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Tausend Und Eine Nacht

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Die Prinzessin Bedrulbudur erzählte hierauf Alaeddin alles, unter welchen Umständen sie die alte Lampe gegen die neue, die sie hierauf zur Ansicht herbeibringen ließ, ausgetauscht und wie sie in der folgenden Nacht die Versetzung des Palasts bemerkt und sich am anderen Morgen in einem unbekannten Lande gefunden habe, wo sie jetzt beide seien und das Afrika heiße. Letzteres hatte sie aus dem Mund des Schurken selbst erfahren, der sie durch seine Zauberkunst hierher versetzt hatte.

»Prinzessin«, unterbrach sie Alaeddin, »du hast mir den Schurken deutlich genug bezeichnet, indem du mir sagtest, daß ich gegenwärtig mit dir in Afrika bin. Er ist der abscheulichste aller Menschen; doch ist jetzt weder Zeit noch Ort, dir seine Schlechtigkeiten ausführlicher zu erzählen, und ich bitte dich bloß, mir zu sagen, was er mit der Lampe angefangen und wo er sie aufbewart hat.« – »Er trägt sie wohl eingehüllt in seinem Busen«, erwiderte die Prinzessin, »ich kann dies mit Bestimmtheit sagen, da er sie in meiner Gegenwart herausgezogen und enthüllt hat, um sich damit gegen mich zu brüsten.«

»Geliebte meines Herzens«, sagte hierauf Alaeddin, »werde nicht unwillig, wenn ich dich durch vieles Fragen ermüde: Es ist für dich und mich von gleicher Wichtigkeit. Aber um auf das zu kommen, was mich besonders nahe berührt, so beschwöre ich dich, mir zu sagen, wie dieser schlechte und treulose Mensch dich behandelt hat.« – »Seit ich hier bin«, antwortete die Prinzessin, »hat er sich mir nur einmal des Tages gezeigt, und ich bin überzeugt, daß der schlechte Erfolg, den er von seinen Besuchen hat, es ihm verleiden wird, mich noch öfter zu belästigen. Alle seine Reden, die er gegen mich zu führen pflegt, zielen dahin, daß ich mein Wort, das ich dir gegeben, brechen und ihn zum Gemahl nehmen soll. Dabei gibt er mir zu verstehen, daß ich nimmermehr hoffen dürfe, dich je wieder zu sehen, denn du seiest nicht mehr am Leben und der Sultan, mein Vater, habe dir den Kopf abschlagen lassen. Zu seiner Rechtfertigung fügt er hinzu, du seiest ein Undankbarer, der sein ganzes Glück ihm zu verdanken habe, und so noch tausend Sachen, auf die ich nicht einmal acht gebe. Da er nun von mir keine andere Antwort bekommt, als Klagen, Seufzer und Tränen, so muß er sich jedesmal ebenso unbefriedigt entfernen, wie er gekommen ist. Gleichwohl zweifle ich nicht, daß er die Absicht hat, meinen lebhaftesten Schmerz erst vorübergehen zu lassen, in der Hoffnung, ich werde mich anders entschließen, und am Ende Gewalt zu brauchen, wenn ich auf meiner Widersetzlichkeit beharre. Aber, teurer Gemahl, deine Gegenwart hat bereits alle meine Besorgnisse verscheucht.«

»Prinzessin«, unterbrach sie Alaeddin, »ich hege die Zuversicht, daß du mit Recht nichts mehr zu fürchten brauchst, und glaube ein Mittel gefunden zu haben, uns beide von unserem gemeinschaftlichen Feinde zu befreien. Zu diesem Behufe muß ich indes notwendig in die Stadt gehen. Ich werde gegen Mittag zurückkommen, um dir dann meinen Plan mitzuteilen, und was du zum Gelingen desselben beizutragen hast. Doch sage ich dir zum voraus, wundere dich nicht, wenn du mich in einer anderen Kleidung zurückkommen siehst, und gib Befehl, daß man mich an der geheimen Türe, wenn ich klopfe, nicht lange warten läßt.« Die Prinzessin versprach, man werde ihn an der Türe erwarten und schnell öffnen.

Als Alaeddin aus den Zimmern der Prinzessin hinweg— und durch dieselben wieder zum Palast hinausgegangen war, sah er sich nach allen Seiten um und bemerkte einen Bauersmann, der aufs Feld ging.

Da der Bauer vom Palast ziemlich weit weg war, so lief Alaeddin schnell, um ihn einzuholen, und machte ihm den Antrag, die Kleider mit ihm zu wechseln, worauf der Bauer endlich auch einging. Der Umtausch geschah hinter einem Gebüsch, und als sie sich getrennt hatten, schlug Alaeddin den Weg nach der Stadt ein. Sobald er hineingekommen war, ging er auf der Straße, die vom Tore auslief, fort, und lenkte von da in die besuchtesten Straßen ein, bis er an den Platz kam, wo die Kaufleute und Handwerker jeder Art ihre besondere Gasse hatten. Er trat nun in die Gasse der Materialienhändler, ging in den größten und bestausgestatteten Laden und fragte den Kaufmann, ob er nicht ein gewisses Pulver habe, das er ihm nannte. Der Kaufmann, der aus Alaeddins Kleider schloß, er müsse arm sein und werde nicht Geld genug haben, um ihn zu bezahlen, antwortete, er habe zwar dieses Pulver, allein es sei sehr teuer. Alaeddin erriet seine Gedanken, zog seinen Beutel aus der Tasche, ließ einige Goldstücke hervorblinken und verlangte dann eine halbe Drachme von dem Pulver. Der Kaufmann wog so viel ab, wickelte es ein, übergab es Alaeddin und forderte ein Goldstück dafür. Alaeddin händigte es ihm ein, und ohne sich in der Stadt länger aufzuhalten, als nötig war, um einige Nahrung zu sich zu nehmen, kehrte er nach seinem Palast zurück. Er brauchte an der geheimen Türe nicht lange zu warten, sie wurde ihm sogleich geöffnet, und so ging er ins Gemach der Prinzessin Bedrulbudur hinauf. »Geliebte«, sprach er zu ihr, »da du so großen Widerwillen gegen deinen Entführer hast, so wird es dir vielleicht schwer werden, den Rat zu befolgen, den ich dir jetzt gebe. Bedenke aber, daß du dich notwendig verstellen und dir einige Gewalt antun mußt, wenn du dich von seinen Nachstellungen befreien und dem Sultan, deinem Vater und meinem Herrn, die Freude machen willst, dich wieder zu sehen. Befolge also meinen Rat«, fuhr Alaeddin fort, »schmücke dich sogleich mit deinen schönsten Kleidern, und wenn der afrikanische Zauberer kommt, so empfange ihn aufs freundlichste. Du darfst dir aber keinen Zwang und keine Befangenheit anmerken lassen, sondern mußt ihm ein heiteres Gesicht zeigen, so daß er daraus schließen muß, wenn je noch ein Wölkchen von Trübsinn zurückgeblieben sei, so werde auch dieses mit der Zeit schon verschwinden. Im Gespräch gib ihm sodann zu erkennen, daß du dir alle Mühe gebest, mich zu vergessen; und um ihn vollkommen von deiner Aufrichtigkeit zu überzeugen, lade ihn zum Abendessen ein und drücke den Wunsch aus, den besten Wein seines Landes zu kosten. Er wird dann sogleich weggehen, um dir welchen zu holen. Indes du nun auf seine Wiederkunft wartest und den Schenktisch in Bereitschaft setzen lässest, so schütte in einen der Becher, der dem deinigen gleich ist, dies Pulver hier, stelle ihn sodann auf die Seite und befiehl derjenigen von deinen Frauen, die das Schenkamt versieht, sie soll ihn dir auf ein verabredetes Zeichen voll Wein bringen und sich ja in acht nehmen, daß kein Irrtum dabei vorgeht. Wenn dann der Zauberer zurückkommt, und ihr beide bei Tisch sitzt und nach Herzenslust gegessen und getrunken habt, so laß den Becher mit dem Pulver bringen und vertausche deinen Becher mit dem seinen. Er wird dies als eine so hohe Gunst ansehen, daß er es nicht ablehnen, sondern den Becher bis auf den Grund austrinken wird; kaum aber wird er ihn geleert haben, so wirst du ihn rücklings hinsinken sehen. Wenn es dich anekelt, aus seinem Becher zu trinken, so stelle dich wenigstens, als ob du tränkest, und du hast dabei nichts zu befürchten; denn das Pulver wird seine Wirkung so schnell tun, daß er keine Zeit haben wird zu bemerken, ob du trinkst oder nicht.

Darauf antwortete die Prinzessin: »Ich gestehe dir, daß es mich Überwindung kostet, dem Zauberer auf diese Art entgegenzukommen, deren Notwendigkeit ich jedoch einsehe. Welcher Entschließung ist man nicht fähig gegen einen so grausamen Feind! Ich werde also tun, wie du mir ratest, da sowohl meine als deine Ruhe davon abhängt.« Nach dieser Verabredung verabschiedete sich Alaeddin von der Prinzessin, und brachte den übrigen Teil des Tages in den Umgebungen des Palastes zu, in der Absicht, sich mit Anbruch der Nacht wieder bei der geheimen Türe einzufinden. Die Prinzessin Bedrulbudur, untröstlich darüber, sich nicht bloß von Alaeddin, ihrem geliebten Gatten, den sie gleich von Anfang an mehr aus Neigung als aus Gehorsam geliebt hatte und immer noch liebte, sondern auch von dem Sultan, ihrem Vater, dessen zärtliche Liebe sie mit gleicher Zärtlichkeit vergalt, getrennt zu sehen, hatte seit dem Augenblick jener schmerzlichen Trennung ihr Äußeres sehr vernachlässigt. Ja, sie hatte sogar sozusagen die Reinlichkeit aus den Augen gesetzt, die ihrem Geschlecht so wohl ansteht, besonders seitdem der afrikanische Zauberer sie zum ersten Mal besucht und sie von ihren Frauen, die ihn wieder erkannten, erfahren hatte, daß er derselbe sei, der die alte Lampe gegen eine neue eingetauscht habe; denn durch diesen abscheulichen Betrug war er ihr ein Greuel geworden. Jetzt aber, da sich Gelegenheit zeigte, die verdiente Rache an ihm zu nehmen, und zwar früher, als sie zu hoffen gewagt hatte, entschloß sie sich, Alaeddins Wunsch zu willfahren. Sobald er sich daher entfernt hatte, setzte sie sich an ihren Putztisch, ließ sich durch ihre Frauen aufs prächtigste schmücken und legte das reichste und zu ihrem Vorhaben passendste Kleid an. Ihr Gürtel war von eitel Gold und mit den größten auserlesensten Diamanten ausgelegt; um den Hals legte sie eine Schnur aus nur dreizehn Perlen, von denen aber die sechs Seitenperlen zu der mittleren, welche die größte und kostbarste war, in dem Verhältnis standen, daß die größten Sultaninnen und Königinnen sich glücklich geschätzt haben würden, wenn sie nur eine vollständige Schnur von der Größe der zwei kleinsten Perlen in der Halsschnur der Prinzessin besessen hätten. Die Armbänder, die mit Rubinen und Diamanten besetzt waren, entsprachen aufs trefflichste dem Reichtum des Gürtels und der Halsschnur.

Als die Prinzessin Bedrulbudur vollständig angekleidet war, zog sie ihren Spiegel zu Rate, befragte ihre Frauen über ihren ganzen Anzug, und da sie sah, daß ihr keiner von den Reizen fehlte, die der törichten Leidenschaft des afrikanischen Zauberers schmeicheln konnten, so setzte sie sich auf ihr Sofa und erwartete seine Ankunft.

Der Zauberer ermangelte nicht, sich zur gewöhnlichen Stunde einzustellen. Sobald die Prinzessin ihn in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern, wo sie ihn erwartete, eintreten sah, stand sie mit allem Glanze ihrer Schönheit und Reize auf, wies ihm mit der Hand den Ehrenplatz an, den er einnehmen sollte, und setzte sich dann zugleich mit ihm: Eine ganz ausgezeichnete Artigkeit, die sie ihm bisher noch nie erwiesen hatte.

 

Den afrikanischen Zauberer blendete mehr der Glanz der schönen Augen der Prinzessin, als die strahlenden Edelsteine, womit sie sich geschmückt hatte, so daß er ganz überrascht war. Ihre majestätische Haltung und die anmutsvolle Verbindlichkeit, womit sie ihn empfing, während sie ihn bisher immer so rauh zurückgewiesen hatte, machte einen solchen Eindruck auf ihn, daß er kaum seiner Sinne mächtig war. Er wollte anfangs auf dem äußersten Rande des Sofas Platz nehmen; als er aber sah, daß die Prinzessin sich nicht eher an ihren Platz begeben wollte, als bis er sich da gesetzt hatte, wo sie wünschte, so gehorchte er. Als der afrikanische Zauberer sich gesetzt hatte, nahm die Prinzessin, um ihn aus seiner sichtlichen Verlegenheit zu ziehen, das Wort, und indem sie ihn auf eine Weise anblickte, aus der er schließen mußte, daß er ihr nicht mehr so verhaßt sei wie bisher, sprach sie also zu ihm: »Du wirst dich ohne Zweifel wundern, daß du mich heute ganz anders findest, als bis jetzt, doch wirst du es erklären können, wenn ich dir sage, daß meine ganze Gemütsart aller Traurigkeit, Schwermut, Betrübnis und allen Sorgen zuwider ist, die ich immer so bald als möglich von mir abschüttle, so wie ich keine gegründete Ursache mehr dazu sehe. Ich habe mir das, was du mir von Alaeddins Schicksal sagtest, wohl überlegt, und da ich die Gemütsart meines Vaters recht gut kenne, so bin ich mit dir überzeugt, daß er der schrecklichen Wirkung seines Zornes unmöglich entgehen konnte. Wenn ich nun auch darauf beharren wollte, mein ganzes Leben lang um ihn zu weinen, so sehe ich doch, daß meine Tränen ihn nicht ins Leben zurückrufen würden. Deshalb glaube ich, nachdem ich ihm bis ins Grab alle Pflichten erwiesen habe, welche die Liebe von mir forderte, so muß ich nunmehr auch alle Mittel hervorsuchen, um mich zu trösten. Dies sind meine Gründe zu der Veränderung, die du an mir bemerkst. Um nun sogleich jeden Anlaß zur Traurigkeit zu entfernen, die ich ganz von mir zu bannen entschlossen bin, und in der Hoffnung, daß du die Gefälligkeit haben werdest, mir Gesellschaft zu leisten, habe ich eine Abendmahlzeit für uns bereiten lassen. Da ich aber bloß chinesischen Wein habe und mich doch in Afrika befinde, so hat mich die Lust angewandelt, den hierzulande wachsenden zu kosten, und ich zweifle nicht, daß du den besten herausfinden wirst, wenn es überhaupt welchen hier gibt.«

Der afrikanische Zauberer, der das Glück, so schnell und so leicht die Gunst der Prinzessin Bedrulbudur zu gewinnen, für eine Unmöglichkeit gehalten hatte, sagte, er könne kaum Worte finden, um seinen Dank genugsam auszudrücken, und um dieses Gespräch, bei dem er sich immer noch mehr in Verlegenheit gebracht hätte, baldmöglichst abzubrechen, lenkte er schnell auf den afrikanischen Wein ein, dessen sie gedacht hatte, und sagte, unter allen Vorzügen, deren sich Afrika rühmen könne, stehe sein trefflicher Wein oben an, und der allerbeste wachse in dem Teil des Landes, wo sie sich gegenwärtig befinden; er habe ein Faß, das schon sieben Jahre gefüllt und noch nicht angestochen sei, und er glaube nicht zuviel zu sagen, wenn er behaupte, daß dieser Wein an Güte die vortrefflichsten Weine auf der ganzen Erde übertreffe. »Wenn meine Prinzessin es mir erlauben will«, setzte er hinzu, »so will ich zwei Flaschen davon holen und werde augenblicklich wieder zurück sein.« – »Es sollte mir leid tun, wenn ich dir so viele Mühe machte«, sagte die Prinzessin, »du könntest ja jemanden hinschicken.« – »Nein«, antwortete der afrikanische Zauberer, »ich muß notwendig selbst hingehen; niemand außer mir weiß, wo der Schlüssel zu diesem Keller ist, auch weiß niemand das Geheimnis, ihn zu öffnen.« – »Wenn dem so ist«, sagte die Prinzessin, »so gehe und komm bald zurück. Je länger du ausbleibst, je größer wird meine Ungeduld sein, dich wieder zu sehen, und sobald du zurückkommst, wollen wir uns sogleich zu Tische setzen.«

Der afrikanische Zauberer, voller Hoffnung auf sein vermeintliches Glück, lief nicht, um seinen siebenjährigen Wein zu holen, sondern flog und kam sehr schnell zurück. Inzwischen hatte die Prinzessin, die nicht daran zweifelte, daß er sich sehr beeilen würde, das Pulver, das ihr Alaeddin gebracht, selbst in einen Becher geworfen, den sie dann beiseite stellte, und ließ nun endlich auftragen. Sie setzten sich einander gegenüber zu Tisch, so daß der Zauberer dem Schenktisch den Rücken kehrte. Die Prinzessin legte ihm vom Besten vor und sagte zu ihm: »Wenn du es verlangst, so will ich dir Musik machen und singen lassen; da wir aber beide ganz allein hier sind, so denke ich, es wird uns mehr Vergnügen machen, uns miteinander zu unterhalten.« Der Zauberer betrachtete diese Wahl der Prinzessin als eine neue Gunst.

Nachdem sie einige Bissen gegessen hatten, verlangte die Prinzessin zu trinken. Sie trank auf die Gesundheit des Zauberers und sagte dann zu ihm: »Du hattest alles Recht, deinen Wein zu loben; ich habe nie einen so köstlichen getrunken.« – »Reizende Prinzessin«, antwortete er, indem er den Becher, der ihm überreicht wurde, in der Hand hielt, »mein Wein erhält durch deinen Beifall eine neue Güte.« – »Trink auf meine Gesundheit«, erwiderte die Prinzessin, »so wirst du selbst finden, daß ich mich darauf verstehe.« Er trank auf die Gesundheit der Prinzessin, sah dann den Becher an und sagte: »Prinzessin, ich schätze mich glücklich, daß ich dieses Faß für eine so gute Gelegenheit aufgespart; ich gestehe selbst, daß ich in meinem ganzen Leben noch keinen so vortrefflichen Wein getrunken habe.«

Als sie noch weiter gegessen und noch dreimal getrunken hatten, gab endlich die Prinzessin, die dem afrikanischen Zauberer durch ihre Höflichkeit und ihr verbindliches Wesen vollends ganz den Kopf verrückt hatte, der Frau, die das Schenkamt versah, das verabredete Zeichen, und während man ihren Becher mit Wein brachte, sagte sie, man solle auch den des afrikanischen Zauberers vollschenken und ihm überreichen.

Als nun beide den Becher in der Hand hatten, sprach sie zu dem afrikanischen Zauberer: »Ich weiß nicht, wie es bei euch zu Lande unter Liebenden, die miteinander trinken, Sitte ist; bei uns in China wechseln die Geliebte und der Liebhaber ihre Becher miteinander aus und trinken so die Gesundheit voneinander.« Mit diesen Worten überreichte sie ihm den Becher, den sie in der Hand hielt, und streckte ihre andere Hand aus, um den seinigen in Empfang zu nehmen.

Der afrikanische Zauberer beeilte sich um so freudiger, diesen Tausch vorzunehmen, da er ihn als das sicherste Zeichen betrachtete, daß er das Herz der Prinzessin nun völlig erobert habe, und er hielt sich für den glücklichsten aller Sterblichen. Ehe er trank, sagte er, mit dem Becher in der Hand: »Prinzessin, wir Afrikaner sind lange nicht so weit in der Kunst, die Liebe mit allen möglichen Annehmlichkeiten zu würzen, wie die Chinesen, und indem ich hier etwas lerne, was ich noch nicht wußte, fühle ich zugleich, wie hoch ich diese Begünstigung zu schätzen habe. Nie werde ich es vergessen, liebenswürdige Prinzessin, daß ich aus deinem Becher getrunken und darin ein Leben gefunden habe, wozu ich keine Hoffnung mehr gehabt hätte, wenn du noch länger bei deiner Grausamkeit beharrt wärest.«

Die Prinzessin Bedrulbudur, die sich bei diesem unnützen Geschwätz des afrikanischen Zauberers langweilte, fiel ihm in die Rede und sagte: »Laß uns jetzt trinken, du kannst ja nachher weiter sprechen.« Zugleich führte sie den Becher an den Mund, berührte ihn aber nur mit den Lippen, indes der afrikanische Zauberer sich sehr bemühte, es ihr zuvor zu tun, und den seinigen ausleerte, ohne einen Tropfen darin zu lassen. Da er beim Austrinken seinen Kopf etwas rückwärts geneigt hatte, um seinen Eifer zu zeigen. so blieb er noch eine Weile in dieser Stellung, bis die Prinzessin, die noch immer den Rand der Schale an ihre Lippen hielt, sah, daß seine Augen sich verdrehten und er ohne Bewußtsein rücklings zusammensank.

Die Prinzessin brauchte nicht lange zu befehlen, daß man Alaeddin die geheime Türe öffnen solle. Ihre Frauen, mit denen alles zuvor verabredet war, hatten sich in angemessenen Zwischenräumen vom Saal bis unten an die Treppe hinab aufgestellt, so daß die geheime Türe beinahe in demselben Augenblick geöffnet wurde, wo der afrikanische Zauberer rücklings zusammengesunken war. Alaeddin kam herauf und trat in den Saal. Als er den afrikanischen Zauberer auf dem Sofa ausgestreckt liegen sah, und die Prinzessin Bedrulbudur ihm voll Freude und mit offenen Armen entgegeneilte, hielt er sie zurück und sagte: »Es ist noch nicht Zeit, Prinzessin; tu mir den Gefallen, begib dich auf deine Zimmer und sorge dafür, daß man mich allein.läßt, indes ich meine Vorbereitungen treffe, die dich ebenso schnell nach China wieder zurückbringen, wie du von da entfernt worden bist.«

Sobald die Prinzessin mit ihren Frauen und Verschnittenen aus dem Saale gegangen war, verschloß Alaeddin die Tür, näherte sich dem entseelten Leichnam des afrikanischen Zauberers, öffnete sein Kleid und zog die Lampe heraus, die noch so verhüllt war, wie die Prinzessin es ihm beschrieben hatte. Er enthüllte sie und rieb daran und alsbald erschien auch der Geist mit seinem gewöhnlichen Gruß. »Geist«, sagte Alaeddin zu ihm, »ich habe dich gerufen, um dir im Namen der Lampe, deiner guten Gebieterin, die du hier siehst, zu befehlen, daß du diesen Palast wieder nach China zurücktragen lässest, und zwar an denselben Ort und dieselbe Stelle, von wo er weggenommen ist.« Der Geist gab durch ein Kopfnicken zu verstehen, daß er gehorchen werde und verschwand. Die Versetzung ging wirklich vor sich, und man spürte sie nur an zwei sehr leichten Erschütterungen: Die eine, als der Palast von seiner Stelle in Afrika emporgehoben, und die andere, als er in China gegenüber von dem Palast des Sultans niedergelassen wurde, was alles in einigen wenigen Augenblicken geschehen war.

Alaeddin ging nun ins Zimmer der Prinzessin hinab, umarmte sie und sagte zu ihr. »Prinzessin, ich kann dich versichern, daß deine und meine Freude morgen früh vollkommen sein wird.« Da die Prinzessin ihre Abendmahlzeit noch nicht vollendet hatte und Alaeddin zu essen verlangte, so ließ sie aus dem Saal mit den vierundzwanzig Fenstern die Speisen, die dort aufgetragen, aber kaum berührt worden waren, auf ihr Zimmer bringen. Die Prinzessin und Alaeddin speisten zusammen und tranken von dem guten alten Wein des afrikanischen Zauberers. Ich will nichts von ihrer weiteren Unterhaltung sagen, die nur sehr vergnügt sein konnte, und füge bloß hinzu, daß sie sich zuletzt miteinander in ihr Schlafgemach begaben.

Seit der Entführung des Palastes und der Prinzessin Bedrulbudur war der Sultan, der Vater dieser Prinzessin, untröstlich, weil er sie für immer verloren glaubte. Er konnte weder bei Nacht noch bei Tag Ruhe finden, und statt alles zu vermeiden, was seinem Kummer neue Nahrung geben konnte, suchte er es im Gegenteil absichtlich auf. Während er zum Beispiel vorher nur morgens nach dem offenen Erker seines Palasts gegangen war, um seine Augen an dem angenehmen Anblick zu weiden, dessen er nicht satt werden konnte, so ging er jetzt mehrere Male des Tags hinauf, um seinen Tränen freien Lauf zu lassen und sich immer tiefer in seine Betrübnis zu versenken durch den Gedanken, daß er das, was ihm so wohlgefallen hatte, nie wieder sehen werde, und das Liebste, was er auf der Welt besessen, auf immer verloren habe. Auch an dem Morgen, wo Alaeddins Palast wieder seinen alten Platz gebracht worden war, hatte sich die Morgenröte kaum am Himmel gezeigt, als der Sultan wieder in den Erker ging. Er war so in sich gekehrt und so durchdrungen von seinem Schmerz, daß er seine Augen traurig nach der Seite hinwendete, wo er nur den leeren Raum und keinen Palast mehr zu erblicken verneinte. Als er nun auf einmal diese Leere ausgefüllt sah, hielt er es für einen Nebel. Endlich aber, nachdem er es aufmerksamer betrachtet hatte, erkannte er, daß es ganz unzweifelhaft Alaeddins Palast war. Freude und Fröhlichkeit bemächtigten sich jetzt seines Herzens nach langem Kummer und Gram, Er kehrte eilig auf sein Zimmer zurück und befahl, man solle ihm ein Pferd satteln und vorführen. Er schwang sich hinauf, ritt fort und es war ihm, als könne er nicht schnell genug bei Alaeddins Palast anlangen.

Alaeddin, der dies vorausgesehen hatte, war mit Tagesanbruch aufgestanden, hatte eines seiner prächtigsten Kleider angelegt und sich sodann in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern begeben, von wo aus er den Sultan kommen sah. Er eilte hinab und kam noch gerade zur rechten Zeit, um ihn unten an der Haupttreppe zu empfangen und ihm vom Pferd absteigen zu helfen. »Alaeddin«, sprach der Sultan zu ihm, »ich kann mit dir nicht sprechen, bevor ich meine Tochter gesehen und umarmt habe.«

 

Alaeddin führte den Sultan in das Zimmer der Prinzessin Bedrulbudur, die eben mit ihrem Anzug fertig geworden war; denn Alaeddin hatte sie beim Aufstehen erinnert, daß sie sich nicht mehr in Afrika, sondern in China, in der Hauptstadt des Sultans, ihres Vaters, und gegenüber von seinem Palast befinde. Der Sultan umarmte sie mehrere Male, während ihm die hellen Freudentränen über die Wangen liefen, und die Prinzessin ihrerseits bewies ihm auf alle mögliche Art, wie hoch erfreut sie sei, ihn wieder zu sehen.

Der Sultan war eine Zeit lang ganz sprachlos vor Rührung, da er seine geliebte Tochter, die er schon so lange als verloren beweint, wiedergefunden hatte, und auch die Prinzessin vergoß viele Tränen vor Freude, daß sie den Sultan, ihren Vater, wiedersah. Endlich nahm der Sultan das Wort und sprach: »Geliebte Tochter, ich will glauben, daß die Freude des Wiedersehens dich in meinen Augen so munter und so wenig verändert erscheinen läßt, wie wenn dir gar nichts Unangenehmes zugestoßen wäre, und doch bin ich überzeugt, daß du sehr viel ausgestanden hast. Man wird nicht so schnell mit einem ganzen Palast versetzt, ohne daß große Unruhe und schreckliche Angst damit verbunden wäre. Ich wünsche nun, daß du mir erzählst, wie die Sache zuging, und mir nichts verhehlest.«

Die Prinzessin machte sich ein Vergnügen daraus, den Wunsch des Sultans, ihres Vaters, zu erfüllen. »Herr«, sprach sie zu ihm, »wenn ich dir so unverändert vorkomme, so bitte ich dich, wohl zu erwägen, daß ich bereits gestern früh wieder aufzuleben anfing, als ich meinen teuren Gemahl und Befreier erblickte, den ich schon für verloren gehalten und beweint hatte, und daß das Glück, das ich soeben genossen habe, dich zu umarmen, alle Spuren frühern Kummers von mir abgestreift hat.«

»Um es frei herauszusagen, mein ganzes Unglück bestand darin, daß ich mich dir und meinem teuren Gemahl entrissen sah; auch war ich nicht bloß aus Verlangen nach meinem Gemahl in Angst, sondern besonders auch wegen der traurigen Folgen deines Zorns, denen er, so unschuldig er war, ohne Zweifel ausgesetzt sein mußte. Weniger habe ich von der Unverschämtheit meines Räubers gelitten, welcher Reden gegen mich führte, die mir nicht gefielen. Ich wußte mir bald eine solche Überlegenheit über ihn zu verschaffen, daß ich ihn zum Schweigen brachte. Im übrigen wurde mir so wenig Zwang angetan, als in diesem Augenblick. Was meine Entführung betrifft, so hat Alaeddin nicht den mindesten Teil daran: Ich selbst bin allein daran schuld, aber auf eine höchst unschuldige Weise.« Um nun den Sultan von der Wahrheit ihrer Worte zu überzeugen, erzählte sie ihm umständlich, wie der afrikanische Zauberer sich in einen Lampenhändler verkleidet habe, der alte Lampen gegen neue eintauschte, und wie sie dann zur Kurzweil Alaeddins Lampe, deren geheime Kraft und Wichtigkeit sie nicht gekannt, gegen eine neue eingetauscht, worauf der Palast nebst ihr und den übrigen Bewohnern in die Höhe gehoben und samt dem afrikanischen Zauberer nach Afrika versetzt worden sei; letzteren haben zwei ihrer Frauen und der Verschnittene, der die Lampe eingetauscht, sogleich wieder erkannt, als er die Kühnheit gehabt habe, sich ihr zum ersten Male nach dem glücklichen Erfolg seines frechen Unterfangens vorzustellen und ihr einen Heiratsantrag zu machen; ferner erzählte sie von den Anfechtungen, die sie bis zu Alaeddins Ankunft auszustehen gehabt, und von den Maßregeln, die sie gemeinschaftlich ergriffen, um ihm die Lampe, die er bei sich trug, zu entreißen: Wie ihnen dies dadurch geglückt sei, daß sie selbst sich gegen ihn verstellt und ihn zum Abendessen auf ihr Zimmer geladen, wo sie ihm dann den vergifteten Becher überreicht habe. »Von dem Übrigen« setzte sie hinzu, »mag Alaeddin dir Rechenschaft geben.«

Alaeddin faßte seine Erzählung kurz. »Als man mir«, sagte er, »die geheime Türe geöffnet hatte, ging ich schnell in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern hinauf, und da ich den Verräter durch die Kraft des Pulvers tot auf dem Sofa liegen sah, so bat ich die Prinzessin, weil ein längeres Verweilen ihr nicht geziemt hätte, sie möchte sich mit ihren Frauen und Verschnittenen nach ihrem Zimmer begeben. Ich blieb nun allein zurück, zog die Lampe aus dem Busen des Zauberers und bediente mich derselben geheimen Kraft, deren er sich bedient hatte, um die Prinzessin samt ihrem Palast zu rauben. So habe ich denn bewirkt, daß der Palast wieder an seinem Platze steht, und war so glücklich, dir deinem Befehle gemäß die Prinzessin zurückzubringen. Alles, was ich da sage, ist die blanke Wahrheit, und wenn du dich in den Saal hinauf bemühen willst, so wirst du sehen, daß der Zauberer nach Gebühr bestraft worden ist.«

Um sich vollends ganz zu überzeugen, ging der Sultan hinauf, und als er den afrikanischen Zauberer tot und im Gesicht ganz schwarzblau von dem Gifte sah, umarmte er Alaeddin mit vieler Zärtlichkeit und sagte zu ihm: »Mein Sohn, halte mir mein Betragen gegen dich zugute; bloß meine Vaterliebe hat mich dazu veranlaßt, und du mußt mir die Übereilung, zu der ich mich hinreißen ließ, verzeihen.« – »Herr«, erwiderte Alaeddin, »ich habe nicht die mindeste Ursache, mich über dich zu beklagen; du hast bloß getan, was du tun mußtest. Dieser schändliche Zauberer, dieser Auswurf der Menschheit, war die einzige Ursache, daß ich deine Gnade verlor. Wenn du einmal Muße haben wirst, so werde ich dir von einer anderen Bosheit erzählen, die er mir angetan und die nicht minder schwarz ist, als seine letzte, vor der mich Gottes ganz absonderliche Gnade behütet hat.« – »Ich werde mir diese Muße ausdrücklich dazu nehmen«, antwortete der Sultan, »und zwar recht bald. Jetzt aber laß uns nur darauf denken, fröhlich zu sein, auch sorge, daß dieser verhaßte Gegenstand fortgeschafft wird.«

Alaeddin ließ den Leichnam des afrikanischen Zauberers wegbringen und auf den Schindanger werfen, um dort den Vögeln und Tieren zur Nahrung zu dienen. Der Sultan aber gab Befehl, durch Trommeln, Pauken, Trompeten und andere Instrumente das Zeichen zur allgemeinen öffentlichen Freude zu geben, und ließ ein zehntägiges Freudenfest ankündigen, um die Rückkehr der Prinzessin Bedrulbudur und Alaeddins zu feiern.

So entging denn Alaeddin zum zweitenmal einer Todesgefahr, der er beinahe erliegen mußte; allein es war noch nicht die letzte, und er mußte noch eine dritte, gleich gefährliche Prüfung erstehen, die wir hier umständlich erzählen wollen.

Der afrikanische Zauberer hatte noch einen jüngeren Bruder, der in der Zauberkunst nicht minder geschickt war, als er; ja man kann sagen, daß er ihn an Bosheit und verderblichen Ränken noch übertraf. Da sie nicht immer beisammen oder in derselben Stadt lebten, und der eine sich manchmal im Osten befand, während der andere im Westen war, so unterließen sie es nicht, mit Hilfe der Punktierkunst alle Jahre einmal auszumitteln, in welchem Teile der Welt jeder von ihnen lebe, wie er sich befinde und ob er nicht der Hilfe des anderen bedürfe.