Die Vereinigung der Kraft

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Preise mussten verglichen und ausgehandelt werden, die Lohnkosten, die Kosten für Nahrungsmittel und die Wäscherei. Schließlich hatte man damals in Ermangelung einer Kanalisation einen unterirdischen Tank für Fäkalien gebaut, der regelmäßig ausgepumpt und gesäubert werden musste. Tankwagen brachten die Exkremente weg. Auch die Sache mit dem Trinkwasser war immer zu überwachen. Sie entnahmen das aus dem Fluss und es gab diverse Filter. Das Trinkwasser wurde stets abgekocht. Sie hatten einen großen unterirdischen Gastank, der von Zeit zu Zeit befüllt werden musste. Das Hotel erwirtschaftete im Winter keine Gewinne, aber die Verluste blieben vergleichsweise gering.

Für die Verköstigung der Soldaten und der Quechua Arbeiter nahmen sie nur wenig Geld. Dennis hatte das so gewollt, um ihnen zu zeigen, dass sie Teil einer Familie sind, die sich um das Erbe Perus bemüht. Auch für die Hütten in denen die Quechua und die Soldaten wohnten, nahm Dennis nur wenig Geld. Ihr Lohn wurde durch die Regierungen von Peru und Bolivien gezahlt. Damit hatte die Stiftung nichts zu tun.

Das Hotel hatte sich über den Winter zu einem Zentrum für die Ausgrabung entwickelt.

Auch wenn die Hütten der Indios und Soldaten inzwischen mit einem Kamin ausgestattet waren, so war das Hotel doch das einzige Haus, das ständig beheizt wurde. So war es nur verständlich, dass sich die Arbeiter und die Soldaten hier besonders gern aufhielten.

Alanque war als Gastgeberin ähnlich angenehm, wie Dennis. Sie war verbindlich, freundlich und höflich, aber sie konnte auch ernsthaft böse werden, wenn etwas nicht in Ordnung war. Dennoch hatte sie eine Art, zu vermitteln und auf die Menschen zuzugehen, so dass es fast nie zu Streitigkeiten kam.

Außerdem war Alanque eine schöne Frau. Man konnte ihr kaum etwas abschlagen. Weil sie hochschwanger war, hatte sie noch mehr die Unterstützung der ganzen Crew. Trotz der Schwangerschaft nahm sie sich nie zurück. Sie wurde von ihren Leuten geliebt.

7.

Mitte Dezember war dann die Familie von Alanque angereist. Sie kamen in zwei Autos. Vater, Mutter, Geschwister, ein Schwager und eine Schwägerin. Sie würden da sein, wenn Alanque ihr Kind zur Welt brachte. Wenn schon der Vater des Kindes nicht da sein konnte, dann würde wenigstens die ganze Familie da sein.

So kam es, dass Para eine ziemlich große und lebhafte Gruppe vorfand, in der ständig irgendetwas passierte. Er wurde schnell in die Geheimnisse der Küche und der Schule eingeweiht. Sein Singsang wurde von allen verstanden und nun begann auch Para, die Sprache der Indios und der Weißen zu lernen. Er machte dabei gewaltige Fortschritte. Bübchen und Moses staunten „Bauklötzer“. Der kleine Spanier war ganz aus dem Häuschen, in welch kurzer Zeit Para die Sprache erlernte.

Manchmal stahl sich Para heimlich davon. Nur Alanque wusste davon.

Er verwandelte sich in einen Adler und flog hoch über das Tal und die Ausgrabung. Er flog über die Straße und in Richtung des immer rauchenden Vulkans. Er nahm die Veränderungen der Luft auf, er spürte, wann es Schnee geben würde und wann die Luft klar und eisig war. Manchmal erhob er sich frühmorgens und flog in die aufgehende Sonne. Es war ein wunderbares Gefühl.

Er flog manchmal auch in Richtung des Regenwaldes und zweimal verwandelte er sich in einen Affen und sammelte Kräuter und Beeren, die er in eine kleine Umhängetasche steckte. Er würde sie vielleicht brauchen.

Als Weihnachten kam, wurde es Zeit für die Geburt des Kindes. Mehrfach war eine Hebamme gekommen. Sie hatte mit Alanque trainiert und sie untersucht. An Weihnachten blieb sie ganz da, denn das Kind würde nun sehr bald kommen.

Para hatte Alanque die Hände immer wieder auf den Bauch gelegt. Manchmal hatte er sie gestützt und ihren Rücken massiert. Er war erst Dreizehn. Alanque fand das alles sehr natürlich und Para gab Alanque wichtige Tipps für die Geburt. Manches wusste sie schon von der Hebamme, manches war anders. Immer, wenn Para die Hände auf ihren Leib legte, spürte sie dieselbe Wärme, die sie auch durch Dennis Hände erfahren hatte. Das Kind in ihrem Bauch streckte sich nach diesen Händen aus. Sie merkte, wie es die kleinen Finger versuchte durch die Bauchdecke zu schieben, sie sah die kleinen Wölbungen, die von den Händen im Innern auf der Bauchdecke entstanden und sie merkte wie das Kind diese Wärme in sich aufnahm.

An Weihnachten ging Para in die Küche. Er hatte die Beeren und die Kräuter gut aufbewahrt. Nun brühte er einen Tee auf, ließ ihn abkühlen und brachte ihn zu Alanque. „Trink das“, sagte er. „Es wird dir gut tun.“

„Was ist das“, wollte die Hebamme wissen. „Ich kenne den spanischen Namen nicht, aber es ist ein Tee, den die Indiofrauen am Amazonas trinken, bevor sie ihr erstes Kind zur Welt bringen.“ Die Hebamme sah die Beeren an. Sie kannte sie nicht. Es waren verschiedene Sorten, schwarze, rote und gelbe. Alanque sah sie bittend an. „Ich werde das trinken. Vertrau Para.“ Die Hebamme wusste, dass es im Amazonasgebiet alle erdenklichen Heilkräuter gibt, aber sie kannte diese Beeren nicht.

Als dann am zweiten Weihnachtsfeiertag das Kind kam, war die Hebamme erstaunt, wie schnell das ging. Alanque hatte natürlich Geburtsschmerzen wie alle Frauen, aber sie kam damit wunderbar zurecht. Para saß neben ihr. Er hatte die Augen geschlossen und hielt ihr die Hand. Er ließ die Hebamme machen. Er hätte das auch gekonnt. Anders und viel besser als die Hebamme, aber er sagte nichts. Sie machte das gut.

Auch mit der Nachgeburt gab es keine Probleme. Als das Kind abgenabelt war und auf dem Bauch der Mutter lag, suchte es sofort nach der Brust. Alanque merkte, wie die Milch einschoss und das Kind trank.

Para lächelte.

Die Hebamme machte das mit dem abnabeln und ihren sterilen Vorschriften anders, als Para das gemacht hätte, aber er sah, dass sie sehr geübt war und jeder Handgriff saß. Er sah, dass Alanque volles Vertrauen zu der Hebamme hatte und er fand das richtig.

Während die Familie sich um Alanque und das Neugeborene versammelte, verzog sich Para in die Küche und braute einen Sud aus den Kräutern.

Später am Tag ging er zu Alanque. „Du hast Blut verloren“, sagte er, „trink das. Es wird dir helfen.“ Auch jetzt vertraute sie Para. „Ich habe in meiner Zeit am großen Fluss viele Kräuter gesammelt“, erklärte er. „Ich galt als großer Medizinmann und ich wurde als der Herrscher des Urwaldes angesehen. Du und dein Kind. Ihr steht unter meinem Schutz. Vergiss das nie.“

Es war seltsam. Alanque vertraute diesem vielleicht 12-jährigen Jungen, der wie ein Erwachsener sprach, und der nicht einmal wusste, wie er hierher gekommen war. Dann streckte Para die Hand zu dem Neugeborenen aus und es ergriff einen seiner Finger mit der Hand um sich daran festzuhalten.

Instinktiv wusste Alanque, dass dies mehr war, als nur ein Greifreflex. So beschloss Alanque, das Kind Théra zu nennen.

„Das ist ein guter Name“, sagte Para. „Die Tochter der Sonne.“

7.

Alanque hatte eine wunderbare Familie. Sie hatte fünf Geschwister. Apanache war die Jüngste von ihnen und sie war 17. Sie würde bald die Schule abschließen.

Apanache hatte sich sofort in das kleine Mädchen verguckt und sie kümmerte sich rührend um ihre Schwester und um ihre Nichte. Aber nicht nur Apanache. Es war eine typische Aymara Familie, auch wenn die Familie nicht das Los der armen Indios auf dem Land teilte, sondern zu Wohlstand gekommen war. Sie pflegten eine indianische Tradition, wie es einmal der Ur-Ur-Ur-Großvater der Familie vorgemacht hatte, als er damals an der Befreiung des Landes von den Spaniern teilnahm. Sie hatten immer versucht die Traditionen der Indios aufrechtzuerhalten. Das war einer der Gründe, warum Alanque damals Archäologie studiert hatte und anfing, sich mit Ausgrabungen zu beschäftigen.

Die Familie blieb bis nach Neujahr, dann machten sie sich wieder auf den Weg nach La Paz.

In diesen Wochen hatte sich Bübchen in Apanache verguckt.

Sie war genauso hübsch wie ihre große Schwester und doch war sie ganz anders. Zierlich und etwa kokett und dabei ganz offen und ehrlich und auch sie fand Bübchen ausgesprochen nett.

Bübchen hatte bei den Kids gelernt, äußerst selbstsicher, ja souverän zu sein. Er war inzwischen sehr ruhig geworden, ohne je überheblich zu wirken. Er konnte sehr gut organisieren. Er konnte andere anleiten. Seltsamerweise nahm ihm nie jemand übel, wenn er kritisierte oder berichtigte. Er tat das auf seine ihm eigene freundliche Art, so dass man ihm nie böse sein konnte. Er hatte ein Gespür, etwas richtig zu machen und er war im Bereich des Wirtschaftsrechnens und der Buchführung richtig talentiert.

Obwohl Bübchen schon mit fünf Jahren zu den Kids gekommen war und nie in seinem Leben eine Regelschule besucht hatte, so hatte sich doch die Schule der Kids bezahlt gemacht. Sie war nachhaltiger als die Regelschule jemals sein würde.

Apanache hatte auch in der Schule der Quechua gesessen. Sie hatte das sehen wollen. Bübchen, aber auch Moses und der kleine Spanier hatten eine unvergleichliche Art, die andern zum Lernen zu motivieren, und sich gegenseitig zu helfen. Sie hatte das so noch nie vorher erlebt. Das war ganz anders als ihre Schule in La Paz. Es machte ihr Spaß. Sie sah, dass es allen Spaß machte. Es geschah nie, dass Bübchen irgendetwas aufzwang. Er lachte gern und viel und er steckte die andern damit an. Sie lernten gerne und fanden stets irgendwelche eigenen Themen.

 

Nach zwei Wochen war sie in Bübchen verschossen.

Die beiden zeigten sich das zunächst nur sehr behutsam, aber sie kamen sich nicht soweit näher, dass es zu Intimitäten kam. Sie standen oft vertraut zusammen. Sie merkten, dass ihr Atem dann schneller ging. Sie spürten das Knistern zwischen ihren Körpern, aber sie trauten sich nicht, mehr zu tun.

Bevor Apanache nach la Paz zurückfuhr, nahm Bübchen ihre Hand. „Ich möchte dich wiedersehen“, gestand er, „bald“. Da brach Apanache entzwei. Sie fiel ihm um den Hals und hielt ihn fest. So standen sie eine ganze Weile wie verzaubert.

Alanque stand in der Nähe. Sie sah ihren Vater an und sie lächelte. Sie wusste, dass Bübchen viel von Dennis hatte und sie verstand ihre Schwester.

9.

Leider war das Glück nicht von Dauer.

Als kurz nach der Abreise der nächste Lastwagen kam, gab es zwei neue Fahrer. Sie luden den Lastwagen ab, dann wollten sie mit Alanque sprechen. Bübchen führte sie zu Alanque.

„Jungs, geht’s um euer Geld?“ fragte Alanque. „Das hätte Bübchen euch geben können.“

„Klar“, sagte einer von ihnen. Sie öffnete ein Fach, nahm das Geld heraus und gab es ihm. „Stimmt so“, meinte sie. Er grinste. „Alles“, befahl er.

„Raus mit euch“, meinte Alanque. Der Mann lachte roh, dann hatte der andere Bübchen an den Haaren und hielt ihm einen Revolver an den Kopf. „Alles, hab ich gesagt“, meinte der Mann.

„Ihr kommt nicht weit“, drohte Alanque. „Das lass mal meine Sorge sein“, meinte der Mann. „Du hast doch da so einen kleinen Balg. Dem könnte was passieren.“

Alanque sah ihn mit Abscheu an. „Oder dem Bürschchen da…“ „Oder beiden“, lachte der andere. Er stieß Bübchen roh auf den Boden und kniete auf ihm. Bübchen war geschickt, aber er war kein Kämpfer. Er musste abwarten.

„Los jetzt, die Kohle“, meinte der Mann. Er zog seine Waffe und kam auf Alanque zu. In diesem Moment ging die Türe auf, und Para kam herein. Der Mann war sofort bei Alanque und hielt ihr die Waffe auf den Bauch.

Para blickte auf die Männer. Er hatte die Situation in einem Augenblick erfasst. „Tu, was er sagt“ bat er.

„Sehr vernünftig das Bürschchen.“ Der Mann öffnete die Kassette und steckte die Scheine in die Tasche. Wir wollen noch etwas anderes. Du wirst uns jedes Mal, bevor eine Lieferung abgeht, benachrichtigen.“ Alanque sah ihn an. „Du weißt schon. Steine, Diamanten, Gold. Das, was ihr ausgrabt. Wir werden dir noch sagen, wie und wo.“ Dann ging er zur Tür und mit einem blitzschnellen Griff hatte er Para die Waffe an den Kopf gedrückt. „Der da kommt mit uns. Als unsere Lebensversicherung.“

Alanque sah, wie Para ihr zublinzelte. Sie hob die Hände. „Also gut, also gut. Ich mache das.“

„Vergiss das nicht. Wir werden dein Bübchen da erst mal behalten und wir kommen wieder.“ Eine Schießerei wollten sie nicht riskieren. Sie hatten einen Auftrag zu erledigen.

Sie verschwanden durch die Tür und fuhren mit dem Lastwagen ab.

Alanque schaltete sofort. „Nicht aufhalten“, befahl sie. „Lass sie abhauen, dann können wir handeln.“ Insgeheim hoffte sie auf Para.

Alanque hatte sich nicht verrechnet. Die Männer hatten Para roh in den Lastwagen gestoßen, dann waren sie losgefahren. Para kannte die Strecke von seinen Flügen. Er wartete eine halbe Stunde ab. Der Lastwagen holperte über die Straße. Die Aufmerksamkeit des Fahrers und des Beifahrers war von der schlechten Straße abgelenkt. Da verwandelte sich Para in eine Spinne.

„Verflucht, wo ist er hin“, schimpfte der Beifahrer plötzlich. Der Fahrer sah zu ihm. Para war weg. Nur die Kleider lagen da. Er trat heftig auf die Bremse. Der Wagen kam zum stehen. In diesem Moment sprang ihn die Spinne von hinten an und biss ihm in den Nacken.

Bevor er mit der Hand nach ihr schlagen konnte, saß sie auf dem Beifahrer und biss zu.

Diese beiden Bisse waren tödlich. Die Gangster wurden innerhalb von zwei Minuten müde und schlapp. Die Sprache blieb ihnen weg. Der Fahrer löste den Fuß von der Bremse und der Wagen setzte sich in Bewegung und fuhr das leichte Gefälle hinunter, dann wurde er schneller und fuhr in der nächsten Kurve geradeaus gegen einen Baum. Die Körper der beiden Männer wurden abrupt nach vorne geworfen. Sie waren tot.

Para verwandelte sich zurück. Er nahm ihnen das Geld ab. Die Waffen ließ er da. Er hätte damit nichts anfangen können. Dann fand er eine Leinentasche und hängte sie sich um den Hals.

Er stieg aus, vergrub seine Kleidung, wurde zum Adler und flog zurück zum Hotel. Er landete direkt vor dem Eingang, verwandelte sich zurück und betrat das Haus.

Er war jetzt nackt und er platzte mitten in eine Versammlung, die aufgeregt beriet, was zu tun sei.

Moses sah ihn als erstes. Er stand auf. „Para“, sagte er. Alanque hatte mit dem Rücken zu ihm gesessen. Ihr Kopf fuhr herum, dann sprang sie auf und lief zu Para. Sie umarmte ihn.

„Alles gut“, meinte Para. „Sie sind tot. Beide. Man wird sie finden und es gibt keine Spuren. Leider war eine Kenda im Fahrerhaus. Sie haben das nicht bemerkt.“ „Eine Kenda“, fragte Bübchen. Para nickte. „Eine Spinne. Nicht sehr groß, aber sehr giftig. Sie haben Schaum vorm Mund.“ Dann gab er Alanque den Beutel mit dem Geld. „Wir sollten in Zukunft besser aufpassen“, meinte Para. „Andere werden kommen, und nun hätte ich gern was zum anziehen.“

Alanque gab Anweisung, nichts an Dennis weiterzugeben und sie organisierte die Wache neu. „In Zukunft will ich vorher eine Liste aller Fahrer. Es wird nur durchgelassen, wer bekannt ist.“ Außerdem befahl sie oben auf der Hochebene eine Wache aufzustellen. „Sie werden vielleicht über die Hochebene kommen“, sagte sie.

Die Wachen hatten sich gewundert, aber Alanque erklärte es so: „Als ich die beiden fremden Fahrer gesehn habe, da habe ich angefangen nachzudenken. Es ist nichts passiert, aber was, wenn doch etwas passiert wäre. Sie sind glatt durchgefahren, ohne Kontrolle. Wir haben hier die Aufgabe die Grabungsstätte zu bewachen. Man soll uns nicht den Vorwurf machen, dass wir schlafen.“

Das verstanden die Wachen. Sie wollten ihren Job nicht verlieren. Er war leicht und sie hatten es gut hier. Sehr gut.

An diesem Abend fragte Alanque Para unter vier Augen: „Du warst die Spinne?“ Para lächelte. „Ich habe dir gesagt, dass ich dich beschütze. Dich und meine Schwester.“

Die Fahrer kamen nie an. Der zweite Wachposten am Ende der Straße meldete, dass kein Fahrzeug durchgekommen sei. Also machten sich die Wachen auf den Weg. Sie fanden den Lastwagen mit kaputtem Kühler an einem Baum. Die beiden Fahrer waren tot. Sie untersuchten sie und fanden die kreisrunden Geschwulste rund um die Spinnenbisse. Sie fanden auch die Waffen. Das Geld war verschwunden.

Sie gaben die Meldung sofort über Walkie Talkie weiter. Ein Hubschrauber suchte die Umgebung ab. Sie fand keinen Plünderer. Der Wald war menschenleer. Das Geld war dennoch weg. Der Kommandant tobte. „Wie konnte das passieren?“ Sie fragten bei der Spedition nach. Sie fanden die eigentlichen Fahrer, die sich hatten bestechen lassen, um sich ein paar schöne und freie Tage zu machen. Die Sache wurde dem Minister gemeldet und er ordnete an, dass die Wachen im Winter nun verstärkt würden. Als er hörte, dass Alanque schon befohlen hatte, alle Fahrer anzumelden, nickte er. „Wir haben geschlafen“, meinte er. Dann begann er vorsichtige Erkundigungen nach den Hintermännern einzuleiten.

Die Kunde gelangte auch zu der lokalen Mafiaorganisation nach Lima, die den Auftrag erteilt hatte. Irgendwas war hier schiefgelaufen. Die Sache mit den Spinnenbissen nahmen sie den Berichterstattern nicht ganz ab, aber es konnte tatsächlich so gewesen sein. Sie hatten Vertrauensleute beim Militär. Nach einigen Tagen wussten sie, dass die beiden tatsächlich durch Spinnenbisse gestorben waren. „Scheiße“ sagte der lokale Mafiaboss. „Das nächste Mal werden wir vorsichtiger sein.“ Sie würden es wieder versuchen.

10.

Bübchen hielt nicht dicht. Er hielt es für seine Aufgabe, die Sache an „den Dicken“ in Berlin weiterzugeben. Er tat das sehr vorsichtig und über eine sichere Leitung in Cusco.

Er wartete eine Weile ab, dann behauptete er, sich einmal die berühmte Inkastadt Cusco ansehen zu wollen. „Ich hab das schon lange vorgehabt.“ „Mitten im Winter“, fragte Alanque.

„Klar“, meinte Bübchen. Er zückte eine Kamera. Ich werde mich von den Soldaten im Jeep hinbringen lassen. Die Ablösung bei den Wachleuten ist fällig. Dabei werde ich die nächste Lastwagenfuhre eigenhändig kontrollieren und auch mal mit den Kontrolleuren auf der anderen Seite der Straße reden. Außerdem hat mich Conny angerufen. Sie hat gesagt, dass sie und Armando sich mit einer Frau zusammengetan haben, die tanzt und singt. Ich soll mir mal ansehen, ob es in Cusco gute Möglichkeiten für Auftritte gibt.“ Das stimmte nun wirklich. Alanque wusste das.

So kam es, dass „der Dicke“ informiert wurde. Er hörte sich den Bericht in Ruhe an. „Was ein Mist“, sagte er, „ich hab so was kommen sehen. Ich brauch dir nicht zu sagen, dass ihr vorsichtig sein müsst. Ich könnte es nicht ertragen, wenn euch was passiert.“ Bübchen beruhigte ihn. „Keine Sorge. Der Minister hat schon reagiert. Alanque hat die Wachen angespitzt und wir haben Hilfe bekommen.“ Er erzählte kurz von Para. „Willst du mich veräppeln“, fragte „der Dicke“.

Bübchen lachte laut ins Telefon. „Liebend gerne, aber diesmal stimmt’s wirklich. Sobald Dennis da ist, werden wir ihn informieren. Er wird wissen, was zu tun ist.“ „Ich schick euch ein paar Leute rüber, als Unterstützung“, endete der Dicke.

11.

Bis März blieb alles ruhig.

Para flog die Hochebene des öfteren ab. Er konnte hoch in der Luft stehen und sah mit den scharfen Augen des Adlers jede Bewegung auf der Erde. Auch die Straße beobachtete er. Zu seinem Schutz befahl Alanque, dass auf Adler nicht geschossen wird. Auch nicht zum Spaß.

Para kontrollierte auch immer wieder über dem Tal des Wasserfalls. Manchmal sah er unten im Tal die Kinder. Sie sahen zum Himmel, wenn er seine krächzenden Schreie des Adlers ausstieß. Julia deutete stets zum Himmel hinauf. „Dort fliegt Para“, sagte sie. Die Jungen sahen sich zunächst ungläubig an, doch sie erfuhren auf ihrer nächsten Karawane, dass Julia Recht gehabt hatte. „Ich besuche euch manchmal“, erzählte Para. „Ich habe gesehn, wie Julia dem Adler zugewunken hat.“

Théra, die kleine Tochter von Alanque entwickelte sich prächtig. Sie hatte die dunklen Haare und die rehbraunen Augen ihrer Mutter. Para bemühte sich rührend um seine kleine Schwester. Vielleicht war es sogar sein Einfluss, dass sie nach den ersten zwei Wochen bis auf zwei Trinkpausen durchschlief und Alanque ihre Nachtruhe gönnte. Alanque war morgens stets frisch und ausgeruht und sie konnte sich bequem um alles kümmern. Tagsüber trug sie ihr Baby am Körper mit sich herum, in ein Tuch eingewickelt, wie es die Tradition der Indios ist. Manchmal übergab sie das Baby an Para, der ein unglaubliches Gefühl für das Kind hatte.

Alanque sorgte dafür, dass Bübchen, Moses und der kleine Spanier mal in der Küche, mal im Sägewerk, mal in der Verwaltung und mal beim Zimmerservice halfen. Sie kümmerte sich darum, dass die Freunde ihren PKW- und LKW-Führerschein machten. Sie schickte sie als Kontaktleute zu den Behörden in Cusco, und zum Einkaufen auf den Großmarkt. „Es ist wichtig, dass ihr einen Überblick habt, was wir hier machen, bevor ihr euch für eine spezifische Ausbildung entscheidet“, sagte sie zu den drei Freunden. „Wichtig ist, dass ihr eure Ausbildung dann auch wirklich zu Ende bringt.“

Bübchen telefonierte öfter mit Apanache. Sie steckte in ihren Schulabschlussprüfungen und konnte nicht weg. Sie versprach, wenn alles vorbei ist, würde sie kommen.

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