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Tausend Und Eine Nacht

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Als es Abend wurde, wurden Lampen und Wachskerzen angezündet und der Saal mit allerlei Räucherwerk angefüllt, und sie tranken wieder, beim Gesang der Mädchen, bis sie vom Wein erhitzt waren. Die Königin entließ dann die Mädchen und schlief an der Seite Bedr Basims bis zum Morgen. Als sie erwachten, ging sie ins Bad, dann wurde wieder wie am vorhergehenden Tage gegessen, getrunken und gesungen, und so ging es vierzig Tage lang fort. Da fragte ihn die Königin: »Gefällt es dir hier besser oder ihm Laden deines Onkels?« Er antwortete: »Bei Gott, hier ist es schöner, mein Onkel ist ja nur ein Bettler, der Grünes verkauft.« Die Königin lachte und legte sich wieder nieder und Bedr Basim schlief an ihrer Seite. Als er aber des Morgens erwachte, war die Königin nicht mehr neben ihm, er wartete eine Weile und als sie nicht kam, wurde es ihm unheimlich, er zog sich an, suchte sie, fand sie aber nirgends. Er dachte: sie ist vielleicht in den Garten gegangen und eilte dahin. Da sah er am Ufer eines fließenden Baches einen Baum, auf welchem Vögel von verschiedenen Farben saßen, und er bemerkte, ohne von den Vögeln gesehen zu werden, wie ein schwarzer Vogel einen weißen wie eine Taube mit dem Schnabel fütterte und liebkoste und nach einer Weile verwandelte sich der weiße Vogel in die Königin Lab. Bedr Basim schloß daraus, daß auch der schwarze Vogel ein verzauberter Mensch sei, welchen die Königin liebte, und er wurde eifersüchtig und aufgebracht gegen sie. Er kehrte dann wieder auf sein Lager zurück, und als bald darauf die Königin kam und ihn küßte und mit ihm scherzte, sprach er, vor Erbitterung über sie, kein Wort mit ihr, sie merkte bald, was in ihm vorging, und zweifelte nicht daran, daß er sie bei ihrem Verfahren mit dem schwarzen Vogel beobachtet habe. Sie äußerte sich jedoch nicht darüber und als er sie bat, ihm zu gestatten, seinen Oheim zu besuchen, den er in vierzig Tagen nicht gesehen, sagte sie: »Geh, komme aber bald wieder, denn ich halte es keine Stunde ohne dich aus.«

Bedr Basim ritt nach dem Laden des Gemüsehändlers, der ihn freundlich bewillkommte und umarmte und fragte, wie es bei dieser Ungläubigen gehe. Er erzählte ihm, daß es ihm bisher gut gegangen, fügte aber hinzu, was sich diesen Morgen zugetragen hatte. Der Alte sagte hierauf: »Nimm dich vor ihr in acht! denn alle Vögel, die du auf den Bäumen gesehen, sind ehemalige Liebhaber von ihr, die sie verzaubert hat; der schwarze Vogel, den du gesehen, war einer ihrer Mamelucken, den sie leidenschaftlich liebte und den sie verzaubert hat, weil er seine Blicke auf eine Sklavin geworfen, doch sehnt sie sich noch oft nach ihm und nimmt dann selbst die Gestalt eines Vogels an, um sich mit ihm zu unterhalten. Da sie nun weiß«, fuhr der Alte fort »daß dieses Verhältnis dir kein Geheimnis mehr ist, so ist sie dir auch nicht mehr gut, doch fürchte nichts, solange ich hinter dir stehe, denn ich bin ein Gläubiger und heiße Abd Allah (Diener Gottes) und bin Meister in der Zauberkunst, mache aber nur zur Zeit der Not Gebrauch davon, habe aber auch schon viele Leute vor dem Zauber dieser Verruchten bewahrt, denn sie vermag nichts gegen mich und fürchtet sich sehr vor mir, ebenso alle Bewohner dieser Stadt, die, wie sie selbst, statt des allmächtigen Herrn, das Feuer anbeten. Komme morgen zu mir und sage mir, was sie gegen dich vornehmen will, denn sie geht gewiß damit um, dich zu verderben, ich werde dir aber die Mittel angeben, ihr Vorhaben zu vereiteln.«

Bedr Basim kehrte hierauf wieder zur Königin Lab zurück, die vor ihm aufstand und ihn willkommen hieß und Speisen und Getränke auftragen ließ. Nachdem sie bis Mitternacht miteinander getrunken hatten und Bedr Basim von Wein erhitzt war, beschwor sie ihn bei seinem Gott, eine Frage, die sie an ihn richten wollte, in Wahrheit zu beantworten. Als er dies versprach, denn er war kaum mehr bei Sinnen, fragte sie ihn, ob er nicht diesen Morgen, als er sie gesucht, bemerkt habe, wie sie in Gestalt eines weißen Vogels mit einem schwarzen gescherzt habe, der ein verzauberter Mamelucke ist, und ob er nicht deshalb ihr zürne? Was mich betrifft, fügte sie hinzu, so schwöre ich bei dem Feuer, bei dem Schatten und bei der Hitze, daß ich dich immer mehr liebe und in dir allein mein Glück finde. Bedr Basim antwortete in seiner Trunkenheit: »Ich habe allerdings das alles im Herzen gehabt.« Da umarmte und küßte sie ihn, zeigte sich liebevoll gegen ihn und schlief an seiner Seite bis Mitternacht. Dann stand sie auf, nahm aus einem roten Beutel rote Erde, die sie mitten in den Palast streute, und siehe da, es entstand ein fließender Bach. Sie nahm dann eine Handvoll Gerste, streute sie auf die Erde, tränkte diese vom Wasser dieses Flusses, und es bildete sich Korn in Ähren, sie nahm es, mahlte es zu feinem Mehl, hob es auf und legte sich wieder zu Bedr Basim, der alles mitangesehen, sich aber, als sie aufgestanden war, schlafend gestellt hatte. Des Morgens stand er auf, wusch sein Gesicht, bat um die Erlaubnis, seinen Oheim wieder zu besuchen und erzählte ihm, was er in der Nacht gesehen. Der Alte lachte und sagte: »Bei Gott, diese Ungläubige will dich verraten, aber kümmere dich nicht darum.« Er gab ihm dann etwa ein Pfund geröstete Gerste und sagte ihm: »Nimm dies mit dir, und wenn sie dich fragt, was du damit tun willst, so antworte: »je mehr Gutes, um so besser«, und iß davon. Wenn sie dir dann ihre Gerste anbietet, so hüte dich, davon zu essen, sondern tu nur, als äßest du davon, iß aber nur von der meinigen, wenn du ein Körnchen von dem übrigen genießt, so gelingt ihre List und sie verzaubert dich in jede ihr beliebige Gestalt, während ihr Zauber wirkungslos bleibt, wenn du nichts von ihrer Gerste ißt. Sie wird beschämt werden und mit dir scherzen und dir die innigste Liebe beteuern, aber es ist nur Heuchelei und Trug. Fordere du sie dann auf, von deiner Gerste zu essen und stelle dich verliebt in sie, und sobald sie nur ein Körnchen davon ist, so nimm eine Handvoll Wasser und schleudere es in ihr Gesicht und sage: verlasse deine Gestalt und nimm die und die an, und wie es dir beliebt, verlasse sie dann und komme zu mir, damit ich das Weitere für dich anordne.«

Als Bedr Basim hierauf wieder zur Königin zurückkehrte, nahm sie ihn liebevoll auf und beklagte sich über sein langes Ausbleiben. Er sagte, er sei bei seinem Onkel gewesen und habe auch von ihm geröstete Gerste mitgebracht. Sie erwiderte: »Wir haben ja hier bessere Gerste«, und legte die ihrige in eine Schüssel und die seinige in eine andere und forderte ihn auf, von der ihrigen zu essen. Er stellte sich, als äße er davon und alsbald nahm sie Wasser, bespritzte ihn damit und sagte: »Verlasse deine Gestalt, du Elender, und werde ein häßliches, blindes Maultier!« Bedr Basim blieb aber unverändert und als sie es sah, sagte sie: »O mein Geliebter! ich habe nur Scherz gemacht, du wirst doch wohl deshalb nicht anders gegen mich werden?« Er antwortete: »Bei Gott, ich bin noch derselbe, aber wenn du mich liebst, so iß auch von meiner Gerste.« Sie nahm einen Bissen davon und aß ihn und sobald er in ihren Magen kam, wurde sie unruhig. Bedr Basim nahm alsbald eine Handvoll Wasser, schleuderte es ihr ins Gesicht und sagte: »Verlasse deine menschliche Gestalt und nimm die einer scheckigen Mauleselin an!« Als sie sich in dieser Gestalt sah, weinte sie und streichelte mit ihren Nüstern seine Füße. Er wollte ihr einen Zaum anlegen, aber sie duldete es nicht. Er ließ sie stehen, ging zum Alten und teilte ihm alles mit. Der Alte holte einen Zaum herbei und sagte ihm: »Nimm diesen Zaum und lege ihn ihr an!« Bedr Basim kehrte in den Palast zurück, legte ihr den Zaum des Alten an und ritt auf ihr wieder zu ihm. Da sagte der Alte zu ihr: »Gott beschäme dich, du Verruchte!« Zu Bedr Basim aber sagte er: »Du darfst nun nicht länger hier bleiben, reite auf ihr, wohin du willst, hüte dich aber, den Zaum aus der Hand zu geben.« Bedr Basim dankte ihm und verabschiedete sich von ihm und ritt fort.

Nach dreitägigem Ritt kam er in eine Stadt und es begegnete ihm ein schöner Greis, der ihn fragte, wo er herkomme. Bedr Basim antwortete: »Aus der Stadt der Zauberin.« Jener lud ihn ein, bei ihm einzukehren, und als sie miteinander fortgingen, begegnete ihnen ein altes Weib, das beim Anblick der Mauleselin weinte und rief: »Es gibt keinen Gott außer Allah, diese Mauleselin gleicht der, welche mein Sohn besaß und deren Tod ihn so sehr betrübt, ich beschwöre dich, mein Herr, verkaufe sie mir.« Bedr Basim erwiderte: »Bei Gott, ich kann sie dir nicht verkaufen.« Das Weib wiederholte die Bitte und sagte, ihr Sohn müsse sterben, wenn sie ihm diese Mauleselin nicht bringe. Sie drang so lang in ihn, bis Bedr Basim sagte: »Ich verkaufe sie nicht unter tausend Dinaren«, woher soll diese Alte tausend Dinare nehmen. Aber sie zog sogleich tausend Dinare aus ihrem Gürtel. Da sagte Bedr Basim: »O meine Mutter, ich habe nur gescherzt, ich kann dieses Tier nicht verkaufen.« Aber der Greis sah ihn scharf an und sagte: »Mein Sohn, in diesem Lande wird jede Unwahrheit mit dem Tode bestraft.« Bedr Basim stieg daher ab und die Alte nahm der Mauleselin alsbald den Zaum aus dem Mund, füllte ihre Hand mit Wasser, bespritzte sie damit und sagte: »O meine Tochter, verlasse diese Gestalt und werde wieder Mensch.« Sie nahm alsbald ihre frühere Gestalt wieder an und umarmte die Alte, welche, wie jetzt der überlistete Bedr Basim wohl merkte, ihre Mutter war. Jetzt wollte er fliehen, aber die Alte stieß einen lauten Pfiff aus und alsbald erschien ein Geist, so groß wie ein Berg, und Bedr Basim blieb aus Furcht stehen. Die Alte bestieg den Geist mit ihrer Tochter und Bedr Basim und er trug sie in kurzer Zeit nach dem Palast der Königin Lab. Diese sagte dann zu Bedr Basim: »Jetzt bist du wieder hier, du Elender, und ich bin am Ziel meiner Wünsche, du sollst nun sehen, wie ich mit dir verfahre und mit dem alten Gemüsehändler, dem ich so viele Wohltaten erwiesen und der mir so schlecht vergolten hat, denn nur mit seiner Hilfe ist dir dein Streich gelungen.« Sie nahm dann Wasser, bespritzte ihn und sagte: »Verlasse deine Gestalt und nimm die des häßlichen Vogels an« und sobald diese Verwandlung stattgefunden hatte, sperrte sie ihn in einen Käfig und ließ ihn hungern und dursten. Eine Sklavin bemitleidete ihn jedoch und gab ihm hinter dem Rücken der Königin zu essen und zu trinken und benachrichtigte den Gemüsehändler von dem Vorfall. Dieser dankte ihr und versprach ihr, sie an Labs Stelle zur Königin zu erheben. Er pfiff laut und es erschien ein Geist mit vier Flügeln, welchem er befahl, die Sklavin zur Königin Gülnar zu bringen, die nebst ihrer Mutter Farascha Meisterinnen der Zauberkunst waren, der Sklavin aber trug er auf, ihnen zu sagen, Bedr Basim sein ein Gefangener der Königin Lab. Der Geist flog mit der Sklavin in kürzester Zeit auf die Terrasse des Palasts der Königin Gülnar. Hier stieg sie ab und begab sich zur Königin und benachrichtigte sie von dem Schicksal ihres Sohnes. Die Königin dankte ihr und ließ in der Stadt unter Trommelschall die freudige Kunde vom Wiederfinden des Königs bekannt machen. Sie ließ dann alle Gattungen Geister und Seetruppen kommen, denn die König der Geister waren ihr gehorsam und hatten ihr auch geholfen, den König Samandal gefangenzunehmen, und flog mir ihrer Mutter und ihrem Bruder nach dem Palast der Königin Lab. In einem Augenblick war Stadt und Schloß in ihrer Gewalt und alle Ungläubigen wurden getötet. Gülnar fragte dann die Sklavin nach ihrem Sohn und sie brachte ihr den Käfig, in welchem er eingesperrt war. Gülnar bespritzte ihn und gab ihm seine menschliche Gestalt wieder, worauf man sich gegenseitig küßte und umarmte. Sie schickte dann nach dem alten Abd Allah, dankte ihm für die Wohltaten, die er ihrem Sohn erwiesen, ernannte ihn zum König der Stadt und verheiratete ihn mit der Sklavin, die ihr Nachricht von ihrem Sohn gebracht. Nachdem dann alle moslimischen Bewohner der Stadt dem Abd Allah auf ihren Befehl gehuldigt hatten, kehrte sie mit den Ihrigen wieder nach ihrer Residenz zurück, welche drei Tage festlich geschmückt wurde und in welcher der größte Jubel über die Rückkehr Bedr Basims herrschte.

 

Als die Festlichkeiten vorüber waren, sagte Bedr Basim zu seiner Mutter: »Nun bleibt nichts mehr zu wünschen übrig, als daß ich mich verheirate und daß wir alle vereint bleiben.« Gülnar stimmte ihm bei und ihre Mutter, sowie ihr Bruder und ihre Nichten sagten alle: »Wir wollen dir dabei behilflich sein.« Sie machten sich dann auf und durchstreiften die Welt und auch Gülnar sandte ihre Mädchen auf Geistern umher, um das schönste Mädchen in allen Ländern und Städten und Palästen herauszusuchen. Bedr Basim sagte aber zu seiner Mutter: »Laß dies! mir gefällt keine andere, als Djauharah, die, wie ihr Name andeutet, eine wahre Perle ist.« – »Dein Wunsch sei dir gewährt,« erwiderte Gülnar, und erteilte alsbald Befehl, den König Samandal herbeizubringen. Bedr stand vor ihm auf und fragte ihn nach seiner Tochter. Er antwortete: »Sie ist deine Sklavin und steht zu deinen Diensten.« Bedr sandte einen seiner Freunde nach ihr und als sie erschien, sagte ihr ihr Vater: »Ich habe dich mit diesem tapfern Löwen, dem König Bedr Basim verlobt, er ist der schönste und angesehenste Fürst seiner Zeit und paßt nur für dich, so wie du nur für ihn geschaffen bist.« Djauharah sagte: »Tu was du willst, denn aller Schmerz und aller Groll ist verschwunden.« Man ließ alsdann den Ehevertrag schreiben, die Stadt wurde geschmückt, die Freudenboten wurden umhergeschickt, die Gefangenen befreit, Witwen und Waisen gekleidet, die Emire und Großen des Reichs mit Ehrenkleidern beschenkt. Die Hochzeitsfestlichkeiten dauerten zehn Tage und Djauharah wurde dem König in neun verschiedenen Anzügen vorgestellt. Der König Samandal erhielt auch ein Ehrenkleid und wurde wieder als König über sein Reich eingesetzt. Bedr Basim war glücklich mit Djauharah, sie liebten sich gegenseitig, und führten das angenehmste Leben, bis sie der Zerstörer aller Freuden heimsuchte. Das ist das Ende der Geschichte. Gott sei ihnen allen gnädig. —

Geschichte des Prinzen Zeyn Alasnam und des Königs der Geister

Ein König von Baßrah besaß große Reichtümer. Seine Untertanen liebten ihn, aber er hatte keine Kinder, und das betrübte ihn über die Maßen. Indes veranlaßte er alle heiligen Männer in seinen Staaten durch namhafte Geschenke, den Himmel für ihn um einen Sohn zu bitten, und ihre Gebete waren nicht erfolglos: die Königin wurde schwanger und genas glücklich eines Sohnes. welcher den Namen Zeyn Alasnam, d. h. Zierde der Bildsäulen, erhielt.

Der König ließ alle Sterndeuter seines Reiches zusammenrufen und befahl ihnen, dem Kind das Horoskop zu stellen. Sie entdeckten durch ihre Beobachtungen, daß er lange leben und viel Mut besitzen würde, daß er dieses Mutes aber auch bedürfe, um das vielfache Unglück, das ihn bedrohe, mannhaft zu ertragen. Der König erschrak nicht über diese Weissagung, »Wenn mein Sohn Mut hat«, sagte er, »so ist er nicht zu beklagen. Es ist gut, wenn die Prinzen manchmal in ein Unglück kommen; Widerwärtigkeiten läutern ihre Tugend, sie lernen dadurch nur um so besser regieren.«

Er belohnte die Sterndeuter und entließ sie in ihre Heimat. Seinen Sohn aber ließ er mit aller erdenklichen Sorgfalt erziehen. Er gab ihm Lehrer, sobald er alt genug war, ihren Unterricht benutzen zu können. Der gute König wünschte einen vollendeten Prinzen aus ihm zu machen; aber auf einmal wurde er von einer Krankheit befallen, welche seine Ärzte nicht zu heilen vermochten. Als er nun sein Ende nahen sah, ließ er seinen Sohn rufen und empfahl ihm unter anderem, er solle sich mehr die Liebe als die Furcht seines Volkes zu erwerben suchen, niemals den Schmeichlern sein Ohr leihen und ebenso langsam im Belohnen als im Strafen sein; denn gar häufig lassen sich die Könige durch falschen Schein verführen, schlechte Leute mit Wohltaten zu überhäufen und die Unschuld zu unterdrücken.

Als der König gestorben war, legte der Prinz Zeyn Trauerkleider an und trug sie sieben Tage lang. Am achten bestieg er den Thron, nahm von dem königlichen Schatz das Siegel seines Vaters weg, legte das seinige daran und begann nun die Süßigkeit des Herrschens zu kosten. Der Anblick, wie seine Höflinge sich vor ihm beugten und zur höchsten Aufgabe ihres Lebens machten, ihren Gehorsam und Eifer an den Tag zu legen, mit einem Wort, die unumschränkte Herrschergewalt hatte allzu großen Reiz für ihn. Er dachte nur an die Pflichten seiner Untertanen, nicht aber an das, was er ihnen schuldig war, und kümmerte sich wenig um die Regierungsgeschäfte. Dagegen ergab er sich allen Arten von Ausschweifungen mit jungen Wüstlingen, die er mit den höchsten Würden des Staates bekleidete. Er wußte in nichts Maß und Ziel. Seine angeborene Freigebigkeit verwandelte sich in zügellose Verschwendung, und unbemerkt hatten Frauen und Günstlinge die ganze Schatzkammer erschöpft.

Die Königin, seine Mutter, lebte noch. Sie war eine weise und verständige Fürstin und hatte mehrmals vergeblich dem Strom der Verschwendung und der Ausschweifung des Königs, ihres Sohnes, Einhalt zu tun versucht, indem sie ihm vorstellte, wenn er seinen Lebenswandel nicht ändere, so werde er nicht nur in kurzem seinen ganzen Reichtum einbüßen, sondern sich auch seine Völker abwendig machen und Aufstände veranlassen, die ihn leicht Krone und Leben kosten könne. Wenig fehlte, so wäre ihre Weissagung in Erfüllung gegangen: die Untertanen fingen an, gegen die Regierung zu murren, und es wäre unfehlbar zur offenen, allgemeinen Empörung gekommen, wenn nicht die Königin durch ihre Gewandtheit vorgebeugt hätte. Unterrichtet von dem Stand der Dinge, benachrichtigte sie den König davon, der sich endlich überreden ließ, und nun das Vezirat weisen, bewahrten Männern anvertraute, welche die Untertanen in ihrer Pflicht zu erhalten wußten.

Als aber Zeyn alle seine Reichtümer verschwendet sah, bereute er, daß er keinen bessern Gebrauch davon gemacht hatte. Er versank in düstere Schwermut, und nichts vermochte ihn zu trösten. Eines Nachts sah er im Traum einen ehrwürdigen Greis, der auf ihn zutrat und mit lächelnder Miene zu Ihm sagte: »O Zeyn, wisse, daß es kein Leid gibt, dem nicht Freude folgt, kein Unglück, daß nicht irgend ein Glück nach sich zöge. Willst du deinem Kummer ein Ende machen, so stehe auf, reise nach Ägypten und zwar nach Kahirah: dort erwartet dich ein großes Glück.«

Als der Fürst erwachte, machte er sich allerlei Gedanken über diesen Traum. Er erzählte ihn sehr ernsthaft der Königin, seiner Mutter, die nur darüber lachte. »Mein Sohn«, sagte sie: »willst du nicht vielleicht auf diesen schönen Traum hin nach Ägypten reisen?« – »Warum nicht, Mütterchen?« antwortete Zeyn. »Glaubst du denn, alle Träume seien bloß Hirngespinste? Nein, nein, es gibt welche, in denen tiefe Wahrheit verborgen liegt. Meine Lehrer haben mir tausend Geschichten erzählt, die mich nicht daran zweifeln lassen. Wäre ich übrigens auch nicht davon überzeugt, so könnte ich doch nicht umhin, meinem Traum Beachtung zu schenken. Der Greis, der mir erschienen ist, hat etwas Übernatürliches. Es war keiner von denen, die bloß ihr Alter ehrwürdig macht: etwas Ehrwürdiges, das ich nicht bezeichnen kann, war über seine ganze Person ausgegossen. Er glich vollkommen dem Bild, das man von unserm großen Propheten macht, und um dir alles aufrichtig zu gestehen, ich glaube, daß er es selbst ist, daß er sich meines Kummers erbarmt und ihn lindern will. Er hat mir ein Vertrauen eingeflößt, auf das ich alle meine Hoffnung setze. Seine Versprechungen klingen mir noch im Ohr, und ich bin entschlossen, seiner Stimme zu folgen.« Umsonst bemühte sich die Königin, ihn davon abzubringen; der Fürst übertrug ihr die Verwaltung des Reichs, verließ eines Nachts ganz heimlich den Palast und begab sich ohne Begleiter auf den Weg nach Kahirah.

Nach vielen Beschwerden und Mühseligkeiten langte er in dieser berühmten Stadt an, die sowohl in Beziehung auf Größe als Schönheit wenige ihresgleichen hat. Er stieg an der Pforte einer Moschee ab und legte sich, von Müdigkeit übermannt, daselbst nieder. Kaum war er eingeschlafen, als ihm derselbe Greis erschien und zu ihm sprach: »O mein Sohn, ich bin zufrieden mit dir, du hast meinen Worten geglaubt und hast dich nicht von der Länge und Beschwerlichkeit des Weges abschrecken lassen, hierher zu kommen. Vernimm jetzt, daß ich dich zu dieser großen Reise nur veranlaßt habe, um dich auf die Probe zu stellen. Ich sehe, du hast Mut und Charakterfestigkeit: du verdienst, daß ich dich zum reichsten und glücklichsten aller Könige der Erde mache. Kehre nach Baßrah zurück; du wirst in deinem Palast unermeßliche Reichtümer finden. Nie hat ein König so viel besessen, als dort aufgehäuft liegen.«

Der König war von diesem Traum nicht sonderlich erbaut. »Ach!« sagte er bei sich selbst, als er erwachte, »wie sehr habe ich mich getäuscht! dieser Greis, den ich für unsern großen Propheten hielt, ist ein bloßes Erzeugnis meiner aufgeregten Phantasie. Ich hatte den Kopf so voll davon, daß es kein Wunder ist, wenn ich zum zweitenmale so geträumt habe. Am besten, ich gehe nach Baßrah zurück. Wozu soll ich mich hier länger aufhalten? Nur gut, daß ich den Grund meiner Reise niemand als meiner Mutter mitgeteilt habe. Wenn meine Untertanen ihn erführen, sie würden mit Fingern auf mich deuten.«

Er kehrte also nach seinem Königreich zurück, und als er ankam, fragte ihn die Königin, ob er mit seiner Reise zufrieden sei? Er erzählte ihr alles haarklein und schien über seine allzu große Leichtgläubigkeit so betrübt, daß seine Mutter, statt durch Vorwürfe oder Spöttereien seinen Verdruß zu vermehren, sich Mühe gab, ihn zu trösten. »Beruhige dich, mein Sohn«, sagte sie; »wenn Gott dir Reichtümer bestimmt hat, so wirst du sie ohne Mühe erwerben. Sei deswegen unbekümmert; alles, was ich dir empfehlen kann, ist, tugendhaft zu sein. Entsage den Freuden des Tanzes, der Flöten und des purpurfarbigen Weines. Fliehe deine Lüste, sie waren schon nahe daran, dich an den Rand des Verderbens zu bringen. Bemühe dich, deine Untertanen glücklich zu machen: durch ihr Glück sicherst du das deine.«

Der König Zeyn gelobte, fortan allen Ratschlägen seiner Mutter und den weisen Vezieren zu folgen, welche sie erwählt hatte, um ihm die Last der Regierung tragen zu helfen. Aber gleich in der ersten Nacht, die er wieder in seinem Palast zubrachte, sah er den Greis zum drittenmal im Traum. »Mutvoller Zeyn«, sprach dieser zu ihm, »endlich ist der Augenblick deines Glücks gekommen. Morgen früh, sobald du aufgestanden bist, nimm eine Haue und durchsuche das Kabinett des seligen Königs, dort wirst du einen großen Schatz finden.«

Sobald der König erwachte, stand er auf, ging sogleich zu seiner Mutter und erzählte ihr mit großer Lebhaftigkeit seinen neuen Traum. »Wahrhaftig, mein Sohn«, sagte die Königin lächelnd, »der Greis ist sehr beharrlich; es ist ihm nicht genug, dich zweimal betrogen zu haben. Bist du vielleicht gesonnen, ihm abermals zu trauen?« – »Nein, meine Mutter«, antwortete Zeyn, »ich glaube ihm keineswegs, doch will ich zum Spaß das Kabinett meines Vaters untersuchen.« – »O ich dachte es wohl!« rief die Königin mit lautem Gelächter; »gehe, mein Sohn, gib dich zufrieden. Mein einziger Trost ist der, daß die Sache nicht so ermüdend ist, wie die Reise nach Ägypten.«

 

»Nun ja, liebe Mutter«, versetzte der König, »ich will dir nur gestehen, dieser dritte Traum hat mir wieder Vertrauen eingeflößt; er steht in genauem Zusammenhang mit den beiden andern, und wenn wir alle Worte des Greises gehörig erwägen, so hat er mir zuerst aufgegeben, nach Ägypten zu reisen, und dort hat er mir gesagt, er habe mich nur zur Probe auf die Reise geschickt. Kehre nach Baßrah zurück, sagte er hierauf, dort sollst du Schätze finden. Heute Nacht nun hat er mir den Ort, wo sie sind, genau angegeben. Diese drei Träume hängen, scheint mir‘s, zusammen; es gibt nichts daran zu deuteln, die ganze Sache ist klar. Sie können allerdings chimärisch sein, allein ich will lieber vergebens suchen, als mir mein ganzes Leben lang vorwerfen, daß ich vielleicht große Reichtümer verscherzt habe, indem ich zur Unzeit den Ungläubigen spielte.« So sprechend verließ er das Zimmer der Königin, ließ sich eine Haue geben und ging allein in das Gemach seines seligen Vaters. Dort fing er an zu hauen und hatte bereits mehr als die Hälfte der viereckigen Platten des Fußbodens aufgehoben, ohne die mindeste Spur von einem Schatz zu entdecken. Er ruhte aus und sagte zu sich selbst: »Ich fürchte sehr, meine Mutter hat mich mit Recht verspottet;« gleichwohl ließ er es sich nicht verdrießen und machte sich aufs neue an die Arbeit. Er hatte das nicht zu bereuen; denn auf einmal entdeckte er einen weißen Stein, den er aufhob, und unter demselben fand er eine verschlossene Tür mit einem stählernen Vorlegeschloß. Er zerschlug dasselbe, öffnete die Türe und erblickte eine Treppe von weißem Marmor. Flugs zündete er eine Wachskerze an, stieg diese Treppe hinab und kam in ein mit chinesischem Porzellan gepflastertes Gemach, dessen Wände und Decke von Kristall waren. Was aber seine Aufmerksamkeit am meisten auf sich zog, waren vier Erhöhungen, auf deren jeder zehn Porphyr-Urnen waren. Er dachte, sie werden voller Wein sein, und sprach bei sich: »Auch gut, dieser Wein ist recht alt und ohne Zweifel wird er köstlich munden.« So näherte er sich denn einer der Urnen, nahm den Deckel weg und sah mit ebenso großer Überraschung als Freude, daß sie voll Goldstücke war. Nun untersuchte er alle vierzig Urnen, eine nach der andern, und fand sie voll Dinare. Er nahm eine Handvoll davon und lief zu seiner Mutter.

Das Erstaunen der Königin war groß, als sie von ihrem Sohn hörte, was er gesehen hatte. »O mein Sohn«, rief sie, »hüte dich nur, daß du diese Reichtümer nicht auch so töricht verschwendest, wie den königlichen Schatz! Du solltest schon deinen Feinden nicht diese Freude gönnen.« – »Nein, meine Mutter, antwortete Zeyn, »ich werde von nun an so leben, daß du gewiß zufrieden bist.«

Die Königin bat ihren Sohn, sie in das wundervolle Gemach zu führen, das ihr verstorbener Gemahl so heimlich hatte machen lassen, daß sie nie davon hatte reden hören. Zeyn führte sie ins Kabinett, half ihr die Marmortreppe hinabsteigen und zeigte ihr dann das Zimmer, wo die Urnen standen. Sie betrachtete all diese Sachen mit forschenden Blicken und gewahrte in einem Winkel eine kleine Urne aus demselben Stoff wie die andern, die der König noch nicht bemerkt hatte. Sie nahm dieselbe, öffnete sie und fand darin einen goldenen Schlüssel. »Mein Sohn«, sagte hierauf die Königin, »dieser Schlüssel verschließt ohne Zweifel noch einen anderen Schatz. Laß uns überall suchen, ob wir nicht entdecken können, zu welchem Gebrauch er bestimmt ist.«

Sie untersuchten das Gemach mit der höchsten Aufmerksamkeit und fanden endlich mitten in der Wand ein Schloß. Sie dachten, dazu werde der Schlüssel gehören, und der König machte sogleich einen Versuch. Alsbald ging die Tür auf und sie erblickten ein zweites Gemach, in dessen Mitte neun Fußgestelle von gediegenem Golde waren, wovon acht jedes eine Bildsäule aus einem einzigen Diamant trugen, und diese Bildsäulen strahlten solchen Glanz aus. daß das ganze Zimmer davon erleuchtet war.

»Erhabener Gott!« rief Zeyn ganz erstaunt aus, »wo hat mein Vater diese schönen Sachen erhalten?« Beim neunten Fußgestell verwunderte er sich noch mehr, denn auf demselben lag ein Stück weißer Atlas, worauf folgende Worte geschrieben standen: »O mein lieber Sohn! diese acht Bildsäulen haben mich große Mühe gekostet, bis ich sie erworben hatte. Sie sind sehr schön, aber du mußt wissen, daß es noch eine neunte auf der Welt gibt, welche sie übertrifft. Sie allein ist mehr wert, als tausend solche, wie du hier siehst. Willst du dich in ihren Besitz setzen, so mach dich auf und gehe in die Stadt Kahirah in Ägypten, dort wohnt einer meiner alten Sklaven, namens Mobarek; du wirst ihn ohne Mühe ausfindig machen; die erste Person, der du begegnest, wird dir seine Wohnung sagen. Geh, suche ihn auf und sage ihm, was dir begegnet ist. Er wird dich als meinen Sohn erkennen und nach dem Ort führen, wo diese wunderbare Bildsäule ist, deren Besitz dir Heil und Segen bringen wird.«

Als der König diese Worte gelesen hatte, sagte er zu seiner Mutter: »Ich will diese neunte Bildsäule nicht entbehren; es muß ein sehr seltenes Stück sein, wenn sie mehr wert ist, als diese hier alle zusammen. Ich gedenke sogleich nach Kahirah zu reisen; du wirst hoffentlich meinen Entschluß nicht mißbilligen?« – »Nein, mein Sohn«, antwortete die Königin, »ich habe nichts dagegen einzuwenden. Du stehst offenbar unter dem Schutz unseres großen Propheten, und er wird dich auf dieser Reise nicht umkommen lassen. Reise ab, sobald du willst. Ich werde mit Hilfe deiner Veziere die Regierungsgeschäfte besorgen.« Der König ließ sogleich alle Vorbereitungen zur Reise treffen und nahm nur eine kleine Anzahl Sklaven mit.

Es begegnete ihm kein Unfall auf der Reise. Er kam in Kahirah an und erkundigte sich sogleich nach Mobarek. Man sagte ihm, er sei einer der reichsten Bürger in der Stadt, der wie ein großer Herr lebe, und sein Haus stehe vornehmlich für Fremde immer offen. Zeyn ließ sich dahin führen und klopfte an die Tür; ein Sklave öffnete und sprach: »Was wünschest du und wer bist du?« – »Ich bin ein Fremder«, antwortete der König, »ich habe von der Großmut des Herrn Mobarek gehört und komme, um bei ihm zu wohnen.« Der Sklave bat ihn, einen Augenblick zu warten, dann ging er hin und meldete es seinem Herrn, der ihm befahl, den Fremden eintreten zu lassen. Der Sklave kam wieder an die Türe und sagte zum König, er sei willkommen.

Zeyn trat ein, ging durch einen großen Hof und gelangte in ein prächtig geschmücktes Zimmer, wo Mobarek ihn erwartete und sehr höflich empfing. Er dankte ihm für die Ehre, die ihm dadurch widerfahre, daß er bei ihm wohnen wolle. Der König erwiderte diese Höflichkeit und sagte dann zu Mobarek: »Ich bin der Sohn des verstorbenen Königs von Baßrah und heiße Zeyn Alasnam.« – »Dieser König«, sagte Mobarek, »war früher mein Herr, hatte aber, so viel ich weiß, keinen Sohn. Wie alt bist du?« – »Zwanzig Jahre alt«, antwortete der Fürst. »Wie lange ist es, daß du den Hof meines Vaters verlassen hast?« – »Beinahe zweiundzwanzig Jahre«, sagte Mobarek. »Aber wie willst du mich überzeugen, daß du sein Sohn bist?« – »Mein Vater«, versetzte Zeyn, »hatte unter seinem Kabinett ein unterirdisches Gemach, in welchem ich vierzig Porphyrurnen, alle voll Gold gefunden habe.« – »Und was noch mehr?« fragte Mobarek. – »Neun Fußgestelle von gediegenem Gold«, sagte der Fürst; »auf acht davon sind Bildsäulen aus Diamant, auf dem neunten aber liegt ein Stück weißer Atlas, auf welches mein Vater geschrieben hat, was ich zu tun habe, um eine neunte Bildsäule zu erlangen, die noch kostbarer sei, als die übrigen miteinander; du weißt den Ort, wo diese Bildsäule sich befindet, denn auf dem Atlas steht geschrieben, daß du mich dahin führen werdest.«