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Tausend Und Eine Nacht

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»Der Tag der Trennung hat mein Herz gebrochen, Gott breche auch dem Trennungstag das Herz! Wenn nur noch ein Tag der Vereinigung wiederkehrte, daß ich ihm berichte, was der Trennungstag getan.«

Das Reh wurde sehr betrübt, doch bewog es den Pfau, noch einige Zeit auf der Insel zu bleiben, und sie wohnten vergnügt und sicher beisammen und hatten keinen anderen Kummer, als den Verlust der Ente. Eines Tages sagte das Reh zum Pfau: »Du siehst, daß wir unsern Verlust nur den Menschen zu verdanken haben, die aus dem Schiff gestiegen sind, sei also stets auf deiner Hut gegen ihre List.« Aber der Pfau erwiderte: »Ich weiß ganz bestimmt, daß nur die Vernachlässigung des göttlichen Lobes die Ente ins Verderben gestürzt, denn jedes Geschöpf ist verpflichtet, Gott zu preisen, und wer dies unterläßt, wird dafür bestraft.« Das Reh dankte dem Pfau für diese Ermahnung und fing an, den ganzen Tag den Schöpfer zu loben und immer zu rufen: »Gepriesen sei der Richter, der Herr der Kraft und der Macht!«

Auch erzählt man: Vor alten Zeiten wohnte ein Einsiedler allein auf einem Berg, wo er kein lebendiges Wesen, als ein Paar Tauben, bei sich hatte, mit denen er sehr befreundet war, deren ganze Lebensweise er kannte und deren Lobeserhebungen er deutlich vernahm. Dieser Einsiedler teilte seine Nahrung mit den Tauben, die sich bald vermehrten, weil er oft für die Verbreitung ihrer Nachkommen betete. So lange der Einsiedler lebte, hörten die Tauben nicht auf, Gott zu preisen und zu rufen: »Gepriesen sei der Schöpfer, der jedem Geschöpf seinen Lebensunterhalt angewiesen, gepriesen sei der Erbauer des Himmels und der Gründer der Erde!« Als aber Gott den Einsiedler zu sich nahm und die Tauben nicht mehr an ihr göttliches Lob ermahnt wurden, da hatte auch bald ihr Wohlstand ein Ende, sie wurden getrennt und zerstreut in Städten und Flecken, auf Bergen und in Ebenen.

So wird auch erzählt: Es wohnte einst auf einem Berg ein sehr verständiger, religiöser und tugendhafter Hirt, der von der Milch und Wolle seiner Herde lebte. Der Berg, den er bewohnte, war sehr waldig und beherbergte viele wilde Tiere, doch konnten sie weder dem Hirten, noch seiner Herde etwas zuleide tun; er lebte daher in größter Sicherheit und Sorgenlosigkeit auf diesem Berg, unbekümmert um weltliche Angelegenheiten und bloß in der Verehrung Gottes selig. Einst wurde er sehr krank, so daß er seine Höhle nicht mehr verlassen konnte; seine Herde ging indessen jeden Tag auf die Weide und kehrte abends zur Höhle zurück. Aber Gott wollte den Einsiedler prüfen, er schickte ihm daher einen Engel in der Gestalt einer sehr schönen Frau, die sich zu ihm setzte. Als der Einsiedler sie sah, zitterte sein ganzer Körper und er sagte ihr: »Was ruft dich hierher? Was haben wir miteinander gemein, daß du zu mir kommst?« Sie antwortete: »O Mensch! siehst du nicht, wie reizend und schön ich bin und welchen Wohlduft ich verbreite? Weißt du nicht, wie sehr du einer weiblichen Pflege bedarfst? Warum willst du mich denn verstoßen? Was schadet dir meine Gesellschaft, da mir doch deine Nähe so teuer ist, daß ich dir alles gewähren und gar nichts versagen will? Wir haben ja hier niemanden zu fürchten, wir sind ja allein und du wohnst ja so einsam auf diesem Berg, daß es dir nur erwünscht sein kann, ein weibliches Wesen bei dir zu haben, das dich bedient; du wirst auch sehen, daß du durch meine Nähe gewiß bald wieder gesund wirst, und es tief bereuen, solange abgesondert von Frauenzimmern gelebt zu haben; komm zu mir und folge meinem Rat.« Der Hirt antwortete: »Verlaß mich, du trügerisches Weib! ich mag deine Nähe und deine Liebe nicht; wer sich hier seiner Leidenschaft hingibt, dem bleibt jene Welt verschlossen; nur wer hier allen Freuden entsagt, dem werden die des Paradieses zu teil; wehe dem, der durch deine Nähe in Versuchung kommt und von deinen Liebkosungen sich täuschen läßt.« – Darauf erwiderte der Engel: »O Frauenfeind, der du vom rechten Wege abirrst, sieh mich nur an und ergötze dich an meinen Reizen, wie schon andere weise Männer vor dir getan, die besser und erfahrener als du waren; laß ab von deinem Eigensinn, du wirst es sonst bereuen.« Aber der Hirt versetzte: »Du bist ein trügerisches Weib, ich werde fortleben in meiner Enthaltsamkeit und Gott zu Hilfe rufen gegen jede Gemeinschaft mit dir; wie manchen Frommen magst du schon verführt haben, den dann ewiges Unheil traf. Laß mich also, du verworfenes Weib!« Er warf dann seinen Mantel um sein Gesicht, daß er sie nicht mehr sah, und betete zum Herrn.

Als der Engel die unerschütterliche Frömmigkeit des Hirten sah, zog er sich zurück und stieg wieder in den Himmel. In der Nähe des Einsiedlers war ein Flecken, in welchem auch ein sehr frommer Mann wohnte. Dieser hörte nachts im Traum eine Stimme, welche ihm zurief: »Auf dem Berg in deiner Nähe hält sich ein gottesfürchtiger Einsiedler auf, besuche ihn und tue, was er dir sagt.« Am folgenden Morgen machte er sich auf den Weg, um ihn aufzusuchen; des Mittags ließ er sich unter einem Baum neben einer Wasserquelle nieder, um ein wenig auszuruhen. Da kamen viele wilde Tiere und Vögel, um an der Quelle zu trinken, sie entflohen aber und kehrten wieder um, als sie den frommen Mann sahen. Da dachte er: Mein Aufenthalt hier verscheucht die Tiere und die Vögel, ich will ihnen nicht länger im Wege sein. Er stand daher auf und machte sich Vorwürfe, diese Tiere und Vögel, die doch auch Geschöpfe Gottes, wie er, seien, von der Quelle vertrieben zu haben, und ging gebeugt fort, bis er zum Hirten kam. Dieser bewillkommte und umarmte ihn und fragte, was ihn hierher gebracht, an einen Ort, der von keinem Menschen sonst betreten wird? Der gottesfürchtige Fremde antwortete: »Eine Stimme hat mir im Traume deinen Ort bezeichnet und mir befohlen, zu dir zu wandern und dich zu grüßen.« Der Hirt freute sich mit dem Fremden, nahm ihn gut auf und lebte in seiner Gesellschaft, bis der Tod sie trennte; so belobte ihn Gott für seine Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung.

Der König sagte zu Schehersad: »Diese Erzählung läßt mich alles Unrecht bereuen, das ich in meinem Königreich ausgeübt, und den Tod so vieler Mädchen bereuen; erzähle mir nun wieder etwas von den Vögeln.« Da begann Schehersad: »Ich will dir von der Freundschaft zwischen einem Raben und einer Katze erzählen, woraus man sehen kann, wie ein treues und festes Zusammenhalten gegen jede Gefahr schützt.«

Ein Rabe und eine Katze, welche lange in bestem Einverständnis lebten, unterhielten sich eines Tages unter einem Baum miteinander; da kam auf einmal ein Tiger auf den Baum zu; der Rabe flog gleich auf den Gipfel des Baumes, aber die Katze wußte nicht, wie sich retten. Da fragte sie den Raben, ob er ein Rettungsmittel wisse. Er antwortete: »In der Gefahr kann nur Freundschaft erprobt werden.« Er flog sogleich vom Baum weg auf einen Weideplatz, der in der Nähe war, wo Hirten mit ihren Hunden sich herumtrieben. Er ließ sich auf den Boden nieder, so daß seine Flügel die Erde berührten, und fing an zu schreien und zu lärmen und einem der Hunde die Flügel ins Gesicht zu schlagen und sich dann wieder ein wenig zu erheben. Der Hund folgte ihm, und auch der Hirt, der den Vogel so nieder fliegen sah, kam mit den anderen Hunden nach; so lockte sie der Rabe, immer ganz nahe an der Erde fliegend, bis zu dem Baume hin, wo der Tiger war. Als die Hunde den Tiger sahen, vergaßen sie den Raben und sprangen auf den Tiger los, der die Flucht ergreifen mußte und in seiner Hoffnung, die Katze zu fressen, getäuscht wurde. So wurde die Katze durch die List ihres Freundes, des Raben, gerettet. Du siehst, o König! was wahre Freundschaft vermag.

Dritter Band

Geschichte des Prinzen Bedr von Persien und der Prinzessin Giauhare von Samandal

Ein König von Persien, Seherman genannt, herrschte lange Jahre glücklich und ungestört. Nur in einem einzigen Punkte fühlte er sich unglücklich; er war nämlich schon sehr bejahrt, und von seinen hundert Frauen hatte ihm keine einen Prinzen und Nachfolger geboren. Eines Tages, als er in Trauer versunken darüber nachdachte, wie nun der größere Teil seines Lebens dahingeschwunden, ohne daß ihm ein Sohn gezeugt worden, der einst den Thron von ihm erben könnte, meldete ihm ein Verschnittener, es sei ein Kaufmann vor der Tür und bitte um die Erlaubnis, ihm eine Sklavin vorzustellen. »Man lasse ihn eintreten«, sagte der König. Der Kaufmann trat mit der Sklavin herein, die von schlankem Wuchs war, wie eine biegsame Lanze, und einen gestickten Schleier über ihrem Angesicht hatte. Als der Kaufmann den Schleier weghob, strahlte der ganze Saal von dem Glanz ihrer Schönheit. Ihr Haar hing in sieben Flechten wie ein Roßschweif bis zu den Knöcheln herunter, ihre Augen waren mit Kohel bemalt, schlank war ihre Taille und stark ihre Hüften. Ihr Anblick konnte jeden Kranken heilen und die Glut jedes Durstigen löschen. Sie war wie ein Dichter sagte:

»Ich liebe sie, ihre Schönheit ist vollkommen, Ernst und Würde ziert sie. Sie ist weder zu groß noch zu klein, doch so vollkommen, daß ihr Übertuch sie nicht umspannen kann. Ihr Wuchs ist voll Ebenmaß, nichts ist zu lang oder zu kurz an ihr. Ihr schwarzes Haar reicht über die Knöchel herunter, doch leuchtet ihr Gesicht stets wie der Tag.«

Der König bewunderte ihre Schönheit und ihre Anmut, ihren Wuchs und ihr Ebenmaß, und fragte den Kaufmann nach ihrem Preis.

»Herr!« antwortete der Kaufmann, »ich habe sie um zweitausend Goldstücke gekauft, und meine Reisekosten betragen ebensoviel; denn ich bin schon drei Jahre unterwegs. Wenn sie dir gefällt, so bitte ich dich, sie als Geschenk von mir anzunehmen.« Der König schenkte ihm ein kostbares Ehrenkleid und ließ ihm zehntausend Dinare ausbezahlen. Der Kaufmann nahm das Geld mit Dank an und küßte dem König die Hände und entfernte sich.

Der König übergab die Sklavin den Kammermädchen und sagte ihnen: »Sorget aufs beste für den Putz dieses Mädchens, machet ihr ein besonderes Zimmer zurecht und versehet sie mit allem Nötigen!«

 

Die Hauptstadt des Reichs, in welcher der König residierte, lag an der Meeresküste und hieß: »Die weiße Stadt.« Die Fenster des Zimmers, in welches die Sklavin gebracht wurde, gingen auf das Meer. Als der König sie besuchte, stand sie nicht vor ihm auf und beachtete ihn gar nicht. Der König dachte: die muß wohl bei Leuten gewesen sein, die wenig Bildung haben. Indessen bewunderte er ihre Schönheit, ihre Anmut, ihren reizenden Wuchs und ihr Gesicht, das dem Vollmond oder der hell leuchtenden Sonne glich und pries den Schöpfer. Er näherte sich ihr dann, umarmte und küßte sie, ließ die köstlichsten Speisen auftragen und aß mit ihr, ohne daß sie ein Wort sprach. Selbst als der König sie nach ihrem Namen fragte, gab sie keine Antwort, sondern neigte stets ihr Haupt zur Erde und nur ihre außerordentliche Schönheit und Anmut schützte sie vor dem Zorn des Königs. Er dachte: Gepriesen sei Allah, der Schöpfer dieses Mädchens, wie lieblich ist sie, wie schade, daß sie nicht spricht, doch nur Gott ist vollkommen. Der König fragte dann die Dienerinnen und Kammermädchen, ob die Sklavin mit ihnen spreche, aber auch sie hatten noch kein Wort von ihr vernommen. Der König befahl dann einigen Sklavinnen, sie mit Gesang zu unterhalten und mit ihr zu spielen, um sie zum Sprechen zu bringen, aber so sehr sie sich auch bemühten, vor ihr zu musizieren und zu singen, verharrte sie in ihrem Schweigen. Der König war sehr betrübt darüber, doch fesselten ihn ihre Reize so sehr, daß er ihr seine ganze Liebe schenkte und sie allen anderen Frauen vorzog.

Nachdem er so ein ganzes Jahr mit ihr gelebt hatte, ohne daß sie den Mund zum Sprechen geöffnet hätte, sagte er ihr: »O Herzenslust! meine Liebe zu dir ist so mächtig, daß ich um deinetwillen von allen meinen Frauen und Sklavinnen getrennt lebe und in dir allein mein Glück auf der Welt finde. Ich habe ein ganzes Jahr Geduld mit dir gehabt, nun möge aber Gott dein Herz erweichen, so daß du auch mit mir sprechest, oder solltest du etwa stumm sein, so gib mir durch ein Zeichen zu verstehen, damit ich nicht vergebens länger hoffe. Auch wünsche ich, daß mir Gott einen Sohn von dir schenke, der mein Reich erbe, denn ich bin schon alt und kinderlos. Ich beschwöre dich bei Gott, wenn du sprechen kannst, so laß mich nur ein Wort aus deinem Mund vernehmen.« Die Sklavin neigte ihr Haupt nachdenkend zur Erde, dann hob sie es auf, lächelte den König an, so daß er glaubte, ein Blitzstrahl erleuchte das Zimmer und sprach: »O großmütiger König, tapferer Löwe! Gott hat dein Gebet erhört, ich bin gesegneten Leibes und die Zeit meiner Entbindung ist nahe, darum breche ich auch mein Schweigen, doch weiß ich nicht, ob ich einen Sohn oder eine Tochter gebären werde.« Als der König dies hörte, strahlte sein Gesicht vor Freude, und im Übermaß seines Glücks küßte er ihr Haupt und ihre Hände und rief: »Gepriesen sei Gott, der meine Wünsche erfüllt hat, indem er dich sprechen und mir verkünden läßt, daß ich ein Kind von dir zu erwarten habe.« Er machte sich dann auf, bestieg seinen Thron und befahl seinem Vezier, aus Dankbarkeit gegen Gott den Armen, Bedürftigen und Witwen hunderttausend Dinare zu verteilen. Dann begab er sich wieder zu seiner Sklavin, umarmte sie und sagte ihr: »O meine Herrin und Gebieterin, warum hast du ein ganzes Jahr kein Wort mit mir gesprochen?« Sie antwortete: »Höre, o König der Zeit! wisse, ich bin fremd, mein Herz ist zerknirscht, denn ich bin von meiner Mutter, meiner Familie und meinem Bruder getrennt.« Der König, der wohl merkte, was sie sagen wollte, erwiderte: »Nenne dich nicht arm und fremd, denn was ich besitze, ist dein Eigentum und ich selbst bin dein Sklave; was die Trennung von den Deinigen angeht, so sage mir, wo sie sind, und ich will sie zu dir bringen lassen.« Die Sklavin versetzte: »Wisse, o glückseliger König, mein Name ist Gülnar vom Meer, mein Vater war einer der Könige des Meeres und hinterließ uns nach seinem Tode sein Reich, da kam aber ein anderer König, der unser Königreich uns wegnahm. Meine Mutter ist eine von den Frauen des Meeres, und mein Bruder, welcher Salih heißt, hatte einst Streit mit mir, da schwor ich, daß ich das Meer verlassen und mit einem Mann vom Land leben würde. Ich setzte mich bei Mondschein an das Ufer einer Insel, da kam ein Mann vorüber, der mich in seine Wohnung schleppte und umarmen wollte, ich schlug ihn aber auf den Kopf, daß er beinahe tot niedersank, darum verkaufte er mich dem Mann, von dem du mich gekauft hast, und der ein sehr frommer, würdiger und guter Mann war. Hättest du mich nicht so geliebt und allen anderen Frauen und Sklavinnen vorgezogen, so wäre ich keine Stunde bei dir geblieben, sondern hätte mich von diesem Fenster aus ins Meer gestürzt und wäre wieder zu den Meinigen zurückgekehrt. In meinem jetzigen Zustand kann ich es aber um so weniger, als sie Schlimmes von mir denken und mir nicht glauben würden, daß mich ein König für Geld gekauft und als sein Glück in dieser Welt betrachtet, selbst wenn ich meine Worte durch einen Eid besiegeln würde. Das ist meine Geschichte. Heil über dich!«

Als der König dies vernahm, lobte er sie und küßte sie zwischen die Augen und sagte: »Bei Gott, o meine Herrin! Licht meiner Augen! ich kann keine Stunde getrennt von dir leben, wenn du mich verläßt, so sterbe ich alsbald, was soll nun geschehen?« Sie erwiderte: »O mein Herr! die Zeit meiner Niederkunft ist nahe, meine Familie muß hierher kommen, denn die Frauen vom Lande wissen so wenig den Frauen vom Meer bei ihrer Entbindung beizustehen, als die vom Meer denen vom Lande. Da fragte der König: »Aber wie können sie im Meer gehen, ohne naß zu werden?« Darauf antwortete sie: »Wir gehen im Meer, wie ihr auf trockenem Lande, durch den Segen der Namen, welche auf dem Siegel Salomos, des Sohnes Davids (Heil über beide!) stehen; ich will nun meine Leute herrufen und ihnen sagen, daß du mich für Geld gekauft und mir viel Gutes erwiesen hast, und daß du ein König, Sohn eines Königs bist, und dann werden sie meinen Worten glauben.« Als der König seine Einwilligung gab, fuhr sie fort: »Wisse, o König der Zeit, wir wandeln mit offenen Augen im Meer umher, ohne daß es uns schadet, und sehen alles, was darin ist, auch sehen wir die Sonne, den Mond, die Sterne und den Himmel, als wären wir auf der Oberfläche der Erde. Im Meer selbst leben viele Völkerschaften und Gattungen von verschiedener Gestalt wie auf dem Lande und noch viel mehr.« Hierauf zog sie zwischen ihren Schultern ein Stück Aloeholz hervor, zündete ein Weihrauchgefäß an, legte das Aloeholz auf das Feuer, pfiff laut hinein, murmelte einige unverständliche Worte, da erhob sich ein starker Rauch und sie sagte zum König, der ihr zusah: »Geh, mein Herr, verbirg dich in einem Kabinett, damit ich dir meine Mutter und meinen Bruder zeige, ohne daß sie dich bemerken, du sollst bald Wunder sehen, und Geschöpfe Gottes von verschiedenartiger Gestalt.« Der König ging ins Kabinett und Gülnar sagte einige Beschwörungsformeln über das Räucherwerk her, und siehe da, das Meer fing an zu toben und zu schäumen und es stieg ein schöner Jüngling, wie der hellscheinende Mond hervor, mit leuchtender Stirne, rosigen Wangen und Zähnen wie Perlen, der die größte Ähnlichkeit mit seiner Schwester hatte. Ihm folgte ein altes grauhaariges Weib und fünf junge Mädchen wie der Vollmond, die auch Ähnlichkeit mit Gülnar hatten. Der König konnte sehen, wie sie auf der Oberfläche des Wassers einhergingen, bis sie in die Nähe des Fensters kamen, an welchem Gülnar saß. Diese stand vor Freude auf, als sie sie erblickte, und als sie in ihr Gemach traten, umarmten und küßten sie sich und vergoßen viele Tränen. Dann sagten ihre Verwandten zu ihr: »Wie konntest du uns vier Jahre lang verlassen, ohne daß wir wußten, wo du dich aufhältst? der Schmerz über die Trennung von dir war so groß, daß uns die ganze Welt zu eng schien, und daß uns weder Speise noch Trank schmeckte, denn wir mußten vor Sehnsucht nach dir Tag und Nacht weinen.« Gülnar küßte sie nochmals und auf ihre Fragen nach ihrem Zustande erzählte sie ihnen, wie sie verkauft wurde und wie der König sich so liebevoll gegen sie benehme. Als ihr Bruder dies hörte, sagte er: »Gepriesen sei Gott, der uns wieder vereint hat, doch nun mache dich auf und kehre wieder mit uns in deine Heimat zurück!« Bei diesen Worten verlor der König nahezu den Verstand, denn er fürchtete, die Sklavin möchte ihrem Bruder folgen, ohne daß er es verhindern könnte, während er sie doch leidenschaftlich liebte und so glücklich war, seitdem er wußte, daß sie bald Mutter werden sollte; mit größter Angst dachte er an eine Trennung von ihr. Aber Gülnar sagte ihrem Bruder: »Bei Gott, der Mann, der mich gekauft hat, der Herr dieser Stadt, ist ein großer König, auch ist er ebenso reich, als klug und edelmütig, er erweist mir alles Gute und vom Tage, an dem ich zu ihm gekommen, bis jetzt, habe ich kein kränkendes Wort von ihm gehört, er tut mir alles zulieb und unterrichtet mich von allem, was er unternimmt, so daß ich in vollkommenstem Glück mit ihm lebe. Er kann sich keine Stunde von mir trennen und würde sterben, wenn ich ihn verließe. Auch mir würde eine Trennung den Tod bringen, so sehr liebe ich ihn, denn ich nehme bei diesem mächtigen und hochgeehrten König eine Stellung ein, wie mir sie mein Vater, wenn er noch lebte, nicht einräumen könnte. Zudem hat der König keine Nachkommen und hat schon lange Gott um einen Sohn angefleht, der einst sein Reich erben könnte und seinen unermeßlichen Besitz, nun bin ich schwanger und danke Gott dafür, daß er mir, der Tochter eines Königs vom Meer, einen Gatten gegeben, welcher König vom Lande ist, Gott hat mir dadurch Gutes erwiesen und mich nicht verlassen.«

Diese Worte erfreuten ihren Bruder, ihre Mutter und ihre Cousinen und sie sagten zu ihr: »O Gülnar, du weißt, wie sehr wir dich verehren, mehr als jeden andere, und wie wir dir ein sorgenloses, ruhiges Leben wünschen; findest du dies hier, so ist unser Wunsch erfüllt.« Gülnar erwiderte: »Bei Gott, ich lebe hier ganz sorgenlos, geehrt und glücklich.«

Als der König dies hörte, beruhigte er sich und war ihr dankbar für diese Anerkennung und liebte sie noch mehr als zuvor, denn er wußte nun, daß er auch geliebt war und daß sie entschlossen sei, bei ihm zu bleiben und ihr Kind zu erziehen.

Gülnar ließ dann Tische mit allerlei Gerichten auftragen, deren Bereitung sie selbst des Morgens beaufsichtigt hatte und aß mit ihrer Familie. Als man endlich auch Früchte und Süßigkeiten brachte, sagten sie zu Gülnar. »Dein Herr, den du so sehr preisest und mit dessen Speisen du uns bewirtest, ist uns fremd, wir sind ohne seine Erlaubnis hierhergekommen, wir haben ihn noch nicht gesehen, er hat sich noch nicht gezeigt, hat auch nicht mit uns gegessen, so daß wir ein Zeichen seiner Freundschaft hätten.« Sie aßen nun auch nicht weiter, gerieten in Zorn und Feuer sprühte aus ihrem Munde. Als der König dies bemerkte, war er außer sich vor Furcht. Aber Gülnar erhob sich, beruhigte ihre Leute, ging in das Kabinet, in welchem der König war und fragte ihn, ob er gehört, was zwischen ihr und den Ihrigen gesprochen worden. Der König antwortete: »Ich habe alles gehört und mich von deiner Liebe zu mir überzeugt, Gott lohne es dir!« Gülnar versetzte: »O mein Herr, Gutes kann nur mit Gutem vergolten werden, du hast mich mit so großer Gnade überschüttet und so sehr ausgezeichnet, daß ich mich nicht mehr von dir trennen kann, willst du aber nun deine Güte vollenden, so komme mit mir und begrüße meine Familie, die dich infolge meiner Schilderung deiner Wohltaten gegen mich hebt und sich mit dir befreunden möchte, ehe sie in ihre Heimat zurückkehrt.« Der König sagte: »Recht gern, es war schon mein eigener Wunsch.« Er erhob sich alsbald und begrüßte sie in schönster Weise, sie aber erhoben sich und kamen ihm freundlichst entgegen und er setzte sich zu ihnen und aß mit ihnen. Sie lebten nun dreißig Tage zusammen, dann wollten die Verwandten Gülnars wieder in ihre Heimat zurückreisen und sie verabschiedeten sich bei ihr und bei dem König, der ihnen mit großer Ehrerbietung begegnet war. Bald nachher gebar Gülnar einen Knaben, wie der Vollmond. Der König, der bisher kinderlos war, geriet außer sich vor Freude, es wurden sieben Tage lang Freudenfeste gefeiert und die Stadt wurde geschmückt. Am siebenten Tag kamen auch Gülnars Bruder und Mutter wieder an. Der König freute sich darüber und sagte, er habe dem Knaben noch keinen Namen gegeben, sie möchten es nach ihrer besseren Einsicht tun und sie nannten ihn Bedr Basim, Sein Oheim Salih setzte den Jungen dann auf seine Hand, trug ihn im Schloß hin und her, verließ dann das Schloß und stieg mit ihm ins Meer, so daß er bald vor den Augen des Königs verschwand. Dieser weinte und jammerte und hielt sein Kind für verloren, aber Gülnar sagte ihm: »Fürchte nichts und betrübe dich nicht wegen des Knaben, der mir noch teurer ist als dir, er ist ja bei meinem Bruder, der sich um dies Wasser wenig kümmert und wohl weiß, daß der Knabe nicht ertrinkt, sonst hätte er ihn nicht mitgenommen, du wirst sehen, wie er dir ihn bald unversehrt wiederbringt, so Gott will. In der Tat fing das Meer nach einer Weile an zu toben, dann spaltete es sich und Salih flog mit dem jungen Prinzen heraus und sagte zum König: »Du warst wohl in Sorge wegen deines Kindes.« Der König antwortete: »Allerdings, mein Herr, ich habe nicht geglaubt, daß es davonkommen werde.« Hierauf versetzte Salih: »Wir haben es mit einer uns bekannten Farbe gefärbt und Namen über es gelesen, die sich auf dem Siegelring Salomos befinden, wie wir es bei unsern Kindern zu tun pflegen, um es vor Ertrinken zu bewahren, wir können daher auch im Meer umhergehen wie ihr auf dem Lande.« Er zog dann ein beschriebenes und versiegeltes Futteral heraus, erbrach das Siegel, leerte das Futteral, und es kam ein Geschmeide von Hyazinthen und allerlei Edelsteinen hervor und dreihundert längliche Smaragde und dreihundert große Diamanten wie Straußeier, deren Lichtstrahlen stärker als die des Mondes und der Sonne waren. Als alles ausgebreitet war, sagte er zum König: »Ein Teil dieser Edelsteine ist ein Geschenk für deinen Sohn und ein anderer für dich, denn wir konnten dich bisher nicht beschenken, weil wir Gülnars Aufenthalt nicht kannten. Da wir aber nun eine Familie bilden, so werden wir dir, so Gott will, in kurzen Zwischenräumen ähnliche Geschenke bringen, denn bei uns gibt es mehr Hyazinthe und andere Edelsteine, als auf dem Lande Kies, wir kennen die Fundgruben und bewachen sie und nehmen sie ohne Mühe.« Der König geriet außer sich vor Erstaunen über diese Edelsteine und rief: »Bei Gott! ein einziger solcher Stein wiegt meinen ganzen Besitz auf.« Er dankte dann Salih und sagte zu Gülnar: »Ich bin ganz beschämt durch diese kostbaren Geschenke deines Bruders, dergleichen sich auf der ganzen Erde nicht wiederfinden.« Auch Gülnar dankte ihrem Bruder, dieser sagte aber zum König: »Wir sind dir Dank schuldig, denn wir haben deine Gastfreundschaft genossen und du hast unserer Schwester viel Gutes erwiesen. Ein Dichter hat gesagt:

 

»Hätte ich aus Liebe zu Su‘da vor ihrd. h. vor der Taube. Su‘da ist der Name der Geliebten. geweint, so hätte ich mein Herz erleichtert, ehe Reue kam; aber sie hat vor mir geweint und ihre Tränen haben die meinigen hervorgerufen. da dachte ich: das Verdienst gebührt dem Vorangehenden.«

Er fuhr dann fort: »O König der Zeit! wenn wir tausend Jahre in deinem Dienste bleiben, so könnten wir dir nicht alles vergelten, wie du es verdienst.« Der König dankte ihm und behielt ihn noch vierzig Tage mit seiner Mutter bei sich. Dann bat Salih um die Erlaubnis, wieder in seine Heimat zurückzukehren, dann sagte er: »Obgleich wir dir und unserer Schwester und unserem Neffen stets ergeben bleiben und uns ungern von euch trennen, sind wir doch zu sehr an das Meer gewohnt, um länger auf dem Lande zu leben.« Sie nahmen dann unter Tränen Abschied und versprachen, bald und oft wiederzukehren und tauchten im Meer unter.

Der König fuhr fort, Gülnar zu verehren, der Knabe wuchs herrlich heran und ihre Verwandten besuchten sie häufig und brachten ein oder zwei Monate bei ihnen zu. Als Bedr Basim fünfzehn Jahre alt war, war er sowohl durch seine schöne Körperbildung, als durch seine literarischen Kenntnisse und seine Gewandtheit im Schießen und Lanzenwerfen und anderen ritterlichen Künsten, in welchen Prinzen sich üben, vollkommen ausgezeichnet. Die ganze Stadt, Männer und Frauen, wußten von ihm zu erzählen und die Liebe des Königs zu ihm kannte kein Maß. Er ließ daher auch nach einiger Zeit den Vezier, die Emire, die hohen Beamten und die Vornehmen des Reichs versammeln und forderte sie auf, seinem Sohn als Sultan zu huldigen. Sie taten dies gern, denn er war als rechtliebender, das allgemeine Wohl fördernder und beredter junger Mann bekannt. Am folgenden Tag ritten sie miteinander an der Spitze der Truppen mit allen Großen des Reichs durch die Hauptstadt und als sie wieder in die Nähe des königlichen Palasts kamen, stieg der König ab und er sowohl als die Emire und die Spitzen des Reichs gingen zu Fuß und trugen abwechselnd die königliche Decke vor Bedr Basim her, während dieser erst am Eingang des Palastes abstieg, wobei ihm sein Vater und die Emire wie Diener beistanden. Er setzte sich dann auf den Thron und sein Vater stand wie ein Emir vor ihm, sprach Recht, entsetzte Übeltäter und ernannte rechtliche Männer an ihre Stelle und beschäftigte sich bis Mittag mit Regierungsangelegenheiten, dann erhob er sich vom Thron und begab sich mit der Krone auf dem Haupt zu seiner Gattin und zu seiner Mutter, die ihn küßte und beglückwünschte und ihm langes Leben und Sieg über seine Feinde wünschte. Er ruhte dann aus bis zur Assrstunde, dann begab er sich mit den Emiren auf die Rennbahn zum Ballspiel und verweilte hier bis Abends und kehrte wieder in sein Schloß zurück. So lebte er ein ganzes Jahr fort und verschaffte dem Armen wie dein Reichen sein Recht. Nach einem Jahr ging er auf die Jagd, machte eine Rundreise durch die Provinzen seines Reichs, gewährte jedem Ruhe und Sicherheit und gab seltene Beweise von Tapferkeit und ritterlicher Gewandtheit. Nach einiger Zeit fühlte der alte König, daß die Zeit seines Übergangs in ein ewiges Leben nahe, er wurde krank und als seine letzte Stunde herankam, ließ er seinen Sohn rufen, empfahl ihm seine Mutter und sein Reich, ließ ihm nochmals Treue schwören und verschied nach wenigen Tagen. Bedr Basim, Gülnar und alle Veziere, Emire und Großen des Reichs betrauerten und bestatteten ihn und ließen ihm ein Grabmal bauen. Die Trauerfeierlichkeiten dauerten einen ganzen Monat, auch die Verwandten Gülnars kamen, um den König zu trösten. Sie sagten: »Der König ist tot, aber er hat einen tüchtigen Sohn hinterlassen, der ein reißender Löwe und ein leuchtender Mond ist. Wer einen solchen Sohn hinterläßt, ist nicht tot.«

Nach einiger Zeit kamen die hohen Beamten und die Vornehmen des Reichs zum König und sagten ihm, allzulange Trauer zieme nur Frauen, er möge daher sich nicht länger mit dem Tode seines Vaters beschäftigen, der doch in ihm fortlebe. Er ließ sich endlich ins Bad führen, zog ein prachtvolles, golddurchwirktes und mit Hyazinthen und anderen Edelsteinen geschmücktes Kleid an, setzte die königliche Krone auf sein Haupt, bestieg den Thron, beschäftigte sich wieder mit öffentlichen Angelegenheiten, verschaffte dem Schwachen und Armen sein Recht gegen Starke und Reiche, so daß er allgemein beliebt wurde. So lebte er ein ganzes Jahr in ungetrübter Freude und wurde häufig von seinen Verwandten vom Meer besucht. Einst kam sein Oheim in der Nacht zu seiner Mutter Gülnar und nachdem sie sich begrüßt und umarmt hatten, aßen sie miteinander und unterhielten sich von Bedr Basim und seiner Schönheit und seiner Gerechtigkeitsliebe und ritterlichen Tugenden. Dieser lag angelehnt da, und als er merkte, daß er der Gegenstand der Unterhaltung geworden, stellte er sich schlafend, um sie zu belauschen. Salih sagte zu seiner Schwester: »Dein Sohn ist nun sechzehn Jahre alt und noch unverheiratet, ich fürchte, es möchte ihm etwas zustoßen und er kinderlos sterben, darum wünschte ich ihn mit einer Prinzessin vom Meer zu vermählen, die ihm an Schönheit und Liebenswürdigkeit gleicht.« Gülnar sagte: »Nenne sie mir, ich kenne sie ja alle.« Da nannte er eine nach der andern, aber keine war nach Gülnars Geschmack, sie sagte: »Mein Sohn muß eine Prinzessin heiraten, die ihm ähnlich ist an Schönheit, Liebenswürdigkeit, Freigebigkeit, Verstand, Glauben, Bildung, Edelmut, Macht und Abkunft.« Salih versetzte: »Ich habe dir nun über hundert Prinzessinnen hergezählt und keine gefällt dir, nun weiß ich keine mehr, doch sieh, ob dein Sohn schläft.« Sie erwiderte: »Er schläft, was willst du damit?« Salih antwortete: »Mir fiel eben noch eine Prinzessin ein, die sich für deinen Sohn eignet, ich möchte aber nicht davon sprechen, wenn dein Sohn wacht, denn er könnte sie lieben, wir aber sie nicht für ihn erlangen und dann wären wir alle unglücklich, denn ein Dichter hat gesagt: