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Tausend Und Eine Nacht

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Der König sagte dann dem Vezier: »Schicke einen Emir mit fünfzig Mann, um Djaudar und seine Brüder gefangen zu nehmen, laß auch alle ihre Güter versiegeln und hierher bringen; und recht schnell.« Der Vezier sagte: »O König, mäßige deinen Zorn, Gott ist auch gnädig und straft nicht gleich die Menschen, die ihm widerspenstig sind; bedenke, daß wenn Djaudar sich, wie du hörst, in einer Nacht ein so großes Schloß hat bauen lassen, er so mächtig ist, daß niemand sich mit ihm messen kann; ich fürchte daher sehr für den Emir, es möchte ihm übel gehen; laß uns lieber erst den Stand der Dinge untersuchen und auf andere Mittel sinnen, zuletzt kann ja immer noch dein Wille geschehen.« Der König sagte: »So rate du, was ich tun soll.« Der Vezier erwiderte: »Schicke ihm den Emir und lasse ihn zu dir einladen, ich werde ihn an dich fesseln, und sehen, ob er mutig und stark ist, dann suchen wir ihn zu überlisten, ist er schwach, so kannst du ihn festnehmen und nach deinem Willen mit ihm verfahren.« Der König billigte diesen Vorschlag und schickte den Emir Othman zu Djaudar, um ihn im Namen des Königs einzuladen. Dieser Emir war aber dumm und hochmütig; als er an Djaudars Schloß kam, sah er einen Verschnittenen vor dem Tor auf einem goldenen Stuhl sitzen; dieser Verschnittene war der Diener des Ringes selbst, dem Djaudar befohlen hatte, sich in der Gestalt eines Verschnittenen vor die Türe zu setzen. Der Verschnittene stand nicht vor dem Emir auf und trat ihm nicht entgegen, obschon er von fünfzig Mann Soldaten begleitet war. Der Emir Othman sagte ihm: »Sklave, wo ist dein Herr?« Er antwortete ihm sitzend: »Er ist im Schloß.« Othman geriet in Zorn und sagte: »Du verruchter Sklave, warum bist du so unverschämt und stehst nicht auf, wenn du mit mir sprichst?« Der Verschnittene antwortete: »Gehe deines Weges und spare die vielen Worte.« Othman, außer sich vor Wut über diese Antwort, zog seine Keule und wollt nach dem Geist, den er für einen Sklaven hielt, schlagen; als der Verschnittene aber dies sah, nahm er ihm die Keule weg und versetzte ihm vier Hiebe. Die Soldaten, welche Othman begleiteten, zogen nun ihre Schwerter, um ihrem Herrn zu helfen, aber der Verschnittene schlug sie zurück, und verwundete jeden, der sein Schwert gezogen hatte, so daß sie alle die Flucht ergriffen, und aus dem Angesicht des Schlosses sich entfernten; der Verschnittene setzte sich dann wieder auf seinen Stuhl und kümmerte sich dann um nichts.

Als der Emir mit seinen flüchtigen Soldaten wieder zum König kam, sagte er ihm: »O König, ich habe in meinem Leben kein Schloß gesehen, wie das, welches Djaudar gebaut. Als ich an dessen Tor kam, sah ich einen Verschnittenen auf einem goldenen Stuhl sitzen; er war so stolz, daß er sich nicht von seinem Platz bewegte, als er mich kommen sah und auch sitzend mich anredete; da wurde ich aufgebracht, und zog mein Schwert gegen ihn, er nahm mir aber mein Schwert weg und schlug mich und meine Soldaten, so daß wir fliehen mußten.«

Der König geriet in heftigen Zorn, als er dies hörte, und sagte: »Lasset hundert Reiter gegen das Schloß ziehen!« Es zogen hundert Reiter dahin, aber auch sie wurden vom Verschnittenen in die Flucht geschlagen; sie kehrten bestürzt zum König zurück und sagten: »O König der Zeit! der Verschnittene hat uns geschlagen und wir fürchteten uns so sehr, daß wir vor ihm entflohen.« Der König schickte hierauf zweihundert Mann gegen Djaudars Schloß, und als auch diese ihre Niederlage dem König berichteten, sagte er zu seinem Vezier: »Nun mußt du mit fünfhundert Mann gegen dies Schloß ziehen und mir den Verschnittenen, Djaudar und seine Brüder hierherbringen.« Der Vezier sagte: »Mein Herr, ich brauche keine Truppen, ich will lieber ganz unbewaffnet hingehen.« Der König sagte: »Geh und tue, was du für angemessen hältst.« Der Vezier warf seine Waffen weg, zog ein weißes Kleid an, nahm einen Rosenkranz in die Hand und ging allein nach Djaudars Schloß. Als der Verschnittene ihn sah, erhob er sich von seinem Stuhl und begrüßte ihn ganz ehrerbietigst mit den Worten: »Friede sei mit dir, Mensch!« Der Vezier merkte aus dieser Anrede, daß der Verschnittene ein Genius sein müsse, und fragte, vor Angst zitternd: »Ist dein Herr Djaudar hier?« – »Er ist im Schloß.« – »Mein Herr, geh zu ihm und sagte ihm, der König Schems Addaulat läßt dich grüßen und zu einer Mahlzeit einladen.« – »Warte hier, ich will mit ihm sprechen.« Der Vezier blieb bescheiden vor dem Tor stehen und der Genius ging ins Schloß und sagte zu Djaudar: »Wisse, mein Herr, der König hat dir einen Emir geschickt, den ich geschlagen, und die fünfzig Mann, die er bei sich hatte, habe ich in die Flucht getrieben; dann schickte er hundert Reiter, dann zweihundert, die ich ebenfalls in die Flucht geschlagen; nun schickt er dir seinen Vezier ohne Waffen, um dich zu einer Mahlzeit einzuladen, was sagst du dazu?« Djaudar antwortete: »Geh und bringe mir den Vezier hierher.« Der Genius ging hinunter und sagte zum Vezier: »Mein Herr wünscht dich zu sprechen.« Der Vezier trat ins Schloß und sah Djaudar auf einem Divan sitzen, prachtvoller als der des Königs; sein Erstaunen über die Pracht dieses Schlosses und dessen Verzierungen war so groß, daß ihm der König nur noch wie ein Bettler erschien. Er verbeugte sich vor Djaudar und grüßte ihn. Djaudar sagte: »Was ist dein Begehren?« – »Der König läßt dich grüßen und wünscht dein edles Antlitz zu sehen; er hat auch schon ein Fest bereiten lassen, um dich zu empfangen, wirst du wohl ihm diese Freude gönnen?« – »Wenn er mein Freund ist, so grüße ihn und sage ihm, er soll zu mir kommen.« Der Vezier wollte wieder fortgehen, aber Djaudar rieb dann den Ring, und als der Diener erschien, sagte er ihm: »Bringe mir eines der schönsten Kleider!« Als der Diener es brachte, gab es Djaudar dem Vezier mit den Worten: »Zieh es an und sage deinem Herrn, dem König, was ich dir aufgetragen.« Als der Vezier in seinem neuen Kleid dem König erzählte, was er gesehen und was Djaudar ihm aufgetragen, brach jener auf und zog, von vielen Truppen begleitet, nach dem Schloß. Auch Djaudar hatte inzwischen dem Diener befohlen, den Hof des Schlosses mit Geistern in Gestalt kräftiger Soldaten mit allerlei Waffen und Kriegsrüstungen auszufüllen.

Als der König in den Hof des Schlosses kam und die aufgestellten Truppen sah, welche lauter große, starke Männer waren und die herrlichsten Waffen trugen, fürchtete er sich vor ihnen; er ging demütig in den Saal, wo Djaudar saß, von mehr Glanz umgeben, als irgend ein Sultan, grüßte ihn und wünschte ihm Glück. Djaudar stand nicht auf und hieß den König nicht sitzen. Dieser wurde daher sehr ängstlich, er wagte es weder, sich zu setzen, noch sich wieder zu entfernen, und dachte: wenn er sich etwas aus mir machte, so würde er mich nicht so stehen lassen, gewiß will er mich züchtigen wegen dessen, was ich seinen Brüdern getan. Djaudar redete ihn sitzend an: »O König, einem Mann, wie Ihr, ziemt es nicht, daß er die Menschen so unterdrücke und ihnen ihr Gut wegnehme!« Der König sagte: »Verzeih mir! die Habgier hat mich dazu getrieben; die Bestimmung wollte es so; gäbe es keine Schuld, so gäbe es auch keine Großmut.« Er entschuldigte sich dann so lange und bat um Gnade, bis Djaudar ihm verzieh, ihn sitzen hieß und ihm einen Kaftan als Pfand der Gnade schenkte. Er befahl dann seinen Brüdern, den Tisch zu decken, und nachdem sie gegessen hatten, schenkte er dem ganzen Gefolge des Königs neue Kleider. Der König gab dann Befehl zum Aufbruch und verließ Djaudar. Im folgenden Tage besuchte er ihn wieder und so jeden Tag; auch hielt er alle Versammlungen in Djaudars Schloß und befreundete sich immer mehr mit ihm. Nach einiger Zeit aber sagte der König zu seinem Vezier: »Ich fürchte, Djaudar wird mich doch am Ende umbringen und mein Königreich an sich reißen.« Der Vezier erwiderte: »Was dein Königreich betrifft, so kannst du ohne Furcht sein, denn Djaudar besitzt mehr als ein Königreich; was aber deine Furcht, umgebracht zu werden, angeht, so hast du ja eine Tochter, gib sie ihm zur Frau, dann seid ihr verschwägert und du hast nichts von ihm zu fürchten.« – »Willst du Vermittler zwischen uns sein?« – »Recht gerne; lade ihn zu dir ein, und wenn wir nachts beisammen wachen, so lasse deine Tochter im schönsten Aufzug an der Türe des Saals vorübergehen, und wenn er sie bemerkt und schön findet, so sage ich ihm, sie sei deine Tochter; er wird dann bei mir um sie werben und du stellst dich, als wüßtest du von der ganzen Sache nichts, und heiratet er sie, bildet ihr nur eine Familie, du hast nichts mehr von ihm zu fürchten und erbst nach seinem Tode alles, was er besitzt.« – »Dein Rat ist vortrefflich.« Der König ließ sogleich eine Mahlzeit bereiten und lud Djaudar dazu ein, und nachdem sie bis abends in der höchsten Vertraulichkeit miteinander gezecht hatten, ließ er seine Tochter durch die Türe des Saales, herrlich geschmückt, vorübergehen; diese war so unvergleichlich schön und reizend, daß, sobald Djaudar sie erblickte, er ganz blaß war, einen tiefen Seufzer ausstieß, an allen Gliedern zitterte und ganz außer sich geriet. Der Vezier neigte sich zu ihm hin und fragte, warum er so seufze?« »Wem gehört dieses Mädchen, das mein Herz geraubt und meinen Verstand?« – »Es ist die Tochter deines Freundes; wenn sie dir gefällt, so will ich mit dem König sprechen, daß er dir sie zur Frau gebe.« – »Tu dies, ich will eine so große Morgengabe herbeischaffen, als er verlangt, und dir schenken, was du willst.« Der Vezier neigte sich dann zum König hin und sagte: »Dein Freund Djaudar ersucht mich, dich zu bitten, daß du ihm deine Tochter zur Frau gebest, er will jede beliebige Morgengabe entrichten.« Der König antwortete: »Es sei als habe ich die Morgengabe schon erhalten, ich bin sein Diener und meine Tochter seine Sklavin; er erweist mir noch eine Gnade, wenn er sie annimmt.«

Am folgenden Morgen versammelte der König alle seine Freunde und hohen Beamten, ließ auch den Scheich des Islams kommen und einen Ehekontrakt zwischen Djaudar und seiner Tochter schreiben. Djaudar ließ den Quersack mit Edelsteinen holen, und schenkte ihn dem König als Morgengabe; Trommeln und Psalter ertönten in der ganzen Stadt, die Hochzeit wurde mit großen Festlichkeiten gefeiert, und der König und Djaudar waren von nun an ein Herz und ein Sinn. Bald starb aber der König und Djaudar wurde von den Truppen als Sultan ausgerufen. Er weigerte sich zwar, die Regierung anzunehmen, man drang aber so sehr von allen Seiten in ihn, bis er nachgab. Er ließ eine Moschee auf dem Begräbnisplatz des verstorbenen Sultans bauen, und stiftete das Nötige für deren Unterhalt, sie befindet sich im Quartier Bundukanijeh. Djaudars Palast aber war im Quartier Jemanijeh, das später, als er hier auch eine Moschee bauen ließ, Djaudarieh genannt wurde. Djaudar ernannte Salem zu seinem Vezier der Rechten und Selim zu seinem Vezier der Linken. Nach Verlauf von einem Jahr aber sagte Salem zu Selim: »Wie lange wollen wir noch die Diener unseres Bruders bleiben? sollen wir nie selbst Herren werden?« Selim sagte: »Ersinne eine List, wie wir ihn umbringen und ihm den Sack und den Ring nehmen.« Salem sagte: »Das will ich, unter der Bedingung, daß ich dann Sultan werde und den Ring behalte; dafür sollst du den Quersack nehmen und mein Vezier zur Rechten sein.« Nach weiterer Verabredung gingen sie zu Djaudar und sagen: »Wir wünschten, daß du uns auch einmal die Ehre erweisest, unser Gast zu sein.« Djaudar fragte; »Zu wem von euch soll ich diesen Abend kommen?« – »Diesen Abend zu mir«, antwortet Salem, »und ein andermal zu Selim.« Salem ließ eine Mahlzeit zubereiten und vergiftete die Schüssel, die er Djaudar versetzte, so daß gleich sein Fleisch und seine Knochen zersetzt wurden. Er wollte ihm dann den Ring nehmen, da er aber nicht losging, schnitt er ihm den Finger ab, rieb den Ring, und als der Diener erschien, befahl der ihm, seinen Bruder Selim zu töten und ihn nebst dem vergifteten Djaudar den Großen des Reichs, welche in einem anderen Saal an der Tafel waren, vorzuwerfen. Als die Gäste die zwei Leichen sahen, fragen sie den Genius, wer den König und den Vezier umgebracht? Der Genius antwortete: »Ihr Bruder Salem.« In diesem Augenblick trat Salem herein und sagte: »Esset nur weiter und seid vergnügt, ich besitze meines Bruders Ring, und Selim, dessen Verrat ich fürchtete, ist auch tot, ihr müßt mich nun als Sultan anerkennen, sonst lasse ich euch alle umbringen.« Aus Todesangst riefen nun alle: »Wir wollen dich gerne zum König erwählen.« Er hieß sie dann weiter essen, was sie auch aus Furcht taten, dann ließ er seine Brüder beerdigen und zog mit großem Pomp in den Thronsaal und ließ sich huldigen. Endlich verlangte er auch, daß man den Ehekontrakt zwischen seiner Schwägerin und ihm schreibe. Man sagte ihm: »Warte, bis die gesetzliche Zeit vorüber ist!« Salem erwiderte aber: »Ich kenne kein Gesetz, bei meinem Haupt, sie muß diese Nacht noch meine Gattin werden.« Man schrieb den Ehekontrakt und benachrichtigte Djaudars Witwe davon. Diese empfing Salem und bewillkommnete ihn freundlich, reichte ihm aber vergiftetes Wasser, woran er starb. Sie nahm dann den Ring und zerbrach ihn, damit ihn niemand mehr besitze, zerriß den Quersack und ließ dem Scheich Al Islam und den Truppen Nachricht von Salems Tode geben, und forderte sie auf, einen anderen Sultan zu wählen. Das ist alles, was uns von der Geschichte Djaudars zugekommen.

 

Den König entzückte die wunderbare Geschichte Djaudars sehr und er sagte daher zu seiner Gattin: »O Schehersad, erzähle mir nun auch einige Parabeln von den Vögeln und Tieren.« Schehersad erwiderte: »Recht gern, großer König!« und begann:

Parabeln

Es war vor alten Zeiten ein Pfau, der mit seiner Gattin einen Wald, in welchem viele andere Tiere sich aufhielten, am Ufer des Meeres bewohnte. Des Nachts verbargen sie sich daher in einem der Bäume, aus Furcht vor wilden Tieren, und des Tages flogen sie umher, um Nahrung zu suchen. Sie lebten lange so fort, bis ihnen einmal der Gedanke kam, einen anderen Wohnort zu suchen, wo sie sicherer und ruhiger leben könnten. Da kamen sie auf ein fruchtbare Insel, die reich an Bäumen und Gewässern war, ließen sich da nieder und aßen und tranken. Auf einmal kam eine Ente zu ihnen, welche gar zu ängstlich aussah und furchtbar zitterte. Der Pfau dachte: der muß gar Schlimmes widerfahren sein; er stieg von seinem Baum herunter, grüßte sie und bat sie, ihm zu erzählen, was ihr begegnet. Nachdem sie seinen Gruß erwidert hatte, sagte sie: »Schütze mich gegen die Menschen und sei selbst auf deiner Hut! gelobt sei Gott, der mich von meiner Angst erlöst und mich zu euch geführt hat, wie sehr habe ich mich nach eurer Nähe gesehnt; laß nur auch dein Weibchen heruntersteigen, daß es höre, was mir zugestoßen.« Das Weibchen kam auch herunter, bewillkommnete die Ente und sagte ihr: »Sei nur ohne Furcht, woher soll ein Mensch auf diese Insel, inmitten im tobenden Meer, kommen? sei nur ganz ruhig, es kann niemand zu uns gelangen; erzähle mir, was dir zugestoßen und warum du die Menschen so fürchtest?« Da begann die Ente: »Wisse, o Pfau! ich bringe nun mein ganzes Leben schon in Sicherheit auf dieser Insel zu und wußte von nichts Bösem. Eines Nachts erschien mir im Traum ein Mensch, der sich mit mir unterhielt; darauf hörte ich eine Stimme, welche mir zurief: O Ente! hüte dich vor dem Menschen, laß dich nicht verführen durch seine süßen Worte, denn du hast nur Unglück von ihm zu erwarten, weil er gar zu listig ist. Nimm dich wohl in acht, denn wisse, daß der Mensch durch List die größten Meerungeheuer zu fangen versteht, mit seiner Flinte die Vögel in der Luft zu sich herunterzieht und den Elefanten in eine Grube stürzt. Niemand ist vor der List der Menschen sicher, kein Fisch, kein Vogel, kein wildes und kein zahmes Tier. Nachdem ich dies gehört hatte, erwachte ich voller Angst und Furcht und ich konnte, teure Schwester! mich den ganzen Tag nicht fassen und hatte kein Lust, weder zu essen noch zu trinken; so sehr setzte mich die Bosheit des Menschen in Schrecken. So lief ich unruhig umher, bis ich zur Höhle eines jungen gelben Löwen kam. Dieser freute sich über alle Maßen, als er mich ankommen sah, denn meine Farbe und schöne Gestalt gefielen ihm sehr gut; er hieß mich in seine Nähe kommen und fragte mich nach meinem Namen und Geschlecht. Ich sagte: »Ich heiße Ente und gehöre zum Geschlecht der Vögel.« Ich fragte ihn, warum er so lange hier bleibe? Er antwortete: »Mein Vater, der Löwe, der warnt mich schon so lange vor den Menschen, nun sah ich diese Nacht in einem Traum einen Menschen, mit dem ich mich sehr gut unterhielt; zwar hörte ich eine Stimme, welche mich vor ihm warnte, aber er gefiel mir so gut, daß ich, weil ich weiß, daß zuweilen Menschen hier vorüberkommen, hier warte, denn ich möchte gar zu gern einen Menschen sehen.« Als der Löwe zu reden aufgehört, sagte ich ihm: »Sei auf deiner Hut und suche den Menschen auszuweichen, dessen List allmächtig.« Ich warnte ihn dann solange, bis er sich endlich entschloß, mit mir wegzugehen. Als wir eine Weile miteinander umherliefen, sahen wir einen großen Staub, der uns immer näher kam, und endlich entdeckten wir einen umherirrenden Esel, der bald stampfte, bald in die Höhe sprang, bald schrie. Der Löwe rief ihn zu sich, und der Esel näherte sich ihm ehrfurchtsvoll und küßte die Erde vor ihm. Da sagte der Löwe: »Wie heißt du, blödsinniges Tier, und wieso kommst du hierher und was springst du so?« Der Esel antwortete: »O Prinz! ich heiße Esel und komme hierher aus Furcht vor den Menschen. Denn der Mensch ist ein Unheil von den allergrößten, ein wahres Verderben der Tiere.« – »Fürchtest du, daß ein Mensch dich töte oder zerreiße?« – »Bei Gott, o Prinz! ich fürchte weder von ihm getötet, noch zerrissen zu werden; aber er gebraucht List, um auf mir zu reiten und mich zu beladen. Da hat er etwas, das er Decke nennt, das legt er auf meinen Rücken, dann hat er so ein Leder, das er Gurt nennt, damit umgürtet er mich, dann hat er etwas zum Sitzen, von ihm Sattel genannt, und einen Riemen, den er unter meinen Schweif legt; auch steckt er mir ein Stück Eisen, das er Zaum nennt, in den Mund und er macht einen Stachelstock, mit dem er mich antreibt, so muß ich dann laufen und tragen über meine Kräfte; stolpere ich, so schmäht er mich, schreie ich, so flucht er, und gehe ich ein wenig zu langsam, so schlägt er mir die Rippen auf, und wenn ich alt werde, so macht er mir so einen groben, hölzernen Sattel und übergibt mich den Wasserträgern, die mich mit Wasserschläuchen und großen Krügen beladen. So lebe ich bei den Menschen in Mühseligkeit und Elend und Erniedrigung, bis ich sterbe, da wirft man mich auf einen Schutthaufen den Hunden zur Speise hin. Gibt es wohl eine größere Qual, als die meinige?«

»Als ich«, fuhr die Ente fort, »diese Worte des Esels hörte, ergriff mich ein furchtbarer Schauder und eine noch größere Furcht vor den Menschen, und ich sagte zum Löwen: »Bei Gott! der Esel hat Ursache, den Menschen zu fürchten.« Er fragte dann den Esel, wo er hingehe? »O Prinz!« antwortete der Esel, »ich fliehe von hier, so schnell als ich kann, denn ich habe vor Sonnenuntergang in der Ferne einen Menschen erblickt.« Während dieses Gesprächs, als gerade der Esel wieder von uns Abschied nehmen wollte, entdeckten wir einen dichten Staub, der Esel schrie laut auf, und blickte nach dem Staub hin. Auf einmal kam unter dem Staub ein schönes schwarzes Pferd hervor, das scheu und schüchtern umherlief. Als es in die Nähe des Löwen kam, empfing er es mit Achtung und fragte: »Wie ist dein Name, verehrtes Tier, und warum irrst du so umher?« Das Pferd antwortete: »O Herr der Tiere! man nennt mich Pferd und ich bin hier auf der Flucht vor Menschen.« Der Löwe rief ganz erstaunt: »Bei Gott, wunderbar! was sagst du mir da; das ist eine Schande für dich, du bist ja so stark, so groß und so dick, und doch fürchtest du dich vor den Menschen? Ich wünschte sehr, einem Menschen zu begegnen, ich hoffte mich an seinem Fleisch zu sättigen und an seinem Blut meinen Durst zu stillen, um dieser schwachen, zitternden Ente Ruhe zu verschaffen; nun aber zerschneiden mir deine Worte das Herz, du machst mir bang durch deinen Schrecken und nimmst mir die Luft, mich mit ihm zu messen; du bist doch viel größer und siehst stärker aus, als ich, ich dächte, daß du mit einem Tritt deiner Füße einen Menschen töten könntest.« Das Pferd lachte und sagte: »Hüte dich wohl vor dem Menschen und laß dich nicht durch sein unbedeutendes Aussehen betören; o Prinz! mir hilft weder Stärke, noch Größe, noch Breite; der Mensch macht aus List und Bosheit etwas, das man Pfahl nennt, und etwas, das Strick heißt, aus Palmfasern mit Filz geflochten und stark gedreht, den Pfahl befestigt er in dem Boden, und mit dem Strick bindet er meine Füße an. Mit einem anderen Strick, der in der Höhe an einen Pfosten gebunden wird, zieht er meinen Kopf aufwärts und so muß ich wie gekreuzigt auf den Füßen stehen und kann nicht liegen und nicht schlafen; will er auf mir reiten, so legt er mir etwas auf, das man Sattel nennt, woran spitzige Eisen befestigt werden, die Steigbügel heißen. Der Sattel wird mir durch zwei Riemen um den Leib geschnürt, dann bekomme ich auch noch ein Eisen in den Mund, Gebiß genannt, daran befestigt man Riemen, die man Zaum nennt und die der, welcher auf mir reitet, in die Hand nimmt, und so zieht er mich hin, wo er will, und spornt mich dabei, daß mir das Herz blutet. Frage nur nicht, o Prinz! nach allem, was ich von ihm in meiner Jugend dulden muß, und wenn ich gar alt werde und mager, so verkauft er mich einem Müller, wo ich im Kreise umhergehend, Weizen und Gerste mahlen muß, Tag und Nacht; und bin ich auch dazu nicht mehr tauglich, so werde ich geschlachtet, meine Haut und mein Schwanz wird dem Siebmacher verkauft, mein Fett wird geschmolzen und mein Fleisch wird auf allen Straßen ausgeschrien, und wenn es nicht gut abgeht, so mischt es der Metzger mit Esel— und Mauleselfleisch und kocht es mit Essig, um den schlechten Geruch zu vertreiben.«

Als der Löwe dies hörte, wurde er noch grimmiger, und er fragte das Pferd, wann es einen Menschen gesehen? Es antwortete: »Gegen Mittag sah ich einen Menschen, der meinen Spuren folgte.« Während des Gesprächs entdeckten wir auf einmal wieder einen mächtigen Staub in der Ferne und es kam ein Kamel darunter hervor, das zitternd und bebend umhertrabte, bis es uns nahe kam. Der Löwe hielt es für einen Menschen und wollte schon darauf losspringen; da sagte ich ihm: »O Prinz! das ist kein Mensch, das ist ein Kamel, das auch vor den Menschen zu fliehen scheint, wie wir.« Während ich dies dem Löwen sagte, trat das Kamel zu uns, verbeugte sich vor dem Löwen und grüßte ihn. Der Löwe erwiderte seinen Gruß und fragte es, wie es so hierhergekommen? Es antwortete: »Ich fliehe vor dem Menschen.« – »Wie«, versetzte der Löwe, »ein Tier von so großer Gestalt, so lang und so breit fürchtet den Menschen? bei Gott! mit einem Tritt kannst du ihn ja umbringen.« – »O Prinz!« antwortete das Kamel, »der Mensch ist so klug und so schlau und so fein, daß nur der Tod ihm beikommen kann. Da zieht er mir einen Ring durch die Nase, woran eine Schnur befestigt wird, und wirft mir eine Halfter um den Kopf und übergibt mich seinem jüngsten Kinde, das trotz meiner Größe und Stärke mich hinführt, wo es will. Dann legt er mir die schwersten Lasten auf und unternimmt mit mir die größten Reisen, und gebraucht mich zu den schwersten Arbeiten, so daß ich weder bei Tag, noch bei Nacht Ruhe finde, und wenn ich alt werde und gebrechlich, duldet er mich nicht mehr in seiner Gesellschaft, sondern verkauft mich dem Metzger am Siegestor (in Kahirah). Dieser schlachtet mich, verkauft meine Haut dem Gerber und mein Fleisch den Wirten. Ich kann dir gar nicht alles sagen, o Prinz! was ich stets vom Menschen ertragen muß.« Der Löwe fragte es dann, wann es den Menschen verlassen? Es antwortete: »Gegen Sonnenuntergang, und ich denke, er wird bald hier sein; schütze dich vor ihm und laß mich weiter fliehen in die Wüsten und Einöden.« Der Löwe sagte: »Bleibe nur noch ein wenig, du sollst sehen, wie ich ihm die Knochen zermalme, wie ich ihn zerreiße, wie ich dich von seinem Fleisch nähre und von seinem Blut tränke.« Aber das Kamel rief: »Bewahre Gott, o Prinz! daß ich länger säume, ich bin sogar um deinetwillen in großer Angst, wenn ein Mensch sich deiner Wohnung nähert.« Auf einmal bemerkten wir wieder einen Staub und es trat ein kurzer, magerer Greis hervor, der in einem Korb allerlei Schreinerhandwerkszeug auf der Schulter, einen Baumzweig und acht Bretter auf dem Kopf trug, und kleine Kinder an der Hand führte. Ich fiel vor Furcht auf den Boden, als ich ihn herankommen sah, der Löwe aber trat ihm in den Weg, schüttelte seinen Schwanz und bereitete seine Klauen zum Kampfe vor. Der Mensch trat ihm freundlich entgegen, verbeugte sich vor ihm, lächelte ihm zu und sprach mit einer süßen Zunge: »O erhabener und mächtiger König! Gott schenke dir einen süßen Abend, vermehre deine Kraft und deinen Ruhm, verbreite deine Herrschaft und deine Macht, unterwerfe dir alle deine Feinde und weise dir das Paradies zur Wohnung an. Gewähre mir deinen Schutz und stehe mir bei, ich kann nur bei dir Hilfe finden.«

 

Der Löwe, gerührt von dem Flehen und Weinen des Schreiners, sagte ihm: »Ich verspreche dir meinen Schutz; sage mir, wer dir Gewalt angetan und wer du bist, denn ich habe in meinem Leben kein Tier deinesgleichen gesehen, so schön an Gestalt und so beredter Zunge; wie heißt du denn und wer mißhandelt dich?« Der Schreiner antwortet: »O Herr der Tiere! ich heiße Schreiner und fürchte mich sehr vor dem Menschen, der morgen früh schon hier eintreffen wird.« Als der Löwe dies hörte, war das Licht zur Dunkelheit vor ihm, er knurrte und schnaubte, Funken sprühten aus seinen Augen und er schrie: »Bei Gott, ich werde die ganze Nacht hier wachend zubringen.« Dann bat er den Schreiner, er möchte ihm, da er doch mit seinen kurzen Füßen nicht mit wilden Tieren gleichen Schritt halten könne, sagen, wo er hingehe? Der Schreiner antwortete: »Ich gehe jetzt zum Luchs, dem Vezier deines Vaters, dem mächtigen, reißenden Tier, dem Herrn der Klauen und Zähne, der auch gehört hat, daß Menschen in seine Nähe kommen würden, und daher aus Furcht mich rufen ließ, damit ich ihm zum Schutz aus diesen Brettern ein Haus baue.« Der junge Löwe beneidete den Luchs und sagte zum Schreiner: »Bei Gott! ich lasse dich nicht von der Stelle, bis du mir zuerst ein Haus bauest; nachher kannst du zum Luchs gehen.« Der Schreiner sagte: er müsse zuerst zum Luchs und wolle nach vollendeter Arbeit bei diesem zu ihm zurückkehren; aber der junge Löwe drang in ihn, sprang auf ihn zu und faßte ihn zum Scherze mit der Tatze, da fiel der Schreiner mit dem Korb auf den Boden und alle Werkzeuge lagen auf der Erde zerstreut. Der Löwe sagte dann lachend: »Wie schwach bist du, du armer Schreiner; bei Gott, deine Furcht vor dem Menschen ist zu entschuldigen, denn du hast gar keine Kraft.« Der Schreiner wurde sehr aufgebracht, doch verbarg er aus Furcht vor dem Löwen seinen Groll, stand wieder auf und sagte lächelnd: »Gut, ich will dir ein Haus bauen.« Er nahm dann die Bretter, die er bei sich hatte, und nagelte sie zusammen, wie eine Kiste, und brachte eine große Öffnung an. Als er damit fertig war, sagte er zum Löwen: »Mein Herr! geh einmal in dieses Haus, daß ich dein Maß nehme.« Der Löwe ging hinein, vor Freude ganz außer sich. Da aber die Kiste für ihn etwas eng war, sagte ihm der Schreiner, er müsse niederknien, dies tat der Löwe, bis nur sein Schweif noch heraushing; aber auch diesen legte der Schreiner zusammen und drückte ihn in die Kiste, dann legte er schnell den Deckel auf die Öffnung und nagelte sie zu. Der Löwe schrie: »Was ist das für ein enges Haus? laß mich heraus!« Der Schreiner antwortete lachend: »Aus dieser Kiste kommst du in deinem Leben nicht mehr heraus, es bleibt dir gar kein Weg zur Rettung offen, du bleibst nur im Käfig, du abscheulichstes aller Tiere; nun liegst du in der Schlinge, die du so sehr gefürchtet hast; die Bestimmung wollte es so durch mich, da hilft keine Vorsicht.« Als der Löwe diese Worte vernahm, merkte er, daß der Schreiner ein Mensch war, vor dem man ihn wachend und träumend gewarnt hatte. Ich fing nun an«, fuhr die Ente fort, »auch für mich ängstlich zu werden, darum entfernte ich mich ein wenig, aber ich war noch Augenzeuge davon, wie der Mensch ein großes Loch in der Nähe der Kiste, in die er den Löwen gesperrt hatte, grub, die Kiste in die Grube warf, Holz auf dieselbe legte und es anzündete. Als ich dies sah, entfloh ich schnell und befinde mich nun schon zwei Tage auf der Flucht vor den Menschen.«

Der Pfau war sehr erstaunt über diese wunderbare Erzählung der Ente und sagte ihr: »O meine Schwester! hier sind wir sicher vor dem Menschen, wir befinden uns ja auf einer Insel, die von keinem Menschen betreten wird; wir wohnen schon lange in bester Ruhe hier, bleibe also bei uns, bis der erhabene Gott auf andere Weise uns vor unsern Feinden Ruhe schafft. Was willst du länger so umherziehen? ist etwas über unser Haupt beschlossen, so wird es uns überall erreichen; denn, ist unsere Todesstunde nahe, wer kann uns gegen sie schützen? Und niemand stirbt, bis seine Zeit abgelaufenen.«

Während sie so zusammen sprachen, erhob sich wieder ein Staub; die Ente sprang ins Meer und schrie: Vorsicht! Vorsicht! laß mich dem Unheil entfliehen! Auf einmal legte sich der Staub und es kam ein Reh herbeigesprungen. Da sagte der Pfau zur Ente: »O meine Schwester, kehre nur wieder, das, wovor du dich fürchtest, ist ja ein Reh, das uns gewiß nichts zuleide tut, es nährt sich ja nur von Pflanzen, und gehört zu den vierfüßigen Tieren, wie du zu den Vögeln, sei also ruhig und mache dir keine Sorgen, denn Sorgen machen den Körper mager.« Das Reh hatte inzwischen den Schatten des Baumes gesucht, wo der Pfau und die Ente sich aufhielten, und als es sie sah, grüßte es sie und sagte: »Ich habe in meinem Leben keine fruchtbarere Insel gesehen, die so reiche Weide hat, als diese; wie angenehm ist es hier zu wohnen, ich wünschte sehr, euch Gesellschaft leisten zu dürfen.« Die Ente und der Pfau näherten sich ihm freundlich, grüßten es und sagten, sie haben sich schon lange nach einer so lieblichen Gesellschaft gesehnt; sie schlossen bald ein Freundschaftsbündnis und schwuren sich Treue, und aßen und tranken und wohnten vergnügt beisammen, bis eines Tages ein Schiff an der Insel vorbeikam, das auf dem Meer herumirrte. Die Schiffleute wählten diese Insel als Ankerplatz, stiegen ans Land und liefen auf der Insel umher. Als sie den Baum sahen, unter welchem das Reh, der Pfau und die Ente versammelt waren, liefen sie darauf zu; aber der Pfau entfloh schnell auf den Baum, das Reh suchte das Weite, nur die Ente, die bald vorwärts, bald rückwärts ging, wurde gefangen und trotz aller ihrer Vorsicht gegen die Bestimmung aufs Schiff geschleppt und geschlachtet. Als der Pfau sah, was der Ente geschehen, wollte er diese Insel verlassen, denn er rief aus: »Ich sehe überall nur Unheil; wie schön hätte ich in Freundschaft mit dieser Ente gelebt, wenn nicht das Schiff dazwischen gekommen wäre!« Er flog dann umher, bis er wieder das flüchtige Reh traf; dies wünschte ihm Glück zu seinem Entkommen und erkundigte sich nach der Ente. »Meine treue Freundin«, sagte der Pfau, »ist gefangen worden, darum verlasse ich auch diese Insel, die mir wegen des Unglücks der Ente verhaßt geworden.« Er weinte dann eine Weile und sprach folgenden Vers: