Der Sonnensturm Teil 3 Mem

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Dimitri kam aus dem Müll heraus.

Dimitri: Ich suche meine Schlüssel für das Hotel. Ich muss Sie hier verloren haben!

Floyd: Ich hole schnell meine Taschenlampe!

Es gab keinen Grund auf ein Verbrechen zu schließen und eine Chiffrierung gab es auch nicht. Dimitri sah sich dort in der Tonne ganz öffentliche Zahlen an.

Dimitri: Was ist das auf den Papierbergen?

Floyd: Ah, das war ein Fehldruck! Unser Computer hatte unsere Forschungsdaten ausgedruckt. Der ist zwei Stunden gelaufen, um den Berg hier zu produzieren.

Dimitri: Na, glücklicherweise sind sie codiert!

Floyd: Was? Zeigen Sie mal her!

Dimitri hielt einen der Papierbögen in das Licht einer Laterne.

Floyd: Nein, das sind ganz normale Koordinaten. Zeit, Deklination und Rektaszension, alles wie gehabt. Wir gehen erst mal in das Fundbüro! Sie sehen nicht so aus, als würden Sie bis morgen warten wollen.

Dimitri: Ja, ich muss wieder zurück.

Im Fundbüro bekam Dimitri ein paar neue Schlüssel. Den Rest googelte man lieber.

Dimitri: Ah, Observatorien beobachten Sterne!

Großartig, jetzt musste nur noch herausgefunden werden, wer Satelliten beobachtete. Und schon wieder war ein Tag draufgegangen, weil man zu faul war, etwas zu googeln. Für Dimitri Koljakov war es noch glimpflich abgelaufen, er bekam zumindest die Information, dass er woanders suchen musste und richtig Pech hätte er gehabt, wären die Zahlen geschreddert worden. Gaels Personalvorstellungen konnte man nicht googeln. Sie waren versteckt und unsichtbar in den Tiefen des Netzes verstreut. Er nahm alles, was er finden konnte.

Gael: Nicht schon wieder Australien! Oh nein, da ist gerade Sommer!

Er konnte sich noch gut an die Temperaturen dort erinnern. Und schon wieder hieß es für ihn fliegen. Der Projektmanager saß auf einer riesigen ungenutzten Serverfarm, die besichtigt werden musste. Sie stand mitten in der Wüste des Outbacks und neben einer Macadamianussplantage mit der sie sich das Wasser teilte. Er war zum Frühstück dort angekommen.

Bethany: Der Kanadier, aha. Sie laufen ja fast weg bei den Temperaturen. Wollen Sie erstmal ein Bier?

Gael: Ja, gute Idee!

Bethany: Wenn Sie heute Nachmittag noch hier sind, können Sie die Kühlung der Server kontrollieren, in einem Eimer!

Gael: Ne, so lange bleibe ich nicht.

Bethany: Wissen Sie, wie lange ein Taxi bis hierher braucht. Sie sind bis morgen herzlich willkommen im Nichts. Keine Protestanten weit und breit!

Gael: Das ist gut, aber wieso konnten wir das nicht über das Internet abhandeln?

Bethany: Was bringt einen freien Mann dazu zu glauben, er sei noch freier, wenn er sich in etwas begibt, was man allgemein als Netz bezeichnet?

Der Grund dafür war nicht schwer zu erraten, Bethany war eine ehemalige Netzaktivistin und entkam bei einer Ermittlung nur knapp einer Vorstrafe. Sie war vorsichtiger geworden und kontrollierte jetzt ihre Geschäftspartner. Im Netz war sie nicht mehr zu finden. Sie verwischte ihre Spuren und hielt das Internet im Wesentlichen für überschätzt. Der vormalige Besitzer der Serverfarm saß auch bereits im Knast. Kaum zu fassen, dass Australien die Serverfarm mit den vielen Arbeitsplätzen mitten ins Nichts gestellt hatte. Bethany war es recht, es war ein schönes Exil, nur die Skorpione wurden als etwas störend empfunden. Sie sagte, sie hätte sich dort selbst gefunden. Sie stand mit dieser Meinung nicht alleine da. Ein kleines Dorf hatte diese Meinung bevölkert. Gael kannte diesen Schlag von Menschen, die der Deutsche schlicht und kurz mit Baum knutschende Ökos beschrieben hätte.

Jesse: Das ist also dein ausländischer Investor, Bethany?

Bethany: Ja, er kann sich hier alles ansehen!

Es gab eine Führung durch die Katakomben der Kühlung und die Thronsäle der Serverkästen. Das bekam ein normaler Besucher niemals zu Gesicht.

Jesse: Wir versuchen alles Mögliche, um das Kühlwasser zu sparen oder zumindest noch weiter abzukühlen. Das Land sieht bei zu heißem Wasser einfach nur rot.

Gael: In Sachen Umweltschutz kann man Australien wirklich nicht die Butter vom Brot nehmen.

Jesse: Ja, alle drei Jahre bekommen wir neue Auflagen, aber nur von der Macadamiaplantage. Würde die jetzt unbedingt kaltes Wasser brauchen, bräuchten wir schon einen Kühlturm wie ein Atomkraftwerk. Unser Wasser ist dabei nur warm und nicht verstrahlt.

Gael: Mit einem Kühlturm kommen dann auch gleich die Protestler zurück.

Jesse: Ja, das muss nur so aussehen als gefährde es die Umwelt. Nach unserem Stromverbrauch wurden wir nämlich von noch keiner Stelle gefragt. Wir haben unser eigenes Umspannwerk und über 30 Highspeed Satellitenverbindungen. Ginge es nach Bethany, hätten wir auch noch unsere eigene Domain.

Domains waren die Endungen der Adresszeile in der Internetadresse von E-Mail-Adressen und Internetseiten und Portalen. Auch Länder konnte man zum Beispiel am deutschen „.de“ erkennen. Den Betreibern der Serverfarm war aber das neutrale „.com“ am liebsten. Keine Firma, die sich hauptsächlich mit virtuellen Gütern beschäftigt, wollte die Domains der Staaten, in der sie sich befanden, um nicht darauf hinzuweisen, dass sie immer noch irgendwo auf der Erde und damit in die Zuständigkeit eines Gerichtshofes war. Es musste immer so wirken, als lebten die Provider schon fast im Orbit. Das das Netz frei von irdischen Dingen wie Gesetzen war, sagte dem User die Neutralität des Netzes voraus. Freiheit eignete sich gut dazu Dinge zu verkaufen. Besonders Güter fragwürdiger Herkunft wurden im Gegensatz zur stofflichen Welt gern so verkauft als wären sie vom Himmel gefallen und in keinem Land dieser Erde produziert worden. Im Netz gab es keinen Unterschied mehr zwischen „Made in Germany“ und „Made in China“. Ich verstehe das nur schwer, denn ich meine ein deutscher User hofft, dass die deutsche National-Mannschaft gewinnt und glaubt an „Made in Germany“. Geht es im Netz aber darum ,wer nur solche schöne Seiten entworfen hatte, musste man in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen den Absatz über die Gerichtsbarkeit mühsam ausfindig machen und dann vielleicht noch die Provinz mit Google Earth einem Land zuordnen. Es gäbe da eine sehr einfache Erklärung, das Unternehmen wollte nicht darauf hinweisen, dass man sich noch in einem Staat befand, in dem das, was der User gerade tat, möglicherweise illegal war. Gael konnte sich auch noch einen anderen Grund vorstellen, der „.com“ zu einer Marke werden ließ. Der Grund wäre schlicht, dass die Güter, die dort angeboten werden, von überall herkommen würden. Das kleine Dorf im Outback war übervoll mit fremdländischen Personal. Das konnte ich mir hingegen sehr gut vorstellen, denn wir Menschen mögen unser Heimatland und in Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wird das auch beschrieben. War „.com“ nun ein Land oder ein Meer ohne Gerichtsbarkeit. So etwas wie ein Seerecht gab es nur in den Browsern und die User bezeichnete man, wie es Bethany sagte, als so frei wie die Sterne. Besonders bei Künstlern und politischen Aktivisten jedweder Art würde „.com“ zum Meer wieder auf Basis des Artikels Nummer 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Gerade Künstler wollten in ihrem Land bleiben. Mein Lieblings-Artikel ist übrigens Artikel 27 Absatz 2. Sie sollten sich auch ein Lieblings-Menschenrecht suchen. Die sind eigentlich alle ganz gut. Gael hatte dagegen gerade ein Problem mit dem, das die Kultur eines Menschen schütze. Er aß wieder einmal fremdländische Küche.

Gael: Verdammt, wie bekommst du das nur runter?

Es war nicht das Essen von Aborigines oder der verzweifelte Versuch eines Exilanten mit einheimischen Konsumgütern ein Nationalgericht nachzukochen. Es war Vegulite, eine sehr salzige Paste, die von Australiern wie Konfitüre verwendet wurde. Gael schüttelte sich!

Jesse: Probiere es mit Bier und Crackern.

Gael: So ein Zeug nennt ihr Essen. Ich hätte so einen Geschmack in Israel oder Großbritannien erwartet, aber nicht in dem Land, in dem man noch Krokodile isst.

Jesse: Krokodil schmeckt auch bloß wie Hühnchen! Wenn du was Australisches essen willst, führt daran kein Weg vorbei.

In Australien ist überhaupt alles so salzig. Gael musste die ganze Nacht dort zwischen den ehemaligen Kiffern verbringen. Wenigsten lief etwas Gutes im Fernsehen, Cricket. Es sah nicht so aus als würde er diesen Tag ehrlich als Arbeit bezeichnen können, da die gesamte Crew, die zum Betreiben der Anlage nötig war, schon sehr früh betrunken in der Dämmerung den Tag ausklingen ließ. Plötzlich klingelte sein Telefon, Martin Bretz.

Jesse: Freundin?

Gael: Der Chef, sei mal kreativ! Was könnte ich auf einer Serverfarm getan haben, was nach Arbeit aussieht?

Jesse: Das Gleiche wie alle hier, die Kühlanlagen prüfen!

Gael: Du bist gut, der weiß doch, dass ich davon keine Ahnung habe!

Jesse: Du solltest rangehen! Es wirkt verdächtig, wenn du ihn so lange warten lässt!

Gael: Was soll ich denn sagen? Ich kann keine zwei Worte behalten von dem, was du mir gesagt hast!

Jesse: Sehr gut! Geh jetzt ran!

Gael: Hallo?

Martin: Wo steckst ….?

Stimme: Der Teilnehmer ist nicht mehr erreichbar!

Gael: Noch mal Schwein gehabt. Die Verbindung ist zusammengebrochen!

Jesse: Kann nicht sein! Zur Mobilfunkantenne kann ich hinspucken und die nutzt auch zur Zeit keiner. Da muss etwas anderes passiert sein!

Jesse und seine Antenne waren wirklich überrascht, dass es jemand vollbracht hatte, ausgerechnet von dieser Position nicht erreicht zu werden. Es war richtig, mit dem Netz konnte das nichts zu tun haben. Martin Bretz hatte sich mit einem Prepaid-Guthaben über eine Batterie Satelliten nach Australien eingewählt. Als die Verbindung eingerichtet war, verschwand das Guthaben der Karte zwischen den verschiedenen Mobilfunkanbietern zu gleichen Teilen. Es war klar, dass Gael nicht zurückrufen wollte. Auch Walter Faden brauchte zunächst Ruhe, um den Fall Kublai Kahn zu bearbeiten. Stuxx der Zweite hatte es sich bereits auf seinem Computer gemütlich gemacht. Walter las den verminten und sehr kurzen Vertrag zum Spenden an Rotary der Bretz Holding. Ihn verwunderte, dass der Vertrag so einfach blieb wie von Rotary vorgeschlagen. Das biss sich gewaltig mit der in ihm vorherrschenden Meinung, dass Kublai Kahn absichtlich alles verkomplizierte, um mit einem wohltätigen Unternehmen beispielsweise Geld zu waschen. Es sah sauber aus und Martin Bretz schien auf den Trick hereingefallen zu sein. Die Zusammenarbeit mit der australischen Serverfarm und Gael hätte ihn möglicherweise weiterbringen können, aber davon wusste nicht einmal der große Firmenbesitzer etwas. Er konnte nur warten, da es erst neue Informationen zu geben schien, wenn das Militär und Professor Alvaro Ortega die Eisvogel bergen sollte. Es war nicht mehr lange hin, deshalb unterließ es Walter, seine Kontakte um Informationen zu bitten. Er legte die Hände in den Schoss.

 

Walter: In der Ruhe liegt die Kraft. Was ist denn bei den E-Mails los?

Katharina war bei den E-Mails los. Sie hatte eine weit weniger professionelle Einstellung zum Fall Sebastian Seneca, warf dem armen Walter jede unglaubliche Behauptung an den Kopf und die Bedeutung des Wortes Abstand war ihr auch entgangen. Walter wusste, was dann mit einer Recherche passieren konnte und mailte es ihr.

Walter: Katharina, Sie sammeln. So können, Sie zwar beweisen, was Sie sagen, aber nähern sich der Wahrheit keinen Millimeter! Warten Sie einfach ab! So werden Weltuntergangs-Prophezeiungen ausrecherchiert. Nach fest kommt immer noch lose!

Walter bezog sich besonders auf die Haarspalterei. Jeder gute Reporter des Informationszeitalters kannte dieses Problem. Es waren nie so wenig wie es aussah sondern immer zu viele Informationen, die der Rechercheur im Kopf zu verwalten hatte. Es schlichen sich so schnell Fehler ein und aus einer anfänglich guten Idee für einen Bericht wurde ein unglaubliches Chaos. Was Walter und Katharina suchten, befand sich auch nicht auf den Servern, die Gael am nächsten Tag pachtete sondern im Wostoksee und der Eisvogel auf einer Meter dicken Schicht Bakterien. Professor Ortega begann erst mit den Augen zu rollen als er an dieses unschuldige Leben dachte. Der neue Bohrer war viermal größer als die Eisvogel. Das hieß nur für den mathematisch begabten Mann das dieses Loch, welches dann in die Eisdecke des Wostochsees geschlagen wurde, auch viel größer sein musste. Die Frage, wie man diese Loch dann wieder abdichtete, war nichts worum sich da einer sorgen musste.

Chefingenieur: … Na ganz einfach! Wir schließen das Loch mit Supertermit!

Alvaro: Was? Wissen Sie, wie viele Substanzen das Zeug ins Wasser spülen würde!

Chefingenieur: Doch was ein Vulkan auch auswerfen könnte!

Alvaro: Es muss nicht irgendein Vulkan sein. Es muss einer sein, der am Grund des Sees sitzt! Sie bekommen morgen eine bestimmt dreißig Punkte umfassende Liste von den Chemikalien, die im See nichts zu suchen haben und dann dürfen Sie ihren viel zu großen Bohrer umbauen und dass von Grund auf!

Chefingenieur: Der Bohrer ist in Modulen entworfen wie die U-Boote der Oregon Klasse. Das heißt dann nur ein paar Stunden arbeiten, mehr nicht! Das bringt uns vom Zeitplan nicht ab, aber das bis Morgen warten schon! Ich brauche die Liste bis heute Abend!

Alvaro: Dann brauchte ich ein paar Laboranten! Es ist für einen alleine in der Zeit nicht zu schaffen.

Chefingenieur: Laboranten, Laboranten, wo soll ich die hernehmen? Wir haben ein paar Navigatoren mit einer metrologischen Weiterbildung. Ginge das?

Alvaro: Woher soll ich das wissen? Schicken Sie sie einfach bei mir vorbei! Ich werde dann anfangen! Ob Sie die Liste heute Abend noch bekommen, steht in den Sternen. Ich weiß nämlich nicht, was ein militärischen Lehrgang wert wäre. Wenn die nicht sauer von alkalisch unterscheiden können, stehe ich eben alleine da! Haben Sie kein wissenschaftlich geschultes Personal?

Chefingenieur: Nicht hier, außer unseren Metrologen und den brauchen wir!

Miranda Braun hatte es vorausgeahnt, der einzige Mann, der an der Bohrung beteiligt war und gleichzeitig die eigentlich dafür benötigten wissenschaftlichen Vorkenntnisse mitbrachte, war Professor Alvaro Ortega und der konnte froh sein, wenn er einen Computer benutzen durfte, um seine Berechnungen durchzuführen. Alles dort schrie Militär. Das hieß nur im Klartext, dass es besonders schnell gehen sollte und das hieß wiederum, dass bei einer militärischen Operation die Sicherheit, nämlich die Sicherheit des Wostoksees, darunter leiden musste. Für die Sicherheit hatten alle außer Alvaro Ortega schließlich ihre Westen und Waffen, wie nützlich sie auch immer am Südpol sein mochten. Das Personal konnte dann doch mit Reagenzgläsern umgehen. Die Weiterbildung hatte sich glücklicherweise nicht nur auf das Wetter sondern auch auf chemische Waffen bezogen und am Abend hatte der Chefingenieur seine Liste. Der Bohrer ohne Namen sollte bis zum nächsten Frühstück umgebaut sein. Alvaro Ortega konnte sich seinen Professorentitel in die Haare schmieren. Er war von Militärs umgeben, die ihm alle keine Rechenschaft schuldig waren.

Alvaro: Womit wollen Sie denn jetzt das Loch, das der Bohrer schlägt, schließen.

Chefingenieur: Es ist keine Chemikalie dabei, die sie gebannt haben!

Alvaro: Womit soll das Loch geschlossen werden?

Chefingenieur: Tragen Sie da im Bericht einfach einen schwarzen Balken ein!

Alvaro: He, ich bin der, der hier sagen muss, ob das wissenschaftlich unbedenklich ist. Da kann doch kein schwarzer Balken stehen, von dem noch nicht mal ich weiß, ob er angebracht ist und was er geheim halten soll. Das wäre doch nur eine einfache Wärmequelle und da kann es keine geheimen geben.

Chefingenieur: Dann tragen Sie doch eine ein, die alle Bedingungen erfüllt, die sie wollten und zeichnen Sie dann einen schwarzen Balken darüber!

Alvaro: Was?

Professor Ortega hatte sich überschätzt. Er durfte ohne eine weitere Erklärung nur zusehen, wie der Bohrer in das Eis sank und auch nur raten, was das Loch geschlossen hatte. Es war ein Industrie-Plasmawerfer, der von Thomas Ratling auch noch der Station Nica abgenommen wurde. Heißes, chemisch träges und glücklicherweise auch für Professor Ortega unbedenkliches Gas schloss den Bohrer vor der irdischen Biossphäre voller gefährlicher Algen, Viren und Bakterien, ab. Das einzige, was er von der Bohrung noch mitbekommen sollte, war…

Pilot: Sind jetzt im See!

Danach schmiss man ihn aus dem Kommandozelt. Mann, war der sauer! Von der erstaunlichen Entdeckung des Bohrers sollte er von der Presse informiert werden, genau wie Martin Bretz.

Martin: Seneca, man hat gerade im Wostoksee deine Leiche gefunden.

Seneca: Erstaunlich!

Ja, Seneca hatte nichts von sich auf dem Grund des Wostoksees zurückgelassen. Wer war das da unten?

Seneca: Kann man sie bergen?

Martin: Nein, man befürchtet, ungewollt dort einheimisches Leben zu gefährden!

Seneca: Das ist gut!

Martin: Das nennst du gut? Was machen die zur Hölle da bloß am Südpol?

Die Frage konnte man problemlos auch an Charles und Gael weiterreichen. Der eigentlich unbenannte Bohrer war um so vieles größer geplant, um die Eisvogel aufzunehmen, sicher vor dem Blick der Öffentlichkeit direkt an die Oberfläche zu befördern und zu zeigen, was ein Loch in das Aurit schlug. Es sah aus wie ein Felsen mit einer lächerlich kleinen Menge an kinetischer Energie verglich man sie mit der, die man bereits auf das Aurit in den unteren Etagen der Nica abgefeuert wurde. Man stand, wie fast jeder andere, vor einem Rätsel. China glaubte den Bericht der fremdländischen Berater über den Verbleib von Sebastian Senecas Leiche. Warum es keine Erklärungen zur Unfallursache gab, war ja auch schon bekannt. Sabotage, die das Land in Schwierigkeiten gebracht hätte. Es gab natürlich keine weiteren Fragen. Man konnte sich die nötigen Informationen auch einfacher beschaffen als jemanden zu fragen, der bis jetzt noch jede Antwort auf den Grund seines Handelns verschwieg, verzerrte und/oder einfach gleich log. Sakura Alisa Chong machte sich ihr asiatisches Aussehen zunutze, als sie in der Bretz Holding um einen Hilfs-Job bat. Sie spazierte auf eigene Gefahr und mit gefälschten Papieren durch die Flure der Außenstelle in Peking. Die Logistik des Bürogebäudes war ihr Ziel und die wehrte sich bereits. Mitten auf dem Flur kam ihr ein Kollege entgegen mit einem genauso sperrigen Wagen mit Bürobedarf wie sie.

Kollege: Was machen Sie hier? Immer gegen den Uhrzeigersinn fahren!

Sakura: Verzeihung, das ist mein erster Tag!

Kollege: Was machen wir nun?

Die Wagen kamen nicht aneinander vorbei. Der Flur war einfach viel zu schmal.

Sakura: Ich habe nur eine Kleinigkeit. Ich stelle den Wagen in den Aufzug und Sie fahren vorbei!

Kollege: Was vergessen?

Sakura: Ja!

Kollege: Gleich am ersten Tag Überschicht! Gewöhnen Sie sich nicht daran!

Sakura: Überschicht, wieso! Ich bin gleich fertig!

Kollege: Sie wollen nur Stunden schrubben! Der Wagen ist voll mit Papier, ich bin nicht blöd!

Damit war man im Kleinkrieg des Gebäudes angekommen. Der Kollege meldete Sakura und ihr Papier. Hagen van de Volk wäre es Recht gewesen, dass nur inoffiziell an seinem Stuhl im Management gesägt wurde. Das hätte ihn seinen Posten kosten können. Das Unternehmen wurde hart geführt und der Feind war jeder andere Angestellte, der hätte befördert werden können. Für Gael stellte sich nicht nur die Frage, ob er solche Schweine von Kollegen für das Unternehmen von Kublai Kahn bräuchte, die wenigstens einen Monat das Rennen um die Beförderung überlebten sondern auch, ob man die Werbestrategie an eine solche Atmosphäre anpassen sollte. Er sah sich die möglichen Angestellten durch und musste eine Entscheidung treffen. Ob es sich beim zu betrachtenden Personal um Arschlöcher handelte, stand leider nicht auf den Papieren. Jemand, der sich damit auskannte, sollte das anhand des Fotos beurteilen können. Am Telefon.

Martin: Ja! Gael, was machst du bloß?

Gael: Ich bin beim Personal!

Gut, das hörte sich wie Arbeit an!

Martin: Weißt du schon, was Kublai eigentlich vor hat?

Gael: Soweit bin ich noch nicht. Er braucht auf jeden Fall eine Serverfarm!

Martin: Für eine Webseite?

Gael: Er plant jetzt schon viel mehr! Ich bin voll ausgebucht! Wo wir gerade dabei sind, könntest du ihn mal fragen, ob er jetzt welche mit Software oder Kernelerfahrung braucht?

Martin: Ich? Ich habe keine Ahnung, wo da ein Unterschied wäre oder was das überhaupt ist? Das kannst du ihn doch selber Fragen!

Ja, das hätte er gekonnt, wenn es so aussehen sollte als täte er nichts!

Gael: Ja, mache ich gleich!

Für Gael war es nur eine der wenigen Gelegenheiten zu zeigen, dass er mehr tat als Dinge zu googeln. Hier hatte er zwei sich wiedersprechende Informationen zu prüfen. Die eine sagte ihm, mit Software für die Server produziere er keine Schadsoftware und die Arbeit, den Support, würde ihm schon von Softwareentwickler für nichts dazugeliefert werden. Die andere Information besagte genau das Gegenteil. Memory-Marketing gehe nur, wenn man die Software dafür noch selbst entwickelt und das sei alles andere als leicht. Wen sollte er nun einstellen, auf Software für Server geschulte Angestellte oder halbe Hacker, die ihm die Farm in Australien völlig neu entwarfen. Martin hatte recht, das war eine Frage für Kublai Kahn. Kublai rief natürlich ihn an, denn das Gespräch mit Martin hatte er wieso mitgeschnitten.

Gael: Herr Kahn, ich hatte vergessen Sie zu fragen, ob Sie jetzt eine Software nutzen wollen, die es schon gibt oder gleich entwickeln wollen?

Kublai: Entwickeln Sie ruhig, ich habe keine Verbindung mehr zum Internet und kann die Updates nicht durchsehen. Es geht auch nicht anders für die neue Software. Mir sind Leute, die richtig programmieren können, sowieso lieber! Vergessen Sie nicht, dass es am besten alles Selbständige oder Freiberufler sein sollten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch viele gibt, die so noch arbeiten können.

Gael: Ich hatte von anderer Stelle schon gehört, dass es wahrscheinlich Akademiker sein sollten und das wird dann aber teuer!

 

Kublai: Ah, der Herr Bretz zahlt! Das ist alles kein Problem!

Gael: Die Serverfarm ist schon bereit. Sie steht in Australien! Wenn Sie wollen, können Sie selbst mal dort vorbeischauen. Die Leute da haben etwas gegen Geschäfte über das Internet!

Kublai: Gibt es dazu denn etwas Besonderes?

Gael: Verstehen Sie etwas von Kühlanlagen?

Kublai: Ich kann mich belesen, wieso?

Gael: Ich verstehe davon auch nicht viel, aber das war das erste, was ich gezeigt bekam. Die sind unglaublich wichtig dort. Die Anlage steht nämlich in der Wüste.

Kublai: Die Sicherheit wäre mir wichtig. Wenn die Kühlanlagen funktionieren, reicht mir das. Vielleicht sehe ich mir das später mal an. Jetzt habe ich gerade keine Zeit!

Gael: Martin würde übrigens gerne wissen, was Sie eigentlich so stark beschäftigt?

Kublai: Das ist alles unheimlich viel. Sagen Sie einfach, dass ich mich darum kümmere! Viel wichtiger sind die Personalfragen. Das wird nicht so leicht und Sie haben wenig Zeit, um sich auch noch um das zu sorgen, was dem Herrn Bretz so durch den Kopf schießt. Ich will anfangen sobald es möglich ist.

Das Personal, das der gute Kublai Kahn da wollte, musste gleich mehrere Bedingungen erfüllen, die sich wieder gegenseitig auszuschließen schienen. Der Mitarbeiter musste sich mit den Programmen von Servern auskennen, sollte aber dafür, wenn möglich, nicht mitbekommen haben, dass man die Server jetzt mit Fremdsoftware fernwartet und alles in den jetzt aktuellen Programmiersprachen ohne Tools am besten selbst programmieren. Wer auf der Welt arbeitet noch so? Er gab das Problem schlicht weiter.

Nina: Was suchst du?

Gael: Jemanden für eine Serverfarm, der sie auch selbst programmieren kann, in neu!

Nina: Das sind Millionen von Programmzeilen auf einem Serverbetriebssystem. Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie gering da die Schnittmenge ist zwischen dem, was du haben kannst und der armen Seele, die sich ins Nichts hat ausbilden lassen. Das muss jemand sein, der seine gesamte Karriere völlig verskillt hat.

Verskillt kam aus dem Bereich Videospiele und bedeutete, dass jemand die Verbesserungen seines eignen levelbaren Charakters falsch gewählt hatte und sie einem dann nichts mehr nutzten. Nina sprach aus, was Gael nicht hören wollte. Jemanden der eine komplette Serverfarm alleine programmieren konnte, brauchte die Wirtschaft nicht, denn dafür hätte derjenige Jahre oder bei der Komplexität der Betriebssysteme eher Jahrzehnte benötigt. Gael klapperte seine sämtlichen Kontakte ab, um am besten die komplette Serverfarm in Australien mit Programmieren zu besetzen, die ohne Internet arbeiten konnten, wohl bemerkt bei einer Serverfarm, die immer ans Internet angeschlossen werden musste, um zu funktionieren. Eine ganz ähnliche Ausbildung hatte Dimitri Koljakov vor sich. Er hatte sich zu dem durchgegoogelt, was er für eine gute Quelle der Informationen hielt, die Charles Dunbar haben wollte. Er war wieder mit einem Fahrrad unterwegs, das hatte wenigstens kein Nummernschild. In einer marokkanischen Universität hatte er sich angemeldet und saß mit anderen auf dem Flur. Es hatten sich noch andere zur Weiterbildung angemeldet.

Deliah: Marek Schneider, wo ist Marek Schneider?

Dimitri: Hier!

Deliah: Kommen, Sie mit! Wir sind dran!

Er lief ihr hinterher und dann fielen seine Blicke zu den Seiten. Es waren Kästen dort aufgestellt in denen Tauben, Hühner und Meerschweinchen sehr seltsame Bewegungen vorführten.

Dimitri: Ich glaube, Sie haben doch den Falschen. Ich will hier keine Psychopharmaka testen, sondern wirklich nur das Konditionierungsexperiment. Egal was die Viecher bekommen haben, ich will es nicht!

Er hatte einen Grund gebraucht, um das Unigelände betreten zu dürfen und sich daher freiwillig für die Forschung gemeldet.

Deliah: Die Tiere haben nichts bekommen. Ich zeige Ihnen gleich Ihren Gegner!

In einem der Räume traf Dimitri auf seinen Feind, Asrael, eine Kingtaube, in einer Box!

Deliah: Das ist Ihr Gegner, wir machen einen Intelligenztest! Marek, Sie müssen herausfinden, welche Aktion am Computer ein grünes Licht strahlen lässt. Wenn Sie schneller sind als die Taube, bekommen Sie extra 20 Dihram, Ok!

Dimitri: Und was dann?

Deliah: Das war es! Mehr nicht!

Dimitri setzte sich an den Computer und begann wild Tasten zu drücken. Es ging ihm nicht um die zwanzig Mücken, sondern er wollte nur keinen Test gegen eine blöde Taube verlieren. Nach ein paar Minuten war er daraufgekommen!

Dimitri: Ah, wenn ich mit der Maus nach links einen Kasten ziehen will, strahlt das Licht!

Deliah: Das war richtig, leider war die Taube schneller.

Asrael drehte sich ständig im Uhrzeigersinn, das ließ bei ihr Futter regnen. Asrael drehte sich ständig im Kreis, ohne dass dieses Futter kam. War da wirklich nichts drin?

Dimitri: Das arme Ding bekommt doch einen Drehwurm!

Deliah: Nach ein paar Stunden hört sie wieder auf! Sie hat es in vierzig Sekunden geschafft!

Dimitri: Und das soll Intelligenz sein? Ich meine, wenn ich das so machen würde, bekäme ich bestimmt kein Stipendium.

Deliah: Sehen Sie es einfach ein, Sie wurden von einer Taube geschlagen!

Dimitri: Immer noch besser als von einem Huhn!

Das was Deliah da testete, war die sogenannte Skinner-Box zur Konditionierung. Asrael erwartet Futter für eine Tat, die sie ständig wiederholte und für die es vorher Futter gab. Seltsam, dass man nicht maß, wann sie damit aufhörte. Bei Dimitri vergingen keine dreißig Sekunden und die Schmach der Niederlage war vergessen. Jetzt spazierte er mit einem abgestempelten Uni-Pass in die Satellitenleitstelle. Es war kein Wachmann weit und breit zusehen also suchte er bereits Computer. Er durchstreifte die Flure und sah nach etwas Rumgesuche schließlich die ersten Monitore. Was für ein Glück, die Computer waren sogar noch an. Das, was er in diesem Raum sah, verunsicherte ihn dann wieder. Er kannte das Bild von diesem flackernden Kranz, der sich auf jedem Monitor befand. Das war die Sonne von einem Satelliten aus dessen Namen er schon wieder vergessen hatte. Soho hieß er. Schon erkannte er die Zahlenreihen wieder. Die gleiche Anordnung hatte der Papierberg vom Observatorium. Es waren die Koordinaten von Himmelkörpern, aber diesmal war da nur eine und nicht hunderte von Zahlenreihen. Der USB-Stick lag locker in der Hand und war nach zwei Sekunden mit dem Computer verbunden. Dimitri wusste nicht, was auf dem Bildschirm abgebildet war und begann das vom Monitor Gezeigte zu sondieren. Der Grund, wieso das Gebäude keinen Wachmann brauchte, war einfach der, dass es immer von einer Grundcrew besetzt war, von der sich eine Person gerade im Flur neben dem Raum mit den Monitoren befand. Patrick sah den verwirrten Dimitri und hielt ihn für einen vom Putzdienst.

Patrick: Hallo, auf der zweiten Etage ist der Tee aus. Was sehen Sie sich da an? Der Computer hat doch keine Geräusche wie ein Piepen gemacht?

Dimitri: Nein, ich sehe mir nur die Sonne an! Das ist doch die Sonne?

Patrick: Ja, fast in Echtzeit!

Dimitri: Ich dachte eine Satellitenleitstelle sieht sich Satelliten an? Wieso ist hier die Sonne zusehen?

Patrick: Das ist eine der wenigen echten Gefahrenquellen für Satelliten. Bei einem Sonnensturm wird Neutronenstrahlung mit einer solchen Stärke ausgespiehen, dass es das Magnetfeld der Erde durchdringt und dabei elektrische Geräte schwer beschädigen oder ganz zerstören kann.

Dimitri: Und dann ist alles, was im Orbit ist, in Gefahr?

Patrick: Nicht nur das, was im Orbit ist. Wir hatten mal einen Sonnensturm, der halb Kanada lahm gelegt hatte. Er zerstörte fast alle Umspannwerke. Die sind bis heute noch nicht alle wieder repariert. Das gab dann dort überall massive Stromausfälle und im Prinzip hatte da ein Sonnensturm einen viertel Kontinent ausgeschaltet.

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