Sex, Love & Rock'n'Roll

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Ihre Mutter Cissy Houston nahm sie in Schutz gegen die bösen Gerüchte und gab zu Protokoll: „Es liegt daran, dass Whitney keine Klamotten trägt, die bis zum Hintern ausgeschnitten sind und bei denen – Entschuldigung, ich drücke es mal derb aus – ihre Titten raushängen. Eine Frau ist entweder die größte Nutte oder aber eine Lesbe.“

Die Gerüchte, sie sei lesbisch oder bisexuell, flackerten jedoch immer wieder auf, sodass Whitney Houston sich genötigt sah, die Dinge im Rolling Stone klarzustellen: „Mir hängt dieser Scheiß wirklich zum Hals raus. Die Leute wollen wissen, ob Robyn und ich eine Beziehung haben. Wir haben eine – eine freundschaftliche. Wir sind Freundinnen, seit wir Kinder waren. Inzwischen ist Robyn meine Angestellte. Ich bin ihre Arbeitgeberin. Aber wenn ich mit einer Frau befreundet bin, muss es irgendwie wohl zwangsläufig so sein, dass ich gleich eine lesbische Beziehung zu ihr habe. Das ist Quatsch. Es gibt so viele Künstlerinnen, deren Vertraute Frauen sind, und das stellt niemand in Frage. Mir kommt es so vor, als würden sich die Leute sagen: ‚Hey, Whitney Houston, die ist doch total beliebt, der würgen wir mal eine rein.‘ Ich habe es immer und immer wieder bestritten, und niemand hat das akzeptiert. Die Medien jedenfalls nicht. Die Leute wissen doch, dass ich verheiratet bin. Was denkt man denn von mir – dass ich verheiratet bin und ein Doppelleben führe? Das würde mein Ehemann schon gar nicht zulassen – nur, dass das klar ist, verstanden? Er ist durch und durch ein Mann und steht nicht auf so was, okay? Aber mich nervt diese Frage so sehr, und noch mehr nervt es mich, sie beantworten zu müssen.“

10. Elton John

Mittlerweile steht Elton John bekanntlich dazu, schwul zu sein, doch lange Zeit war es offenbar ein Problem für ihn, das zuzugeben. Als er einst gefragt wurde, ob er bisexuell sei, hatte er ausweichend geantwortet: „Es ist nichts Schlimmes dabei, mit jemandem ins Bett zu gehen, der dasselbe Geschlecht hat. Sind wir nicht alle in gewissem Maße bisexuell? Ich glaube jedenfalls nicht, dass nur ich es bin. Es ist nichts Schlechtes daran. Ich glaube, Sie sind auch bisexuell. Jeder ist es.“

Androgyne Popstars

1. David Bowie

2. Annie Lennox

3. Robert Smith (The Cure)

4. Grace Jones

5. Ville Valo (Him)

6. Amanda Lear

7. Bill Kaulitz (Tokio Hotel)

8. Brian Molko (Placebo)

9. Maureen Tucker (Velvet Underground)

10. Marilyn Manson

Koks macht bisexuell

Eine ungewöhnliche Erklärung dafür, warum jemand bisexuell ist, lieferte Vince Neil, der Sänger der Pudel-Rock-Band Mötley Crüe, in seiner Autobiografie Tattoos & Tequila: „Kokain ist der Spielplatz des Teufels. Es wirkt sich auf das Sexualzentrum des Gehirns aus und kann ganz schön verrückte Dinge auslösen. Ich bin mir nicht sicher, ob [seine Freundin] Leah je ihre Bisexualität entdeckt hätte, wenn sie der White Lady niemals nahe gekommen wäre.“

Riot Grrrls – Rock gegen Männer

Das etwas südlich von Seattle gelegene Olympia ist nicht nur der Ort, in dem Kurt Cobain lernte, was „cooler“ Punk Rock ist, wie Everett True in Nirvana – die wahre Geschichte schrieb. In der Landeshauptstadt des US-Bundesstaats Washington waren (und sind) auch die Riot Grrrls zu Hause, die in den Neunzigern dafür sorgten, dass Grunge Rock nicht so testosterongeprägt war wie Hard Rock oder Heavy Metal.

Bands wie Babes in Toyland, Bikini Kill, Hole, L7 oder Team Dresch artikulierten ihren Frust und ihre Wut ungefiltert und brachial. Ihre Texte spiegelten die „Taten und Trends einer sexistischen Gesellschaft“ wider, „in der Gewalt, Unterdrückung, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung an der Tagesordnung sind“. Ihr Outfit war „ein Protest gegen das Schönheitsdiktat, das aus jungen Mädchen bulimische Barbie-Puppen macht“. Und manche, so Sabine Reichel im ZEITmagazin, beherrschten „sogar ihre Instrumente“.

Dabei interessierten sich Bikini Kill nahezu ausschließlich für Frauen. In ihren Konzerten forderten sie Männer schon mal auf, bitteschön nicht vor der Bühne zu stehen, sondern mehr an der Seite, damit sie sich besser auf Mädchen konzentrieren konnten, die auf die Bühne kommen und über sexuellen Missbrauch auspacken sollten. Weshalb sie sich prompt den Vorwurf einhandelten, Männer auf Grund ihres Geschlechts zu diskriminieren.

Gleichwohl beeinflussten die Riot Grrrls nicht nur Kurt Cobain, sondern die gesamte feministische Subkultur, der sich auch die Frauen-Band L7 aus Los Angeles verbunden fühlte. Als sie ihren Auftritt beim englischen Reading-Festival 1992 aus technischen Gründen abkürzen musste und daraufhin von der enttäuschten Menge mit Schlamm bombardiert wurde, flüchtete sie keineswegs von der Bühne. Ihre Sängerin Donita Sparks warf vielmehr ihren Tampon zurück und zürnte: „Eat my used tampon, fucker!“

Andererseits bewiesen L7 aber auch viel Humor, wenn sie ihre Schlagzeugerin für einen One-Night-Stand verlosten oder ihre Gitarristin Suzi Gardner einen Beitrag zur Gleichberechtigung leistete, indem sie sich den Busen von Cynthia Plaster Caster in Gips abdrucken ließ, damit sie ihre Sammlung von Gipsschwänzen prominenter Rock-Musiker ergänzen konnte.

Shake your Dicks

Nachdem ein Demo ihres Songs „Fuck The Pain Away“ unbearbeitet veröffentlicht worden war und sich zu einem kleinen Hit entwickelte, durfte die in Berlin lebende Kanadierin Peaches im Vorprogramm von Björk und den Queens of the Stone Age auftreten. Geadelt fühlte sie sich aber erst, als die Regisseurin Sofia Coppola sie persönlich anrief und bat, den Song in ihrem Film Lost in Translation verwenden zu dürfen.

Anlässlich ihres nächsten Albums Fatherfucker ging die „Ikone im Geschlechterkampf“, wie sie von der Netzeitung bezeichnet wurde, mit Iggy Pop und Marilyn Manson auf Tour und schlug vor, „Fatherfucker“ statt „Motherfucker“ zu sagen. Statt Männer zu verjagen, wollte Peaches sie stärker einbeziehen: „Sie sollten sich gegenseitig küssen“ und „es sollte zwei Jungs für jedes Mädchen geben“. Und anders als Busta Rhymes sang sie nicht: „I set your ass on fire“, sondern: „The tent’s so big in your pants“. Der Aufforderung „Shake your dicks“ kamen in den Konzerten aber nur wenige Männer nach.

Als „Spielzeug“ einer Frau kam sich auch der angehende Latino-Star Ricky Martin vor, als er eine Affäre mit einer verheirateten „Megafrau“ hatte. Schon nach kurzer Zeit war er „Wachs in ihren Händen“, und sie wurde für ihn zu einem Gift, „das das Tier in mir zum Leben erweckte“. Die Dame raubte ihm so sehr den Verstand, dass er ihr sogar die Zehen lutschte. Als ihm bewusst wurde, dass sie die Rollen getauscht hatten und sie nicht daran dachte, sich von ihrem Mann zu trennen, benötigte er eine ganze Weile, bis sie ihm nicht mehr den Kopf verdrehte.

Dass Madonna in ihrer Beziehung die Hosen an hat, musste schließlich auch der Fitnesstrainer Carlos Leon, der Vater ihrer Tochter Lourdes, erkennen: „Wenn sie Lust auf Sex hatte, hat sie mich angepiept. Ich musste sofort zu ihr eilen und ihr zu Diensten sein. Das hat mich alles sehr müde gemacht. Ich habe den Pieper ein paar Mal ignoriert. Dafür hat sie mich dann immer ausgeschimpft, wenn ich nach Hause kam.“

Walk on the Wild Side

Lou Reed war 1966 „der Junge mit dem größten Sex-Appeal in der Stadt“, erinnerte sich Danny Fields in Victor Bockris’ Biografie über dessen sado-masochistisches Leben. Ähnlich wie Andy Warhol interessierte er sich für sexuelle Rollenspiele, Transvestiten und S&M, weshalb er in der Factory zunächst nur Loulou genannt wurde, doch es dauerte noch ein paar Jahre, bis er sich den Phantasien näherte, die er mit Songs wie „Venus In Furs“ heraufbeschworen hatte. Erst nachdem das von David Bowie produzierte Album Transformer und die daraus ausgekoppelte Single „Walk On The Wild Side“ beide auf Platz 1 der US-Charts notiert worden waren und Bowie sich 1972 im Melody Maker öffentlichkeitswirksam als bisexuell geoutet hatte, lernte er in einem Nachtclub in Greenwich Village einen Friseur namens Rachel bzw. Tommy kennen. Der exotische Transvestit mexikanisch-indianischer Abstammung stach ihm sofort ins Auge und zog kurz darauf bei ihm ein.

Wenn seine Roadies gefragt wurden, ob ihr Chef nun bi sei, antworteten sie zumeist: „Bi? Der Kerl ist quadro!“ Und tatsächlich nahmen seine sexuellen Vorlieben immer bizarrere Formen an, wie Bockris schrieb. In Nachtclubs bot er jungen Männern angeblich an, ihm in den Mund zu scheißen, und auch sonst schossen die Gerüchte ins Kraut. Mal hieß es, er hege ein Faible dafür, sich seinen Schwanz an ein Holzbrett nageln zu lassen, und mal soll man ihm in exklusiven Schwulen-Bordellen oder S&M-Clubs Hausverbot erteilt haben, weil er sich gegenüber Angestellten niederträchtig verhalten oder schlicht geweigert habe, hinterher die Rechnung zu begleichen. Gut möglich, dass derlei Ausfälle wohlkalkuliert waren und nur verbreitet wurden, weil jeder von ihm erwartete, dass er ein wildes Sexleben führte. Doch auch nach der Trennung von Rachel, der er den Song „Coney Island Baby“ widmete, interessierte er sich weiterhin für sado-masochistische Praktiken – seine zweite Frau Sylvia Morales lernte er beim Treffen einer S&M-Gruppe kennen, die sich Eulenspiegel Society nannte.

Sylvia Morales war von der chinesisch-amerikanischen Fotografin und Underground-Muse Anya Phillips in die Stripszene eingeführt worden und arbeitete als Domina und Burlesque-Tänzerin am Times Square, als Lou Reed sie abschleppte und zwei Jahre später heiratete. Dem Paar gab niemand eine Chance, allein seine alte Freundin Shelley Albin, zu der er seit seinem Studium in Syracuse gelegentlich Kontakt hatte, glaubte, dass ihre Beziehung funktionieren würde: „Lou ist ein ziemlicher Fifties-Typ. Er ist absolut konservativ.“ Shelley gegenüber will sich Lou Reed als Pascha entpuppt haben: „Meine Frau hat zu tun, was ich sage. Wenn mir danach ist, hat sie mir ein Steak in die Pfanne zu hauen.“ Offenbar hat sich Sylvia Morales daran gehalten, solange sie mit ihm verheiratet war.

 

If you won’t fuck me baby, fuck off!

Zur Entourage von Andy Warhol gehörte auch der Transvestit Candy Darling alias James Slattery, über den es in Lou Reeds Song „Walk On The Wild Side“ hieß: „Candy came from out on the island, in the backroom she was everybody’s darling.“ Ein anderer Song von Velvet Underground, „Candy Says“, handelte von seinem ständigen Zögern, sich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen.

Da war Wayne County, von dem auch David Bowie sich bei der Kreation seiner Kunstfigur Ziggy Stardust inspirieren ließ, wesentlich entschlossener. Nachdem er mit Songs wie „If You Won’t Fuck Me Baby, Fuck Off“ und Textzeilen wie „You make me cream in my jeans“ einer der Vorreiter der Punk-Bewegung gewesen war, die Mitte der 1970er dem Love & Peace-Gehabe der Hippies den Garaus machte, unterzog er sich einer Operation, die Wayne zu Jayne werden ließ. Und auch Keith Caputo, der Sänger der Metal-Band Life of Agony, machte aus seiner Transsexualität kein Geheimnis. Im Juli 2011 verkündete er öffentlich, dass er fortan Keith Mina Caputo heiße und kein Sänger mehr sei, sondern eine Sängerin. Seine markante Stimme blieb davon jedoch unberührt.



Vom Ladykiller zum Womanizer

Als Jungfräulichkeit noch als Tugend und nicht als Laune der Natur galt, wurden Männer, die nicht nur eine Frau liebten, sondern gleich das ganze Geschlecht, halb bewundernd, halb missbilligend „Ladykiller“ genannt. Heute hat sich im Sprachgebrauch der liebevollere Begriff des „Womanizers“ durchgesetzt, doch gemeint ist letztlich dasselbe – ob ein Mann Schlag bei Frauen hat und sie reihenweise flachlegt.

Die Top 10 der größten Stecher

1. Rod Stewart

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde der Schotte ob seiner Reibeisenstimme mit Greta Garbo, Zarah Leander und Marlene Dietrich verglichen. „Sein femininer Gestus“, so der Spiegel 1977, wirkte „überwiegend auf (nicht nur schwule) Männer“, und sein Repertoire stimmte „mit weiblicher oder homoerotischer Sicht“ überein. Von Long John Baldry wurde er „auf seine schwule Tour“ gerne Phyllis genannt, und das Groupie Dee Dee Keel will ihn sogar mal auf einer Party in flagranti dabei erwischt haben, wie er „einem echt niedlichen Typen“ einen blies.

Der Produzent Jimmy Horowitz hielt Gerüchte, Rod Stewart sei möglicherweise schwul, jedoch für abwegig: „Rod ist ziemlich hetero und zog immer mit langbeinigen Blondinen herum. Er ist sich seiner Heterosexualität so sicher, dass er solche Gerüchte einfach nur ziemlich lustig findet. Es wurde immer viel darüber geredet, aber das war kompletter Blödsinn.“

22 Jahre später beteuerte Rod Stewart immer noch, Frauen mit Haut und Haar zu lieben, gab aber im musikexpress zu, „heutzutage nicht mehr jede Lady flachlegen“ zu müssen, um sich zu beweisen, „was für ein toller Hecht ich bin“.

Rod Stewarts Beuteschema entsprachen Blondinen wie Britt Eklund, Kelly Emberg, Rachel Hunter und Penny Lancaster, mit denen er es bislang auf acht Kinder brachte. Zumindest Rachel Hunter hat ihn jedoch nicht allzu gut in Erinnerung. 1999 bezeichnete sie ihn als elenden Langweiler, der mit seinen Kameraden nur in der Kneipe hocke und alte Kriegsgeschichten erzähle oder daheim auf dem Dachboden mit seiner Eisenbahn spiele.

2. Robbie Williams

Von Robbie Williams kursierten eine Zeit lang Fotos im Internet, die ihn beim Liebesspiel mit Rod Stewarts damaliger Frau Rachel Hunter zeigten. Weil die sich von ihrem Mann offensichtlich vernachlässigt fühlte, hatte sie mit Williams angebandelt, der als Sexsymbol gilt, seit er die Boy Group Take That verlassen und seine Männlichkeit auch schon mal in einem Video-Clip angedeutet hat.

Für größeres Aufsehen sorgte Robbie Williams allerdings, als er 2004 in Argentinien in einem Radio-Interview protzte: „Mir fehlt nur noch eines der Spice Girls. Dann hatte ich sie alle.“ Was Mel B, Victoria Beckham und Emma Bunton prompt dementierten.

Mittlerweile hat Williams erkannt, dass „seelenloser Sex“ zu „Selbsthass“ führt, hat geheiratet und sich wieder Take That angeschlossen.

3. Gene Simmons

Der Kiss-Bassist hatte angeblich schon Sex mit 4.600 Frauen und sammelt Polaroids von allen, mit denen er im Bett war. „Ich bin eben wie ein Tourist – ich mache Fotos von allen Orten, an denen ich mich wohl fühle. Wenn ich mal alt bin und mir die Zähne ausfallen, werde ich nur noch meine Erinnerungen haben“, erklärte er 1998 im musikexpress.

4. Bill Wyman

Der langjährige Bassist der Rolling Stones war nach einer 30-jährigen Ehe vorübergehend mit dem 33 Jahre jüngeren Model Mandy Smith zusammen, das erst 14 war, als sie erstmals mit ihm ausging. Als sie ihn fünf Jahre später heiratete, fungierte Wymans Sohn Stephen, Jahrgang 1962, als Trauzeuge. Die Ehe wurde bereits zwei Jahre darauf wieder geschieden, doch familiäre Bande bestanden fort: Zwei Jahre später heiratete Stephen Wyman die 46-jährige Mutter von Mandy Smith, sodass Bill Wyman nicht nur der Schwiegervater seiner Ex-Schwiegermutter wurde, sondern auch der Stiefvater seiner ehemaligen Gattin.

Bereits 1984 hatte Wyman im musikexpress geprahlt: „Ich kann jede Frau haben. Ich habe nur nie darüber gesprochen, weil ich Männer hasse, die mit so was hausieren gehen. Aber tatsächlich hatte ich mehr Mädchen als jeder andere Rolling Stone – wahrscheinlich sogar mehr als alle zusammen.“

5. Justin Timberlake

Das ehemalige Mitglied der Boy Group *NSYNC war mit Britney Spears zusammen, wurde angeblich von Fergie (The Black Eyed Peas) entjungfert und lebte ein paar Jahre mit den Schauspielerinnen Cameron Diaz (2003–2007) und Jessica Biel (2007–2011) zusammen. Nicht schlecht, oder?

6. Vince Neil

Der Frauenkonsum des Mötley-Crüe-Sängers war stets so groß, dass er den Rahmen der Band-Biografie The Dirt sprengte und Neil sich veranlasst sah, seine eigene Autobiografie Tattoos & Tequila zu schreiben, um allen Damen halbwegs gerecht zu werden…

7. Michael Hutchence

Der Sänger der Pop-Band INXS war der Katalysator für das „sexuelle Erwachen“ von Kylie Minogue, die wie Hutchence ebenfalls aus Australien stammt. Obwohl ihre Beziehung nur von 1989 bis 1990 andauerte, verdankte Minogue ihr letztlich die Loslösung von den Instant-Pop-Produzenten Stock-Aitken-Waterman und einen Image-Wechsel vom Teenie-Star zur „Sex Kylie“.

Von 1991 bis 1994 lebte Hutchence mit dem dänischen Model Helena Christensen zusammen, das nicht zuletzt deshalb berühmt wurde, weil es in Chris Isaaks Video zu „Wicked Game“ nackt zu sehen war. Anschließend spannte er dem Afrika-Helfer Bob Geldof die Frau aus, was einen Rosenkrieg zur Folge hatte, unter dem nicht nur Paula Yates und Geldof, sondern auch Hutchence zu leiden hatten. Sozusagen auf dem Höhepunkt des Streits verunglückte er beim Versuch, sich zu strangulieren und auf diese Weise sexuell zu stimulieren, in einem Hotelzimmer in Sydney tödlich.

8. Lenny Kravitz

Dem Retro-Rocker eilt der Ruf voraus, nichts anbrennen zu lassen, und er verfügt offensichtlich über einen exzellenten Geschmack. Nachdem seine Ehe mit der Schauspielerin Lisa Bonet („Angel Heart“) in die Brüche gegangen war, hatte er u.a. eine Affäre mit dem Model Adriana Lima. Außerdem wird ihm nachgesagt, dass er eine Liaison mit Madonna hatte, mit der zusammen er ihren Hit „Justify My Love“ schrieb.

9. Tommy Lee

Sein Rosenkrieg mit Pamela Anderson sorgte monatelang für Schlagzeilen, und als sich Pink Ende 2003 vorübergehend von ihrem Mann Carey Hart trennte, war der Mötley-Crüe-Drummer zur Stelle, um sie über die Trennung hinwegzutrösten. Ein Jahr später konzentrierte sich Lee, dessen sexuelle Eskapaden ausführlich in The Dirt beschrieben wurden, wieder stärker auf die Musik, die ihm „so viel mehr“ gibt, weil sie nicht von so kurzer Dauer sei wie Sex, der zwar Spaß mache, aber – hört, hört – nicht großartig sei.

10. Iggy Pop

Iggy Pop hatte alles, was Nico laut Danny Fields gut fand: „Er war verletzlich, brillant, zerbrechlich, aber hart wie Stahl, wahnsinnig und verrückt.“ Und er vögelte mit ihr „praktisch den lieben langen Tag“, als sie sich bei ihm im „Fun House“ in Ann Arbor, Michigan, einquartierte.

Die Liaison mit dem deutschen Model, das bei Velvet Underground gesungen hatte, war bald zu Ende, und nach dem dritten Stooges-Album Raw Power hatte Iggy Pop nicht nur seine künstlerische Perspektive, sondern offenbar auch seinen Verstand verloren, als er sich erst bei einem Radio-Interview die Klamotten vom Leib riss und auf Sendung einen runterholte und dann auch noch versuchte, David Bowies Pressesprecherin Cherry Vanilla im Fahrstuhl des Senders zu vergewaltigen.

In den 1980ern kam er etwas zur Ruhe, wurde aber auch nicht zum Kostverächter. Als ein Spiegel-Reporter ihm 2001 erzählte, dass im Film Trainspotting ein junger Mann von seiner Freundin vor die Wahl gestellt werde, den Abend mit ihr zu verbringen oder sich ein Iggy-Pop-Konzert anzusehen, für das er bereits eine Karte besaß, und er sich für das Konzert entscheide, meinte Iggy Pop nur trocken: „Der Mann hat eine gute Wahl getroffen. Denn Frauen, die Iggy Pop nicht mögen, kannst du vergessen.“

Außer Konkurrenz: Mick Jagger

Für das Groupie Pamela Des Barres war Mick Jagger „der personifizierte Penis“. In ihrer Pubertät vertraute sie ihrem Tagebuch an, dass sie ihn eines Tages „berühren und fühlen“ wolle. Was sie dann ja auch getan hat.

Dabei hatte der Sänger der Rolling Stones mit solchen Erwartungshaltungen schon immer seine Probleme: „Wenn man dir nachsagt, du seist der Hengst des Jahrhunderts, ist es klar, dass jede Frau nach der ersten Nacht mit dir enttäuscht ist. Es ist Tatsache, dass der Abenteuerspielplatz hinter meinem Reißverschluss unter Groupies ein Mythos ist.“ Auch die Titulierung als „Frauenheld“ gefiel ihm nicht, weil diese Bezeichnung in seinen Ohren klang, als wäre er ein Zuhälter.

Dass Frauen eine große Faszination auf ihn ausüb(t)en, hat er jedoch nie bestritten. „Ich liebe sie wirklich sehr“, gestand er 1999 im musikexpress, „und weil die Frauen das instinktiv zu merken scheinen, lieben sie mich eben auch. Deshalb habe ich vermutlich diesen Ruf als Womanizer weg.“

Bereits anderthalb Jahrzehnte zuvor hatte er im stern bekannt, dass er sich nicht mehr „mit Drogen und anderen schlimmen Sachen“ vollpumpe, sondern lieber „mit einem schönen Mädchen“ ins Bett gehe. Weshalb er von neidischen Journalisten oft als sexsüchtiger Ladykiller oder notorischer Fremdgeher gebrandmarkt wurde. Dabei hatte er, wie er dem Schweizer Blick 2003 gestand, nie vorgehabt, eine monogame Beziehung zu führen: „Bianca und ich haben es versucht, aber wir waren nicht glücklich.“ Sie habe ebenso wenig treu sein können wie er, rückte er die Dinge zurecht.

Mal davon abgesehen, dass natürlich nicht jede seiner Affären ans Licht gekommen ist, scheint der Stones-Boss aber durchaus zu längeren Beziehungen fähig zu sein. In den fast 50 Jahren, in denen er nun schon im Fokus der Öffentlichkeit steht, hatte er gerade mal zehn Ehen, Techtelmechtel oder One-Night-Stands, die bekanntgeworden sind. Entweder war Jagger also äußerst diskret – oder er ist auch nur ein Mann wie du und ich.

Mick Jaggers höchstpersönliche Top 10

1. Chrissie Shrimpton

Die Schwester von David Baileys Lieblingsmodel Jean Shrimpton war die Favoritin seiner Eltern, Jagger verließ sie jedoch 1966 wegen Marianne Faithfull. Zuvor hatte er ein paar hochkarätige Songs über sie geschrieben, in denen er sie – „zu Unrecht“, wie ihre Nachfolgerin an seiner Seite meinte – als „dumme Kuh“ darstellte, die nur durch Boutiquen und Diskotheken ziehen wollte: „Under My Thumb“, „Stupid Girl“ und „19th Nervous Breakdown“. Als sie ihre Erinnerungen an die Zeit mit ihm veröffentlichen wollte, ließ er ihr das allerdings gerichtlich untersagen.

 

2. Marianne Faithfull

Einem Presse-Info ihrer Plattenfirma zufolge hatte die dem österreichisch-ungarischen Adelsgeschlecht der Sacher-Masochs entstammende Sängerin und Schauspielerin Marianne Faithfull „mit dreien von den Rolling Stones geschlafen“, bevor sie sich für ihn entschied. Auf ihn aufmerksam geworden war sie, als er sich mit Chrissie Shrimpton wüst gestritten hatte und ihr „in der Hitze des Gefechts“ die falschen Wimpern abgegangen waren. Kurz darauf schneiderten ihr die Glimmer Twins Mick Jagger und Keith Richards den Song „As Tears Go By“ auf den Leib, der ihr erster Hit als Songwriter-Duo wurde. Der Stones-Manager Andrew Loog Oldham hatte ihnen nur mitgeteilt, dass Marianne aus einer Klosterschule komme und er einen Song wolle, „der rundum von Backsteinmauern umgeben sei, mit hohen Fenstern und ohne jeden Sex“.

Laut Marianne Faithfull hegte Mick Jagger die Illusion, dass sie tatsächlich „die etwas durchgeknallte aristokratische, jungfräuliche Kindtroubadura war“, die Andrew Loog Oldham erfunden hatte, und seine „Püppchenfixierung“ verdankte er offensichtlich ihrem anfänglichen Image. Zur Abwechslung war sie mal mit jemandem zusammen, der sie verwöhnte, und als seine Freundin brauchte sie auch nicht mehr zu arbeiten, um für sich und ihren Sohn Nicholas den Unterhalt zu verdienen.

Im Urlaub in Tanger nahm sie eine marokkanische Prostituierte mit ins Hotel, um Mick anzuturnen, und ließ eine Phantasie wahr werden, die ihm gefiel: „Mit zwei Frauen im Bett – welchem Mann gefällt das nicht?“ Und es störte sie auch nicht, „dass Mick mit Männern schlief“ – angeblich hatte er was mit dem Stones-Manager Andrew Loog Oldham und dem Ballett-Star Rudolf Nurejew. Denn ansonsten verhielt er sich „in fast jeder Hinsicht“ vorbildlich: „Er war gut zu Nicholas und wunderbar zu meiner Mutter.“ Allein, dass er während der Dreharbeiten des Films Performance mit Keith Richards’ Freundin Anita Pallenberg geschlafen hatte, nahm sie ihm übel, weil diese auch ihre Freundin war – „meine einzige Freundin“; was sie im Übrigen bewog, sich zu rächen, indem sie mit Richards ins Bett ging.

Wenn sie dahinterkam, dass Mick Jagger hinter ihrem Rücken eine Affäre hatte, sagte sie jedoch nichts: „Sich über ein bisschen Herumvögeln aufzuregen, war nicht hip, sondern spießig. Außerdem war er Mick Jagger.“ Als sie ein Gespräch belauschte, in dem Ahmet Ertegun, der Chef von Atlantic Records, dem neuen Label der Stones, Jagger riet, sie gehen zu lassen, weil sie ein Junkie sei und den 30-Millionen-Dollar-Deal zwischen beiden Parteien gefährden könnte, machte sie Schluss mit ihm. In ihrer Autobiografie Faithfull resümierte sie: „Jedes kleine Mädchen möchte wissen, wie es ist, eine Märchenprinzessin zu sein, die Freundin von Mick Jagger. Das Leben mit Mick war aber nie ein Märchen. Zum Schluss weinte ich die ganze Zeit.“ Mick Jagger ertrug es gelassen, dass sie ihn verließ, und schrieb einen Song darüber: „You Can’t Always Get What You Want“.

3. Uschi Obermaier

Das deutsche Fotomodell, das nach ihrem Auszug bei den Eltern beim Trampen von der Krautrock-Band Amon Düül mitgenommen wurde und so in Kontakt zur Studentenbewegung der sechziger Jahre kam, war nur ein Sidestep in Jaggers Karriere als Ladykiller, doch der veränderte ihr Leben. „Das Gesicht der freien Liebe“, das eine Zeit lang zusammen mit Rainer Langhans in der Berliner Kommune 1 gelebt hatte und sich freizügig für die Titelbilder von Twen, stern und Playboy fotografieren ließ, hatte nicht nur eine angebliche Liaison mit Jimi Hendrix, sondern befeuerte auch die Rivalität zwischen Mick Jagger und Keith Richards. Als sie auf ihrer Bettkante saßen, ließ sie es die beiden unter sich ausmachen, wer über Nacht bei ihr bleiben durfte. „Schließlich blieb Mick“, erzählte sie 2006 der Welt am Sonntag, „der hatte ältere Rechte. Am nächsten Tag kam Keith.“

Über ihre kurze Affäre mit den Glimmer Twins hat Uschi Obermaier immer wieder lang und breit Auskunft gegeben, und ihre Autobiografie Das wilde Leben wurde sogar verfilmt, mit Victor Norén, dem Sänger der schwedischen Band Sugarplum Fairy, als Mick Jagger.

4. Marsha Hunt

In der Endphase seiner Beziehung mit Marianne Faithfull lernte Jagger Marsha Hunt kennen, eine schwarze Sängerin mit einem beeindruckenden Afro-Look, die im Musical Hair die Rolle der Dionne spielte und im November 1970 seine Tochter Karis zur Welt brachte. Von ihr inspiriert, schrieb er den Song „Brown Sugar“ (der allerdings auch als Song über Heroin interpretiert werden kann), und sie blieben auch dann noch befreundet, als er längst mit Bianca zusammen war, mit der gemeinsam er auch schon mal auf Karis aufpasste, wenn Marsha Hunt Proben hatte. Erst als „die glühende Feministin“ vor Gericht eine Vaterschaftsklage einreichte, brach Jagger den Kontakt ab. Laut Keith Richards’ Chauffeur und Drogendealer Tony Sanchez regte Jagger sich darüber maßlos auf – nicht seinetwegen, sondern weil seine Mutter erst aus der Presse erfahren hatte, dass er bereits seit zwei Jahren Vater war: „Warum musste Marsha auch so verdammt blöd sein? Schließlich hätte ich Karis und sie nicht verhungern lassen!“

5. Bianca de Macías

Die aus Nicaragua stammende Bianca Pérez Moreno de Macías war Jagger vom französischen Schallplatten-Mogul Eddie Barcley bei einem Stones-Konzert in Paris als dessen zukünftige Frau vorgestellt worden, und er behandelte sie nach Aussagen von Sanchez „mit ausgesuchter Höflichkeit“. Bianca hatte in Paris an der Sorbonne Politik studiert, war der Mittelpunkt der linken Schickeria und bereits mit der gemeinsamen Tochter Jade schwanger, als Mick Jagger sie 1971 im Jetset-Paradies St. Tropez heiratete.

Obwohl die beiden eine offene Ehe führten, war Jagger mitunter stocksauer, wenn sie ihn, das Sexsymbol Nr. 1, der Lächerlichkeit preisgab und attraktive Männer wie Warren Beatty, David Bowie, Rod Stewart oder Helmut Berger um den Finger wickelte, ohne mit ihnen wirklich ins Bett zu gehen. Vielleicht schrieb er ja deshalb nur einen Song über sie – „Luxury & Respectable“.

Keith Richards hatte ihm abgeraten, zu heiraten, woraufhin Jagger einen Ehevertrag aufsetzen ließ. Bei der Scheidungsverhandlung machte Biancas Anwalt Marvin Mitchelson, der zuvor bereits Marsha Hunts Vaterschaftsprozess gegen Jagger gewonnen hatte und parallel Sara Dylans Scheidung verfocht, jedoch geltend, dass Bianca zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits mit Jade schwanger gewesen sei. Nach kalifornischem Recht hätte Bianca die Hälfte seines Vermögens zugestanden, Jaggers Anwälten gelang es jedoch, das Verfahren nach London zu verlegen und die Forderung von fünf Millionen Pfund auf ca. eine Million zu drücken. Nach einer dreitägigen Verhandlung wurde die Ehe am 5. November 1980 geschieden.

6. Jerry Hall

Das texanische Fotomodell war mit Bryan Ferry liiert und zierte das Cover des Roxy-Music-Albums Sirens, als es Mick Jagger 1977 backstage bei einem Stones-Konzert kennen lernte. Es dauerte jedoch zwei Jahre, bis sie Ferry verließ, mit fliegenden Fahnen zu Jagger überwechselte und ihm vier Kinder gebar.

Bei einer fünfstündigen Hindu-Hochzeit auf Bali, die nie rechtskräftig wurde, hatte Jagger fünf Hühner mit dem Schwert für sie geschlachtet. Als feststand, dass ihr Mann der Vater des Kindes von Luciana Morad war, war das jedoch dann „der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte – ein Kind von einer anderen Frau, das war schlicht und einfach zu viel“.

Jerry Hall wurde zur „Botschafterin für ein gesundes Liebesleben“ und klärte darüber auf, dass eine „erektile Dysfunktion“ nicht nur ein Thema für den Mann sei, sondern auch seine Partnerin etwas angehe: „Frauen können eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, dieses Problem anzusprechen.“ Zugleich betonte sie aber, dass sie die Schauspielerei vorziehe, weil die „besser als Sex“ sei.

In London spielte sie in einer Bühnenadaption des Mike-Nichols-Films Die Reifeprüfung eben jene den Freund ihrer Tochter verführende „Mrs. Robinson“, die Simon & Garfunkel in ihrem Song weltberühmt gemacht hatten, während Mick Jagger daheim auf die Kinder aufpasste. Und im Song „Around The Table“ spielte sie auf den Esstisch der Jaggers daheim in Richmond an: „Wir lieben uns auf ihm. Unsere Kinder kratzen ihre Namen hinein. Das Feuer beleuchtet unsere Leidenschaft. Und der Wein betäubte unsere Traurigkeit. Dann bringst du andere Frauen nach Hause, während ich in der Stadt bin, und ich spüre es jedes Mal, wenn eine Fremde da war.“ Letztlich waren beide aber stolz darauf, dass sie es geschafft hatten, sich in Freundschaft zu trennen, und im Alter von 49 Jahren erkannte Jerry Hall, vielleicht etwas spät: „Sex macht mir mit Ende 40 mehr Spaß als jemals zuvor.“