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Tausend Und Eine Nacht

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»Die Liebe ist zuerst nur wie Speichel, wenn sie aber um sich greift, so wird sie ein weites Meer.«

Gülnar fragte: »Wer ist diese Prinzessin? Ich kenne sie ja alle, sagt sie mir zu, so halte ich bei ihrem Vater um sie an und müßte ich alles, was ich besitze, zum Opfer bringen, fürchte nichts, mein Sohn schläft.« Salih wiederholte: »Ich fürchte, er möchte wachen und ein Dichter hat gesagt:

»Zuweilen liebt das Ohr noch vor dem Auge.«

Gülnar versicherte ihrem Bruder nochmals, der König schlafe und bat Ihn, sich nun kurz zu fassen. Da sagte er: »Bei Gott, keine andere, als Djauharah, die Tochter des Königs Samandal, ist deines Sohnes würdig, sie gleicht ihm an Schönheit und Glanz und ist ebenso vollkommen wie er, sie ist die Zierlichste und Angenehmste aller Mädchen vom Lande wie vom Meer, sie hat ein schönes Gesicht mit roten Wangen, glänzender Stirn, großen schwarzen Augen, einem Mund, wie ein Juwel, sie hat starke Hüften, eine zarte Taille und ist vollkommen schön gewachsen, ihre Blicke beschämen Gazellen, ihr Wiegen beim Gange Banzweige, wenn sie erscheint, überstrahlt sie den Mond und fesselt alle Blicke, ihre Küsse sind süß und ihre Bewegungen anmutig.« – »Du sprichst wahr, mein Bruder«, sagte Gülnar, »ich habe sie oft gesehen und war mit ihr befreundet, als wir noch Kinder waren, weiß aber nichts mehr von ihr, da wir schon siebzehn Jahre getrennt sind, bei Gott, die ist meines Sohnes würdig.«

Bedr Basim, der sich immer schlafend stellte, hörte dieses ganze Gespräch und die Schilderung, die Salih von der Prinzessin Djauharah gemacht, mit an, und sie flößte ihm Liebe zu ihr ein, so daß bald eine Feuerflamme sein Herz erfüllte.

Salih sagte ferner zu seiner Schwester: »Bei Gott, es gibt unter den Königen des Meeres und des Landes keinen, der so einfältig und zugleich so hart wäre, wie Samandal, drum teile deinem Sohne noch nichts von dieser Sache mit, sondern wirb um Djauharah für ihn, willigt ihr Vater ein, so wollen wir Gott dafür danken, weist er uns ab, so beruhigen wir uns und halten um eine andere für ihn an.« Gülnar stimmte darin mit ihrem Bruder überein und sie sprachen nicht weiter mehr darüber. Bedr Basim schwieg auch und brachte die Nacht auf glühenden Kohlen zu. Am folgenden Morgen ging er mit seinem Oheim ins Bad und als dieser nach der Mahlzeit sich verabschieden wollte, um wieder zu seiner Mutter zurückzukehren, bat ihn der König, noch einen Tag zu bleiben, was er auch zusagte. Er forderte ihn dann auf, mit ihm in den Garten zu gehen. Als sie eine Weile darin gelustwandelt waren, setzte sich der König unter einen schattigen Baum, um ein wenig zu schlafen, aber er dachte fortwährend an Djauharah, welche sein Oheim so schön geschildert hatte, er vergoß viele Tränen und rezitierte folgende Verse:

»Sagt man mir, während eine Feuerflamme In meinem Herzen brennt und meine Eingeweide verzehrt, ist dir ein Trunk Wasser lieber oder ihr Anblick, so antworte ich: lieber sie sehen.«

Er weinte, seufzte und jammerte dann wieder, und sprach folgende Verse:

»Wer steht mir bei gegen den Druck einer Schwarzäugigen, mit einem Gesichte, schöner als der Mond? Mein Herz war frei und ruhig und ist nun durch die Liebe zur Tochter des Königs Samandal gefesselt.«

Als Salih dies hörte, schlug er die Hände übereinander und rief: »Es gibt keinen Gott außer Allah, Mohammed ist ein Gesandter Gottes, es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen!« Er sagte dann zu seinem Neffen: »Du hast wohl gehört, was ich mit deiner Mutter über Djauharah gesprochen?« Als er dies bejahte und gestand, daß das, was er gehört, ihm eine unvertilgbare Liebe zu ihr eingeflößt, sagte jener: »Laß uns zu deiner Mutter gehen und ihr alles erzählen, ich nehme dich dann mit mir und werbe für dich um Djauharah, dann kehren wir wieder zu ihr zurück, ich fürchte, daß, wenn wir ohne Abschied von ihr gehen, sie mir zürnen würde, und dies mit Recht, weil ich die Ursache ihrer Trennung von dir sein würde, wie ich auch die Veranlassung zu ihrer Trennung von uns war, auch würde das Reich ohne Fürsten sein und könnte dir leicht entrissen werden.« Der König weigerte sich aber, zu seiner Mutter zu gehen, weil er fürchtete, sie möchte sich seiner Abreise widersetzen und bat seinen Oheim unter Tränen, ohne ihr Wissen mit ihm abzureisen. Salih wußte nicht, was er tun sollte, als er jedoch den Zustand seines Neffen sah und ihn fest entschlossen fand, mit ihm zu gehen, ohne vorher seine Mutter davon in Kenntnis zu setzen, vertraute er auf Gottes Hilfe, zog einen Ring von seinem Finger, überreichte ihn seinem Neffen und sagte ihm: »Stecke diesen Ring an deinen Finger, er sichert dich vor dem Ertrinken sowohl, als vor den Seeungeheuern.« Als der König dies getan hatte, tauchten sie miteinander in das Meer und wandelten nach dem Schlosse Salihs, in welchem seine Mutter und ihre Verwandten saßen. Nach gegenseitiger Begrüßung erkundigte sich die Alte nach dem Befinden Gülnars und fragte, warum ihr Sohn sie verlassen. Salih erzählte ihr alles, was vorgefallen und sagte ihr, der König sei mit ihm gekommen, um sich um Djauharah zu bewerben. Die Alte erschrak und machte ihrem Sohn Vorwürfe darüber, daß er Djauharah vor seinem Neffen erwähnt. »Du weiß«, sagte sie, »daß der König Samandal ein einfältiger, gewalttätiger Fürst ist, daß sein Meer keinen Boden hat, daß er ein großer Tyrann ist, der seine Tochter niemandem gönnt und schon viele königliche Bewerber als ihrer unwürdig abgewiesen hat, er wird auch uns wie die anderen abweisen und wir werden mit gebrochenem Herzen zurückkommen.« Darauf erwiderte Salih: »Was können wir tun? Der König liebt Djauharah und wenn sie nicht seine Gattin wird, so wird ihn der Gram aufreiben, darum bin ich entschlossen, für ihn um sie zu werben und nötigenfalls meinen ganzen Besitz zu opfern. Übrigens«, fuhr Salih fort, »ist mein Neffe schöner und liebenswürdiger als sie, auch war sein Vater schon Herr über ganz Persien und er ist sein Nachfolger und so sind sie sich vollkommen ebenbürtig; ich will nun Perlenschnüre, Hyazinthen, andere Edelsteine und sonstige Geschenke für ihren Vater mitnehmen und wenn er wegen seiner königlichen Würde, seines großen Reiches und der Schönheit Djauharahs mich abweisen will, so werde ich ihm sagen: Bedr Basim ist schöner als Djauharah, er ist König und Sohn eines Königs, sein Land ist größer und seine Truppen sind zahlreicher als die seinigen; ich werde diese Sache erledigen und müßte ich dabei zugrunde gehen, denn da ich meinen Neffen in das Meer der Liebe geschleudert habe, muß ich auch alles aufbieten, um ihn mit seiner Geliebten zu vereinen, Gott der Erhabene wird mir beistehen.« Da sagte ihm seine Mutter: »Tu, was du willst, hüte dich nur, derbe Worte an ihn zu richten, du kennst ja seine Dummheit und seine Strenge, er könnte dich leicht mißhandeln, denn bei ihm gilt das Ansehen anderer nichts.« Salih versprach ihr, zu gehorchen, nahm zwei lederne Taschen voll mit Perlenschnüren, Hyazinthen, Smaragden, Diamanten und anderen Edelsteinen und übergab sie seinen Dienern und begab sich mit ihnen zum König Samandal. Dieser nahm Salih mit Ehrerbietung auf, hieß ihn sitzen, begrüßte ihn und fragte ihn, welches Anliegen ihn nach so langer Abwesenheit zu ihm führe. Salih verbeugte sich und sprach: »O König der Zeit! Mein Anliegen betrifft Gott und den großmütigen König, den tapferen Löwen, dessen Ruhm alle Karawanen verbreiten und dessen Gerechtigkeit, Milde und Freigebigkeit in allen Ländern bekannt ist.« Er öffnete dann die Taschen und breitete die Edelsteine vor dem König aus und bat ihn, durch Annahme dieser Geschenke sein Herz zu stärken. Samandal fragte: »Was bedeuten diese Reden und diese Geschenke? Teile mir dein Anliegen mit, kann ich deinen Wünschen willfahren, so will ich es sogleich tun und dir keine lange Mühe verursachen, wenn nicht, so bürdet Gott niemandem mehr auf, als er tragen kann.« Salih verbeugte sich dreimal und sagte: »O König der Zeit, was ich verlange, kannst du gewähren, ich bin nicht so töricht, den König um etwas zu bitten, dessen Gewährung nicht in seiner Macht liegt, denn ein Weiser hat gesagt: Willst du nicht abgewiesen werden, so fordere nichts, was dir nicht gewährt werden kann.« Als hierauf Samandal ihn nochmals aufforderte, seine Bitte vorzutragen, sagte er: »O König der Zeit, ich bin gekommen, um die einzige Perle, um den verborgenen Edelstein, um die Prinzessin Djauharah, die Tochter unsres Herrn zu werben, versage mir meine Bitte nicht!«

Samandal verfiel in ein so heftiges Spottgelächter, daß er auf den Rücken fiel und sagte: »O Salih, ich habe dich für einen vortrefflichen, verständigen Mann gehalten, der nur Richtiges und Vernünftiges spricht, was ist deinem Verstand widerfahren, daß du zu solchen abenteuerlichen und gefährlichen Dingen dich herbeiläßt? Hältst du dein Ansehen für groß genug, um die Tochter eines Königs, der Herr über so viele Länder ist, heiraten zu wollen? Hat dein Verstand so abgenommen, daß du solche Worte an mich zu richten wagst?« Salih erwiderte: »Gott erhöhe des Königs Wohl! ich werbe nicht für mich, obgleich auch ich ihr ebenbürtig bin, denn ich bin ja auch ein König und Sohn eines Königs, du weißt ja, daß mein Vater einer der Könige des Meeres war, wie du jetzt König bist; indessen ich werbe für Bedr Basim, den Herrn Persiens, Sohn des Königs Seherman, du kennst ihn und seine Macht, sein Reich ist so groß als das deinige, er ist noch schöner als deine Tochter und vorzüglicher, er ist der gerechteste und ausgezeichnetste Ritter seiner Zeit, gewährst du mir meine Bitte, so tust du, was dir ziemt, wenn aber dein Hochmut dich bewegt, mich abzuweisen, so bist du unbillig und wandelst nicht auf dem rechten Weg, du weißt übrigens, daß die Prinzessin Djauharah heiraten muß, denn ein Weiser hat gesagt: »Für Mädchen gibt es nur die Ehe oder das Grab«, willst du sie aber verheiraten, so kannst du keinen würdigeren Mann für sie finden, als meinen Neffen.«

Als der König diese Worte hörte, geriet er in so heftigen Zorn, daß er ganz die Besinnung verlor und nahezu die Seele seinen Körper verließ. Er schrie Salih an: »Du Hund, wie wagst du es, so mit mir zu reden und meine Tochter in öffentlicher Versammlung zu erwähnen, wie kannst du behaupten, dein Neffe sei ihr ebenbürtig? Wer bist du? Wer ist deine Schwester, wer ist ihr Sohn? War sein Vater mehr als ein Hund?« Er rief dann den Dienern zu: »Haut diesem Elenden den Kopf ab!« Die Diener zogen ihre Schwerter und wollten auf Salih eindringen, dieser flüchtete sich aber nach dem Tor des Schlosses, vor welchem seine Verwandten, sein Gefolge und seine Diener standen, welche tausend Reiter zählten, alle bepanzert und mit Schwert und Lanze bewaffnet, denn seine Mutter hatte sie ihm nachgeschickt, um ihm nötigenfalls beizustehen. Sobald diese von Salih das Vorgefallene hörten, stiegen sie ab, zogen ihr Schwert und drangen mit Salih in das Schloß gegen den König, der, einen solchen Anfall nicht ahnend, auf seinem Thron saß und dessen Diener auch nicht gerüstet waren. Als er daher beim Anblick der Eindringenden, außer sich vor Zorn, seinen Leuten zurief, diese Hunde zu enthaupten, ergriffen sie die Flucht und Salih ließ den König in Ketten legen.

 

Djauharah, welche bei ihrem Erwachen hörte, daß ihr Vater gefangen und seine Leute getötet worden, verließ die Stadt, flüchtete sich auf eine Insel und verbarg sich auf einem hohen Baum. Auch Bedr Basim entfloh, als er von einem Diener hörte, daß im Schloß zwischen den Leuten Salihs und denen des Königs Samandal gekämpft wurde, denn er sah ein, daß dieser Kampf um seinetwillen stattfand und fürchtete, man möchte nach ihm fahnden. Er wußte nicht, wohin sich wenden, aber die Bestimmung trieb ihn auf die Insel, nach welcher sich Djauharah gewendet hatte und er warf sich höchst bestürzt, wie ein Betrunkener, auf die Erde unter den Baum, auf welchem Djauharah saß, um auszuruhen, denn er war ganz erschöpft. Er wußte nicht, daß, wer etwas sucht, oder wer verfolgt wird, keine Ruhe findet, und hatte keine Ahnung von dem, was das geheime Schicksal ihm bestimmt hatte.

Als er so auf seinem Rücken hingestreckt lag und den Blick nach dem Baum warf, begegnete sein Auge dem Djauharahs, die ihm wie der leuchtende Mond erschien. Er rief: »Gepriesen sei der allmächtige Schöpfer dieser wunderbaren Gestalt, bei Gott, wenn ich mich nicht täusche, so ist dies Djauharah, die sich auch hierher geflüchtet hat, als sie von dem Gefecht im Schloß gehört, und ist sie es nicht, so ist sie noch schöner als jene.«

Nach einigem Nachdenken beschloß er, sie zu ergreifen, sie über ihren Zustand zu befragen und um sie zu werben. Ist sie Djauharah selbst, so bin ich ja am Ziel. Er erhob sich alsbald und rief ihr zu: »O du mein höchster Wunsch, wer bist du und wer hat dich hierher gebracht?«

Djauharah warf einen Blick auf ihn herab und fand ihn gleich dem aus schwarzen Wolken hervorleuchtenden Mond, mit hübschem Wuchs und freundlichem Lächeln. Sie sagte: »O du Liebenswürdiger! ich bin die Königin Djauharah, Tochter des Königs Samandal, ich bin hierher geflohen, weil Salih und seine Schar mit meinem Vater gekämpft, seine Truppen geschlagen und ihn selbst gefangen genommen und gefesselt haben; aus Furcht, auch erschlagen zu werden, habe ich mich hierher geflüchtet, und ich weiß noch nicht, was aus meinem Vater geworden.« Als der König dies hörte, dachte er, sehr erstaunt über dieses wunderbare Zusammentreffen: Ohne Zweifel geht mein Wunsch durch die Gefangenschaft ihres Vaters in Erfüllung; dann blickte er sie an und rief ihr zu: »Komm herab zu mir, o Herrin! ich bin ein Opfer der Liebe zu dir und ein Gefangener deiner Augen, unsretwillen ist diese Unruhe und dieser Krieg entstanden. Wisse, ich bin der König Bedr Basim von Persien, Salih, der bei deinem Vater um dich geworben, ist mein Oheim; ich habe mein Königreich um deinetwillen verlassen und nun sind wir hier zusammengetroffen, komme daher zu mir herab, wir wollen miteinander in das Schloß deines Vaters gehen, ich werde Salih bitten, ihn freizulassen, und dich in gesetzlicher Weise heiraten.« Bei diesen Worten dachte Djauharah: Dieser Elende ist die Ursache alles Unglücks, der Gefangenschaft meines Vaters und des Todes seiner Kammerherrn und Diener, sowie meiner Flucht nach dieser Insel, wenn ich keine List gegen ihn gebrauche, wird er sich meiner bemächtigen und seinen Zweck erreichen, denn er ist verliebt und ein Liebender wird entschuldigt, er mag tun was er will. Sie suchte ihn daher durch süße Worte zu täuschen, ohne daß er es ahnte und sagte zu ihm: »Mein Herr, Licht meiner Augen, bist du der König Bedr Basim, Sohn der Königin Gülnar?« Er antwortete: »Ja, meine Herrin.« – »Nun«, fuhr sie fort, »möge Gott die Hand meines Vaters abschneiden, ihn seines Reichs berauben, sein Herz nicht stärken, und es ihm nicht mehr heimlich werden lassen, wenn er einen anderen als einen so schönen und liebenswürdigen Mann, wie du, wünscht. Bei Gott! er hat wenig Verstand. Doch, o König der Zeit, strafe meinen Vater nicht; wenn du mich eine Spanne groß liebst, so mißt meine Liebe eine Elle, ich bin in das Netz deiner Liebe gefallen, und eines deiner Opfer geworden, deine Liebe ist auf mich übertragen worden, und meine Liebe ist doppelt so heftig als die deinige.« Sie stieg dann vom Baum herab, ging auf ihn zu, umarmte und küßte und drückte ihn. Dies vermehrte noch die Liebe Bedr Basims zu ihr, seine Leidenschaft wuchs, denn er glaubte, sie erwidere seine Liebe, er umarmte sie daher, küßte sie und sagte zu ihr: »O Königin, bei Gott, mein Oheim hat von deiner Anmut nicht den vierzigsten Teil geschildert und nicht den vierten Teil von einem Grad.« Hierauf drückte ihn Djauharah wieder an ihre Brust, murmelte einige unverständliche Worte, spie ihm ins Gesicht und sprach: »Verlasse deine Menschengestalt und nimm die eines der schönsten Vögel an, mit weißen Federn, rotem Schnabel und roten Füßen.« Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, als der König die Gestalt eines Vogels annahm, der sich schüttelte und auf seinen Füßen stehend nach Djauharah hinblickte.

Bei dieser war ein Mädchen, welches Mersina hieß. Djauharah sagte ihr: »Bei Gott, wäre mein Vater nicht Gefangener seines Oheims, so hätte ich ihn getötet, aber Gott strafe ihn, daß er so viel Unheil über uns gebracht, doch nun, gutes Mädchen, nimm ihn und trage ihn auf die wasserlose Insel und lasse ihn dort, daß er vor Durst umkomme.« Das Mädchen nahm ihn und brachte ihn nach dieser Insel, als sie aber wieder zurückkehren wollte, dachte sie: bei Gott, dieser schöne und liebenswürdige Mann verdient nicht zu verdursten, sie trug ihn daher von der wasserlosen Insel weg, auf eine andere, welche reich an Bäumen, Früchten und Bächen war, der Prinzessin sagte sie aber, sie habe ihn auf der wasserlosen Insel gelassen.

Soviel was Bedr Basim angeht, was aber seinen Oheim Salih betrifft, so hatte dieser, nach der Verhaftung des Königs, Djauharah aufgesucht und war, als er sie nirgends fand, wieder zu seiner Mutter zurückgekehrt und hatte sie nach seinem Neffen gefragt. Seine Mutter sagte ihm, sie habe keine Kenntnis von seinem Aufenthalt, und wisse nur, daß er, als er von dem Kampf zwischen ihren Leuten und Samandal gehört, aus Angst die Flucht ergriffen habe. Als Salih dies hörte, wurde er sehr traurig, denn das Schicksal Bedr Basims machte ihm Sorge, er fürchtete, er möchte durch die Leute Samandals umkommen, oder durch Djauharah, auch fürchtete er Schlimmes für sich von Gülnar, weil er ihren Sohn ohne ihre Erlaubnis mitgenommen. Er sandte daher seine Leute nach dem Meer und nach anderen Richtungen, um seinen Neffen aufzusuchen, aber sie kamen zurück, ohne eine Spur von ihm entdeckt zu haben, was den Kummer Salihs noch vermehrte.

Gülnar hatte inzwischen eine Anzahl Tage ihren mit Salih weggegangenen Sohn zurückerwartet, als er immer nicht kam, stieg sie ins Meer und begab sich zu ihrer Mutter und erkundigte sich bei ihr nach demselben. Die Alte erzählte ihr, wie er mit Salih zum König Samandal gegangen, der trotz der ihm überreichten Geschenke ihre Werbung mit harten Worten zurückwies, wie sie ihnen dann tausend Mann geschickt, von welchen der König Samandal geschlagen wurde, wie hierauf Bedr Basim, wahrscheinlich aus Furcht, entflohen und seit der Zeit verschwunden sei.

Gülnar erkundigte sich sodann nach ihrem Bruder Salih und ihre Mutter sagte ihr, er habe Samandals Thron eingenommen und nach allen Seiten Leute ausgeschickt, um Bedr Basim und Djauharah aufzusuchen. Gülnar war sehr betrübt und zürnte ihrem Bruder, daß er mit ihrem Sohn, ohne ihr Wissen, ins Meer gestiegen. Dann sagte sie zu ihrer Mutter: »Da ich von zu Hause abgereist bin, ohne jemandem etwas davon zu sagen, so fürchte ich, wir könnten bei einer längeren Abwesenheit unser Reich verlieren, darum will ich heimkehren und die Regierungsangelegenheiten besorgen, bis Gott alles ordnen wird, versäumt ihr inzwischen nichts, um meinen Sohn zu retten, denn sein Tod wird auch der meinige sein, ich sehe die Welt nur in ihm und er ist die einzige Freude meines Lebens.« Nachdem sie ihr die Versicherung gegeben, daß auch ihnen seine Abwesenheit großen Schmerz bereite und sie nochmals Leute ausgeschickt hatten, um ihn auszukundschaften, kehrte Gülnar mit betrübtem Herzen und weinenden Augen in ihr Reich zurück.

Bedr Basim, der, wie oben erwähnt, in der Gestalt eines Vogels auf einer Insel gelassen wurde, wußte nicht, wohin sich wenden. Nachdem er manche Tage und Nächte, von Früchten sich nährend, hier zugebracht hatte, kam ein Jäger aus der Stadt, der von der Jagd lebte, auf die Insel. Als er den König in der Gestalt eines Vogels mit weißem Kopf und rotem Schnabel und roten Füßen sah, gefiel er ihm so sehr, daß er sein Netz nach ihm auswarf und ihn fing und nach der Hauptstadt brachte, um ihn zu verkaufen. Ein Bewohner der Stadt, der ihm begegnete, fragte nach dem Preis des Vogels. Der Jäger fragte ihn, was er damit tun wolle; als jener antwortete, ihn schlachten und essen, sagte der Jäger: »Wer kann es über sein Herz bringen, einen solchen Vogel zu schlachten und zu essen?« – »Nun«, versetzte jener, »wozu soll ihn denn jemand kaufen, du Tor?« Da sagte der Jäger: »Ich werde ihn dem König schenken, der wird Wohlgefallen daran finden und mir ihn über seinen Wert bezahlen, denn ich bin ein Jäger und habe in meinem Leben keinen so schönen Vogel gesehen, du aber wirst mir höchstens einen Drachmen dafür geben, bei Gott, ich verkaufe ihn nicht.« Der Jäger trug hierauf den Vogel in den königlichen Palast und er gefiel dem König so gut, daß er einen Diener schickte, um ihn zu kaufen. Der Jäger sagte: »Ich mache ihn dem König zu Geschenk.« Der König nahm den Vogel und ließ dem Jäger zehn Dinare geben, welcher, die Erde küssend, sich wieder entfernte.

Der Vogel wurde in einem schönen Käfig im königlichen Palast aufgehängt und man gab ihm zu essen und trinken. Dem König gefiel der Vogel sehr gut, er ließ den Käfig vor sich hinstellen, bemerkte aber, daß der Vogel das Futter nicht berührt hatte, und er sagte: »Bei Gott, ich möchte wissen, was wohl dieser Vogel frißt;« er ließ daher einen Tisch mit Speisen vortragen, aß selbst davon und siehe da, der Vogel aß auch Fleisch, Gemüse, Süßigkeiten und Früchte, worüber der König sowohl als alle Anwesenden nicht wenig erstaunten. In meinem Leben, sagte der König zu seiner Umgebung, habe ich keinen Vogel gesehen, der von solchen Speisen sich nährt, und er ließ seine Gemahlin rufen, damit sie sich auch an diesem Tier ergötze. Als man der Königin dies meldete, kam sie herbei, sobald sie aber den Vogel näher betrachtete, bedeckte sie ihr Gesicht und wollte zurückgehen. Der König fragte sie, warum sie ihr Gesicht bedecke und sich abwende. da doch nur ihre Diener und Sklavinnen anwesend wären? Sie antwortete: »Dies ist kein Vogel, sondern ein Mensch wie du.« – »Du lügst oder scherzest mit mir«, sagte der König. Hierauf versetzte die Königin: »Bei Gott, ich sage die Wahrheit und scherze nicht, dieser Vogel ist der König Bedr Basim, Sohn Gülnars und König von Persien, welchen Djauharah, die Tochter des Königs Samandal, verzaubert hat, weil sein Oheim Salih um sie für ihn geworben und ihn besiegt und gefangen genommen hat.« – Die Königin war nämlich die größte Zauberin ihrer Zeit. – Der König war sehr erstaunt über ihre Worte und beschwor sie, den Zauber zu lösen und Bedr Basim nicht länger in dieser peinlichen Lage zu lassen. »Möge Gott«, rief er, »die Hand dieser Elenden, Gottlosen, abschneiden, die voller List und Trug ist!« Der König ließ den Vogel in die Schatzkammer bringen, die Königin verschleierte sich dann, warf ihr Obertuch um, ging auch mit einer Tasse Wasser in die Schatzkammer, murmelte einige unverständliche Worte darüber, bespritzte ihn damit und sagte: »Bei diesen heiligen Namen und edlen Beschwörungen, bei dem erhabenen Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, der die Toten belebt und die Lebenden tötet, der des Menschen Lebensziel und Unterhalt bestimmt, verlasse diese Gestalt und nimm wieder die an, in welcher dich Gott geschaffen!« Kaum hatte sie diese Worte vollendet, so schüttelte sich der Vogel und wurde wieder Mensch. Der König sah den schönsten Mann auf Erden vor sich und Bedr Basim rief: »Es gibt keinen Gott, außer Allah, Mohammed ist ein Gesandter Gottes. Gepriesen sei der Schöpfer, der aller Geschöpfe Lebensdauer und Unterhalt bestimmt.« Er küßte dann die Hände des Königs und dankte ihm; dieser küßte Bedr Basims Hände und ließ sich von ihm seine ganze Geschichte erzählen, und als er sie bis zu Ende mit großem Erstaunen angehört hatte, fragte er ihn, was er nun zu tun beabsichtige. Er antwortete: »Da ich schon lange von meiner Heimat fern bin und fürchte, ich möchte um mein Reich kommen, und meine Mutter vor Gram über die Trennung von mir und die Ungewißheit über mein Schicksal gestorben sein, so bitte ich den König, seine Güte gegen mich zu vollenden und mich auf einem mit allem Nötigen versehenen Schiff in meine Heimat bringen zu lassen.« Dem König gefiel Bedr Basims Anmut und Beredsamkeit so sehr, daß er ihm seinen Wunsch gewährte und alsbald ein Schiff für ihn ausrüsten ließ und ihm auch eine Anzahl von seinen Dienern mitgab. Bedr Basim nahm Abschied, bestieg das Schiff und hatte zehn Tage lang günstigen Wind, am elften aber wurde das Meer so stürmisch, daß das Schiff von den Wellen hin— und her geschoben wurde und die Matrosen es ihrem Spiel überlassen mußten, und es wurde gegen einen Felsen getrieben, an dem es zerschellte. Die ganze Mannschaft ertrank, nur Bedr Basim rettete sich auf einem Balken, der drei Tage lang vom Winde herumgetrieben, am vierten aber an das Ufer geschleudert wurde. Bedr Basim erblickte eine weiße Stadt, sehr schön gebaut, mit hohen Pfeilern und Mauern, welche das Meer bespülte. Er freute sich sehr darüber, denn er war nahe daran, vor Hunger und Durst umzukommen. Als er aber ans Land steigen wollte, kamen ihm Maulesel, Esel und Pferde, wie der Sand des Meers, entgegen, die ihn schlugen und nicht nach der Stadt gehen ließen. Er schwamm daher um die Stadt herum und stieg hier ans Land, war aber sehr erstaunt, als er keinen Menschen fand und dachte: »Wem mag wohl diese Stadt gehören und diese Tiere, die mich nicht in die Stadt ließen?« Während er in Gedanken vertieft vorwärts ging, ohne zu wissen wohin, sah er auf einmal einen alten Gemüsehändler vor sich, den er begrüßte. Der Alte erwiderte seinen Gruß und da er einen hübschen jungen Mann vor sich sah, fragte er ihn, wo er herkomme und was ihn in diese Stadt führe, Bedr Basim erzählte ihm seine ganze Geschichte und der Alte fragte wieder, ganz erstaunt, ob er auf seinem Weg niemandem begegnet sei, und als Bedr Basim diese Frage verneinte und seine Verwunderung darüber aussprach, daß er diese Stadt so menschenleer finde, sagte der Alte: »Geh mit mir in meinen Laden, sonst gehst du zugrund.« Er brachte ihm dann etwas zu essen, führte ihn in das Innere des Ladens und dankte Gott, der ihn aus der Gewalt dieser Teufelin befreit. Bedr Basim fürchtete sich sehr, und nachdem er etwas gegessen und seine Hände gewaschen hatte, sagte er dem Alten: »Du hast mir große Furcht eingeflößt vor dieser Stadt und ihren Bewohnern« und bat ihn, sich deutlicher auszusprechen. Da sagte der Alte: »Wisse, mein Sohn, diese Stadt ist eine Zauberstadt, die Königin, welche schön wie der Vollmond ist, ist auch die gewandteste und listigste Zauberin der Welt, was du für Esel, Maulesel und Pferd gehalten hast, sind verzauberte Menschen wie wir, es sind Fremde, die hierhergekommen sind, an welchen diese ungläubige Zauberin vierzig Tage sich ergötzt und die sie dann verzaubert hat, so verfährt sie mit allen jungen Männern, die in die Stadt kommen, darum haben diese vermeintlichen Tiere dir zu verstehen gegeben, daß du hier nicht ans Land steigen sollst, denn sie bemitleideten dich und fürchteten, diese Verruchte möchte mit dir wie mit ihnen verfahren. Sie heißt Lab, das heißt: Berechnung der Sonne.«

 

Als Bedr Basim dies hörte, zitterte er vor Furcht wie ein vom Winde bewegtes Rohr und sagte: »Kaum glaubte ich mich von dem ersten Elend befreit, in das mich eine Zauberin gestürzt hat, so treibt mich das Schicksal nach einem noch abscheulicheren Ort.« Als der Alte ihn so ängstlich sah, sagte er zu ihm: »Setze dich an die Schwelle des Ladens und sieh dir diese Leute, und ihre Farbe, und ihre Tracht an und fürchte nichts, denn die Königin und alle Bewohner der Stadt lieben und achten mich und betrüben mich nicht.« Bedr Basim tat dies und sah unzählbare Menschen vorübergehen und einige sagten zu dem Alten: »Ist dies dein Gefangener und deine heutige Jagd?« Er aber antwortete: »Es ist mein Neffe, den ich aus Liebe zu ihm, nach dem Tod seines Vaters, zu mir kommen ließ.« Die Leute sagten: »Es ist ein hübscher Mann, wir fürchten, die Königin Lab möchte ihn zu sich nehmen.« Der Alte antwortete: »Die Königin liebt und ehrt mich, sie wird ihm nichts zuleid tun, wenn sie weiß, daß er mein Neffe ist.«

Bedr Basim brachte einen ganzen Monat bei dem Gemüsehändler zu, der ihn liebte und gut bewirtete. Eines Tages, als er wie gewöhnlich vor dem Laden saß, kamen tausend Diener vorüber, mit vergoldeten, gezogenen Schwertern, sie trugen kostbare Kleider, und Gürtel mit Edelsteinen besetzt, ritten auf arabischen Pferden und grüßten den Alten. Ihnen folgten tausend Mamelucken mit entblößtem Schwertern, die gleichfalls den Alten grüßten. Dann kamen tausend Mädchen wie der Mond, die verschiedenfarbige seidene Atlaskleider trugen, welche mit Gold durchwirkt und mit Edelsteinen und Hyazinthen geschmückt waren, sie waren mit Lanzen bewaffnet und in ihrer Mitte ritt ein Mädchen auf einem arabischen Pferd, mit goldenem, juwelenbesetztem Sattel. Auch sie grüßten, als sie dem Laden des Alten sich näherten und zogen vorüber. Dann kam mit glänzendem Gefolge die Königin Lab und ging auf den Laden zu, vor welchem Bedr Basim saß. Sie fand ihn schön und anmutig, daß sie ganz außer sich vor Liebe geriet und alsbald abstieg und den Alten fragte, woher er diesen hübschen Jüngling habe. Er sagte auch ihr, er sei sein Neffe. Da bat sie ihn, ihm zu gestatten, daß er die Nacht bei ihr zubringe. Der Alte ließ sie schwören, daß sie ihm nichts zuleid tun und ihn nicht verzaubern werde. Sie schwor und ließ ihm ein schönes Pferd mit goldenem Zaum und Sattel vorführen, schenkte dem Alten tausend Dinare und sagte ihm: »Hilf dir damit!« Dann ritt sie an der Seite Bedr Basims nach dem Schloß und alle Leute bemitleideten ihn und sagten: »Bei Gott, dieser schöne Jüngling verdient nicht, daß ihn diese Verruchte bezaubere.« Bedr Basim hörte diese Worte und ergab sich in den Willen Gottes.

Als sie vor das Tor des Palastes kamen, entließ die Königin alle Emire und Vornehmen des Reiches, sobald sie abgestiegen waren und begab sich mit ihren Dienern und Sklavinnen in den Palast, dessen Mauern von Gold waren und in dessen Mitte ein Garten mit einem wasserreichen Teich war. In diesem Garten waren Vögel, welche in allen Sprachen zwitscherten, die einen in heiteren, die anderen in melancholischen Tönen, auch hatten sie allerlei Gestalt und Farbe. Als der König diese königliche Pracht sah, rief er: »Gepriesen sei Allah, dessen Güte und Milde auch den so beschenkt, der etwas außer ihm anbetet.« Die Königin ließ sich auf einem Sofa von Elfenbein mit hohen Matratzen an einem Gitter nieder, von welchem man Aussicht in den Garten hat, der König setzte sich neben sie und sie küßte und drückte ihn. Sie ließ dann einen goldenen, mit Perlen und Edelsteinen beschlagenen Tisch vortragen, auf welchem allerlei Speisen standen, sie aßen, bis sie satt waren und wuschen sich die Hände, dann wurden silberne, goldene und kristallene Trinkgefäße gebracht und allerlei Blumen und trockene Früchte aufgestellt, auch kamen zehn schöne Mädchen herein, welche allerlei Instrumente trugen. Die Königin füllte einen Becher mit Wein, trank ihn aus, schenkte wieder ein und reichte ihn Bedr Basim, so tranken sie miteinander fort, bis sie genug hatten, dann sangen die Mädchen, auf Befehl der Königin, allerlei Melodien, und Bedr Basim glaubte, der ganze Palast tanze vor Entzücken mit ihm herum, sein Verstand war gefesselt, seine Brust dehnte sich aus, er vergaß, daß er in der Fremde war und dachte: diese Königin ist eine schöne Frau, ich werde mich nie von ihr trennen, ihr Reich ist größer als das meinige und sie ist noch schöner als Djauharah.