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Tausend Und Eine Nacht

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Abd Assamd nahm dann ein Rohr, legte einige Täfelchen rotes Karneol darauf, holte einen Weihrauchkessel, legte Kohlen darauf und zündete durch ein einziges Blasen Feuer an. Hierauf legte er den Weihrauch zurecht und sagte zu Djaudar: »Ich werde jetzt meine Beschwörungen beginnen und darf dann nicht mehr sprechen, sonst werden sie ganz nutzlos, darum will ich, ehe ich den Weihrauch auf die Pfanne tue, dir sagen, was du tun mußt, um zum Ziel zu gelangen. Wisse, daß durch meine Beschwörungen dieser Fluß austrocknen wird, du wirst ein goldenes Tor sehen, so groß wie ein Stadttor, mit zwei Ringen von Edelsteinen; klopfe leise am Tor und warte ein wenig, klopfe dann etwas stärker und warte wieder, dann klopfe zum dritten Mal. Eine Stimme wird fragen: Wer klopft an dem Tor des Schatzes, ohne zu verstehen, wie man Geheimnisse löst? Antworte darauf: Ich bin Djaudar, der Sohn Omars. Es wird dann ein Mann, mit einem Schwert in der Hand, zu dir herauskommen und dir sagen: Wenn du Djaudar bist, so gib deinen Hals her, daß ich dir den Kopf abschneide; strecke ihm nur den Hals hin, fürchte nichts, denn sobald er dich schlagen will, fällt er leblos hin und du empfindest nicht den mindesten Schmerz; widersetzest du dich aber, so tötet er dich. Du gehst dann weiter bis zu einem anderen Tor, klopfe daran, es wird ein Reiter herauskommen mit einer Lanze und dich fragen: wer hat dich hierhergebracht an einem Ort, den niemand betreten soll? Bei diesen Worten wird er die Lanze über dich schwingen; öffne ihm nur die Brust, denn sobald er dich schlägt, fällt er tot vor dir hin; tust du es nicht, so bringt er dich um.

»Du kommst dann«, fuhr Abd Assamd fort, »an eine dritte Tür; klopfe wieder, es wird ein Mann herauskommen mit einem Bogen in der Hand und wird einen Pfeil gegen dich schießen, öffne nur deine Brust, er sinkt leblos zu deinen Füßen. Dann trete vor das vierte Tor und klopfe, es wird ein reißendes Tier auf dich zukommen von ungeheurer Gestalt, um dich zu fressen; fürchte dich nicht, wenn es den Rachen aufsperrt, und entfliehe nicht, sondern strecke ihm deine Hand hin, denn sobald es dich beißen will, fällt es zu Boden und du bleibst unverletzt. Geh dann zur fünften Türe, da wird ein schwarzer Sklave herauskommen und dich fragen, wer bist du? Antworte: Ich bin der Fischer Djaudar, der Sohn Omars. Er wird dir sagen: So komme zur sechsten Türe. Du gehst hin und rufest: »O Jesus, bitte Moses, daß er mir die Tür öffne! Die Türe wird sich öffnen und du wirst zwei Schlangen sehen, eine zur Rechten und eine zur Linken, die mit aufgesperrtem Rachen auf dich losrennen, strecke ihnen nur deine Hände hin, jede wird eine Hand beißen wollen und nur, wenn du dich fürchtest, werden sie dich töten. Dann klopfe an der siebenten Tür, da wird deine Mutter dir entgegenkommen und dir sagen: »Willkommen, mein Sohn, tritt näher, daß ich dich grüße! Sage ihr aber: Bleibe fern von mir und entkleide dich! Deine Mutter wird sagen. Mein Sohn, ich habe dich ja gesäugt und erzogen, wie soll ich mich vor dir entkleiden? Antworte ihr: Wenn du dich nicht entkleidest, so bringe ich dich um; nimm bei diesen Worten das Schwert, das zu deiner Rechten an einer Schnur hängen wird, und schwinge es drohend über sie, und laß dich ja nicht durch Bitten und Tränen erweichen, bis sie sich entkleidet, dann wird sie sogleich vor deinem Augen niederstürzen. Wird auf diese Weise aller Zauber gelöst, so hast du nichts mehr zu befürchten, du wirst dann eine Schatzkammer mit Goldhaufen sehen, kehre dich nicht daran, sondern hebe am obern Ende der Schatzkammer einen Vorhang auf, da siehst du den Zauberer Schamardal auf einem goldenen Thron sitzen und auf seinem Haupt glänzt etwas wie der Mond, das ist die Himmelskugel; auch ist er mit einem Schwert umgürtet, hat ein Schächtelchen am Hals hängen und einen goldenen Siegelring am Finger, nimm diese vier Dinge und bringe sie mir, hüte dich aber, etwas zu vergessen von dem, was ich dir gesagt und sei furchtlos, sonst wirst du es bereuen.« Er wiederholte ihm dann alles mehrere Male. Djaudar sagte: »Ich habe mir alles wohl gemerkt, aber wer kann diesen Talismanen entgegentreten und so schreckliche Dinge ertragen?« Abd Assamd versetzte aber: »Fürchte dich nicht, es sind leblose Körper«, und er sprach ihm solange zu, bis er ausrief: »Nun, ich setze mein Vertrauen auf Gott.« Abd Assamd warf dann den Weihrauch auf die Pfanne und rezitierte einige Zauberformeln, der Fluß trocknete aus und Djaudar klopfte an den verschiedenen Türen und überstieg alle Hindernisse, bis ihm seine Mutter begegnete und ihn beschwor, sie nicht zu zwingen, sich zu entkleiden. Als er ihr mit dem Schwert drohte, zog sie sich zur Hälfte aus und sagte: »O mein Sohn, es ist eine Sünde, mich ganz vor dir zu entblößen, sei nicht so hart, fordere dies nicht von deiner Mutter, laß dich erweichen!« Djaudar sagte: »Das ist wahr, du hast recht, du brauchst dich nicht weiter zu entkleiden.« Kaum hatte er das gesagt, schrie sie: »Er hat gefehlt, prügelt ihn!« Da kamen schwarze Sklaven herbei, prügelten ihn, daß er in seinem Leben daran zu denken hatte, warfen ihn zur Tür hinaus und schlossen sie wieder. Abd Assamd nahm ihn zu sich und das Wasser kehrte, wie zuvor, in den Fluß zurück.

Abd Assamd brachte Djaudar durch Beschwörungen wieder zum Bewußtsein zurück, dann fragte er ihn, was er gemacht? Djaudar sagte: »Ich hatte alle Hindernisse besiegt, bis meine Mutter kam, mit der ich lange stritt, und die ich nötigte, sich bis auf ihre Beinkleider zu entkleiden; dann bat sie mich aber so sehr, sie nicht zu beschämen, daß ich nachgab und sie nicht ganz nackt sehen wollte. Darauf schrie sie: Er hat gefehlt. Da kamen Leute, ich weiß nicht woher, und schlugen mich und stießen mich zur Tür hinaus; was nachher geschah, weiß ich nicht.« Abd Assamd sagte: »Habe ich dich nicht gewarnt, ja nichts zu unterlassen von allem, was ich dir angegeben? Hättest du sie gezwungen, sich völlig zu entkleiden, so wären wir jetzt am Ziele. Du hast mir und dir selbst geschadet. Nun mußt du bis aufs nächste Jahr um diesen Tag bei mir bleiben.« Er ließ hierauf die Sklaven das Zelt zerstören und die zwei Maulesel bringen, und kehrte mit Djaudar nach der Stadt Fez zurück, wo sie ein ganzes Jahr verweilten, in welchem Djaudar gut aß und gut trank und jeden Tag ein neues Kleid anzog.

Nach einem Jahr ritten sie wieder zusammen an den Fluß, die Sklaven schlugen ein Zelt auf und Abd Assamd machte Rauchwerk, schärfte Djaudar wieder alles ein, wie das vorige Jahr und sagte ihm: »Die Frau, die sich entkleiden soll, ist nicht deine wirkliche Mutter, es ist nur ein Talisman, der dich irre führen will, und fehlst du diesmal wieder, so kommst du nicht lebendig davon.« Djaudar sagte: »Ich werde deine Ermahnung so wenig vergessen, als die erhaltenen Prügel, wenn ich diesmal fehle, so mag man mich verbrennen.« Er ging hierauf über den wieder ausgetrockneten Fluß, klopfte an den verschiedenen Türen und besiegte alle Hindernisse, bis seine Mutter wieder kam und ihn bewillkommte; er sagte aber: »Entkleide dich, Verruchte! wieso bin ich dein Sohn?« Sie entkleidete sich zur Hälfte und bat wieder um Schonung, aber sich seiner Tracht Prügel erinnernd, unterdrückte er jedes Mitleid und drohte ihr solange, bis sie sich ganz zu entkleiden anfing, worauf sie leblos hinfiel. Djaudar trat dann in die Schatzkammer und kehrte sich nicht an den Haufen Gold, der dalag, sondern ging in das Nebengemach zum Zauberer Schamardal, nahm ihm die Himmelskugel, das Schwert, das Schächtelchen und den Ring, und ging damit heraus zu Abd Assamd. Auf den ganzen Weg vernahm er Musik und die Diener des Schatzes riefen ihm zu: Möge das, was du erlangt hast, dir Glück bringen! Abd Assamd ließ von seinen Beräucherungen und Beschwörungen ab, umarmte Djaudar und befahl den Dienern, das Zelt zu zerstören und die Maulesel zu bringen, und ritt mit Djaudar wieder nach Fez. In Fez angelangt, sagte Abd Assamd, nachdem sie zusammen sich an Speisen, die aus dem Quersack geholt wurden, gesättigt hatten, zu Djaudar: »Du hast meinetwillen deine Heimat verlassen und mich an das Ziel meiner Wünsche gebracht, nun fordere von mir, was du willst.« Djaudar sagte: »Ich möchte gern deinen Quersack haben.« Abd Assamd gab ihm den Quersack mit den Worten: »Dieser Sack wird allerdings dir deine Nahrung gewähren, so oft du einen heiligen Namen nennst, mit der Hand hingreifst und sagst: Diener des Quersackes, bringe mir diese oder jene Speise! Doch ich habe dir versprochen, dich vollkommen glücklich in deiner Heimat zu machen, darum sollst du noch einen anderen Sack mit Gold und Edelsteinen gefüllt haben; werde Kaufmann und handle damit!« Er ließ hierauf einen Sklaven mit einem Maulesel kommen, der einen Quersack voll Gold und Edelsteine trug, und sagte zu Djaudar: »Besteige diesen Maulesel! der Sklave, der den Weg kennt, wird vor dir hergehen bis an die Tür deines Hauses, dann nimmst du die zwei Säcke und er wird mir den Maulesel zurückbringen. Teile aber ja niemanden dein Geheimnis mit, ich vertraue dir meine Ehre an!« Djaudar dankte ihm und ritt hinter dem Sklaven her.

Nachdem Djaudar einen Tag und eine Nacht lang hinter dem Sklaven geritten war, befand er sich an dem Siegestor von Kahirah, da saß seine Mutter und bettelte. Sobald er sie erblickte sprang er vom Maulesel herunter und umarmte sie, dann setzte er sie auf den Maulesel und ging neben ihr her bis zu ihrer Wohnung; hier hob er sie herunter und entließ den Diener und den Maulesel, welche Geister waren und zu ihrem Herrn zurückkehrten. Djaudar fragte dann seine Mutter: »Wie kommt es, daß du betteln mußtest, wo sind denn die zwölfhundert Dinare hingekommen, die ich dir vor meiner Abreise gegeben?« – »Deine Brüder haben mir sie weggenommen und gesagt, sie wollten damit etwas verdienen, sie haben aber das Geld verschwendet und mich aus dem Hause gejagt, so daß ich vor Hunger betteln mußte.« – »Betrübe dich nun nicht mehr, ich habe viel Glück gehabt, hier ist ein Sack voll mit Gold.« – »Du hast Glück, Gott sei dir ferner gnädig! Doch geh schnell und hole Brot, denn ich habe gestern nicht zu Nacht gegessen und bin sehr hungrig.« – »Sogleich, meine Mutter, sollst du haben, was du verlangst; sag mir nur was du gern essen willst, ich brauche nichts zu kaufen und bedarf auch keines Kochs.« – »Mein Sohn, ich sehe doch nicht, daß du etwas bei dir hast.« – »Aus diesem Quersack kann ich allerlei Speisen holen.« »Mir ist alles recht, man begnügt sich mit allem, wenn man nichts Anderes haben kann.« – »Wenn sich aber allerlei vorfindet, so wählt man, was man gerne ist, drum sage mir, was du gerne wünschest.« – »Frisches Brot und ein Stückchen Käse.« – »Das ist zu gering für dich.« – »Nun, Brot und Bohnen.« – »Auch das ist nicht vornehm genug.« – »Nun, da du doch meinen Rang kennst, so sage du, was mir ziemt.« – »Dir ziemen gebratene Hühner, Reis mit Pfeffer, Honig, farcierte Rippen und süße Mehlspeise.« – »Spottest du meiner? träumst du oder bist du verrückt? Woher sollen alle diese kostbaren Gerichte kommen? wer kann die zubereiten?« – »Bei meinem Leben, du sollst sogleich alle Speisen haben, die ich dir genannt.«

 

Djaudar nahm hierauf den leeren Sack, streckte die Hand hinein und holte alle Speisen hervor, die er genannt hatte. Seine Mutter wunderte sich und sagte: »Der Sack war doch ganz leer?« Djaudar sagte ihr, er habe diesen Sack von Abd Assamd und ein Geist sei ihm dienstbar, der alle Speisen herbeischaffen müsse. Sie stellte dann selbst einen Versuch an und forderte eine farcierte Rippe, die sie sogleich im Sack fand. Als sie gegessen hatte, sagte ihr Djaudar: »Tu das übrige in andere Schüsseln, lege die leeren Schüsseln wieder in den Sack, bewahre ihn auf und entdecke niemanden das Geheimnis.« Während sie so beisammen saßen, traten Salem und Selim herein, welche die Ankunft ihres Bruders mit einem Sklaven auf einem Maulesel, in einem Aufzuge, der seinesgleichen nicht findet, vernommen hatten. Sie bereuten es jetzt, ihre Mutter so mißhandelt zu haben, und fürchteten, sie möchte es Djaudar erzählen; doch wagten sie es, zu ihm zu gehen, weil sie wußten, daß, wenn sie sich entschuldigten, er so großmütig sein werde, ihnen zu verzeihen. Djaudar hieß sie sitzen, bewillkommte sie und ließ sie essen, bis sie satt waren.

Als sie genug gegessen hatten, wollten sie das übrige für das Nachtessen aufbewahren, aber Djaudar sagte ihnen: »Teilet es den Armen aus, ich will für heute Abend noch mehr als dieses herbeischaffen.« Sie nahmen nun die übriggebliebenen Speisen mit und gaben davon jedem Armen, der ihnen begegnete, bis sie nichts mehr hatten; dann brachten sie die leeren Schüsseln ihrer Mutter, die sie auf Djaudar Befehl wieder in den Sack steckte. Des Abends holte Djaudar wieder vierzig Speisen heraus und hieß seine Mutter den Tisch decken; ebenso am folgenden Morgen zum Frühstück und so zehn Tage lang. Am elften Tage sagte Salem zu Selim: »Wie ist unser Bruder auf einmal so reich geworden, daß er dreimal täglich wie ein Sultan speist und das übrige austeilt?« Selim sagte: »Frage eher noch, woher diese Speisen kommen, da er doch nie etwas einkauft, auch nie ein Feuer bei ihm brennt.« Salem versetzte: »Es ist wahrlich zum Erstaunen, wir müssen nun irgend eine List gebrauchen, um durch unsere Mutter zu erfahren, wie es damit zugeht.« Sie begaben sich hierauf, in ihres Bruders Abwesenheit, zu ihrer Mutter und sagten, sie wären hungrig. Die Mutter ging in das Nebenzimmer und holte die warme Schüssel heraus. Da sagten sie: »O Mutter! diese Schüssel ist warm und du hast doch gar kein Feuer im Hause.« Sie antwortete: »Ich habe sie aus dem Quersack geholt.« – »Aus welchem Sack?« – »Aus dem, welchem ein Geist dienstbar ist und den ein Zauberer aus dem Abendlande eurem Bruder geschenkt hat; saget aber niemanden etwas davon.« – »Wir wollen es geheim halten, aber zeige es uns doch einmal, wie das zugeht.« Als sie ihnen den Sack gezeigt hatte, sagte Salem zu Selim: »Wie lange sollen wir noch bei Djaudar uns wie Diener behandeln lassen und von Almosen leben? Wir wollen List gegen ihn gebrauchen und den Sack in unsere Gewalt bringen.« Selim fragte: »Wie willst du dies anfangen?« – »Wir verkaufen ihn als Matrosen.« – »Wie können wir dies?« – »Du sollst es diesen Abend schon sehen, wir gehen zusammen zum Kapitän des roten Meers und laden ihn zu uns ein, er wird uns glauben, was wir ihm über Djaudar sagen.« Als sie so beschlossen hatten, ihren Bruder zu verkaufen, gingen sie zum Kapitän und Salem sagte ihm: »Herr! wir beide sind Brüder und haben noch einen dritten Bruder, der ein sehr verworfener Mensch ist, an dem gar nichts Gutes. Als unser Vater starb und uns Vermögen hinterließ, teilten wir es untereinander, aber unser Bruder hatte bald seinen Anteil in sündhafter Weise verschwendet; er klagte uns dann an, wir hätten ihm zu wenig gegeben und führte so lang Prozesse gegen uns, bis wir auch arm wurden; es wäre uns daher sehr lieb, wenn du ihn uns abkaufen wolltest.« Da sagte der Präfekt: »Wenn ihr durch irgend eine List mir ihn hierherschaffen könnt, so schicke ich ihn gleich auf die See.« – »Wir können ihn nicht hierherbringen«, erwiderte Salem; »doch sei du unser Gast und bringe nur zwei Männer mit dir; wenn unser Bruder dann schläft, so fallen wir alle über ihn her und knebeln ihn und führen ihn unter dem Schutz der Nacht aus der Stadt.« Der Präfekt sagte: »Gut, wollt ihr ihn für vierzig Dinare verkaufen?« – »Recht gern«, antwortete Salem, und er bezeichnete ihm einen Platz, wo er nach dem Nachtgebet sich einfinden sollte. Die beiden Brüder gingen hierauf wieder zu Djaudar und Salem küßte ihm die Hand. Djaudar fragte: »Was hast du, mein Bruder?« Salem antwortete: »Wisse, wir haben einen Freund, der uns oft schon eingeladen und uns tausend andere Gefälligkeiten erwiesen hat; als ich heute ihn sah und grüßte, lud er mich wieder ein; ich sagte ihm aber, ich könne meinen Bruder nicht allein lassen. Da sagte er: Bringe ihn mit dir. Ich erwiderte: Das wird er nicht wollen, sei du lieber mit deinen Freunden – es saßen deren einige bei ihm – unser Gast. Ich sagte dies, weil ich nicht glaubte, daß er meine Einladung annehmen würde, nun nahm er sie aber an und bat mich, ihn am Tor der kleinen Moschee zu erwarten; ich komme daher ganz beschämt zu dir und frage, ob du unser Herz stärken und sie als deine Gäste aufnehmen wirst, oder wenn du sie nicht in dein Haus nehmen willst, sie doch bei einem unserer Nachbarn bewirten läßt?«

Djaudar sagte: »Warum soll ich sie zu den Nachbarn schicken? Ist etwa unser Haus zu eng oder haben wir nicht für sie zu essen? Schäme dich, mich nur über so etwas zu fragen. Haben wir nicht die besten Speisen und Süßigkeiten und so viel, daß immer noch übrig bleibt? Du kannst Leute bringen, so viel du willst, und wenn ich nicht zu Hause bin, so wird meine Mutter dir Speisen in Masse bringen; geh also und hole deine Gäste. Gottes Segen mag über uns kommen!« Salem küßte ihm die Hand und ging an das Tor der kleinen Moschee, wo nach dem Nachtgebet der Kapitän mit seinem Leuten sich einfand, und führte sie in Djaudars Haus. Djaudar stand auf, bewillkommte sie, hieß sie sitzen und ahnte nicht, was sie im Herzen gegen ihn verbargen. Er bat dann seine Mutter, das Nachtessen zu bringen, und sie holte vierzig Speisen, die ihr Djaudar nacheinander angab. Der Kapitän und seine Leute aßen nun, bis sie satt waren, und glaubten, das alles käme von Salem. Als der dritte Teil der Nacht vorüber war und sie auch süße Speisen gegessen hatten, legten sie sich schlafen. Sobald aber Djaudar einschlief, fielen sie über ihn her, und ehe er erwachte, stopften sie ihm den Mund zu und führten ihn zur Stadt hinaus nach Suez, wo er ein ganzes Jahr lang mit Fesseln an den Füßen, wie ein Sklave, die gemeinsten Arbeiten verrichten mußte. – Das ist, was Djaudar betrifft; seine Brüder aber gingen am folgenden Morgen zu ihrer Mutter und fragten sie, ob Djaudar noch nicht wache? – »Wecket ihn auf!« – »Wo schläft er denn?« – »Bei den Gästen.« – »Nun, so ist er wahrscheinlich mit den Gästen fortgegangen, um neue Schätze zu entdecken, denn er findet Geschmack an der Fremde, und ich habe gehört, wie die Gäste, welche Abendländer waren, ihm zuredeten, mit ihnen zu gehen.« – »Ist er denn mit Abendländern zusammengekommen?« – »Waren denn nicht solche unsere Gäste.« – »Nun, so wird er mit ihnen gegangen sein, Gott lenke ihn, er wird gewiß mit vielem Segen zurückkehren;« doch fiel es ihr so schwer, von ihm getrennt zu leben, daß sie weinte. – »Du Verruchte, so sehr liebst du Djaudar, wenn wir aber noch solange abwesend bleiben, betrübst du dich nicht, und wenn wir bei dir sind, freust du dich nicht; sind wir nicht ebenso gut deine Kinder, als Djaudar?« – »Ihr seid auch meine Kinder, doch ihr habt mir nie Gutes erwiesen, von dem Tag an, wo euer Vater gestorben; Djaudar aber hat mich stets verehrt und gestärkt, er verdient, daß ich um ihn weine, denn ich sowohl, als ihr, haben ihm viel zu verdanken.« – Die beiden Brüder schmähten und schlugen ihre Mutter und gingen hierauf in das Kabinett, um den Quersack zu suchen; da stolperten sie über den anderen Quersack, der mit Gold und Edelsteinen gefüllt war und sagten: »O Verruchte! hier ist das Geld unseres Vaters.« – »Nein, bei Gott! es gehört eurem Bruder Djaudar, der es aus dem Westen gebracht.« – »Nein, es ist das Vermögen unseres Vater, das wir jetzt nehmen und unter uns teilen.« Als die Teilung des Geldes vorüber war und sie miteinander über den Besitz des anderen Quersacks stritten, sagte ihre Mutter: »O meine Söhne! ihr habt den Sack mit Gold und Edelsteinen unter euch geteilt, diesen Sack könnt ihr nicht teilen, sonst ist er nichts mehr wert; laßt mir ihn also, ich will euch zu jeder Zeit die Speisen herausholen die ihr verlangt, und wollt ihr mich von eurem Geld kleiden, so bin ich zufrieden und wir können ruhig beisammen leben; wie leicht kann euer Bruder zurückkommen und euch zu schanden machen.« Sie zankten aber die ganze Nacht fort, bis ein Kawas des Königs, der in einem der benachbarten Häuser zu Gast war, an einem Fenster, das in die Wohnung Djaudar ging, alles hörte. Der Kawas berichtete am folgenden Morgen dem König, Schems Addaulat, alles, was er gehört hatte; der König schickte sogleich nach Djaudars Brüdern und ließ sie foltern, bis sie alles eingestanden; dann ließ er ihnen beide Quersäcke wegnehmen und sie einsperren, ihrer Mutter aber ließ er jeden Tag aus seinem Schloß bringen, was sie bedurfte.

Djaudar machte, nachdem er ein ganzes Jahr in Suez zugebracht hatte, eine Seereise; da erhob sich ein mächtiger Sturmwind, der das Schiff in Klippen stieß, die es zerschmetterten. Alle, die auf dem Schiff waren, ertranken, nur Djaudar rettete sich ans Land.

Da kam er zu einem arabischen Stamm und erzählte dem Obersten desselben, was ihm widerfahren. Bei diesen Arabern befand sich aber ein Kaufmann aus Djiddah, der ihn bemitleidete. Er sagte zu Djaudar: »Bleibe bei mir als Gehilfe und reise mit mir nach Djiddah.« Djaudar willigte ein und wurde von dem Kaufmann sehr würdig behandelt. Von Djiddah pilgerte der Kaufmann mit ihm nach Mekka.

Auf einmal, als Djaudar den Kreis um den Tempel machte, begegnete er seinem alten Freund Abd Assamd. Sobald dieser Djaudar sah, grüßte er ihn und fragte ihn, wie es ihm gehe? und als er von seinem Unglück hörte, nahm er ihn mit in seine Wohnung, schenkte ihm ein unbeschreiblich schönes Kleid und sagte, nachdem er seine Geomancie zu Rat gezogen: »Die Zeit deines Unglücks ist zu Ende, deine Brüder sind längst in Ägypten eingesperrt, dir wird es aber gut gehen: bleibe nur bei mir, bis du die Pflichten der Pilgerfahrt vollbracht hast.«

Djaudar erwiderte dem Abd Assamd: »Ich will nur zu meinem Herrn gehen, bei dem ich diene, dann kehre ich wieder.« Abd Assamd fragte: »Bist du etwas schuldig?« – »Nein«, antwortete Djaudar. »Nun«, sagte Abd Assamd, »so geh und verabschiede dich bei ihm, denn da du sein Brot gegessen, so hat er ein Recht, dies von dir zu verlangen.« Er ging zum Kaufmann und sagte ihm, er habe einen Freund getroffen, bei dem er bleiben wolle. Der Kaufmann sagte: »Wenn dein Freund mein Gast sein will, so bringe ihn mir her!« Djaudar erwiderte: »Er ist ein wohlhabender Mann, hat viele Diener und bedarf keiner Einladung.« Da gab ihm der Kaufmann für die Dienste, die er ihm geleistet, zwanzig Dinare. Djaudar nahm Abschied von ihm, ging mit dem Geld fort und schenkte es unterwegs einem Armen; dann kehrte er wieder zu Abd Assamd zurück und blieb bei ihm, bis alle Feierlichkeiten der Pilgerfahrt vorüber waren. Nun gab ihm Abd Assamd den Ring, den er unter den Schätzen Schamardals gefunden, und sagte ihm: »Dieser Ring führt dich an dein Ziel, ihm gehorcht ein Diener, welcher der zerschmetternde Donner heißt, er erscheint, sobald du den Ring reibst und du kannst ihm befehlen, was du willst.« Abd Assamd rieb hierauf den Ring in Djaudars Gegenwart; da erschien sogleich ein Diener, welcher sagte: »Was wünschest du, mein Herr? Wenn du willst, so verwüste ich Städte oder mache sie blühend, ich bringe Könige um und schlage ganze Armeen.« Abd Assamd antwortete: »Höre Donner! dieser Mann ist nun dein Herr, gehorche ihm!« Er sagte dann zu Djaudar: »Bewahre diesen Ring wohl, denn du kannst durch ihn alle deine Feinde überlisten, unterschätze dessen Wert nicht.« Djaudar sagte: »Mit deiner Erlaubnis möchte ich in meine Heimat zurückreisen.« Abd Assamd erwiderte: »Reibe nur den Ring, sobald du ihn reibst, wird der Diener erscheinen, der dich, wen du es forderst, heute noch nach Ägypten bringt.« Djaudar nahm hierauf Abschied von Abd Assamd, rieb den Ring, und als ihm der Diener erschien, sagte er: »Bringe mich heute nach Kahirah.« Der Diener sagte: »Es sei dir gewährt,« nahm ihn auf den Rücken, flog mit ihm von Mittags bis Mitternacht, ließ ihn im Hof seines Hauses herunter und verschwand wieder. Als Djaudar zu seiner Mutter kam, erzählte sie ihm weinend, wie seine zwei Brüder sie behandelt haben und wie sie die beiden Quersäcke verloren.

 

Djaudar, den das Schicksal seiner Brüder betrübte, sagte seiner Mutter: »Betrübe dich nicht über die Vergangenheit, ich will dir gleich zeigen, was ich vermag und wie ich meine Brüder hierherbringe.« Er rieb den Siegelring, der Diener erschien und sagte: »Was verlangt mein Herr?« Djaudar antwortete. »Ich befehle dir, meine Brüder aus dem königlichen Gefängnis hierher zu holen.« Der Diener versank. in der Erde und stieg mitten im Gefängnis wieder herauf, in einem Augenblick, wo gerade Salem und Selim vor harter Bedrängnis sich den Tod wünschten. Sie fielen in Ohnmacht, als der Diener mit ihnen in die Erde hinunterstieg, und als sie wieder zu sich kamen, befanden sie sich in ihrem Haus, wo Djaudar bei seiner Mutter saß. Sobald Djaudar sie erblickte, grüßte und bemitleidete er sie, sie aber weinten und schlugen das Gesicht nieder. Djaudar sagte ihnen: »Weinet nicht, Satan hat euch durch Habgier dahin gebracht, daß ihr mich verkauft habt, doch haben Jakobs Söhne ihrem Bruder Joseph noch weit mehr Unrecht getan, als ihr mir, denn sie haben ihn in eine Grube geworfen, ich verzeihe euch; bekehret euch nur und betet zu Gott, daß er euch verzeihe: er ist der Vergebende, der Barmherzige.« Er heiß seine Brüder nochmals willkommen und redete ihnen so sehr ans Herz, bis es ihnen leichter wurde; dann erzählte er ihnen, was er in Suez und auf der Reise gelitten, bis er Abd Assamd traf, der ihm den Ring geschenkt. Da riefen sie: »Verzeihe uns diesmal noch, o Bruder! begehen wir aber noch einmal ein Unrecht gegen dich, so tu uns, was du willst.« Djaudar sagte: »Fürchtet nichts, doch erzählt mir, wie der König gegen euch verfahren.« Sie sagten: »Er hat uns eingeschüchtert, prügeln lassen und hat uns die beiden Quersäcke genommen.« Djaudar sagte: »Er wird schon aufmerken.« Er rieb hierauf den Ring, der Diener erschien, und Salem und Selim fürchteten sich sehr, weil sie glaubten, Djaudar werde ihm Befehl erteilen, sie umzubringen; sie umfaßten ihre Mutter und sagten: »Wir begehen uns unter deinen Schutz, bitte für uns.« Djaudar aber sagte: »Fürchtet euch nicht, meine Brüder!« Dann wendete er sich zum Diener und befahl ihm, alles, was in den Schatzkammern des Königs sei, zu bringen, besonders die beiden Quersäcke, die er von seinen Brüdern genommen. Der Diener flog sogleich ins Schloß, packte alles zusammen, was in den Schatzkammern des Königs war, und legte es vor Djaudar nieder. Dieser gab seiner Mutter den Quersack mit Edelsteinen aufzubewahren und legte den, welchem ein Geist untergeordnet war, vor sich nieder; dann sagte er dem Diener: »Baue mir diese Nacht ein hohes Schloß, streiche es mit Goldfarbe an und legte kostbare Divane hinein; du mußt aber, ehe der Tag anbricht, damit zu Ende sein.« Er holte dann Speisen aus dem Sack, belustigte sich mit seinen Brüdern und schlief ein. Der Diener versammelte seine Genossen und befahl ihnen, ein Schloß zu bauen. Der eine mußte Steine hauen, der andere bauen, der dritte anstreichen, der vierte malen, der fünfte Divane herrichten, und ehe der Tag anbrach, war das Schloß vollendet. Der Diener kam, um es Djaudar zu melden, und ihn zu bitten, es anzusehen; Djaudar ging mit seiner Mutter und seinen Brüdern, und sah ein Schloß, desgleichen nirgends zu finden ist, und dessen Malereien sie in Erstaunen versetzten. Es befand sich auf offener Straße und er hatte nichts dafür ausgegeben. Er bat seine Mutter, hineinzuziehen und es zu bewohnen. Er rieb dann den Ring wieder, und als der Diener erschien, sagte er ihm: »Bringe mir vierzig weiße Sklavinnen und vierzig schwarze, vierzig Mamelucken und vierzig schwarze Sklaven.« Der Diener schickte seine Genossen nach Indien, Sind und Persien, und sie brachten die hübschesten Sklaven und Sklavinnen und stellten sie Djaudar vor.

Djaudar befahl dann dem Diener, jedem ein kostbares Kleid zu bringen, und als dies geschehen war, ließ er auch Kleider für sich, seine Mutter und Brüder bringen. Er stellte die Sklavinnen, als sie angekleidet waren, seiner Mutter vor und sagte ihnen: »Das ist eure Herrin, küsset ihr die Hand und befolget alle ihre Befehle.« Die Mamelucken aber küßten Djaudar die Hand, er glich einem Sultan und seine Brüder umgaben ihn wie Veziere und ein jeder von ihnen bewohnte mit seinen Sklaven und Sklavinnen einen Flügel des sehr geräumigen Schlosses. Das ist‘s, was Djaudar mit den Seinigen angeht. Der Schatzmeister des Königs aber, der am folgenden Morgen etwas aus der Schatzkammer holen wollte, fand sie ganz leer und schrie jämmerlich und fiel in Ohnmacht. Als er wieder zu sich kam, begab er sich zum König Schems Addaulat, und fragte ihm: »O Fürst der Gläubigen, deine Schatzkammer ist diese Nacht ausgeplündert worden.« Der König sagte: »Was hast du mit den Schätzen getan, die ich gesammelt?« – »Bei Gott! ich weiß nicht, die Schatzkammer war gestern noch voll, und als ich heute hineinkam, war sie leer und doch waren alle Türen verschlossen, es war nirgends ein Einbruch zu sehen, kein Schloß war zerbrochen, ich weiß nicht, wie sie geleert worden.« – »Sind auch die beiden Quersäcke weggekommen?« – »Auch diese sind nicht mehr da.« Der König verlor ganz den Verstand und sagte außer sich zum Schatzmeister: »Geh vor mir her in die Schatzkammer!« Als der König selbst in die Schatzkammer trat und sie ganz leer fand, geriet er in heftigen Zorn und sagte: »Wer wagt es, meinen Schatz zu berühren und meiner Macht zu trotzen?« Er versammelte nun seine Räte und die Anführer der Armeen und sagte ihnen: »Wisset, daß verflossene Nacht alle meine Schätze ausgeplündert worden sind; wer wagte es wohl, ein solches Verbrechen zu begehen?« Da trat der Kawas, welcher den früheren Streit zwischen Salem und Selim mit angehört hatte, hervor und sagte: »O König! wisse, ich habe diese Nacht so wunderbare Dinge gesehen, daß ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte.« – »Was hast du gesehen?« fragte der König. – »Ich habe die ganze Nacht bauen hören«, erwiderte der Kawas, »und als der Morgen anbrach, sah ich ein vollendetes Schloß; ich fragte, wem es gehöre? und vernahm, es gehöre Djaudar, dem Sohn Omars, der mit vielen Schätzen, Mamelucken und Sklaven von seiner Reise zurückgekehrt ist; er hat auch seine Brüder aus dem Gefängnis befreit und lebt in seinem Schloß wie ein Sultan.« Der König sagte: »Seht einmal im Gefängnis nach, ob Salem und Selim wirklich entkommen sind.« Man öffnete die Türe des Gefängnisses, und fand weder Selim noch Salem. Da sagte der König: »Gewiß hat derjenige, welcher Selim und Salem befreit, auch meine Schätze gestohlen, und beides kann kein anderer getan haben, als ihr Bruder Djaudar.«