H. G. Wells – Gesammelte Werke

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»Es mag son­der­bar sein, aber es ist doch kein Ver­bre­chen. Wa­rum wer­de ich von der Po­li­zei in sol­cher Wei­se an­ge­grif­fen – –«

»Ah, das ist ein an­de­res Ka­pi­tel«, ent­geg­ne­te Jaf­fers. »Bei die­ser Be­leuch­tung ist es al­ler­dings schwer, Sie zu se­hen, aber ich habe einen Ver­haft­be­fehl, und der ist ganz in Ord­nung. Wo­hin­ter ich her bin, ist nicht Un­sicht­bar­keit, son­dern Raub. Es ist in ei­nem Hau­se ein­ge­bro­chen und Geld ge­raubt wor­den.«

»Nun?«

»Und die Um­stän­de wei­sen deut­lich dar­auf hin – –«

»Blöd­sinn«, sag­te der Un­sicht­ba­re.

»Das hof­fe ich, Herr, aber ich habe den Be­fehl – –«

»Gut«, ent­geg­ne­te der Frem­de, »ich gehe mit Ih­nen. Ich gehe – aber kei­ne Hand­schel­len.«

»Es ist die Re­gel!«, sag­te Jaf­fers.

»Kei­ne Hand­schel­len!«, wie­der­hol­te der Frem­de.

»Ver­zei­hen Sie«, be­gann Jaf­fers.

Plötz­lich ließ sich die Ge­stalt nie­der und be­vor je­mand be­griff, in wel­cher Ab­sicht, la­gen Schu­he, So­cken und Bein­klei­der un­ter dem Tisch. Dann sprang sie wie­der auf und warf ih­ren Rock ab.

»Halt da!«, rief Jaf­fers, der plötz­lich be­griff, was vor sich ging. Er pack­te die Wes­te, sie wehr­te sich, das Hemd schlüpf­te her­aus und die ers­te­re blieb ihm leer in der Hand zu­rück. »Hal­tet ihn!«, schrie Jaf­fers, »so­bald er die Sa­chen ab­wirft – – –«

»Hal­tet ihn!«, schri­en alle und stürz­ten sich auf das flat­tern­de wei­ße Hemd, das ein­zi­ge von der gan­zen Ge­stalt, das noch sicht­bar ge­blie­ben war.

Der Hem­d­är­mel ver­setz­te Mr. Hall einen wohl­ge­ziel­ten Schlag in das Ge­sicht, der des­sen An­nä­he­rungs­ver­su­chen ein Ende mach­te und ihn ge­gen den al­ten Tooth­so­me, den Dorf­küs­ter, schleu­der­te. Im nächs­ten Au­gen­blick wur­de das Hemd em­por­ge­ho­ben und bausch­te sich in der Luft. Jaf­fers griff da­nach, half aber nur es aus­zie­hen. Ein Schlag aus der Luft traf ihn auf den Mund; ohne sich zu be­sin­nen, er­hob er sei­nen Knüt­tel und schlug Ted­dy Hen­frey hef­tig mit­ten auf den Kopf.

»Auf­ge­passt!«, rief man, aufs Ge­ra­te­wohl zu­schla­gend, ohne et­was zu tref­fen. »Hal­tet ihn!«, »Schließt die Tür!«, »Lasst ihn nicht durch!«, »Ich habe et­was!«, »Hier ist er!«. Ein voll­kom­me­nes Ba­bel ent­stand, auf alle ha­gel­te es Schlä­ge, als San­dy Wad­gers, klug wie im­mer – sein Ver­stand war durch einen hef­ti­gen Schlag auf die Nase noch ge­schärft wor­den – die Tür öff­ne­te und das Si­gnal zur Flucht gab. Die an­de­ren, die ihm in wil­dem Durchein­an­der folg­ten, wur­den einen Au­gen­blick zwi­schen den Tür­pfos­ten ein­ge­keilt, wo­bei das Sto­ßen und Schla­gen fort­dau­er­te, Phipps, dem Uni­ta­ri­er, wur­de ein Vor­der­zahn aus­ge­schla­gen, und Hen­frey an der Ohr­mu­schel ver­letzt, Jaf­fers be­kam einen Schlag auf die Kinn­ba­cken, und als er sich um­wen­de­te, er­wi­sch­te er et­was, was sich bei dem Kamp­fe zwi­schen ihn und Hux­ter stell­te und sie von­ein­an­der trenn­te. Er fühl­te eine mus­ku­lö­se Brust, und im nächs­ten Au­gen­blick stürz­te sich die gan­ze Mas­se kämp­fen­der, er­reg­ter Män­ner in die dicht­ge­dräng­te Vor­hal­le.

»Ich hab’ ihn!«, schrie Jaf­fers halb er­stickt und tau­melnd, mit pur­pur­ro­tem Ge­sicht und schwel­len­den Adern ge­gen sei­nen un­sicht­ba­ren Feind an­kämp­fend.

Die Leu­te wi­chen rechts und links aus, als sich der selt­sa­me Kampf schnell ge­gen die Haus­tür be­weg­te und auf den we­ni­gen Stu­fen, die zur Stra­ße hin­ab­führ­ten, sich fort­spann. Jaf­fers schrie, als ob er ge­würgt wür­de, hielt aber nichts­de­sto­we­ni­ger fest und ließ sein Knie spie­len. End­lich über­stürz­te er sich und fiel kopf­über zu Bo­den. Erst dann ver­lo­ren sei­ne Fin­ger ih­ren Halt.

Man hör­te auf­ge­reg­tes Stim­men­ge­wirr. »Hal­tet ihn!«, »Der Un­sicht­ba­re!«, usw., und ein jun­ger Bur­sche, ein Orts­frem­der, des­sen Name nicht fest­ge­stellt wer­den konn­te, dräng­te sich vor, er­griff et­was, ließ es fah­ren und stürz­te über den Kör­per des am Bo­den lie­gen­den Gen­darmen. Mit­ten auf der Stra­ße kreisch­te eine Frau auf, als ein Et­was sie bei­sei­te stieß. Ein Hund, der au­gen­schein­lich einen Fuß­tritt be­kom­men hat­te, kläff­te und rann­te bel­lend in Hux­ters Hof, und da­mit war die Flucht des Un­sicht­ba­ren ge­lun­gen. Eine Zeit lang blie­ben die Leu­te ver­blüfft und leb­haft ges­ti­ku­lie­rend ste­hen, dann kam die Furcht über sie und zer­streu­te sie durchs Dorf, wie ein Wind­stoß, der die wel­ken Blät­ter her­um­wir­belt. Aber Jaf­fers lag still mit auf­wärts ge­rich­te­tem Ant­litz und ge­bo­ge­nen Kni­en am Fuße der Stu­fen, die zum Wirts­haus führ­ten.

8. Kapitel – Auf dem Wege

Das ach­te Ka­pi­tel ist au­ßer­or­dent­lich kurz und er­zählt, dass Gib­bins, der in der gan­zen Ge­gend be­kann­te Na­tur­for­scher, wel­cher auf der wei­ten, of­fe­nen Düne lag – wie er glaub­te, der ein­zi­ge Mensch auf Mei­len im Um­kreis – und bei­na­he ein­ge­schlum­mert war, ganz nahe bei sich einen Men­schen hus­ten, nie­sen und dann wild flu­chen hör­te. Er sah auf, ohne et­was zu er­bli­cken. Und doch war die Stim­me un­be­streit­bar da. Sie fuhr fort, mit je­ner Aus­dau­er und Reich­hal­tig­keit der Aus­drücke zu flu­chen, wel­che den ge­bil­de­ten Men­schen aus­zeich­net. Die Stim­me kam zu ei­nem Hö­he­punkt, wur­de schwä­cher und erstarb end­lich in der Ent­fer­nung, wie es schi­en, in der Rich­tung ge­gen Ad­der­de­an zu. Noch ein­mal er­hob sich das Geräusch zu ei­nem Hus­ten­an­fall, dann en­de­te es. Gib­bins hat­te nichts von den Er­eig­nis­sen des Mor­gens ge­hört, aber je­nes Phä­no­men war so merk­wür­dig und be­un­ru­hi­gend, dass sei­ne phi­lo­so­phi­sche Ruhe schwand. Er stand has­tig auf und eil­te, so schnell er konn­te, den stei­len Hü­gel hin­un­ter, dem Dor­fe zu.

9. Kapitel – Mr. Thomas Marvel

Man muss sich Mr. Tho­mas Mar­vel als einen Men­schen mit be­weg­li­chen, leicht ver­än­der­li­chen Ge­sichts­zü­gen, vor­sprin­gen­der, ge­bo­ge­ner Nase, gie­ri­gem, brei­tem Trief­maul und un­ge­heu­rem, strup­pi­gem Bart vor­stel­len. Sei­ne Ge­stalt neig­te zur Wohl­be­leibt­heit, und sei­ne kur­z­en Bei­ne lie­ßen die­se An­la­ge noch mehr her­vor­tre­ten. Er trug einen ab­ge­nutz­ten Zy­lin­der­hut, und die häu­fi­ge Ver­wen­dung von Bind­fä­den und Schuhrie­men, an­statt von Knöp­fen, an be­son­ders in die Au­gen fal­len­den Stel­len sei­nes An­zugs ließ leicht den Jung­ge­sel­len er­ra­ten.

Mr. Tho­mas Mar­vel saß, die Füße im Stra­ßen­gra­ben, auf der Land­stra­ße, die über die Dü­nen nach Ad­der­de­an führt, un­ge­fähr eine und eine hal­be Mei­le von Iping ent­fernt. Bis auf zer­ris­se­ne So­cken wa­ren sei­ne Füße un­be­klei­det; sei­ne großen Ze­hen wa­ren breit und in ste­ter, gleich­sam wach­sa­mer Be­we­gung. In ge­müt­li­chem Tem­po – er tat al­les lang­sam und ge­müt­lich – schick­te er sich eben an, ein Paar Stie­fel an­zu­pro­bie­ren. Sie wa­ren die fes­tes­ten, die er seit lan­ger Zeit be­ses­sen hat­te, aber et­was zu groß; wo­ge­gen jene, die er ab­ge­legt hat­te, bei tro­ckenem Wet­ter sehr an­ge­nehm, für feuch­tes Wet­ter aber zu dünn ge­sohlt wa­ren. Mr. Tho­mas Mar­vel hass­te zu wei­te Schu­he, aber er hass­te auch die Näs­se. Er war sich nie­mals klar dar­über ge­wor­den, was von den bei­den Din­gen ihm wi­der­wär­ti­ger war, und da es ein schö­ner Tag war und er nichts Bes­se­res zu tun hat­te, so stell­te er die vier Stie­fel zier­lich grup­piert auf die Erde und blick­te sie an. Und wie er sie da auf dem Gra­se zwi­schen den em­por­schie­ßen­den Früh­lings­blu­men ste­hen sah, fiel ihm plötz­lich auf, wie ganz be­son­ders häss­lich bei­de Paa­re wa­ren. Er war da­her auch gar nicht er­staunt, eine Stim­me hin­ter sich sa­gen zu hö­ren:

»Stie­fel sind es doch im­mer­hin.«

»Ja­wohl – ge­schenk­te Stie­fel«, ent­geg­ne­te Mr. Tho­mas Mar­vel, den Kopf auf die Sei­te nei­gend und sie ver­ach­tungs­voll an­bli­ckend, »und ich will ver­dammt sein, wenn ich weiß, wel­ches von bei­den im gan­zen ge­seg­ne­ten Wel­tall das häss­lichs­te Paar ist!«

»Hm«, sag­te die Stim­me.

»Ich habe schon schlech­te­re ge­tra­gen – un­ter uns ge­spro­chen – bis­wei­len auch gar kei­ne; aber nie­mals noch so ver­dammt häss­li­che – wenn Sie mir die­sen Aus­druck ge­fäl­ligst ge­stat­ten. Ich bin ta­ge­lang um Stie­fel bet­teln ge­gan­gen – spe­zi­ell um Stie­fel – weil mei­ne mir zu­wi­der wa­ren. Fest ge­nug sind sie, das ist wahr, aber ein zu Fuß rei­sen­der Gent­le­man hat sei­ne Stie­fel so viel vor Au­gen! Und, Sie mö­gen es mir glau­ben oder nicht, ich habe in die­ser gan­zen ge­seg­ne­ten Ge­gend, so­viel ich auch such­te, kei­ne bes­se­ren auf­ge­trie­ben als die­se da. Man braucht sie nur an­zu­se­hen! Und im All­ge­mei­nen ist die Ge­gend doch nicht schlecht, was Stie­fel an­be­trifft. Aber das Glück ist so lau­nen­haft. Seit zehn Jah­ren oder län­ger be­zie­he ich mei­ne Stie­fel aus die­ser Ge­gend. Und dann wird man so be­han­delt.«

»Es ist eine mi­se­ra­ble Ge­gend«, sag­te die Stim­me, »und die Men­schen sind nicht bes­ser als Tie­re!«

»Nicht wahr?«, stimm­te Mr. Mar­vel bei. »Gott, aber die­se Stie­fel! Das ist das Höchs­te!«

Er wen­de­te den Kopf nach rechts, um die Stie­fel des an­de­ren mit den sei­ni­gen zu ver­glei­chen. Doch sie­he da! Wo die Stie­fel sei­nes Ge­fähr­ten hät­ten sein sol­len, wa­ren we­der Bei­ne noch Stie­fel. Er wen­de­te den Kopf nach links – aber auch da wa­ren we­der Bei­ne noch Stie­fel zu fin­den. Die dunkle Ah­nung ei­nes großen Wun­ders däm­mer­te in ihm auf. »Wo sind Sie?«, frag­te er, sich halb auf­rich­tend. Er sah nichts als ein Stück of­fe­nen Lan­des, die Düne, über wel­che der Wind strich, und grü­ne Baum­wip­fel in der Fer­ne.

»Bin ich be­trun­ken?«, sprach Mr. Mar­vel zu sich selbst. »Sehe ich Ge­s­pens­ter? Habe ich mit mir selbst ge­spro­chen? Was zum –«

 

»Er­schre­cken Sie nicht«, sag­te eine Stim­me.

»Bei mir kom­men Sie mit Ih­rer Bauch­red­ne­rei schlecht an«, rief Mr. Tho­mas Mar­vel, schnell auf­sprin­gend. »Wo sind Sie? Er­schre­cken, sehr gut!«

»Er­schre­cken Sie nicht«, wie­der­hol­te die Stim­me.

»Du wirst gleich an­fan­gen zu er­schre­cken, du dum­mer Kerl«, sag­te Tho­mas Mar­vel. »Wo bist du? Wenn ich dich er­wi­sche –!«

»Bist du in die Erde ver­gra­ben?«, frag­te er nach ei­ner Pau­se.

Kei­ne Ant­wort. Aufs höchs­te be­trof­fen stand Mr. Tho­mas Mar­vel da, bar­fuß, mit halb of­fe­ner Ja­cke.

»Pi­wit!«, rief ein Ki­bitz in der Fer­ne.

»›Pi­wit!‹ ja­wohl!«, sag­te Mr. Tho­mas Mar­vel. »Jetzt ist kei­ne Zeit für dum­me Spä­ße!« Im Os­ten und Wes­ten, Nor­den und Sü­den war die Düne wie aus­ge­stor­ben. Die Stra­ße mit ih­ren seich­ten Grä­ben und wei­ßen Grenz­stei­nen lief glatt und men­schen­leer von Nord nach Süd, und bis auf den Vo­gel, der ge­ru­fen hat­te, war auch in der Luft und un­ter dem blau­en Him­mel Stil­le und Ver­las­sen­heit. »Gott ste­he mir bei«, sag­te Mr. Tho­mas Mar­vel, sei­nen Rock zu­knöp­fend, »das kommt vom Trin­ken. Ich hät­te es wis­sen kön­nen.«

»Das kommt nicht vom Trin­ken«, er­wi­der­te die Stim­me. »Neh­men Sie Ihren Mut zu­sam­men.«

»O!«, rief Mr. Mar­vel, und sein Ge­sicht wur­de so bleich, dass die ro­ten Fle­cken in dem­sel­ben noch stär­ker her­vor­tra­ten. »Das kommt vom Trin­ken«, wie­der­hol­ten sei­ne Lip­pen laut­los. Lang­sam zu­rück­tre­tend, blick­te er sich noch im­mer nach al­len Sei­ten um. »Ich hät­te schwö­ren kön­nen, dass ich eine Stim­me hör­te«, flüs­ter­te er.

»Sie hör­ten sie auch.«

»Da kommt es wie­der«, sag­te Mr. Mar­vel, schloss die Au­gen und leg­te mit tra­gi­scher Ge­bär­de die Hand an die Stirn. Plötz­lich wur­de er beim Kra­gen ge­packt und hef­tig ge­schüt­telt; ver­wirr­ter denn je blick­te er um sich.

»Sei­en Sie kein Narr!«, sag­te die Stim­me.

»Ich – habe – mei­nen – ge­seg­ne­ten – Ver­stand – ver­lo­ren!«, jam­mer­te Mr. Mar­vel. »Es hilft nichts. Ich habe mich zu viel über die­se ver­wünsch­ten Stie­fel auf­ge­regt. Ich habe mei­nen gu­ten, ge­sun­den Ver­stand ver­lo­ren. Oder sind es am Ende Ge­s­pens­ter?«

»We­der das eine noch das an­de­re«, ent­geg­ne­te die Stim­me. »So hö­ren Sie doch!«

»Mein Ver­stand!«, seufz­te Mr. Mar­vel.

»Eine Mi­nu­te!«, sag­te die Stim­me ein­dring­lich; doch konn­te man her­aus­hö­ren, wie sie sich müh­sam Zu­rück­hal­tung auf­er­leg­te.

»Nun?«, frag­te Mr. Mar­vel, wo­bei ihm das selt­sa­me Ge­fühl über­kam, als ob je­mand sei­ne Brust be­rüh­re.

»Sie hal­ten mich also für eine Täu­schung, ein Trug­bild?«

»Was könn­ten Sie sonst sein?«, frag­te Mr. Tho­mas Mar­vel, sich die Nase rei­bend.

»Schön«, sag­te die Stim­me mit dem Tone der Er­leich­te­rung, »dann wer­de ich so lan­ge Kie­sel­stei­ne auf Sie wer­fen, bis Sie Ihre Mei­nung än­dern.«

»Aber wo sind Sie denn?«

Die Stim­me gab kei­ne Ant­wort. Flugs kam ein Kie­sel­stein, wie es schi­en, aus der Luft, und flog um ei­nes Haa­res Brei­te an Mr. Mar­vels Schul­ter vor­bei. Als die­ser sich um­wen­de­te, sah er einen zwei­ten Kie­sel­stein auf­sprin­gen, eine krum­me Li­nie in der Luft be­schrei­ben, einen Au­gen­blick lang still­ste­hen und dann mit schwin­del­er­re­gen­der Schnel­lig­keit auf sei­nen Fuß nie­der­fal­len. Mr. Mar­vel war zu ver­blüfft, um aus­zu­wei­chen. Wie ein Blitz war der Stein ge­kom­men, prall­te von ei­ner sei­ner blo­ßen Ze­hen ab und flog in den Gra­ben. Mr. Tho­mas Mar­vel sprang mit bei­den Fü­ßen zu­gleich in die Höhe und brüll­te laut. Dann woll­te er da­von­lau­fen, stürz­te aber über ein un­sicht­ba­res Hin­der­nis und kam un­frei­wil­lig auf dem Bo­den zu sit­zen.

»Nun?«, frag­te die Stim­me, wäh­rend ein drit­ter Stein auf­wärts stieg und über dem Land­strei­cher in der Luft hing, »bin ich blo­ße Ein­bil­dung?«

Statt je­der Ant­wort ver­such­te Mr. Mar­vel, sich zu er­he­ben, wur­de aber so­fort nie­der­ge­wor­fen. Ei­nen Au­gen­blick lag er still.

»Wenn Sie sich noch ein­mal weh­ren«, droh­te die Stim­me, »wer­fe ich Ih­nen die­sen Stein an den Kopf!«

»Wie soll ich das be­grei­fen?«, sprach Mr. Tho­mas Mar­vel zu sich. Er setz­te sich auf, griff nach der ver­wun­de­ten Zehe und hef­te­te den Blick auf das drit­te Wurf­ge­schoss. »Ich ver­ste­he es nicht. Stei­ne, die sich selbst wer­fen, Stei­ne, die spre­chen. Schaut, dass Ihr fort­kommt. Hol’ Euch der Hen­ker! Mit mir ist’s aus!«

Der drit­te Kie­sel fiel her­ab.

»Es ist ganz ein­fach«, sag­te die Stim­me. »Ich bin ein un­sicht­ba­rer Mensch.«

»Was sonst noch?«, rief Mr. Mar­vel, vor Schmerz auf­schrei­end. »Wo steckst du denn, wie stellst du es denn an? Also, ich ge­ste­he, dass ich nicht be­grei­fe. Ich er­ge­be mich!«

»Das ist al­les«, er­wi­der­te die Stim­me. »Ich bin un­sicht­bar. Und das sol­len Sie end­lich be­grei­fen!«

»Das kann je­der se­hen. Sie brau­chen aber nicht so ver­dammt un­ge­dul­dig zu wer­den, Herr. Also, er­zäh­len Sie. Wie ha­ben Sie sich ver­steckt?«

»Ich bin un­sicht­bar. Das ist die Haupt­sa­che. Und was ich Ih­nen bei­zu­brin­gen wün­sche, ist –«

»Aber wo sind Sie denn?«, un­ter­brach Mr. Mar­vel.

»Hier, sechs Schrit­te vor Ih­nen!«

»Oh, hal­ten Sie mich nicht zum Nar­ren. Ich bin nicht blind. Sie wer­den mir nächs­tens er­zäh­len, dass Sie lee­re Luft sind. Ich bin nicht ei­ner von den un­wis­sen­den Land­strei­chern –«

»Ja, ich bin lee­re Luft. Sie se­hen durch mich hin­durch.«

»Was? Ha­ben Sie kei­nen Kör­per? Vox et1 – wie heißt es? – Ge­schnat­ter. Ist es so?«

»Ich bin ein mensch­li­ches We­sen wie Sie – das Nah­rung und Klei­dung braucht … Aber ich bin un­sicht­bar. Ver­ste­hen Sie? Un­sicht­bar. Der Ge­dan­ke ist doch ein­fach. Un­sicht­bar.«

»Was? Wirk­lich und wahr­haf­tig?«

»Ja, wirk­lich.«

»Las­sen Sie mich eine Ih­rer Hän­de be­rüh­ren«, sag­te Mr. Mar­vel, »wenn Sie ein wirk­li­cher Mensch sind. Dann käme es mir doch nicht gar so un­glaub­lich vor –«

»Herr Gott! Wie Sie mich er­schreckt ha­ben! so fest an­zu­pa­cken!«, rief er dann.

Mit den frei­en Fin­gern be­tas­te­te er die Hand, wel­che sein Ge­lenk um­klam­mert hat­te; dann glitt sei­ne Hand schüch­tern den Arm hin­auf, be­rühr­te eine brei­te Brust und fuhr über ein bär­ti­ges Ge­sicht. Sein ei­ge­nes Ge­sicht bot ein Bild der höchs­ten Ver­wun­de­rung.

»Das ist groß­ar­tig!«, sag­te er. »Noch in­ter­essan­ter als Hah­nen­kämp­fe. Höchst er­staun­lich! Das Ka­nin­chen, das dort eine hal­be Mei­le ent­fernt läuft, kann ich durch ih­ren Kör­per hin­durch se­hen! Nichts sieht man von Ih­nen – au­ßer –«

Er blick­te an­ge­strengt in den schein­bar lee­ren Raum. »Ha­ben Sie viel­leicht Brot und Käse ge­ges­sen?«, frag­te er, den un­sicht­ba­ren Arm hal­tend.

»Sie ha­ben ganz recht. Es hat sich dem Kör­per noch nicht as­si­mi­liert.«

»Oh«, sag­te Mr. Mar­vel, »eine grus­li­ge Ge­schich­te!«

»Na­tür­lich ist das al­les nicht halb so merk­wür­dig, als Sie glau­ben.«

»Es ist ge­ra­de merk­wür­dig ge­nug für mei­ne be­schei­de­nen Be­dürf­nis­se«, mein­te Mr. Tho­mas Mar­vel. »Wie ma­chen Sie das? Wie zum Teu­fel stellt man das an?«

»Das ist eine zu lan­ge Ge­schich­te. Und au­ßer­dem –«

»Ich sage Ih­nen, ich bin wie vor den Kopf ge­schla­gen«, fuhr Mr. Mar­vel fort.

»Was ich Ih­nen jetzt zu sa­gen wün­sche, ist fol­gen­des: Ich brau­che Hil­fe. So weit ist es mit mir ge­kom­men. Toll vor Wut, nackt, ohn­mäch­tig, wan­der­te ich auf der Stra­ße, als ich auf Sie stieß. Ich hät­te mor­den kön­nen … Da er­blick­te ich Sie –«

»Herr Gott!«, stieß Mr. Mar­vel her­vor.

»Ich nä­her­te mich Ih­nen von rück­wärts – zö­ger­te – ging wei­ter.«

Mr. Mar­vels Ge­sichts­aus­druck war ge­ra­de­zu spre­chend deut­lich.

»Dann blieb ich ste­hen. Hier, dach­te ich, ist ei­ner, den die Welt auch aus­ge­sto­ßen hat. Das ist mein Mann. So wand­te ich mich um und kam auf Sie zu. Auf Sie. Und –«

»Herr Gott!«, sag­te Mr. Mar­vel. »Aber ich bin ganz ver­wirrt. Darf ich fra­gen, was Sie mei­nen und worin ich Ih­nen be­hilf­lich sein kann? Un­sicht­bar!«

»Sie sol­len mir hel­fen, mir Klei­der, eine Zuf­lucht und noch an­de­res zu ver­schaf­fen. Ich habe dies al­les lang ge­nug ent­behrt. Wenn Sie nicht wol­len – gut! – Aber Sie müs­sen wol­len!«

»Hö­ren Sie«, ant­wor­te­te Mr. Mar­vel. »Ich bin wie vor den Kopf ge­schla­gen. Sto­ßen Sie mich jetzt nicht mehr her­um. Las­sen Sie mich ge­hen. Ich muss mich ein we­nig stär­ken. Und Sie ha­ben mir bei­na­he die Zehe zer­schla­gen. Es ist al­les so wi­der­sin­nig: lee­res Land, lee­re Luft. Auf Mei­len im Um­krei­se nichts sicht­bar als der Bu­sen der Na­tur. Und dann kommt eine Stim­me. Eine Stim­me aus dem Him­mel her­aus. Und Stei­ne. Und eine Faust. Herr Gott!«

»Fas­sen Sie sich«, er­wi­der­te die Stim­me, »denn Sie müs­sen den Auf­trag aus­füh­ren, für den ich Sie aus­er­se­hen habe.«

Mr. Mar­vel stieß die Luft durch die Zäh­ne und mach­te große Au­gen.

»Sie habe ich aus­er­se­hen«, fuhr die Stim­me fort. »Bis auf ei­ni­ge Nar­ren dort un­ten sind Sie der ein­zi­ge, der weiß, dass es et­was wie einen un­sicht­ba­ren Men­schen gibt. Sie sol­len mein Hel­fer sein. Hel­fen Sie mir – und ich will Gro­ßes für Sie tun. Ein un­sicht­ba­rer Mensch ist eine Macht.« Er hielt einen Au­gen­blick ein, um hef­tig zu nie­sen.

»Aber wenn Sie mich ver­ra­ten«, fuhr er fort, »wenn Sie nicht tun, was ich Ih­nen auf­tra­ge …«

Er brach ab und klopf­te Mr. Mar­vel fest auf die Schul­ter. Er­schreckt schrie die­ser auf. »Ich will Sie nicht ver­ra­ten«, sag­te er, wo­bei er sich der Berüh­rung durch die un­sicht­ba­ren Fin­ger zu ent­zie­hen such­te. »Glau­ben Sie nur das nicht. Ich wün­sche nichts, als Ih­nen hel­fen zu kön­nen – sa­gen Sie mir nur, was ich tun soll. (O Gott!) Was Sie von mir ver­lan­gen, ich bin gern be­reit, es zu tun!«

1 von vox et prae­te­rea ni­hil – Eine Stim­me und sonst nichts <<<

10. Kapitel – Mr. Marvels Besuch in Iping

Nach­dem sich der ers­te Schre­cken ge­legt hat­te, be­gan­nen die Leu­te in Iping ihre Mei­nun­gen aus­zut­au­schen. Der Un­glau­be er­hob plötz­lich sein Haupt; zwar nicht sehr sieg­haft, aber doch zwei­fel­lo­ser Un­glau­be. Es ist so leicht, die Exis­tenz ei­nes un­sicht­ba­ren Men­schen zu leug­nen; über­dies konn­te man die­je­ni­gen, wel­che ihn tat­säch­lich in Luft auf­ge­hen se­hen oder die Kraft sei­nes Ar­mes ge­fühlt hat­ten, an den Fin­gern ab­zäh­len. Und au­gen­blick­lich fehl­te von die­sen Zeu­gen Mr. Wad­gers, der sich hin­ter den Rie­geln und Sch­lös­sern sei­nes Hau­ses ver­schanzt hat­te, und Jaf­fers, wel­cher be­sin­nungs­los im Gast­zim­mer des »Fuhr­mann« lag. Neue und un­ge­wöhn­li­che Vor­komm­nis­se, die über den Kreis mensch­li­cher Er­fah­rung hin­aus­ge­hen, ma­chen oft we­ni­ger Ein­druck auf das Volk als ge­ring­fü­gi­ge, aber mehr greif­ba­re Er­eig­nis­se. Iping war mit Flag­gen ge­schmückt und alle Welt trug Fei­er­tags­staat. Seit mehr als ei­nem Mo­nat hat­te man sich auf den Pfingst­mon­tag ge­freut. Am Nach­mit­tag be­gan­nen selbst jene, die an den Un­sicht­ba­ren glaub­ten, in der will­kür­li­chen An­nah­me, dass er den Ort gänz­lich ver­las­sen habe, ih­ren Ver­gnü­gun­gen, wenn auch et­was zer­streut, nach­zu­ge­hen, und die Skep­ti­ker mach­ten schon Wit­ze über ihn. Aber Skep­ti­ker so­wohl als Über­zeug­te wa­ren den gan­zen Tag über in ei­ner be­mer­kens­wert ge­sel­li­gen Stim­mung.

Mit­ten auf Hays­mans Wie­se stand ein luf­ti­ges Zelt, wo Mrs. Bun­ting und an­de­re Da­men Tee be­rei­te­ten, wäh­rend drau­ßen die Kin­der aus der Sonn­tags­schu­le ein Wett­lau­fen ver­an­stal­te­ten und un­ter der lär­men­den Füh­rung des Pfar­rers und der Mis­ses Cuss und Sack­butt fröh­li­che Spie­le be­trie­ben. Es lag al­ler­dings eine ge­wis­se Un­be­hag­lich­keit in der Luft, aber die meis­ten Leu­te wa­ren ver­nünf­tig ge­nug, ihre Un­ru­he, für die sie einen be­stimm­ten Grund nicht hät­ten an­ge­ben kön­nen, zu ver­ber­gen. Auf der Dorf­wie­se fand ne­ben der Schau­kel und der Ko­kos­nuss­bu­de ein schief­ge­spann­tes Seil au­ßer­or­dent­li­chen Zu­spruch sei­tens der Ju­gend. Mit­tels des letz­te­ren wur­de man, wäh­rend man sich an ei­ner schwe­ben­den Hand­ha­be fest­hielt, pfeil­schnell ge­gen einen am an­de­ren Ende be­fes­tig­ten Sack ge­wor­fen. Man ging auch viel spa­zie­ren, und die Damp­f­or­gel ei­nes klei­nen Rin­gel­spiels er­füll­te die Luft mit durch­drin­gen­dem Öl­ge­ruch und eben­so durch­drin­gen­der Mu­sik. Mit­glie­der des Ver­eins, die mor­gens zur Kir­che ge­gan­gen wa­ren, tru­gen stolz ihre rot-grü­nen Ab­zei­chen zur Schau, und die Lus­tigs­ten un­ter ih­nen hat­ten so­gar ihre Hüte mit schma­len, hell­far­bi­gen Bän­dern ge­ziert. Den al­ten Flet­cher, der über Fei­er­ta­ge ganz be­son­de­re An­sich­ten hat­te, konn­te man durch das jas­mi­num­rank­te Fens­ter oder durch die of­fe­ne Tür hin­durch (bei­des war gleich gut mög­lich) er­bli­cken, wie er auf ei­nem Brett stand, wel­ches er über zwei Stüh­le ge­legt hat­te, und die De­cke sei­nes nach der Stra­ße ge­le­ge­nen Zim­mers über­tünch­te.

 

Ge­gen 4 Uhr be­trat ein Frem­der, der von der Düne her­kam, das Dorf. Es war ein klei­ner, di­cker Mann mit ei­nem auf­fal­lend schä­bi­gen Zy­lin­der und er schi­en sehr au­ßer Atem zu sein. Sei­ne Wan­gen hin­gen ab­wech­selnd bald schlaff her­un­ter, bald wur­den sie links auf­ge­bla­sen. Sein fle­cki­ges Ge­sicht trug einen Aus­druck von Angst. Er be­weg­te sich mit ei­ner Art ge­zwun­ge­ner Leb­haf­tig­keit. Bei der Kir­che än­der­te er die Rich­tung und ging auf den »Fuhr­mann« zu. Un­ter an­de­ren er­in­nert sich auch der alte Flet­cher, ihn ge­se­hen zu ha­ben; und tat­säch­lich war der alte Herr bei dem An­blick des ei­gen­tüm­lich er­reg­ten Frem­den so be­trof­fen, dass er einen Teil der Tün­che un­acht­sam aus dem Pin­sel in sei­nen Rock­är­mel flie­ßen ließ.

Nach An­ga­be ei­nes der Schau­bu­den­be­sit­zer schi­en der Frem­de mit sich selbst zu spre­chen; auch Mr. Hux­ter mach­te die­sel­be Beo­b­ach­tung. Er blieb am Fuße der Stu­fen, die zum »Fuhr­mann« füh­ren, ste­hen, und schi­en, wie Mr. Hux­ter be­haup­tet, vor dem Be­tre­ten des Gast­ho­fes einen schwe­ren in­ne­ren Kampf zu kämp­fen. End­lich stieg er die Stu­fen hin­auf, wen­de­te sich nach links und öff­ne­te die Tür zum Gast­zim­mer. Mr. Hux­ter hör­te Stim­men aus die­sem Raum und aus der Schank­stu­be, die den Mann über sei­nen Irr­tum be­lehr­ten.

»Das ist ein Pri­vat­zim­mer!«, sag­te Hall, wor­auf der Frem­de ver­dros­sen die Tür schloss und in die Schank­stu­be ging.

Nach Ver­lauf von we­ni­gen Mi­nu­ten er­schi­en er wie­der, sich mit dem Han­drücken über den Mund fah­rend und mit ei­ner Mie­ne ru­hi­ger Zufrie­den­heit, die Mr. Hux­ter, er wuss­te nicht warum, un­na­tür­lich vor­kam. Er blick­te sich rasch nach al­len Sei­ten um, und dann sah ihn Mr. Hux­ter in son­der­bar ge­heim­nis­vol­ler Wei­se nach dem Tor des Ho­fes schlei­chen, auf den das Fens­ter des Gast­zim­mers hin­aus­ging. Nach kur­z­em Zö­gern lehn­te sich der Frem­de an einen Tor­pfos­ten, zog eine kur­ze Ton­pfei­fe her­aus und be­gann sie zu stop­fen. Die Fin­ger zit­ter­ten ihm da­bei. Er zün­de­te die Pfei­fe un­ge­schickt an und be­gann trä­ge mit ver­schränk­ten Ar­men zu rau­chen – eine Hal­tung, die sei­ne ge­le­gent­li­chen, schnel­len Bli­cke auf den Hof al­ler­dings Lü­gen straf­ten.

All dies sah Mr. Hux­ter durch das Aus­la­ge­fens­ter; das son­der­ba­re Be­neh­men des Man­nes ver­an­lass­te ihn auch, sei­ne Beo­b­ach­tun­gen fort­zu­set­zen.

Plötz­lich rich­te­te sich der Frem­de auf und steck­te die Pfei­fe in die Ta­sche. Dann ver­schwand er im Hofe. Auf das hin sprang Mr. Hux­ter, dem es mit ei­nem Male klar wur­de, dass er Zeu­ge ei­nes Dieb­stahls sei, über den La­den­tisch und rann­te auf die Stra­ße, um dem Dieb den Weg ab­zu­schnei­den. Kaum war er dort an­ge­langt, als sich Mr. Mar­vel wie­der zeig­te, den Hut auf der Sei­te, ein großes Bün­del in ei­nem blau­en Tisch­tu­che in der einen und drei, wie sich spä­ter her­aus­stell­te, mit den Ho­sen­trä­gern des Pfar­rers zu­sam­men­ge­bun­de­ne Bü­cher in der an­de­ren Hand. So­bald er Mr. Hux­ter sah, stieß er einen Schrei aus, wen­de­te sich nach links und be­gann zu lau­fen. »Hal­tet den Dieb!«, schrie Mr. Hux­ter und eil­te ihm nach.

Mr. Hux­ters Beo­b­ach­tun­gen wa­ren deut­lich, aber von kur­z­er Dau­er. Er sah den Mann ge­ra­de vor sich um die Ecke bei der Kir­che bie­gen und ge­gen die Stra­ße nach der Düne zu ren­nen. Er sah die Fah­nen und Lust­bar­kei­ten des Dor­fes, und nur ein oder zwei Leu­te wen­de­ten sich nach ihm um. Noch­mals brüll­te er: »Hal­tet den Dieb!«, und setz­te kühn die Ver­fol­gung fort. Kaum war er aber zehn Schritt wei­ter­ge­kom­men, als sein Schien­bein an ir­gend et­was Ge­heim­nis­vol­les an­s­tieß und er nicht län­ger lief, son­dern mit un­glaub­li­cher Schnel­lig­keit durch die Luft flog. Er sah noch, wie sich sein Kopf un­heim­lich rasch der Erde nä­her­te. Dann schi­en die Welt in eine Mil­li­on wir­beln­der Licht­fle­cke zu zer­stie­ben, und »die fol­gen­den Er­eig­nis­se in­ter­es­sier­ten ihn nicht mehr«.