Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

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Ge­or­ges trug eine Bau­ern­blu­se, die er sich im Dor­fe beim Kauf­mann er­stan­den hat­te. Er mach­te mit Suzan­ne Aus­flü­ge ent­we­der zu Fuß am Fluss ent­lang, oder im Boot. Sie küss­ten sich je­den Au­gen­blick. Suzan­ne in vol­ler Un­schuld, er be­reit, sei­ner Be­gier­de zu un­ter­lie­gen. Doch er nahm sich zu­sam­men, und als er ihr sag­te: »Mor­gen keh­ren wir nach Pa­ris zu­rück, Ihr Va­ter ver­si­chert mir Ihre Hand«, da mein­te sie ganz naiv:

»Schon, es hat mir so viel Spaß ge­macht, Ihre Frau zu sein!«

X.

Es war dun­kel in der klei­nen Woh­nung auf der Rue Con­stan­ti­no­ple, denn Ge­or­ges Du Roy und Clo­til­de de Ma­rel­le hat­ten sich am Ein­gang ge­trof­fen und wa­ren schnell hin­ein­ge­tre­ten und sie frag­te, ohne ihm Zeit zu las­sen, die Vor­hän­ge zu­rück­zu­zie­hen:

»Also du hei­ra­test wirk­lich Suzan­ne Wal­ter?«

Er gab es sanft zu und sag­te dann:

»Wuss­test denn du das gar nicht?«

Sie stand wü­tend und ent­rüs­tet vor ihm.

»Du hei­ra­test Suzan­ne Wal­ter!« ver­setz­te sie zor­nig. »Das geht schon zu weit! Das geht schon zu weit! Seit drei Mo­na­ten bist du so schein­bar lieb mit mir, da­mit ich nichts mer­ken soll­te. Alle Welt weiß es, nur ich nicht. Mein Mann hat­te es mir ge­sagt.«

Du Roy grins­te, trotz­dem war er et­was ver­le­gen. Er leg­te sei­nen Hut auf eine Ka­mi­ne­cke und setz­te sich in einen Lehn­stuhl.

Sie blick­te ihm fest ins Ge­sicht und sag­te dann lei­se mit ge­reiz­ter Stim­me:

»Seit­dem du dich von dei­ner Frau schei­den ließest, be­rei­test du die­sen Streich vor; und für die Zwi­schen­zeit be­hieltst du mich nett und lie­bens­wür­dig als dei­ne Ge­lieb­te! Was bist du doch für ein Schur­ke!«

»Wie­so?« frag­te er. »Ich hat­te eine Frau, die mich be­trog, ich habe sie über­rascht. Ich habe die Schei­dung durch­ge­setzt und nun hei­ra­te ich eine an­de­re. Was ist denn da­bei?«

Sie flüs­ter­te zit­ternd:

»Oh, wie du raf­fi­niert und ge­fähr­lich bist!«

Er be­gann wie­der zu lä­cheln:

»Na­tür­lich. Die Dum­men und die Schwach­köp­fe fal­len im­mer her­ein.«

Doch sie ließ von ih­ren Ge­dan­ken nicht ab:

»Ich hät­te dich von An­fang an durch­schau­en müs­sen. Nein, aber für einen so ge­mei­nen Schur­ken habe ich dich doch nicht ge­hal­ten.«

Er nahm eine wür­de­vol­le Mie­ne an:

»Ich bit­te dich, auf die Wor­te zu ach­ten, die du ge­brauchst!«

Sie em­pör­te sich ge­gen sei­ne Dreis­tig­keit:

»Was? Willst du etwa, dass ich dich mit Hand­schu­hen an­fas­sen soll? Du be­nimmst dich mir ge­gen­über, seit­dem ich dich ken­ne, wie ein Lump, und nun ver­langst du, dass ich es dir nicht sage? Du be­trügst und beu­test alle und al­les aus; du nimmst dir Geld und Ver­gnü­gen über­all, wo du es fin­dest, und du willst, dass ich dich als einen ehr­li­chen Mann be­hand­le?«

Er stand auf und sag­te mit be­ben­den Lip­pen:

»Schweig, oder ich wer­fe dich hin­aus!«

Sie stam­mel­te:

»Mich hin­aus­wer­fen … mich hin­aus­wer­fen … du willst mich von hier hin­aus­wer­fen … von hier … du … du?«

Sie konn­te nicht wei­ter­spre­chen, sie er­stick­te di­rekt vor Zorn, und auf ein­mal schrie sie in ei­nem jä­hen Wut­aus­bruch her­vor:

»Hin­aus­wer­fen? Du ver­gisst, dass ich das hier seit dem ers­ten Tage be­zahlt habe. Ah! Du hast sie ab und zu auf dei­ne Rech­nung über­nom­men. Aber wer hat sie ge­mie­tet … ich war es … Wer hat sie be­hal­ten? … Ich … Und du willst mich hin­aus­wer­fen? Schwei­ge, du Tau­ge­nichts. Glaubst du etwa, ich wüss­te nicht, wie du Ma­de­lei­ne die Hälf­te ih­rer Vau­drec­schen Erb­schaft ge­stoh­len hast. Glaubst du, dass ich nicht weiß, wie du mit Suzan­ne ge­schla­fen hast, um sie zu zwin­gen, dich zu hei­ra­ten.«

Er pack­te sie an den Schul­tern und schüt­tel­te sie:

»Sprich nicht von der. Ich ver­bie­te es dir!«

Sie schrie:

»Du hast doch mit ihr ge­schla­fen, ich weiß es.«

Er hät­te vie­les sich ge­fal­len las­sen, doch die­se Un­wahr­heit brach­te ihn au­ßer sich. Die Wahr­hei­ten, die sie ihm schrei­end ins Ge­sicht ge­schleu­dert hat­te, lie­ßen für den Au­gen­blick sein Herz vor Zorn er­be­ben, aber das, was sie fälsch­lich über das klei­ne Mäd­chen sag­te, die sei­ne Frau wer­den soll­te, ließ sei­ne Hand zu­sam­men­zu­cken, in dem wü­ten­den Ver­lan­gen, zu schla­gen.

Er wie­der­hol­te:

»Schweig … nimm dich in acht …! Schwei­ge du! …«

Und er schüt­tel­te sie hin und her wie man einen Baum­zweig mit Früch­ten rüt­tel­te.

Mit ver­wirr­tem Haar und ir­rem Blick, den Mund weit auf­ge­ris­sen, heul­te sie:

»Du hast mit ihr ge­schla­fen!«

Er ließ sie los und gab ihr solch einen Schlag ins Ge­sicht, dass sie ge­gen die Wand tau­mel­te. Doch sie wand­te sich ge­gen ihn, hob die ge­ball­ten Fäus­te und schrie von Neu­em mit al­ler Kraft:

»Du hast mit ihr ge­schla­fen!«

Da stürz­te er sich über sie, und wäh­rend sie un­ter ihm lag, schlug er auf sie los wie auf einen Mann. Jetzt wur­de sie plötz­lich still und stöhn­te nur un­ter sei­nen Schlä­gen.

Sie rühr­te sich nicht mehr. Sie hat­te ihr Ge­sicht in der Ecke zwi­schen Wand und Par­kett ver­steckt und stieß kla­gen­de Schreie aus.

End­lich ließ er sie los und rich­te­te sich auf. Dann mach­te er ein paar Schrit­te durch das Zim­mer, um sei­ne Kalt­blü­tig­keit wie­der­zu­ge­win­nen. Es fiel ihm et­was ein, er ging ins Schlaf­zim­mer, goss kal­tes Was­ser in das Wasch­be­cken und tauch­te sei­nen Kopf hin­ein. Nach­her wusch er sich die Hän­de und ging zu­rück, um zu se­hen, was sie nun mach­te. Wäh­rend­des­sen trock­ne­te er sei­ne Fin­ger sorg­fäl­tig mit dem Hand­tu­che ab.

Sie rühr­te sich nicht. Sie blieb am Bo­den aus­ge­streckt lie­gen und wein­te lei­se.

Er frag­te:

»Bist du bald mit dei­ner Heu­le­rei fer­tig?

Sie ant­wor­te­te nicht. Er stand mit­ten im Zim­mer, fühl­te sich et­was ver­le­gen und be­schämt ne­ben die­sem aus­ge­streck­ten Kör­per.

Dann fass­te er plötz­lich einen Ent­schluss, nahm den Hut vom Ka­min und sag­te:

»Gu­ten Abend. Über­gib den Schlüs­sel dem Por­tier, wenn du fer­tig bist. Ich kann nicht dei­ner Lau­ne we­gen ewig war­ten.«

Er ging hin­aus, schloss die Tür und such­te den Por­tier auf.

»Ma­da­me ist noch in der Woh­nung«, sag­te er; »sie wird auch gleich ge­hen. Sa­gen Sie dem Haus­be­sit­zer, dass ich zum 1. Ok­to­ber kün­di­ge. Wir ha­ben den 16. Au­gust, es ist also noch vor dem Ter­min.«

Er ent­fern­te sich schnell, denn er hat­te ver­schie­de­ne drin­gen­de Be­sor­gun­gen zu er­le­di­gen und die letz­ten Ein­käu­fe für die Aus­stat­tung zu ma­chen.

Der Hoch­zeits­tag war auf den 20. Ok­to­ber fest­ge­setzt, nach der Wie­de­r­er­öff­nung der Kam­mern. Die Trau­ung soll­te in der Ma­de­lei­ne­kir­che statt­fin­den. Es wur­de viel hin und her ge­re­det, ohne dass man die Wahr­heit ge­nau wuss­te. Ver­schie­de­ne Ge­schich­ten lie­fen um­her. Man er­zähl­te von ei­ner Ent­füh­rung, aber es wa­ren nur vage und un­be­weis­ba­re Gerüch­te. Nach An­ga­be der Dienst­bo­ten sprach Frau Wal­ter über­haupt nicht mehr mit ih­rem zu­künf­ti­gen Schwie­ger­sohn; sie soll­te an dem Abend, wo die Ehe be­schlos­sen war, nach­dem sie ihre Toch­ter um Mit­ter­nacht in ein Klos­ter brin­gen ließ, vor Zorn einen Schlag­an­fall be­kom­men ha­ben.

Man hat­te sie halb­tot auf­ge­fun­den, und es be­stand kei­ne Aus­sicht, dass sie je­mals ganz ge­sund sein wür­de. Sie sah jetzt aus wie eine alte Frau, ihre Haa­re wur­den grau. Sie war sehr fromm ge­wor­den und nahm je­den Sonn­tag das Abend­mahl.

In den ers­ten Sep­tem­ber­ta­gen mel­de­te die Vie Françai­se, dass der Baron Du Roy de Can­tel Che­fre­dak­teur ge­wor­den sei, wäh­rend Herr Wal­ter den Ti­tel des Di­rek­tors be­hal­te.

Jetzt wur­de ein gan­zer Stab be­kann­ter Feuil­le­to­nis­ten, po­li­ti­scher Re­dak­teu­re, Kunst- und Thea­ter­kri­ti­ker den be­kann­ten großen Zei­tun­gen durch schwe­res Geld ge­walt­sam ent­ris­sen und bei der Re­dak­ti­on als neue Mit­ar­bei­ter an­ge­stellt.

Die äl­te­ren, acht­ba­ren, erns­ten Jour­na­lis­ten zuck­ten nicht mehr mit den Ach­seln, wenn man von der Vie Françai­se sprach.

Der schnel­le und durch­grei­fen­de Er­folg hat­te die Missach­tung er­stickt, die erns­te Schrift­stel­ler an­fangs ge­gen die­ses Blatt ge­hegt hat­ten.

Die Hoch­zeit des Che­fre­dak­teurs war ein so­ge­nann­tes großes Pa­ri­ser Er­eig­nis. Ge­or­ges Du Roy und Wal­ter hat­ten seit ei­ni­ger Zeit die all­ge­mei­ne Auf­merk­sam­keit und Neu­gier auf sich ge­lenkt. Alle Leu­te, de­ren Na­men in den Zei­tun­gen er­wähnt wer­den, soll­ten zur Trau­ung er­schei­nen.

Die­ses Er­eig­nis fand an ei­nem son­ni­gen Herbst­ta­ge statt. Um acht Uhr mor­gens be­schäf­tig­te sich das ge­sam­te Kir­chen­per­so­nal da­mit, einen brei­ten ro­ten Tep­pich über die Stu­fen der ho­hen Freitrep­pe aus­zu­brei­ten, die von der Rue Roy­al zur Kir­che hin­auf­führt. Die Passan­ten wa­ren ste­hen­ge­blie­ben, und das Volk von Pa­ris wuss­te, dass eine sehr fei­er­li­che Ze­re­mo­nie sich hier ab­spie­len wür­de.

Die Be­am­ten, die zu ih­ren Bü­ros gin­gen, die klei­nen Ar­bei­te­rin­nen und Kom­mis gaff­ten, be­wun­der­ten die Vor­be­rei­tun­gen und träum­ten un­be­stimmt von den rei­chen Leu­ten und von dem Reich­tum, der dazu ge­hö­re, umso viel Geld für eine Hoch­zeit aus­ge­ben zu kön­nen.

Um 10 Uhr be­gan­nen die Neu­gie­ri­gen sich an­zu­sam­meln. Sie blie­ben dort ei­ni­ge Mi­nu­ten ste­hen, in der Hoff­nung, dass es viel­leicht gleich an­fan­gen wür­de und gin­gen dann, des War­tens müde, wei­ter. Um 11 Uhr kam ein Trupp Stadt­po­li­zis­ten und for­der­ten die Men­ge auf wei­ter zu ge­hen, denn es bil­de­ten sich alle Au­gen­bli­cke Auf­läu­fe.

 

Die ers­ten Gäs­te er­schie­nen bald, die die bes­ten Plät­ze ein­neh­men woll­ten, von wo man al­les über­se­hen konn­te. Sie setz­ten sich am Ran­de ne­ben dem großen Mit­tel­schiff, all­mäh­lich ka­men auch die an­de­ren, Frau­en mit rau­schen­den Sei­den­klei­dern, stren­ge, erns­te Män­ner, bei­na­he alle kahl­köp­fig, von welt­män­ni­schem, kor­rek­tem Auf­tre­ten, die sich hier an die­sem Ort noch fei­er­li­cher und wür­de­vol­ler als sonst be­nah­men.

All­mäh­lich füll­te sich die Kir­che. Ein hel­ler Son­nen­strahl drang durch das weit­ge­öff­ne­te Kir­chen­por­tal und fiel auf die ers­te Rei­he der ein­ge­la­de­nen Freun­de. Am Chor sah es dun­kel aus; der Al­tar, der mit bren­nen­den Ker­zen be­steckt war, schi­en mit ei­nem gelb­li­chen Licht schwach be­leuch­tet, im Ver­gleich zu dem grel­len Schein, der durch die Öff­nung des großen Por­tals drang.

Man er­kann­te sich, man be­grüß­te sich durch Zei­chen und man stand in Grup­pen her­um. Die Li­te­ra­ten, die we­ni­ger re­spekt­voll als die vor­neh­me Welt wa­ren, plau­der­ten halb­laut. Man be­trach­te­te die Da­men. Nor­bert de Va­ren­ne schi­en einen Freund zu su­chen und er­blick­te Jac­ques Ri­val, der in der Mit­te der Stuhl­rei­hen stand. Er trat auf ihn zu:

»Da se­hen Sie, die Welt ge­hört den Ge­ris­se­nen.«

Der an­de­re, der gar nicht nei­disch war, ant­wor­te­te:

»Umso bes­ser für ihn, er ist ein ge­mach­ter Mann.«

Dann spra­chen sie über ein­zel­ne Be­kann­te, die ih­nen dort auf­fie­len,

Ri­val frag­te:

»Wis­sen Sie ei­gent­lich, was aus der Frau ge­wor­den ist?«

Der Dich­ter lä­chel­te:

»Ja und nein. Sie lebt ganz zu­rück­ge­zo­gen, so hat man mir er­zählt, in dem Stadt­vier­tel von Mont­mar­tre. Aber … es ist näm­lich ein a­ber da­bei … seit ei­ni­ger Zeit lese ich in der ›Fe­der‹ die po­li­ti­schen Ar­ti­kel, die de­nen von Fo­res­tier und Du Roy auf­fal­lend ähn­lich sind. Sie stam­men von ei­nem ge­wis­sen Jean Le Dol; es ist ein jun­ger Mann, ein hüb­scher Kerl, in­tel­li­gent, von dem­sel­ben Schla­ge wie un­ser Freund Ge­or­ges; und er hat des­sen frü­he­re Frau ken­nen­ge­lernt. Daraus schlie­ße ich, dass sie die An­fän­ger lieb­te und sie wahr­schein­lich ewig lie­ben wird. Sie ist üb­ri­gens reich. Vau­drec und Lar­oche-Ma­thieu wa­ren doch nicht um­sonst ihre bes­ten Freun­de.«

Ri­val er­klär­te:

»Sie war nicht schlecht, die klei­ne Ma­de­lei­ne, sehr schlau und sehr klug. Ohne Hül­le muss sie rei­zend sein. Aber sa­gen Sie doch, wie kommt denn das, dass Du Roy sich nach der Schei­dung in der Kir­che trau­en lässt?«

Nor­bert de Va­ren­ne ant­wor­te­te:

»Er lässt sich kirch­lich trau­en, weil er für die Kir­che das ers­te Mal über­haupt nicht ver­hei­ra­tet war.«

»Wie­so?«

»Un­ser Bel-Ami hat­te, als er Ma­de­lei­ne Fo­res­tier hei­ra­te­te, aus Gleich­gül­tig­keit oder aus Spar­sam­keit das Stan­des­amt für aus­rei­chend ge­hal­ten. Er hat sich den kirch­li­chen Se­gen er­spart. Was un­se­re hei­li­ge Mut­ter Kir­che als ein­fa­ches Kon­ku­bi­nat be­trach­tet. Folg­lich tritt er heu­te als Jung­ge­sel­le vor sie und sie stellt ihm al­len ih­ren Pomp zur Ver­fü­gung, der den Va­ter Wal­ter ein schwe­res Geld kos­ten wird.«

Der Lärm der wach­sen­den Men­ge wur­de im­mer lau­ter, man ver­nahm Stim­men, die ganz laut spra­chen. Man zeig­te auf die be­rühm­ten Per­sön­lich­kei­ten, die vor dem Pub­li­kum po­sier­ten und zu­frie­den wa­ren, be­gafft zu wer­den. Sie wa­ren ge­wohnt, sich zur Schau zu stel­len und hiel­ten sich für un­ent­behr­li­che De­ko­ra­tio­nen bei al­len öf­fent­li­chen Fei­er­lich­kei­ten.

Ri­val fuhr fort:

»Sa­gen Sie doch, mein Lie­ber, Sie ge­hen doch öf­ters zum Chef; ist es wahr, dass Frau Wal­ter und Du Roy nie ein Wort mehr mit­ein­an­der spre­chen?«

»Nie­mals. Sie woll­te ihm die Klei­ne nicht ge­ben. Aber er hat­te den Va­ter schein­bar in der Hand; er droh­te mit Ent­hül­lun­gen über die Lei­chen, die in Marok­ko be­gra­ben sind. Es war eine furcht­ba­re Dro­hung. Wal­ter hat an das Bei­spiel von Lar­oche-Ma­thieu ge­dacht und hat so­fort nach­ge­ge­ben. Doch die Mut­ter, hart­nä­ckig und ei­gen­sin­nig wie alle Frau­en, hat ge­schwo­ren, nie ein Wort mit ih­rem Schwie­ger­sohn zu re­den. Es ist sehr ko­misch, zu se­hen, wenn sie ein­an­der ge­gen­über ste­hen. Sie sieht wie eine Bild­säu­le, wie eine Sta­tue der Ra­che aus, und er ist of­fen­bar ver­le­gen, trotz­dem er äu­ßer­lich sei­ne Hal­tung nicht ver­liert; der Jun­ge ver­steht sich schon zu be­herr­schen.«

Die Kol­le­gen ka­men her­an und drück­ten ih­nen die Hän­de; man hör­te ab­ge­ris­se­ne Sät­ze aus po­li­ti­schen Ge­sprä­chen. Und form­los wie das ent­fern­te Rau­schen des Mee­res drang mit dem Son­nen­licht das Wo­gen der Volks­mas­sen, die sich vor der Kir­che an­ge­sam­melt hat­ten, durch das of­fe­ne Por­tal und er­füll­te die Wöl­bun­gen und über­tön­te das lei­se Mur­meln des aus­er­wähl­ten Pub­li­kums, das auf den Got­tes­dienst war­te­te.

Plötz­lich klopf­te der Schwei­zer mit der höl­zer­nen Spit­ze der Hel­le­bar­de drei­mal auf die stei­ner­nen Flie­sen. Die gan­ze Ver­samm­lung wand­te sich nun mit lau­tem Klei­der­rau­schen und Rücken der Stüh­le dem Ein­gan­ge zu. Die jun­ge Frau er­schi­en am Arm ih­res Va­ters in dem hel­len Licht am Por­tal.

Sie sah im­mer noch wie eine Pup­pe aus, wie eine präch­ti­ge wei­ße Pup­pe, de­ren Haar mit Oran­ge­blü­ten ge­schmückt war. Sie blieb ei­ni­ge Au­gen­bli­cke an der Schwel­le ste­hen und tat dann ih­ren ers­ten Schritt in das mitt­le­re Kir­chen­schiff. In dem Mo­ment ver­kün­de­te die Or­gel mit ih­rem mäch­ti­gen me­tal­le­nen Klang den Ein­tritt der Ver­mähl­ten.

Sie schritt mit ge­senk­tem Kopf, doch ohne Scheu, et­was auf­ge­regt, zier­lich, rei­zend wie eine Mi­nia­tur­braut. Die Frau­en lä­chel­ten und mur­mel­ten, als sie an ih­nen vor­über­ging. Die Män­ner flüs­ter­ten sich zu: »Ent­zückend, be­zau­bernd!« Herr Wal­ter schritt et­was über­trie­ben wür­de­voll mit dem Knei­fer auf der Nase.

Ih­nen folg­ten vier Braut­jung­frau­en, alle vier hübsch und in Rosa ge­klei­det und bil­de­ten den Hof die­ser rei­zen­den Kö­ni­gin. Die Braut­füh­rer wa­ren auch gut aus­ge­wählt und gin­gen in ei­nem gleich­för­mi­gen Schritt, schein­bar von ei­nem Bal­lett­meis­ter ein­ge­übt.

Dann er­schi­en Frau Wal­ter am Arm des Va­ters ih­res an­de­ren Schwie­ger­soh­nes, des zwei­und­sieb­zig­jäh­ri­gen Mar­quis de La­tour-Yve­lin. Sie ging nicht, son­dern sie schlepp­te sich vor­wärts, sie schi­en bei je­dem Schritt in Ohn­macht zu fal­len. Man sah, dass sie ihre Bei­ne mit großer Mühe be­weg­te, dass ihr Herz in ih­rer Brust so hef­tig klopf­te, wie ein ge­fan­ge­nes wil­des Tier, das ent­flie­hen will.

Sie war ma­ger ge­wor­den. Ihre wei­ßen Haa­re lie­ßen ihr Ge­sicht noch blas­ser und ein­ge­fal­le­ner er­schei­nen. Sie sah vor sich hin, um nie­man­den zu se­hen und viel­leicht auch um nicht über das nach­zu­den­ken, was sie so sehr quäl­te.

Dann er­schi­en Ge­or­ges Du Roy mit ei­ner un­be­kann­ten al­ten Dame.

Er trug den Kopf hoch und sah gleich­falls mit har­tem Blick un­ter sei­nen et­was zu­sam­men­ge­zo­ge­nen Brau­en starr vor sich hin. Sein Schnurr­bart schi­en sich über sei­ner Lip­pe zu sträu­ben, alle fan­den ihn sehr schön. Er hat­te eine stol­ze Hal­tung, eine schlan­ke Fi­gur und einen ge­ra­den Gang. Der Frack saß gut und das rote Bänd­chen der Ehren­le­gi­on glänz­te dar­an wie ein Bluts­trop­fen.

Dann ka­men die Ver­wand­ten, Rose mit dem Se­na­tor Ris­so­lin. Sie war seit sechs Wo­chen ver­hei­ra­tet. Der Graf de La­tour-Yve­lin be­glei­te­te die Vi­com­tes­se de Per­ce­mur. End­lich kam ein selt­sa­mer bun­ter Zug von Bun­des­ge­nos­sen und Freun­den Du Roys, die er in sei­ner neu­en Fa­mi­lie ein­ge­führt hat­te, be­kann­te Leu­te aus der Pa­ri­ser Halb­ge­sell­schaft, die so­fort zu in­tims­ten Freun­den und so­gar zu ent­fern­ten Ver­wand­ten der rei­chen Em­por­kömm­lin­ge wer­den; her­un­ter­ge­kom­me­ne, rui­nier­te und ver­krach­te Edel­leu­te, die bis­wei­len noch ver­hei­ra­tet sind, was das Al­ler­schlimms­te ist. Es wa­ren: Herr de Bel­vi­gne, der Mar­quis de Ban­jo­lin, der Graf und die Grä­fin de Re­ve­nel, der Her­zog de Ra­mo­ra­no, der Fürst Kra­va­low, der Rit­ter Val­réa­li, dann noch die Gäs­te des Wal­ter­schen Hau­ses; der Prinz de Gu­er­che, der Her­zog und die Her­zo­gin de Fer­ra­ci­ne und die schö­ne Mar­qui­se des Du­nes. Ei­ni­ge Ver­wand­te von Frau Wal­ter zeig­ten in die­sem ele­gan­ten groß­städ­ti­schen Zuge ein vor­neh­mes Pro­vinzaus­se­hen.

Und im­mer­fort spiel­te die Or­gel und er­füll­te die wei­ten Hal­len mit dem mäch­ti­gen me­lo­di­schen und rhyth­mi­schen Ge­sang ih­rer eher­nen Keh­len, die al­les Men­schen­glück und -leid zum Him­mel em­por­sand­ten.

Man schloss die schwe­ren Flü­gel des Por­tals, und auf ein­mal wur­de es dun­kel, als hät­te man der Son­ne den Ein­tritt ver­rie­gelt.

Ge­or­ges knie­te im Chor ne­ben sei­ner Frau vor dem er­leuch­te­ten Al­tar. Der neue Bi­schof von Tan­ger mit dem Krumm­stab in der Hand und der Mitra auf dem Kopf, kam aus der Sa­kris­tei, um sie im Na­men des All­mäch­ti­gen zu ver­ei­ni­gen.

Er stell­te die üb­li­chen Fra­gen, wech­sel­te die Rin­ge, sprach die Wor­te, die wie Fes­seln bin­den, und rich­te­te an die Neu­ver­mähl­ten eine christ­li­che An­spra­che. Er sprach lan­ge von der Treue in pa­the­ti­schen Aus­drücken. Es war ein di­cker, hoch­ge­wach­se­ner Mann, ei­ner je­ner schö­nen Präla­ten mit ei­nem ma­je­stä­ti­schen Bäuch­lein. Man hör­te plötz­lich ein hef­ti­ges Schluch­zen und ei­ni­ge Köp­fe dreh­ten sich um. Frau Wal­ter wein­te, das Ge­sicht m die Hän­de ver­gra­ben.

Sie muss­te nach­ge­ben. Was konn­te sie denn tun? Doch seit dem Tage, da sie ihre Toch­ter, die zu­rück­ge­kehrt war, aus ih­rem Zim­mer ge­wie­sen hat­te, und sich ge­wei­gert hat­te, sie zu um­ar­men, seit dem Tage, da sie Du Roy, der sie re­spekt­voll be­grüßt hat­te, mit lei­ser Stim­me sag­te: »Sie sind das ge­meins­te We­sen, das ich je ge­kannt habe, re­den Sie mich nie mehr an, denn ich wer­de Ih­nen doch nicht ant­wor­ten.« — Seit je­nem Tag litt sie die furcht­bars­ten und un­er­träg­lichs­ten Qua­len. Sie hass­te Suzan­ne mit schar­fem, bit­ters­tem Hass, mit ei­ner ver­zwei­fel­ten Lei­den­schaft und ei­ner ver­zeh­ren­den Ei­fer­sucht, der selt­sa­men Ei­fer­sucht ei­ner Mut­ter und zu­gleich ei­ner Ge­lieb­ten, ei­nem Ge­fühl, das sie nicht ein­ge­ste­hen konn­te und das wie eine klaf­fen­de Wun­de brann­te.

Und nun wur­den sie von ei­nem Bi­schof ge­traut, ihre Toch­ter und ihr Ge­lieb­ter, in der Kir­che in Ge­gen­wart von 2000 Men­schen und vor ih­ren Au­gen! Sie konn­te nichts sa­gen! Sie konn­te es nicht ver­hin­dern! Sie konn­te nicht laut auf­schrei­en: »Er ge­hört mir, die­ser Mann, er ist mein Ge­lieb­ter! Die­ser Bund, den ihr seg­net, ist eine Nie­der­tracht!«

Ei­ni­ge Da­men wa­ren ge­rührt und flüs­ter­ten:

»Wie ist die arme Mut­ter auf­ge­regt.«

Der Bi­schof sag­te:

»Sie ge­hö­ren zu den Glück­li­chen der Erde, zu den Reichs­ten und An­ge­se­hens­ten. Sie, mein Herr, des­sen Ta­lent Sie über die an­de­ren er­ho­ben, die Sie schrei­ben, be­leh­ren, be­ra­ten und das Volk lei­ten, Sie ha­ben einen herr­li­chen Be­ruf zu er­fül­len, ein schö­nes Bei­spiel zu ge­ben …«

Du Roy hör­te die­sen Wor­ten zu und war von Stolz be­rauscht. Ein Prälat der rö­mi­schen Kir­che, der so zu ihm sprach. Und er fühl­te hin­ter sei­nem Rücken die Men­ge, eine vor­neh­me, er­lauch­te Men­ge, die sei­net­we­gen ge­kom­men war. Und es war ihm, als trü­ge und er­hö­be ihn eine ge­heim­nis­vol­le Kraft.

Er wur­de nun ei­ner der Her­ren die­ser Erde. Er, der Sohn zwei­er ar­mer Bau­ern aus Can­te­leu. Und er sah sie plötz­lich in ih­rer nied­ri­gen Wirts­stu­be, hoch oben auf dem Berg­kamm über dem Tal von Rou­en; er sah sei­nen Va­ter und sei­ne Mut­ter, wie sie den Bau­ern der Um­ge­gend zu trin­ken ga­ben.

Er hat­te ih­nen 5000 Fran­cs ge­schickt, als er den Gra­fen de Vau­drec be­erb­te. Nun wür­de er ih­nen 50000 Fran­cs schi­cken, sie wür­den sich ein klei­nes Land­gut kau­fen. Sie wür­den zu­frie­den und glück­lich sein.

Der Bi­schof hat­te sei­ne An­spra­che be­en­det. Ein Pries­ter in gold­be­stick­ter Sto­la stieg die Stu­fen zum Al­tar hin­auf. Und die Or­gel ver­kün­de­te wie­der die Herr­lich­keit der Neu­ver­mähl­ten.

 

Es wa­ren lang­ge­zo­ge­ne, ge­wal­ti­ge, schwel­len­de Klän­ge wie Mee­res­wo­gen; sie schall­ten so mäch­tig, als müss­ten sie das Ge­wöl­be hoch­he­ben und spren­gen, um ge­gen den blau­en Him­mel em­por­zu­stei­gen. Ihre be­ben­den Klän­ge er­füll­ten die gan­ze Kir­che und lie­ßen die Her­zen er­zit­tern. Auf ein­mal wur­den sie stil­ler, und leich­te, flüch­ti­ge Klän­ge schweb­ten in der Luft und be­rühr­ten das Ohr wie ein lei­ser Hauch. Es wa­ren gra­zi­öse, leich­te, spru­deln­de Ge­sän­ge, die wie Vo­gel­ge­zwit­scher klan­gen; und wie­der schwoll die­se an­mu­ti­ge Mu­sik, brei­te­te sich aus, ge­wal­tig, voll und mäch­tig, wie wenn ein Sand­korn sich in ein un­ge­heu­e­res Wel­tall ver­wan­del­te.

Dann er­ho­ben sich mensch­li­che Stim­men und glit­ten über die ge­beug­ten Köp­fe der Ver­sam­mel­ten da­hin. Vau­ri und Lan­deck von der Oper san­gen. Der Weih­rauch ver­brei­te­te einen zar­ten Harz­duft und auf dem Al­tar wur­de das Mes­sop­fer voll­zo­gen. Der Got­tes­mensch stieg auf den Ruf des Pries­ters auf die Erde hin­ab, um den Tri­umph des Barons Ge­or­ges Du Roy zu seg­nen.

Bel-Ami knie­te mit ge­senk­tem Kopf ne­ben Suzan­ne. In die­sem Au­gen­blick fühl­te er sich bei­na­he gläu­big, bei­na­he fromm, voll Dank­bar­keit für die Gott­heit, die ihn so be­güns­tigt und so rück­sichts­voll be­han­delt hat­te. Und ohne recht zu wis­sen, an wen er sein Ge­bet rich­te­te, dank­te er für sei­nen Er­folg.

Als der Got­tes­dienst zu Ende war, rich­te­te er sich auf, reich­te sei­ner Ge­mah­lin den Arm und ging mit ihr in die Sa­kris­tei. Und nun be­gan­nen die end­lo­sen Gra­tu­la­tio­nen. Ge­or­ges war wahn­sin­nig vor Freu­de und hielt sich für einen Kö­nig, dem das Volk zu­jauchz­te. Er drück­te die Hän­de, stam­mel­te nichts­sa­gen­de Wor­te, grüß­te und ant­wor­te­te auf die Glück­wün­sche: »Ich dan­ke herz­lichst.«

Plötz­lich er­blick­te er Ma­da­me de Ma­rel­le, und die Erin­ne­rung an all die Küs­se, die er ihr ge­ge­ben und die sie ihm er­wi­dert hat­te, die Erin­ne­run­gen an alle die Zärt­lich­kei­ten und Lieb­ko­sun­gen, an den Klang ih­rer Stim­me und an den Reiz ih­rer Lip­pen, — al­les das ließ sein Blut heiß durch die Adern rin­nen und wie­der über­fiel ihn ein jä­hes Ver­lan­gen, sie zu be­sit­zen.

Sie war hübsch, ele­gant, mit ih­rer ke­cken Art und ih­ren leb­haf­ten Au­gen. Ge­or­ges dach­te: »Aber sie ist doch eine rei­zen­de Ge­lieb­te.«

Sie nä­her­te sich ihm et­was schüch­tern, et­was ver­le­gen und reich­te ihm die Hand. Er er­griff sie und be­hielt sie in der sei­nen. Da fühl­te er den lei­sen Lock­ruf der Frau­en­fin­ger, den sanf­ten Druck, der ver­zeiht, und al­les wie­der gut­macht. Er drück­te die­se klei­ne Hand, als woll­te er sa­gen: »Ich lie­be dich noch im­mer, ich bin dein!«

Ihre Au­gen tra­fen sich lä­chelnd, strah­lend und vol­ler Lie­be. Und sie sag­te, lei­se und gra­zi­ös:

»Auf Wie­der­se­hen, mein Herr!«

Er ant­wor­te­te hei­ter:

»Auf Wie­der­se­hen, gnä­di­ge Frau!«

Dann ging sie.

Die an­de­ren dräng­ten her­an. Die Men­ge roll­te an ihm vor­über wie ein Strom. End­lich lich­te­te sie sich und die letz­ten Gra­tu­lan­ten gin­gen vor­bei.

Ge­or­ges bot Suzan­ne wie­der den Arm, um durch die Kir­che hin­aus­zu­ge­hen.

Sie war voll von Men­schen, denn je­der ging wie­der auf sei­nen Platz zu­rück, um sie bei­de vor­bei­sch­rei­ten zu se­hen. Er ging lang­sam, mit ru­hi­gen Schrit­ten und mit er­ho­be­nem Haupt, die Au­gen fest auf die son­nen­be­leuch­te­te Öff­nung des Por­tals ge­rich­tet. Er fühl­te, wie im­mer wie­der ein Schau­er über sei­ne Haut lief, der kal­te Schau­er des un­end­li­chen großen Glücks. Er sah nie­man­den, er dach­te nur an sich.

Als er auf die Schwel­le trat, blick­te er auf die dicht ge­dräng­te, schwar­ze, lär­men­de Men­ge, die sei­net­we­gen ge­kom­men war. Ihn, Ge­or­ges Du Roy, be­trach­te­te das Volk von Pa­ris, ihn be­nei­de­te es auch.

Dann hob er die Au­gen und sah dort jen­seits der Place de la Con­cor­de die Ab­ge­ord­ne­ten­kam­mer. Und es war ihm, als brauch­te er nur noch einen Sprung, um vom Tor der Ma­de­lei­ne­kir­che zum Tor des Palais Bour­bon zu ge­lan­gen. Er ging lang­sam zwi­schen zwei le­ben­di­gen Mau­ern von Zuschau­ern die Stu­fen des ho­hen Kir­chen­auf­gan­ges hin­ab. Doch er sah nichts, sei­ne Ge­dan­ken flo­gen jetzt zu­rück und vor sei­nen Au­gen, die von der strah­len­den Son­ne ge­blen­det wa­ren, flat­ter­te das Bild von Ma­da­me de Ma­rel­le, wie sie vor dem Spie­gel ihre fri­sier­ten Löck­chen an den Schlä­fen zu­recht ord­ne­te, die je­des Mal zer­zaust wa­ren, wenn sie aus dem Bett sprang.