Life

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Harald Winter

Life

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Life

Impressum neobooks

Life

Rennen

Er rennt. Seine Beine bewegen sich nicht. Er rennt nicht wirklich irgendwohin, sondern vor etwas davon. Vor sich selbst. Vor den anderen. Vor allem. Er hat genug. Einfach die Nase voll. Keine Lust mehr, sich jeden verdammten Tag von denselben Leuten in eine Rolle zwängen zu lassen, um seinen kargen Lebensunterhalt zu verdienen. „Tu dies“, „tu das“, „verlange nichts“ und beiß um Himmels Willen niemals in die Hand, die dich füttert. Er ist nichts weiter als ein Sklave. Gut, die Handschellen fehlten und er ist nicht mit den Füßen an ein Ruder gekettet. Aber dennoch schlägt er jeden Tag denselben Takt, ohne jemals wirklich vom Fleck zu kommen. Es gibt immer einen, der diesen Takt vorgab und viele, die danach tanzen, wie Bären, denen man einen Ring durch die Nase gezogen hat. Bumm. Bumm. Bumm. Tagein, tagaus. Es ist genug. Unzählige Jahre, in denen er so gelebt hat, wie andere es von ihm erwarteten. Was hat er schon erreicht? Nichts. Das kleine Bisschen Wohlstand kann ihm von einem Tag auf den anderen genommen werden. Von den Trommlern. Von den größeren Fischen im Teich, von denen es so viele gibt, dass sie ihn einengen und ihn zu ersticken drohen. Alle die ihn umgeben sind in beinahe jeder Minute ihres Lebens auf der Jagd nach Dingen und denen, durch die sie an noch mehr Dinge kommen mochten. Die Dinge beherrschen sie und die Trommler benutzen diese Abhängigkeit, um sie zu beherrschen. Um sie zu willfährigen Sklaven zu machen, wie auch er einer gewesen ist, seitdem er das zarte Kindheitsalter hinter sich gelassen hat. Jetzt rennt er. Jedenfalls denkt er daran. Sehnt sich danach. Einfach alles hinzuwerfen und wegzugehen. Irgendwohin, wo er nach seinen Vorstellungen leben kann. Er rennt in seinem Kopf. Seine Beine bewegen sich nicht. Er steht da und starrt durch das vom Regenwasser beinahe undurchsichtig gemachte Fenster eines Büros. Eines von vielen in einem Klotz aus Beton. Sie sehen alle gleich aus. Eines ist größer, eines ist kleiner. In manchen sind die Tische aus anderem Holz gemacht und die Stühle mit Leder bespannt. Die Büros der Trommler, die ihren Rhythmus nach dem Willen der Trommler über ihnen wählen. Auch sie sind in dieser kühlen Box aus Beton und Glas gefangen. Tagein, tagaus kriechen sie genau wie er aus ihren Betten, die Augen noch vom Schlaf verschleiert, quälen sich in Kleidung, die sie für angemessen halten und entgegehen schon auf dem Weg zu ihren kleinen, abgeschlossenen Gefängnissen nur knapp einem Herzinfarkt. Sie schnappen in überfüllten Zügen nach Luft und rollen mit ihren Fahrzeugen durch verstopfte Straßen, während sie wie hypnotisierte Kaninchen ohne Unterlass die Nachrichten auf ihren Telefonen überprüfen. Schaffe ich es rechtzeitig zu meinem Termin? Habe ich gestern Abend etwas vergessen? Habe ich Fehler gemacht? Gedanken ohne Sinn und Zweck über etwas, das keine Bedeutung hat. Keine wirkliche Bedeutung jedenfalls. Warum also bleiben? Warum nicht rennen? Irgendwohin. Ganz egal an welches Ziel.

To koniec darmowego fragmentu. Czy chcesz czytać dalej?