H. G. Wells – Gesammelte Werke

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Ei­nes Ta­ges, dach­te ich, will ich dort ge­nau in der Mit­te der Mul­de eine In­schrift er­rich­ten las­sen. Mir fiel ein, wenn die schwan­ge­re Welt da drin­nen nur von der vol­len Be­deu­tung des Mo­men­tes wüss­te, wie wü­tend wür­de ihr Tu­mult da wer­den!

Aber bis jetzt konn­te sie kaum von der Be­deu­tung un­se­res Kom­mens wis­sen. Denn sonst wür­de der Kra­ter si­cher­lich ein Aufruhr der Ver­fol­gung sein, statt stil­le wie der Tod! Ich blick­te mich nach ei­ner Stel­le um, von der aus ich Ca­vor wür­de Zei­chen ge­ben kön­nen, und ich sah eben den Fel­sen­hau­fen, auf den er von mei­nem ge­gen­wär­ti­gen Stand­punkt aus ge­sprun­gen war, noch nackt und un­frucht­bar in der Son­ne lie­gen. Ei­nen Mo­ment lang zö­ger­te ich, mich so weit von der Sphä­re zu ent­fer­nen. Dann sprang ich mit ei­nem Stich der Scham über die­ses Zö­gern los …

Von die­ser Höhe aus über­blick­te ich den Kra­ter von neu­em. Weit hin­ten an der Spit­ze des un­ge­heu­ren Schat­tens, den ich warf, flat­ter­te das klei­ne wei­ße Ta­schen­tuch auf den Bü­schen. Es war sehr klein und fern, und Ca­vor war nicht zu se­hen. Mir schi­en, mitt­ler­wei­le soll­te er nach mir aus­schau­en. Das war die Verab­re­dung. Aber er war nir­gends zu se­hen.

Ich stand und war­te­te und wach­te, die Hän­de über den Au­gen, und ich er­war­te­te, ihn je­den Au­gen­blick zu er­ken­nen. Sehr wahr­schein­lich habe ich lan­ge Zeit dort ge­stan­den. Ich ver­such­te zu ru­fen und wur­de an die Dün­ne der Luft er­in­nert. Ich tat einen un­ent­schie­de­nen Schritt zur Sphä­re zu­rück. Aber eine lau­ern­de Angst vor den Se­le­ni­ten ließ mich zö­gern, mei­nen Auf­ent­halt zu si­gna­li­sie­ren, in­dem ich eine un­se­rer Schlaf­de­cken auf die be­nach­bar­ten Bü­sche hiß­te. Ich durch­such­te den Kra­ter von neu­em.

Er zeig­te einen Aus­druck der Lee­re, der mich durch­schau­er­te. Und es war still! Je­der Ton von den Se­le­ni­ten in der Welt dort un­ten war er­stor­ben. Es war still wie der Tod. Ab­ge­se­hen von dem lei­sen Geräusch des Ge­bü­sches in dem dün­nen Win­de, der sich er­hob, war kein Ton und kein Schat­ten von ei­nem Ton zu hö­ren. Und der Wind war kalt.

Zum Hen­ker mit Ca­vor!

Ich hol­te tief Atem. Ich leg­te die Hän­de an die Sei­ten des Mun­des. »Ca­vor!«, schrie ich, und es klang, wie wenn ein Zwerg in wei­ter Fer­ne rie­fe.

Ich sah nach dem Ta­schen­tu­che, ich sah hin­ter mich auf den brei­ter wer­den­den Schat­ten der west­li­chen Klip­pe, ich blick­te un­ter der Hand her­vor nach der Son­ne. Mir schi­en, sie kroch fast sicht­lich den Him­mel hin­ab.

Ich fühl­te, ich muss­te so­fort han­deln, wenn ich Ca­vor ret­ten woll­te. Ich riss mei­ne Wes­te her­un­ter und warf sie als Zei­chen auf die dür­ren Ba­jo­nett­sträu­cher hin­ter mir und sprang dann in ge­ra­der Li­nie auf das Ta­schen­tuch zu da­von. Es war viel­leicht sei­ne zwei Mei­len ent­fernt – eine Sa­che von ein paar hun­dert Sprün­gen und Sät­zen. Ich habe schon er­zählt, wie man wäh­rend die­ser Mond­sprün­ge zu hän­gen schi­en. Bei je­dem Schwe­ben such­te ich Ca­vor und wun­der­te mich, warum er ver­bor­gen sein moch­te. Bei je­dem Sprun­ge konn­te ich die Son­ne hin­ter mir sin­ken füh­len. Je­des Mal, wenn ich den Bo­den be­rühr­te, war ich in Ver­su­chung, zu­rück­zu­keh­ren.

Ein letz­ter Sprung und ich stand in der Sen­kung un­ter­halb un­se­res Ta­schen­tuchs, ein Satz, und ich stand in Ar­mes­brei­te von ihm auf un­se­rer frü­he­ren Höhe. Ich rich­te­te mich ge­ra­de auf und durch­such­te die Welt um mich zwi­schen den län­ger wer­den­den Schat­ten­strei­fen. Weit weg, einen Hang hin­un­ter, lag die Mün­dung des Tun­nels, durch den wir ge­flo­hen wa­ren, und mein Schat­ten reich­te bis zu ihr hin, reck­te sich bis zu ihr und be­rühr­te sie wie ein Fin­ger der Nacht.

Kein Zei­chen von Ca­vor, kein Ton in all der Stil­le, nur dass sich das Re­gen und Schwan­ken der Bü­sche und der Schat­ten mehr­te. Und plötz­lich über­lief mich ein hef­ti­ger Schau­er. »Cav–« be­gann ich, und wie­der wur­de mir die Wir­kungs­lo­sig­keit der mensch­li­chen Stim­me in die­ser dün­nen Luft klar.

Stil­le. Die Stil­le des To­des.

Dann fiel mein Auge auf et­was – et­was klei­nes, was viel­leicht fünf­zig Me­ter ent­fernt, den Hang hin­un­ter un­ter ei­ner Streu von ver­bo­ge­nen und zer­bro­che­nen Zwei­gen lag. Was war das? Ich wuss­te es, und doch, aus ir­gend­ei­nem Grun­de woll­te ich es nicht wis­sen.

Ich ging nä­her hin. Es war die klei­ne Kricket­müt­ze, die Ca­vor ge­tra­gen hat­te. Ich be­rühr­te sie nicht, ich blieb ste­hen und sah sie an.

Dann sah ich, dass die zer­streu­ten Zwei­ge rings ge­walt­sam zer­bro­chen und zer­stampft wor­den wa­ren. Ich zö­ger­te, trat hin und hob sie auf. Ich hielt Ca­vors Müt­ze in der Hand und starr­te auf die zer­stampf­ten Roh­re und Dor­nen um mich. Auf ei­ni­gen sah ich klei­ne Fle­cken von et­was Dunklem, von et­was, was ich nicht zu be­rüh­ren wag­te. Ein Dut­zend Me­ter ent­fernt, viel­leicht, zog der sich er­he­ben­de Wind et­was in Sicht, et­was Klei­nes und leb­haft Wei­ßes.

Es war ein klei­nes Stück fest­zu­sam­men­ge­knüll­ten Pa­piers, wie als wäre es fest ge­packt ge­we­sen. Ich hob es auf, und es wa­ren rote Fle­cken dar­auf. Mir fie­len schwa­che Blei­stift­zei­chen ins Auge. Ich strich es glatt und sah eine un­ebe­ne und ge­bro­che­ne Schrift, die schließ­lich in einen krum­men Strich aus­lief, auf dem Pa­pier.

Ich be­gann, dies zu ent­zif­fern.

»Ich bin am Knie ver­letzt, ich glau­be, mei­ne Knieschei­be ist ge­bro­chen, und ich kann we­der lau­fen noch krie­chen«, be­gann es – ziem­lich deut­lich ge­schrie­ben.

Dann wei­ter le­ser­lich: »Sie ha­ben mich seit ei­ni­ger Zeit ge­jagt, und es ist nur eine Fra­ge der –« hier schi­en das Wort »Zeit« ge­schrie­ben ge­we­sen zu sein, war aber zu­guns­ten von et­was Un­le­ser­li­chem aus­ge­stri­chen – »dass sie mich fan­gen. Sie ha­ben mich völ­lig ein­ge­schlos­sen.«

Dann wur­de die Schrift krampf­haft. »Ich kann sie hö­ren«, rief ich, moch­ten die Schrift­zü­ge be­deu­ten, und dann wa­ren sie eine Zeit lang völ­lig un­le­ser­lich. Dann folg­te eine klei­ne Rei­he von ganz deut­li­chen Wor­ten: »eine völ­lig an­de­re Art von Se­le­ni­ten, die zu lei­ten schei­nen – –« Die Schrift wur­de wie­der ein blo­ßer has­ti­ger Wirr­warr.

»Sie ha­ben grö­ße­re Hirn­scha­len – – viel grö­ße­re, und schlan­ke­re Kör­per, und sehr kur­ze Bei­ne. Sie ma­chen lei­se Geräusche und be­we­gen sich mit or­ga­ni­sier­ter Über­le­gung … Und ob­gleich ich ver­wun­det und hilf­los da­lie­ge, gibt mir ihre Er­schei­nung doch noch Hoff­nung –« Das war ganz Ca­vor. »Sie ha­ben nicht auf mich ge­schos­sen und auch nicht ver­sucht … Scha­den … Ich ge­den­ke – –«

Dann kam der plötz­li­che Strich des Blei­stifts quer über das Pa­pier und auf dem Rücken und den Rän­dern – Blut!

Und als ich stu­pid und ver­blüfft da­stand, mit die­ser ver­wir­ren­den Re­li­quie in der Hand, be­rühr­te einen Mo­ment et­was sehr Leich­tes und Kal­tes mei­ne Hand und hör­te dann auf zu sein, und dann flog et­was, ein klei­ner, wei­ßer Fleck, quer durch einen Schat­ten. Es war eine win­zi­ge Schnee­flo­cke, die ers­te Schnee­flo­cke, der He­rold der Nacht.

Ich fuhr zu­sam­men und blick­te auf, und der Him­mel war jetzt fast schwarz ge­wor­den, und er war dicht be­setzt mit ei­ner sich sam­meln­den Men­ge kalt wach­sa­mer Ster­ne. Ich blick­te nach Os­ten, und das Licht die­ser ver­schrumpf­ten Welt war mit düs­te­rer Bron­ze ge­tönt; nach Wes­ten, und die Son­ne, der jetzt ein dich­ter wer­den­der wei­ßer Ne­bel, die Hälf­te ih­rer Wär­me und ih­res Glan­zes raub­te, be­rühr­te den Kra­ter­rand, sank au­ßer Sicht, und all die Sträu­cher und die za­cki­gen und ge­türm­ten Fel­sen ho­ben sich in ei­nem spit­zi­gen Wirr­warr schwar­zer Ge­stal­ten ge­gen sie ab. In den großen See des Dun­kels nach Wes­ten sank ein wei­ter Ne­bel­kranz. Ein kal­ter Wind ließ den gan­zen Kra­ter er­schau­ern. Plötz­lich stand ich auf einen Mo­ment in ei­ner Wol­ke fal­len­den Schnees, und die gan­ze Welt rings schi­en mir grau und dun­kel.

Und dann hör­te ich, nicht laut und durch­drin­gend wie zu­erst, son­dern blass und un­deut­lich wie eine ster­ben­de Stim­me je­nes sel­be Schla­gen, je­nes Schla­gen, das die An­kunft des Ta­ges will­kom­men ge­hei­ßen hat­te: Bumm! … Bumm! … Bumm! …

Es echo­te im Kra­ter rings, es schi­en mit dem Po­chen der grö­ße­ren Ster­ne zu po­chen, der blut­ro­te Bo­gen der Son­nen­schei­be sank, als es hin­auf­dröhn­te: Bumm! … Bumm! … Bumm! …

Was war Ca­vor zu­ge­sto­ßen? Wäh­rend des gan­zen Schla­gens stand ich stumpf­sin­nig da, und schließ­lich hör­te das Schla­gen auf.

Und plötz­lich schloss sich da un­ten die of­fe­ne Mün­dung des Tun­nels wie ein Auge und ver­schwand dem Blick.

Jetzt war ich wirk­lich al­lein.

Über mir, um mich, mich um­schlie­ßend, mich im­mer en­ger um­ar­mend, – lag das Ewi­ge; das, was vor dem An­fang war, und das, was über das Ende hin­aus tri­um­phiert; jene un­ge­heu­re Lee­re, in der al­les Licht und Le­ben und Sein nur der dün­ne und ver­schwin­den­de Glanz ei­nes fal­len­den Ster­nes ist – die Käl­te, die Stil­le, das Schwei­gen – die un­end­li­che und end­gil­ti­ge Nacht des Raums.

Die Emp­fin­dung der Ein­sam­keit und Ver­las­sen­heit wur­de zum Ge­fühl ei­ner über­wäl­ti­gen­den We­sen­heit, die sich zu mir neig­te, die mich fast be­rühr­te.

»Nein!«, rief ich. »Nein! Noch nicht! Noch nicht! War­te! War­te! O, war­te!« Mei­ne Stim­me stieg zu ei­nem Schrei. Ich schleu­der­te das zer­knüll­te Pa­pier von mir, klet­ter­te auf den Kamm zu­rück, um mei­ne Rich­tung zu fin­den, und sprang dann mit al­lem Wil­len, der in mir war, auf das Zei­chen zu, das ich zu­rück­ge­las­sen hat­te, und das jetzt fern und dun­kel schon am Ran­de des Schat­tens lag.

 

Sprung, Sprung, Sprung, und je­der Sprung dau­er­te schier sie­ben Jah­re.

Vor mir sank und sank der blei­che, schlan­ge­num­gür­te­te Bo­gen der Son­ne, und der vor­rücken­de Schal­ten flog, um die Sphä­re zu fas­sen, ehe ich sie er­rei­chen konn­te. Ich war noch zwei Mei­len ent­fernt, hun­dert Sprün­ge oder mehr, und die Luft um mich wur­de dün­ner, wie sie un­ter ei­ner Luft­pum­pe dün­ner wird, und die Käl­te griff mir nach den Glie­dern. Aber wäre ich ge­stor­ben, ich wäre im Sprung ge­stor­ben. Ein­mal, und dann öf­ter, glitt mein Fuß auf dem fal­len­den Schnee aus, als ich sprang, und das ver­kürz­te mei­nen Sprung; ein­mal sprang ich zu kurz und fiel in Bü­sche, die in Staub­split­ter und Nichts zer­krach­ten und zer­bra­chen, und ein­mal stol­per­te ich im Fall und roll­te kopf­über in eine Schlucht und blu­te­te, als ich, zer­quetscht und über mei­ne Rich­tung un­ge­wiss, wie­der auf­stand.

Aber sol­che Zwi­schen­fäl­le wa­ren wie nichts ge­gen die Zei­ten, die furcht­ba­ren Pau­sen, wäh­rend de­rer man durch die Luft auf jene stei­gen­de Flut der Nacht zu­flog. Mein Atem wur­de zu ei­nem pfei­fen­den Geräusch, und es war, als wir­bel­ten mir Mes­ser in den Lun­gen. Das Herz schi­en mir ge­gen den höchs­ten Punkt des Schä­dels zu po­chen. »Wer­de ich sie er­rei­chen? O Him­mel! wer­de ich sie er­rei­chen?«

Mein gan­zes We­sen wur­de Angst.

»Leg dich hin!«, schrie mein Schmerz und mei­ne Verzweif­lung, »leg dich hin!«

Je nä­her ich mich hin­ar­bei­te­te, umso furcht­ba­rer fern er­schi­en sie. Ich war taub, ich stol­per­te, ich stieß und schnitt mich und blu­te­te nicht.

Sie kam in Sicht.

Ich fiel auf alle Vie­re, und mei­ne Lun­gen pfif­fen.

Ich kroch. Der Reif sam­mel­te sich mir auf den Lip­pen, Eis­zap­fen hin­gen mir am Schnurr­bart, ich war weiß von der ge­frie­ren­den At­mo­sphä­re.

Ich war zwölf Me­ter von ihr ent­fernt. Die Au­gen wa­ren mir dun­kel ge­wor­den. »Leg dich hin!«, schrie die Verzweif­lung, »leg dich hin!«

Ich be­rühr­te sie und blieb ste­hen. »Zu spät!«, schrie die Verzweif­lung, »leg dich hin!«

Ich kämpf­te steif da­ge­gen. Ich saß auf dem Rand des Ein­stei­ge­lochs, ein ver­dumm­tes, halb­to­tes We­sen. Rings um mich war der Schnee. Ich schob mich hin­ein. Drin­nen war noch ein we­nig wär­me­re Luft.

Die Schnee­flo­cken – die Luft­flo­cken – tanz­ten um mich her­ein, als ich mit er­star­ren­den Fin­gern den De­ckel ein­zu­schie­ben ver­such­te und ihn fest und hart ein­schub. Ich schluchz­te. »Ich will«, schnat­ter­te ich zwi­schen den Zäh­nen. Und dann wand­te ich mich mit Fin­gern, die zit­ter­ten und sich ge­brech­lich an­fühl­ten, zu den Ja­lou­sie­knöp­fen.

Als ich an den Häh­nen tas­te­te – denn ich hat­te sie noch nie zu­vor ge­hand­habt – konn­te ich durch das trop­fen­de Glas dun­kel die blen­dend ro­ten Strei­fen­strah­len der Son­ne se­hen, die durch den Schnee­sturm tanz­ten und fla­cker­ten, und die schwar­zen Ge­stal­ten des Buschwerks, die sich un­ter dem sich meh­ren­den Schnee ver­dich­te­ten, beug­ten und bra­chen. Dich­ter wir­bel­te der Schnee und dich­ter, schwarz ge­gen das Licht. Wie, wenn noch jetzt die Knöp­fe mir wi­der­stan­den?

Dann knips­te mir et­was un­ter den Hän­den, und im Nu war die­se letz­te Vi­si­on der Mond­welt mei­nen Au­gen ver­bor­gen. Ich saß in der Stil­le und im Dun­kel der in­ter­pla­ne­ta­ri­schen Sphä­re.

20 – Mr. Bedford im unendlichen Raum

Es war fast, als sei ich ge­tö­tet ge­we­sen. Wirk­lich könn­te ich mir vor­stel­len, dass ein plötz­lich und ge­walt­sam Ge­tö­te­ter so ziem­lich füh­len wür­de, was ich fühl­te. Ei­nen Mo­ment eine Lei­den­schaft der Exis­tenz in To­des­qual und Angst; im nächs­ten Dun­kel und Stil­le, we­der Licht noch Le­ben noch Son­ne, Mond oder Ster­ne, das lee­re Unend­li­che. Ob­gleich die Sa­che durch mei­nen ei­ge­nen Akt ge­sch­ah, ob­gleich ich eben die­se Wir­kung schon in Ca­vors Ge­sell­schaft ge­kos­tet hat­te, fühl­te ich mich er­staunt, be­täubt und über­wäl­tigt. Mir war, ich wür­de in eine un­ge­heu­re Dun­kel­heit em­por­ge­tra­gen. Mei­ne Fin­ger schweb­ten von den Knöp­fen zu­rück, ich hing wie ver­nich­tet, und schließ­lich stieß ich sehr sanft und weich ge­gen den Bal­len und die gol­de­ne Ket­te und die He­be­stan­gen, die in die Mit­te der Sphä­re ge­trie­ben wa­ren.

Ich weiß nicht, wie lan­ge das in An­spruch ge­nom­men hat­te. In der Sphä­re war die ir­di­sche Zei­t­emp­fin­dung na­tür­lich noch mehr als auf dem Mond un­wirk­sam ge­macht. Bei der Berüh­rung mit dem Bal­len war es mir, als wer­de ich aus ei­nem traum­lo­sen Schlaf ge­weckt. Mir war so­fort klar, wenn ich wach und am Le­ben blei­ben woll­te, muss­te ich Licht ma­chen oder ein Fens­ter öff­nen, so­dass ich ir­gend et­was mit den Au­gen fas­sen konn­te. Und au­ßer­dem fror mich. Ich stieß mich also von dem Bal­len ab, klam­mer­te mich an die dün­nen Schnü­re in­ner­halb des Gla­ses, kroch bis zum Ran­de des Ein­stei­ge­lochs und er­hielt so die Rich­tung zu den Licht- und Ja­lou­sie­knöp­fen hin, stieß mich ab, flog ein­mal um den Bal­len her­um, wur­de von et­was Großem und Wei­chem er­schreckt, was lose schweb­te, fass­te die Schnü­re ganz dicht bei den Knöp­fen mit der Hand und er­reich­te sie. Zu­nächst zün­de­te ich die klei­ne Lam­pe an, um zu se­hen, was das war, wo­mit ich kol­li­diert war, und ent­deck­te jene alte Num­mer der Lloy­d’s News, die ihre Veran­ke­rung ver­lo­ren hat­te und nun frei im Rau­me schweb­te. Das brach­te mich wie­der aus dem Unend­li­chen zu mei­nen ei­ge­nen rech­ten Ver­hält­nis­sen zu­rück. Ich muss­te eine Zeit lang la­chen und keu­chen und kam da­durch auf den Ge­dan­ken, ein we­nig Sau­er­stoff aus ei­nem der Zy­lin­der her­aus­zu­las­sen. Dann setz­te ich den Hei­zer in Gang, bis mir warm war, und dar­aus aß ich. Dann mach­te ich mich in sehr vor­sich­ti­ger Wei­se an die Ca­vo­rit­ja­lou­si­en, um zu se­hen, ob ich ir­gend­wie er­ra­ten konn­te, wie die Sphä­re flog.

Die ers­te Ja­lou­sie, die ich öff­ne­te, schloss ich so­fort wie­der, und ich war eine Zeit lang von dem Son­nen­licht, das mich ge­trof­fen hat­te, be­täubt und ge­blen­det. Nach ein we­nig Über­le­gung mach­te ich mich an die Fens­ter im rech­ten Win­kel zu die­sem, und das zwei­te Mal er­hielt ich die große Mond­si­chel und die klei­ne Erd­si­chel da­hin­ter. Ich war ver­blüfft dar­über, wie weit ich vom Mond ent­fernt war. Ich hat­te nicht nur dar­auf ge­rech­net, dass ich we­nig oder nichts von dem »Stoß« er­hal­ten wür­de, den uns bei un­se­rem Aus­bruch die At­mo­sphä­re der Erde ge­ge­ben hat­te, son­dern dass auch der tan­gen­tia­le »Schwung« der Mon­d­ro­ta­ti­on we­nigs­tens acht­und­zwan­zig­mal ge­rin­ger wäre als der der Erde. Ich hat­te er­war­tet, zu se­hen, dass ich über un­se­rem Kra­ter hing und am Ran­de der Nacht, aber all das war jetzt nur noch ein Teil des Um­ris­ses der wei­ßen Si­chel, die den Him­mel füll­te. Und Ca­vor – –?

Er war schon von un­end­li­cher Klein­heit.

Ich ver­such­te, mir vor­zu­stel­len, was ihm be­geg­net sein moch­te. Aber ich konn­te mir nichts an­de­res den­ken als den Tod. Mir war, ich sah ihn ge­krümmt und zer­schmet­tert am Fuß ei­ner end­los ho­hen Kas­ka­de des Blaus. Und rings um ihn starr­ten die stu­pi­den In­sek­ten …

Un­ter dem in­spi­rie­ren­den Ein­flus­se der schwe­ben­den Zei­tung wur­de ich wie­der auf eine Zeit lang prak­tisch. Mir war ganz klar, was ich tun muss­te, zur Erde zu­rück­keh­ren, aber so­weit ich se­hen konn­te, flog ich von ihr fort. Was Ca­vor auch ge­sche­hen war, selbst wenn er noch leb­te, was mir nach je­nem blut­be­fleck­ten Zet­tel un­mög­lich schi­en, ich war ohn­mäch­tig, ihm zu hel­fen. Dort hin­ten war er, le­ben­dig oder tot un­ter dem Man­tel je­ner strah­len­lo­sen Nacht, und dort muss­te er blei­ben, we­nigs­tens, bis ich un­se­re Mit­menschen zu sei­ner Hil­fe her­bei­ru­fen konn­te. Soll­te ich das tun? Et­was der Art hat­te ich im Sinn; wenn es mög­lich war, auf die Erde zu­rück­zu­keh­ren, und dann, wie es rei­fe­re Über­le­gung be­schlie­ßen moch­te, ent­we­der die Sphä­re ein paar dis­kre­ten Men­schen zei­gen und er­klä­ren und mit ih­nen han­deln, oder aber mein Ge­heim­nis be­hal­ten, mein Gold ver­kau­fen, Waf­fen, Vor­rä­te und einen As­sis­ten­ten er­wer­ben, und mit die­sen Vor­tei­len aus­ge­rüs­tet zu­rück­keh­ren, um dem ge­brech­li­chen Mond­volk bei mei­nem Kampf ge­wach­sen zu sein, Ca­vor zu be­frei­en, wenn das noch mög­lich war, und auf je­den Fall eine ge­nü­gen­de Men­ge Gol­des mit­zu­neh­men, um mei­ne künf­ti­gen Un­ter­neh­mun­gen auf eine fes­te­re Ba­sis zu stel­len. Aber das hieß weit hof­fen, erst muss­te ich zu­rück­kom­men.

Ich mach­te mich dar­an, nun erst ge­nau­er zu ent­schei­den, wie die Rück­kehr zur Erde be­werk­stel­ligt wer­den konn­te. Als ich mit die­sem Pro­blem rang, quäl­te ich mich nicht mehr mit dem ab, was ich tun soll­te, wenn ich hin­kam. Schließ­lich war mei­ne ein­zi­ge Sor­ge die, zu­rück­zu­kom­men.

Ich über­leg­te mir schließ­lich, die bes­te Mög­lich­keit für mich sei die, so nahe ich wa­gen konn­te, zum Mond zu­rück­zu­fal­len, um Ge­schwin­dig­keit zu er­lan­gen, dann mei­ne Fens­ter zu schlie­ßen und an ihm vor­bei­zu­flie­gen, und wenn ich vor­bei war, mei­ne Fens­ter erd­wärts zu öff­nen, und so mit gu­tem Schritt heim­wärts da­von­zu­flie­gen. Aber ob ich die Erde auf die­se Art je­mals er­rei­chen wür­de, oder ob ich nicht ein­fach in ei­ner hy­per­bo­li­schen oder pa­ra­bo­li­schen Kur­ve oder ir­gend­wie um sie her­um­schwin­gen wür­de, ver­moch­te ich nicht zu sa­gen. Spä­ter hat­te ich einen glück­li­chen Ein­fall, und da­durch, dass ich ge­wis­se Fens­ter nach dem Mon­de zu öff­ne­te, der am Him­mel vor der Erde er­schie­nen war, wand­te ich mei­nen Flug in der Wei­se seit­wärts, dass ich der Erde ent­ge­gen­kam, denn mir war of­fen­bar ge­wor­den, dass ich ohne ein sol­ches Aus­kunfts­mit­tel an ihr hät­te vor­bei­flie­gen müs­sen. Ich voll­führ­te eine Men­ge kom­pli­zier­ten Den­kens über die­se Pro­ble­me – denn ich bin kein Ma­the­ma­ti­ker – und schließ­lich bin ich si­cher, dass mich viel­mehr mein gu­tes Glück als mei­ne Schlüs­se be­fä­hig­ten, die Erde zu tref­fen. Hät­te ich die ma­the­ma­ti­schen Chan­cen ge­gen mich da­mals ge­kannt, wie ich sie jetzt ken­ne, so ist mir zwei­fel­haft, ob ich mir auch nur die Mühe ge­macht hät­te, die Knöp­fe zu be­rüh­ren, um es zu ver­su­chen. Und als ich aus­ge­klü­gelt hat­te, was ich für das Rich­ti­ge hielt, öff­ne­te ich alle mei­ne Fens­ter mond­wärts und kau­er­te mich nie­der – die An­stren­gung hob mich eine Zeit lang ei­ni­ge Fuß oder so in die Luft und ich blieb dort auf die son­der­bars­te Art hän­gen – und war­te­te, dass die Si­chel grö­ßer und grö­ßer wer­den soll­te, bis ich fühl­te, dass ich ihr nahe ge­nug sei. Dann woll­te ich die Fens­ter schlie­ßen, mit der Ge­schwin­dig­keit, die er mir ge­ge­ben hat­te, am Mond vor­bei­zu­flie­gen – wenn ich nicht auf ihm zer­schmet­ter­te – und so zur Erde wei­ter­wan­dern.

Und so mach­te ich es.

Schließ­lich fühl­te ich, dass mein Schwung mond­wärts ge­nüg­te. Ich schloss den Mond aus mei­ne Ge­sichts­feld aus und setz­te mich in ei­nem Geis­tes­zu­stand, der, wie ich mich jetzt er­in­ne­re, von Angst oder ir­gend­wel­cher Be­klem­mung un­glaub­lich frei war, hin, um in die­sem klei­nen Staub­korn der Ma­te­rie im un­end­li­chen Raum eine Wa­che zu be­gin­nen, die dau­ern soll­te, bis ich die Erde be­rüh­ren wür­de. Der Hei­zer hat­te die Sphä­re er­träg­lich er­wärmt, die Luft war durch den Sau­er­stoff er­frischt, und ab­ge­se­hen von der leich­ten Kon­ge­s­ti­on im Kopf, die mich nicht ver­las­sen hat­te, so­lan­ge ich von der Erde fort war, fühl­te ich völ­li­ges phy­si­sches Be­ha­gen. Ich hat­te das Licht wie­der ver­löscht, da­mit es mir nicht schließ­lich ver­sag­te, ich saß, ab­ge­se­hen vom Erd­schein und dem Glit­zern der Ster­ne un­ter mir, im Dun­keln. Al­les war so ab­so­lut still, dass ich wirk­lich das ein­zi­ge We­sen im All hät­te sein kön­nen, und doch hat­te ich selt­sa­mer­wei­se so we­nig die Emp­fin­dung der Ein­sam­keit oder Furcht, wie wenn ich aus der Erde im Bett ge­le­gen hät­te. Und das er­scheint mir nur umso merk­wür­di­ger, als die Emp­fin­dung mei­ner ab­so­lu­ten Ver­las­sen­heit wäh­rend der letz­ten Stun­den in je­nem Mond­kra­ter bis zur To­des­qual ge­stie­gen war …

So un­glaub­lich es schei­nen wird, die­ser Zeit­raum, den ich im Raum ver­brach­te, steht in kei­ner­lei Ver­hält­nis zu ir­gend­wel­chem an­de­ren Zeit­raum in mei­nem Le­ben. Bis­wei­len schi­en es, als säße ich dort un­er­mess­li­che Ewig­kei­ten hin­durch, ir­gend­ei­nem Gott auf ei­nem Lo­tos­blat­te gleich, und dann wie­der, als sei es nur eine mo­men­ta­ne Pau­se, wäh­rend der ich vom Mond zur Erde sprang. In Wirk­lich­keit dau­er­te es ei­ni­ge Wo­chen ir­di­scher Zeit. Aber wäh­rend die­ser Zeit hat­te ich mit Sor­ge und Angst, Hun­ger oder Furcht ab­ge­schlos­sen. Ich schweb­te, und ich dach­te mit selt­sa­mer Wei­te und Frei­heit an al­les, was wir durch­ge­macht hat­ten, und an mein gan­zes Le­ben und an all mei­ne Mo­ti­ve und die ge­hei­men Er­geb­nis­se mei­nes We­sens. Ich schi­en mir sel­ber grö­ßer und grö­ßer ge­wor­den zu sein, je­des Ge­fühl der Be­we­gung ver­lo­ren zu ha­ben; un­ter den Ster­nen zu schwim­men; und fort­wäh­rend lag die Emp­fin­dung von der Klein­heit der Erde und von der un­end­li­chen Klein­heit mei­nes Le­bens auf ihr in mei­nen Ge­dan­ken ein­ge­schlos­sen.

 

Ich kann mir nicht an­ma­ßen, die Din­ge, die in mei­nem Geis­te vor­gin­gen, zu er­klä­ren. Ohne Zwei­fel wür­den sie sich alle di­rekt oder in­di­rekt auf die son­der­ba­ren phy­si­ka­li­schen Ver­hält­nis­se zu­rück­füh­ren las­sen, un­ter de­nen ich leb­te. Ich gebe sie hier nur als das, was sie sind, und ohne Kom­men­tar. Das Auf­fallends­te dar­an war ein durch­drin­gen­der Zwei­fel an mei­ner ei­ge­nen Iden­ti­tät. Ich war, wenn ich es so aus­drücken darf, von Bed­ford los­ge­löst; ich blick­te auf Bed­ford als auf et­was Tri­via­les, Zu­fäl­li­ges her­ab, mit dem ich eben in Ver­bin­dung stand. Ich sah Bed­ford in vie­len Be­zie­hun­gen – als einen Esel oder als ein ar­mes Vieh, wo ich bis­her ge­neigt ge­we­sen war, ihn mit ei­nem ru­hi­gen Stolz als einen sehr geist­vol­len oder ziem­lich zwin­gen­den Men­schen an­zu­se­hen. Ich sah ihn nicht nur als einen Esel, son­dern als den Sohn vie­ler Ge­ne­ra­tio­nen von Eseln. Ich ging sei­ne Schul­ta­ge und sei­ne frü­he­re Mann­heit durch, und sei­ne ers­te Be­geg­nung mit der Lie­be, ziem­lich so, wie man die Un­ter­neh­mun­gen ei­ner Amei­se im San­de durch­gehn moch­te … Et­was von je­ner Pe­ri­ode der Hel­le hängt zu mei­nem Be­dau­ern noch um mich, und ich zweifle, ob ich die voll­lei­bi­ge Selbst­zu­frie­den­heit mei­ner frü­he­ren Tage je wie­der­er­lan­gen wer­de. Aber da­mals war die Sa­che nicht im ge­rings­ten schmerz­lich, weil ich jene au­ßer­or­dent­li­che Über­zeu­gung hat­te, dass ich tat­säch­lich so we­nig Bed­ford sei, wie ir­gend­je­mand sonst, son­dern nur ein Geist, der durch die stil­le Hei­ter­keit des Raums schweb­te. Wa­rum soll­ten mich die Män­gel die­ses Bed­ford stö­ren? Ich war we­der für ihn noch für sie ver­ant­wort­lich.

Eine Zeit lang rang ich ge­gen die­se wirk­lich sehr gro­tes­ke Täu­schung. Ich ver­such­te, das Ge­dächt­nis leb­haf­ter Mo­men­te, zärt­li­cher oder in­ten­si­ver Ge­füh­le zu Hil­fe zu ru­fen; ich fühl­te, wenn ich einen ein­zi­gen ech­ten Stich der Emp­fin­dung wach­ru­fen könn­te, wür­de die wach­sen­de Tren­nung auf­hö­ren. Aber das konn­te ich nicht. Ich sah Bed­ford Chan­ce­ry Lane hin­un­ter­stür­men, den Hut auf dem Hin­ter­kop­fe, die Rock­schö­ße flie­gend: en rou­te zu sei­nem öf­fent­li­chen Ex­amen. Ich sah ihn sich vor an­de­ren ähn­li­chen klei­nen Ge­schöp­fen in je­ner vol­len Gos­se von Men­schen du­cken, ge­gen sie pral­len, sie so­gar grü­ßen. Ich? Ich sah Bed­ford am glei­chen Abend im Wohn­zim­mer ei­ner ge­wis­sen Dame, und sein Hut lag auf dem Tisch ne­ben ihm, und er hat­te die Bürs­te arg nö­tig, und Bed­ford war in Trä­nen. Ich? Ich sah ihn mit je­ner Dame in ver­schie­de­nen Hal­tun­gen und Er­re­gun­gen – ich hat­te mich noch nie so los­ge­löst ge­fühlt … Ich sah ihn nach Lym­pne da­vo­nei­len, um ein Dra­ma zu schrei­ben, Ca­vor an­re­den und in sei­nen Hemds­är­meln an der Sphä­re ar­bei­ten und nach Can­ter­bu­ry hin­aus­ge­hen, weil er sich mit­zu­kom­men fürch­te­te! Ich? Ich glaub­te es nicht.

Ich über­leg­te mir noch, all dies sei­en Hal­lu­zi­na­tio­nen in­fol­ge mei­ner Ein­sam­keit und der Tat­sa­che, dass ich all mein Ge­wicht und je­des Ge­fühl des Wi­der­stan­des ver­lo­ren hat­te. Ich be­müh­te mich, die­ses Ge­fühl wie­der­zu­er­lan­gen, in­dem ich mich in der Sphä­re um­hers­tieß, in­dem ich mir die Hän­de kniff und sie zu­sam­men­press­te. Un­ter an­de­rem mach­te ich Licht und las jene über­zeu­gend rea­lis­ti­schen An­non­cen in der zer­ris­se­nen Num­mer der Lloy­d’s News, über das Fahr­rad, über den Herrn von pri­va­ten Mit­teln und die Dame in Not, die jene »Ga­beln und Löf­fel« ver­kau­fen woll­te. Es war kein Zwei­fel, sie exis­tier­te si­cher ge­nug, und ich sag­te: »Dies ist dei­ne Welt, und du bist Bed­ford, und du kehrst zu­rück, um den gan­zen Rest dei­nes Le­bens un­ter sol­chen Din­gen zu le­ben.« Aber die Zwei­fel in mir konn­ten noch gel­tend ma­chen: »Nicht du liest das, son­dern Bed­ford, aber du bist nicht Bed­ford, wie du weißt. Da liegt ge­ra­de der Feh­ler.«

»Zum Hen­ker!«, rief ich, »und wenn ich nicht Bed­ford bin, was bin ich da?«

Aber in der Rich­tung kam kein Licht, ob­gleich mir die son­der­bars­ten Ein­bil­dun­gen ins Ge­hirn ge­trie­ben ka­men, wun­der­li­che fer­ne Arg­wöh­ne, Schat­ten gleich, die man von fer­ne sieht. Wis­sen Sie, ich hat­te eine Art Idee, dass ich wirk­lich et­was war, was nicht nur ganz au­ßer­halb der Welt, son­dern al­ler Wel­ten lag, und au­ßer­halb von Raum und Zeit, und dass die­ser arme Bed­ford nur ge­ra­de ein Guck­loch war, durch das ich aufs Le­ben blick­te …

Bed­ford! So sehr ich ihn auch ver­leug­ne­te, ich war ge­wiss­lich mit ihm zu­sam­men­ge­bun­den und ich wuss­te, wo auch im­mer, oder was auch im­mer ich fein moch­te, ich muss­te stets den Druck sei­ner Wün­sche füh­len und all sei­ne Freu­den und Lei­den mit­füh­len, bis sein Le­ben en­den wür­de. Und mit Bed­fords Tode – was dann? …

Ge­nug von die­ser merk­wür­di­gen Pha­se mei­ner Er­leb­nis­se! Ich er­zäh­le das hier ein­fach, um zu zei­gen, wie die Iso­la­ti­on und die Ent­fer­nung von die­sem Pla­ne­ten nicht nur die Funk­tio­nen und Emp­fin­dun­gen je­des Kör­per­or­gans, son­dern auch den gan­zen Bau des Geis­tes mit selt­sa­men und un­ge­ahn­ten Stö­run­gen be­rühr­te. Wäh­rend des gan­zen grö­ße­ren Teils je­ner un­ge­heu­ren Rei­se durch den Raum dach­te ich im­mer­fort an sol­che im­ma­te­ri­el­len Din­ge wie die­se, hing ich da, los­ge­löst und apa­thisch, ein wol­ken­haf­ter Me­ga­lo­ma­ne gleich­sam, zwi­schen Ster­nen und Pla­ne­ten in der Lee­re des Raums; und nicht nur die Welt, in die ich zu­rück­kehr­te, son­dern auch die blau­er­leuch­te­ten Höh­len der Se­le­ni­ten, ihre Helm­ge­sich­ter, ihre gi­gan­ti­schen und wun­der­ba­ren Ma­schi­nen und das Schick­sal Ca­vors, der hilf­los in jene Welt hin­ein­ge­schleppt war, er­schie­nen mir als un­end­lich win­zi­ge und völ­lig tri­via­le Din­ge.

Bis ich schließ­lich die vol­le Zug­kraft der Erde auf mei­nem We­sen fühl­te, die mich in das Le­ben zu­rück­zog, das für die Men­schen wirk­lich ist. Und da wur­de es mir frei­lich im­mer kla­rer, dass ich schließ­lich doch ganz si­cher Bed­ford war, und dass ich nach er­staun­li­chen Aben­teu­ern in die­se un­se­re Welt zu­rück­kehr­te und ein Le­ben be­saß, das ich sehr wahr­schein­lich bei die­ser Rück­kehr ver­lie­ren muss­te. Ich be­gann die Be­din­gun­gen aus­zu­klü­geln, un­ter de­nen ich auf die Erde fal­len muss­te.

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