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Ein andermal habe sie einem russischen Soldaten die Hand verbunden, ja, sie habe Angst gehabt, sie sei allein im Haus gewesen. Der Soldat habe sich bedankt, sei nach etwa einer Stunde wiedergekommen, habe ein seidenes, an den Enden zusammengeknotetes Tuch in der Hand getragen, ihr überreicht, das Tuch sei mit Kristallzucker gefüllt gewesen.

Die Russen im Weingebiet, sagt die Mutter, ein Kapitel, das noch niemand geschrieben hat, das von jemandem geschrieben werden muß, der es selbst erlebt hat, der dabeigewesen ist. Die Wahrheit wird in den Geschichtsbüchern zu nüchternen Zahlen schrumpfen, NIEMAND WIRD SICH DIE WAHRHEIT, WIE SIE GEWESEN IST, VORSTELLEN KÖNNEN.

Hin und wieder kann man davon erzählen hören, von den Einheimischen, die sich daran erinnern. Wie die Soldaten zum Beispiel in die Weinkeller eingedrungen sind, in die Fässer geschossen haben, dann bis zu den Knöcheln im Wein gestanden sind. Wie sie, berauscht von diesem Wein, alles, was Röcke getragen hat, aus Häusern, Kellern, Verstecken gezerrt haben. Wie sie nachts an die Haustore geschlagen, nach Frauen gerufen haben, wie die Frauen aus den Betten gesprungen, über die Höfe geschlichen, durch Zaunlücken geschlüpft sind, wie sie tagelang hinter Dachbalken gehockt sind, vor die man altes Gerümpel geschoben hatte, oder in leeren Selchkammern oder in Heuhaufen, manche sind von ihren Angehörigen sogar in Misthaufen vergraben worden, wie sie nicht zu atmen gewagt haben, wenn sie fremde Stimmen hörten, wenn sich etwas in ihrer Nähe bewegt hat. Wie nachts, heimlich, jemand von den Verwandten gekommen ist, Essen und Getränk gebracht, den Kübel ausgeleert hat. Das erzählen die Frauen manchmal, in kurzen, abgerissenen Sätzen, sie wollen nicht daran erinnert werden, nicht daran, wie sie zu den Ärzten und in die Spitäler gegangen sind, weil sie sich gefürchtet haben, angesteckt zu sein, was auch viele gewesen sind, wie sie ungewünschte Kinder abgetrieben haben, vor denen sie sich ekelten, die sie nicht zur Welt bringen wollten, wie sie NICHT MEHR WEITERLEBEN wollten, dann doch weitergelebt haben.

Wenn sie erzählen, schildern sie ihre Verstecke, berichten, was ihnen selbst widerfahren ist, in der dritten Person, versichern meist ungefragt, sie selbst seien von all dem nicht betroffen gewesen, ihnen sei nichts geschehen.

Uhren hätten sie gesammelt, die Russen, GANZ WILD seien sie auf Uhren gewesen. Manche hätten den ganzen Arm voller Uhren gehabt, vom Handgelenk bis zum Ellenbogen hinauf.

Zum Beispiel seien Russen einmal in ein Spital eingedrungen, hätten den Leuten die Uhren weggenommen, der letzte, ein ganz junger Bursche, der keine Uhr mehr erbeutet hatte, habe vor Zorn und Enttäuschung geweint. (Uhrenwitze werden erzählt: Wie ein Russe mit einem Wecker zu einem Uhrmacher kommt, ihn bittet, aus dem Wecker zwei kleinere Uhren zu machen.)

Und die Fahrräder, ja, wenn ein Russe jemanden mit einem Fahrrad auf der Straße gesehen habe, dann habe er es ihm sofort weggenommen. Obwohl sie angeblich meist gar nicht radfahren konnten. Defekte Räder hätten sie einfach weggeworfen. Überall an den Straßenrändern seien kaputte Fahrräder gelegen.

Man kann aber auch anderes hören, zum Beispiel, wie Russen plötzlich in einer Küche standen, der zitternden Hausfrau Hühner überreichten, sie aufforderten, Suppe zu kochen. Wie sie dann, wenn die Suppe fertig war, die Hausbewohner zum Mitessen aufforderten, die Hausfrau MAMA oder Mamitschka nannten, Kinder streichelten, von ihren eigenen Frauen, Müttern, Kindern erzählten, jedenfalls zu erzählen versuchten. Wie sie, wenn man ihnen einen kleinen Dienst erwies, etwa einen im Straßenkot festgefahrenen Wagen anschob, bereitwillig in die Hosentasche griffen, in Zeitungspapier gewickelten Tabak hervorholten, davon an die Männer verteilten. Wie sie ihre Lastwagen anhielten, wenn Fußgänger auf der Straße winkten, diese Fußgänger auf ihre Wagen aufsteigen ließen, dafür keinerlei Lohn verlangten, während die österreichischen Chauffeure meist Lebensmittel, Brot, Speck oder hohe Geldbeträge forderten. (Beschwerden dieser Art sind in Lokalblättern nachzulesen. So beklagt sich zum Beispiel ein Leser in einer Waldviertler Zeitung darüber, daß er IN DIESER ZEIT DER ZUGSBESCHRÄNKUNGEN gezwungen gewesen sei, auf der Landstraße Autos anzuhalten, um zu einer dringenden Konferenz nach Wien zu kommen. In St. Pölten sei ein russischer Posten gestanden, mit dem Auftrag, DEN VERKEHR DAHIN ZU REGELN, DASS AUTOS, DIE WENIGER BELADEN SIND, PASSAGIERE MITNEHMEN MÜSSEN.

Die Autofahrer, die sich auf diese Weise um den schon üblichen Fuhrlohn geprellt sahen, debattierten lange mit diesem Posten, dieser ließ sich jedoch nicht überreden, auch in seinem Fall, schreibt der Mann, sei es so gewesen, der Posten habe den Chauffeur eines Wagens gezwungen, ihn und noch andere Wartende auf seinen Lastwagen aufsteigen zu lassen. KURZ WAR ABER DIE FREUDE, DENN DER MANN SCHÜTTELTE UNS ALLE BEI KAPELLN AUF OFFENER LANDSTRASSE WIEDER AB. Er sei mit den anderen auf der Landstraße gestanden, auch Kinder seien dabeigewesen, ein Russenauto habe sie schließlich mitgenommen.)

Der Dechant von Poysdorf erzählt, wie in einer stürmischen Nacht im Spätfrühling 1945 an das Tor des Pfarrhauses geschlagen worden sei, wie er erschrokken gelaufen sei, um zu öffnen. (Poysdorf, der an der Grenze gelegene Weinort, sei mit Flüchtlingen überfüllt gewesen. Keine Kammer, kein Winkel, keine Scheune, die nicht mit Flüchtlingen VOLLGESTOPFT gewesen wären.) Draußen sei ein Russe gestanden, eine greise Frau auf dem Rücken. Etwa eine Stunde später sei er noch einmal gekommen, habe eine zweite alte Frau gebracht. Keuchend unter der Last sei er vor dem Tor des Pfarrhauses gestanden, habe nur abgewinkt, als man ihm danken wollte.

ER WAR EIN EINFACHER MANN, schreibt der Pfarrer, ER VERSTAND NICHT, DASS MAN IHM FÜR DIE HILFE DANKEN WOLLTE.

MAN MUSS IMMER DEN EINZELNEN MENSCHEN SEHEN, sagt die Mutter, immer und überall kommt es auf den einzelnen Menschen an.

Ein Eßlöffel Schmalz, ein paar Deka Mehl, ein seidenes Trachtentuch, das mit Zucker gefüllt war, einige Kartoffeln, die Heinrich heimbrachte. Wenn Valerie, nach langem Anstellen, jene Lebensmittel, die in den Zeitungen aufgerufen worden waren, ihre fünf Deka Kaffee-Ersatz, ihr Viertelkilo Brot, ihr winziges Stückchen Butter oder Fett in der Tasche hatte, wenn diese Butter nicht durch KERNFETT ersetzt worden war, dann bedeutete dies einen Anlaß zur Freude. Neunhundert Kalorien pro Tag und Normalverbraucher, das war zum Leben zuwenig, zum Sterben in manchen Fällen nicht zuviel. Kinder und alte Leute fielen auf den Straßen vor Schwäche um, eine ungewöhnlich starke Fliegenplage trug zur Verbreitung der Seuchen bei, in den Spitälern gab es zu wenige Betten, auch die als Notspitäler eingerichteten Baracken und Schulen reichten nicht aus, es gab zu wenige Krankenwagen, einige standen ohne Reifen in Schuppen, die Reifen waren gestohlen worden, neue Reifen waren nicht aufzutreiben. Am 22. August wurde die UNRRA-Hilfe für Österreich beschlossen. Untertänig und herzlich bedankte sich die österreichische Regierung. Schon in normalen Friedenszeiten, schrieben die Zeitungen, sei Österreich außerstande gewesen, sich selbst zu ernähren, geschweige denn nach den Zerstörungen und Verwüstungen des Krieges.

(Fast ein Jahr später, am 23. Juni 1946, würde sich der Bürgermeister der Stadt Wien trotzdem mit dem Hilferuf WIR KÖNNEN NICHT WEITER! an die UNRRA wenden müssen.)

Die Erinnerung hat festgehalten, daß in der kleinen Stadt B., die von Heinrich wiederholt EINE VERTRÄUMTE KLEINE LANDSTADT genannt worden ist, das trotz der vorgeschriebenen Ablieferung in großen Mengen vorhandene Obst, Kirschen, Marillen, Pfirsiche, an Besucher aus der nahen Stadt Wien verschenkt, in vielen Fällen jedoch auch verkauft worden ist. Was den Verkauf von Gänsen angeht, die es, vor allem in den umliegenden Dörfern, immer noch gab, hat die Erinnerung sogar Zahlen anzubieten: hundert bis hundertfünfzig Reichsmark für eine Gans, es kann auch mehr gewesen sein.

Jetzt galten andere Preise.

Ein paar Eier und ein halber Sack Kartoffeln für ein Klavier, sagt Bernhard, in einem burgenländischen Dorf, er sei selbst dabeigewesen, als der Handel vollzogen wurde. Ein STINGL-FLÜGEL, sagt er, und in der Familie des Bauern, der ihn eingehandelt hatte, hätte kein Familienmitglied jemals vorher die Tasten eines Klaviers AUCH NUR VON WEITEM gesehen.

Pelzmäntel für einen Sack Kartoffeln, glücklich, wer Stoffe, Pullover, Strickwesten anzubieten hatte, wem die Bomben während der allerletzten Kriegsmonate nicht noch die Kristallschüssel, die Teekanne aus Meißen, das kostbare Speiseservice zertrümmert hatten. Glücklich, wer noch besaß, was von einigem Wert war, Kleider, Schuhe, Seidenstrümpfe, den Sonntagsanzug des gefallenen Bruders, Ehemannes, die goldene Taschenuhr des Vaters, die eigene Firmungsuhr.

Strafandrohungen, Aufrufe an die Bevölkerung, sich diszipliniert zu verhalten, der Beschluß, Schieber und Schwarzhändler mit astronomischen Geldstrafen, sogar mit Gefängnisstrafen bis zu fünf Jahren zu ahnden, ihre Namen öffentlich in den Zeitungen zu nennen, anzuprangern, Straßenkontrollen. Gegen den furchtbaren, Gesundheit und Leben bedrohenden Hunger nützte dies alles nichts.

Bernhard erzählt Geschichten: Wie sie immer wieder ins Burgenland gefahren sind, der Vater und er, wie sie alles eintauschten, was tauschbar gewesen sei. Einmal sei auch seine Tante Gusti mitgefahren, sie hätten alles mitgenommen, was daheim an entbehrlichen Wollsachen zu finden gewesen sei, sie hätten dafür einen Korb Marillen, Kartoffeln, sogar zwei Gänse eingehandelt. Wie die Tante Gusti auf der Rückfahrt (hundert Kilometer hin, noch einmal hundert zurück!) vor Müdigkeit beinahe vom Fahrrad gefallen sei, wie sie, knapp vor der Stadtgrenze, von einer Polizeistreife angehalten worden seien, wie man ihnen alles wieder weggenommen habe. Die Tante habe nicht aufhören können, vor Zorn und Enttäuschung zu weinen.

 

Was man für Feuersteine alles bekommen hat.

Wie kostbar eine einzige Rasierklinge gewesen ist.

Und Salz habe es auch keines gegeben.

DER GOLDENE WESTEN, sagten die Leute, wenn sie von den amerikanisch besetzten Bundesländern, vor allem von Oberösterreich, sprachen. Dort gab es zum Beispiel Salz genug, lange Verhandlungen mit den Besatzungsmächten waren nötig, um die Bewilligung zu erhalten, in gewissen Abständen einen SALZZUG nach Wien bringen zu dürfen. Immer wieder wurden die Bauern ermahnt, die landwirtschaftlichen Produkte ordnungsgemäß abzuliefern.

JEDER LITER MILCH MUSS IN DIE MOLKEREI.

Selbst die Kaiserin Maria Theresia wurde zitiert: IN DER PFLICHTERFÜLLUNG LIEGT DAS GLÜCK!

SCHÖNE STARKE EICHEN SIND GEGEN SCHWEINDL EINZUTAUSCHEN, las Valerie in der Lokalzeitung, einem dünnen Blättchen, das in der Hauptsache aus Tauschanzeigen bestand, sie hoffte, unter den eingeschobenen Suchmeldungen den Namen eines ihrer vermißten Angehörigen zu entdecken. GEBE EHEBETTEN FÜR GUTE HERRENSTOFFHOSE, TAUSCHE SPRUNGEBER GEGEN STEIRERWAGERL.

Man bot Wein für Kleeheu, Kinderwagen für Hobelbänke, eine Melkkuh für ein Ackerpferd, das den Pflug über die verwüsteten Felder ziehen konnte. Die Gemeinde Pullendorf suchte ihre während der Kriegshandlungen abhanden gekommene Feuerspritze.

Valerie hatte nichts, was eintauschbar gewesen wäre, in zwei Rucksäcken und einem Koffer hat nichts Überflüssiges Platz, sie besaß keine Schweine oder Ackerpferde, sie brauchte kein Eichenholz. Aber wäre es nicht möglich gewesen, daß jemand, der über den Aufenthaltsort ihrer Tochter, ihres verschollenen Schwagers Richard, über den Fluchtweg anderer naher Verwandter, Bekannter, Freunde Bescheid geben konnte, auf dem Weg über den Annoncenteil einer Zeitung nach ihr und Heinrich suchte? In solchen Zeiten klammert man sich an Strohhalme, sagt die Mutter.

Zur Pflichterfüllung im Sinne Maria Theresias mußte Heinrich nicht ermahnt werden, er tat in jenen Monaten mehr, als seine Pflicht gewesen wäre. Ob das den Leuten, die er betreute, wenn sie ihn brauchten, aufgefallen ist?

Eines Tages gab es für die Bewohner von W. Sonderrationen an Zucker, irgendwo war ein Lagerraum entdeckt worden, man brach ihn auf, der Zucker wurde verteilt. Als Valerie sich auch etwas davon holen wollte, schickte man sie mit der Bemerkung weg, für Flüchtlinge gäbe es nichts. Valerie kam weinend nach Hause.

Ein andermal, als in einer Nachbargemeinde Kirtag gefeiert wurde, lud ein Patient den Doktor und seine Frau zum Essen ein, bewirtete sie und blies zum Dank für sie auf seiner Trompete. Heinrich schrieb in sein Notizbuch: DER HAUSHERR GAB FÜR UNS EIN TROMPETENKONZERT! Auch damals hat Valerie geweint.

Schwere Zeiten für alle, die es nicht verstanden, Kapital aus der Not zu schlagen. Sehr schwere Zeiten für Heinrich und Valerie.

IRGENDWIE HABEN WIR UNS DURCHGEBRACHT.

Ihr größter Kummer sei es gewesen, daß sie nicht wußten, ob ihr einziges Kind, die Tochter Anni, am Leben geblieben sei.

3

Es scheint notwendig, die Spur der knapp vor dem Ende des Krieges eben sechzehn Jahre alt gewordenen Anni zu verfolgen, die in B. bleiben, in einem Keller über die erste, turbulente Zeit des zu erwartenden Fronteinbruchs, des erhofften und zugleich gefürchteten Kriegsendes versteckt werden sollte, mit dieser Entscheidung ihrer Eltern einverstanden war, die dann aber doch, im April, in einen der allerletzten, mit Menschen vollgestopften, mit Menschen behangenen, nach Westen fahrenden Züge gepreßt, ins Ungewisse, das Rettung, aber auch Tod bedeuten konnte, davongefahren ist.

Christian, der Freund, zwei Jahre älter als Anni und schon Soldat, hatte darauf bestanden, daß man sie wegschickte. Die Erinnerung hat Bilder aus diesen Tagen bewahrt, sie stellt Christian wieder an die Tür, die in Heinrichs und Valeries Wohnzimmer führt, läßt aus dem Radioapparat Wehrmachtsberichte und Sondermeldungen tönen, läßt Christian aufgeregt auf Heinrich und Valerie einreden, die ihn ratlos anstarren. Sie läßt die blassen Lichtkreise zweier vorschriftsmäßig abgedunkelter Fahrradlampen sich auf dem Granitsteinpflaster der Straße berühren, überschneiden, wieder voneinander entfernen. Christian und Anni sind auf ihren Fahrrädern zum mehrere Kilometer weit außerhalb der Stadt entfernten Bahnhof unterwegs. Dieses Bild der beiden blassen Lichtkreise auf dem Straßenpflaster hat das Gedächtnis festgehalten, während es den eigentlichen Zweck dieser Fahrt nicht mehr preisgibt. Sicher ist, daß sie im Zusammenhang mit Annis nun beschlossener und bevorstehender Abreise unternommen worden ist.

Einzeln, wie Szenenausschnitte aus einem Theaterstück, lassen sich diese Bilder beschwören, wie übriggebliebene Teile eines zerrissenen Films, was dazwischen geschah, ist verlorengegangen.

Anni und Christian sitzen im Zug, sie fahren aus der Kreisstadt zurück nach B. oder vielmehr zum Hauptbahnhof von B., wo sie ihre Fahrräder wieder vorfinden und auf ihnen in die Stadt zurückkehren werden. Wahrscheinlich hat Anni bei einem der zuständigen Ämter gegen Vorweis einer von Heinrich besorgten Dringlichkeitsbescheinigung eine Fahrkarte, jedenfalls die Bewilligung, eine solche zu erwerben, abgeholt, Christian hat sie auf diesem Weg begleitet. Man weiß nicht, ob später gemeinsame Wege noch möglich sein werden, ob man einander lebend wiedersehen wird. (Immer noch rollten DIE RÄDER FÜR DEN SIEG, an den niemand mehr glaubte. Reisebewilligungen wurden nur gegen den Nachweis äußerster Dringlichkeit ausgegeben.)

Der Zug ist vorschriftsmäßig abgedunkelt, das Abteil ist voll besetzt, aber stockfinster. Am Himmel steht kein Mond, schwarze Papierrouleaus sind vor die Fenster gezogen.

Ein Volksgenosse tappt im Dunkeln nach Annis Knie, Anni schlägt mit der Faust auf die tappende Hand, der Schlag ist deutlich zu hören, der Mann gibt einen knurrenden Laut von sich. Anni berichtet Christian empört, was geschehen ist, jemand kichert schadenfroh, die anderen schweigen.

DIESES SCHWEIN, sagt Christian laut.

Bilder: Anni, am Abend vor der Abreise, packt Koffer und Rucksack, steckt rasch noch einen kleinen Teddybären ein, läßt die von der Mutter vorbereiteten Schulzeugnisse liegen, ordnet Bücher auf einem Regal, als würde das Zimmer ausgespart bleiben aus allem, was sich in den nächsten Tagen ereignen wird. Sie nimmt eine kleine Umhängetasche aus Trachtenstoff aus einer Lade, sucht Fotoalben hervor, reißt Fotos von den Seiten ab, steckt die Fotos in die Umhängetasche, sitzt dann noch spät mit den Eltern beim Radio, hört noch einmal das Lied LILI MARLEEN.

Der Abschied von den Freunden am nächsten Tag, Abschied von Christian, rascher Abschied von den Eltern am Bahnhof, es ist nicht die Zeit für langes Abschiednehmen, man ist bemüht, keine Gefühle zu zeigen, obwohl oder gerade deshalb, weil man weiß, was diese Abschiede bedeuten können. Es ist möglich, daß man mit dem Leben davonkommt, es kann aber auch sein, daß man einander niemals mehr wiedersehen wird. Die Tränen kommen später, als Anni, zwischen andere, Fremde gepfercht, auf der Toilette eines Eisenbahnwaggons steht. Ihren Koffer hat sie an die Wand der Toilette geschoben, den Rucksack hat sie zwischen den Beinen, die Umhängetasche hängt über ihrer Schulter. Auf der Klosettmuschel sitzt, auf einem über die Muschel gelegten Koffer, eine junge blonde Frau mit einem Säugling im Arm.

So steht Anni viele Stunden lang. Wie lange diese Fahrt, oder ihr erster Teil, gedauert hat, ist nicht mehr rekonstruierbar, der Film ist nur noch in winzigen Teilen vorhanden, Tage und Nächte fließen ineinander, nur Augenblicke sind geblieben, die sich aus dem Dunkel der vergangenen Jahre heraufholen lassen.

Soldaten sind im Waggon, junge Männer, die noch am Leben sind, es vielleicht nicht mehr lange sein werden. Irgendwann muß die Toilette geräumt, zur Benützung freigegeben werden, als dann die junge Frau mit dem Säugling wieder auf dem über die Muschel gelegten Koffer sitzt, wird Anni von einem der Soldaten aus der Toilette gezogen, auf einen Sitzplatz gedrückt. Koffer und Rucksack sind in der Toilette geblieben, die Umhängetasche hängt an einem Haken neben dem Fenster, es ist kalt im Waggon, der Soldat schlägt die eine Hälfte seines Uniformmantels um Anni, die andere um seine eigenen Schultern. Anni sitzt mit dem Soldaten unter einem Zelt aus grobem Uniformstoff, sie sitzt eng an den Soldaten gepreßt, sie spürt Wärme, sie ist todmüde, es ist ihr gleichgültig, wer das ist, der sie an sich drückt, seinen Körper an ihren preßt, wer das ist, der ihr Wärme gibt, weil er selbst Wärme nötig hat, sie ist fast bewußtlos vor Müdigkeit, fällt in traumlosen Schlaf, aus dem sie emporschreckt, als der Zug auf offener Strecke hält, alles aus dem Waggon drängt, über Gepäckstücke stolpert, aus den Fenstern springt, sich in Buschwerk flüchtet, in Gräben oder an die flache Erde drückt.

Anni liegt auf einem Acker, Hände und Gesicht auf die klebrige Erde gedrückt, Flugzeuge dröhnen über sie hinweg, Schüsse peitschen, Geschosse schlagen ein. Der Soldat, neben dem sie Minuten vorher gesessen ist, kommt nicht zurück in den Waggon, sein Militärmantel liegt zusammengeknüllt auf dem Sitzplatz, der jedoch nicht leerbleibt, sofort wieder besetzt wird. Die Lücke hat sich geschlossen, der fehlende Mann wird nicht vermißt, oder sein Fehlen wird schweigend zur Kenntnis genommen. Annis Umhängetasche hängt noch am Haken, wird ihr jedoch irgendwann während dieser Fahrt gestohlen werden.

Das nächste Bild, zu dem es keine Überleitung gibt, setzt Anni und die Frau mit dem Säugling auf je einen Küchenstuhl, am Herd dieser Küche steht eine Frau, hantiert mit Kochgerät, wärmt Milch für den Säugling auf, kein Satz, kein von der Frau gesprochenes Wort ist im Gedächtnis haftengeblieben, erst später wird Anni wissen, daß die Frau Tschechin gewesen ist. Die junge Mutter mit dem Säugling ist von einem SS-Mann begleitet worden, der SS-Mann steht, an das Fensterbrett gelehnt, spielt wie zufällig mit seiner Pistole, blickt dabei ununterbrochen nach der Frau beim Küchenherd hin.

Erinnerungssplitter: Der SS-Mann ist sehr jung, die Frau am Herd ist alt gewesen, die Szene hat sich in Budweis abgespielt. Wie Anni in diese Küche, wie sie von dort wieder zum Bahnhof gekommen ist, wann der Zug von diesem Bahnhof wieder abgefahren ist, kann heute niemand mehr sagen, es gibt keine noch lebenden Zeugen dafür, zu denen ich, Anna, Verbindung hätte.

Der Zug, von Budweis nach Süden fahrend, behängt, beladen mit Menschen, immer mehr Menschen haben sich an den Trittbrettern festgebunden, sitzen auf den Puffern zwischen den Waggons, liegen auf den Dächern, klammern sich am Rand dieser Dächer feststehen, sitzen, hocken aneinandergedrängt im Inneren der Wagen, halten sich an Gepäckstücken, aber auch aneinander an. Niemand steigt unterwegs aus, immer noch versuchen weitere Menschen mit Bündeln, Rucksäcken, Koffern, in diesen hoffnungslos überfüllten Zug hineinzukommen. Mütter heben ihre Kleinkinder zu den Fenstern hoch, niemand ist in der Lage, ihnen zu helfen. Irgendwann sind die Soldaten nicht mehr im Zug, es sind die einzigen Fahrgäste, die unterwegs verschwunden, irgendwo ausgestiegen, verlorengegangen sind. In Linz an der Donau ist dann die Fahrt zu Ende, der Zug spuckt die Menschenmassen mit ihren Bündeln und Koffern aus.

Ein Zettel ist erhalten geblieben, ein vielfach gefaltetes, schon vergilbtes Stückchen Papier, das die Sechzehnjährige in einem um den Hals gebundenen Beutel auf dieser Fahrt bei sich getragen hat. Auf diesen Zettel hat Heinrich eine größere Anzahl von Namen und Adressen geschrieben, Leute, die er irgendwann näher kennengelernt hat, mit denen er im Briefwechsel gestanden ist, Verwandte, Freunde, Gastwirte, bei denen er mit Valerie während der spärlichen Urlaubswochen gewohnt hat. Daß diese Anschriften über niederösterreichische Kleinstädte, die Orte Furthof und Hohenberg, von Leoben bis Bad Goisern, von Passau bis Wien reichten, daß sogar eine Pariser Adresse darunter war, beweist, wie unmöglich die Berechnung von Annis Reiseroute gewesen ist. Irgendwo würde sie ankommen, irgendwo würde sie hoffentlich bleiben dürfen, würde man die Tochter aufnehmen, eine Zeitlang behalten, so hofften Heinrich und Valerie. Sie hätten, wäre das Kind eines Freundes oder Bekannten in ähnlicher Situation zu ihnen gekommen, das gleiche getan.

In einem Ausschnitt des Erinnerungsfilms sitzt Anni auf ihrem Rucksack auf dem Bahnhof in Linz an der Donau, der noch nicht durch jenen allerletzten, schwersten Bombenangriff des Zweiten Weltkriegs auf diese Stadt zerstört worden ist. Sie studiert den vom Vater mitgegebenen Zettel, findet den nächstgelegenen möglichen Zufluchtsort auf der Strecke Linz-Liezen, beschließt, sich versuchsweise dorthin zu wenden.

 

Sie besteigt wieder einen überfüllten Zug, erreicht den auf der Liste des Vaters rot unterstrichenen Ort, verläßt den Zug mangels anderer Gelegenheit durch das Fenster, ihr Gepäck wird ihr, ebenfalls auf diesem Wege, nachgereicht. Ihre Entscheidung ist eine gute Entscheidung gewesen. Die Adresse bezeichnet einen einsam gelegenen Vierkanthof, die Bäuerin, Witwe nach einem Verwandten der Mutter Valerie, nimmt Anni bei sich auf.

Erinnerungsreste, aneinandergereiht, ergeben ein Filmstück, das, rasch ablaufend, das Wesentliche aus dem Leben von Heinrichs und Valeries Tochter während der folgenden Monate erkennen läßt.

Anni, auf der Flucht vor amerikanischen Besatzungssoldaten, die das Kriegsende feiern, bei der Arbeit auf den Hof umgebenden Wiesen, Heu wendend, Ochsen treibend, Milchkannen schleppend, am ganzen Körper, vor allem an den Händen und Füßen, von ständig eiternden Wunden bedeckt, deren Narben lange sichtbar bleiben werden. Anni, papierdünne Scheiben vom schmalen Segment eines Brotlaibs schneidend, das sie wöchentlich zugeteilt bekommt, mehlige, bitter schmeckende Mostbirnen sind zusätzliche Nahrung gewesen.

Dann kommt eine Stelle, an welcher der Film angehalten werden muß, oder an welcher er von selbst anhält, weil das Gedächtnis den Schrecken festgehalten hat, der mit dem aufgezeichneten Augenblick verbunden gewesen ist. Ein Mann nähert sich dem Hof, betritt das Wohnhaus, sitzt in der Wohnstube neben dem Kachelofen auf einer mit gestickten Polstern belegten Bank, sagt, er habe B. BRENNEN sehen, er sei dabeigewesen, wie Annis Vater, Heinrich, GEFALLEN sei. Auch ihre Mutter sei nicht mehr am Leben. Kaum jemandem von der Bevölkerung könne die Flucht aus der brennenden Stadt gelungen sein. Er selbst sei wie durch ein Wunder davongekommen, von den in der Stadt Gebliebenen habe vermutlich niemand überlebt. (Später wird sich niemand finden, der sagen kann, wer dieser Mann gewesen ist. Ein Sadist, ein Irrsinniger, einer, der geträumt hat, was er nun als Realität weitergab, einer, der von anderen gehört hatte, was diese von anderen gehört hatten, der dieses vielleicht von Mund zu Mund immer schrecklicher Weitererzählte, in immer grelleren Farben Gemalte nun als sein eigenes Erlebnis wiedergab? Einer, der beauftragt worden war, Heinrichs Tochter zu ängstigen, ein Gespenst? Wie und wann und vor allem von wem hat der Mann von Annis Aufenthalt auf dem einsam gelegenen oberösterreichischen Bauernhof erfahren, wenn Anni selbst erst auf dem Bahnhof in Linz an der Donau auf die Idee gekommen ist, dort um Unterkunft zu bitten? Züge verkehrten kaum, Post wurde nicht befördert, Zeitungen waren seit dem Ende des Krieges noch nicht gedruckt worden, Botschaften wurden weitergesagt, gingen von Mund zu Mund, bis sie, in besonders günstigen Fällen, endlich ihre Adresse erreichten. Eine Möglichkeit, zu überprüfen, was der Mann erzählt hatte, gab es nicht. Man hatte die Wahl: zu glauben oder nicht zu glauben. Aber welche Veranlassung hätte Anni gehabt, zu bezweifeln, daß sich tatsächlich ereignet hat, was ihr erzählt worden ist?)

Die Stube mit dem Tisch, den Stühlen, der Eckbank aus Lärchenholz, mit dem bemalten Bauernschrank neben der Kammertür, mit Heiligenbild, hölzernem Herrgott am hölzernen Kreuz, mit den auf einer holzgerahmten Fotografie pyramidenförmig übereinandergeschichteten Mitgliedern eines Turnvereins, die kleinen, durch Gitter gesicherten, nach außen sich verjüngenden Fensteröffnungen, der Sonnenfleck auf der weiß gekalkten Wand, die gestickten Sprüche auf den Polstern, der grünweiß geflammte Milchkrug auf dem Regal, das Reh- und das Hirschgeweih, all das mit den Augen Erfaßbare ist eingeflossen in jenen Moment des Schreckens, es taucht in der Erinnerung an ihn, mit ihm, wieder auf.

Der Mann, der auf der mit bestickten Polstern belegten Bank neben dem Kachelofen gesessen ist, war mittelgroß, glatzköpfig, untersetzt. Auch er läßt sich aus der Vergangenheit heraufholen, sein gedrungener Körper, sein Rundschädel, seine Arme und sogar seine kurzen, stämmigen Beine, aber nicht seine Stimme, auch nicht sein Gesicht. Wo sein Gesicht sein müßte, ist ein leerer Fleck, Augen, Nase, Mundform sind nicht einmal angedeutet.

Obwohl wahrscheinlich ein Name genannt worden ist, ist kein Name im Gedächtnis, auch nicht im Gedächtnis der anderen, die damals auf dem Hof gelebt haben, haften geblieben.

Anni hatte von diesem Augenblick an beim Heuwenden, bei allen anderen zu verrichtenden Arbeiten über ihre weitere Zukunft nachzudenken. Sie hatte zu überlegen, auf welche Weise sie ihren Unterhalt verdienen würde, ohne anderen eine Last zu sein, ohne betteln zu müssen, ohne Bauernmagd bleiben, in Zukunft weiterhin ausschließlich Hilfsarbeiten verrichten zu müssen. Für eine Sechzehnjährige in jenen Monaten eine nicht ungewöhnliche Situation, wenn man bedenkt, daß wenige Wochen vorher Zwölfjährige nicht zu jung gewesen sind, in einem längst verlorenen Krieg zu sterben, daß jetzt überall im Land elternlose Kinder und Jugendliche unterwegs waren, daß überall Obdachlose auf den Straßen dahinzogen, die kein Ziel hatten, die nicht wußten, wovon sie in nächster Zukunft ihren Unterhalt bestreiten würden. Trotzdem, oder gerade deshalb, eine schwierige Situation. Es waren zu viele, die unterwegs waren, zu viele, die keine Unterkunft, keine Mittel, keinen Besitz mehr hatten, zu viele, die ihre Angehörigen suchten, zu viele, die unterzubringen waren, für die zu sorgen gewesen wäre. Dazu kam, daß sie, Anni, zu jenen gehörte, die man in diesem Land, das nun wieder Österreich heißen durfte, keineswegs brauchte, auch nicht haben, behalten wollte. Man hatte genug Sorgen mit den eigenen Bürgern, mit jenen, die durch Geburt, Herkunft, Heirat ein RECHT darauf hatten, in diesem Land zu leben, man brauchte keine anderen, Fremden, die aus Ländern kamen, in denen man sie auch nicht mehr haben wollte, sie sollten weiterwandern, möglichst rasch, möglichst bald, nach Deutschland ziehen, dort, so fand man, gehörten sie hin.

Wer wußte schon, und wenn er es wußte, wen hätte es interessiert, daß Heinrichs Hauptstadt niemals Berlin, immer nur Wien geheißen hatte? Wer wußte, wollte wissen, wie sehnsüchtig er als junger Student gehofft hatte, in dieser Stadt leben zu dürfen? Wer kannte schon die Geschichte von Heinrichs Mutter Friederike aus Furthof bei Lilienfeld, deren Mutter, der Mürzhofener Gastwirtstochter Amalia, die wiederum Enkelin eines steirischen Hufschmieds gewesen war? Wer wußte, daß Friederike, deren Jugendtraum die Kaiserstadt Wien gewesen war, zeitlebens, wenn der Name des Kaisers, der Kaiserin in ihrer Gegenwart nur genannt worden ist, wenigstens innerlich in eine Art Hofknicks niedergesunken ist? Die Geschichte der Urgroßtante, die im Lainzer Tiergarten als Dreizehnjährige für den jungen Kaiser gekocht, während er auf der Jagd gewesen war, von diesem Kaiser Säbel und Tschako zur ganz persönlichen Aufbewahrung übernommen hat, hätte niemanden interessiert. Kein Mensch wollte noch einen Kaiser. Von dem Reich, das er regiert hatte, für das in den Krieg zu ziehen man Heinrich als jungen Studenten gezwungen hatte, war ein winziger Rest geblieben, ein kleines Land, für das man sich Freiheit, Unabhängigkeit und eine demokratische Verfassung erhoffte, obwohl von all dem im Augenblick noch nicht viel zu bemerken war. Heinrichs Heimkehr aus diesem Krieg war eine Heimkehr auf Abruf gewesen. Was in der Folge geschah, ist bekannt. IHR SUDETENDEUTSCHEN SEID SCHULD AM KRIEG, diesen Satz hatte Anni mehr als einmal zu hören bekommen. Nun gehörte sie zu einer Gruppe von Leuten, die Staatsbürger keines Landes mehr waren, die keine Papiere besaßen, durch die sie zum Überschreiten der Zonengrenzen berechtigt gewesen wären, die nichts von dem tun durften, was ausschließlich Staatsbürgern zu tun erlaubt war, die kein Recht hatten, länger als ausdrücklich gestattet in Österreich zu leben. Nicht einmal zu jenen Verschleppten, Verstoßenen durfte sie sich zählen, die man in der Folgezeit DISPLACED PERSONS genannt hat, Leute, die ihre Heimat ebenfalls verloren hatten, denen dieses Unglück jedoch noch unter der Herrschaft des Hitlerregimes widerfahren war. Eine Tageszeitung, die von der amerikanischen Militärregierung herausgegeben wurde, teilte auch diese Menschengruppe in zwei Teile: Die D.P. WERDEN IN ZWEI KATEGORIEN GETEILT, DEREN ERSTE, DIE ALS »FREUNDE« ANGESPROCHEN WERDEN, SICH FREIWILLIG, WENN SIE GESUND SIND, ZUR ARBEIT MELDEN KÖNNEN UND REGULÄRE LÖHNE SOWIE BEI SCHWERARBEIT AUSSER DER LAGERVERPFLEGUNG ZUSÄTZLICHE LEBENSMITTEL ERHALTEN. DIE ZWEITE KATEGORIE, DIE ALS »FEINDE« ANGESPROCHEN WERDEN, ZUM BEISPIEL DIE VOLKSDEUTSCHEN, SIND DER ARBEITSPFLICHT UNTERWORFEN. FALLS SIE DIE ARBEIT VERWEIGERN, WERDEN SIE MIT NIEDRIGEREN RATIONSSÄTZEN IN ANDERE LAGER GESCHICKT.