Männer trinken keine Fanta

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Stig Töfting. Der Tätowierte.
*14.8.1969 Aarhus/Dänemark

Im Alter von 13 Jahren ereilte den späteren Fußballprofi ein schweres Schicksal, das für lange Zeit in der Medienwelt geheim bleiben sollte. Stig Töftings Eltern kamen bei einer Familientragödie ums Leben. Erst viele Jahre später wurde berichtet, dass der kleine Stig, in Dänemark „Töffe“ genannt, am Tag nach dem Tod der Eltern bei einem Jugendturnier Fußball spielte und nach einem Lob seines Trainers wortlos davongerannt sei. (14)

Die Profikarriere des Dänen begann im Jahr 1989 bei Aarhus GE Von dort wechselte er nach 5 Jahren zum Hamburger SV. Während seines ersten Gastspiels an der Elbe kam Töfting nur sporadisch zum Einsatz und spielte zeitweilig auf Leihbasis für Odense BK, den dänischen Erstligisten auf der Insel Fünen. 1997 kehrte Töfting über eine Zwischenstation beim MSV Duisburg, wo er Stammspieler war, zum HSV zurück. Vom Volkspark wechselte er zu den Bolton Wanderers in England.

Töfting nahm für die dänische Nationalmannschaft an den Weltmeisterschaften in Frankreich (1998) und Japan (2002) teil. Nach dem Ende der aktiven Laufbahn arbeitete er als Co-Trainer von Randers FC und bei Aarhus GF.

Ein Ballzauberer war Stig Töfting zu keiner Zeit, dafür umso erbarmungsloser, wenn es um die Verhinderung von Angriffen seiner Gegner ging. Da kannte der kahlköpfige Defensiv-Mittelfeldspieler kein Pardon. Das tätowierte Kraftpaket mit dem Körper eines Bodybuilders pflegte einen Stil, der jedem gegnerischen Spieler Angst und Schrecken einflößte, bevor das Spiel überhaupt angepfiffen wurde. Einem Mann wie ihm ging man besser aus dem Weg.

Das galt auch jenseits des Platzes, aber nicht jeder, der ihm im Laufe seines ereignisreichen und manchmal tragischen Lebens begegnete, wusste davon. Weggefährten in jenen Jahren bezeichneten den 41-maligen dänischen Nationalspieler im alltäglichen Umgang als netten Kerl, auf den man sich verlassen könne.

Bereits im Jahr 1999 wurde gegen Stig Töfting eine mehrtätige Haftstrafe verhängt, weil er in alkoholisiertem Zustand einen Mann in einem Schnellimbiss in Aarhus tätlich angegriffen hatte. Zeugen sagten aus, der Mann habe ihn provoziert und als „Verräter“ und „Deutschenschwein“ bezeichnet. Zu seinem engeren Bekanntenkreis soll damals auch der Chef einer „Hells-Angels“-Gruppe gehört haben.

Drei Jahre später kam es noch schlimmer. Bei einer Abschiedsfeier der dänischen Nationalmannschaft im Juni 2002 versetzte Töfting dem Barkeeper des „Cafe Ketchup“, einem beliebten Restaurant in Kopenhagen einen Kopfstoß, und dem, seinem Kollegen zur Hilfe eilenden Koch, einen Faustschlag. Dafür wurde er zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Der Staatsanwalt hatte vier Jahre gefordert. Auslöser des Streits war, dass Töfting die Musik im Restaurant zu laut fand, weil er und seine Mitspieler singen wollten. Der Restaurant-Manager hingegen hatte Töfting und die Spieler gebeten, das Singen einzustellen.

Diesen erneuten Ausraster erklärte Töfting mit dem Hinweis, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Wegen des Vorfalls und der folgenden Haftstrafe, die er im Frühjahr 2003 im Gefängnis Mögelkaer in Dänemark antrat, trennten sich die Bolton Wanderers von ihrem Spieler Töfting.

Nach seiner Entlassung kickte er in China und kehrte anschließend in sein Heimatland zurück, um erneut für seinen Stammverein Aarhus GF anzutreten. Dort feuerte man ihn wegen einer erneuten Prügelei, in die er verwickelt war.

Sein nächster Verein wurde der schwedische Erstligaklub BK Häcken, bevor „Töffe“ vom dänischen Zweitligisten Randers FC verpflichtet wurde. Mit diesem Team stieg er in die erste Liga auf. Dreimal wurde Stig Töfting dänischer Pokalsieger: 1992 und 1996 mit Aarhus GF, 2006 mit Randers FC. Ein Mitspieler in Reihen von Bolton Wanderers wunderte sich indessen nicht über den „Körpereinsatz“ seines Kollegen. Der sei eben sehr temperamentvoll und flippe schon mal aus, wenn man ihn provoziere.

Stig Töfting ist verheiratet und hat drei Kinder.

Bernd Hollerbach. Ho-ho-Hollerbach.
*8.12.1969 Würzburg

In der Bundesliga hat Bernd Hollerbach für den FC St. Pauli, den 1. FC Kaiserslautern und den HSV gespielt.

Geboren wurde er in Rimpar, einem Ort bei Würzburg. In Rimpar betrieben seine Eltern eine der besten Metzgereien im fränkischen Raum, die bis heute in Familienbesitz ist.

Nachdem Bernd Hollerbach das Abitur bestanden hatte, überlegte er nicht lange und entschied sich zunächst für eine Ausbildung als Metzger im soliden Handwerksbetrieb der Eltern. Er schloss seine Lehre mit der Note 1 ab. Handwerkskammer und Metzgerinnung zeichneten Bernd Hollerbach als „Deutschlands besten Metzgergesellen“ aus.

Bernd Hollerbach ist bis heute im deutschen Fußball als knüppelharter Verteidiger und Mann ohne jegliche Allüren bekannt und beliebt. Fans verliehen ihm den Spitznamen „Holleraxt“. Das Image eines Raubeins haftet dem freundlichen Menschen aus der fränkischen Provinz bis heute an.

Weggefährten berichten, dass Bernd Hollerbach privat ein liebenswerter, zuvorkommender und hilfsbereiter Mensch ist, der gut zuhören kann und unter Freunden als Familienmensch gilt.

Von den Würzburger Kickers ans Hamburger Millerntor gelotst, skandierten die FC St. Pauli Fans dort zu Beginn der neunziger Jahre bei jeder gelungenen Abwehraktion des Franken „Ho-ho-Hollerbach“-Rufe. Er gehörte wegen seiner robusten Art zu den beliebtesten Spielern des FC St. Pauli. Da konnte sich kein Mensch vorstellen, dass die zuverlässige Kampfmaschine wenige Jahre später einmal beim von den St. Pauli-Zuschauern verschmähten Rivalen Hamburger SV auflaufen würde. Schlimmer noch: Beim HSV sollte der einstige Publikumsliebling der Braun-Weißen noch mehr Spiele (197) als am Heiligengeistfeld (143) absolvieren, wobei der Löwenanteil der Spiele für den FC St. Pauli in den Niederungen der zweiten Liga stattfand.

Typisch für den meist als Linksverteidiger aufgebotenen Defensivkünstler war sein zupackendes Zweikampfverhalten, das er nach erfolgreichem Ballgewinn mit stürmischen Attacken auf der Außenbahn ins gegnerische Spielfeld hinein fortsetzte und durch gefährliche Flankenbälle krönte.

In der Bundesliga brachte es „Holler“ auf 98 gelbe und drei rote Karten, was die weiteren Qualitäten des wackeren Mannes aus dem Frankenland eindeutig unter Beweis stellt.

Als Trainer arbeitete Bernd Hollerbach bei verschiedenen Vereinen im Amateur- und Profibereich, zunächst beim VfB Lübeck an der Lohmühle und anschließend als Co-Trainer von Felix Magath beim VfL Wolfsburg, der unter Magath und Hollerbach 2009 Deutscher Meister wurde.

Von 2014 bis 2017 war er Cheftrainer der Würzburger Kickers, mit denen er zunächst in die dritte und dann in die zweite Liga aufstieg. Als Bundesligatrainer des HSV, zu dem er nach dem Engagement in Würzburg wechselte, war ihm weniger Erfolg beschieden, was aber gewiss nicht auf seine mangelnde Befähigung als Trainer zurückzuführen war. Es folgte zur Saison 2019/2020 eine Berufung als Trainer beim belgischen Erstligaklub Royal Excel Mouscron. Aufgrund einer Lungenerkrankung ließ Hollerbach seine Trainertätigkeit zu Beginn des Jahres 2020 zeitweilig ruhen, nahm seine Arbeit in Belgien aber im Frühjahr 2020 wieder auf. Infolge der Corona-Epidemie geriet der belgische Erstligist, der ohnehin den niedrigsten Etat aller belgischen Erstligisten aufwies, in finanzielle Schwierigkeiten, sodass der bis 2021 laufende Vertrag aufgelöst wurde.

Die Presse meldete im Juni 2020, Bernd Hollerbach sei wieder nach Würzburg zurückgekehrt und werde sich, seine berufliche Laufbahn betreffend, neu orientieren. Auch beim FC St. Pauli soll er laut Presseberichten Anfang Juli 2020 als Nachfolger des entlassenen Trainers Jos Luhukay im Gespräch gewesen sein.

Sergej Barbarez. Der Barba.
*17.9.1971 Mostar (Bosnien-Herzegowina)

Barbarez wurde in der schönen Stadt Mostar, im ehemaligen Jugoslawien, heute Bosnien-Herzegowina, geboren. Sieben Jahre lang spielte er in den Jugend- und Herrenmannschaften seines Stammvereins FK Velez Mostar und wurde – nebenbei – auch als Spieler der Basketball-Mannschaft des Klubs eingesetzt.

Überhaupt war der großgewachsene Sportler ein Allroundtalent, vor allem ein hochbegabter 400 m-Läufer. Er konzentrierte sich dann aber rasch auf den Fußball, unter anderem nach eigenem Bekunden deshalb, weil es in seiner Kindheit und Jugend in Bosnien kaum gute Sportschuhe für leichtathletische Disziplinen gab.

Aufgrund des Krieges in seinem Heimatland kehrte Sergej Barbarez, nach einem Ferienaufenthalt bei Verwandten in Niedersachsen nicht nach Bosnien-Herzegowina zurück. Zunächst spielte er bei Hannover 96 in der zweiten Bundesliga im offensiven Mittelfeld oder im Sturm.

Er folgte seinem Trainer und Förderer Frank Pagelsdorf über die Zwischenstation Union Berlin zu Hansa Rostock, etablierte sich hier als Stammspieler und machte durch harten körperlichen Einsatz zahlreiche andere Vereine auf sich aufmerksam.

Die erfolgreichste Zeit als Fußballer verzeichnete der robuste Allrounder beim HSV, für den er in 174 Spielen 65 Tore erzielte. „Barba“, wie ihn Mitspieler und Fans gerne nannten, vertrat im Laufe seiner Karriere auch die Farben von Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen. In Leverkusen klang die Karriere des 47-maligen Nationalspielers von Bosnien-Herzegowina aus.

Das Angebot, Trainer der Nationalelf seines Heimatlandes zu werden, schlug er aus. In Bosnien-Herzegowina erhielt Sergej Barabarez folgende Auszeichnungen: Fußballer des Jahres 2001 und 2003, Mann des Jahres 2005, Sportler des Jahres 2005.

 

Berichtet wird, dass sich Barbarez, der verheiratet und Vater von zwei Kindern ist, gelegentlich als Pokerspieler in Szene setzt und hin und wieder bei Benefizspielen der „Hamburg Allstars“ antritt. Er gründete eine Stiftung für elternlose Kinder. (15)

Als Fußballer wurde er von seinen Gegnern aufgrund seiner harten Spielweise gefürchtet. Das galt nicht nur für die Einsätze als Libero oder Verteidiger in der Nationalmannschaft seines Landes und beim HSV. Zumeist als Stürmer aufgeboten, befleißigte er sich auch in der Offensive und im gegnerischen Strafraum eines manchmal rüden Körpereinsatzes. Allein in der Bundesliga erhielt er 87 gelbe und 7 rote Karten.

In seiner Geburtsstadt Mostar wurde eine Straße nach ihm benannt.

Christian Wörns. Der Waldhof-Schüler.
*10.5.1972 Mannheim

Christian Wörns wurde im Sommer 2019 zum Trainer der DFB U-18 Mannschaft berufen, nachdem er zuvor 8 Monate als U-19 Trainer beim TSV 1860 München gearbeitet hatte.

Der einst so erfolgreiche Innenverteidiger von Waldhof Mannheim, Bayer Leverkusen, Paris Saint-Germain und Borussia Dortmund weiß, was er will. Er setzt seinen Zöglingen Ziele und erwartet ein diszipliniertes, mannschaftsorientiertes Auftreten. Anforderungen dieser Art hat er als Spieler stets eingehalten, und wenn junge Spieler heutzutage mit Handys und Kopfhörer in die unmittelbare Spielvorbereitung gehen, dann scheut er sich nicht, das zu rügen. Einsatz und unbedingter Wille, das Beste zu geben waren seine Maxime, und deren Einhaltung verlangt er auch von seinen Spielern.

Juniorentrainer Wörns verweist in seiner jetzigen Rolle auf die enorme Belastung heutiger Jugendlicher angesichts der Parallelität von Schule und fußballerischer Ausbildung. In aktuellen Interviews stellt Wörns pädagogisches Geschick unter Beweis, macht aber deutlich, dass er als Trainer Respekt erwartet und seine Anweisungen befolgt werden müssen.

In seiner Karriere als Spieler zeigte er immer wieder bedingungslosen Einsatz. Das hatte er schon in jungen Jahren in seiner Mannheimer Zeit gelernt und praktiziert.

Nach fünf Jahren, zu Beginn der Achtziger in den Jugendteams bei Phönix Mannheim, erhielt er den Feinschliff als Defensivmann in der Kaderschmiede des für robusten und kämpferisch orientierten Fußball bekannten SV Waldhof Mannheim. Im Alter von 17 Jahren debütierte er erstmalig für den Arbeiterverein in der Bundesliga, anschließend ackerte er acht Jahre für Bayer 04 Leverkusen und eine Saison beim französischen Spitzenclub Paris Saint-Germain, bevor er bei den Schwarz-Gelben in Dortmund zu einem der Publikumslieblinge avancierte.

Bei den Borussen stand er von 1999 bis 2008 seinen Mann. Wörns war immer Vorbild, und trug bei Borussia Dortmund viele Jahre die Kapitänsbinde. Nach einem Spiel auf Schalke kommentierte er trocken: „Als die Zuschauer mir den Mittelfinger zeigten, wusste ich, es ist wie immer.“

Von der U-17 bis zur U-21 durchlief er alle Auswahlteams des DFB und trat anschließend 66-mal in der A-Nationalmannschaft an. Bei der WM 1998 in Frankreich beging er ein grobes Foul an Davor Sukur, dem kroatischen Nationalspieler und Stürmerstar in Diensten von Real Madrid. Dafür kassierte er die rote Karte. Die Berechtigung des Platzverweises ist bis heute umstritten. Mit Borussia Dortmund gewann Wörns die Deutsche Meisterschaft und mit Bayer Leverkusen den DFB-Pokal. In 469 Bundesligaspielen verwiesen ihn die Schiedsrichter sechsmal des Feldes, 88-mal wurde gelb gegen ihn gezückt.

Im Privatleben blieb Wörns stets ein Mann ohne Skandale. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in München. Beide Söhne spielen ebenfalls Fußball.

Maik Franz. Der Klopper.
*5.8.1981 Merseburg

Maik Franz wurde während seiner Karriere auch „Iron Maik“ genannt. Auf gut Deutsch in freier und dem guten Mann angemessener Interpretation: ein Klopper. Das war der Mann dann auf dem Platz zeitweilig auch.

Wer in 23 Spielen einer einzigen Saison 13 gelbe Karten einsammelt, der kann nicht als Unschuldslamm in die Bundesliga-Geschichte eingehen. Hinzu kamen in seiner gesamten Bundesligazeit 6 Platzverweise. Auf den Plätzen der deutschen Eliteliga, und wo immer er sonst auftrat, lehrte er seine Gegenspieler das Fürchten.

Die Bundesligakarriere begann er in den Reihen des VfL Wolfsburg. Dort sei er ein kleines Licht gewesen, erzählt Maik Franz. Sein Aufstieg habe erst beim Karlsruher SC begonnen, wo er unter Trainer „Ede“ Becker zum Führungsspieler reifte. Vom KSC wechselte der Anhaltiner Sachse im Sommer 2009 zur Frankfurter Eintracht.

15 Jahre lang war er als Innen- und Außenverteidiger in deutschen Stadien unterwegs, immer wieder einmal rotverdächtig, bis er im Jahr 2014 wegen eines Knorpelschadens dem bezahlten Fußball ade sagen musste. Einen Titel hat er nie gewonnen. Zweimal stieg er ab, mit Hertha BSC und mit der Frankfurter Eintracht, in die Nationalmannschaft schaffte er es nicht. Seit Anfang 2016 war er als Assistent der sportlichen Geschäftsführung beim 1. FC Magdeburg angestellt. Von Mai 2018 bis Juli 2020 übernahm er die Leitung der Lizenzspielerabteilung.

Einige seiner Weggefährten und Gegenspieler waren nicht gut auf „Iron-Mike“ zu sprechen. Mario Gomez hat ihn nach einem Spiel des Karlsruher SC gegen den VfB Stuttgart als „Arschloch“ bezeichnet, was er anschließend in der Wortwahl zurücknahm, in der Sache selbst aber wohl genau so gemeint hatte. Nach dem Vorfall äußerte sich auch der damalige VfB-Trainer Armin Veh kritisch über die Kinderstube des Karlsruher Spielers. Maik Franz erwiderte: „Es ist eine Unverschämtheit. Herr Veh kann meine fußballerischen Qualitäten beurteilen. Aber das, was er gemacht hat, ist anmaßend meinen Eltern gegenüber.“ (16)

BILD gestattete sich die Schlagzeile: „Der meistgehasste Spieler der Liga“, und Ionnis Amantatidis, Kapitän der Frankfurter Eintracht, soll vor dem Wechsel seines zukünftigen Mitspielers an den Main gesagt haben: „Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vor sich geht. Aber viel kann es nicht sein.“

Maik Franz, Sohn einer Berufsschullehrerin und gebürtig aus Merseburg in Sachsen-Anhalt, gestand gegenüber dem Fußballmagazin ,11 Freunde“ sinngemäß ein, es habe ihm Spaß gemacht, die gegnerischen Fans in den Stadien zu provozieren. Wenn er bereits in den Anfangsminuten die Sense auspackte und die Zuschauer pfiffen und ihm üble Flüche hinterherschickten, dann war der Mann erst so richtig in seinem Element und ging ab wie Schmidts Katze.

Im Spiel müsse man mit allen Mitteln arbeiten, so Franz zur Art und Weise seines Vorgehens, und manchmal auch mit unerlaubten. Schließlich räumte er ein, sich im Kampf um Punkte auch kommunikativ entsprechend rüde zu verhalten und Gegenspieler durch „Trash-Talk“ zu provozieren. In den Annalen der Bundesliga wird Maik Franz zukünftig wohl unter der Rubrik „böse Buben“ geführt werden.

Dabei sei er doch im Privatleben, so Maik Franz über sich selbst, ganz anders. Und er fügt hinzu: „Ja, ich bin immer an die Grenzen des Erlaubten gegangen. Manchmal auch darüber hinaus. Und ja, mich haben auf dem Platz nur meine Mitspieler gemocht – und auch hier nicht alle. Doch mal ehrlich: Warum haben mich Vereine wie der Karlsruher SC, Eintracht Frankfurt und Hertha BSC geholt? Weil sie alle wussten, dass ich immer alles gebe, dass ich alles dem Erfolg unterordne und dass ich Mannschaften dank meiner Willenskraft mitreiße und voranbringe. Und nur darum geht es im Profifußball.“ (17)

Lars Stindl, Mitspieler beim KSC über Franz: „Maik war als Spieler immer sehr ehrgeizig und fleißig … Er wusste ein Team zusammenzuhalten und hat zahlreiche Mannschaftsevents organisiert. Er spricht auch unangenehme Dinge an, dabei immer sachlich und humorvoll. Deswegen springe ich auch sofort in die Bresche, wenn Maik falsch dargestellt wird.“ (18)

Auf der Startseite seiner eigenen Website zitiert Maik Franz den Musiker Kurt Cobain: „Es ist besser, für den gehasst zu werden, der man ist, als für die Person geliebt zu werden, die man nicht ist.“ (19)

Nigel de Jong. Der Knochenbrecher.
*30.11.1984 Amsterdam

Im Vergleich zu den per Fuß getätigten Verletzungen gegnerischer Akteure, die der niederländische Nationalspieler Nigel de Jong auf dem Kerbholz hat, dürfte jeder der in diesem Buch vorgestellten Kicker ein absoluter Waisenknabe sein.

Im März 2010 brach der Niederländer in einem Freundschaftsspiel der holländischen Mannschaft gegen die USA dem Spieler Stuart Holden das Bein. (20)

Bekannt geworden und in Erinnerung geblieben ist der ehemalige Abwehrspieler vom HSV und Mainz 05 vor allem wegen seines Auftritts im WM-Endspiel 2010 (Südafrika) zwischen den Niederlanden und Spanien, als er den spanischen Star Xabi Alonso mit einem Kung-Fu-Tritt übelster Art außer Gefecht setzte. In der 28. Minute des Spiels sprang der Niederländer seinen Gegenspieler brutal an und trat ihm gegen den Brustkorb. Zum weltweiten Erstaunen des Publikums wurde die Attacke lediglich mit einer gelben Karte bestraft.

In der Folge wusste wohl jeder seiner zukünftigen Gegenspieler, was ihm drohte, wenn er gegen diesen Mann anzutreten hatte. Nigel de Jong war leider meist das Gegenteil von allem, was der einzigartige holländische „Voetbal total“ dem Fußballsport in seiner besten Zeit geboten hat.

Bereits wenige Monate nach dem Vorfall in Südafrika strich Bert van Marwijk, Bondscoach der „Elftal“, Nigel de Jong aus der Nationalmannschaft. Es gab einen neuen Vorfall. De Jong hatte als Abwehrspieler von Manchester United in einem Premier League Spiel seines Vereins gegen Newcastle United im Oktober 2010 den Gegenspieler Hatem Ben Arfa nach vier Minuten brutal gefoult. Der 23-jährige französische Nationalspieler brach sich Waden- und Schienbein. Der Verein Olympique Marseille, der Ben Arfa an Newcastle United ausgeliehen hatte, beabsichtigte Strafantrag gegen de Jong zu stellen. Im Spiel selbst blieb die Tat in diesem Fall gänzlich ungeahndet, es wurde nicht einmal die gelbe Karte gezeigt. Allein der Bondscoach handelte: Bert van Marwijk begründete die von ihm angeordnete Suspendierung mit der rüden Spielweise de Jongs. (21)

Seine ersten Tritte auf dem Rasen machte der 1984 geborene Abwehrspieler bei Ajax Amsterdam, in seiner Geburtsstadt. Dort spielte er auch bis 2006, um anschließend zum Hamburger SV zu wechseln.

Weitere Stationen waren Manchester City, AC Mailand und Galatasaray Istanbul, bevor er in die Bundesliga zum FSV Mainz 05 zurückkehrte, weil er in der Saison 2017/2018 bei den Gelb-Roten vom Bosporus keine Berücksichtigung gefunden hatte. Von Juli 2018 bis 2019 spielte Nigel de Jong für den Al Ahli SC in Katar und wechselte anschließend zum Al Shahania Sports Club (Katar). Bei seinem bislang letzten Klub kam er zu 17 Einsätzen.

Für die Niederlande trat er bis zum Jahr 2015 in 81 Spielen an. Mit Ajax Amsterdam und Manchester City wurde er Landesmeister. Der 18-Millionen-Euro-Wechsel de Jongs vom HSV zu Manchester City war der lukrativste Transfer aller Zeiten, den die oft in der Kritik stehenden Manager der Rothosen je tätigten.

Bei Teilen der HSV-Fans hat de Jongs Art Fußball zu spielen eher Anerkennung als Ablehnung gefunden. In der Stadt an der Elbe gründete er im Jahr 2008 gemeinsam mit Hamid Mossadegh in Hamburg-Lokstedt ein Autohaus für edle Karossen. Paolo Guerrero, Dennis Aogo, Jerome Boateng und andere Stars kauften hier ihre Fahrzeuge.

Ende März 2019 schloss der Nobelladen für Bentleys, Ferraris und andere Fahrzeuge entsprechender Preisklasse, wie die Hamburger Morgenpost meldete. Es sei zu Unstimmigkeiten gekommen, hieß es von Seite eines der Beteiligten.

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