Paulo Redmann

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Dann nahm er die Schüppe und den Schneeschieber und ging zuerst daran, den Schnee in die Gosse zu schaufeln, wo sich schon ein mächtiger Wall aufgetürmt hatte.

„Guten Morgen Herr Redmann!“, hörte Paulo mit einem Mal eine Stimme rufen, und das war Herr Schröder.

„Guten Morgen Herr Schröder, wenn es nicht bald aufhört zu schneien, weiß ich nicht, ob ich noch mit dem Räumen nachkomme!“, antwortete Paulo.

„Mir geht es genauso wie Ihnen, gestern noch habe ich 1 m Schnee weggeräumt und heute schon wieder, ich finde, dass die Stadt mal langsam den Schnee abtransportieren muss!“, sagte Herr Schröder.

„Ich habe gestern mein Garagendach freigeräumt, bei einem Bekannten aus der „Kirchstraße“ ist es eingebrochen, genauso wie das Dach über dem Schwimmbad!“, fuhr Paulo fort.

„Ja schlimm, man sollte das Gewicht des Schnees nicht unterschätzen, mein Garagendach ist ein Betondach, das einiges an Gewicht aushält!“, so Herr Schröder.

„Herr Schröder, ich werde nachher einmal bei der Stadt anrufen!“, sagte Paulo.

Nachdem er mit Schneeräumung fertig war, holte er einen Eimer voll Auftausalz und streute jede Menge von dem Salz auf den Gehweg. Frau Schneider kam wieder des Wegs und lobte Paulo, dass er den Gehweg freigeräumt hatte.

Inzwischen waren Leute vom Tiefbauamt damit beschäftigt, den Schnee von den Dächern des Schulzentrums und des Cinemaxx zu schaufeln. Das war Handarbeit, und es standen einmal sechs und einmal vier Männer mit Schüppen auf den Dächern und warfen den Schnee neben die Gebäude. Es war natürlich sehr viel Schnee: das Dach des Schulzentrums maß 30 m mal 40 m, und es lag überall 1 m Schnee darauf. Beim Schulzentrum bedeutete das 240 Tonnen Schnee, beim Cinemaxx maß das Dach 15 m mal 20 m, was 60 Tonnen Schnee ausmachte.

Der Schnee konnte nicht dauernd neben den Gebäuden liegen bleiben, und ein Radlader und zwei LKWs mit Kipper waren dazu abgestellt, ihn in die „Hilmewiesen“ außerhalb der Stadt zu bringen.

Man hatte einen Fahrweg für die LKWs von der Straße nach Feldstadt aus angelegt, der bis unmittelbar an die "Hilme" führte, dorthin sollte der viele Schnee gebracht werden.

Der Mann auf dem Radlader sollte auch gleich den Marktplatz freiräumen, denn am nächsten Tag sollte der Wochenmarkt stattfinden, und der Schnee, der dann fiel, sollte von Hand entfernt werden.

Paulo rief beim Tiefbauamt an und man sagte ihm dort, dass im Laufe des Tages der Radlader aus der „Pestalozzistraße“ mit beiden LKWs in der „Herrengasse“ vorbeifahren sollte, um den dort aufgetürmt Schnee abzutransportieren.

Paulo bedankte sich für die Zusage, setzte sich bei den Frauen in die Küche.

Ben und Joshua lagen auf der weichen Decke auf dem Küchenboden, und fühlten sich wohl. Marga hatte Kaffee gekocht, und es war noch etwas Kuchen vom Vortag da, den sie zu dem Kaffee aßen.

Plötzlich schellte es, und als Paulo die Tür öffnete, stand da der DHL-Mann mit zwei großen Paketen.

Sofort war Paulo klar, dass es sich bei den beiden Paketen nur um die Maxi-Cosis handeln konnte. Er gab dem DHL-Mann etwas Trinkgeld und trug die Pakete in die Küche.

Ben und Joshua machten große Augen, als sie die Pakete sahen, und Paulo ging sofort daran, sie auszupacken.

„Da haben Sie sich bei Amazon aber sehr bemüht!“, sagte Sara und nahm die Babysitze in Augenschein.

„Ich will die Sitze gleich in den Wagen einbauen, das ist nicht viel Arbeit!“, sagte Paulo, und er trank seinen Kaffee aus und brachte die Sitze zur Garage. Er öffnete das Garagentor, setzte sich in den Wagen und fuhr ihn raus.

Als er die beiden Maxi-Cosis auf die Rückbank gestellt hatte, war klar, wie er vorgehen musste: er legte den Beckengurt in die beiden Aufnahmepunkte seitlich an den Sitzen und den Schultergurt einmal um die Sitze herum in den hinteren Aufnahmepunkt, fertig!

Wenn die Leute von der Stadt da waren mit den Schnee aus der Herrengasse weggefahren haben, können wir eine Tour machen!“, sagte Paulo, und er schaute Ben und Joshua an, und die blickten zu ihrem Vater, als der sagte:

„Das wird euer erster Kontakt mit der Außenwelt, erschreckt nicht, es ist nicht immer so kalt bei uns, und das Weiße, dass ihr draußen liegen seht, ist Schnee, und der verschwindet hoffentlich bald wieder.“

Paulo setzte sich wieder und trank seine Tasse Kaffee, und das letzte Stück Kuchen aß er auch.

Nach einer Weile hörten sie in der Küche draußen eine deutlich wahrnehmbares Gerumpel, und Paulo ging vor die Tür, nicht ohne vorher seine Jacke übergezogen zu haben. Dort sah er einen großen Lkw mit Kipper und einen gewaltigen Radlader, der auf seinen Antriebsachsen Schneeketten aufgezogen hatte.

Die verursachten das Rumpelgeräusch, sie waren notwendig, weil der Radlader sonst, wenn er gegen die schweren Schneelasten am Schulzentrum und am Cinemaxx arbeiten musste, weggerutscht wäre.

Paulo trat an den Straßenrand und zeigte dem Radladerfahrer den Schneewall, den er dort angehäuft hatte, und er wies auch auf den Schneewall bei Herrn Schröder, der auch vor die Tür gekommen war.

Der Lkw stand ein Stück weiter am Straßenrand, und der Radlader begann vorsichtig, damit er den Bordstein nicht beschädigte, den Schnee aufzunehmen und dem Lkw auf den Kipper zu laden.

Inzwischen waren einige Anwohner auf ihrem Gehweg und sorgten dafür, dass sie vom Radlader nicht vergessen wurden.

Nach einer Zeit war die gesamte „Herrengasse“ geräumt, und die Anwohner waren zufrieden.

Paulo gab den Fahrern des LKWs und des Radladers jeweils zehn Euro Trinkgeld, und der Lkw fuhr Richtung „Hilmewiesen“ davon.

Der Radlader rumpelte wieder in die „Pestalozzistraße“ zurück, denn dort war die Arbeit noch lange nicht getan.

Am Cinemaxx neigte sie sich die Arbeit allerdings langsam dem Ende zu, und auch der Marktplatz war frei. Die Arbeiter vom Cinemaxx gingen zu den Arbeitern des Schulzentrums auf das Dach und halfen dort mit.

Alle arbeiteten zuerst am Rand und warfen den Schnee hinunter, bevor sie sich in der Mitte begaben, von dort schoben drei Arbeiter den Schnee zum Rand und drei Arbeiter warfen ihn nach unten.

Der Radladerfahrer hatte immer Pause, wenn die Männer den Schnee nachwarfen, und die LKWs unterwegs zu den „Hilmewiesen“ waren und dort für einen gewaltigen Schneeberg sorgten.

Sara, Marga und Paulo machten die Jungen fertig, um mit ihnen zu IKEA zu fahren. Sara zog Ihnen sehr warme Sachen an und Wollmützen auf, dann steckte sie sie in lammfellgefütterte Schlafsäcke, und die Erwachsenen zogen sich Jacken über und Handschuhe an.

Sie gingen nach draußen, und den Gesichtern von Ben und Joshua konnte man ansehen, dass sie mit der Kälte noch nicht zurechtkamen, die beiden schrien.

Sara und Paulo setzen sie ihre Maxi-Cosis und streichelten sie, sie redeten auf sie ein, dass sie keine Angst zu haben brauchten und die Kälte ihnen nichts anhaben könnte.

Als sie langsam losfuhren und Paulo die Heizung im Wagen voll angestellt hatte, wurde es im Wageninnern allmählich warm, und Ben und Joshua beruhigten sich wieder.

Sie schlichen die „Löhrallee“ entlang Richtung Stadtausgang und kamen auf freies Feld, wo ein ordentlicher eiskalter Wind wehte, das Außenthermometer zeigte -10 °C.

Plötzlich sah Paulo vor sich gelbe Warnleuchten und erkannte ein Streufahrzeug, hinter dem er herfahren musste, denn an Überholen war kein Denken.

So fuhren sie langsam nach Feldstadt, immerhin auf einer frisch gestreuten Straße, was einem ein Gefühl von Sicherheit gab.

6 km hatten sie noch hinter dem Streufahrzeug herfahren müssen, dass aber immerhin 50 Km/h fuhr.

Plötzlich stimmte Marga, die hinten zwischen den Babysitzen saß, ein Lied an und Sara und Paulo sagen mit, es war „Schneeflöckchen, weiß Röckchen …“, und Ben und Joshua hörten aufgeregt und neugierig zu.

Dann passierten sie die Stelle an der die LKWs immer zu den „Hilmewiesen“ abbogen, und sie konnten den Schneeberg sehen, der sich im Hintergrund befand. Ein Radlader mit Schneeketten war damit beschäftigt, den Schnee, den die LKWs abkippten, zusammenzuschieben und auf den Berg zu drücken.

Alles war tief verschneit, man sah keine Menschen und kein Tier, im Hintergrund konnte man die Löhrberge erkennen. Die "Hilme" war zugefroren, und man konnte ihren Verlauf unter dem Schnee kaum ausmachen,

Dann erreichten sich Feldstadt und schlichen wieder durch den Ort, bis sie zu IKEA kamen, wo der riesige Parkplatz wunderbar geräumt war, es war auch nicht so viel los.

Paulo fuhr in die Nähe des Eingangs und parkte dort.

Sara holte den Kinderwagen aus dem Kofferraum, der an diesem Tag seine Premiere haben sollte, und sie setzte Ben und Joshua hinein.

Dann holte Paulo einen Einkaufswagen und sie gingen in das Möbelhaus.

Sofort umgab sie eine angenehme Temperatur, und sie folgten den Pfeilen, denen man als Kunde folgen sollte.

Auf diese Weise durchliefen sie alle Abteilungen bei IKEA, aber sie wussten ja auch nicht so richtig, was sie kaufen sollten, sie wollten sich inspirieren lassen, vielleicht würde Paulo am Ende in der Küchenabteilung ein neues Küchenmesser und ein neues Küchenbrett kaufen.

Ben und Joshua hörten der Musik aufmerksam zu, die bei IKEA gespielt wurde und machten große Augen.

In der Babyabteilung blieben sie hängen, und Sara und Marga schauten sich bei den Angeboten um. Sie stellten am Ende aber fest, dass sie zu Hause für Ben und Joshua alles hatten, was sie brauchten und liefen weiter.

In der Badezimmerabteilung sagte Sara mit einem Mal:

„Paulo brauchen wir nicht einen neuen Handtuchhalter?“, und Paulo überlegte, er willigte dann ein, und legte den Handtuchhalter in den Wagen.

 

Marga überlegte noch, ob sie nicht etwas für ihr neues Badezimmer kaufen sollte, ließ es aber dann, denn sie hatte alles.

Sie liefen weiter durch die endlosen Gänge bei IKEA, und am Ende kamen sie in die Abteilung mit Kleinzeug, das man für die Küche brauchte wie Tassen und Gläser, aber auch Küchenmesser und Küchenbretter.

Paulo besah sich die Messer und nahm eins in die Hand, dass ihm wegen seiner mittleren Größe sehr gut gefiel.

„Ich glaube, ich nehme das Messer und auch noch ein neues Küchenbrett!“, sagte er, ging zu den Kirchenbrettern, zog eins hervor, und legte es mit dem Messer in den Wagen.

Dann gingen sie durch die Kassen und im Anschluss ins Restaurant.

Dort nahmen sie einen Tisch für sich, neben den man den Kinderwagen stellen konnte, und Ben und Joshua hatten beide ihre Schnuller im Mund und machten einen zufriedenen Eindruck.

Die drei Erwachsenen nahmen jeder eine Tasse Kaffee und ein Stück von dem guten Kuchen, den es bei IKEA immer gab.

Das Restaurant war vielleicht zu zwei Dritteln gefüllt, sodass sie noch gut Platz fanden.

Ein Blick durch das riesige Fenster im Restaurant zeigte, dass es draußen schneite, es schneite schon seit Tagen in unverminderter Stärke, und Marga sagte, dass sie so etwas noch nie erlebt hätte.

Nachdem sie ihren Kaffee getrunken und ihren Kuchen gegessen hatten, standen sie auf und räumten ihr Geschirr in die Ablagen, dann liefen sie wieder zu ihrem Wagen.

Als Ben und Joshua draußen Schnee ins Gesicht fiel, erschraken sie zuerst, merkten aber dann, dass ihnen der Schnee nichts machte.

Sara und Paulo setzen die beiden in ihre Sitze, und sie fuhren nach Dinkelstein zurück.

Zu Hause in der „Herrengasse“ nahmen alle mit Genugtuung zur Kenntnis, dass der Schnee weggeräumt war, und Paulo problemlos auf sein Grundstück fahren konnte.

Er parkte vor der Garage, und Sara und er nahmen zuerst Ben und Joshua heraus, die wieder Schnee ins Gesicht bekamen und ihre Augen weit aufgerissen.

Dann brachten Sara und er die beiden ins Haus zogen ihnen die warmen Sachen aus, sie legten sie in der Küche auf die weiche Decke und Sara machte sie fertig, um sie zu stillen.

Paulo besah sich sein neues Messer und sein Küchenbrett, er machte eine Schnittprobe an einem Stück alter Zeitung, und das Messer fuhr sauber durch das Papier schnitt es durch.

Er hatte für sein neues Messer noch einen Wetzstahl in der Küche, der würde fürs Schärfen fürs erste reichen.

Dann nahm er den Handtuchhalter, den Sara gekauft hatte, und ging mit ihm ins Badezimmer. Er hatte sich schon gedacht, dass er von den Löchern des alten Handtuchhalters höchstens eins brauchen könnte, das zweite müsste er neu bohren.

Er nahm seine Bohrmaschine, spannte einen 6er Bohrer ein und rief:

„Ich muss nur ein Loch bohren!“, und Sara und Marga hielten Ben und Joshua die Ohren zu.

Dann pulte Paulo die alten Dübel heraus und steckte zwei neue in die Löcher. Er schraubte die neuen Handtuchhalter an und warf das Duschtuch darüber.

Er ging zur Küche und sagte Sara, dass der neue Handtuchhalter hängen würde. Sara ging sofort nachsehen, sie kam wenig später zurück und nickte Paulo zu.

Das „Hilmetal“, in dem Dinkelstein lag, wurde von einer Hochspannungsleitung durchzogen, die die Stadt mit Energie versorgte. Die Hochspannungsleitung wurde über 20 m hohe Masten geführt und insgesamt von niemandem beachtet.

In Dinkelstein herrschte inzwischen Schneechaos, es lag wieder 1 m Schnee auf Cinemaxx und Schulzentrum, ebenso auf Paulus Garagendach, und Paulo machte sich wieder daran, dass Garagendach freizuräumen.

Auch das Tiefbauamt war wieder aktiv geworden und hatte Radlader, zwei Kipper und sechs Arbeiter bereitgestellt, um die Dächer von Cinemaxx und Schulzentrum schneefrei zu machen.

Zu den Schneemassen kam dann bei der Extremkälte noch Eisregen, und der brachte den Verkehr auf den Straßen völlig zum Erliegen. Aber auch der Verkehr auf der Schiene war zum Erliegen gekommen, die Dinkelstein war Bahnstation auf dem Weg von Feldstadt nach Hermesburg, und die Weiche, die sich unmittelbar vor dem Bahnhof befand, war festgefroren.

Das Schlimmste aber war, dass der Eisregen einen dicken Eispanzer um die Hochspannungsleitungen gelegt hatte, der das Gewicht der Leitungen um ein Beträchtliches erhöht hatte.

Sie waren am Ende so schwer geworden, dass sie die Stahlmasten nicht mehr halten konnten und einknickten. Die Hochspannungsleitungen fielen auf die Felder und mussten abgeschaltet werden, was einen sofortigen Stromausfall in ganz Dinkelstein zur Folge hatte.

Bis die Einwohner realisiert hatten, was da geschehen war, lief jeder zu seinem Sicherungskasten und sah nach den Sicherungsautomaten, alle fanden ihre Sicherungen in Ordnung.

Der Griff zum Telefon offenbarte dann ärgeres Übel, das Telefon war tot, Marga und Sara betätigten den Lichtschalter immer wieder, aber es tat sich natürlich nichts.

Dann plötzlich konnte man draußen eine Megaphonestimme hören:

„Achtung, Achtung, liebe Anwohner von Dinkelstein, unsere Hochspannungsleitung ist beschädigt, und deshalb gibt es in der ganzen Stadt für die Dauer der Reparatur keinen Strom!“

Schon bald wurde es bei Sara, Marga und Paulo kalt im Haus, denn die Heizung funktionierte natürlich auch elektrisch, zumindest die Steuerung.

Es war gerade Mittag und noch relativ hell, jeder zog sich eine Jacke über, Sara nahm Ben und Joshua und zog ihnen wieder sehr warme Sachen über und steckte sie in ihre lammfellgefütterten Schlafsäcke.

„Wir haben hinter dem Haus doch einen sehr großen Stapel Holz liegen, das muss noch von Vater stammen, ich werde den Kamin anstecken und das Holz nach und nach verbrauchen!“, sagte Paulo.

Zum Glück gab es einen Kamin im Haus, was sollten nur die Leute machen, die keinen Kamin hatten?

Paulo ging nach draußen und nahm einen Korb mit, in den er Holzscheite legte. Er hackte mit dem Beil, das er in seiner Garage fand, Scheite zu Anmachholz.

Im Wohnzimmer nahm er ein Stück alte Zeitung und knubbelte es zusammen. Dann stellte er Stücke von dem Anmachholz um das Papier und steckte es an.

Es dauerte eine Zeit, bis die Flammen auf das Holz überschlugen, weil es nass war und deshalb auch qualmte. Dann öffnete Paulo die Lüftungsklappe, und sofort wurde das Feuer angefacht.

Er legte ein paar Holzscheite auf das Feuer, und nachdem sie kurzzeitig gequalmt hatten, brannten sie lichterloh.

Allmählich herrschte im Wohnzimmer eine angenehme Wärme, je weiter man sich aber von dem Kamin entfernte, desto kälter wurde es.

Sara hatte die Decke aus der Küche geholt und sie an den Kamin gelegt, sie nahm Ben und Joshua wieder aus ihren Schlafsäcken und legte sie auf die Decke.

Sara, Marga und Paulo hatten einen Tisch und Stühle nahe an den Kamin gestellt, und beratschlagen, was zu tun wäre.

„Wir müssen sehen, was wir noch an Lebensmitteln haben, wir wissen ja nicht, wie lange der Stromausfall dauern wird!“, sagte Marga.

„Und damit wir überhaupt kochen können, müssen wir Gaskartuschen besorgen!“, fügte Sara an.

„Ich werde in meinen Wagen steigen und schnell zur Tankstelle fahren, dort bekomme ich Gaskartuschen, und ich werde auch tanken, in der Zwischenzeit könnt ihr ja aufschreiben, was wir sonst noch brauchen!“, sagte Paulo.

Er stand auf und fuhr sofort los, die Tankstelle lag am Ende der Stadt gegenüber dem Schwimmzentrum. Als er dort ankam, hatte sich schon eine kleine Schlange gebildet, sodass er 6 Fahrzeuge vor sich hatte. Da sich die Schlange aber teilte, weil an zwei Tanksäulen zugleich getankt werden konnte, ging es relativ zügig vorwärts. Als Paulo dran war, tankte er zunächst voll und holte im Kassenhäuschen sechs Gaskartuschen, er sah, dass damit die Gaskartuschen fast ausverkauft waren. Dann fuhr er wieder nach Hause und ließ sich von den Frauen den Einkaufszettel geben und lief mit einer großen Tasche und einem Schlitten, den er in der Garage hatte, zunächst zu Edeka und danach zu Aldi.

Bei Edeka war es voll, und Paulo sah, wie die Leute Hamsterkäufe tätigten, weil wohl alle dachten, dass der Stromausfall länger dauern würde. Er sah Menschen, die ihren Einkaufswagen voll mit Konservendosen gepackt hatten, daneben bergeweise Toilettenpapier, viele kauften Mehl und Küchenpapier.

Paulo arbeitete seinen Einkaufszettel ab, und darauf stand sehr viel Milch, fünf Pakete Spaghetti, Tomatensauce, abgepacktes Brot und dazu Hefe und Mehl.

Bei Aldi kaufte er Kaffee, Thunfisch und Schwarzbrot, alles in reichlichen Mengen, und am Ausgang gab es Gaskartuschen, von den er noch einmal fünf Stück nahm.

Dann stellte er seine schwer gepackte Tasche auf den Schlitten und zog sie nach Hause. Dort überlegten die drei Erwachsenen, dass sie die Lebensmittel, die sie eingefroren hatten, draußen im Schnee vergraben könnten, denn die Kühlung war ja außer Betrieb, und die Kälte draußen reichte allemal.

Also packte jeder mit an, Paulo hob ein Loch im Schnee aus, direkt neben der Haustür, in das sie die Gefriersachen legten. Dinge, die einfach nur gekühlt wurden wie Milch, stellten sie neben der Haustür.

„Wo haben wir eigentlich unsere Campingsachen wie Gaskocher und Glaslampen?“, fragte Paulo und Sara antwortete:

„Da musst du im Keller nachsehen!“

Paulo ging in den Keller runter, in dem er nicht mehr gewesen war, seit sie die Möbel, die sie beim Umzug behalten wollten, dort hingestellt hatten.

Er fand dann das Zelt und eine Tasche mit Kleinzeug, in der auch der Gaskocher und die Gaslampen waren, außerdem nahm er Taschenlampen mit hoch, Batterien hatten sie noch in Reserve.

Als Paulo wieder oben war, sagte er:

„So, jetzt haben wir zehn Gaskartuschen, die müssten jetzt erst einmal eine Zeit lang reichen! Als Licht müssen uns auch Kerzen dienen, von Kerzen haben wir, glaube ich, noch ausreichend.“

„Ich habe auch noch viele Kerzen“, sagte Marga und ging sie holen.

„Haben wir genügend Streichhölzer?“, fragte Sara.

„Ja, wir haben Streichhölzer und Feuerzeuge“, antwortete Paulo.

„Wir müssen uns unsere Sachen griffbereit zurechtlegen, damit wir sie nachher im Dunkeln nicht suchen müssen,“ sagte Marga.

Also standen alle auf und legten ihre Mäntel, Jacken, Pullover in Griffweite auf die Sessel.

Paulo hatte ein. Radio geholt und stellte es ein, er wählte einen Sender, mit dem sie auf dem Laufenden gehalten wurden, und es wurde tatsächlich eine Meldung gesendet, in der sie etwas über die Situation in den Dinkelstein erfuhren:

„Wegen einer Überlastung der Stromleitungen durch Eis wurde die Stromverbindung in Dinkelstein zwischen Feldstadt und Hermesburg unterbrochen, nach Angaben der Elektrizitätsgesellschaft soll die Störung morgen Nachmittag behoben sein, es wird darum gebeten, Menschen, die über keine offene Feuerstelle verfügen, bei sich aufzunehmen.“

Paulo dachte gleich an Frau Schneider und lief zwei Häuser weiter zu ihr hin. Er klopfte laut an ihrer Haustür, denn Schellen konnte er ja nicht, er klopfte so lange, bis Frau Schneider öffnete.

Sie kam verfroren und im Mantel an die Haustür, kaum zu einer Regung in der Lage.

„Frau Schneider, ich will sie zu uns holen, wir haben in unserem Wohnzimmer den Kamin angezündet, der angenehme Wärme spendet“, sagte Paulo zu ihr.

„Das ist aber nett von Ihnen, Herr Redmann, dass sie so an ihre Mitmenschen denken!“, antwortete Frau Schneider.

Sie knöpfte ihren Mantel zu, steckte ihren Schlüssel in die Tasche und zog die Haustür zu. Dann ging sie mit Paulo zu dessen Haus, und Sara und Marga grüßten sie herzlich. Sie erfuhren von Frau Schneider, dass sie keine Vorsorge an Lebensmitteln oder sonstigen Dingen getroffen hatte.

„Ich bin so schlecht zu Fuß und könnte die Dinge, die ich brauchte, auch gar nicht alle tragen, ich lasse mir sonst immer alles bringen, was ich nötig habe, aber der Bringdienst ist heute nicht gekommen, und über Handy konnte ich niemanden erreichen.“

Sofort überprüften Sara, Marga und Paulo ihrer Handys auf ihren Ladezustand und fanden ihn bei sich o. k.

„Bei uns gibt es heute einfache Küche, Frau Schneider, da müssen Sie ihre Ansprüche ein Stück herunterschrauben!“ sagte Marga.

„Aber ich bitte Sie, Frau Redmann, ich werde doch bei Ihnen keine Ansprüche stellen!“, antwortete Frau Schneider.

Sie warf einen Blick auf Ben und Joshua, die beiden hatten sofort mitbekommen, dass jemand Fremdes ins Zimmer gekommen war, sie rissen ihre Augen auf.

 

„Na, ihr habt ja einen schönen warmen Platz am Kamin!“, sagte sie und zog ihren Mantel aus, den sie auf die Sessel warf.

„Sara, wo haben wir Taschenlampenbatterien?“, fragte Paulo.

„Im rechten Küchenschrank oben!“, antwortete Sara, und Paulo ging und holte die Batterien. Sara stellte das Radio ab, weil es keine Meldungen mehr gab, sie wollte es zu jeder vollen Stunde wieder einschalten.

Paulo kam wieder und legte die Batterien auf den Tisch.

„Wenn es gleich dunkel wird“, sagte er, „dann müssen wir die Gaslampen bereithalten, wenn jemand zur Toilette geht, dann muss er eine Taschenlampe mitnehmen, ansonsten sollen Kerzen benutzt werden!“

Marga zeigte Frau Schneider ihre Toilette, weil sie vom Wohnzimmer aus gesehen sehr nahe war.

Um 15.00 h begann es zu dämmern, und um 16.00 h war es stockdunkel.

Für die Raumbeleuchtung im Wohnzimmer hatten sie Kerzen auf den Tisch gestellt, wenn gegessen wurde, und man etwas sehen musste, sollte eine Gaslampe angezündet werden.

„Wie ich sehe, sind sie aber gut auf die Krise vorbereitet in der wir uns ja jetzt alle befinden, es fehlt ja an nichts!“, sagte Frau Schneider.

„Wenn man kleine Kinder hat, sowie Paulo und ich, dann trifft man Vorkehrungen, um gegen alle möglichen Defizite, die einen treffen können, gewappnet zu sein!“, sagte Sara daraufhin.

Paulo nahm einen Gaskocher und steckte ihn auf eine Gaskartusche, er nahm einen Topf mit Wasser und begann, das Wasser zu erhitzen, er wollte Nudeln kochen.

„Es gibt heute Nudeln mit Tomatensauce!“, sagte er.

Für die Tomatensauce nahm er Tomatenjuice, den er vorher bei Aldi gekauft hatte, er verfeinerte ihn mit Sahne und Rosmarin.

In der Zeit, in der die Nudeln kochten, stillte Sara Ben und Joshua.

Paulo und Sara gingen hoch in die Kinderzimmer und bauten die Kinderbetten auseinander und im Wohnzimmer wieder zusammen.

Dann legte Sara Ben und Joshua in ihre Betten und setzte sich zum Essen an den Tisch.

Paulo gab jedem von den Nudeln und der Sauce und wünschte einen guten Appetit. Frau Schneider bedankte sich noch einmal dafür, dass sie bei Redmanns mitessen durfte, aber Paulo winkte ab.

Zum Nachtisch gab es für jeden ein Fruchtjoghurt, den Paulo von Aldi mitgebracht hatte.

Um 20.00 h stellte Sara noch einmal das Radio ein, und sie erfuhren, dass sich ein Reparaturtrupp der Hochspannungsleitung angenommen hätte, es blieb aber beim Nachmittag des nächsten Tages mit der Fertigstellung.

Ben und Joshua schliefen in ihren Betten, und die Erwachsenen verhielten sich ruhig, um sie nicht zu wecken.

Frau Schneider legte sich dann auf die Couch, Sara brachte ihr eine Decke, und Sara und Paulo legten sich auf die weiche Decke der Kleinen an den Kamin, Marga ging in ihr Zimmer und legte sich dort in ihr Bett, sie deckte sich ordentlich zu.

Paulo legte noch einmal Holz ins Kaminfeuer, und jeder machte die Augen zu bis auf Paulo, der nicht einschlafen konnte.

Als es ganz still war, konnte er die Männer in der „Pestalozzistraße“ arbeiten hören, er hörte, wie die LKWs abfuhren und der Radlader auf seinen Schneeketten vor dem Cinemaxx und dem Schulzentrum herumrumpelte, die Männer schienen eine Nachtschicht einzulegen, genauso wie der Reparaturtrupp draußen an der kaputten Hochspannungsleitung.

Paulo dachte nach, er überlegte, wie abhängig doch alle vom Strom waren, und er versuchte sich Zeiten vorzustellen, in denen den Menschen keinen Strom zur Verfügung stand. Er würde am nächsten Tag Marga fragen, ob sie solche Zeiten noch kannte. Paulo stand ganz leise auf und schlich zum Fenster, er schaute hinaus, und alles was er sah, war Schneetreiben.

Die Stadt lag im Dunkeln, die Laternen waren aus. Das war schon ein sehr ungewöhnlicher Anblick, man sah absolut nichts, außer den Schneeflocken.

Paulo legte sich wieder hin, war aber immer noch außerstande, zu schlafen.

Frau Schneider atmete leise, aber vernehmbar, Sara schlief fest, wurde aber von Ben und Joshua wieder geweckt.

Paulo legte sich auf die Seite und hoffte, so Schlaf zu finden. Aber es half nichts, er döst ein wenig ein, war dann aber wieder wach.

Kurz nach Mitternacht wurden Ben und Joshua wach, und Sara stand auf, sie tat das mit einem Automatismus, der nicht hinterfragt wurde. Sie nahm Ben und Joshua und legte sie an, Sara hatte die Nahrungsquelle für die beiden immer bei sich, gleichzeitig war die Muttermilch in ihrer Zusammensetzung unerreicht.

Die beiden schliefen beim Stillen gleich wieder ein, und Sara legte sie hin. Sie selbst legte sich auch wieder hin, machte die Augen zu und schlief.

Das war ein Ritual, und Paulo bekam es zum ersten Mal mit, Sara stand deshalb sehr hoch in seiner Achtung.

Die ganze Nacht wälzte sich Paulo von einer auf die andere Seite, und er sah, wie es dann plötzlich allmählich wieder hell oder besser gesagt dämmrig, trüb wurde.

Die Nacht war dann für alle vorbei, es war 6.30 h, und Ben und Joshua waren auch wach.

Sara machte die beiden frisch und wusch sich auch, wie alle ins Badezimmer gegen und sich kurz wuschen. Nachdem sich alle einen guten Morgen gewünscht hatten, nahm Paulo den Gaskocher und setzte ein Topf mit Wasser auf, er wollte Kaffee kochen.

Sara und Marga legten die Frühstücksutensilien auf den Tisch, und Paulo kochte Kaffee nach alter Art mit einem Filter.

„Na Frau Schneider, ging das denn mit dem Schlafen?“, fragte Paulo seine Nachbarin.

„Ich habe gut geschlafen, danke!“ , antwortete Frau Schneider.

Sara stellte um 7.00 h das Radio an, und Paulo legte noch einen Holzscheit in das Kaminfeuer, er hatte die ganze Nacht dafür gesorgt, dass das Feuer in Gang blieb.

Im Radio wurde gemeldet das im Kreis Feldstadt das Schneechaos ausgebrochen wäre, die Stromunterbrechung, von der Dinkelstein betroffen war, würde noch bis zum Nachmittag dauern.

Die eingeknickten Strommasten waren aus Thomasstahl hergestellt, ein Material, das als sehr spröde galt und deshalb hielten sie solche Extrembelastungen nicht aus. Es würden auf die bestehenden Mastfundamente Masten aus neuem Stahl errichtet und die Leitungen repariert.

Frau Schneider wollte wieder zu sich nach Hause, aber Paulo fragte sie, was sie in der Kälte bei sich wollte, bei ihm brannte doch wenigstens ist ein Kaminfeuer. Das sah Frau Schneider ein und bedankte sich, noch bleiben zu dürfen.

Inzwischen waren in den Geschäften und öffentlichen Gebäuden Notstromaggregate im Einsatz, sodass das Licht brannte und die Kühltruhen weiterliefen.

Paulo zog sich die Jacke über und wollte zu Edeka laufen, um ein paar Konserven zu kaufen.

Als er auf seinem Gehweg stand, schüttelte er den Kopf, es lag wieder 1 m Schnee darauf, und es schneite immer weiter, auch die Kälte war geblieben, -10 °C.

Es lag eine merkwürdige Stille über der Szenerie, und Paulo konnte auch nichts von den Arbeiten in der „Pestalozzistraße“ hören, dort war man mit der Räumung der Dächer wohl fertig.

Bevor er zu Edeka ging, musste er sich wohl um die Räumung des Gehwegs kümmern, und er tat dies in alter Manier, holte sein Schneeräumgerät aus der Garage und schaufelte zunächst den Schnee in die Gosse, dann machte er mit dem Schneeschieber die Gehwegplatten frei, anschließend streute er jede Menge Auftausalz.

Dann lief er zu Edeka und bekam zum ersten Mal mit, wie sich Leute un das letzte Paket Toilettenpapier stritten, und als sie Paulo bemerkten, wie er Zeuge ihres Streites wurde, gaben sie nach, und der eine Kunde überließ demjenigen, der zuerst nach dem Toilettenpapier gegriffen hatte, das Paket.

Ansonsten lief bei Edeka aber alles unaufgeregt und friedlich ab, niemand drängte, alle schienen Zeit zu haben.

Paulo nahm seine Konserven und legte sie in seine große Tasche, mit der wieder nach Hause lief, dort stapelte er die Konserven im Küchenschrank auf.

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