Paulo Redmann

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„Wir müssen ihn nach Feldstadt ins Krankenhaus bringen!“, sagte der Notarzt und war schon mit dem Krankenwagen verschwunden.

Marga stand in ihrer Haustür und weinte und Paulo ging zu ihr und nahm sie in seine Arme, er drückte sie an sich und sagte:

„Im Krankenhaus ist er in guten Händen, sie werden ihn dort schon wieder auf Vordermann bringen!“ Er ging mit seiner Mutter ins Haus und sagte ihr:

„Du kommst heute Abend mit zu uns, pack bitte ein paar Sachen für dich zusammen, morgen früh fahren wir zum Krankenhaus!“

Marga tat schließlich, was Paulo verlangt hatte, und stand dann abfahrbereit mit einer Tasche im Wohnzimmer.

„Nimm Vaters und deine Papiere, Geld und die Haustürschlüssel mit!“, sagte Paulo, und als seine Mutter alles beieinander hatte, gingen sie zu Paulos Wagen und fuhren zum „Sonnhügel“.

„Was ist mit Vater?“, fragte Sara sofort und Paulo antwortete:

„Er ist gerade nach Feldstadt zum Krankenhaus gebracht worden, Mutter und ich fahren Morgen früh hin und schauen, wie es ihm geht!“

Sara sagte zu Marga:

„Setz dich erst einmal hin und trinke einen Cognac, und sie schenkte ihrer Schwiegermutter einen Schwenker ein. Marga trank den Schnaps, kam aber nicht zur Ruhe. Als sie dann früh ins Bett gegangen waren, wälzte sich Marga auf der Wohnzimmercouch hin und her und fand keinen Schlaf. Marga machte in der ganzen Nacht kein Auge zu und stand wie gerädert am nächsten Morgen wieder auf.

Paulo und sie fuhren in der Früh ohne Frühstück nach Feldstadt zum Krankenhaus und ließen sich an der Pforte das Zimmer von Arthur nennen, nachdem sie sich dort ausgewiesen hatten.

Sie fuhren mit dem Lift hoch auf die Etage, auf der Arthur lag und klopften an seine Zimmertür, als sie keine Antwort erhielten, öffneten sie die Tür und fanden Paulos Vater an Schläuche angeschlossen. Sein Blutdruck wurde überwacht und sein Puls permanent gemessen, er war aschfahl im Gesicht und sah aus wie ein Häufchen Elend. Marga konnte kaum die Fassung bewahren, so sehr nahm sie der Anblick mit, und kurze Zeit später erschien der Stationsarzt auf Arthurs Zimmer.

Er ging zu Marga und rückversicherte sich, dass sie Frau Redmann war, dann sagte er hier:

„Frau Redmann, es sieht mit ihrem Mann nicht gut aus, er hat Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium, und wir geben ihm noch höchstens vier Wochen!“

Marga ließ sich auf einen bereitstehenden Stuhl fallen und fing an zu weinen, Paulo war bei ihr und hielt ihre Hand.

„Sind Sie mit ihrer Diagnose absolut sicher?“, fragte Paulo den Stationsarzt.

„Absolut!“, antwortete dieser.

Paulo und Marga blieben eine Zeit lang bei Arthur, Paulo sah aber, dass er nichts tun konnte, er wusste nicht einmal, ob sein Vater sie überhaupt wahrnahm.

Er drängte dann seine Mutter, mit ihm zu kommen und ging mit ihr zu dem Krankenhauscafe und ließ sich zweimal Frühstück geben. Marga saß wie versteinert und wollte nichts essen aber Paulo forderte sie auf:

„Du musst essen, damit du bei Kräften bleibst!“ Marga nahm dann ein Brötchen und bis ein Stück ab, aber Paulo insistierte:

„Iss weiter, wenigstens ein bisschen musst du essen!“

Und Marga zwang sich ein Brötchen hinein und trank auch eine Tasse Kaffee dazu.

„Gehen wir noch einmal zu Vater, bevor wieder nach Hause fahren?“, fragte Paulo sie dann, und Marga wollte noch ein Blick auf ihn werfen, bevor sie wieder nach Hause fuhr.

Sie würden in der kommenden Zeit an jedem Tag nach Feldstadt fahren, um ihn zu sehen, Paulo würde Marga bringen.

Als sie auf dem „Sonnhügel“ angekommen waren sah Sara schon an ihren Gesichtern, dass sie nichts Gutes zu erzählen hätten, und Paulo berichtete hier von der Krebsdiagnose des Stationsarztes.

„Das ist ja schlimm!“, rief Sara aus und kümmerte sich um Marga, die schweigend auf einen Wohnzimmerstuhl gesunken war.

„Er wird schon wieder gesund werden, wir fahren jeden Tag nach Feldstadt!“, sagte Sara, was ich in diesem Moment aber nicht so sicher, ob das auch wirklich stimmte.

Sie und Paulo bemühten sich, Marga auf andere Gedanken zu bringen indem sie sie mit Aufgaben betrauten, die bei Ihnen anfielen wie Kochen zum Beispiel.

Aber Marga war in Gedanken immer bei Arthur und hatte die Krebsdiagnose des Stationsarztes im Hinterkopf.

Am nächsten Nachmittag fuhren Paulo und sie, nachdem Paulo seinen Unterricht beendet hatte, nach Feldstadt und besuchten Arthur.

Als sie sein Zimmer betreten lassen, lag er unverändert regungslos in sein Bett, das Gesicht eingefallen und blass. Sie blieben eine Zeit lang bei ihm, und Marga hielt seine Hand. Es wurden Kaffee und Kuchen gebracht und Marga nahm den Kuchen und wollte Arthur füttern, sie merkte aber gleich, dass er den Kuchen nicht essen wollte.

Als der Stationsarzt ins Zimmer kam, begrüßten sie sich, und Marga fragte ihn, ob Arthur überhaupt äße.

„Das ist das große Problem mit ihrem Mann, wir werden bei ihm, wenn sie wieder gegangen sind, eine Magensonde legen und ihn künstlich ernähren“, sagte der Arzt.

Marga sah ihn mit großen Augen an, und er sagte:

„Machen Sie sich darüber keine Sorgen, das ist ein ganz normaler Vorgang, wenn die Patienten nicht essen wollen oder können, legen wir Ihnen eine Sonde.“

Marga und Paulo verabschiedeten sich wieder von Arthur bis zum nächsten Tag, und als sie auf dem Flur waren, sagte Marga:

„Das macht mir aber doch Sorgen, dass sie ihm eine Magensonde legen!“, aber Paulo antwortete:

„Du hast doch gehört, das ist ein ganz normaler Vorgang, und du brauchst dich darüber nicht aufzuregen!“

In Wirklichkeit sah Paulo schon der Tod seines Vaters kommen, so wie sie ihn in seinem Zimmer liegen gesehen hatten, apathisch, geistig nicht anwesend und scheinbar willenlos hatte er sich im Stillen von der Welt verabschiedet.

„Was mache ich bloß allein mit meinem großen Haus?“ fragte Marga auf der Rückfahrt plötzlich im Auto, und Paulo dachte nach.

„Da werden wir schon eine Lösung finden!“, antwortete Paulo. Er überlegte, wie es wäre, wenn Sara und er zu seiner Mutter zögen, ihr Haus auf dem „Sonnhügel“ würden sie wieder verkaufen und wären auf Anhieb schuldenfrei.

Zu Hause besprach er seine Gedanken mit Sara, und Sara gab ihr Einverständnis zum Umzug.

„Wenn es so schlecht um deinen Vater steht, sollten wir an deine Mutter denken und sie nicht allein lassen!“, so Sara. Es dauerte dann nur noch eine Woche und Sara und Paulo erhielten einen Anruf vom Krankenhaus aus Feldstadt.

„Es tut uns leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass ihr Vater in der letzten Nacht verstorben ist!“ Diese Nachricht traf sie alle zunächst einmal sehr, besonders Paulo Mutter fing sofort an zu weinen und hörte erst einmal nicht mehr auf. Paulo tröstete sie und sagte:

„Liebe Mutter, Vaters Tod trifft mich genauso wie Dich, aber wir müssen in die Zukunft sehen!“, und er erzählte seiner Mutter, was er sich überlegt und schon mit Sara besprochen hatte. Augenblicklich hörte Marga auf zu weinen und war gefasst, Paulo drückte ihre Hand und sah ihr ins Gesicht:

„Alles wird wieder gut!“, sagte er. Aber Marga fiel es sehr schwer, mit dem Tod ihres Mannes zurechtzukommen, sie war einerseits relativ gut gestimmt, was ihre Aussichten für die Zukunft anbelangte, andererseits aber auch von tiefer Trauer befallen.

Paulo kümmerte sich gemeinsam mit ihr um die Bestattungsformalitäten und setzte gemeinsam mit dem Bestatter einen Beerdigungstermin fest. Marga und er schrieben an alle Bekannten und Verwandten und luden sie zur Beerdigung ein, sie gaben eine Große Annonce im „Dinkelsteiner Anzeiger“ auf, in der sie auch Ort und Zeit der Beerdigung hingewiesen, die Beerdigung sollte drei Tage später an einem Freitag stattfinden.

Besonders nahestehende Bekannte und Verwandte sollten sich im Anschluss im „Ratskeller“ zu einem Kaffeetrinken einfinden.

„Ich habe in meiner Größe gar nichts anzuziehen!“, rief Sara aus und Marga antwortete ihr:

„Das macht doch nichts, jedermann kann doch sehen, dass Du schwanger bist und deshalb nichts Passendes anzuziehen hast!“

Am Freitagmorgen war zunächst ein Trauergottesdienst angesetzt, und die Kirche war voll. Neben den Hildesheimern waren vor allem alle Stadtoberen anwesend, denn Arthur war ein bekannter Mann gewesen. Sie gingen zu Marga und Paulo und kondolierten, am Schluss erschien der Pfarrer und sprach ihnen sein Beileid aus.

Dann nahm jeder in der Kirche Platz und der Gottesdienst begann, der Pfarrer war an einem der letzten Tage bei Paulo und hatte einige Höhepunkte aus Arthurs ereignisreichem Leben notiert, die flocht er in seine Predigt ein und sprach sie besonders an. Als die Predigt beenndigt war, ging der Bürgermeister von Dinkelstein nach vorn und hielt eine Rede auf Arthur, er stellte ihn als grundsoliden und anständigen Menschen dar, und er hob einige Höhepunkte aus Arthurs Abgeordnetendasein hervor.

Nach dem gemeinsamen Vaterunser gingen die gesondert Geladenen in den Ratskeller und setzen sich zu Kaffee und Kuchen zusammen.

Marga saß vor Kopf, und Paulo saß neben ihr und tröstete sie.

Nach 2 Stunden wurde das Kaffeetrinken schließlich aufgehoben, und Saras Vater kann nach vorn zu Marga, er sagte ihr:

„Liebe Marga, wir haben deinen Mann ja gerade noch kennengelernt und gleich gemerkt, dass er ein sehr feiner Mensch gewesen war.“ Er legte dabei seine Hand auf Margas Schulter und umarmte sie leicht zum Abschied, dann fuhren sie zurück nach Hildesheim.

Als sie Beerdigungsfeierlichkeiten vorbei waren, gingen Marga, Sara und Paulo zum „Sonnhügel“ setzen sich ins Esszimmer. Paulo holte für jeden etwas zu trinken und schnitt das Thema „Umzug in die Altstadt“ an.

 

Marga ergab sich sofort ganz offen und forderte Sara und Paulo geradezu auf, ihr Vorhaben auch in die Tat umzusetzen.

„Ich habe doch Platz genug, ihr könnt euch im Haus ruhig ausbreiten und habt noch Zimmer für Eure Kinder. Ich werde mich mit einem Zimmer bescheiden, das riesige Wohnzimmer können wir ja gemeinsam nutzen, aber ich brauche es nicht, wie gesagt, ich habe ja ein Zimmer!“, sagte Marga.

„Wir müssen erst einmal bei dir räumen und Sachen, die du nicht mehr brauchst, auf den Sperrmüll werfen auch wenn du glaubst, dich nicht von bestimmten Dingen trennen zu können, gib dir einen Ruck und leg die Sachen heraus!“, forderte Paulo Marga auf.

„Wir müssen unsere Möbel ja auch unterkriegen!“, warf Sara ein. Marga sah die beiden an und nickte mit ihrem Kopf.

Am nächsten Tag fuhren Sara und Marga mit Saras kleinem Wagen in die Altstadt und sahen sich in dem riesigen alten Haus um, sie kamen am Ende auf so viele Altmöbel und abgenutzte Sachen, dass Sara sagte:

„Ich denke, wir sollten eine Firma mit dem Ausmisten betrauen, wir allein kommen da nicht zurecht, zumal ich mich kaum noch richtig bewegen kann!“ Marga ging zu den alten dunklen Schränken und zu den Sofas, den alten Schabrackensesseln und strich mit einer Hand über die zum Teil kostbaren Möbel.

„Ich denke, du hast Recht, das hier im Wohnzimmer ist ja nur ein Teil des Mobiliars, Dinge, von denen ich mich nicht lösen kann, räumen wir in den Keller, aber sieh Dir nur den alten Sekretär an!“, und sie stand neben dem wuchtigen Möbelstück, „den hat Arthur früher immer zum Arbeiten benutzt, er stammt auch von seinen Großeltern, hat also schon einige Jahre auf dem Buckel.“

„Marga, auch der Sekretär muss weg oder in den Keller“, erwiderte Sara, „wir können jetzt nicht die Geschichte eines jeden Möbelstücks rekapitulieren.“

Marga und sie liefen durchs ganze Haus und besahen , was weg musste, und was bleiben konnte. Sara griff zum Telefon und rief eine Entrümpelungsfirma an, die es in Feldstadt gab, und die mit einem Lkw kommen wollte.

Dann gingen die beiden Frauen daran, ein Zimmer für Marga auszustaffieren, und sie nahmen den Raum neben dem Wohnzimmer, der eine ausreichende Größe hatte.

Sie räumten das Zimmer zunächst ganz leer und machten es dann sauber.

Es lag in der ganzen unteren Etage Parkett, bis auf die Küche und das Badezimmer.

„Ich finde, dass du einen schönen Teppich in dein Zimmer legen solltest!“, schlug Sara vor, und Marga nickte dazu.

Die Wände waren mit Raufaser beklebt, sodass man sie nur streichen musste, das würden Sara und Marga zusammen machen.

Als sie in dem leeren Zimmer standen, machten sie Pläne, wie das Zimmer einzurichten wäre, und Marga wies zunächst ihrem Bett einen Platz zu. Dann sahen sie eine Sitzecke vor, wo sie auch Margas Fernseher hinstellen würden. Es gäbe dort eine Couch, einige Sessel und einen Tisch, dann müsste auch ein Schrank in das Zimmer.

Es blieb noch ausreichend Platz in dem Raum, Marga hütete sich aber davor, ihn zu voll zu stellen, sie könnte nach und nach noch ein paar Kleinigkeiten im Zimmer postieren.

Die Gästetoilette, die sich neben Margas Zimmer befand, sollte zu einem Badezimmer vergrößert werden, das nur für Marga reserviert wäre. Dazu sollte die Wand zu dem kleinen Abstellraum daneben herausgenommen werden.

Am frühen Nachmittag kam Paulo aus der Schule in die Altstadt, und er sah sich in dem alten Haus seiner Mutter um.

„Wie ich sehe, habt ihr schon ein Zimmer leergeräumt, das soll wohl dein Zimmer werden, Mutter?“, fragte Paulo.

„Das Gästeklo nebenan soll zu einem Badezimmer erweitert werden! “, sagte Sara, „und Marga und ich haben eine Entrümpelungsfirma bestellt, die sich um die ganzen alten Sachen kümmern soll, was Marga behalten will, kommt in den Keller.“

„Der Raum hier muss gestrichen werden“, sagte Paulo, „ich fahre zum Baumarkt und hole die nötigen Sachen!“

Und noch am selben Tag strichen Marga und Sara das Zimmer, während Paulo durchs Haus lief und alte Sachen ausmusterte. Es gab das eine oder andere Stück, dass er für wert befand, aufgehoben zu werden und das er, wenn er konnte, in den Keller brachte.

Am Abend, als sie fertig waren, fuhren sie wieder zum „Schönhügel“ und beim Abendessen sagte Marga:

„Ich freue mich, in der Altstadt weiter mit euch wohnen zu können!“

„Wir freuen uns auch!“, sagte Paulo.

„Sara, du musst morgen früh einen Umzugswagen für übermorgen bestellen!“, fuhr Paulo fort.

„Ist gut“, sagte Sara, „das mache ich, wir können morgen mit unserem Auto ja schon einmal Kleinzeug rüberfahren!“

„So wie ich das gesehen habe, sind alle Räume mit Raufaser tapeziert, sodass wir einen Anstreicher bestellen können, der die Räume weiß streicht, auch muss jemand kommen, der das Gästeklo zum Badezimmer erweitert, ich kenne da jemanden in Dinkelstein, um den ich mich augenblicklich kümmern werde“, sagte Paulo.

Sara war vier Monate vor dem Geburtstermin von Ben und Joshua, der würde um den 20. November liegen, sie fühlte sich relativ gut, und konnte, wenn auch mit Einschränkungen, noch gut zulangen.

Am nächsten Tag fuhren sie wieder mit ihrem Kleinwagen in die Altstadt rüber, und sie begannen, Margas Zimmer einzuräumen. Zwischendurch tätigte Sara zwei Anrufe zur Umzugsfirma und zu einem Anstreicher.

Sie nahm sich einen Einkaufszettel für IKEA und schrieb drei kleine Sessel darauf, die Couch auch den Tisch und den Schrank nahmen sie von den alten Möbeln.

Du brauchst auch noch eine Lampe für die Sitzecke und eine Deckenlampe!“, sagte Sara und schrieb die Lampe auf den Zettel. Als sie soweit alles hingestellt hatten, meinte Marga:

„Ich würde gerne in die Mitte des Zimmers und neben den Tisch einen Teppich hinlegen“, und Sara schrieb Dinge auf.

Sie gingen im Anschluss in die anderen Räume und notierten die Möbel, die die Entrümpelungsfirma nicht mitnehmen sollte. Paulo hatte da schon vorgesiebt und Möbel, die aufbewahrt werden sollten, gekennzeichnet.

Sara und Marga schnappten sich dann jeder eine Leiter und nahmen die Deckenlampen ab, die zum Teil sehr altmodisch aussahen und legten sie zur Seite. Dann gingen sie an die Fenstervorhänge und nahmen auch die herunter, sie hingen schon seit Jahren vor den Fenstern. Sie würden für neue Gardinen Stoff bei IKEA kaufen, ebenso wie neue Deckenlampen, und Sara schrieb alles auf ihren Zettel.

Am frühen Nachmittag erschien Paulo, und er war bei dem Mann, der das Gästeklo ausbauen sollte und hatte mit ihm einen Termin vereinbart.

„Ihr wart ja so richtig fleißig“, sagte er und begutachtete Margas Zimmer.

Sara und Paulo wollten sich eine komplett neue Küche zu legen und würden sie bei IKEA kaufen und von IKEA-Leuten aufbauen lassen. Sie liefen zu Margas alter Küche und Marga sagte:

„Das ist meine alte Küche, sie ist so ungefähr 30 Jahre alt, zum Teil haben Arthur und ich noch Sachen vom Vorbesitzer übernommen, die demzufolge noch viel älter sind.“

„Das muss alles raus und durch neue Küchenmöbel und -geräte ersetzt werden!“, sagte Paulo.

Es gab in der Küche auch nicht ein Teil, das sie übernehmen wollten, sicher hatte der Gasherd schon beinahe antiquarischen Wert, aber wem nutze das, wenn er möglicherweise den modernen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr genügte? Eine Spülmaschine hatte Marga gar nicht, sie hatte die bei paar Dinge, die Arthur und sie an Geschirr und Besteck benutzt hatten, immer von Hand abgespült, was für die beiden sicher ausreichend war.

Wenn die alten Küchenmöbel raus transportiert worden wären, müsste man auch mal sehen, ob die alten Leitungen noch in Ordnung wären, die müssten die IKEA-Leute in Augenschein nehmen.

Sie würden die Großgeräte wie Kühl/Gefrierkombination, Spülmaschine, Mikrowelle und Herd/Backofen auch bei IKEA kaufen und sich von den IKEA- Leuten beraten lassen.

Dann liefen sie zu den Räumen, die einmal Kinderzimmer werden sollten und da war klar, dass sie komplett neu möbliert werden müssten, und Sara schrieb auf ihren Einkaufszettel noch Lampen und Teppiche für die Kinderzimmer, dazu Kinderbetten und Bettwäsche.

Und schließlich waren sie im Schlafzimmer von Marga und Arthur, und da müsste alles auf den Sperrmüll und durch die Schlafzimmermöbel ersetzt werden, die sie in ihrem Schlafzimmer auf dem „Sonnhügel“ hatten.

Kleinmöbel, die sie aussortiert hatten und aufbewahren wollten, brachten sie in den Keller.

Der Keller war von Marga und Arthur eigentlich nie genutzt worden, nur die Gasheizung belegte einen Raum. Früher belegten sie zwei weitere Räume mit Koks für die Kokszentralheizung, danach wurden diese Räume für zwei große Öltanks gebraucht und mit der Gasheizung, die Marga und Arthur zehn Jahre zuvor hatten einbauen lassen, standen diese Räume leer.

Marga, Sara und Paulo stellten die Sachen, die sie aufbewahren wollten, in diese Räume und mussten sehen, dass sie sie nicht schnell voll gestellt hatten.

Am späten Nachmittag machten sie Schluss und fuhren zum „Sonnhügel“ zurück.

Sara war mit der Entrümpelungsfirma so verblieben, dass sie am Vormittag käme und mit der Umzugsfirma, dass sie ihre Sachen vom „Sonnhügel“ am Nachmittag in die Altstadt brächte.

Der Anstreicher würde unabhängig von den beiden Firmen arbeiten können, und der Mann, der das Gästeklo erweitern sollte, käme irgendwann, so wie Paulo es mit ihm verabredet hatte.

Sara, Marga und Paulo aßen das letzte Mal auf dem „Sonnhügel“ zu Abend, danach wohnten sie in der Altstadt in der „Herrengasse“.

Die beiden Frauen waren am nächsten Morgen schon um 8.00 h in der Altstadt und warteten auf die Entrümpelungsfirma, die kam pünktlich und die Männer fingen auch gleich an, die alten Sachen in den Lkw zu laden. Auch brachten sie die Dinge, die verwahrt werden sollten, in den Keller, um die Mittagszeit war das Haus ganz leer.

Sie hatten in der Küche ein paar Dinge so belassen, wie sie waren, vor allem Kühlschrank, Herd und Sitzmöbel.

Sara fuhr dann mit Marga zu IKE und kaufte die Dinge, die auf ihren Einkaufszettel standen, und dann nahm Sara Paulos größeren Wagen für die Sessel, die sie in Margas Zimmer stellen wollten und fuhr noch einmal zurück.

Um 14.00 h kam der Umzugswagen zum „Sonnhügel“, und die Männer luden in Windeseile alles in ihren Lkw und brachten die Sachen zur „Herrengasse“, dort stellten sie sie ins Haus und hatten damit ihren Auftrag erledigt. Nach langem Hin und Her hatten sich Marga, Sara und Pauo darauf verständigt, dass der alte Sekretär in Margas Zimmer käme, mit der Hilfe der Männer brachten sie ihn hinüber.

Am Abend war die Hauptarbeit vollbracht, die alten Möbel waren durch die Entrümpelungsfirma entsorgt und die Umzugsmöbel vom „Sonnhügel“ in die „Herrengasse“ gebracht worden.

Sie richteten Saras und Paulos Schlafzimmer ein, damit sie dort auch übernachten konnten. Margas Zimmer war ja soweit schon fertig, dass sie dort schlafen konnte.

Der nächste Tag war ein Samstag, und sie fuhren alle noch einmal zum „Sonnhügel“, um zu sehen, dass sie auch alles ausgeräumt hatten, dann ging es aber wieder zurück zur „Herrengasse“, und sie nutzten das Wochenende, um ihre Zimmer einzurichten.

Da IKEA am Samstag bis 20.00 h geöffnet hatte, fuhren sie noch einmal zu IKEA und kauften Kleinigkeiten wie Teppiche und Lampen, vor allem aber machten Sara und Paulo einen Termin für die Küchenaufstellung perfekt. Sie baten Marga, doch im Restaurant auf sie zu warten und gingen in das Küchenstudio, um sich beraten zu lassen. Sie entschieden sich schließlich das „Metod“-System, hielten sich aber offen für Ratschläge des Küchenservice, den sie in Anspruch nehmen wollten. Sie vereinbarten einen Termin, an dem die Küchenfachleute von IKEA erscheinen und die Küche aufstellen würden.

Es stellte sich heraus, dass die Küchenplanung mit so vielen Kleinigkeiten versehen war, an die man vorher gar nicht gedacht hatte, aber sie würden sie beim Treffen mit den IKEA-Leuten schon berücksichtigen.

So war ihr Aufenthalt im Küchenstudio doch von nicht zu langer Dauer, und Sara und Paulo gingen zum Restaurant, wo sie Marga trafen, die sich freute, nicht länger allein sitzen zu müssen.

Sie wollten zuerst essen und dann für Marga Lampen und Teppiche kaufen.

Gardinenstoff würde Sara in der Folgewoche auch bei IKEA kaufen, sie würde die Gardinen mit dem Saumband selbst kürzen.

Nachdem sie gegessen hatten, gingen sie zu den Lampen und kauften für Marga eine dimmbare Stehlampe und eine Deckenlampe. Danach kauften sie noch zwei Teppiche für Margas Zimmer.

 

Sie würden noch unendlich oft zu IKEA fahren und Kleinigkeiten kaufen, sie müssten sich zuerst einen Überblick verschaffen, was sie noch alles nötig hatten.

Sie verbrachten die folgenden Tage damit, die Räume einzurichten, und Margas Raum war der erste, der fertig war, und sie fühlte sich sehr wohl in ihm. Das Wohnzimmer bereitet ihnen mit seinen 45 Quadratmetern ein paar Schwierigkeiten, sie überlegten, ob sie es in einen Fernsehraum oder in einen Aufenthaltsraum verwandeln sollten, in dem man sich einmal hinsetzte und las.

Sie kamen überein, beides in dem Riesenraum zuzulassen. Sie postierten in eine Ecke Saras und Paulos Sitzmöbel, die sie auf dem „Sonnhügel“ in ihrem Wohnzimmer stehen hatten, daneben stellten sie Bücherregale mit den vielen Büchern, die sie, zum Teil ungelesen, hatten. Unter die Polstermöbel mit einem kleinen Tisch legten sie einen hellen Teppich.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes richteten sie eine Fernsehecke ein, ebenfalls mit Polstermöbeln. Das war die Grundstruktur des Wohnzimmers, an der einen Seite gab es einen Kamin, aber im Sommer brauchte man den nicht.

Auch die Kinderzimmer waren soweit fertig, es standen die Kinderbetten, die Schränke, die Wickelkommoden und Paulo müsste noch die Heizstrahler und die Spieluhren anbringen.

In den Räumen müssten noch Gardinen angebracht werden, und Sara und Marga sahen sich bei IKEA um, um schöne Stoffe zu bekommen.

So ergänzten sie peu a peu in den Zimmern das, was dort stand, mit ausgefallenen und attraktiven kleinen Dingen, sie mussten sich auch noch um Bilder kümmern, die sie an die Wände hängen konnten. Teilweise waren das Fotos aus eigenem Bestand, aber die großen Freiflächen im Wohnzimmer zum Beispiel verlangten schon nach ansprechenden Bildern.

Und wenn sie wirklich herausragende Bilder kaufen wollten, mussten sie schon in eine Galerie gehen oder Poster kaufen und sie in einem Passepartout bringen.

Sara konnte sich kaum noch richtig bewegen, und Marga und Paulo nahmen ihr alle schwere Arbeit ab, sie konnte nur noch mit Marga zu IKEA fahren und dort ganz gemächlich die langen Gänge entlang laufen.

Als die IKEA-Leute wegen der Küche in der „Herrengasse“ waren, zeigte sich deren handwerkliches Können, sie nahmen Maß, legten Steckdosen, befanden die vorhandenen Leitungen für gut, auch die Gasleitung und machten Einrichtungsvorschläge. Sie schlossen den Spülmaschinenabfluss an den Spülensyphon an und fertigten eine Skizze an, auf der man die endgültige Küche sehen konnte. Die Küche bot ausreichend Platz für alle, sodass sie dort essen konnten.

Dazu mussten sie aber einen Essplatz einrichten, und einen stabilen Tisch und solide Stühle besorgen. Sie ließen sich von den IKEA-Leuten etwas zeigen, was ihren Vorstellungen sehr entgegenkam. Sie bestellten die Sachen gleich und wollten sie sich anliefern lassen, genauso wie die anderen Küchensachen, die sie in Absprache mit den IKEA- Leuten auch noch bestellten.

Am Ende brauchten die IKEA-Leute drei Tage und die Küche war tipptopp aufgebaut, auch der Essplatz wirkte einladend.

Dass Letzte, was in der Küche montiert werden musste, war das Licht, sie nahmen neben einer Deckenlampe viele kleine Lichtquellen, die sie unter die Küchenschränke und auch am Essplatz anbrachten.

„Lasst uns doch unsere schöne neue Küche mit einem Essen einweihen, das wir zusammen zubereiten sollten, jeder kann nach zwei seiner Bekannten einladen!“, schlug Sara vor.

„Ich finde die Idee ganz ausgezeichnet, wir müssen überlegen, was wir kochen sollten, ich würde zwei meiner liebsten Freundinnen einladen!“, sagte Marga.

„Sara und ich können Freunde aus unseren Schulen einladen, vermutlich werden das aber schon Freunde von meinem Gymnasium sein, denn Sara wird ja jetzt eine ganze Zeit in ihrem Gymnasium fehlen“, sagte Paulo.

Sie saßen zu dritt an ihrem Esstisch und fühlten sich dort sehr wohl.

„Wir müssen noch ausreichend Stühle besorgen, damit auch jeder einen Platz hat“, sagte Sara.

Paulo sagte in seinem Gymnasium seinen beiden Freunden, an die er dachte, Bescheid und Marga unterrichtete ihre beiden Freundinnen, die auch immer dabei waren, wenn sie nach dem Einkaufen ins Café gingen und dort Torte aßen.

Alle dachten sie an drei Gänge, die sie zubereiten wollten: da war zuerst Saras Suppe aus Karotten, Lauch und Ingwer, als Nachtisch sollte es Eis mit geschmolzener Kuvertüre geben. Nur beim Hauptgang waren sie sich noch nicht einig, er sollte aber auf jeden Fall etwas Vegetarisches sein.

„Ich bin dafür das wir Pilzrisotto machen, dazu kann es frische Champignons und Steinpilze geben“, sagte Paulo.

„Ich schließe mich an, weil ich das Essen für ausgezeichnet halte, und sich unsere eingeladenen Gäste sicher darüber freuen werden!“, sagte Sara.

„Ich kenne euer Risotto gar nicht und mache aber mit!“, sagte Marga, „wenn es so gut ist wie ihr sagt, werden sich meine Freundinnen sicher auch freuen!“

Zum Nachtisch würde es Vanilleeis geben, wie man es in jedem Supermarkt bekam, und es würde als Soße Kuvertüre im Wasserbad erhitzt.

„Ich schlage als Termin für unser Essen den nächsten Samstag vor!“, regte Paulo an.

„Ist gut, dann lass uns den Samstag nehmen!“, sagte Sara.

„Ja gut, dann Samstag!“ , schloss sich Marga an.

Sie würden am nächsten Morgen ihr erstes gemeinsames Frühstück in der neuen Küche zu sich nehmen. Die nächste Bäckerei lag um die Ecke, und Paulo bot sich an, Brötchen kaufen zu gehen. Sara und Marga deckten den Tisch und kochten Kaffee, und sie zelebrierten ein gelungenes Frühstück.

Marga und Arthur hatten den „Dinkelsteiner Anzeiger“ abonniert, und Marga hatte das Abo beibehalten. Paulo sagte:

„Zu einem guten Frühstück gehört immer eine Zeitung!“ , und er nahm sich den Anzeiger und las ihn durch. Er hatte nicht die Erwartung, hohes journalistisches Niveau in seiner Zeitung vorzufinden, der Anzeiger bedeutete ihm aber ein Stück Heimatverbundenheit. Außerdem gab es auf seiner Rätselseite ein Sudoku, und das löste Paulo jeden Morgen für sein Leben gern.

„Was soll es zu unserem Essen zu Trinken geben?“, fragte Sara. Marga hatte noch aus Arthurs Beständen jede Menge Moselwein im Keller, den wollte sie anbieten. Paulo erwiderte aber:

„Zu einem italienischen Essen gehört auch ein italienischer Weißwein, biete du deinen Freundinnen den Moselwein an, ich besorge vier Flaschen „Pinot Grigio“! Ich selbst trinke ja nur alkoholfreies Bier, das besorge ich schon!“

Am Mittwoch begab sich Sara an die Suppe, sie hatte alle Zutaten, die sie für das Essen brauchte, bei Aldi und bei Edeka gekauft, die es beide in der Altstadt gab. Am Nachmittag hatte sie die Suppe fertig, und nachdem sie abgekühlt war, stellte sie sie in ihre neue Kühl/Gefrierkombination und fror sie ein.

Sara versuchte am Samstag auf dem Wochenmarkt die Pilze zu bekommen, und Marga begleitete sie dabei, und tatsächlich gab es neben den Champignons auch frische Steinpilze, weil sie gerade in der Pilzsaison waren.

So viel Arbeit gab es dann auch nicht mehr beim zubereiten des Risotto und Sara, Marga und Paulo waren um 18.00 h mit den Vorbereitungen fertig. Sie hatten ihre Gäste für 19.00 h eingeladen und in der Küche den Esstisch gedeckt und mit Blumen drapiert. Pünktlich um 19.00 h ging die Stelle und Margas Freundinnen kamen zuerst, nur ganz kurze Zeit später erschienen auch die beiden Kollegen von Paulo. Sie machten erst einen Rundgang durch das Haus und die drei Bewohner zeigten den Besuchern alle Zimmer und fanden bei Ihnen große Bewunderung.

Im ersten Stock lagen die Kinderzimmer und Saras und Paulus Arbeitszimmer, in dessen Mitte sie ihre Schreibtische längsseits aneinander gestellt hatten. An den Wänden standen Regale voller Bücher, ausschließlich Fachbücher. Um der trockenen Arbeitszimmeratmosphäre ein wenig Auffrischung zu geben, hatten sie eine große Zimmerpflanze an das Fenster auf den Boden gestellt.

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