte nichts dagegen, wenn mich die Kerle anfassten. Mir auf den Po hauten. Denn sie sollten bezahlen. Ich war da eiskalt. Das ließ ich einen jeden spüren. Ob er nun ein einfacher Seemann war oder ein Offizier. Ob er zu den Rittern des Johanniterordens gehörte, die hier auf Malta den Ton angeben oder ein reicher Kaufmann. Ich sagte an, was läuft. Und meine Schönheit gab mir die Macht dazu. Ich nahm die Männer aus. Gefühle? Nein. Gewissenbisse? Gleich zweimal nicht. Das war meine Rache an der Männerwelt. Ich gab Ihnen meinen Körper. Aber ich ließ niemanden mehr an mich heran. Nur noch zum Ficken. Da machte ich alles, was sie an geilen Gelüsten hatten. Wenn sie genug klingende Münze im Beutel hatten. Ansonsten…. Carlo, der Wirt in diesem Laden wusste genau, was er an mir hatte. Denn er war auch an meinen Einnahmen zu 30% beteiligt. Er lebte gut von mir. Und ich hatte hier eine neue Familie gefunden. Der Ton hier war rau, aber ich hatte mir in der Hackordnung meinen Platz erkämpft. Die anderen Huren respektierten mich. Und auch Carlo nahm ich mir ab und an in mein Bett. Denn kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Er wollte mich sogar heiraten, als seine Frau vor sieben Monaten an Fieber starb. Die Flausen hatte ich ihm schnell ausgetrieben, obwohl er mit seinen vierzig Jahren ein durchaus stattlicher Mann war. Besser ein unverbindlicher Fick das eine oder andere mal. Das war besser so. Viel besser. Und nun saß ich wieder einmal am Tresen und wartete auf den nächsten Freier.

„Du bist Paola? Man sagt, du bist die Beste.“

Ich drehte mich um. Vor mir stand ein etwa dreißigjähriger stämmiger Seemann. Ein langer roter Bart und zotteliges Haupthaar zeigten, dass er nicht von hier war. Er sprach ein amüsant klingendes Italienisch mit einem seltsamen Akzent. Auf seinen Muskel bepackten Oberarmen hatte er mehrere Tattoos und auch seine Brust sah ganz vielversprechend aus. Ich grinste ihn an.

„Du hast recht, Seemann. Ich bin die beste. Und ich bin auch die Teuerste. Dafür lasse ich aber keinen deiner Wünsche unerfüllt.“

Er griff mir an die rechte Brust. Irgendwie vorsichtig.

„Nur nicht so schüchtern, Seemann. Greif ruhig zu. Ich bin nicht aus Watte. Du darfst die Ware ruhig befühlen.“

Er grinste zurück. Dann öffnete er seine Börse. Und zog ein großes Silberstück heraus. Ich machte große Augen. Ein Soldo. Aus Silber. Er blickte mich an. Ich schüttelte den Kopf. Dann holte er noch eine Münze heraus. Legte sie auf die erste. Jetzt nickte ich. Mann hat dieser Kerl Geld. Im Inneren seiner Börse hatte ich es goldgelb blitzen sehen. Gehörte er vielleicht zu den Freibeutern, die im Auftrag des Papstes das Mittelmeer unsicher machten und moslemische Schiffe überfielen? Ab und zu legten hier in Malta solche Schiffe an und verkauften ihre Beute. Und das würde erklären, warum dieser Kerl einen wahren Schatz mit sich herumschleppte. Denn zwei Silbermünzen waren normalerweise nicht mein Tarif. Und er hatte es ohne mit der Wimper zu zucken einfach bezahlt.

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