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Die Burg von Otranto

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Noch dauerte der freundschaftliche Zwist, als Hippolite in das Zimmer ihrer Tochter trat. Fräulein, sprach sie zu Isabellen, Sie haben so viel Zuneigung für Matilden, und nehmen so freundschaftlichen Theil an unser unglückliches Haus, daß ich keine Geheimnisse für mein Kind haben kann, die Sie nicht anhören dürften. Die Prinzessinnen schwiegen mit ängstlicher Aufmerksamkeit. Wissen Sie also, Fräulein, fuhr Hippolite fort, und du, meine theure Matilde, alle Begebenheiten dieser beyden letzten schrecklichen Tage überzeugen mich, es ist der Wille des Himmels, daß der Scepter von Otranto aus Manfreds Hand in die des Markgrafen Friedrich übergehe. Vielleicht giebt mir die Vorsehung den Gedanken ein, unser gänzliches Verderben, durch Vereinigung unsrer feindlichen Geschlechter abzuwenden. In dieser Rücksicht hab’ ich meinem Gemahl vorgeschlagen, dieses theure Kind Ihrem Vater Friedrich zur Gemahlin zu geben. – Ich, die Gemahlin Friedrichs! rief Matilde. Gerechter Himmel! o meine gütige Mutter! Haben Sie mit meinem Vater schon davon geredet? Das hab’ ich, antwortete Hippolite. Er ließ sich meinen Vorschlag wohl gefallen, und ist hingegangen, ihn dem Markgrafen zu eröfnen. Ach! unglückliche Fürstin! was haben Sie gethan? rief Isabelle. Welches Verderben hat Ihre unbedachtsame Güte über Sie, über Matilde, über mich gebracht! Verderben von mir, über Sie und mein Kind? fragte Hippolite. Was soll das bedeuten? Ach, sagte Isabelle, die Reinheit Ihres Herzens hindert Sie, die Verderbtheit andrer zu bemerken. Manfred, Ihr Gemahl, ist so Gottes vergessen – Halten Sie ein, Fräulein, sprach Hippolite. Sie dürfen nicht in meiner Gegenwart alle Achtung gegen Manfred vergessen. Er ist mein Fürst und mein Gemahl. – Er wird es nicht lange bleiben, antwortete Isabelle, wenn ihm sein boshaftes Vorhaben gelingt. Ich erstaune über diese Sprache, sagte Hippolite. Ihre Aufwallungen sind lebhaft, Isabelle; aber bis diesen Augenblick hab ich Sie nicht unbescheiden werden sehn. Welche von Manfreds Thaten berechtigt Sie, ihn als einen Räuber, als einen Meuchelmörder zu behandeln? Tugendhafte, leichtgläubige Fürstin, erwiederte Isabelle, er sucht nicht Ihren Tod, aber Ihre Entfernung. Er will sich scheiden. – Er will sich von mir scheiden! Von meiner Mutter scheiden! riefen Hippolite und Matilde zu gleicher Zeit. Ja, das will er, sprach Isabelle; und um das Maas seines Frevels voll zu machen, will er – ich kann es nicht aussprechen! Was ist schlimmer, als Sie bereits gesagt haben? rief Matilde. Hippolite schwieg. Der Schmerz erstickte ihre Sprache, und die Erinnerung an Manfreds neuerliche zweydeutige Reden bekräftigte, was sie gehört hatte. Theure, vortrefliche Frau! Fürstin! Mutter! rief Isabelle, und umarmte ihre Knie in einem Ausbruch des Gefühls. Trauen Sie mir, glauben Sie mir, ich will tausendmal lieber sterben, als einwilligen, Ihnen Unrecht zu thun, als in einen so verhaßten Antrag willigen! – Dies geht zu weit, sprach Hippolite. So leitet ein Fehltritt zum andern. Stehn Sie auf, liebe Isabelle, ich zweifle an Ihrer Tugend nicht. Matilde, dieser Schlag ist zu schwer für dich! Weine nicht, mein Kind, murre nicht, ich befehl’ es dir. Erinnere dich, er bleibt dein Vater. Aber Sie sind meine Mutter, erwiederte lebhaft Matilde, und Sie sind tugendhaft, Sie sind schuldlos. O, muß ich nicht, muß ich nicht klagen? Du mußt nicht, sprach Hippolite. Komm, alles wird gut gehn. Manfred war bestürzt über den Tod deines Bruders; er wuste nicht, was er sprach. Vielleicht verstand ihn Isabelle unrecht. Sein Herz ist gut. Mein Kind, du weißt nicht alles. Ein Verhängniß schwebt über uns, die Hand der Vorsicht ist ausgestreckt. Könnt’ ich nur dich aus dem Schiffbruch retten! Ja! sprach sie mit festerem Ton, vielleicht wird meine Aufopferung für alle büßen. Ich gehe, und erbiete mich selbst zu dieser Trennung. Was aus mir wird, daran ist nichts gelegen. Ich will mich in das nahgelegene Kloster einschließen, und den Ueberrest meines Lebens mit Gebeten und Thränen hinbringen, für mein Kind und – den Fürsten! Sie sind viel zu gut für diese Welt, sagte Isabelle, wie Manfred zu schlecht ist. Aber glauben Ihre Hoheit nicht, daß Ihre Nachgiebigkeit mich bestimmen wird. Hier schwör’ ich, vor allen Heiligen. – Ich beschwöre Sie, halten Sie ein! rief Hippolite. Bedenken Sie, daß Sie nicht von sich selbst abhängen, daß Sie einen Vater haben, – Mein Vater ist zu gottselig, und zu edelmüthig, unterbrach sie Isabelle, eine ruchlose That zu befehlen. Solte er sie aber befehlen; hat er ein Recht, mich zum Fluch zum zwingen? Ich war mit dem Sohn verlobt, kann ich den Vater heyrathen? Nein, gnädige Frau, nein! Keine Gewalt reißt mich zu Manfreds verhaßtem Lager. Er ist mir zuwider, er ist mir abscheulich! Göttliche und menschliche Gesetze entfernen mich von ihm! Und kann ich meiner Freundin, kann ich meiner theuersten Matilde zarte Seele verwunden, und ihre angebetete Mutter beleidigen? Meine Mutter! – ich habe nie eine andre gekannt. O! sie ist unser beyder Mutter! rief Matilde. Wir können sie nie genug verehren! Geliebte Kinder, sprach gerührt Hippolite, eure Zärtlichkeit überwältigt mich – aber ich darf ihr nicht nachgeben. Uns kommt es nicht zu, für uns zu wählen. Der Himmel, unsre Väter, unsre Ehemänner, entscheiden über uns. Gebt Geduld, bis ihr erfahren werdet, was Manfred und Friedrich beschlossen haben. Nimmt der Markgraf Matildens Hand an, so weiß ich, sie wird willig gehorchen. Gott vermittle und verhüte das Uebrige. Was will mein Kind? fuhr sie fort, als sie Matilden in sprachloser Thränenflut zu ihren Füßen fallen sah. Antworte mir nicht, meine Tochter; ich darf kein Wort gegen den Willen deines Vaters vernehmen. O zweifeln Sie nicht an meinem Gehorsam, an meinem fürchterlichen Gehorsam gegen ihn und Sie! sprach Matilde. Aber kann ich, o verehrteste unter allen Frauen, kann ich diese Zärtlichkeit, diese ungemeine Güte erproben, und der besten Mutter einen Gedanken verhehlen? Was wollen Sie sagen? sprach Isabelle zitternd. Besinnen Sie sich, Matilde. Nein, Isabelle, antwortete die Prinzessin, ich verdiene diese unvergleichliche Mutter nicht, so lange im innersten Winkel meiner Seele ein Gedanke wider ihre Erlaubniß verweilt. Ja, ich habe sie beleidigt; ich habe eine Leidenschaft sich in mein Herz schleichen lassen, die nicht von ihr gebilligt ward: aber hier entsag’ ich ihr, hier gelob’ ich dem Himmel und ihr – Kind, Kind, sagte Hippolite, was muß ich hören? Welche neuen Unfälle thürmt das Schicksal über uns auf? Du nährst eine Leidenschaft? Du, in dieser Stunde der Zerstörung? O! ich fühle meine ganze Schuld, sprach Matilde. Ich verabscheue mich selbst, wenn ich meine Mutter betrübe. Sie ist mein theuerstes Gut auf der Welt. Ich will ihn niemals wieder sehn! Isabelle, sagte Hippolite, Sie wissen um dieses unglückliche Geheimniß. Es sey was es wolle, reden Sie. Wie? rief Matilde, hab’ ich meiner Mutter Liebe so ganz verlohren, daß sie mich selbst über meine Fehler nicht mehr hören will? So ist es aus mit mir, so muß ich sterben. Sie sind zu grausam, gnädige Frau, sprach Isabelle zu Hippoliten. Können Sie ihre tugendhafte Seele so beängstigt sehn, und sich ihrer nicht erbarmen? Ich solte mich meines Kindes nicht erbarmen? sprach Hippolite, und schloß ihre Tochter in ihre Arme. O! ich weiß, sie ist gut, sie ist ganz Tugend, ganz Zärtlichkeit und Gehorsam. Ich vergebe dir, meine trefliche, meine einzige Hofnung! Darauf entdeckten die Prinzessinnen Hippoliten ihre beiderseitige Neigung zu Theodoren, und Isabellens Entschluß, ihn an Matilde abzutreten. Hippolite tadelte ihre Unvorsichtigkeit, und bewies ihnen, wie unwahrscheinlich es sey, daß einer ihrer Väter seine Erbin einem so armen Mann, obgleich von edler Geburt, zusagen würde. Einigen Trost gab es ihr, ihre Leidenschaft so jung zu finden, und zu erfahren, daß Theodor sich von keiner so etwas gewärtigen könne. Sie befahl ihnen, allen Umgang mit ihm aufs sorgfältigste zu vermeiden. Matilde versprach es eifrig. Isabelle schmeichelte sich, sie denke an nichts, als seine Verbindung mit ihrer Freundin zu befördern; konnte folglich den Entschluß nicht fassen, ihm auszuweichen, und antwortete nicht. Ich will ins Kloster gehn, sprach Hippolite, und neue Seelenmessen besprechen, um uns von diesen Uebeln zu erlösen. O meine Mutter, rief Matilde, Sie wollen uns verlassen! Sie wollen an heiliger Stäte bleiben, und meinem Vater Gelegenheit geben, sein verderbliches Vorhaben auszuführen! Ach! ich beschwöre Sie auf meinen Knien, bleiben Sie bey uns! Lassen Sie mich nicht in Friedrichs Hände fallen! Ich folge Ihnen in das Kloster! Sey ruhig, mein Kind, versetzte Hippolite. Ich komme gleich zurück. Ich will dich nie verlassen, bis ich erfahre, es sey der Wille des Himmels, und dein Bestes. Hintergehn Sie mich nicht, sprach Matilde. Ich werde nie Friedrichs Gemahlin, bis Sie es mir befehlen. Ach! was wird aus mir werden? Warum fragst du das? sprach Hippolite. Ich verspreche dir, ich komme wieder. O bleiben Sie, Mutter, versetzte Matilde, und retten Sie mich vor mir selbst! Ihr Kummer vermag mehr über mich, als alle Strenge meines Vaters. Ich habe mein Herz weggegeben. Sie allein können machen, daß ich es wieder gewinne! Kein Wort mehr, sprach Hippolite; du must nicht zurückgehn, Matilde. Ich kann Theodoren verlassen, sagte sie; muß ich aber die Gattin eines andern werden? Ich will Sie an den Altar begleiten, und mich selbst vor der Welt auf ewig verschließen. Dein Schicksal hängt von deinem Vater ab, sprach Hippolite. Meine Zärtlichkeit war übel angebracht, wenn sie dich lehrte, irgend etwas höher zu ehren, als ihn. Leb wohl, Kind, ich gehe für dich zu beten.

Hippolitens wirklicher Vorsatz war, Geronimo zu fragen, ob sie nicht mit gutem Gewissen in die Ehescheidung willigen könne. Oft schon drang sie in Manfred, dem Fürstenthum zu entsagen, dessen Besitz ihrem zarten Gefühl eine stündliche Last war. Diese Zweifel trugen dazu bey, ihr eine Trennung von ihrem Gemahl weniger schrecklich scheinen zu lassen, als sie ihr in jeder andern Lage vorgekommen seyn würde.

 

Da Geronimo am Abend die Burg verließ, forderte er strenge von Theodor, ihm zu sagen, warum er ihn gegen Manfred beschuldigt habe, daß er Theil an seiner Flucht genommen? Theodor gestand, er habe das aus der Absicht gethan, zu verhindern, daß nicht Manfreds Argwohn auf Matilde fallen mögte; und setzte hinzu: Geronimo’s heiliges Leben und Amt sey ja vor dem Zorn des Tyrannen gedeckt. Es that Geronimo herzlich weh, seines Sohnes Neigung für die Prinzessin zu entdecken; er überließ ihn der Ruhe, und versprach, ihm am nächsten Morgen wichtige Gründe mitzutheilen, warum er seine Leidenschaft überwältigen müsse. Theodor war, wie Isabelle, mit dem väterlichen Ansehn zu kurze Zeit bekannt, um dessen Entscheidungen gegen die Triebe seines Herzens gelten zu lassen; wenig neugierig, die Gründe des Klosterbruders zu erfahren, und noch weniger gestimmt, ihnen zu gehorchen. Die liebliche Matilde hatte stärkeren Eindruck auf ihn gemacht, als kindliche Zuneigung. Die ganze Nacht ergötzte er sich an Träumen der Liebe, und lange nach dem Morgengebet erinnerte er sich erst, daß der Mönch ihn an Alfonso’s Grab beschieden habe.

Jüngling, sprach Geronimo, da er ihn ansichtig ward, dein Zaudern mißfällt mir. Haben die Befehle eines Vaters schon so wenig Gewicht? Theodoren wolten die Entschuldigungen nicht recht glücken; er schob seine Verspätung darauf, daß er zu lange geschlafen habe. Hast du nicht auch geträumt? fragte der Mönch mit strengem Ton. Sein Sohn erröthete. Unbesonnener! fuhr der Klosterbruder fort, dem darf nicht also seyn. Reiß diese schuldige Leidenschaft aus deinem Herzen. – Schuldige Leidenschaft! rief Theodor. Wohnt die Schuld, bey schöner Unschuld und sittsamer Tugend? Es ist Sünde, erwiederte der Mönch, die zu lieben, die der Himmel zum Verderben verdammt. Das Geschlecht des Tyrannen wird von der Erde vertilgt, bis ins dritte und vierte Glied. Kann der Himmel die Missethat der Frevler an den Reinen heimsuchen? sprach Theodor. Die reizende Matilde hat Tugenden genug – Dich unglücklich zu machen, unterbrach ihn Geronimo. Hast du sobald vergessen, daß der wilde Manfred zweymal dein Todesurtheil sprach? Ich habe eben so wenig vergessen, erwiederte Theodor, daß seiner Tochter Erbarmen mich aus seiner Hand erlöste. Unrecht kann ich vergessen, Gutthaten niemals. Das Unrecht, welches Manfreds Geschlecht dir erwiesen, sprach der Mönch, übersteigt deine Begriffe. – Antworte nicht, sondern blick auf dies geweihte Denkmal. Unter diesem Marmor ruht die Asche Alfonso des Guten. Er war ein Fürst mit jeglicher Tugend geschmückt, der Vater seines Volks, die Freude der Menschen, Knie nieder vor ihm, halsstarriger Jüngling, und horch auf. Dein Vater soll dir ein grausenvolles Geheimniß enthüllen, das jedes Gefühl aus deiner Seele treiben wird, nur den Vorsatz gottgefälliger Rache nicht. Alfonso! höchstbeleidigter Fürst! Möge dein unbefriedigter Schatten, Ehrfurcht gebietend, mich im Schauer dieser Luft umschweben, daß meine zitternden Lippen – Ein Fußtritt naht sich! Wer ist da? Die unglücklichste der Frauen, antwortete Hippolite, und trat in das Chor. Darf ich näher kommen? Warum kniet dieser junge Mann? Was seht ihr beyde so bleich und grauenvoll? Was bringt euch zu diesem verehrten Grabe? Ist ein Geist euch erschienen? Wir hatten uns vor dem Himmel niedergeworfen, antwortete der Mönch ganz verwirrt, ihn anzuflehn, daß er den Plagen dieses jammervollen Landes ein Ende mache. Verbinden Sie sich mit uns, gnädige Frau. Vielleicht erhält Ihre makellose Seele eine Ausnahme von dem Gericht, das die Schreckenszeichen dieser Tage, nur zu sprechend, über Ihr Haus verkündigen. Ich bitte Gott inbrünstig, es abzuwenden, sprach die fromme Fürstin. Sie wissen, ich habe mein Leben hingebracht, Segen für meinen Gemahl und für meine schuldlosen Kinder zu erbitten. Ach! mein Sohn ist von mir genommen! Höre nur der Himmel mein Gebet für die arme Matilde! Ehrwürdiger Vater, reden Sie für die. – Jedes Herz muß sie segnen! rief Theodor mit Entzücken. – Schweig, vorlauter Jüngling, sprach Geronimo. Liebevolle Mutter, lehnen Sie sich nicht gegen die Rathschläge des Himmels auf. Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, der Nahme des Herrn sey gelobt! Ich lobe ihn jeden Augenblick, sprach Hippolite. Aber wird er meines einziges Trostes nicht verschonen? Muß auch Matilde sterben? Ach, ehrwürdiger Vater, ich kam – aber entlassen Sie Ihren Sohn. Was ich noch zu sagen habe, darf kein sterbliches Ohr vernehmen, als das Ihrige. Trefliche Fürstin! sagte Theodor, indem er sich entfernte, Gott wolle alles gewähren, was Ihre Hoheit begehrt! Geronimo sah finster aus. Darauf entdeckte Hippolite ihrem Gewissensrath, welchen Vorschlag sie Manfred angegeben habe; daß er ihn gebilligt, und jetzt hingegangen sey, Matilde Friedrichen anzubieten. Geronimo konnte nicht verbergen, wie sehr ihm der Anschlag misfiel; er versteckte sich aber hinter dem Vorwand, es sey ihm unwahrscheinlich: daß Friedrich, Alfonso’s nächster Blutsverwandter, der sein Erbtheil zu fordern hergekommen, mit dem unrechtmäßigen Besitzer seines Eigenthums sich verschwägern würde. Aber nichts glich der Bestürzung des Klosterbruders, als ihm Hippolite gestand, sie finde sich bereit, der Ehescheidung nichts in den Weg zu legen, und ihn um seine Meinung fragte, ob sie sich bey ihrer Nachgiebigkeit beruhigen könne? Da war der Mönch sehr eifrig, den Rath zu ertheilen, den sie von ihm begehrte, und ohne zu erklären, warum er der vorhabenden Heirath zwischen Manfred und Isabellen so abgeneigt sey, schilderte er Hippoliten die Sündlichkeit ihrer Einwilligung mit den allerbeunruhigendsten Farben, drohte Gottes Gericht, wenn sie nachgäbe, und befahl ihr auf das strengste, jeden Vorschlag dieser Art, mit ausgezeichnetem Unwillen zu verwerfen.

Unterdessen hatte Manfred Friedrichen zugesprochen, und ihm die gedoppelte Verbindung vorgeschlagen. Dieser schwache Fürst war von Matildens Reizen bezaubert, und ließ sich das Anerbieten nur zu gern gefallen. Er vergaß seine Feindschaft gegen Manfred, welchen mit Gewalt aus seinem Besitz zu setzen, er wenig Hofnung vor sich sah. Vielleicht, schmeichelte er sich, werde die Verbindung seiner Tochter mit dem Tyrannen keinen Nachfolger hervorbringen, und so sey ihm, durch seine Vermählung mit Matilden, die Erbnahme erleichtert. Er wandte also nicht viel gegen den Antrag ein, und stellte sich nur zum Schein, als könne er nicht zusagen, bis Hippolite ihre Beystimmung zur Ehescheidung gegeben habe. Dies nahm Manfred über sich. Entzückt über diesen glücklichen Erfolg, und ungeduldig, sich in den Fall zu setzen, wo er Söhne erwarten könne, eilte er in das Zimmer seiner Gemahlin, entschlossen, ihr Gefälligkeit abzudringen. Unwillig erfuhr er, sie sey ins Kloster gegangen. Sein Gewissen gab ihm ein, Isabelle habe sie wahrscheinlich von seinem Vorsatz unterrichtet. Es fiel ihm bey, sie möchte sich vielleicht ins Kloster begeben, um dort zu bleiben, bis sie ihrer Scheidung Hindernisse in den Weg legen könne. Geronimo war ihm immer verdächtig gewesen; daher besorgte er, der Klosterbruder werde nicht nur seinen Absichten widerstehn, sondern habe auch Hippoliten den Entschluß eingeflößt, sich an heilige Stäte zu verfügen. Ungeduldig, dies Räthsel zu lösen, und jenen Wirkungen entgegen zu arbeiten, eilte Manfred ins Kloster, und kam grade an, als der Mönch die Fürstin aufs eifrigste ermahnte, der Ehescheidung niemals Raum zu geben.

Was suchen Sie hier, Fürstin? sprach Manfred. Warum konnten Sie nicht warten, bis ich vom Markgrafen zurückkam? Ich ging hieher, versetzte Hippolite, Ihrer Hoheit Rathschlüssen Segen zu erflehen. Meine Rathschläge bedürfen keiner pfäffischen Vermittelung, sprach Manfred. Giebt es denn unter allen Menschenkindern keinen Vertrauten für Sie, als diesen grauen Verräther? Sie lästern, gnädiger Herr, sprach Geronimo. Sie treten zum Altar, um die Diener des Altars zu verhöhnen. Aber Manfreds ruchlose Plane liegen am Tage. Der Himmel kennt sie, und diese tugendhafte Fürstin. Zornige Blicke schrecken mich nicht, gnädiger Herr. Die Kirche verachtet Ihre Drohungen. Der Kirche Donner sprechen lauter als Manfreds Wuth. Wagen Sie es, Ihr verfluchtes Vorhaben der Ehescheidung weiter zu betreiben, bis der heilige Vater in Rom darüber entschieden hat, so werfe ich seinen Bannstrahl auf Ihr Haupt. Vermeßner Rebell! sprach Manfred, und gewann es über sich, den Schauder zu verbergen, womit ihn die Worte des ehrwürdigen Geistlichen erfüllten; darfst du dich erfrechen, deinen rechtmäßigen Fürsten zu bedrohn? Sie sind kein rechtmäßiger Fürst, sagte Geronimo, Sie sind kein Fürst! Gehn Sie, Ihre Ansprüche gegen den Markgrafen zu bewähren, und ist das geschehn, – Es ist geschehn, versetzte Manfred. Friedrich erwählt Matilden zur Gemahlin, und ist zufrieden, seine Ansprüche aufzugeben, wenn ich männliche Nachkommenschaft erhalte. – Da er diese Worte sprach, ließ die Bildsäule Alfonso’s drey Tropfen Bluts aus ihrer Nase fallen. Manfred erblaßte. Die Fürstin sank auf ihre Knie. Sehn Sie, sprach der Mönch; erkennen Sie an diesem wunderbaren Zeichen, daß Alfonso’s Blut sich mit dem Blute Manfreds nie vermischen will. O mein Gemahl, sprach Hippolite, lassen Sie uns dem Himmel unterworfen seyn. Nicht, daß Ihre immer gehorsame Gattin sich gegen Ihr Ansehn empört. Sie will nichts, als was Sie wollen und die Kirche. Dieser ehrwürdige Richterstuhl entscheide über uns. Wir dürfen ja die Bande, die uns vereinigen, nicht auflösen. Billigt die Kirche die Auflösung unsrer Ehe, so geschehe sie. Ich habe nur wenig kummervolle Jahre zu leben. Wo kann ich sie so gut verbringen, als am Fuß dieses Altars, als in Gebeten für Ihr Heil und Matildens? – Aber bis dahin dürfen Sie nicht hier bleiben, sagte Manfred. Folgen Sie mir in die Burg. Dort werd’ ich an die gehörigen Mittel denken, eine Ehescheidung zu bewirken. Der pfäffische Zwischenträger kommt dort nicht hin! Mein gastfreyes Dach soll keinen Verräther beschützen. Und deiner Wohlehrwürden Sprößling, fuhr er fort, verbann’ ich aus meinen Landen. Er ist, meyn’ ich doch, keine heilige Person, und steht nicht unter dem Schutz der Kirche. Wer auch Isabellens Gemahl wird, es ist nie der Sohn, der dem Bruder Falconara über Nacht aufgeschossen ist. Die sind über Nacht aufgeschossen, antwortete der Mönch, die man unversehens auf dem Sitze rechtmäßiger Fürsten gewahr wird; aber sie verwelken, wie eine Blume auf dem Felde, und ihre Stäte kennet sie nicht mehr. Manfred warf einen verächtlichen Blick auf den Klosterbruder, und führte Hippoliten hinaus; aber an der Kirchthüre raunte er einem seiner Diener ins Ohr, sich in der Nachbarschaft des Klosters zu verstecken, und ihm augenblicklich Nachricht zu bringen, wenn jemand aus der Burg sich dahin begeben würde.