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Till Eulenspiegel

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Die 65. Historie sagt, wie Eulenspiegel von einer alten Bäuerin verspottet wurde, als er seine Tasche verloren hatte.

Vor alten Zeiten wohnte zu Gerdau im Lande Lüneburg ein Paar alter Leute, die an die 50 Jahre im ehelichen Stand miteinander gelebt hatten. Sie hatten schon große Kinder, die versorgt und verheiratet waren. Nun war dort zu der Zeit auf der Pfarrstelle ein ganz schlauer Pfaffe, der allzeit gern dabei war, wo man praßte und schlemmte. Dieser Pfaffe machte es mit seinen Pfarrkindern so: wenigstens einmal im Jahr mußte ihn jeder Bauer zu Gast haben und ihn samt seiner Magd einen Tag oder zwei verpflegen und aufs beste bewirten.

Nun hatten die zwei alten Leute viele Jahre lang keine Kirchweih, Kindtaufe oder eine sonstige Gasterei abgehalten, auf der der Pfaffe schlemmen konnte. Das verdroß ihn, und er dachte darüber nach, wie er den Bauern dazu brächte, daß er ihm eine Einladung schicke. Er sandte ihm einen Boten und ließ ihn fragen, wie lange er mit seiner Frau im ehelichen Stande gelebt habe. Der Bauer antwortete dem Pfarrer: »Lieber Herr Pfarrer, das ist so lange, daß ich es vergessen habe.« Darauf antwortete der Pfarrer: »Das ist ein gefährlicher Zustand für euer Seelenheil. Wenn ihr 50 Jahre beieinander gewesen seid, so ist das Ehegelöbnis erloschen, wie das Gelübde eines Mönches in einem Kloster. Besprich das mit deiner Frau, komm dann zu mir und berichte mir über die Dinge, damit ich euch raten helfe zu eurer Seelen Seligkeit, wozu ich euch und allen meinen Pfarrkindern verpflichtet bin.«

Der Bauer tat dies und überlegte das mit seiner Frau, aber er konnte doch dem Pfarrer nicht genau die Zahl der Jahre ihres ehelichen Standes anzeigen. Sie kamen beide in großer Sorge zum Pfarrer, damit er ihnen in ihrer unwürdigen Lage einen guten Rat gäbe. Der Pfarrer sagte: »Da ihr keine genaue Zahl wißt, so will ich euch aus Sorge um eure Seelen am nächsten Sonntag aufs neue zusammengeben, damit ihr, falls ihr nicht mehr im ehelichen Stande seid, wieder hineinkommt. Und deshalb schlachtet einen guten Ochsen, ein Schaf und ein Schwein, bitte deine Kinder und guten Freunde zu deinem Mahl und bewirte sie gut; ich will dann auch bei dir sein.« »Ach ja, lieber Pfarrer, tut also! Es soll mir an einem Schock Hühner nicht liegen. Sollten wir so lange ehelich beieinander gewesen sein und jetzt außerhalb des ehelichen Standes leben, das wäre nicht gut.«

Damit ging der Bauer nach Hause und begann mit den Vorbereitungen. Der Pfarrer lud zu dem Fest etliche Prälaten und Pfaffen ein, mit denen er bekannt war. Unter ihnen war auch der Probst von Ebstorf, der allezeit ein gutes Pferd oder sogar zwei Pferde hatte und auch gerne beim Essen dabei war. Bei dem war Eulenspiegel eine Zeitlang gewesen, und der Probst sprach zu ihm: »Steige auf meinen jungen Hengst und reite mit, du sollst willkommen sein!« Das tat Eulenspiegel. Als sie ankamen, aßen und tranken sie und waren fröhlich. Die alte Frau, die die Braut sein sollte, saß oben am Tisch, wo die Bräute zu sitzen pflegen. Als sie müde und abgespannt wurde, ließ man sie hinaus. Sie ging hinter ihren Hof an das Flüßchen Gerdau und setzte ihre Füße in das Wasser.

Währenddessen ritten der Probst und Eulenspiegel heim nach Ebstorf. Da machte Eulenspiegel auf dem jungen Hengst der »Braut« mit schönen Sprüngen den Hof und trieb das so lange, daß ihm seine Tasche und sein Gürtel, die man zu dieser Zeit zu tragen pflegte, von der Seite fielen. Als das die gute alte Frau sah, stand sie auf, nahm die Tasche, ging wieder zum Wasser und setzte sich auf die Tasche. Als Eulenspiegel eine Ackerlänge weitergeritten war, vermißte er seine Tasche. Er ritt kurzerhand wieder nach Gerdau und fragte die gute alte Bäuerin, ob sie nicht eine alte, rauhe Tasche gesehen oder gefunden habe. Die alte Frau sprach: »Ja, Freund, bei meiner Hochzeit bekam ich eine rauhe Tasche, die habe ich noch und sitze darauf. Ist es die?« »Oho, das ist lange her, daß du eine Braut warst«, sprach Eulenspiegel. »Das muß jetzt notwendigerweise eine alte, rostige Tasche sein. Ich begehre deine alte Tasche nicht.«

Und so schalkhaft und listig Eulenspiegel sonst war, so wurde er dennoch von der alten Bäuerin genarrt und büßte seine Tasche ein.

Dieselben rauhen Brauttaschen haben die Frauen in Gerdau heute noch. Ich glaube, daß dort die alten Witwen sie in Verwahrung haben. Wem etwas daran liegt, der mag dort danach fragen.

Die 66. Historie sagt, wie Eulenspiegel bei Uelzen einen Bauern um ein grünes Londoner Tuch betrog und ihn überredete, daß es blau sei.

Gesottenes und Gebratenes wollte Eulenspiegel allezeit essen, darum mußte er sehen, woher er das nahm. Einmal kam er auf den Jahrmarkt nach Uelzen, wohin auch viele Wenden und anderes Landvolk kamen. Da ging er hin und her und sah sich überall danach um, was dort zu tun oder zu schaffen sei. Unter anderem sah er, daß ein Landmann ein grünes Londoner Tuch kaufte und damit nach Hause wollte. Da überlegte Eulenspiegel, wie er den Bauern um das Tuch betrügen könne, und fragte nach dem Dorf, wo der Bauer daheim war. Und er nahm einen Schottenpfaffen und einen anderen losen Gesellen mit sich und ging mit ihnen aus der Stadt auf den Weg, den der Bauer entlang kommen mußte. Eulenspiegel machte einen Plan, was sie tun sollten, wenn der Bauer mit dem grünen Tuch käme, das blau sein sollte. Einer sollte immer eine halbe Ackerlänge Weges von dem anderen entfernt stadtwärts gehen.

Als der Bauer mit dem Tuch aus der Stadt kam und es heimtragen wollte, sprach ihn Eulenspiegel an, wo er das schöne, blaue Tuch gekauft habe. Der Bauer antwortete, es sei grün und nicht blau. Eulenspiegel sagte, das Tuch sei blau, darauf wolle er 20 Gulden setzen. Der nächste Mensch, der des Weges käme und der grün und blau unterscheiden könne, solle ihnen das sagen, damit sie sich einig werden könnten.

Dann gab Eulenspiegel dem ersten seiner Gesellen ein Zeichen zu kommen. Zu dem sprach der Bauer: »Freund, wir zwei sind uneinig über die Farbe dieses Tuches. Sag die Wahrheit, ob dies grün oder blau ist. Was du sagst, dabei wollen wir es bewenden lassen.« Da sagte der: »Das ist ein recht schönes, blaues Tuch.« Der Bauer sprach: »Nein, ihr seid zwei Schälke. Ihr habt es vielleicht miteinander darauf angelegt, mich zu betrügen.« Da sagte Eulenspiegel: »Wohlan, damit du siehst, daß ich recht habe, will ich nachgeben und es dem frommen Priester überlassen, der daherkommt; was er uns sagt, das soll entscheidend sein.« Damit war auch der Bauer zufrieden.

Als der Pfaffe nähergekommen war, sprach Eulenspiegel: »Herr, sagt recht, welche Farbe hat dieses Tuch?« Der Pfaffe sprach: »Freund, das seht Ihr wohl selber.« Der Bauer sprach: »Ja, Herr, das ist wahr. Aber die beiden wollen mir etwas einreden, von dem ich weiß, daß es gelogen ist.« Der Pfaffe sagte: »Was habe ich mit euerm Hader zu schaffen? Was frage ich danach, ob es schwarz oder weiß ist?« »Ach, lieber Herr«, sagte der Bauer, »entscheidet zwischen uns, ich bitte Euch darum.« »Wenn Ihr es haben wollt,« sprach der Pfaffe, »so kann ich nichts anderes erkennen, als daß das Tuch blau ist.« »Hörst du das wohl?« sagte Eulenspiegel, »das Tuch ist mein.« Der Bauer sprach: »Fürwahr, Herr, wenn Ihr nicht ein geweihter Priester wärt, so meinte ich, daß Ihr lügt und daß Ihr alle drei Schälke seid. Aber da Ihr Priester seid, muß ich Euch das glauben.« Und er überließ Eulenspiegel und seinen Gesellen das Tuch, mit dem sie sich für den Winter einkleideten. Der Bauer mußte in seinem zerrissenen Rock davongehen.

Die 67. Historie sagt, wie Eulenspiegel zu Hannover in eine Badestube schiß und meinte, sie sei ein Haus der Reinheit.

In der Badestube zu Hannover vor dem Leinetor wollte der Bader nicht, daß sie »Badestube« genannt werde, sondern ein »Haus der Reinheit«. Davon vernahm Eulenspiegel, und als er nach Hannover kam, ging er in diese Badestube, zog sich aus und sprach, als er in die Stube trat: »Gott grüß Euch, Herr, und Euer Hausgesinde und alle, die ich in diesem reinen Hause finde.« Dem Bader war das lieb, er hieß ihn willkommen und sprach: »Herr Gast, Ihr sagt mit Recht, das ist ein reines Haus. Es ist auch ein ›Haus der Reinheit ‹ und keine ›Badestube ‹. Denn der Staub ist in der Sonne und auch in der Erde, in der Asche und im Sand.«

Eulenspiegel sprach: »Daß dies ein Haus der Reinheit, ist, das ist offenbar. Denn wir gehen unrein herein und rein wieder heraus.« Mit diesen Worten schiß Eulenspiegel einen großen Haufen an den Wassertrog mitten in der Badestube, so daß es in der ganzen Stube stank. Da sprach der Bader: »Nun sehe ich wohl, daß deine Worte und Werke nicht gleich sind. Deine Worte waren mir angenehm, aber deine Werke taugen mir nicht; deine Worte waren gediegen, aber deine Werke stinken übel. Pflegt man dies in einem ›Haus der Reinheit ‹ zu tun?« Eulenspiegel sagte: »Ist das nicht ein ›Haus der Reinheit ‹? Ich hatte innen ein größeres Bedürfnis nach Reinigung als außen, sonst wäre ich nicht hereingekommen.« Der Bader sprach: »Diese Reinigung pflegt man auf dem Abtritt zu tun. Dies aber ist ein Haus der Reinigung durch Schwitzen, und du machst daraus ein Scheißhaus.« Eulenspiegel sagte: »Ist das nicht Dreck, der vom Menschenleib kommt? Soll man sich reinigen, so muß man sich innen und außen reinigen.« Der Bader wurde zornig und sprach: »So etwas pflegt man auf dem Scheißhaus zu reinigen, und der Abdecker fährt es hinaus zur Abfallgrube, nicht ich. Das pflege ich auch nicht wegzufegen und wegzuwaschen.«

Nach diesen Worten hieß der Bader Eulenspiegel, aus der Badestube zu gehn. Eulenspiegel sprach: »Herr Wirt, laßt mich vorher für mein Geld baden. Ihr wollt viel Geld haben, so will ich auch gut baden.“ Der Bader sagte, er solle nur aus seiner Stube gehn. Er wolle sein Geld nicht haben. Wolle er aber nicht gehen, so würde er ihm bald die Tür zeigen. Da dachte Eulenspiegel: Hier ist schlecht zu fechten, nackend gegen Rasiermesser. Und er ging zur Tür hinaus und sprach: »Was habe ich für einen Dreck so wohl gebadet.«

 

Er zog sich in einer Stube an, wo der Bader mit seinem Hausgesinde zu essen pflegte. Dort sperrte ihn der Bader ein. Er wollte ihn erschrecken, als ob er ihn gefangennehmen lassen wollte, drohte aber nur damit. Derweilen meinte Eulenspiegel, er habe sich in der Badestube noch nicht genug gereinigt. Er sah einen zusammengelegten Tisch, machte ihn auf, schiß einen Dreck hinein und machte ihn wieder zu.

Sogleich danach ließ ihn der Bader hinaus, und sie vertrugen sich wieder. Dann sprach Eulenspiegel also zu ihm: »Lieber Meister, in dieser Stube habe ich mich erst ganz gereinigt. Gedenket meiner freundlich, ehe es Mittag wird. Ich scheide von hinnen.«

Die 68. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Bremen von den Landfrauen Milch kaufte und sie zusammenschüttete.

Seltsame und spaßhafte Dinge trieb Eulenspiegel in Bremen. Denn einst kam Eulenspiegel dort auf den Markt und sah, daß die Bäuerinnen viel Milch zu Markte brachten. Da wartete er einen neuen Markttag ab, als wieder viel Milch zusammenkam. Er verschaffte sich eine große Bütte, setzte sie auf den Markt und kaufte alle Milch, die auf den Markt kam. Die Milch ließ er in die Bütte schütten. Und er schrieb jeder Frau reihum die Menge Milch an, der einen so viel, der anderen so viel und so immer weiter. Zu den Frauen sagte er, sie möchten so lange warten, bis er die Milch beieinander habe; dann wolle er jeder Frau ihre Milch bezahlen.

Die Frauen saßen auf dem Markt in einem Kreis um ihn herum. Eulenspiegel kaufte so viel Milch, bis keine Frau mehr mit Milch kam und der Zuber beinahe voll war. Da kam Eulenspiegel mit seinem Scherz heraus und sagte: »Ich habe diesmal kein Geld. Wer nicht 14 Tage warten will, mag die Milch wieder aus der Bütte nehmen.« Damit ging er hinweg.

Die Bäuerinnen machten ein Geschrei und großen Lärm. Eine behauptete, sie habe so viel gehabt, die andere so viel, die dritte desgleichen, und so ging es weiter. Darüber warfen und schlugen sich die Frauen mit den Eimern, Fäßchen und Flaschen an die Köpfe. Sie gossen sich die Milch in die Augen und in die Kleider und schütteten sie auf die Erde, so daß es aussah, als habe es Milch geregnet.

Die Bürger und alle, die das sahen, lachten über den Spaß, daß die Frauen also zu Markte gingen. Und Eulenspiegel wurde sehr gelobt wegen seiner Schalkheit.

Die 69. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Bremen seinen Gästen aus dem Hintern den Braten beträufelte, den niemand essen wollte.

Als Eulenspiegel diesen Streich in Bremen vollbracht hatte, wurde er dort wohl bekannt, so daß ihn die Bürger gut leiden mochten und ihn seiner Streiche wegen bei sich behalten wollten. Und Eulenspiegel blieb lange in der Stadt.

Dort gab es eine Vereinigung von Bürgern und anderen Einwohnern, wie Kaufleuten. Die hielten miteinander Gelage in der Weise ab, daß einer nach dem andern Braten, Käse und Brot gab. Wer ohne triftigen Grund nicht kam, der mußte dem Gastgeber die Zeche zu Bremer Marktpreisen bezahlen. Auf ein solches Gelage kam Eulenspiegel. Sie nahmen ihn zu sich als einen Spaßmacher, damit er mit ihnen an den Zusammenkünften teilnahm.

Da das Gelage reihum ging, fiel es auch auf Eulenspiegel. Er lud seine Zechbrüder in seine Herberge, kaufte ihnen einen Braten und legte ihn aufs Feuer. Als nun die Imbißzeit heranrückte, kamen die Tischgenossen auf dem Markt zusammen und besprachen untereinander, wie sie Eulenspiegel die Ehre ihres Besuches geben wollten. Einer fragte den anderen, ob jemand wüßte, ob er auch etwas gekocht habe oder nicht, damit sie nicht vergebens zu ihm kämen. Und sie wurden sich einig, daß sie zusammen zu ihm gehen wollten. Es sei besser, sie empfingen den Spott zusammen, als einer allein.

Als die Zechbrüder vor die Tür von Eulenspiegels Herberge kamen, nahm er ein Stück Butter und steckte das hinten in seine Kerbe. Dann kehrte er den Arsch zu dem Feuer über den Braten und beträufelte so den Braten mit der Butter aus der Kerbe. Und als die Gäste an der Tür standen und feststellen wollten, ob er etwas gekocht habe, da sahen sie, daß er also beim Feuer stand und den Braten beträufelte. Da sprachen sie: »Der Teufel sei dein Gast, ich esse den Braten nicht!«

Und Eulenspiegel erinnerte sie an die Zahlung der Zeche, die sie ihm alle gern leisteten, damit sie von dem Braten nicht zu essen brauchten.

Die 70. Historie sagt, wie Eulenspiegel in einer Stadt im Sachsenland Steine säte und, als er darauf angesprochen wurde, antwortete, er säe Schälke.

Bald danach kam Eulenspiegel in eine Stadt an der Weser und sah alle Händel unter den Bürgern und was ihre Vorhaben waren, so daß er alle ihre Handlungsweisen kennenlernte und wußte, wie es um ihr Geschäft und ihren Handel stand. Er hatte dort 14 Unterkünfte, und was er in dem einen Haus entlieh, das fand er in dem andern wieder; und er hörte und sah bald nichts mehr, was er noch nicht wußte. Die Bürger wurden seiner überdrüssig, und er wurde ihrer auch müde.

Da sammelte er am Fluß kleine Steine. Damit ging er auf der Gasse vor dem Rathaus auf und ab und säte seine Saat nach beiden Seiten. Da kamen fremde Kaufleute hinzu und fragten ihn, was er säe. Eulenspiegel sagte: »Ich säe Schälke.« Die Kaufleute sprachen: »Die brauchst du hier nicht zu säen, davon gibt es hier jetzt mehr, als gut ist.« Eulenspiegel sagte: »Das ist wahr, aber sie wohnen hier in den Häusern, sie sollten herauslaufen.« Sie sprachen: »Warum säest du hier nicht auch redliche Leute?« Eulenspiegel sagte: »Redliche Leute, die wollen hier nicht aufgehen.«

Diese Worte kamen vor den Rat. Man ließ Eulenspiegel holen und befahl ihm, seinen Samen wieder aufzusammeln und die Stadt zu verlassen. Das tat er, kam zehn Meilen von dort in eine andere Stadt und wollte mit der Saat nach Dithmarschen. Aber die Gerüchte über ihn waren vor ihm in der Stadt angelangt. Er durfte nur in die Stadt kommen, wenn er gelobte, durch die Stadt mit seiner Saat hindurchzuziehen, ohne dort zu essen und zu trinken. Da es nun nicht anders sein konnte, mietete er ein Schifflein und wollte seinen Sack mit der Saat und seinem sonstigen Kram auf das Schiff heben lassen. Als der Sack aber von der Erde aufgewunden wurde, riß er mitten entzwei, und Saat und Sack blieben liegen.

Eulenspiegel lief hinweg und soll noch wiederkommen.

Die 71. Historie sagt, wie ein Stiefelmacher in Braunschweig Eulenspiegels Stiefel spickte und Eulenspiegel ihm die Stubenfenster einstieß.

Christoffer hieß ein Stiefelmacher in Braunschweig auf dem Kohlmarkt. Zu dem ging Eulenspiegel und wollte seine Stiefel schmieren lassen. Als er nun zu dem Stiefelmacher in das Haus kam, sprach er: »Meister, wollt Ihr mir diese Stiefel spicken, daß ich sie am Montag wiederhaben kann?« Der Meister sagte: »Ja, gern.« Eulenspiegel ging wieder aus dem Haus und dachte an nichts Böses.

Als er fort war, sagte der Geselle: »Meister, das war Eulenspiegel, der treibt mit jedermann seine Schalkheit. Wenn Ihr ihn das geheißen hättet, was er Euch geheißen hat, so täte er es wörtlich und ließe es nicht.« Der Meister sprach: »Was hat er mich denn geheißen?« Der Geselle sagte: »Er hieß Euch die Stiefel spicken und meinte schmieren. Nun würde ich sie nicht schmieren, sondern spicken, wie man die Braten spickt.« Der Meister sprach: »Höre, das ist gut! Wir wollen tun, wie er uns geheißen hat.«

Er nahm Speck, schnitt ihn in Streifen und spickte damit die Stiefel mit einer Spicknadel wie einen Braten. Eulenspiegel kam am Montag und fragte, ob die Stiefel fertig seien. Der Meister hatte sie an einen Haken an die Wand gehängt, zeigte sie ihm und sagte: »Siehe, da hängen sie!« Eulenspiegel sah, daß die Stiefel »gespickt« waren, fing an zu lachen und sprach: »Was seid Ihr für ein tüchtiger Meister! Ihr habt mir das so gemacht, wie ich es Euch geheißen habe. Was wollt Ihr dafür haben?« Der Meister antwortete: »Einen alten Groschen.« Eulenspiegel gab ihm den alten Groschen, nahm seine gespickten Stiefel und ging aus dem Haus. Der Meister und sein Geselle sahen und lachten ihm nach und sprachen zueinander: »Wie konnte ihm das geschehen? Nun ist er geäfft!«

Währenddem stieß Eulenspiegel mit dem Kopf und den Schultern durch das Glasfenster – denn die Stube lag zu ebener Erde und ging auf die Straße – und sprach zu dem Stiefelmacher: »Meister, was ist das für ein Speck, den Ihr zu meinen Stiefeln gebraucht habt? Ist es Speck von einer Sau oder von einem Eber?« Der Meister und der Geselle waren ratlos. Schließlich sah der Meister, daß es Eulenspiegel war, der in dem Fenster lag und mit Kopf und Schultern die Butzenscheiben wohl zur Hälfte hinausstieß, so daß sie zu ihm in die Stube fielen. Da wurde der Stiefelmacher zornig und sagte: »Willst du Schurke das nicht lassen? Sonst will ich dir mit diesem Querholz vor den Kopf schlagen!« Eulenspiegel sprach: »Lieber Meister, erzürnt Euch nicht, ich wüßte nur gern, was das für Speck ist, womit Ihr meine Stiefel gespickt habt. Ist er von einer Sau oder von einem Eber?« Der Meister wurde noch zorniger und rief, er solle ihm seine Fenster unzerbrochen lassen. »Wollt Ihr mir das nicht sagen, was es für Speck ist, so muß ich gehen und einen andern fragen.« Damit sprang Eulenspiegel wieder aus dem Fenster heraus.

Der Meister wurde nunmehr zornig auf seinen Gesellen und sprach zu ihm: »Den Rat hast du mir gegeben. Nun gib mir Rat, wie meine Fenster wieder ganz gemacht werden!« Der Geselle schwieg. Der Meister aber war unwillig und sagte: »Wer hat nun den andern genarrt? Ich habe alleweil gehört: wer von Schalksleuten heimgesucht wird, der soll die Schlinge abschneiden und die Schälke gehen lassen. Hätte ich das auch getan, so wären meine Fenster ganz geblieben.« Der Geselle mußte darum wandern, denn der Meister wollte von ihm die Fenster bezahlt haben, weil er den Rat gegeben hatte, daß man die Stiefel »spicken« sollte.

Die 72. Historie sagt, wie es Eulenspiegel fertigbrachte, daß eine Frau auf dem Markt in Bremen alle ihre Töpfe entzweischlug.

Als Eulenspiegel diese Schalkheit vollbracht hatte, reiste er wieder nach Bremen zum Bischof. Der hatte Eulenspiegel gern und hatte auch viel Kurzweil mit ihm. Allezeit richtete ihm Eulenspiegel ein scherzhaftes Abenteuer her, so daß der Bischof lachte und ihm sein Pferd kostfrei hielt. Da tat Eulenspiegel so, als ob er der Narrenstreiche müde sei und lieber in die Kirche gehen wolle. Deshalb verspottete ihn der Bischof sehr, aber Eulenspiegel kehrte sich nicht daran und ging beten, so daß ihn der Bischof zuletzt bis aufs äußerste reizte.

Nun hatte sich Eulenspiegel heimlich mit einer Frau verabredet, die die Frau eines Töpfers war. Sie saß auf dem Markt und hielt Töpfe feil. Die Töpfe bezahlte er der Frau allesamt und vereinbarte mit ihr, was sie tun solle, wenn er ihr winkte oder ein Zeichen gäbe.

Dann kam Eulenspiegel wieder zum Bischof und tat so, als sei er in der Kirche gewesen. Der Bischof überfiel ihn wieder mit seinem Spott. Schließlich sprach Eulenspiegel zum Bischof: »Gnädiger Herr, kommt mit mir auf den Markt! Da sitzt eine Töpfersfrau mit irdenem Geschirr. Ich will mit Euch wetten: ich werde weder mit ihr sprechen noch ihr mit den Augen einen Wink geben. Ohne Worte werde ich sie dahin bringen, daß sie aufsteht, einen Stecken nimmt und die irdenen Töpfe alle selbst entzweischlägt.« Der Bischof sprach: »Es gelüstet mich wohl, das zu sehen.« Und er wollte mit ihm um 30 Gulden wetten, daß die Frau das nicht täte. Die Wette wurde durch Handschlag bekräftigt, und der Bischof ging mit Eulenspiegel auf den Markt. Eulenspiegel zeigte ihm die Frau, und dann gingen sie auf das Rathaus. Eulenspiegel blieb bei dem Bischof und machte Gebärden mit Worten und Zeichen, als ob er die Frau dazu bringen wollte, daß sie das Gesagte tue. Zuletzt gab er der Frau das verabredete Zeichen. Da stand sie auf, nahm einen Stecken und schlug die irdenen Töpfe sämtlich entzwei, so daß alle Leute darüber lachten, die auf dem Markt waren.

Als der Bischof wieder in seinen Hof kam, nahm er Eulenspiegel beiseite und forderte ihn auf, ihm zu sagen, wie er das gemacht habe, daß die Frau ihr eigenes Geschirr entzweischlug. Dann wolle er ihm die 30 Gulden geben, die er in der Wette verloren habe. Eulenspiegel sagte: »Ja, gnädiger Herr, gern.« Und er erzählte ihm, wie er zuerst die Töpfe bezahlt und es mit der Frau verabredet hatte; mit der schwarzen Kunst habe er es nicht getan, und er berichtete ihm alles. Da lachte der Bischof und gab ihm die 30 Gulden. Doch mußte Eulenspiegel ihm geloben, daß er es niemandem weitersagen wolle. Dafür wollte ihm der Bischof zusätzlich einen fetten Ochsen geben. Eulenspiegel sagte ja, er wolle das gern verschweigen, machte sich reisefertig und zog von dannen.

 

Als Eulenspiegel fort war, saß der Bischof mit seinen Rittern und Knechten bei Tisch und sagte ihnen, auch er verstünde die Kunst, die Frau dazu zu bringen, daß sie alle ihre Töpfe entzweischlüge. Die Ritter und Knechte begehrten nicht zu sehen, daß sie die Töpfe zerschlug, sondern wollten nur die Kunst wissen. Der Bischof sprach: »Will mir jeder von euch einen guten, fetten Ochsen für meine Küche geben, so will ich euch alle die Kunst lehren.« Das war im Herbst, wenn die Ochsen fett sind, und jeder dachte: du solltest ein paar Ochsen wagen – sie werden dich nicht hart treffen -, damit du die Kunst lernst. Und jeder Ritter und Knecht bot dem Bischof einen fetten Ochsen. Sie brachten sie zusammen, so daß der Bischof 16 Ochsen bekam. Ein jeder Ochse war vier Gulden wert, so daß die 30 Gulden, die er Eulenspiegel gegeben hatte, zweifach bezahlt waren.

Als die Ochsen beieinander standen, kam Eulenspiegel dahergeritten und sprach: »Von dieser Beute gehört mir die Hälfte.« Der Bischof sagte zu Eulenspiegel: »Halt du mir, was du mir gelobt hast; ich will dir auch halten, was ich dir gelobt habe. Laß deinen Herren auch ihr Brot!« Und er gab ihm einen fetten Ochsen. Den nahm Eulenspiegel und dankte dem Bischof.

Danach versammelte der Bischof seine Diener um sich. Er hob an und sprach, sie sollten ihm zuhören, er wolle ihnen jetzt die Kunst sagen. Und er erzählte ihnen alles: wie sich Eulenspiegel zuvor mit der Frau verabredet und wie er ihr die Töpfe vorher bezahlt hatte. Als das der Bischof gesagt hatte, saßen alle seine Diener da, als ob sie mit einer List betrogen worden wären. Aber keiner von ihnen wagte es, vor dem andern etwas zu reden. Der eine kratzte sich den Kopf, der andere den Nacken. Der Handel reute sie allesamt, denn die ärgerten sich alle wegen ihrer Ochsen. Schließlich aber mußten sie sich zufriedengeben und trösteten sich damit, daß der Bischof ihr gnädiger Herr sei. Wenn sie ihm auch die Ochsen gegeben hatten, so blieben sie dabei, es sei alles im Scherz geschehen. Aber sie ärgerte nichts so sehr daran, als daß sie so große Toren gewesen waren und ihre Ochsen für eine solch wertlose Kunst hingegeben hatten. Und daß Eulenspiegel auch einen Ochsen bekommen hatte!