Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

2. 2. 10 Intelligenz





Die Intelligenz (lat. intelligentia = Einsicht, Verstand) wurde bis heute nicht wissenschaftlich allgemeingültig definiert.

117

 Während die klassisch interpretierte Intelligenz eines Menschen auf kognitiven Elementen bzw. auf dem folgerichtigen Denken basiert, zeigt die soziale (bzw. emotionale) Intelligenz die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle richtig wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Die Korrelation zwischen Intelligenz und Bildungserfolg ist positiv. Intelligenz wird auch in Form eines Quotienten (IQ) ausgedrückt, der sich aus Intelligenztests ergibt. Ein IQ von 100 gibt die durchschnittliche Intelligenz an. Während ein IQ von > 140 als extrem hohe Intelligenz gesehen wird, deutet ein IQ von < 80 auf niedrige Intelligenz hin (Tabelle).



Der IQ von 50 % der Bevölkerung liegt im Bereich von 90 bis 110. Etwa 25 Prozent liegen darüber und 25 % darunter; weniger als 0,5 % der Bevölkerung hat einen IQ von 140.

118





IQ-Wert Erklärung





140 und höher extrem hohe Intelligenz



120 – 139 sehr hohe Intelligenz



110 – 119 hohe Intelligenz



90 – 109 durchschnittliche Intelligenz



80 – 89 niedrige Intelligenz



70 – 79 sehr niedrige Intelligenz



unter 70 extrem niedrige Intelligenz



► Thesen der Vererbungstheoretiker: So wie Haut- und Haarfarbe vererbt werden, ist auch Intelligenz erblich bedingt. Geistig hoch stehender Nachwuchs ist ein Faktor der Kulturgeschichte. Die Umwelttheoretiker müssen sich endlich darauf einigen, wann eigentlich die Intelligenz erworben wird (drittes bis sechstes Lebensjahr?), wenn nicht mit der Geburt. Obwohl eineiige Zwillinge nach der Geburt getrennt wurden, aber jahrelang in unterschiedlichen Milieus gelebt haben, hatten sie nach Messungen den gleichen IQ.

119

 Und: „Nur ein zufriedener Mensch kann emotionale Intelligenz entwickeln“ (

A. Marti

). Auch gilt: „Zuhören zu können benötigt ein ausgewogenes Maß von Intelligenz“ (

M. Wichor

).



► Antithesen: Intelligenz ist keine Erbanlage, sondern wird nach der Geburt durch die Umwelt erworben. Kinder in einem intakten Elternhaus haben einer höheren IQ als Heimkinder, auch wenn diese intelligente Eltern haben. Wenn die Intelligenz (IQ-Messung) eines Zehnjährigen (Milieueinfluss) höher angesetzt wird als die eines Dreijährigen, dann ist diese Intelligenz wohl erworben worden. Die eineiigen Zwillinge (nach der Geburt getrennt) können ihre Fähigkeiten auch der Ähnlichkeit des Milieus zu verdanken haben, z. B. in der Zeit zwischen Geburt und Trennung.

120



► Synthese: Ohne entsprechende Umwelt können sich die besten Erbanlagen nicht entwickeln. Ohne Erbanlagen hilft auch die beste Erziehung nichts.

121

 Wenn

J.A. Mozart

 schon in sehr frühen Jahren am Klavier saß und ihn seine Eltern früh gefördert haben, dann ist es schwierig festzulegen, ob das Erbgut oder die Umwelt hier stärker prägend waren. Intelligenz wird sowohl vererbt, als auch erworben. Ungeklärt ist dabei, welche prozentualen Anteile dafür genau verantwortlich sind. Allgemeine IQ-Werte stehen mit dem beruflichen Erfolg nur in einem mäßigen Zusammenhang: Der Lebenserfolg eines Menschen ist nicht allein von der Intelligenz abhängig. Vielleicht ist das auch ganz gut so! Zum Schluss: „Intelligenz ist nicht mit Weisheit identisch“* . „Weisheit entspringt nicht so sehr dem Verstand als aus dem Herzen“ (

P. Rosegger

). Im Taktgefühl zeigt sich die Intelligenz des Herzens (Sprichwort). „Intelligenz ist begrenzt, Dummheit endlos“ (

A.M. Bussek

): Intelligenz lässt sich auch leichter als sie verbergen. Zum Schluss: „In Verbindung mit Bildung ist Intelligenz sehr wertvoll.“*








2.3 Das Gute, das Böse und das Schöne





Das Gute und das Schöne verehren wir, das Böse ist zwar gegeben, aber wir mögen es weniger. Der Autor

Colin McGinn

 hat in einem seiner Bücher

122

 die ethische Debatte darüber belebt und uns zur Auseinandersetzung mit diesen Themen bewegt. Das Gute lässt sich meist zweifelsfrei erkennen, was bei dem Bösen nicht immer so ist. „Das Gute ist eine Aufforderung, es auch zu tun, das Böse zu lassen und das Schöne zu suchen.“*








2.3.1 Das Gute und das Böse





Das Böse ist die Kraft, die den Menschen zum moralisch falschen Handeln antreibt, z. B. zur Sünde, Lüge, Angeberei, zum Egoismus und/​oder zum Verbrechen. Das Böse ist eine Herausforderung für Philosophie und Theologie.

123

 Aus China stammt dazu das Sprichwort: „Das Böse lernt sich leicht, das Gute schwer.“ Demgegenüber werden unter dem Begriff des Guten traditionell moralische und ethische Werte verstanden. Wir sollten im Rahmen der Betrachtungen des geisteswissenschaftlichen Universums vorrangig das Gute in den Blick nehmen, das sich z. B. in der Bescheidenheit, Selbstlosigkeit, Höflichkeit, Ehrlichkeit, dem Edelmut, der Hilfsbereitschaft und in der Demut zeigt. Aber: „Die Guten können zu unglücklichen Opfern der Bösen werden“ (

M. de Sade

). Lässt sich das Böse bekämpfen? In China werden Drachen verehrt, weil sie das Böse zugunsten des Guten bekämpfen. Ein interessanter Bezug ergibt sich zum Phänomen der Faszination: „Das Gute behält seine Faszination in der Niederlage und verliert sie im Sieg. Das Böse behält seine Faszination im Sieg und verliert sie in der Niederlage“ (

M. Rumpf

).



► Was ist das Böse? Der Aufklärer und seltsame Querkopf

J.J. Rousseau

, der selbst wenig Kritik vertrug und Zurückhaltung bzw. Demut nicht kannte, hält den Menschen eigentlich von Natur aus für gut. Trotzdem gibt es überall Lug und Trug, Mord und Totschlag.

124

 „Das ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortzeugend immer Böses muss gebären“ (

F.v. Schiller

). Auch: „Das radikale Böse ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur“ (

E. Kant

). Und: „Das Böse in der Welt rührt uns viel mehr als das Gute“ (

Ch. von Schweden

). Warum ist das so? „Die Macht des Bösen lebt von der Feigheit der Guten“ (

Don Bosco

). „Aus bösen Gedanken entspringen böse Taten“ (Sprichwort). Durch seine zerstörerische Haltung ist das Böse wohl auch ein Phänomen der Leiderfahrung.

125

 Außerdem: „Wenn die Realität mies ist, sind die Miesmacher nicht weit“ (

A. Saheb

). Aber es gilt insbesondere: „Wer das Böse duldet, lässt es galoppieren.“* Menschlich ist allerdings die Feststellung: „Auch die größten Heiligen waren höchstens tageweise ohne Sünde“ (

Papst Johannes Paul I.

). Und: „Das Böse ist ein verzehrendes Feuer“ (

E. Stein

). Oder einfacher: „Das Böse ist das Fehlen des Guten“ (

Th. von Aquin

). Für ganz clevere gilt: „Wer einem andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ (

Mohammed

). „Wenn das Böse siegt, wird es ernst“ (

A.M. Bussek

). Außerdem lässt sich feststellen: „Böse Menschen werden im Alter bitter“ (

H.J. Quadbeck-Seeger

).



► Was ist das Gute? „Gut sein heißt, mit sich selber im Einklang sein“ (

O. Wilde

). „Aus guten Gedanken entspringen gute Taten!“ Merke: „Wer das Gute anstrebt, ist auf dem richtigen Weg zur Zufriedenheit.“* „Das Gute allein ist auf Dauer beachtenswert“ (

K.L. Immermann

). Außerdem: „Alles was gut ist, ist zeitlos.“*

F.M. Dostojewski

 sagt hoffnungsvoll: „Ich will nicht und ich kann nicht glauben, dass das Böse normal sei“. Folgender Rat ist treffend: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse mit dem Guten“ (

Papst Johannes XXIII

). Deshalb gilt: „Betrachtet alles von der guten Seite“ (

T. Jefferson

). Und humorvoll: „Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man lässt“ (

W. Busch

). „Das Gute durchdringt, das Böse wuchert“ (Sprichwort). Überzeugend ist: „Wer Gutes tut, fragt nie warum“ (

K. Eisenlöffel

). „Das Böse kommt von selbst, um das Gute muss man kämpfen“ (aus Spanien). Zum Schluss verblüffend: „Wenn der Teufel alt wird, will er Mönch werden“ (aus Frankreich). Zum Schluss: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ (

E. Kästner

).



► Was lernen wir daraus? Der Mensch hat die Freiheit, gut oder böse zu handeln. Allerdings nimmt die Seele des Menschen – mit einem Chip vergleichbar – sein gutes und böses Verhalten stetig und unbemerkt auf: Wer sich niederträchtig verhält, löst damit negative Festschreibungen in seiner Seele aus, die in zunehmendem Maße eine Tendenz zur Unzufriedenheit bewirken. Wer sich im Sinne der Zehn Gebote verhält, wird positive Seelen-Aufzeichnungen haben. Diese zeigen das Gute, machen eher zufrieden und bringen uns dem Glück näher. Der Seelenzustand kann sich vom Bösen zum Guten entwickeln, aber auch umgekehrt. Dabei sollten wir wissen: „Kein Bösewicht kann jemals glücklich sein“ (

Juvenal

). „Selten freilich sind gute Menschen“ (

Juvenal

). Aber wir wissen: „Der Mensch weiß wohl um das Gute, auch wenn er es nicht tut „ (

H. von Bingen

). Und es gilt: „Ein böses Wort ist wie ein Stein, der in einen Brunnen geworfen wird. Die Wellen mögen sich glätten, doch der Stein bleibt“ (

Konfuzius

). Wer ist gut? „Gut sind die, die auf Böses gut reagieren“ (

A.M. Meneghin

).



Leider hat sich in der Praxis auch gezeigt: „Wer viel Gutes gibt, wird zum Dank mit Schlägen belohnt“ (

F. Schmuck

). „Wenn wir in diesem Augenblick wüssten, was alles Schlechtes in der Welt geschieht, würden wir nicht mehr an das Gute glauben.“* Trotzdem sollten uns nicht vom Guten abbringen lassen:

 



„Will das Böse dich besiegen, dann lass dich ja nicht


unterkriegen; genieße, was dir Gott beschieden,


dann macht das Gute dich zufrieden“





(Horst-Joachim Rahn)





Warum verbreitet sich das Böse mehr und schneller als das Gute? Vielleicht deshalb, weil die Verbreitung des Guten mit Anstrengungen bzw. Entbehrungen verbunden ist. Im „Faust“ lässt

Goethe

 seine Hauptgestalten

Faust

 und

Mephistopheles

 (das Böse verkörpernd) wirken, die einen Pakt schlossen, den der Teufel am Ende verlor.

Faust

 fragt

Mephistopheles

: „Nun gut, wer bist du denn?“ Dieser antwortet: „Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“

126

 Und später: „… So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.“ Fazit: Wir sollten im Leben versuchen, das Gute anzustreben bzw. zu bewirken und das Böse zu meiden bzw. zu bekämpfen. „Man kann nicht jeden Tag ein gutes Werk vollbringen, aber wir sollten es versuchen“ (

H.G. Nitschke

). Außerdem gilt zeitlos: „Einander beizustehen ist Bruderpflicht“ (

K.W. Ramler

). Zum Schluss treffend: „An das Gute im Menschen zu glauben, ist eine weitere Herausforderung unserer Zeit“ (

A.M. Meneghin

).







2.3.2 Das Schöne





„Das Schöne ist für uns Menschen ein gefühlter ästhetischer Zustand. Dieser ist eine Mischung der zarten Nuancen von Wohlgefühlen und Begierden“ (

F.W. Nietzsche

). Das Schöne und das Hässliche durchlaufen den gleichen Klassifizierungsprozess wie auch das Harmonische und Disharmonische. Doch währen das Harmonische höchstens Wohlgefallen in uns auslöst, kann das Schöne mehr, denn es erweckt Assoziationen, spricht unsere Gefühle an und bewegt vor allem unsere Triebe bzw. Instinkte. „Das Schöne in der Kunst, Kultur und in der Natur ist nicht einfach in Worte zu fassen: man muss es genießen.“*



Christian Morgenstern

 hat das Schöne sehr treffend beschrieben: „Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.“ Ähnlich: „Halte dich ans Schöne! Vom Schönen lebt das Gute im Menschen“ (

E. von Feuchtersleben

). „Das Schöne eröffnet sich eher dem Guten als dem Bösen.“* „Das Schöne ist der Glanz des Wahren“ (

Augustinus

). Sehr gut: „Edles erkennt man daran, dass es zeitlos schön ist“ (

A. Assa

). Und: „In der Wahrheit findet man das Schöne“ (

F. von Schiller

). „Durch das Schöne wird die Sinnlichkeit des Menschen geadelt“ (

C. Oeser

). „Wahres und Gutes wird sich versöhnen, wenn sich beide vermählen im Schönen“ (

F. Rückert

). „Schönheit bändigt allen Zorn“ (

J.W. von Goethe

). Nicht immer gilt: „Alles Große und Edle ist einfacher Art“ (

G. Keller

). „Das Schöne vergeht nie ganz, denn es geht in die Erinnerung ein“ (

R. Kaune

). Sehr treffend sagt es

E. Reinhardt

: „Das Schöne am Alter ist, etwas sein zu dürfen, ohne etwas werden zu müssen.“



► Aber: „Wer schön sein will muss leiden – wer nicht schön ist, leidet sowieso“ (

Gräfin Fito

). Leider gilt zeitlos: „Auch das Schöne muss sterben“ (

F. von Schiller

). „Um das Schöne zu erkennen, muss man das Hässliche gesehen haben“ (

aus Friaul

). Außerdem: „Schönheit und Verstand sind selten verwandt“ (Sprichwort). Aus China: „Schöne Frauen bringen den Männern Hochwasser.“ Was haben Liebe und Schönheit gemeinsam? „Sie sind beide vergänglich“ (

S. Gönül

). „Die wahre Schönheit kommt von innen. Leider setzt sie sich oft nicht nach außen fort“ (

K. Feldkamp

). Leider gilt auch: „Ach, wie bald, ach wie bald, schwinden Schönheit und Gestalt“ (

W. Hauff

). „Leider lässt der Alltag für uns Menschen viel Schönes zur Gewohnheit werden.“* Und: „Das Schönste ist immer viel zu schnell vorbei!“* Auch beim Essen hat das Schöne nicht immer eine Chance: „Eine schöne Krawatte zieht die Tagessuppe magisch an“ (Sprichwort).



► Fazit: „Was die Schönheit ist, weiß nur Gott“ (

A. Dürer

). „Nach dem Höchsten und Herrlichsten musst du ringen, wenn dir das Schöne zuteil werden soll“ (

C.D. Friedrich

). „Wenn mehr von uns Heiterkeit, gutes Tafeln und klingende Lieder höher als gehortetes Gold schätzen würden, so hätten wir eine fröhlichere Welt“ (

J.R.R. Tolkien

). In der Philosophie wird das Schöne gern mit dem Guten verglichen: „Das Gute muss bewiesen werden, das Schöne nicht“ (

B. de Fontanelle

). „Menschlich und edel ist das Gute, göttlich und unsterblich ist das Schöne“ (

R. Hamering

). „Das Schöne ist außerdem in der Lage, uns zu aktivieren, denn es entstehen Aufmerksamkeit, Neugier und Freude. Wer an Glücksgütern und Besitz reich ist, aber in seinem Hause das Schöne nicht pflegt, den kann man nicht glücklich nennen“ (

Euripides

). Der graue Alltag richtet vieles zugrunde: „An das Edle und das Schöne, möchte ich mich so gern gewöhnen; doch der Alltag ist viel stärker, bringt mir immer wieder Ärger!“*



Hierzu der gute Rat: „Denke an das Schöne, das du erreicht hast, und das Negative wird zur Nebensache“

(E. Rau). „

Das Beste im Leben ist, Verständnis für alles Schöne zu haben“ (

Menander

). Dazu noch ein sehr guter Rat: „Bewahre dir ein kritisches Gefühl für das Schöne, so versiegen deine Quellen des Vergnügens nie“

(F. von Schiller).

 Dazu passt auch die weise Feststellung: „Schöne Erinnerungen sind die Schmuckstücke des Lebens“

(H. Joost).

 „Der Schlüssel zur ewigen Jugend ist die Fähigkeit, das Schöne zu sehen. Wer diese Fähigkeit besitzt, wird niemals alt“ (

F. Kafka

). Zum Schluss meine Bitte: „Lasst uns in einer zunehmend kalten Gesellschaft ein wenig heile Welt erhalten!“*








2.4 Tugenden des Menschen





„Die Tugend ist die Gesinnung eines Menschen, welche auf die Verwirklichung moralischer Werte ausgerichtet ist“ (

Sokrates

). Sie ist eine vorbildliche Haltung bzw. eine hervorragende Charaktereigenschaft, die eine Person dazu befähigt, das Gute in der Welt des geisteswissenschaftlichen Universums zu realisieren. Zu den Kardinaltugenden zählen Klugheit, Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Demgegenüber bestehen soziale Tugenden

127

 aus Hingabe, Dankbarkeit, Staunen, Vergebung, Vertrauen und Aufrichtigkeit. Soldatische Tugenden sind gegenseitiges Verständnis, guter Wille, Hilfsbereitschaft und Kameradschaft. Weitere wichtige Tugenden sind: Mut, Bescheidenheit, Besonnenheit, Höflichkeit und Menschlichkeit. Auch Tugenden unterliegen einem Wandel.

128

 Wo ist die Tugend denn einzuordnen? „Die Tugend wohnt im Herzen und sonst nirgends“ (

Voltaire

).



Die christlichen Tugenden gehen auf die Zehn Gebote zurück (Altes Testament). Im Neuen Testament ergänzt

Jesus Christus

 in seiner Bergpredigt die Tugenden Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Sanftheit, Reinheit des Herzens und Friedfertigkeit. Die drei göttlichen Tugenden bestehen aus Glaube, Hoffnung und Liebe. Nach

Prudentius

 kämpfen die sieben himmlischen Tugenden (Demut, Mildtätigkeit, Keuschheit, Geduld, Mäßigung, Wohlwollen und Fleiß) mit den entsprechenden Untugenden des Menschen (Stolz, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit) um die Vorherrschaft in der Seele. Auch die Tugenden werden in der Philosophie unterschiedlich gesehen.



► Welches sind die wichtigsten Tugenden? „Die nützlichen Tugenden der Bürger sind Menschlichkeit, Billigkeit, Tapferkeit, Wachsamkeit und Arbeitsliebe“ (

Friedrich der Große

). Und: „Scham ist eine große Tugend“ sagt

B. Freidank

. Außerdem wird auf die Diskretion hingewiesen, denn: „Eine der wichtigsten Tugenden … ist die Verschwiegenheit“ (

A. von Knigge

). Die Gesinnung des Menschen ist dabei auf hohe Ziele gerichtet: „Tugend ist der Weg zur Glückseligkeit, zu einem geglückten Leben“ (

Aristoteles

). Außerdem besteht ein direkter Bezug zur Wahrheit: „Die höchste, ja … die einzige Tugend, die der Mensch besitzen kann, ist die Wahrheit gegen sich und andere“ (

S. Bernhardi

). Aus der Erfahrung wissen wir: „Wahre Stärke liegt im Verzeihen“ (

R. Bloch

). Auch die Selbstlosigkeit hat hier ihren Platz: „Mehr als jede andere Tugend betont der Buddhismus Uneigennützigkeit, die in Liebe und heilender Hinwendung Ausdruck findet“ (

T. Gyatso

).



► Aber wir sollten uns durch die positive Würdigung der Tugenden nicht blenden lassen: „Tugenden sind mit Zunahme der Reichtümer gesunken“ (

K.J. Weber

). Denn: „Wenn das Geld ruft, hat die Moral seit jeher kaum eine Chance.“* Auch die Eitelkeit kann Tugenden zunichte machen: „Tugenden und Mädchen si