Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag

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Zeil am Main

Lassen Sie sich von dem weitläufigen Industriegebiet um die Alt­stadt nicht täuschen, das Weinstädtchen am Main, von der Wall­fahrtskirche Käppele über­ragt, zählt zu den schönsten Zielen zwi­schen Bamberg und Schwein­furt.

Im idyllischen Zentrum bildet der halb­kreisförmige Marktplatz mit seinen Fach­werk­häusern und der Stadtpfarr­kirche St. Michael samt eigenwilligem Kirch­turm die gute Stube der Stadt. Der Platz ist wie schon vor Jahrhunderten noch im­mer ein Ort zum Handeln, Ver­sam­meln und Feiern, wie das Alt­stadt­wein­fest Jahr für Jahr beweist. Aller­dings hat das Städtchen unter dem Durch­gangsverkehr zu lei­den.


Das Panorama des Zeiler Käppele hoch über dem Maintal

Zeil besitzt nicht nur wegen seines at­trak­tiven Stadtbilds einen klang­vol­len Namen, sondern vor allem auch we­gen seiner Weine. Bereits um 1018 pflanzten die Mön­che des Bamberger Klos­ters St. Michael hier Reben. Ein ge­bür­tiger Zeiler, der Ebra­cher Abt Al­be­rich Degen, war es, der im 17. Jh. maß­geb­lich zur Verbreitung der aus Öster­reich stammenden Silvanerrebe in Fran­ken beitrug: der Anfang einer Er­folgs­ge­schichte bis zum heutigen Tag. Er wurde im Zuge der Hexenver­bren­nungen aus Zeil vertrieben (→ Kasten).

Der Weinbau in Zeil erlebte in den letz­ten beiden Jahrzehnten einen neuen Auf­schwung. Es werden insbesondere die Rebsor­ten Müller-Thurgau, Silva­ner, Bacchus und Riesling angebaut. Doch in Zeil wird auch Bier gebraut: Die Dorfbrauerei Göller ist im Ort om­ni­prä­sent. Das Bier wird seit über 400 Jah­ren in der Brauereigaststätte „Zur Al­ten Freyung“ ausgeschenkt, doch auch die meisten anderen Lokale des Orts haben Göller im Angebot. Am west­lichen Stadtrand kann man es im brauereieigenen Biermarkt (Wildgarten 12) als Flaschenbier kaufen.

Sehenswertes

Käppele: Das Wahrzeichen der Stadt steht auf dem 366 m hohen Kapellen­berg. Als 39 Zeiler Söhne 1870/71 ge­gen Frankreich in den Krieg zogen, ge­lob­ten sie, im Falle einer unversehrten Rück­kehr eine Madonna vergolden zu lassen. Tatsächlich kehrten alle 39 Sol­daten wie­der heim. 1894 wurde mit dem Bau der neuroma­ni­schen Kirche be­gon­nen, die heute ein beliebtes Ziel für Wallfah­rer und Ausflügler ist. Be­ach­tens­wert sind die kleine Marien­grotte und die Mi­rakelkammer mit Wachs­pup­pen als Weihegaben. Vom Käppele kann man ei­nen grandiosen Blick über das Maintal zum Steiger­wald genießen. Ein herrli­cher Kreuz­weg mit Sand­stein­figuren von 1880 führt von der Stadt durch den Wald hinauf (Aus­gangs­punkt/Einstieg: am Ortsende von Zeil Richtung Bischofs­heim auf der rechten Sei­te), Ein­kehrmöglichkeit im Berg­hos­piz (Tel. 09524/1009).

Stadtpfarrkirche St. Michael: Bis heute be­herrscht das auf einer Anhöhe ge­le­gene Gotteshaus den Marktplatz. Der von einer teilweise erhaltenen Wehr­mau­er umge­bene Bau wurde Anfang des 18. Jh. auf den Fundamenten einer mit­telalterlichen Kir­che errichtet. Das im­posante Rahmenwerk des Hoch­al­tars schuf der Bamberger Martin Wal­ter, der auch später die Seitenaltäre fer­tigte. Beachtenswert ist die ver­mut­lich aus dem 14. Jh. stammende Turmhalle, die als Taufkapelle diente. Sie beher­bergt über 600 Jahre alte Fresken. An der Westwand sind die Bistumsgründer Hein­rich II. und Kunigunde dargestellt, in den Händen der Bamberger Dom. An der schmucklosen Fassade der Kirche be­findet sich eine Ölberg-Darstellung. Sie zeigt drei vom Schlaf überwältigte Jün­ger, während Jesus vor der Fels­wand zusam­men­ge­sunken seinem Tod ent­gegensieht und ein Engel ihm den Kelch des Leidens reicht.

Die Kapelle St. Anna gegenüber der Pfarrkirche zählt zu den ältesten Bau­werken der Stadt (Weihe 1412). Einst war sie eine Totenkapelle mit Bein­haus. Sie wurde mit historischen Bau­tech­niken renoviert. Im Inneren ein schlichter Rokokoaltar und Re­nais­sance­malereien.

Marktplatz: Das dreigeschossige Rat­haus am Marktplatz mit dem streng ge­glieder­ten Fachwerkobergeschoss ist ein Werk mehrerer Epochen. Das goti­sche Haupt­por­tal lässt sich ins 14. Jh. datieren. Der Abschlussstein des Fach­werk­geschos­ses nennt 1540. Ein Kuri­o­sum am Rathauseck: Neben der Bam­ber­ger Elle, die 67 cm maß, hat sich ein Relikt des mittelalterlichen Strafrechts erhalten, der Pranger. Ge­gen­über vom Rat­haus das ehemalige Rosenbergische Zehnthaus, das dem Bam­ber­ger Barock­baumeister Küchel zugeschrie­ben wird.

Das nur wenige Meter unterhalb des Rat­hauses gelegene Jörg-Hofmann-Haus in der Hauptstraße 3 zählt zu den kunst­vollsten Fachwerkhäusern in Fran­ken. Der Zeiler Zimmermann Hof­mann schuf innerhalb des Fachwerks stark plastische For­men, die man zu sei­ner Zeit nur aus Stein kannte. Die Holz­arbeiten hatten damals auch einen prak­tischen Sinn: So sollten Schre­ckens­masken beispielsweise die bösen Geis­ter vertreiben. Das 1689 erbaute Haus gab der wohlhabende Schwager Hof­manns in Auftrag.

Der Hexenturm

Die Stadt Zeil am Main stellt sich ih­rer Geschichte: Das Fach­werkidyll, umgeben von Weinbergen, erlitt zur Zeit des Dreißig­jäh­rigen Kriegs traurige Berühmtheit als Hochburg der Hexen­ver­fol­gung im Bistum Bamberg. Meh­re­re hundert Frauen, Männer und sogar Kinder fielen dem Wahn zum Op­fer. Deren Hintergrund war zum einen die Kleine Eiszeit im 17. Jh., die zu Missernten führ­te. Der zweite Grund für die Verfolgung, die in Franken gan­ze Städ­te entvölkerte, war pure Habgier. Die kirchlichen Hexenjäger be­rei­cher­ten sich am Vermögen ihrer Opfer, die nach Kerkerhaft und Folter alle­samt auf dem Scheiterhaufen ende­ten. Eine Do­ku­men­tation über diese dunk­le Zeit hat die Stadt Zeil im Stadtturm, ei­nem Originalschauplatz jener Zeit, und einem Haus an der Stadt­mauer eingerichtet: dem Hexenturm. Un­bedingt sehens­wert (www.zeiler-hexenturm.de).

Fürstbischöfliches Schloss (heute Fi­nanz­amt): erbaut unter dem Bamberger Fürst­bi­schof Lothar Franz von Schön­born (1693-1729).

Synagoge: Seit dem 14. Jh. gab es in Zeil eine jüdische Gemeinde. In der Ju­den­gasse 18 steht die ehemalige Sy­na­go­ge (heute Privatbesitz). Bereits 1920 löste sich die jüdische Gemeinde aus Mangel an Mitgliedern auf und schloss sich den Glau­bensbrüdern in Haßfurt an. Die bei­den Thorarollen aus dem 18. Jh. wur­den eben­falls dorthin ge­bracht, wo sie beim Judenpogrom der Nazis 1938 ver­nichtet wur­den.

Schloss Schmachtenberg: Außerhalb des Altstadtkerns im Stadtteil Schmach­ten­berg liegt in einer Talsenke ver­steckt das große Schloss, das im 16. Jh. erbaut und um 1700 für Jagd­auf­ent­halte der Bamberger Bischöfe um­ge­baut wurde.

Wanderung 1: Auf den Spuren von Abt Degen rund um Zeil

Abwechslungsreiche Wanderung durch Weinberge, Wald und Schlucht.

Basis-Infos

Information Die Tourist-Information be­fin­det sich in der ehemaligen Ratsdiener­woh­nung (Grohehäuschen) neben dem Rat­haus, ist allerdings nur im Sommer an Wochenenden besetzt. Sonst Infos im Rat­haus. Marktplatz 8, 97475 Zeil, Tel. 09524/9490 (Stadt Zeil) und Tel. 09524/94937 (Tourist-Info), www.zeil-am-main.de. April bis Okt. Fr 12-18, Sa 10-16, So 10-13 Uhr. Stadtführungen und Hexen­führungen nach Absprache. Stadt­turm­be­stei­gung nach Ver­einbarung bei Franz Hoffmann, Sander Str. 18, Tel. 09524/1441. Infos zum Weinfest unter www.zeiler-weinfest.de.

Verbindungen Bahn, Zeil besitzt einen Bahn­hof und liegt an der Strecke Bam­berg-Schweinfurt (Haltestelle der Regional­bahn).

Taxi, Gertrud Pfaff, Tel. 09524/1304; Taxi Will, Wild­garten, Tel. 09524/850905.

Übernachten/Essen & Trinken

Übernachten Hotel Kolb, Hotel mit Res­tau­rant und schöner Wein­stube mit hand­ge­fer­tig­ten Glasfens­tern. An­ge­nehme Terrasse, die abends stim­mungsvoll be­leuchtet wird. Funktio­nel­le, komfortable Zim­mer, schöne The­men­zimmer, manche Zimmer sind et­was klein (oft einzeln stehende Betten). Übe­r­nach­tung ab 50 € (EZ) bzw. 80 € (DZ). Krumer Str. 1, Tel. 09524/9011, www.hotel-kolb-zeil.de.

Altes Forsthaus, im schön gelegenen Orts­teil Bischofsheim liegt der traditionelle Gast­hof mit fränkischer Küche. Von hier aus kann man zu schönen Wanderungen aufbrechen. Ter­rasse. DZ 50 €. Bischofs­heim 18, Tel. 09524/1821.

Essen & Trinken Zur Alten Freyung, Brauerei zum Hirschen (Göller), eine frän­ki­sche Brauerei ohne Schnickschnack. Das preis­werte Wirtshaus im Zentrum von Zeil (un­mit­telbar an der Stadtmauer) ist im Som­mer mit seinem riesigen Biergarten und der üppi­gen Speisekarte ein beliebtes Ziel für Einhei­mische und Touristen. Gut­bür­gerliche Küche, hervor­ragendes Bier; zu empfehlen: Stein­hauer­weizen (www.brauerei-goeller.de), Haus­brände. 9.30-1 Uhr, Di Ruhetag (in den Som­mer­mo­naten ohne Ruhetag). Speiersgasse 21, Tel. 09524/9554.

Bio/Regional Zur Sonne, das Weinhaus im Ortsteil Zie­gelanger ist seit 1912 im Familienbesitz. In dem freundlichen und gemütlichen Gast­haus von Wolfgang Zimmermann werden fränkische Kü­che und Weine aus kontrol­liert ökologi­schem Anbau angeboten. Be­sondere Speziali­täten sind gerupfter Käse, Brotzeiten (eigene Schlach­tung), selbst ge­brannter Schnaps und in der Saison Spar­gel. Übrigens werden auch Füh­rungen durch die eigenen Weinberge an­ge­boten. Ab 15 Uhr, Sa/So ab 10 Uhr, Mi/Do Ru­he­tag. Ziegelanger 19, Tel. 09524/5460, www.weinhaus-zimmermann.de.

Winzerhof Schick, im Stadtteil Ziegelanger ge­legene Gaststätte mit hausgemachten Brot­zei­ten und gutem Essen, Eigenbau­wei­ne. Berg­str. 22, Tel. 09524/7892, www.schick-winzerhof.de.

 

Zeiler Esszimmer, überzeugt mit guten Spei­sen und schönem Biergarten. Kastanienbäume spenden hier Schatten. In der Nähe des Bahnhofs. Tel. 09524/2459195, www.schick-winzerhof.de.

Wein

In Zeil und dem Stadtteil Ziegelanger und vor allem jenseits des Mains (der hier auch eine Sprach­grenze ist: „Mee“ und „Maa“) in Sand gibt es zahlreiche Winzer- und Hecken­wirt­schaften.

Wir empfehlen neben den Weinen von An­ton Nüß­lein das Weingut Dr. Heigel, das für seine hochwertigen sortentypi­schen Wei­ne aus den Lagen Zeiler Mönchs­hang und Ran­der­sackerer Sonnen­stuhl bekannt ist. Auch Bar­rique-Weine und hausgemachte Gelees wer­den angeboten. Haßfurter Str. 30, Zeil, Tel. 09524/3110.

Dem Weingut Erich Martin gehört das Wahrzeichen von Ziegelanger: ein Wein­berg­häuschen (das „Gesichtshäuschen“), mit einem strah­lenden Gesicht bemalt. Ver­kauf über die Weinstube Martinsklause in Ziegelanger.

Weingut A & E Rippstein, in Sand, mit He­ckenwirtschaft. Der junge Winzer Mathias Ripp­stein hat sich als Sommelier und in­no­va­tiver Winzer einen Namen gemacht (aus­ge­zeich­net: seine „S“-Weine). Sand­gasse 26, Tel. 09524/1341, www.weingut-rippstein.de.

Mein Tipp Das Weinhaus am Markt­platz, ein Wahrzeichen von Zeil. Von den Ei­gentümern mit viel Liebe renoviert und im Jahr 2011 durch eine edel-moderne Vi­no­thek mit Probierstube er­weitert, findet der Weinfreund in den schö­nen Verkaufs­räu­men alles, was das Herz be­gehrt. Aus den eigenen Weinbergen in Zeil bieten An­ton und Roger Nüßlein ein breit ge­fächer­tes Sortiment vom vielfach ausgezeich­ne­ten Spitzenwein bis zum gefälligen Zecher-Schop­pen an. Herausragend sind der Ries­ling, der sich durch Rasse und Frucht aus­zeichnet, und für Rotweinfreunde ein samt­weicher Spätburgunder. Am häufigsten wird jedoch der Silvaner verkauft. Mit 6,50 € pro Fla­sche beginnt bei Nüßleins das Weinvergnü­gen. Es werden auch Weinproben in den Weinbergen angeboten. Der freundliche Service spricht für sich: Hier ist der Kunde König. Weinverkauf mit Weinprobe: Mo-Fr 9-18, Sa 9-16 Uhr und nach Ver­ein­barung. Marktplatz 1, Tel. 09524/279, www.weinhaus-nuesslein.de.

Haßfurt

Wer aus Bamberg kommt, hat Pech: Der unansehnliche Einkaufs- und Indus­triegürtel im Osten und im Westen Haßfurts wirkt nicht ge­rade einla­dend. Doch der erste Eindruck täuscht. Tatsächlich be­sitzt das über 750 Jahre alte Haßfurt eine malerische, historisch g­e­wachsene Altstadt mit kunst­vollen Fachwerkfassaden, alten Bür­ger­häusern und sehenswerten Kir­chen.

Das schmucke mainfränkische Städt­chen zählt rund 14.000 Ein­woh­ner und ist Kreisstadt des Landkreises Haß­ber­ge. Der Ort wächst und viele pendeln aus dem Umland zum Arbeiten nach Haßfurt. Das Leben spielt sich in der sanierten Alt­stadt ab, begrenzt vom Oberen und Unteren Turm. Entlang der breiten Oberen Hauptstraße mit dem weitläufigen Marktplatz samt Rathaus reiht sich Laden an La­den. Sehenswert ist die Stadtpfarrkirche mit zwei Wer­ken Tilman Riemenschnei­ders oder die frisch renovierte, spätgotische Rit­ter­ka­pelle mit ihrem eindrucks­vollen West­portal. Lohnend ist sicher­lich ein Spa­ziergang zum alten Zister­zien­ser­inn­en­kloster Mariaburghausen am Süd­ufer des Mains (1,5 km vom Zent­rum) - ein Musterbeispiel goti­scher Kir­chen­bau­kunst (Kirche norma­ler­wei­se ge­schlos­sen, bit­te anrufen im katho­lischen Pfar­ramt unter Tel. 09521/1484).

Sehenswertes


Relief an der Ritterkapelle in Haßfurt

Ritterkapelle: Im 15. Jh. wurde die Rit­ter­kapelle zu Ehren Mariens errichtet, einer der bedeutendsten spätgotischen Kirchenbauten in Deutschland. Jedoch wurde sie in den nachfolgenden Jahr­hun­derten immer wieder verändert, bei­spielsweise durch den berühmten Archi­tekten Karl Alexander von Heid­e­loff. Beachtenswert an der ein­schif­fi­gen Anlage mit eingezogenem Chor ist der an der Choraußenseite ange­brachte drei­fache Fries mit insgesamt 230 Wap­pen, zu denen noch weitere 25 Wap­pen an den Rippenkreuzungen im Chor­inneren kommen - eine Art stei­ner­nes Adels­register. Eindrucksvoll sind auch das Westportal mit dem auf­wän­di­gen Relief im Tympanon, das die Le­gende der Heiligen Drei Könige erzählt, und der bis heute rätselhafte „Vier­tu­gend­mann“ im Gewölbe der Eingangs­halle. Die gesamte Kirche wurde von 2006 bis 2010 hell und farbig saniert.

♦ Lesetipp: Die Ritterkapelle in Haßfurt, Ver­lag Schnell + Stei­ner, Regensburg 2012.

Pfarrkirche St. Kilian, Kolonat und Tot­nan: Noch immer ist die spät­go­ti­sche Hallen­kirche mit eingezogenem Chor zwischen den beiden Osttürmen der Mittel­punkt der Stadt. Berühmt ist das Gotteshaus am Marktplatz, das zuletzt Anfang der 1990er-Jahre reno­viert wur­de, wegen zweier um 1490 entstan­de­ner Plastiken von Tilman Rie­men­schnei­der: Johannes der Täufer und Maria mit dem Kind stehen links und rechts des Chors. Im Zentrum prunkt der neu geschaffene Hochaltar mit den drei Frankenaposteln und Namens­pa­tro­nen Kilian, Kolonat und Totnan, die wohl aus der Werkstatt Riemen­schnei­ders stammen.

Altes Rathaus: Gegenüber von der Stadt­pfarrkirche steht das rechteckige, drei­ge­schossige Rathaus, das zu Beginn des 16. Jh. erbaut wurde. Hier befindet sich heute unter anderem das Bür­ger­büro. Im Erdgeschoss befindet sich die ehe­mals offene Markthalle, in der heu­te Kulturveranstaltungen stattfinden.

Zehntscheuer (Stadthalle): Die einstige fürstbischöfliche Zehntscheune, ein mäch­ti­ger dreigeschossiger Bau mit Staf­felgiebel, entstand im 15. Jh. und wur­de im 17. Jh. erweitert. Ende der 1980er-Jahre wurde das Gebäude vom Archi­tekten Alex­an­der Freiherr von Branca zur Stadthalle umgebaut. Heute finden dort zahlrei­che Kultur­veran­stal­tungen statt (www.hassfurt.de).

Rathaus: gegenüber der Zehntscheuer das Amtshaus aus dem 18. Jh., das heu­te als Rathaus mit Tourist-Information dient.

Herrenhof: Das Gebiet des heutigen Her­renhofs gilt als die Urzelle der städ­tischen Besiedelung in Haßfurt (13. Jh.). Die frühesten Besiedelungs­spuren über­haupt gibt es aber an der ehemaligen Mainfurt bei Haßfurt, sie stammen be­reits aus dem 4./5. Jh. Das Gebäude dien­te schon vielen Zwecken, unter an­derem war es das ehe­ma­lige fürstbi­schöf­liche Amtshaus und beher­bergte die Oberschule. Heute hat hier das Land­ratsamt seinen Sitz, histo­ri­sche Spu­ren sind teilweise noch zu erken­nen.

Siebenmeilenstiefel

Helmut Kohl trug sie, ebenso Marcel Reich-Ranicki, die Königin von Holland und der König von Thailand: Die ganze Welt läuft auf Markenschuhen aus Haßfurt. Die Marke „Finn Comfort“ der „Waldi“-Schuhfabrik ist ein Export­schlager. 650 Mitarbeiter sowie 1400 Heimarbeiter fertigen täglich 6000 Paar Schuhe - komplett made in Germany, was in der Branche eine Seltenheit ist. „Waldi“ verzichtet überdies auf etwas, was sonst auch fast jeder hat: Die ed­len Leisetreter bekommt man nur über den Fachhandel. Fabrik­verkauf und Outlet gibt es in Haßfurt nicht, „weil wir keine Ware zweiter Wahl produzie­ren“, wie der Seniorchef Hans-Joachim Wol­ter selbstbewusst sagt.

Basis-Infos

Information Verkehrsamt, Bahnhofstr. 2, 97437 Haßfurt, Tel. 09521/688227, www.hassfurt.de. Mo-Fr 9-17.30 Uhr, Mai-Okt. auch Sa 10-14 Uhr, So 14-17 Uhr.

Verschiedene Angebote an Stadtführungen. Infos bei der Tourist-Information. Treffpunkt: Altes Rathaus am Markt­platz.

Verbindungen Bahn, Haßfurt liegt an der Strecke Bamberg-Würzburg, Fahrkarten­aus­ga­be Tel. 09521/3933.

Baden Haßfurt besitzt ein weitläufiges und sehr gepflegtes Erlebnisbad, das nicht nur verschiedene Pools bietet, sondern auch eine 127 m (!) lange Wasserrutsche, Wär­me­halle und Dampfgrotte. Das Beson­dere: die Außen­becken (inkl. Schwim­mer­be­cken) sind je nach Wetter­lage bis mind. Ende Okt. geöffnet. Dane­ben befindet sich die Eis­sporthalle. Großer Anger 21, Tel. 09521/94570.

Flugplatz Verkehrslandeplatz Haßfurt, Flugplatzstr. 20, Tel. 09521/94990; Rundflüge, Fall­schirmspringen.

Übernachten/Essen & Trinken

Meister Bär (ehemals Altstadthotel), das ge­schmackvolle 4-Sterne-Hotel im Herzen Haß­furts (bei der Pfarrkirche St. Kilian) steht an der Stelle der 1869 erbauten Volksschule und bie­tet alle Annehmlichkeiten eines mo­dernen Mit­telklassehotels. Teile der Schule wurden beim Bau 1997 jedoch erhalten. So stehen noch ei­ni­ge alte Wände und im Frühstücksraum findet man alte Schulbänke. Vor einigen Jahren wur­den im Ort Bilder der ehemaligen Schulkinder aus Haßfurt gesammelt, die nun in einem Al­bum angesehen werden können. Das Hotel hat au­ßerdem einen Fitnessraum, ein So­larium und eine Sauna. Es gibt auch be­hin­derten­ge­rechte Zimmer und spezielle Zimmer für Al­ler­giker. Freundlicher, pro­fes­sio­neller Service. EZ ab 69 €, DZ ab 89 €. Pfarr­gasse 2, Tel. 09521/9280, www.mb-hotel.de. 2016 Besitzerwechsel und Renovierung.

Jüngling, nur aus ein paar Tischen besteht die ehemalige Weinstube der Bäckerei, die zu ei­nem Café umgebaut wurde, in dem sich tags­über viele Haßfurter treffen. Kleine Ge­richte, fei­ne Weinauswahl. Mo-Fr 5.30-18 Uhr, Sa bis 14 Uhr. Hauptstr. 26, Tel. 09521/1456.

Heuhotel, in einem Riesengarten mit zwei Eseln zwischen Stadtmitte und Freibad hat au­ßer der Vier-Personen-Bettstatt (pro Pers. 5 €) ein Ferienhäuschen Platz (mit Küche, Bad, Ter­rasse, 2 Pers. 35 €). Bei Winfried Schreyer, am Wehr­lein 3, Tel. 09521/952336 oder 0160/2056273.

Meehäusle (ehemals Naturfreundehaus), die idyllische Lage mit Biergarten direkt am Main ist der Trumpf dieses gemütlichen Gasthauses, das von Radfahrern und Ein­heimischen gerne besucht wird. Bootsanle­gestelle mit Unter­stell­halle, Zeltplatz, Kin­der­spielplatz. Gute Tages­ge­rich­te, einfa­che und günstige Zimmer (EZ ab 18 €). Am Ha­fen 6, Tel. 09521/7155.

Bio/Regional Maintal-Obstindustrie, das Traditions­un­ternehmen ist vor allem für seine Hiffen­mark-Marmelade (Hagebutten) bekannt. Am Mi und Do ist 9-17 Uhr, Sa 9-15 Uhr Fabrikverkauf. Industriestr. 11, Tel. 09521/94950, www.maintal-frucht.de.

Club Lokwerk, die Feierwütigen der Region treffen sich Fr und Sa im historischen Bahn­hofs­gebäude, direkt neben dem heutigen Bahn­hof. Bis 22 Uhr Bar, danach Club. Bahn­hofstr. 10, Tel. 09521/6219719, www.lokwerk-events.de. Kinderträume

Kinderträume

Viele Gestalten, die sich in den Büchern des bekannten Kin­der­buch­autors Paul Maar finden, sind Oberthereser. Denn der gebür­tige Schweinfurter Paul Maar (heute Bamberg und Birken­feld/Landkreis Haßberge) verbrachte ei­nige Kinderjahre bei seinem Groß­vater in Obertheres, als Schweinfurt im Bombenhagel ver­sank. Noch heute erinnert sich Paul Maar gerne an die Zeit im Dorf und erzählt immer wieder davon. Bekannt geworden ist Paul Maar vor allem durch die Geschichten vom Sams. Was nur wenige wis­sen: Paul Maar arbeitete eine Zeit lang als Bühnenbildner und Fo­to­graf am Fränki­schen Theater Schloss Maßbach (Landkreis Schweinfurt), das seine Tochter Anne Maar heute leitet. Anne Maar ist ebenfalls eine bekannte Kinderbuch­autorin. Aus der glei­chen Theater­familie stammt Michael Ballhaus, einer der ge­frag­tes­ten Kameramänner in Hollywood („Das fliegende Au­ge“), der unter anderem mit Martin Scorsese Filme drehte und im Lauf seiner Karriere für drei Oscars nominiert wurde.

Rund um Haßfurt


Hungrige Wildgänse im Maintal

Interessant ist die kleine Kirchenburg in Prappach, und in Sylbach lockt die his­to­ri­sche Hammerschmiedsmühle zu einer gemütlichen Einkehr (Mi bis So und an Fei­ertagen ab 18 Uhr, Tel. 09521/2277, www.hammerschmieds­muehle.de). Außer­dem ist das maleri­sche Rat­haus aus dem Jahr 1598 seh­ens­wert.

Zisterzienserinnenkloster Maria­burg­hau­sen: Über die 1962/63 errichtete Main­brü­cke, die an der Stelle eines Vor­gängerbaus von 1867 Haßfurt mit dem südli­chen Umland verbindet, ge­langt man zum ehemaligen Nonnen­klos­ter (1,5 km außerhalb von Haß­furt), das Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn 1582 der Universität Würz­burg schenkte. Seitdem wird das Klos­ter schon nicht mehr von Or­dens­frau­en bewohnt, heute dient es als Hof­gut. Beachtenswert ist die 1300 ent­stan­dene Klos­ter­kirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist und eine ein­drucks­volle Gruft be­herbergt. Leider ist das Gotteshaus normalerweise ge­schlos­sen; es kann jedoch nach Voran­mel­dung besichtigt werden.

 

♦ Informationen und Schlüssel: Katholisches Pfarramt Haßfurt, Pfarrgasse 8, Tel. 09521/1484.

Obertheres: Das einstige Kloster und heu­tige Schloss Theres, das an der Bun­des­straße 26 liegt, die von Haßfurt nach Schweinfurt führt, ist heute in Pri­vatbesitz. Die fast tausend Jahre alte Benediktinerabtei St. Stephan und Vitus prägte mit ih­rem Reichtum die ganze Umgebung. In den Klosterdörfern wie Wa­genhausen, Hor­hausen und Buch stehen noch heute Bau- und Flur­denk­mäler von herausragen­der Be­deutung und selbst in der Nachbarstadt Haßfurt hatte das einst mächtige Kloster Be­sit­zun­gen (ehemalige Renkers­müh­le). Mit der Säkularisation Anfang des 19. Jh. erlosch das Klosterleben jäh.

Obertheres ist die Heimat einer be­deutenden Bildhauerfamilie. Berühm­tes­ter Ver­tre­ter dieser Familie war Jo­hann Peter Wagner (geboren 1730), der Sohn von Johann Thomas Wagner. Er schuf in ganz Franken Kunstwerke von überragendem Wert. Von seinem Ge­burts­haus steht heute nur noch die Tor­an­lage. Wagner-Werke findet der Inte­res­sierte unter anderem in der Marien­ka­pelle am Friedhof in Ober­the­res, in der Kirche im Nachbarort Unter­theres sowie in der Kirche in Dampf­ach. Aus Obertheres stammt auch der spätere Mainzer Hofbildhauer Johann Sebas­tian Barnabas Pfaff, von dem sich eben­falls Figuren in der Marienkapelle be­fin­den.

Sehenswert ist auch das neugotische Schloss Ditfurth, das ebenfalls wie das ehema­lige Kloster an der B 26 liegt. Es ist allerdings nicht zugänglich. Erbaut wurde die Schlossanlage 1857 von Georg Freiherr von Ditfurth, der übri­gens der Bruder von Franz Wilhelm Frei­herr von Ditfurth war. Dieser gilt als der bedeutendste Sammler fränki­scher Lieder (www.theres.de).

Übernachten/Essen Familie Pfeiffer ver­mietet zwei liebevoll eingerichtete Zimmer in einem geschmackvoll restaurierten ehe­maligen Gasthof in der Ortsmitte von Ober­theres. Kahl­berg 1, Tel. 09521/618045.

Mein Tipp Vino e Camino, stilvolle Vi­nothek und Weinhandlung im Schloss Obertheres, be­trieben von der Italienerin Francesca Gräfin von Beust-Luti. Hier erhält man ausgewählte italienische Weine und ku­linarische Lecke­reien. Un­bedingt sehens­wert. Geöffnet Do 15-19.30 Uhr und Fr 15-22 Uhr sowie bei Sonder­ver­an­staltungen. Klosterstr. 1, Tel. 09521/954396, www.vinoecamino.de.

Wanderung 2: Durch das Tal der Wässernach

Einfache Rundwanderung in urtümlicher Naturlandschaft.

Wonfurt: Hier ist die klassizistische Kir­che sehenswert, die 1817-1820 nach dem Vor­bild des Pantheon in Rom er­richtet wurde.

Übernachten/Essen Hotel Gasthof Zur Linde, das in der Ortsmitte von Ottendorf (am Mainradweg, steil ober­halb am Berg) gelegene fränkische Gast­haus bietet regio-nale, gute Kü-che (haus­eigene Schlach­tung) und einfache, aber gute Zimmer. Täglich geöffnet ab 17 Uhr, So ab 11 Uhr. EZ 50 €, DZ 70 €. Linden-platz 1, Ottendorf, Tel. 09727/91010, www.linde-hotel.de.

Mein Tipp Brauereigaststätte Ulrich Mar­tin, in Franken sterben viele kleine Tra­di­tionsbrauereien, aber es geht auch an­ders: Im Scho­nun­ger Gemeindeteil Hausen hat Ulrich Martin die Dorfbrauerei wieder­belebt. Hand­werk­lich ge­brautes Bier und eine kleine, aber stets ab­wechs­lungsreiche Speisekarte machen das Wirts­haus mit Bier­garten zu einem Ge­heim­tipp. 12-23 Uhr, Fr/Sa bis 24 Uhr, So ab 10.30 Uhr, Di Ruhe­tag. Hausener Hauptstr. 5, 97453 Scho­nun­gen, Tel. 09727/403011, www.brauerei-martin.de.

Café Rohr, am Mainradweg in der Orts­mit­te von Schonungen liegt das v. a. sonn­tags rege frequentierte Café, das her­vorragende haus­gemachte Torten anbietet. 6-19 Uhr, So ab 8 Uhr. Hauptstr. 36, Tel. 09721/59239.

Wanderung 3: Auf urtümlichen Wegen am Main entlang nach Schweinfurt

Leichte Streckenwanderung durch die Mainauen mit schönen Aussichten.

Schweinfurt

In Schweinfurt wird zwar immer noch Wein angebaut, doch be­kan­n­ter ist die circa 54.000 Einwohner große Stadt am Main als wich­tiger In­dus­triestandort. Als Friedrich Fischer im Jahre 1883 die Kugel­schleif­maschine erfand, war dies die Geburtsstunde der Wälz­lager­fa­brik­ation. Darüber hinaus gilt Schweinfurt als die Wiege des Fahrrads.


Skulptur eines Schweinehirten im Stadtteil Zürch

Weltweit tätige Firmen aus der Wälz­la­ger- und Autoteilezubehör-Produk­tion, wie z. B. Schaeffler, Bosch Rexroth oder ZF Friedrichshafen AG (urspr. Sachs) prä­gen das Bild der Stadt. Eine schwe­re Strukturkrise in den 1990er-Jahren konn­te mittlerweile über­wunden wer­den. Noch ist der Struk­turwandel in vollem Gange, das kultu­relle Leben aber blüht: His­to­rie und zeitge­nös­si­sches Kunst- und Kul­tur­leben gehen eine interessante Mi­schung ein. „In­dus­trie und Kunst“ lau­tet das Schlag­wort und Namen wie das Mu­seum Georg Schäfer, das Mu­seum Otto Schä­fer und die 2009 eröff­nete Kunsthalle Schweinfurt spielen hier­bei eine be­deu­ten­de Rolle. 2022 soll zudem ein Kul­tur­forum eröffnet werden. Dement­spre­chend hat sich der Tourismus in Schwein­furt erheblich weiter­ent­wi­ckelt.

Die Industriestadt - heute mehrheit­lich protestantisch - zählt zu den ältes­ten Or­ten Mainfrankens. Bereits 791 wurde Schweinfurt zum ersten Mal ur­kund­lich er­wähnt. Die einstige freie Reichs­stadt umfasste ein Territorium von gerade mal 53 km2. Erst 1802 verlor die Stadt durch die Annektierung durch Bayern ihre politi­sche Selbst­stän­dig­keit. Leider haben sich nicht all­zu viele historische Gebäude er­hal­ten, denn als Zentrum der kriegswichtigen Wälz­lagerindustrie in Nazideutsch­land wurde Schweinfurt zur Ruinenwüste bombardiert. Doch in den letzten Jah­ren wurden die verbliebenen Bereiche, beispielsweise der Zürch, Zug um Zug saniert und restauriert. So entstand auch eine große Fußgängerzone, die Schwein­furt mittlerweile als Einkaufs­stadt interessant macht. Hier ist außer­dem die weitläufige, 2009 eröffnete Stadt­galerie mit insgesamt 100 Ge­schäften zu nen­nen.

In den letzten 150 Jahren entwickelte sich die kleine Fischer-, Schiffer- und Hand­wer­kersiedlung zu einer bedeu­ten­den Industriestadt, die sich mit Ku­gel­la­gern, Stoß­dämpfern und Klein­mo­to­ren europaweit einen Namen ge­macht hat. Durch die wirtschaftliche Mo­no­struktur haben hier konjunk­tu­relle Kri­sen aller­dings beson­ders hart zu­ge­schla­gen, vor allem in den 1990er-Jahren.

Denk’ mal

Der holländische Künstler herman de vries, der Esche­nau im Stei­gerwald zu seiner Wahlheimat erkoren hat, setzt mit ei­nem Denkmal in den Mainauen bei Schweinfurt/Oberndorf ein Zeichen gegen das Vergessen: Eine runde Steinbank, flankiert von drei Linden, erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiter, die im Zwei­ten Weltkrieg für die Schweinfurter Kugella­gerindustrie schuf­ten mussten. Die aus ganz Europa nach Deutschland ver­schlepp­ten Männer und Frauen lebten unter menschen­un­würdi­gen Bedin­gun­gen in einer Barackenstadt auf den Mainwiesen - fern der Heimat, un­ter­ernährt, misshandelt und den alliierten Luftangriffen auf die Industrie­stadt schutzlos ausgeliefert. Fünf Jahrzehnte war das Thema Zwangsarbeit in Schweinfurt tabu - jetzt stellen sich die Stadt und die Großbetriebe der Ge­schichte. Anders mainaufwärts in Haßfurt. Hier hat man lange verdrängt, dass Fritz Sauckel, einer der Hauptkriegsverbrecher der Nazizeit und bei den Nürn­berger Prozessen zum Tod verurteilt, ein Sohn der Stadt ist. Sauckel hatte den Zwangsarbeitereinsatz im Dritten Reich organisiert. Er war für die Verschleppung und den Tod von Millionen Menschen zwischen 1939 und 1945 verantwortlich.

Sehenswertes

Museum Georg Schäfer: Nach den Plä­nen des Berliner Architekten Volker Staab wurde der kubische Bau in den Jah­ren 1998/99 errichtet und 2000 eröff­net. Er prä­sentiert die be­deu­tend­ste Privatsammlung der Kunst des 19. Jh. aus dem deutsch­spra­chigen Raum. Mit Gemälden und Arbeiten auf Pa­pier vom ausgehen­den 18. bis zum Beginn des 20. Jh. bietet das Museum ein Panorama der unterschied­lichsten Kunst­strömungen dieser Zeit, vom spä­ten Rokoko über Klassi­zismus und Ro­man­tik bis hin zum Impressio­nismus. Zu den Meisterwerken des Mu­seums zählen Franz Pforrs Gemälde „Sulamith und Maria“, Caspar David Fried­richs „Abend an der Ostsee“ oder Adolph Menzels „Cercle am Hof Kaiser Wil­helms I.“. Mit der weltweit größten Sammlung seiner Werke ist Carl Spitz­weg vertre­ten: 160 Gemälde und 120 Zeich­nungen. Von Adolph Menzel be­sitzt die Sammlung über 100 Ge­mäl­de, Goua­chen und Zeichnungen. Weitere grö­ßere Werk­blöcke gibt es von Cas­par Da­vid Friedrich, Georg Ferdinand Wald­müller, Hans Thoma, Wilhelm Leibl und sei­nem Kreis sowie von Max Lie­bermann und Max Sle­vogt. Neben der großen stän­digen Ausstellung fin­den hochkarätige Wechselausstel­lun­gen, Vortragsreihen, Führungen, Kon­zerte und Lesungen statt.