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Tausend Und Eine Nacht

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Als Alaeddin in seine Wohnung zurückgebracht worden war und den Geist entlassen hatte, fand er seine Mutter bereits auf den Beinen und mit dem Anzug eines der Kleider beschäftigt, die er ihr hatte bringen lassen. Er veranlaßte sie nun, um die Zeit, wo der Sultan gewöhnlich aus der Ratsversammlung kam, in Begleitung der Sklavinnen, die der Geist ihr gebracht hatte, nach dem Palast zu gehen. Wenn sie den Sultan sähe, sollte sie ihm sagen, sie komme, um die Ehre zu haben, die Prinzessin auf den Abend nach ihrem Palast zu begleiten. Sie ging, aber obgleich sowohl sie als ihre Sklavinnen wie Sultaninnen gekleidet waren, so war doch die Volksmenge, die sich zum Zuschauen drängte, weit kleiner als sonst, zumal da sie verschleiert waren und ein angemessener Überwurf den Reichtum und die Pracht ihrer Kleider bedeckte. Alaeddin stieg nun zu Pferd, verließ sein Vaterhaus, um nie wieder zurückzukehren, vergaß aber die Wunderlampe nicht, die ihm so herrliche Dienste geleistet hatte, und zog dann öffentlich nach seinem Palast mit demselben Pompe, womit er sich tags zuvor dem Sultan vorgestellt hatte.

Sobald die Pförtner des königlichen Palastes Alaeddins Mutter bemerkten, meldeten sie es dem Sultan. Sogleich wurde den Chören der Trompeter, der Pauken— und Trommelschläger, der Querpfeifer und Hoboisten, die bereits auf den Terrassen des Palastes an verschiedenen Punkten aufgestellt waren, ein Zeichen gegeben, und im Augenblick ertönte fröhliche Musik, die der ganzen Stadt Freude verkündete. Die Kaufleute fingen an, ihre Läden mit schönen Teppichen, Polstern und Laubwerk zu schmücken, und trafen Anstalten zur Beleuchtung der Stadt. Die Handwerksleute verließen ihre Arbeit und scharenweise zog das Volk nach dem großen Platz zwischen des Sultans und Alaeddins Palästen. Letzterer zog hauptsächlich allgemeine Bewunderung auf sich, zumal da der Palast des Sultans mit dem neuen durchaus nicht in Vergleich zu setzen war. Am meisten aber staunten sie, weil sie nicht begreifen konnten, durch welches unerhörte Wunder sie einen so prachtvollen Palast an einem Orte erblickten, wo sie tags zuvor weder den Grund legen, noch Baumaterialien gesehen hatten. Alaeddins Mutter wurde im Palast ehrenvoll empfangen und vom Obersten der Verschnittenen in die Zimmer der Prinzessin Bedrulbudur geführt. Sobald die Prinzessin sie erblickte, ging sie auf sie zu, umarmte sie, hieß sie auf ihrem Sofa Platz nehmen, und während ihre Frauen sie vollends ankleideten und mit den kostbarsten Juwelen von Alaeddins Geschenk schmückten, ließ sie ihr einen köstlichen Imbiß vorsetzen. Der Sultan, welcher dazukam, um noch solange als möglich mit der Prinzessin, seiner Tochter, zusammen sein zu können, bevor sie sich von ihm trennte und den Palast Alaeddins bezöge, erwies ihr ebenfalls große Ehre, Alaeddins Mutter hatte mit ihm schon mehrere Male vor dem versammelten Rate gesprochen, aber er hatte sie noch nie wie jetzt ohne Schleier gesehen. Obwohl sie schon eine erkleckliche Anzahl Jahre auf dem Rücken hatte, so sah man doch noch aus ihrem Gesichtszügen, daß sie in ihrer Jugend sehr schön gewesen sein mußte. Der Sultan, der sie immer sehr einfach, ja sogar armselig gekleidet gesehen hatte, war nun voll Verwunderung, als er sie ebenso reich und prachtvoll angezogen sah, wie die Prinzessin, seine Tochter. Er schloß daraus, daß Alaeddin in allen Dingen gleich erfahren, verständig und einsichtsvoll sein müsse.

Als die Nacht anbrach, verabschiedete sich die Prinzessin vom Sultan, ihrem Vater. Dieser Abschied war höchst zärtlich und tränenreich; sie umarmten sich mehrmals, ohne ein Wort zu sprechen, aber endlich ging die Prinzessin aus ihrem Zimmer und trat den Zug an; zu ihrer Linken ging Alaeddins Mutter und hinter ihnen hundert Sklavinnen in der prachtvollsten Kleidung. Sämtliche Musikchöre, die seit der Ankunft von Alaeddins Mutter ununterbrochen gespielt hatten, vereinigten sich jetzt und gingen dem Zuge voran; ihnen folgten hundert Trabanten und ebenso viele schwarze Verschnittene in zwei Reihen, mit ihren Befehlshabern an der Spitze. Vierhundert junge Edelknaben des Sultans, die in zwei Zügen mit Fackeln in der Hand auf beiden Seiten einhergingen, verbreiteten einen Lichtglanz, der im Verein mit der Beleuchtung der beiden Paläste des Sultans und Alaeddins den Mangel des Tageslichts aufs herrlichste ersetzte.

In dieser Ordnung zog die Prinzessin den Teppich entlang vom Palast des Sultans bis zum Palast Alaeddins, und je mehr sie vorwärts kamen, desto mehr mischte und vereinigte sich das Spiel ihrer Musikchors mit dem, das sich von den Terrassen von Alaeddins Palast herab hören ließ, und bildete mit diesem ein Konzert, das, so seltsam und verwirrt es auch schien, gleichwohl die allgemeine Freude vermehrte, nicht bloß auf dem großen Platze, der von Menschen wimmelte. sondern auch in den beiden Palästen, in der ganzen Stadt und noch weit in der Umgegend.

Endlich langte die Prinzessin bei dem neuen Palast an, und Alaeddin eilte mit einer Freude, die sich leicht denken läßt, an den Eingang der für sie bestimmten Zimmer, um sie daselbst zu empfangen. Alaeddins Mutter hatte der Prinzessin bereits ihren Sohn, der von glänzender Dienerschaft umgeben war, bezeichnet, und die Prinzessin fand ihn gleich auf den ersten Anblick so schön, daß sie ganz bezaubert wurde. »Teuerste Prinzessin«, sagte Alaeddin zu ihr, indem er auf sie zuging und sie voll Ehrerbietung begrüßte, »sollte ich das Unglück haben, dir durch meine Verwegenheit, womit ich nach dem Besitz einer so liebenswürdigen Prinzessin, der Tochter meines Sultans, trachtete, zu mißfallen, so mußt du die Schuld deinen schönen Augen und der Macht deiner Reize zuschreiben, nicht aber mir.« – »Prinz«, antwortete ihm die Prinzessin, »– denn als solcher erscheinst du mir – ich gehorche dem Willen des Sultans, meines Vaters, und kann, nachdem ich dich gesehen, wohl sagen, daß ich ihm ohne Sträuben und gerne gehorche.« Alaeddin war hocherfreut über diese angenehme und verbindliche Antwort und ließ die Prinzessin, die einen so weiten Weg zurückgelegt hatte, woran sie nicht gewöhnt war, nicht lange stehen, sondern nahm ihre Hand, küßte dieselbe mit vieler Zärtlichkeit und führte sie in einen großen, von einer unendlichen Menge Wachskerzen erleuchteten Saal, wo auf Veranstaltung des Geistes ein herrliches Mahl aufgetragen war. Die Schüsseln waren von gediegenem Gold und mit den köstlichsten Speisen angefüllt. Die Vasen, die Becken und die Becher, womit der Tafelaufsatz reichlich besetzt war, waren ebenfalls von Gold und von auserlesener Arbeit. Auch die übrigen Verzierungen und der ganze Ausschmuck des Saales entsprachen dieser hohen Pracht. Die Prinzessin war ganz bezaubert, so viele Reichtümer beisammen zu sehen, und sprach zu Alaeddin: »Prinz, ich hatte bisher geglaubt, daß es nichts Schöneres auf der Welt geben könnte, als den Palast des Sultans, meines Vaters; aber schon dieser Saal allein überzeugt mich, daß ich mich getäuscht habe.« – »Prinzessin«, antwortete Alaeddin, indem er sie an den für sie bestimmten Platz führte, »ich nehme diese Höflichkeit auf, wie ich es schuldig bin, aber ich weiß wohl, was ich zu glauben habe.«

Die Prinzessin Bedrulbudur, Alaeddin und seine Mutter setzten sich jetzt zu Tische und sogleich begann eine sehr liebliche und harmonische Musik nebst einem reizenden Gesang von ausgezeichnet schönen Mädchen, und dieses Konzert dauerte ununterbrochen bis ans Ende der Mahlzeit. Die Prinzessin war wie bezaubert und versicherte, im Palast des Sultans, ihres Vaters, nie etwas Ähnliches gehört zu haben. Aber sie wußte nicht, daß diese Sängerinnen Feen waren, die der Geist, der Sklave der Lampe, hierzu ausgewählt hatte.

Als das Abendessen vorüber und alles abgeräumt war, so trat an die Stelle des Musikchors ein Trupp von Tänzern und Tänzerinnen. Sie führten nach der Sitte des Landes allerlei figurierte Tänze auf, und den Schluß machten ein Tänzer und eine Tänzerin, die mit erstaunlicher Leichtigkeit tanzten und überaus viel Anstand und Gewandtheit entwickelten. Es war nahe an Mitternacht, als Alaeddin, der damals in China bestehenden Sitte zufolge aufstand und der Prinzessin Bedrulbudur die Hand bot, um mit ihr zu tanzen und damit die Hochzeitsfeierlichkeit zu schließen. Sie tanzten so schön, daß sie die Bewunderung der ganzen Gesellschaft rege machten. Als dies vorüber war, behielt Alaeddin die Prinzessin an der Hand, und sie gingen miteinander in das Zimmer, wo das hochzeitliche Lager für sie bereitet war. Die Frauen der Prinzessin kleideten sie aus und brachten sie zu Bett, Alaeddins Diener taten dasselbe und dann entfernten sich alle. So endigten die Lustbarkeiten zur Feier der Hochzeit Alaeddins und der Prinzessin Bedrulbudur.

Am anderen Morgen, als Alaeddin erwachte, kamen seine Kammerdiener, um ihn anzukleiden. Sie zogen ihm ein anderes, aber nicht minder reiches und prachtvolles Kleid an, als am Hochzeitstage. Hierauf ließ er sich eines seiner Leibpferde vorführen, bestieg es und begab sich mit einem zahlreichen Gefolge von Sklaven, die vor und hinter ihm und zu beiden Seiten gingen, nach dem Palast des Sultans. Der Sultan empfing ihn mit denselben Ehrenbezeugungen wie das erste Mal; er umarmte ihn, ließ ihn neben sich auf seinem Thron sitzen und befahl, das Frühmahl aufzutragen. »Herr«, sagte Alaeddin zu ihm, »ich bitte dich, mir heute diese Ehre zu erlassen. Ich komme, um dich zu ersuchen, daß du mir die Ehre erzeigen mögest, mit deinem Großvezier und den Vornehmen deines Hofes im Palast der Prinzessin ein Mittagsmahl einzunehmen.« Der Sultan bewilligte dies sehr gern. Er stand sogleich auf, und da der Weg nicht weit war, so wollte er zu Fuß dahin gehen. Er brach also auf und zu seiner Rechten ging Alaeddin, zur Linken der Großvezier und die Vornehmen des Hofes, voraus die Trabanten und die Angesehensten von seinem Haushalte.

Je näher der Sultan dem Palast Alaeddins kam, um so mehr verwunderte er sich über seine Schönheit. Noch weit höher stieg seine Verwunderung, als er hereingetreten war, und bei jedem Zimmer, das er sah, bezeigte er laut sein Erstaunen. Als ihn aber Alaeddin in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern führte, und er die Verzierungen desselben, besonders aber die mit den größten und ausgezeichnetsten Diamanten, Rubinen und Smaragden geschmückten Gitterfenster betrachtete, so wurde er davon so überrascht, daß er eine Weile regungslos blieb. Endlich sagte er zum Großvezier, der neben ihm stand: »Ist‘s möglich, Vezier, daß in meinem Königreich und so nahe an meinem Palast ein so prächtiger Palast stehen soll, von dem ich bis jetzt nichts gewußt habe?« – »Mein Herr und König«, antwortete der Großvezier, »du wirst dich erinneren, daß du vorgestern Alaeddin, als du ihn für deinem Eidam erklärtest, die Erlaubnis gegeben hast, einen Palast, gegenüber dem deinigen, aufzuführen. Damals stand bei Sonnenuntergang noch kein Palast an dieser Stelle, und gestern hatte ich die Ehre, dir zuerst zu melden, daß der Palast vollkommen ausgebaut sei.« – »Ich erinnere mich dessen wohl«, antwortete der Sultan, »aber ich hätte nie geglaubt, daß dieser Palast ein Wunder der Welt sein würde. Wo in aller Welt findet man Bauwerke, deren, Schichten, statt aus Stein oder Marmor, von gediegenem Gold und Silber, und wo die Fenstervergitterungen mit Diamanten, Rubinen und Smaragden verziert sind? Dergleichen ist auf Erden noch nie gehört worden.«

 

Der Sultan besah und bewunderte nun die Schönheit der vierundzwanzig Gitterfenster. Doch indem er sie zählte, fand er, daß bloß dreiundzwanzig so reich geschmückt waren, und wunderte sich sehr, daß man das vierundzwanzigste unvollendet gelassen hatte. »Vezier«, sprach er, denn es war Pflicht des Großveziers, nicht von seiner Seite zu weichen, »ich muß sehr staunen, daß ein so prachtvoller Saal an dieser Stelle unvollendet geblieben ist.« – »Herr«, antwortete der Großvezier, »Alaeddin. war offenbar zu sehr gedrängt, und es fehlte ihm an Zeit, dieses Fenster den übrigen gleich machen zu lassen; doch läßt sich denken, daß er die erforderlichen Edelsteine dazu besitzt und so bald als möglich daran arbeiten lassen wird.«

Alaeddin, der den Sultan verlassen hatte, um einige Befehle zu geben, fand sich mittlerweile wieder ein. »Mein Sohn«, sprach der Sultan zu ihm, »dies ist der bewunderungswürdigste Saal, der in der ganzen Welt zu sehen ist. Nur über etwas muß ich mich wundem, daß nämlich das Gitterfenster hier unvollendet geblieben ist. Ist dies aus Vergeßlichkeit geschehen, oder aus Nachlässigkeit, oder haben vielleicht die Handwerksleute nicht Zeit genug gehabt, an dieses schöne Denkmal der Baukunst die letzte Hand anzulegen?« – »Herr«, antwortete Alaeddin, »das Gitterfenster ist aus einem ganz anderen Grunde so unvollendet geblieben, wie du siehst. Es ist absichtlich geschehen, und auf meinen Befehl haben die Handwerksleute es nicht angerührt. Ich wünschte nämlich, daß du selbst den Ruhm haben solltest, den Saal und Palast vollenden zu lassen, und nun ersuche ich dich, meine gute Absicht gnädig aufzunehmen, damit ich mich deiner Gunst und Gnade rühmen kann.« – »Wenn du es in dieser Absicht getan hast«, antwortete der Sultan, »so weiß ich dir vielen Dank dafür und werde augenblicklich die nötigen Befehle geben.« Wirklich ließ er sogleich die am besten mit Edelsteinen versehenen Juweliere und die geschicktesten Goldschmiede seiner Hauptstadt rufen.

Der Sultan verließ indes den Saal, und Alaeddin führte ihn in denjenigen, wo er die Prinzessin Bedrulbudur am Hochzeitstage bewirtet hatte. Die Prinzessin erschien einen Augenblick später und empfing den Sultan, ihren Vater, mit einer Miene, woraus deutlich zu erkennen war, daß sie mit ihrer Ehe sehr wohl zufrieden sein mußte. Zwei Tafeln standen da, mit den köstlichsten Speisen besetzt, und das Tafelgeschirr war alles von Gold. Der Sultan setzte sich an die erste und speiste mit der Prinzessin, seiner Tochter, mit Alaeddin und dem Großvezier. Die übrigen Großen des Hofes wurden an der zweiten bewirtet, die sehr lang war. Der Sultan fand die Speisen überaus schmackhaft und gestand, daß er noch nie herrlicher gespeist habe. Dasselbe sagte er von dem Weine, welcher in der Tat sehr köstlich war. Was er noch ferner bewunderte, waren vier große Tafelaufsätze mit einer Menge Flaschen, Schalen und Becher, sämtlich von gediegenem Gold und reich mit Edelsteinen geschmückt. Auch über die Musikchöre war er hoch erfreut, die im Saal aufgestellt waren, während das Geschmetter der Trompeten, Pauken und Trommeln in angemessenen Pausen von außen her ertönte.

Als der Sultan vom Tisch aufgestanden war, meldete man ihm, die Juweliere und Goldschmiede, die er hatte rufen lassen, seien jetzt da. Er ging mit ihnen in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern und zeigte ihnen das Fenster, das noch unvollendet war. »Ich habe euch kommen lassen«, sagte er zu ihnen, »damit ihr mir dieses Fenster ausbauet und es ebenso schön machet, wie die anderen sind. Besichtiget diese einmal und verliert keine Zeit, an eure Arbeit zu gehen; es muß aber den übrigen vollkommen gleichen.«

Die Juweliere und Goldschmiede sahen sich die dreiundzwanzig Fenster sehr genau an, und nachdem sie sich miteinander beraten hatten und darüber eins geworden waren, welche Arbeit jeder einzelne zu liefern hätte, traten sie wieder vor den Sultan und der Hofjuwelier nahm das Wort und sagte: »Herr, wir sind bereit, alle Mühe und Fleiß anzuwenden, um dir zu gehorchen; aber, aufrichtig gestanden, so viel wir unser hier sind, so haben wir doch alle miteinander weder so kostbare, noch so viele Edelsteine, als zu einer so bedeutenden Arbeit erforderlich sind.« – »Ich besitze welche«, sagte der Sultan, »und zwar weit mehr, als ihr brauchen werdet; kommt in meinen Palast, so will ich sie euch zeigen, damit ihr wählet.«

Als der Sultan in seinen Palast zurückgekehrt war, ließ er alle seine Edelsteine bringen, und die Goldschmiede nahmen sehr viele davon, besonders von denen, welche Alaeddin ihm geschenkt hatte. Sie brachten sie an dem Fenster an, ohne daß man den Fortschritt ihrer Arbeit sonderlich gemerkt hätte, und kamen zu wiederholten Malen, um neue zu holen; aber in einem Monat hatten sie noch nicht die Hälfte des Werks vollendet. Endlich verwendeten sie alle Edelsteine des Sultans, der noch vom Großvezier dazu entlehnte, brachten aber höchstens die Hälfte des Fensters zustande.

Alaeddin, der wohl sah, daß der Sultan sich vergebens bemühte, dieses Fenster den übrigen gleich machen zu lassen, und daß er nicht viel Ehre dabei aufhob, ließ die Goldschmiede kommen und sagte ihnen, sie sollen nicht nur die Arbeit einstellen, sondern auch das, was sie bisher zuwege gebracht, wieder auseinander nehmen und dem Sultan und Großvezier ihre Edelsteine zurückgeben.

So wurde denn das Werk, wozu die Juweliere und Goldschmiede mehr als sechs Wochen verwendet hatten, binnen wenigen Stunden zerstört. Sie entfernten sich dann und Alaeddin blieb allein im Saale zurück. Er zog die Lampe heraus, die er bei sich hatte, rieb sie und sogleich erschien der Geist. »Geist«, sprach Alaeddin zu ihm, »ich hatte dir befohlen, eines der vierundzwanzig Gitterfenster des Saales unvollendet zu lassen, und du hast diesen Befehl befolgt; jetzt habe ich dich kommen lassen, daß du es den übrigen gleich machen sollst.« Der Geist verschwand und Alaeddin ging aus dem Saale. Als er eine Weile darauf wieder hinaufkam, fand er das Gitterfenster in dem gewünschten Zustand und ganz wie die übrigen.

Inzwischen kamen die Juweliere und Goldschmiede in den Palast, wurden in das Audienzzimmer geführt und dem Sultan vorgestellt. Der erste Juwelier überreichte ihm die Edelsteine, die sie zurückbrachten, und sagte im Namen aller zu ihm: »Beherrscher des Erdkreises, du weißt, wie lange wir schon mit dem angestrengtesten Fleiße arbeiten, um das Werk zu vollenden, das du uns aufgetragen hast. Es war schon sehr weit gediehen, als Alaeddin uns nötigte, nicht nur die Arbeit einzustellen, sondern auch alles, was wir zuwege gebracht hatten, zu zerstören und dir deine und des Großveziers Edelsteine zurückzubringen.« Der Sultan fragte, ob Alaeddin ihnen keinen Grund angegeben habe, und als sie es verneinten, gab er sogleich Befehl, ihm ein Pferd vorzuführen. Dies geschah, er bestieg es und ritt ohne weiteres Gefolge, außer einigen seiner Leute, die ihn zu Fuß begleiteten. Am Palast Alaeddins angelangt, stieg er unten an der Treppe ab, die zu dem Saal mit den vierundzwanzig Fenstern führte. Er ging hinein, ohne Alaeddin benachrichtigen zu lassen, allein dieser kam noch zu rechter Zeit, um den Sultan an der Türe des Saales zu empfangen.

Der Sultan ließ Alaeddin keine Zeit, sich höchlich darüber zu beschweren, daß er ihm seine Ankunft nicht voraus habe sagen lassen und ihn dadurch in die Notwendigkeit versetzt habe, seine Pflicht nur mangelhaft zu erfüllen, sondern sagte zu ihm: »Mein Sohn, ich komme selbst, um dich zu fragen, warum du denn einen so prächtigen und einzigen Saal, wie der in deinem Palast ist, unvollendet lassen willst?«

Alaeddin verhehlte den wahren Grund, daß nämlich der Sultan nicht reich genug an Edelsteinen wäre, um einen so großen Aufwand zu bestreiten. Um ihm übrigens zu zeigen, wie weit der Palast, so wie er gegenwärtig war, nicht bloß den seinigen, sondern auch jeden anderen Palast auf der Welt übertraf, während er nicht einmal imstande war, den kleinsten Teil davon zu vollenden, antwortete er ihm: »Herr, es ist wahr, du hast den Saal unvollendet gesehen, aber ich bitte dich, sieh jetzt einmal, ob noch etwas daran fehlt.«

Der Sultan ging auf das Fenster zu, dessen Vergitterung er unvollendet gesehen hatte, und als er bemerkte, daß es den übrigen so gleich war, wie ein Ei dem andern, glaubte er, er habe sich getäuscht. Er besichtigte sofort nicht bloß die zwei Fenster auf beiden Seiten daneben, sondern auch noch alle nacheinander und nachdem er sich überzeugt, daß das Gitterfenster, woran seine Goldschmiede so lange gearbeitet hatten, in so kurzer Zeit vollendet worden war, umarmte er Alaeddin und küßte ihn zwischen die Augen und auf die Stirn. »Mein Sohn«, sagte er hierauf voll Verwunderung zu ihm, »was für ein Mann bist du, daß du so erstaunliche Werke zuwege bringst, ehe man eine Hand umkehrt? Du hast auf der ganzen Welt nicht deinesgleichen, und je mehr ich dich kennenlerne, um so bewunderungswürdiger finde ich dich.«

Alaeddin nahm die Lobsprüche des Sultans mit vieler Bescheidenheit auf und antwortete ihm folgendermaßen: »Herr, es ist ein großer Ruhm für mich, das Wohlwollen und den Beifall meines Königs zu verdienen; auch versichere ich dir, daß ich stets alles aufbieten werde, um mich desselben immer mehr und mehr würdig zu machen.«

Der Sultan kehrte in seinen Palast zurück, wie er gekommen war, ohne Alaeddins Begleitung anzunehmen. Der Großvezier erwartete ihn daselbst. Noch voll Staunen über das Wunder, das er mit eigenen Augen gesehen, erzählte ihm der Sultan alles in Ausdrücken, die den Minister nicht mehr an der Wahrheit der Sache zweifeln ließen, ihn aber in seinem ursprünglichen Glauben bestärkten, daß Alaeddins Palast ein Werk der Zauberei sei, was er auch gleich anfangs, als der Palast ans Tageslicht kam, gegen den Sultan geäußert hatte. Er wollte es nun abermals wiederholen, allein der Sultan unterbrach ihn mit den Worten: »Du hast mir dies schon einmal gesagt, aber ich sehe wohl, daß du die Vermählung meiner Tochter mit deinem Sohne immer noch nicht vergessen hast.« Der Großvezier sah ein, daß der Sultan eine vorgefaßte Meinung hatte, und ließ ihn auch dabei, um nicht in Streit mit ihm zu geraten. Der Sultan aber begab sich regelmäßig jeden Tag, sobald er aufgestanden war, in ein Zimmer, von wo aus er den Palast Alaeddins sehen konnte, und ging auch den Tag über mehrmals dahin, um ihn zu betrachten und zu bewundern.

Alaeddin verschloß sich indessen nicht in seinem Palast; er zeigte sich absichtlich mehrere Male wöchentlich in der Stadt, indem er bald in diese, bald in jene Moschee ging, um sein Gebet zu verrichten, oder von Zeit zu Zeit dem Großvezier einen Besuch abstattete, der sich beeiferte, ihm an bestimmten Tagen seine Aufwartung zu machen, oder erwies er auch zuweilen einigen Vornehmen am Hofe, die er öfters in seinem Palast bewirtete, die Ehre, sie zu Haus zu besuchen. Jedesmal wenn er ausritt, hatte er ein zahlreiches Gefolge von Sklaven um sich, und zwei von ihnen mußten auf den Straßen und Plätzen, durch die er kam und wo sich immer eine große Volksmenge einfand, ganze Hände voll Gold auswerfen. Kein Armer erschien an der Pforte seines Palastes, ohne sehr vergnügt über die Gaben, die auf seinen Befehl ausgeteilt wurden, zurückzukehren.

Da Alaeddin seine Zeit so eingeteilt hatte, daß er jede Woche wenigstens einmal auf die Jagd ging, bald in die nächsten Umgebungen der Stadt, bald auch in weitere Ferne, so zeigte er sich auf den Straßen und auf den Dörfern ebenso freigebig. Dieses großmütige Benehmen machte, daß das ganze Volk ihn mit Segenswünschen überhäufte und zuletzt nicht höher schwor, als bei seinem Haupte. Ja man kann, ohne den Sultan, dem er sehr regelmäßig den Hof machte, in Schatten zu stellen, wohl sagen, daß Alaeddin sich durch seine Leutseligkeit und Freigebigkeit die Zuneigung des ganzen Volkes erworben hatte und im allgemeinen mehr geliebt wurde, als der Sultan selbst. Mit allen diesen schönen Eigenschaften verband er eine Tapferkeit und einen Eifer für das Wohl des Staats, den man nicht genug loben kann. Beweise davon gab er bei Gelegenheit eines Aufruhrs an den Grenzen des Reichs. Kaum hatte er erfahren, daß der Sultan ein Heer ausrüstete, um ihn zu dämpfen, so bat er ihn, ihm den Oberbefehl zu übergeben, und erhielt ihn auch ohne Mühe. Sobald er nun an der Spitze des Heeres stand, führte er es so schnell und mit solchem Eifer ins Feld, daß der Sultan die Niederlage, Bestrafung und Zerstreuung der Aufrührer eher vernahm, als seine Ankunft beim Heere. Diese Tat, die seinen Namen im ganzen Reiche berühmt machte, verderbte doch sein Herz nicht; er kehrte zwar sieggekrönt zurück, blieb aber immer noch so mild und leutselig, wie zuvor.

 

Alaeddin hatte bereits mehrere Jahre auf diese Art gelebt, als der Zauberer, der ihn, ohne daran zu denken, in den Stand gesetzt hatte, sich so hoch aufzuschwingen, in Afrika, wohin er zurückgekehrt war, sich seiner erinnerte. Obwohl er bisher des festen Glaubens gelebt hatte, Alaeddin müsse in dem unterirdischen Gewölbe zugrunde gegangen sein, so bekam er doch auf einmal Lust, genau zu erfahren, welches Ende er genommen habe. Als großer Meister in der Punktierkunst zog er aus seinem Schrank ein Viereck in Form einer verschlossenen Schachtel hervor, dessen er sich bei seinen Beobachtungen in der Punktierkunst zu bedienen pflegte. Er setzte sich auf sein Sofa, legte das Viereck vor sich, nahm den Deckel ab, und nachdem er den Sand zurecht gemacht und geebnet hatte, um zu erfahren, ob Alaeddin in der unterirdischen Höhle gestorben sei oder nicht, machte er seine Punkte, zog seine Linien und stellte ihm die Nativität. Indem er nun die Nativitätsstellung recht ins Auge faßte, um seinen Schluß daraus zu ziehen, so entdeckte er, daß Alaeddin nicht nur nicht in dem unterirdischen Gewölbe gestorben sei, sondern sich daraus gerettet habe und in großem Glanz und gewaltigem Reichtum, vermählt mit einer Prinzessin, hochgeehrt und geachtet lebe.

Kaum hatte der afrikanische Zauberer mittelst seiner teuflischen Kunst die Entdeckung gemacht, daß Alaeddin sich so hoch hinaufgeschwungen habe, so stieg ihm das Blut ins Gesicht. Voll Wut sagte er zu sich selbst: »Dieser elende Schneiderssohn hat also das Geheimnis und die Wunderkraft der Lampe entdeckt; ich hielt seinen Tod für gewiß und nun genießt er die Frucht meiner Arbeiten und Nachtwachen! Aber eher will ich untergehen, als ihn noch länger in seinem Glücke lassen.« Er hatte seinen Entschluß schnell gefaßt, bestieg gleich am anderen Morgen einen Berberhengst, den er im Stalle hatte und machte sich auf den Weg. So kam er von Stadt zu Stadt, und von Land zu Land, ohne sich unterwegs länger aufzuhalten, als sein Pferd zum Ausruhen Zeit brauchte, bis nach China und bald auch in die Hauptstadt des Sultans, dessen Tochter Alaeddin geheiratet hatte. Er stieg in einem Chan oder öffentlichen Wirtshause ab und mietete sich ein Zimmer. Hier blieb er den noch übrigen Teil des Tages und die folgende Nacht, um sich von den Beschwerden der Reise zu erholen. Am anderen Morgen wünschte der afrikanische Zauberer vor allem zu erfahren, was man von Alaeddin spreche. Indem er nun durch die Stadt spazierte, trat er in ein sehr berühmtes und von vornehmen Leuten sehr stark besuchtes Haus, wo man zusammenkam, um ein gewisses warmes Getränk zu genießen, und das er noch von seiner ersten Reise her kannte. Kaum hatte er Platz genommen, als man ihm eine Schale von diesem Getränk einschenkte und überreichte. Während er trank, horchte er rechts und links und hörte, daß man von Alaeddins Palast sprach. Als er ausgetrunken hatte, näherte er sich einem von denen, die sich davon unterhielten, und nahm den Augenblick wahr, um ihn beiseite zu nehmen und ihn zu fragen, was denn das für ein Palast sei, von dem man so rühmend spreche. »Woher bist denn du, Freund?« erwiderte ihm der Angeredete. »Du mußt erst seit ganz kurzem hier sein, wenn du den Palast des Prinzen Alaeddin noch nicht gesehen oder wenigstens noch nicht einmal davon reden gehört hast. « Man nannte nämlich Alaeddin immer so, seitdem er die Prinzessin Bedrulbudur geheiratet hatte. »Ich sage nicht«, fuhr der Mann fort, »daß es eins von den Wunderwerken der Welt ist, sondern ich behaupte vielmehr, daß er das einzige Wunder auf der Welt ist; denn gewiß hat man noch nie etwas so Großes, so Kostbares, so Prachtvolles gesehen. Du mußt sehr weit herkommen, da du noch nichts davon gehört hast, denn nach meiner Meinung muß man auf der ganzen Welt davon sprechen, seit er erbaut ist. Sieh ihn einmal selbst an und urteile, ob ich dir nicht die Wahrheit berichtet habe.« – »Verzeih meine Unwissenheit«, antwortete der afrikanische Zauberer, »ich bin gestern hier angelangt und komme in der Tat so weit her, ich kann sagen vom äußersten Ende Afrikas, daß sein Ruf noch nicht bis dahin gedrungen war, als ich abreiste. Da ich wegen des dringenden Geschäfts, das mich hierher führt, auf meiner Reise kein anderes Ziel vor Augen hatte, als möglichst bald anzukommen, ohne mich unterwegs aufzuhalten, oder irgend eine Bekanntschaft anzuknüpfen, so erfuhr ich von der Sache nichts weiter, als was du mir eben gesagt hast. Indes will ich nicht unterlassen, ihn selbst zu sehen; ja meine Neugierde ist so groß, daß ich sie sogleich befriedigen wollte, wenn du nur die Güte hättest, mir den Weg zu zeigen.«

Derjenige, an den sich der afrikanische Zauberer gewandt hatte, machte sich ein Vergnügen daraus, ihm den Weg nach Alaeddins Palast zu beschreiben, und der afrikanische Zauberer stand nun sogleich auf und ging dahin. Als er angekommen war und den Palast von allen Seiten genau betrachtet hatte, zweifelte er nicht mehr daran, daß Alaeddin sich der Lampe bedient haben müsse, um ihn erbauen zu lassen. Ohne weiter auf die Machtlosigkeit Alaeddins als eines bloßen Schneidersohnes Gewicht zu legen, wußte er recht gut, daß solche Wunderwerke nur von den Geistern der Lampe, deren Besitz ihm entgangen war, geschaffen werden konnten. Voll Ärger über das Glück und die Größe Alaeddins, der sich nicht viel von dem Sultan unterschied, kehrte er nach dem Chan zurück, wo er abgestiegen war.

Nun brauchte er nur noch zu wissen, wo die Lampe war, ob Alaeddin sie bei sich trug oder irgendwo aufbewahrte, und um dies zu entdecken, mußte der Zauberer seine Punktierkunst zu Hilfe nehmen. Sobald er in sein Zimmer gekommen war, nahm er daher sein Viereck und den Sand wieder vor, was er auf allen seinen Reisen bei sich führte. Aus diesem Versuche erkannte er, daß die Lampe in Alaeddins Palast war, und war außer sich vor Freude über eine solch wichtige Entdeckung. »Ich muß sie bekommen, diese Lampe,« sagte er, »und Trotz sei Alaeddin geboten, ob er mich hindern kann, sie ihm zu entreißen und ihn in die Niedrigkeit wieder hinabzudrücken, aus der er so hoch emporgestiegen ist.«