Stirb, Iblis..!!

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„Willst du hereinkommen?“

Still nickte der Albaner und ließ sich durch Mehmets ausgestreckten Arm in die Wohnung bitten. Der Hausherr bot Platz auf einem Sessel im Wohnzimmer an und der Besucher setzte sich.

„Möchtest du Tee?“
Adnan schüttelte den Kopf.

„Nein – Danke. Ich, ich – wollte mich für meinen Bruder bei dir entschuldigen. Er ist nicht mehr in Deutschland, ist, ist abgehauen, weil, weil er Angst bekommen hat. Diese….diese Sache, sie hatte nichts mit dir zu tun; ich will sagen, mein Bruder war einfach verrückt – er wollte unbedingt rein in die Disko, weil ein Sachbearbeiter vom Sozialamt dort war. Den wollte Afrim bedrohen, nicht dich. Es..es tut ihm leid, dass er dich angeschossen hat, aber, aber.. er war in Rage wegen unserer Mutter. Der Typ vom Sozialamt hat ihr grundlos das Geld gesperrt, obwohl alle Belege schon da waren und die sie selbst verschlampt hatten – schon zum zweiten Mal.“

Aufgeregt hatte der Besucher diese Worte hervorgesprudelt und machte jetzt erschöpft eine Pause.

„Willst du sicher keinen Tee?“

„Nein, nein. Danke. Ich wollte mich nur entschuldigen. Ich gehe jetzt auch zur Polizei und sage denen, dass das, was die Zeitungen geschrieben haben, nicht stimmt. Dass du und mein Bruder keinen Bandenkrieg haben. Er ist abgehauen und sie kriegen ihn nicht. - Wirst du ihn suchen, um dich zu rächen?“

Mehmet schüttelte bedächtig den Kopf.

„Nein, ich werde auch keine Anzeige erstatten; aber sie werden ihn trotzdem suchen, weil eine Schusswaffe im Spiel war. Ich kenne die Verhältnisse mit den deutschen Behörden und kann mir gut vorstellen, wie wütend er sein musste – aber so etwas sollte trotzdem nicht passieren. Dein Bruder hätte mich oder jemand Anderen töten können.“

„Ich weiß, darum entschuldige ich mich.“

Adnan erhob sich und streckte Mehmet unsicher die Hand entgegen. Dieser ergriff sie und drückte sie, um den Besucher sodann zu verabschieden.

Nachdenklich holte Mehmet seinen Gang zum Kiosk nach und kaufte sich endlich seine Zeitung.

Donnerstag, 7. Juni 2012, Salzburg. Mehmet Coscun hatte das Auto am verabredeten Platz geparkt und wollte sich noch ein wenig in Salzburg umsehen, bevor er sein gebuchtes Hotel aufsuchte. Es war gerade mal kurz nach 18.00 Uhr und die Sonne kam tatsächlich noch einmal hinter den Wolken vor, nachdem es seit der Ankunft in Salzburg dunstig und bewölkt war. Die Temperatur betrug um 25 Grad, so dass Mehmet gemächlich durch die Altstadt bummelte und die Gassen und Gässchen durchschritt, bis es fast 20.00 Uhr war und ihm einfiel, dass er noch nicht zu Abend gegessen hatte. Mehmet entschloss sich also, sein Hotel aufzusuchen, wo er sich sein Abendessen auf das Zimmer bringen ließ, danach noch den Fernseher einschaltete und schließlich zur Ruhe ging.

Montag, 11. Juni 2012. Mehmet befand sich auf der Heimfahrt und hoffte, dass auch weiterhin alles klappen würde. Er hatte am Freitag Vormittag den Wagen geholt und eine kleine Rundfahrt gemacht, wobei er feststellte, dass sich tatsächlich Jemand am Auto zu schaffen gemacht hatte. Bei einer Gelegenheit parkte er den Wagen und nahm die bewusste Stelle der Verkleidung näher in Augenschein. Sein Eindruck hatte ihn nicht getrogen: Die Markierung, welche er angebracht hatte, war verschwunden, so dass er beruhigt weiterfuhr und sich das Salzburger Umland anschaute.

Nun war er auf dem Weg nach Mannheim und schätzte, dass er in einer guten Stunde daheim ankommen dürfte und das Auto an seinem gewohnten Platz – wie abgesprochen – parken würde. Es war dies seine erste derartige Fahrt und außer der Tatsache, dass Mehmet hin und wieder ein leichtes Herzklopfen verspürt hatte, war alles reibungslos verlaufen und Mehmet war sich sicher, weitere derartige Fahrten zu unternehmen.

Dienstag, 24. Juli 2012, Mannheim. Mehmet war außer sich – obwohl der Albaner doch bei der Polizei vorstellig war und bestätigt hatte, dass weder sein Bruder noch Mehmet etwas mit irgendwelchen Banden zu tun hatten, waren am Vormittag gegen 9.00 Uhr zwei Beamte der Polizei in Mehmets Wohnung erschienen und hatten ihm für morgen einen Termin mitgeteilt, um in besagter Sache vor der Disko eine weitere Aussage zu machen und sich Fotos von diversen, mutmaßlichen albanischen und türkischen Bandenmitgliedern anzusehen.

21.00 Uhr. Es klingelte und Mehmet betätigte den Drücker, um Jürgen Bartel, den Besitzer der Nobelbar, mit dem er telefoniert hatte, hereinzulassen. Jürgen kam kopfschüttelnd zur Tür herein und ging gleich durch ins Wohnzimmer, wo bereits ein Glas Tee auf ihn wartete.

Die beiden saßen sich eine Weile schweigend gegenüber und tranken ihren heißen, süßen Tee, bis Jürgen schließlich die Stille brach.

„Mehmet, du solltest ruhig bleiben und dich durch solche Dinge nicht verrückt machen lassen. Das ist nun einmal die deutsche Beamten-Mentalität, die du vermutlich auch niemals aus den Köpfen herausbringen wirst. - Zumindest nicht, bis ein bestimmter Menschenschlag ausgestorben ist.“

„Mehmet nickte.

„Ich weiß ja auch, dass du recht hast, aber trotzdem regt es mich auf. Außerdem….“

„Nein. Nein und nochmals nein! Es hat nicht das Geringste mit deiner Fahrt oder mit diesen Dingen überhaupt zu tun. Es ist eben die reine, deutsche Beamtenwirtschaft – weiter nichts! Mehmet, ich würde dir sagen, wenn es Anlass zur Sorge in der bewussten Sache gäbe. Rege dich wieder ab und vertrau mir. Du wirst dorthin gehen, dasselbe sagen wie auch schon zuvor und damit hat es sich. Ende!“

Jürgen hatte sich schon erhoben, als ihm noch etwas einfiel:

„Es sind übrigens weder Albaner noch Türken – mit Ausnahme von dir – an der Sache beteiligt. Die Scheine kommen aus der Tschechei und werden später in ganz Europa verteilt; aber weder Türken- noch Albaner-Banden sind daran beteiligt. So, jetzt beruhige dich und überlege dir, was du morgen erzählen wirst. Viel Auswahl hast du ja nicht. Bis demnächst dann – und halt mich auf dem Laufenden!“

Mit diesen Worten verabschiedete sich der Freund und Mehmet blieb alleine zurück.

Montag, 30. Juli 2012, Mannheim. Wieder saßen sich Mehmet und Jürgen in Mehmets Wohnzimmer gegenüber. Diesmal hatte jeder der Beiden außer seinem Glas Tee noch ein Schnapsglas mit Raki neben sich stehen. Mehmet glaubte, allen Grund zu haben, heute etwas Stärkeres zu trinken, als ausschließlich Tee. - Es hatte sich herausgestellt, dass die Polizei, nachdem Mehmet – ohne Ergebnis selbstverständlich – sich auf dem Revier Fotos von Personen, welche er allesamt noch nie zuvor gesehen hatte, angeschaut hatte, in der Karate-Schule, in der Mehmet trainierte, ebenfalls nach ihm und eventuellen Bekanntschaften mit Zugehörigkeit zu kriminellen Banden gefragt hatte.

„Kann man sich das vorstellen?! Ich fasse es nicht!“

Mehmet schenkte nach und prostete seinem Gegenüber zu. Jürgen tat ebenso und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema, indem er bemerkte:

„Es wäre demnächst wieder eine Fahrt nach Salzburg fällig. Ich habe einmal nachgerechnet und bin zu der Ansicht gekommen, dass die Tschechen genügend produzieren können, sodass ich dich ebenfalls am Geschäft beteiligen könnte. Was sagst du dazu?“

Mehmet war tatsächlich von seinem Ärger abgelenkt. Mit hochgezogenen Brauen sah er in Jürgens blaue Augen.

„Meinst du das ernst?“

„Ja, warum nicht? Du bist zuverlässig und verschwiegen. Ich hätte so auch den Vorteil, dass ich die Kosten der Fahrten, die du jeweils weiterhin unternimmst, mit dir teilen könnte, da du ja auch dann auf eigene Rechnung arbeitest.“

Grinsend schenkte Mehmet ein weiteres Glas ein. Jürgen wollte abwehren, ließ es dann aber zu und meinte:

„Na gut, du musst mir dann später ein Taxi bestellen und den Wagen morgen zu mir bringen. Dann werden wir gleich das Weitere für die nächste Fahrt regeln.“

Es war also abgemacht und Mehmet hatte somit ein neues – da selbstständiges – Betätigungsfeld, über welches er seinen Ärger über die ‚idiotische, deutsche Beamtenwelt‘ vergaß.

Dienstag, 31. Juli 2012, Mannheim. In der Bar saßen sich Jürgen und Mehmet gegenüber, zwischen sich einen Arbeitsvertrag.

„Den habe ich schon einmal vorbereitet. Du musst ja schließlich offiziell eine Arbeit haben, da du mittlerweile ein wenig zu bekannt geworden bist in Polizei-Kreisen“, spottete Jürgen und tippte mit zwei Fingern auf das Papier, „du bist laut Vertrag fest bei mir angestellt und wirst als Einkäufer und Sicherheits-Beauftragter – ich weiß, ein großes Wort – bei uns arbeiten. Der ‚Sicherheits-Dingsbums‘ wird in und zur Ablöse auch mal draußen nach dem Rechten sehen, ansonsten wirst du als Einkäufer das bewusste Geschäft führen und zum Alibi jeweils eine andere Spezialität aus der Region mitbringen. Das werden diesmal Mozart-Kugeln sein, die ja berühmt in Salzburg sind. Um die weiteren Dinge auf späteren Fahrten kannst du dich dann selbst kümmern. Sieh dich nach speziellen Dingen um, die wir hier in der Disco unseren Gästen anbieten werden.“

In Anbetracht der vergangenen Ereignisse hielt Mehmet den vor ihm liegenden ‚Vertrag‘ für gescheit und mehr als angebracht. Sollte die Mannheimer Polizei tatsächlich auf den Gedanken kommen, weitere Beobachtungen anzustellen, so würde dieses Papier zumindest ein Alibi für einen monetären Verdienst darstellen, so dass Mehmet nicht nach Ausflüchten suchen bräuchte, was sein Ein- und Auskommen betraf. Auch den Gedanken mit den Spezialitäten aus der Region fand er hervorragend und beruhigend. Damit ließe sich arbeiten, denn eine Nobel-Diskothek und Club musste schon mit besonderen Dingen aufwarten. Somit wäre er mit vollem Kofferraum unterwegs und bei eventuellen Kontrollen auf einer etwas sichereren Seite.

 

Die Beiden besprachen noch weitere Modalitäten betreffend die nächste Fahrt nach Salzburg und den Kauf der Mozartkugeln sowie Ort und Zeit des ‚Parkens‘ von Mehmets Wagen, dann verabschiedete sich der nunmehr Beruhigte und ging zu Fuß nach Hause, wo er kurz vor 20.00 Uhr ankam.

Samstag, 15. September 2012, Mannheim. Mehmet war am gestrigen Abend von einer zehntägigen Tour zurückgekommen, hatte außer den bereits zuvor einmal geholten Mozartkugeln einen Nusslikör der bekannten Enzianbrennerei Grassl aus Berchtesgaden mitgebracht, den Wagen an der verabredeten Stelle in Mannheim geparkt und sich gegen 23.00 Uhr zur Ruhe gelegt.

Heute nun war er gegen 10.00 Uhr aus dem Haus gegangen, um sich eine Zeitung zu besorgen und außerhalb Kaffee zu trinken. Recht bald bemerkte er, dass die Stimmung im Viertel nicht gut zu nennen war. Er trank seinen Kaffee, blätterte in der Zeitung und versuchte, die scheelen Blicke, die ihm von den Nachbartischen zugeworfen wurden, zu ignorieren. ‚Ich bilde es mir doch nicht ein? Man kennt mich hier doch nicht,‘ dachte er bei sich und rollte seine Zeitung zusammen, legte das Geld für den Kaffee auf den Tisch, um das Café, welches er zuvor noch nie besucht hatte, schleunigst wieder zu verlassen.

Mehmet ging zurück in seine Wohnung und schaltete den Fernseher ein. Er wollte sich gerade niedersetzen, um ein wenig im Vormittagsprogramm herumzuzappen, als sein Handy klingelte. Mehmet schaltete frei. Es war Jürgen, der ihn darauf aufmerksam machen wollte, dass die Stimmung in Mannheim gerade auf einem Tiefpunkt war.

„Das musste ich bereits feststellen. Was ist denn los?“

„Du weißt es also nicht. Dass vor einer Woche in Mannheim das ‚Kurdische Kulturfest‘ stattfand, weißt du aber schon. Nun, die Kurden haben es zu diesem Anlass ziemlich krachen lassen und dabei nach offiziellen Angaben achtzig Polizisten verletzt und ein gutes Dutzend Einsatzfahrzeuge demoliert. An dem ‚Fest‘ sollen bis zu 40 000 Personen teilgenommen haben. Wollte dich nur vorgewarnt haben. Du weißt ja, für meine Landsleute gibt es oft nicht solche feinsinnigen Unterscheidungen in Kurden, Albaner oder was auch immer; es waren dann eben wieder die Türken. - Wir sehen uns dann heute am Abend?“ Damit hatte Jürgen aufgelegt.

Mehmet seufzte. Jürgen hatte recht. Alles, was von Angehörigen einer nicht-deutschen Volksgruppe in einem negativen Sinn angestellt wurde, wurde im Sprachgebrauch ‚den Türken‘ zugeschrieben. Die Deutschen wollten oder konnten einfach nicht unterscheiden, ob es sich wirklich um einen Türken, Albaner oder Mazedonier oder was auch immer handelte. Immer waren es letztendlich ‚die Türken‘ oder eben ‚die Kanaken‘.

Dienstag, 22. April 2014, Salzburg. Mehmet hatte die Osterfeiertage im Salzburger Land verbracht und war im Begriff, den bereits präparierten Wagen, der diesmal nicht weit einer Synagoge in der Lasserstraße abgestellt war, abzuholen, als er, es dunkelte bereits, Stimmen unmittelbar vor der Synagoge vernahm.

„Hey, das ist doch auch eine von diesen Juden-Schlampen!“

Mehmet vernahm eilige Schritte und strengte sich an, um etwas von seinem Standpunkt aus zu erkennen. Eine junge Frau schien von drei Gestalten verfolgt zu werden, welche ihr in üblen Schmährufen hinterher grölten. Mehmet beschleunigte seinen Schritt und erkannte, dass er richtig gesehen hatte. Die drei Burschen hatten das verängstigte Mädchen fast eingeholt und grölten immer lauter.

„He, Juden-Schlampe! Was hast du hier noch verloren?! Schleich dich, das Fest ist vorbei!“

Mehmet rannte nun. Er erreichte die Gruppe in dem Moment, als der erste der Bande die Hand auf des Mädchens Schulter legte und sie grob herumzog. Mehmet packte den Kerl mit eisernem Griff im Nacken, schleuderte ihn zur Seite und stellte sich in Position.

Er konnte nun erkennen, dass es sich um drei etwa Zwanzig- bis fünfundzwanzigjährige Männer handelte. Der, den Mehmet gepackt hatte, war nun, da er nicht mehr taumelte, vorgetreten, um sich auf den schmächtig erscheinenden Angreifer zu stürzen. Er war gerade einmal einen Schritt nach vorne gekommen, als ihn Mehmets Fußsohle schon mitten im Gesicht traf, so dass er zu Boden stürzte und benommen liegen blieb. Mehmet trat auf die anderen Beiden zu und stemmte die Fäuste in die Hüften. Die beiden Feiglinge ergriffen die Flucht, ohne sich noch um ihren Kameraden, der immer noch am Boden lag, zu kümmern.

Mehmet wandte sich an das Mädchen:
„Ist mit Ihnen alles soweit in Ordnung?“
Sarah Glaser schluckte und murmelte leise:
„Ja, ja – ich danke Ihnen.“

Mehmet wandte sich jetzt mit einem Bluff an den sich gerade Aufrappelnden:

„Ich werde euch im Auge behalten. Wenn ihr der Dame auch nur noch ein einziges mal zu nahe kommt, kriegt ihr es mit unserer ganzen Sippe zu tun. – Ist das klar?!“

Der Angesprochene nickte zitternd und wagte sich nicht zu rühren. Erst als Mehmet ihm ein ‚Verschwinde‘ entgegen zischte, rannte er seinen beiden Kameraden hinterher.

Mehmet wandte sich erneut an Sarah und wies auf seinen geparkten Wagen:

„Kann ich Sie irgendwo hinbringen? Es macht mir nichts aus und ich habe Zeit.“

Befreit nickte Sarah und sagte mit piepsender, schwacher Stimme:

„Das wäre sehr freundlich. Macht es Ihnen wirklich nichts aus? Es ist eigentlich nur ein Katzensprung, aber auf der anderen Seite der Grenze in Deutschland.“

Sie nahmen Platz in Mehmets Wagen und Sarah wies die Richtung, um dann ihren Namen zu nennen.

„Ich heiße Sarah; Sarah Glaser.“
„Mehmet Coscun – und gerne Du.“

„Gerne, darf ich meinen Freund anrufen? Vielleicht kann ich Dich vorstellen. Er wohnt ganz in meiner Nähe und ich möchte jetzt lieber bei ihm sein als alleine Zuhause.“

Mehmet lachte.

„Aber ja doch; würde mich freuen, seine Bekanntschaft zu machen.“

Der Rest der Fahrt verlief schweigsam, da Beide ihren eigenen Gedanken nachhingen. Hin und wieder gab Sarah die Richtung und bald schon war das Ziel erreicht.

Josef erwartete die Beiden bereits vor der Haustür, als der Wagen in den Hof rollte. Es war an seinem Gesichtsausdruck leicht zu erkennen, dass er sich Sorgen machte. Sarah machte Beide bekannt und Josef bat nach Drinnen.

„Kaffee oder lieber etwas Alkoholisches?“

Mehmet entschied sich für einen Kaffee und Sarah schloss sich an. Nachdem Jeder seine Tasse vor sich stehen hatte, ließ sich Josef ausführlich von dem Geschehenen berichten. Mehmet erfuhr dieserart, dass Sarah – wie bereits von ihm vermutet – Jüdin war. Sie war zur Feier des letzten Tages des Pessach-Festes bei ihren Eltern zu Besuch und im Begriff gewesen, den Weg nach Hause anzutreten, als sie von den drei Judenhassern überfallen wurde. Erbost schimpfte Josef:

„Man sollte endlich Schluss mit diesem Gesindel machen! Gibt es eigentlich etwas, außer ihnen selbst, das sie nicht hassen?! Sie wollen ‚Herrenmenschen‘ sein, versklaven sich aber an die USA. Wo ist da ein Stolz vorhanden? Sarah, gib endlich deinen Job in der Bäckerei auf. Wir werden auch so über die Runden kommen. Wir wollen dieser Tage eingehend darüber reden, denn ich habe ohnehin einen Gedanken, den ich mir über die Feiertage überlegte und über den wir uns unterhalten sollten.“

Aufseufzend stimmte Mehmet zu:

„Ich bin Türke, wie ihr wohl schon bemerkt habt und es geht uns im Prinzip auch nicht gerade viel besser in Bezug auf Vorurteile. Ich komme aus Mannheim, wo erst kürzlich eine Schlägerei zwischen Kurden und deutscher Polizei stattgefunden hat, welche man jetzt wieder mal allgemein ‚den Türken‘ ankreidet. Die Leute haben uns schon vorher scheel angeschaut; jetzt ist es noch schlimmer geworden.“

Die Drei hatten sich schon bald in Hitze geredet und rasch erkannt, dass es Gemeinsamkeiten im Denken gab, welche weiter zu erörtern sich lohnen würde. Mehmet war einverstanden, die Nacht in einem der oberen Zimmer statt in einem Hotel zu verbringen und auch Sarah wollte die Nacht nicht mehr nach Hause gehen, sondern bei Josef in Sicherheit bleiben. So trennte man sich um Mitternacht, um zu Bett zu gehen und Sarah hatte beschlossen, Josefs Vorschlag zu folgen und ihren Job zu kündigen.

Mittwoch, 23. April 2014, Ainring/Bruch. Sarah hatte schon früh am Morgen in ihrer Bäckerei angerufen und die Situation vom gestrigen Abend sowie die daraus jetzt folgenden Konsequenzen erläutert. Man zeigte sich betrübt über die Vorstellung, nunmehr ohne die allseits beliebte Sarah auskommen zu müssen, war aber natürlich verständnisvoll gegenüber den Beweggründen für diesen Schritt und wünschte dem Mädchen alles Gute für die weitere Zukunft.

Sarah bereitete das gemeinsame Frühstück vor und wartete, bis die beiden Männer nach Unten kamen. - Der Vormittag verlief mit weiterer Bekanntmachung der drei jungen Menschen, Mail-Adressen und Telefonnummern wurden ausgetauscht und nach dem ebenfalls gemeinsam eingenommenen Mittagessen im bekannten Gasthaus ‚Schmuggler‘ am Rande der Stadt Freilassing machte sich Mehmet auf den Rückweg nach Mannheim, nicht ohne versichert zu haben, bald wieder in der Region zu erscheinen.

Sarah und Josef gingen den Weg zurück nach Bruch zu Fuß entlang der Saalach und Josef erläuterte seine Idee, welche ihm über die Osterfeiertage in den Sinn gekommen war. Es ging darum, den Spieß umzudrehen und Banken und Konzernen die Rechnung zu präsentieren für das, was sie seinem Vater und so vielen anderen Menschen angetan hatten und noch antaten.

„Wir haben die Möglichkeit in der Hand und sind ihnen in Beziehung auf IT-Belange um mehr als nur eine Nasenspitze voraus. Wir werden sie bezahlen lassen für ihre Ganovereien – und wenn es auch nur Geld ist, das wir ihnen wegnehmen können, für sie ist es das Höchste, das in ihrer Welt existiert. Wir werden uns gemeinsam überlegen, auf welchen Wegen wir Konzerne und Banken am unauffälligsten hacken können. Du wirst deine Wohnung aufgeben und bei mir einziehen – dann bin auch ich beruhigter, was deine Sicherheit betrifft.“

Josef sah, dass Sarah etwas erwidern wollte, unterbrach sie jedoch schnell:

„Nein, nein; es ist genug Platz bei mir, wie du weißt; sieh es so, als würdest du zur Miete wohnen – ganz unverbindlich!“

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